Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Autor: | Pr. |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 56 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Ueber eine Anlage für Metall-Warmpresserei berichtet
Dr.-Ing. Franz Adler in der Zeitschrift des Vereins
deutscher Ingenieure vom 30. August 1913. Die dem Kabelwerk
Oberspree angegliederte Anlage ist einheitlich nach modernen Grundsätzen
durchgebildet und bietet sowohl in fabrikationstechnischer wie auch sanitärer
Beziehung viel beachtenswertes. Der genannte Aufsatz befaßt sich auch im besondern
mit der maschinellen Einrichtung des Werkes.
Die Grundlagen des Verfahrens sind wohl allgemein bekannt. Das auf Hellrotglut
erhitzte Metall in Gestalt eines Abschnittes einer Stange von geeignetem Querschnitt
wird in Gesenken in einem oder mehreren Arbeitsgängen in der gewünschten Form
ausgepreßt. Der hohen Werkzeugkosten wegen eignet sich das Verfahren naturgemäß nur
für Massenfabrikation; es besitzt dann aber auch gegenüber dem
Gießereiverfahren sehr wesentliche Vorzüge. Während gegossene Gegenstände
verhältnismäßig unsauber aussehen und auch im Guß mehr oder weniger ungenau
ausfallen, haben Preßteile schon ohne weiteres ein sauberes, metallisch glänzendes
Aussehen, verbunden mit hoher Genauigkeit und unbedingter Gleichmäßigkeit des
Produkts. Es ist nur für genaue Paßstellen Nacharbeit erforderlich, und hierfür
genügen ganz geringe Zugaben. Die Werkzeuge werden sehr geschont, da ja der in den
Poren eingebettete Gußsand, wie bei Gußwaren, fehlt. Durch die Komprimierung wird
das Preßmetall auch in der Qualität außerordentlich verbessert. Bei unbedingter
Homogenität ist die Feinheit des Kornes, die Festigkeit und die Dehnung, wie auch
die elektrische Leitfähigkeit bedeutend gesteigert. In überwiegendem Maße gelangt
wohl Messing zur Verarbeitung, daneben auch Kupfer, Aluminium und ähnliche weichere Metalle.
Beim Messing werden noch zwei Arten unterschieden; das etwas sprödere, weil
kupferärmere sogen. Schraubenmessing, Festigkeit 40 kg/mm2, Dehnung 30 v. H., ist das beliebtere, da es
wegen seines nicht backenden Spanes sehr gut trocken verarbeitet werden kann und
dabei auch billiger ist, als das kupferreichere und daher zähere und etwas
bildsamere Druckmessing (Festigkeit 30 kg/mm2,
Dehnung 50 v. H.), das nur naß verarbeitet werden kann. Wenn gelbe Farbe,
Hartlötbarkeit und Schmiedbarkeit in kaltem Zustande gefordert werden, muß
Druckmessing verwendet werden.
Warm gepreßte Maschinenteile und Konstruktionselemente lassen sich fast überall mit
Nutzen verwenden. Dementsprechend ist die Anzahl der Muster außerordentlich groß, um
so mehr, als man sich nicht damit begnügt, für den eigenen Bedarf zu arbeiten,
sondern auch Bestellungen für fremde Rechnung ausführt. Neben Massenteilen für den
Maschinen- und Apparatebau finden sich Schienenverbinder, Klemmösen und
Verspannungselemente für die Oberleitung von elektrischen Bahnen, sodann
Armaturteile für Rohrleitungen usw., Beschlagteile und andere mehr.
Das Messing, der meist verarbeitete Stoff, wird in der Gießerei durch
Zusammenschmelzen von Kupfer und Zink hergestellt, Sie liegt im vierten Stock eines
an der Spree errichteten 100 m langen und 20 m breiten Gebäudes. In zwei großen
Reihen sind 26 Tiegelöfen aufgestellt, die von einer gemeinsamen Mittelbühne aus
zugänglich sind. Die Heizung erfolgt durch Steinkohlenteeröl, das von einem
gemeinsamen Hochbehälter aus zugeführt und von den Brennern mit Hilfe von Druckluft
zerstäubt wird. Ein elektrischer Laufkran führt den Oefen, die mit etwa 800 kg
beschickt werden, den Einsatz zu. Beim Gießen wird der ganze Ofen durch ein
elektrisches Schaltwerk gekippt, und der Inhalt in rohrförmige Kokillen entleert.
Die sich dabei entwickelnden Dämpfe werden abgesaugt und einem hohen Schornstein
zugeführt.
Der Inhalt einer Kokille in Form eines 150 kg schweren Barrens wird dann mit andern
in selbsttätigen Oefen auf Hellrotglut erhitzt und großen hydraulischen Pressen (s.
Abb.) zugeführt. Der Preßstempel treibt das Metall unter einem Druck von 5000 bis
8000 kg/cm2 durch eine Düse mit dem gewünschten
Querschnitt zu langen Stangen aus, die dann als Schleifbügel für Straßenbahnen, als
Zierleisten usw. entweder direkt verwendet oder zur weiteren Verarbeitung im
Preßverfahren in entsprechende Abschnitte zersägt werden. Diese Sägemaschinen mit
schnell rotierenden Kreissägen von nur 1,5 mm Stärke arbeiten nahezu selbsttätig und
werden zu je drei Stück von einem minderjährigen Arbeiter bedient. Die stündliche
Arbeitsleistung beträgt bis zu 2000 Abschnitten.
Diese Abschnitte werden dann in größeren Mengen in Oefen eingefüllt, die durch ein
Gas-Luftgemisch geheizt werden und hier bis auf Kirschrotglut erhitzt. Je ein
Ofen und eine Presse sind zu einer Einheit zusammengebaut. Ein Bedienungsmann nimmt
den Abschnitt aus dem Ofen und legt ihn von der Rückseite der Presse in das Gesenk
derselben, ein anderer, auf der Vorderseite stehend, bedient die Einrückkupplung. Er
muß dazu gleichzeitig zwei Hebel betätigen, so daß es ihm nicht ohne weiteres
möglich ist, fahrlässig mit der Hand in das Getriebe zu kommen. Das Preßstück wird
von selbsttätigen Auswerfern gefaßt und ausgestoßen; ferner wird das Gesenk ständig
durch einen Preßluftstrahl gekühlt.
Verwendet werden in der Hauptsache Schraubenspindelpressen mit Reibradantrieb, die
bequem auf einen bestimmten Druck eingestellt werden können. Man versucht jedoch
neuerdings auch Kurbelpressen. Um hier bei der Zwangläufigkeit des Hubes Brüche zu
vermeiden, ist die nicht unbekannte Einrichtung getroffen, den Druck der
Kurbelstange auf den Bären unter Vermittlung eines Kolbens auf eine Oelmenge zu
übertragen, die in einen Zylinder eingeschlossen ist. Bei Ueberschreitung eines
bestimmten Druckes öffnet sich ein federbelastetes Ventil am Zylinder und läßt Oel
entweichen, so daß der Kolben eine Relativbewegung zum Zylinder ausführen kann. Beim
Rückgange wird das Oel wieder zurückgesaugt.
Textabbildung Bd. 329, S. 57
Der große Bedarf an Preßgesenken der verschiedensten Art erfordert naturgemäß eine
wohleingerichtete Werkstatt zur Anfertigung derselben. Neben den bekannteren Formen
der Werkzeugmaschinen werden noch selbsttätige, nach dem Kopierverfahren arbeitende
Gesenkfräsmaschinen verwendet, bei denen der Werkzeugschlitten durch einen
Schwinghebel gesteuert wird, der mit seinem andern, mit einem Kopierstift bewehrten
Ende über die Konturen eines Musters geführt wird. Natürlich ist nun noch in vielen
Fällen eine Nacharbeit von Hand erforderlich, und hierzu dienen eine Anzahl
sonderbar geformter Stichel und Feilen.
Als Material für die Gesenke ist ein schwach legierter Chrom-Nickelstahl besonders
geeignet, der nach dem Härten bei weichgebliebenem Kern eine glasharte Oberfläche
aufweist und sich beim Härten nur wenig verzieht.
Der nach dem Pressen verbleibende Grat wird entweder in Stanzen oder in besondern
Abgratmaschinen, die zum Teil selbsttätig arbeiten, entfernt. An einigen Preßstücken
werden noch weitere Arbeitsoperationen vorgenommen. Auch hierfür, z.B. für das
Bohren von Kopfstücken für Wasserleitungshähne, werden ganz selbsttätige Maschinen
verwendet, bei denen es nur nötig ist, die Werkstücke in ein Magazin
einzuführen.
Die vom Glühen vorhandene Oxydschicht wird durch Beizen mit Salpetersäure entfernt.
Die Ware wird in Aluminiumkörbe gefüllt und durch einen Kran in die Beizgefäße übergeführt.
Letztere haben selbstschließende Deckel, die doch noch entweichenden giftigen
nitrosen Gase werden von Aluminiumhauben abgefangen und durch Tonventilatoren in
Kondensationstürme gedrückt, woselbst sie durch fein verteiltes Wasser gebunden
wird, das dann wieder in einer Grube durch Alkalien neutralisiert wird. Der Arbeiter
ist beim Beschicken der Beizbottiche noch besonders durch eine Aluminiumwand
geschützt, in die Fenster eingelassen sind, durch welche er beobachten kann.
Die Verzinnerei ist in ähnlicher Weise hygienisch einwandfrei ausgestattet worden.
Zinn- und Säurebäder befinden sich im Innern eines mit Fenstern versehenen
Häuschens, das ständig entlüftet wird. Der Arbeiter hat während des Betriebes in dem
Häuschen nichts zu suchen, sondern kann alle Manipulationen durch außen befindliche
Handgriffe ausführen. Die zu verzinnenden Gegenstände werden durch federnde Türen
ein- und ebenso wieder herausgeführt. Die ganze Anlage hat sich in mehrjährigem
Betriebe bestens bewährt.
Rich. Müller.
–––––
Versuche über den Wirkungsgrad von Seilen. In neuerer Zeit
findet man vielfach das Bestreben, Riemenbetriebe an Stelle von Seilbetrieben
einzuführen, was seinen Grund in einer angeblichen Arbeitersparnis hat. Um
festzustellen, inwieweit diese Begründung den Tatsachen entspricht, wurde auf
Anregung des Ingenieurs Bonte-Karlsruhe von der Aktien-Gesellschaft für Seil-Industrie vormals Ferdinand
Wolff in Neckarau eine 200 PS-Versuchsanlage für Transmissionsseile
eingerichtet. Zur Verwendung gelangte ein Quadratseil der erwähnten Firma, ein
sogenanntes Viraxseil. In Anbetracht der geringen Größe des Arbeitverlustes durch
die Transmission schien dessen Feststellung durch einen Vergleich der zugeführten
und der übertragenen Energie nicht genau genug. Man gab vielmehr dem Versuchstand
folgende Einrichtung. Von der Welle A eines
Drehstrommotors wurde, wie die Abbildung zeigt, eine Welle B durch Seiltransmission angetrieben. Diese erste Kraftübertragung
gelangte indessen nicht zur Untersuchung. Vielmehr befand sich auf Welle B noch eine zweite Seilscheibe, welche die Energie auf
eine dritte Scheibe übertrug, die auf Welle C befestigt
war. Beide Wellen B und C
liefen in Kugellagern und trugen je eine Bremsvorrichtung. Die beiden
Versuchscheiben hatten einen Durchmesser von 3000 mm und Seilrillen von 45°
Keilwinkel. Die Spannung, mit der die Seile aufgelegt wurden, bestimmte man aus der
bekannten Formel der Seilkurve bei gleichförmig verteilter Belastung
S=\frac{a^2\,q}{8\,h}, in welcher h der Durchhang, a die Entfernung der
Aufhängepunkte von einander und q das Gewicht von 1 m
Seil bedeuten. Sie wurde etwas größer gewählt, als in der Praxis üblich ist.
Durch Anordnung von drei Antriebscheiben von verschiedenem Durchmesser auf der
Motorwelle A war es möglich, die Versuchseile mit einer
Geschwindigkeit von 15, 25 und 35 m/sek. laufen zu lassen. Zum Zweck des Versuches
wurde zunächst Welle C abgebremst, und die eingeleitete
elektrische Energie E2
festgestellt. Dann entfernte man die Seile und bremste Welle B unter Zuführung der Energie E1 ab. Hierbei wurde E1 möglichst genau so groß wie E2 gehalten. Den
Wirkungsgrad ergab angenähert das Verhältnis der im ersten und zweiten Fall auf die
Bremswage zu legenden Gewichte, \eta'=\frac{G_2}{G_1}. Einen
genaueren Wert erhält man indessen durch Berichtigung entsprechend den Verhältnissen
\frac{E_1}{E_2} und \frac{n_2}{n_1}, wenn
unter n die Umlaufzahlen verstanden werden. Es lautet
sodann der Ausdruck \eta=\frac{G_2\,n_2\,E_1}{G_1\,n_1\,E_2}, in
welchem E1 ∾ E2 ist. Bei dem in der angegebenen Weise
festgestellten Wirkungsgrad sind sämtliche Verluste durch Seilschlupf,
Luftwiderstand, Steifigkeit des Seiles usw. berücksichtigt, während bei den
Versuchen des Professor Kammerer nur die Verluste durch
die Seile selbst zur Geltung kamen. Daher lassen sich die in beiden Fällen
erhaltenen Resultate nicht ohne weiteres vergleichen. Die Bonteschen Versuchsreihen ergeben für η einen
mittleren Wert von 97,3 v. H. Die von Prof. Kammerer
gemachte Erfahrung, daß der Wirkungsgrad bei Verwendung mehrerer Seile sinkt, fand
keine Bestätigung. Dieser scheinbare Widerspruch findet seine Erklärung darin, daß
auf dem Probierstand in Neckarau bei der Verwendung nur eines Seiles die für drei
Seile bestimmte Transmissionsanlage sehr schlecht ausgenutzt wurde, und daher sogar
eine Steigerung von η bei Verwendung mehrerer Seile
bemerkbar war. Sämtliche Werte für den Wirkungsgrad, die bei weniger als ⅔ der
Vollbelastung erzielt wurden, sind zu ungünstig:
Textabbildung Bd. 329, S. 58
Bei der Ermittlung von Geschwindigkeitsverlusten wurde durch Verwendung von Scheiben
mit gleichem Durchmesser jede Ungewißheit in betreff des wirksamen Halbmessers
vermieden, die sich infolge des Einklemmens des Seiles in die keilförmigen Rillen
ergeben könnte. Das Uebersetzungsverhältnis blieb unter allen Umständen gleich 1. Die
beobachteten Geschwindigkeitsverluste waren sehr gering, z.B. bei 25 kg Spannung
0,25 v. H. Erst bei einer Belastung von 75 kg/cm2
machte sich ein Gleiten bemerkbar. Berechnete man in der oben angegebenen Weise bei
der Höchstbelastung die Spannung Q im straffen und die
Spannung P im losen Trum, so ergab sich nach der Eulerschen Formel
e^{\mu\,\alpha}=\frac{Q}{P}, in welcher α den umspannten Bogen darstellt, μ den Reibungskoeffizienten = 0,73, dessen Höhe es
ermöglichte, den Beginn des Gleitens festzustellen. Durch die angestellten Versuche
wurde somit gezeigt, daß der Wirkungsgrad des Seilbetriebes vermutlich dem des
Riemenantriebes nicht nachsteht. [Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure Nr.
43, 1913]
Schmolke.
–––––
Das Verhalten gehärteter und angelassener untereutektischer
Stähle. Untereutektische Stähle sind solche mit einem Kohlenstoffgehalt
unter 0,9 v. H. Bei den zahlreichen Untersuchungen über die Härte solcher weichen
Eisen-Kohlenstofflegierungen wurden die Veränderungen der Härteergebnisse bisher
nicht im Zusammenhang mit der Aenderung des Kohlenstoffgehalts dargestellt. Daher
dürften die Ergebnisse der von Hanemann und Endell (Stahl und Eisen 1913, II, 1686) angestellten
Versuche interessieren, die mit Proben folgender Zusammensetzung angestellt
wurden.
Textabbildung Bd. 329, S. 59
Abb. 1. Zerreißfestigkeit der angelassenen Stäbe nach Oelhärtung
Textabbildung Bd. 329, S. 59
Abb. 2. Zerreißfestigkeit der angelassenen Stäbe nach Wasserhärtung
Textabbildung Bd. 329, S. 59
Abb. 3. Höchstwerte der durch Abschrecken und Anlassen erreichten
Zerreißfestigkeitswerte
Tabelle 1.
Chemische Zusammensetzung der untersuchten Proben.
Probe
Cv. H.
Siv. H.
Mnv. H.
Pv. H.
Sv. H.
1
0,05
0,006
0,46
0,06
0,04
la
0,085
0,009
0,32
0,04
0,03
2
0,20
0,010
0,54
0,04
0,035
3
0,34
0,050
0,68
0,04
0,035
4
0,44
0,052
0,49
0,01
0,03
5
0,50
0,210
0,46
0,06
0,04
6
0,65
0,080
0,48
0,023
0,06
Die Proben 1 bis 6 wurden zunächst auf den Einfluß der Abschrecktemperatur
untersucht. Gewählt wurden 750, 850 und 950° C. Tab. 2 gibt die erhaltenen Werte
wieder.
Tabelle 2.
Festigkeit, Dehnung und Kontraktion der geglühten, öl- und
wassergehärteten Stähle.
Abmessungen der Rundstäbe: Meßlänge 100 mm, Querschnitt rd. 19,6
qmm.
Probe
Cv. H.
Ausgeglüht bei800–900°
CFestigkeitkg/mm2
In Oel gehärtet bei
In Wasser gehärtet bei
750° CFestig-keitkg/mm2
850° CFestig-keitkg/mm2
950° CFestig-keitkg/mm2
850° CFestig-keitkg/mm2
950° CFestig-keitkg/mm2
1
0,05
36,7
56,2
50,0
53,6
54,3
72,0
la
0,08
32,5
49,0
43,5
48,0
–
–
2
0,20
44,3
67,6
74,1
109,0
137,8
149,5
3
0,34
47,9
74,4
145,2
149,0
120,7
145,3
4
0,44
57,3
107,6
149,3
139,0
80,0
56,5
5
0,50
63,2
112,3
136,3
123,9
66,7
46,1
6
0,65
64,0
107,6
105,7
97,1
62,5
34,3
Danach zeigen mit Ausnahme von Material l alle Proben die höchste Festigkeit, wenn
sie auf eine dem Umwandlungspunkt Ar3 nahegelegenen Temperatur abgeschreckt
werden, und darf hier zur Erreichung der höchsten Werte, im Gegensatz zu den
härteren Stählen, eine Erhitzung über diese Temperatur erfolgen.
Hinsichtlich des Kohlenstoffgehalts liegt der höchste Festigkeitswert bei 0,34 und
0,44 v. H. Bei demselben Kohlenstoffgehalt hört gleichzeitig die Dehnung und
Querkontraktion auf. Die Härte steigt bis zu einem Kohlenstoffgehalt von 0,44 v. H.
und bleibt dann ungefähr auf gleicher Höhe.
Weiter wurde das Verhalten der nachträglich noch angelassenen Proben studiert. Hier
ergab sich der Höchstwert der Festigkeit bei 0,34 v. H. Kohlenstoff nach dem
Abschrecken in Wasser und nachfolgendem Anlassen auf 100° C, während die Festigkeit
durch Anlassen in Oel abgeschreckten Materials nur abnimmt. Der Stahl mit 0,65 v. H.
Kohlenstoff zeigt die höchste Zerreißfestigkeit bei einer Anlaßhitze von 300° nach Wasserhärtung und
von 200° nach Oelhärtung. Alle übrigen Proben verlieren durch Anlassen an
Festigkeit. Die Veränderung der Festigkeit mit der Anlaßhitze wird durch die
Schaulinien in Abb. 1 und 2 dargestellt. In Abb. 3 sind die bei den
verschiedenen Kohlenstoffgehalten durch Abschrecken und Anlassen erreichten
Festigkeits-Höchstwerte zusammengestellt.
Nach früheren Untersuchungen über übereutektische Stähle wird bei diesen der durch
Anlassen auftretende Festigkeit-Höchstwert mit abnehmendem Kohlenstoffgehalt bei
tieferen Temperaturen erreicht. Auch scheint bei niedriggekohlten Stählen die
Zersetzung der festen Lösung schon bei niedrigen Anlaßhitzen bzw. schon durch
Abschrecken allein erreicht zu werden.
Loebe.
–––––
Eine neue Entstaubungsanlage. Nachdem zuerst in der
Braunkohlenindustrie, bei der die Staubentwicklung infolge des zum Betriebe nötigen
großen Zuges besonders lästig ist, die Anregung zum Entwurf von Entstaubungsanlagen
gegeben wurde; haben sich in erster Linie vier Verfahren zur Reinigung von
Verbrennungsgasen Eingang verschafft.
1. Die Entstaubung durch Scheidewände, die eine
Querschnittsveränderung oder Richtungswechsel veranlassen;
2. Niederschlagen des Staubes durch Dampf oder Wasser;
3. Die Kombinationen beider Verfahren;
4. Abfangen durch Filter.
Textabbildung Bd. 329, S. 60
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 329, S. 60
Abb. 2.
Beim Filtrieren wird die Befreiung von allen Unreinigkeiten erreicht. Erstrebenswert
ist ferner selbsttätige Reinigung der Filter und selbsttätige Rückbeförderung des
Staubes zum Betriebe. Diese Vorzüge vereinigt eine Konstruktion von Dr. Herbing, Halle a. S. Als Filterstoff wird hierbei Rohhanf
gewählt, dessen Feuergefährlichkeit sich durch ein geeignetes Verfahren beseitigen
läßt, und das imstande ist, Staub von jeder Art und Korngröße abzufangen. Ein
Auswechseln infolge Verstopfens der Filter ist selbst unter den ungünstigsten
Umständen nur alle drei bis vier Tage nötig. Um jede Störung des Betriebes durch
Reparaturen tunlichst zu vermeiden, ist eine doppelte Filterkammer vorgesehen, wie
Abb. 2 zeigt. Jede der beiden Hälften kann
allein die Entstaubung übernehmen. Aus Abb. 1 wird
die Wirkungsweise des Apparates ersichtlich. Die staubführenden Gase treten durch
b ein, stoßen zunächst gegen die schrägliegenden
Scheidewände k und gelangen dann unter
Richtungsänderung durch das Filter c in eine zweite
Abteilung der Filterkammer und so fort. Im ganzen ist letztere sechsmal geteilt.
Hierdurch wird erreicht, daß die einzelnen Filterschichten nicht zu dick werden. Der
herabgesunkene Staub wird durch eine Schnecke dem Betrieb wieder zugeführt. Die
Reinigung geschieht mittels einer selbsttätig arbeitenden Schüttelvorrichtung. Zum
Auswechseln der nach Trocknung und Ausklopfen des Staubes wieder verwendbaren Filter
sind Oeffnungen und für Reparaturarbeiten die Mannlöcher f vorgesehen. Der Zug wird zwar etwas, aber nicht in störender Weise durch
Anbringen der Vorrichtung vermindert. Nötigenfalls kann durch den Einbau von
Exhaustoren jeder nachteilige Einfluß vermieden werden. Reinigung und Reparaturen
sind baldmöglichst unter Benutzung einer Schutzkleidung noch vor dem Erkalten der
Anlage auszuführen, damit die Betriebsfähigkeit stets gesichert ist. Die Kammer läßt
sich in Mauerwerk, Betonkonstruktion und Eisen ausführen. [Rauch und Staub Nr.
12.]
Schmolke.
–––––
Unfälle durch Elektrizität auf den oberschlesischen
Industriewerken im letzten Jahre. Der oberschlesische Ueberwachungsverein
hatte im letzten Vereinsjahr 15 Unfälle zu untersuchen, bei denen nicht nur durch
Hochspannung, sondern auch durch Niederspannung Personen verunglückten, zum größten
Teil mit Todeserfolg. Eine Uebersicht gibt nachfolgende Tabelle:
Art der Unfälle
Spannung
Schuld an den Unfällen
Tod
Ver-letzung
Nieder-spannung
Hoch-spannung
EigenesVer-schulden
FremdesVer-schulden
VerkettungvonZufällen
10
5
2
13
8
1
6
Es ist besonders bemerkenswert, daß die Unfälle durch Niederspannung rasch zunehmen.
Es kommt dies hauptsächlich daher, daß die in der Kleinindustrie und im Haushalt
verwendeten transportablen Stromverbrauches wie kleine elektrische
Werkzeugmaschinen, Massageapparate, Heißluftduschen usw. in außerordentlichem Maße
Verbreitung gefunden haben und dabei noch zumeist in Laienhände gelangten. Die
elektrische Ausführung genannter Apparate ist häufig noch recht mangelhaft. Es ist
z.B. garnicht selten, daß man unter Spannung stehende Klemmen ganz unbedeckt
vorfindet. Tritt nun irgend ein Defekt auf, so sind in feuchten Räumen, oder wenn
gleichzeitig eiserne Konstruktionsteile, Rohrleitungen für Gas oder Wasser usw.
berührt werden, die Vorbedingungen für einen gefahrbringenden Stromübertritt
gegeben, namentlich wenn die betreffende Person feuchte Hände oder feuchte
Bekleidung hat.
Wie bereits in D. p. J. Heft 21, 1913 mitgeteilt, ist unter Voraussetzung ungünstiger
Verhältnisse die Spannungsgrenze, bei der eine Gefährdung nicht mehr zu befürchten ist,
derart niedrig, daß praktisch nur eine ausreichende Isolierung aller
spannungführenden Teile, verbunden mit einer Erdung sämtlicher der Berührung und dem
Stromübertritt ausgesetzter Metallteile in Frage kommt.
Was nun die durch Hochspannung veranlaßten 13 Unfälle anbetrifft, so bietet der
Bericht des oberschlesischen Ueberwachungsvereins hierüber nicht viel besonderes. In
der Tat sind ja infolge der strengen und bis ins einzelne gehenden Vorschriften des
V. D. E. bei den neueren Anlagen Unfälle ohne eigenes oder fremdes gröberes
Verschulden recht selten. Von den in genanntem Bericht beschriebenen und als durch
Verkettung von Zufällen entstanden bezeichneten Unfällen dürfte ein Teil ohne
weiteres auf nicht streng vorschriftsgemäße Ausführung zurückzuführen sein.
In dem einen Fall handelt es sich um einen Anlasser für 500 Volt Drehstrom, bei dem
wohl die Kontakte durch eine Kappe abgedeckt waren, aber der Anlaßhebel durch einen
Schlitz der Kappe hindurchgeführt wurde, der nicht so angeordnet war, daß eine
fahrlässige Berührung ausgeschlossen war. Der betreffende Arbeiter verunglückte
tödlich. Da in ähnlicher Weise schon wiederholt Unfälle beobachtet wurden, so hat
man für die in Bearbeitung befindlichen Normalien für Schaltapparate die Forderung
aufgestellt, daß derartige Schlitze in Abdeckungen nicht zulässig sein sollen.
In einem anderen Fall trug in einer Anlage für 6000 Volt eine nicht einwandfrei
verlegte Leitung Schuld, daß ein durch Versagen eines Zippschen Spannungsanzeigers lokal entstandener Lichtbogen an den
Leitungen weiter wanderte und zuletzt auf die Eisenkonstruktion übersprang, wobei
ein dabei stehender Monteur erhebliche Brandwunden davontrug.
Infolge von Fahrlässigkeit entstehen auch immer wieder Unfälle dadurch, daß es bei
geringfügigen Arbeiten an Schalteinrichtungen nicht für nötig gehalten wird, die
betreffende Abteilung spannungslos zu machen und sich erforderlichenfalls auch davon
zu überführen.
Weiter ist es natürlich gefährlich, Leitungen, die nur zum vorübergehenden Betrieb
bestimmter Maschinen dienen, unnütz unter Spannung stehen zu lassen, da hierdurch
weiterer Fahrlässigkeit dritter Personen direkt Vorschub geleistet wird.
Bei einem großen Gittermast einer 20000 Volt-Fernleitung hatten sich Sperlinge in
großen, als Isolatoren-träger dienenden ∪-Eisen Nester
gebaut. Diese Gelegenheit glaubte sich ein Schuljunge trotz angebrachter
Warnungstafel nicht entgehen lassen zu dürfen und kletterte auf den Mast. Natürlich
kam er der Leitung zu nahe und mußte sein Beginnen mit dem Leben bezahlen. Zur
Erschwerung ähnlicher Vorkommnisse ließ die betreffende Verwaltung sämtliche Mäste
bis auf 2 m Reichhöhe mit glattem Eisenblech umkleiden. [Zeitschrift für Dampfkessel
und Maschinenbetrieb Heft 32/33, 1913.]
Rich. Müller.
II. Internationaler Kongreß für Rettungswesen und
Unfallverhütung in Wien 1913. Unter Beteiligung fast aller Kulturstaaten
tagte vom 9. bis 13. September v. J. in Wien der II. Internationale Kongreß für
Rettungswesen und Unfallverhütung. In Sektion VI wurden diejenigen Fragen behandelt,
die das Rettungswesen in der Montanindustrie betreffen. Aus der Reihe der Vorträge
und Diskussionen seien hier kurz die bemerkenswertesten wiedergegeben, soweit sie an
dieser Stelle von allgemeinerem Interesse sein dürften.
K. K. Oberbergrat Dr. Fillunger sprach über: „Grubenbrände, deren Entstehung und Gewältigung, unter
besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse des Steinkohlenbergbaues und
der Schlagwettergruben“; mit voller Sicherheit kann eine beginnende
Selbstentzündung der Kohlenflöze angenommen werden, wenn in einem Wetterstrome die
geringsten Mengen von Kohlenoxyd nachgewiesen werden können. Die Gewältigung erfolgt
nach verschiedenen Methoden: Umkehren der Wetterführung, Ablöschen, Luftabschluß.
Das Ziel jeder Grubenbrandgewältigung besteht darin, dem Brandherde die
Verbrennungsluft schnell zu entziehen (Luftabschluß durch Abdämmen der Schächte).
Ist es tunlich, so wird man durch einen Wetterkurzschluß den Durchgangsstrom von der
Brandstelle ablenken. – „Ueber neuere Konstruktionen von
Sauerstoff-Atmungsgeräten mit Injektor zwecks Verhütung der Entstehung vom
Unterdruck“ verbreitete sich Bergassessor Grahn-Bochum. Unfälle von der Art, wie sie sich nach Prof. Cadman in England dadurch ereignet haben sollen, daß
durch Beschädigungen des Generators kohlenoxydhaltige Grubenwetter in das
Atmungsgerät hineingesaugt worden sind, sind im rheinisch-westfälischen
Industriebezirk bisher nicht beobachtet worden. Zur Beseitigung dieser von manchen
Seiten geäußerten Bedenken nehmen neuerdings die ausführenden Firmen, also das Drägerwerk-Lübeck, die Maschinenfabrik Westfalia-Gelsenkirchen und die Mining Engineering Co. Ltd.-Sheffield Abänderungen an ihren Modellen vor,
durch welche eine Gefährdung der Rettungsmannschaften durch Entstehen von Unterdruck
im Apparat ausgeschlossen erscheint. Als wichtigste Regeln haben nach Ansicht des
Vortragenden für den Ernstfall zu gelten: Vor Benutzung sind die Atmungsgeräte
besonders auf ihre Dichtigkeit zu prüfen; bevor der Rettungsmann sich anstrengt,
müssen die Atmungssäcke voll mit Luft gefüllt sein. Endlich sind die Geräte während
des Gebrauchs dauernd durch den Führer zu beobachten. Dieselben Grundsätze vertrat
der Leiter der Hauptstelle für die Grubenrettungsstelle in Westfalen, Bergassessor
Dr.-Ing. Forstmann in seinem Vortrage über „Sauerstoffgeräte mit und ohne Injektoren“. Die
Tatsache, daß in dem Entstehen von Unterdruck eine gewisse Gefahrenquelle liegt, ist
in Deutschland lange bekannt. Trotzdem hält man hier die Einführung der Injektoren
für einen wesentlichen Fortschritt und begegnet den Bedenken dadurch, daß man die
Rettungsmannschaften häufig auf die bei Undichtigkeiten mögliche Gefahr
hinweist. Es liegt jedenfalls nach den Ergebnissen der in Deutschland durchgeführten
sorgfältigen Untersuchungen kein Grund vor, die Atmungsgeräte ohne Injektoren, mit denen erheblich weniger Arbeit geleistet werden kann,
den Injektorenapparaten vorzuziehen. – Nach den genannten Vorträgen entspann sich
eine äußerst angeregte, wissenschaftliche Diskussion, die Prof. Dr. Tübben-Berlin mit dem Hinweis einleitete, daß die
Rettungsapparate in ihrer heutigen Form bei weitem zu kompliziert seien, und daß
ferner die Gefahr der Kohlensäure im allgemeinen sehr überschätzt werde. Die
Berliner Bergakademie habe auf seine Anregung hin ein Preisausschreiben für die
Konstruktion eines „Selbstretters“ ergehen lassen,
da man die Frage der Atmung reinen Sauerstoffes in Stickwettern als die richtige
Lösung des Problems erachte. – Bezüglich einer von Dr. Hagemann aufgestellten Statistik, wonach durch den Gebrauch von
Rettungsapparaten in 22 Fällen 67 Leute gerettet, und in 23 Fällen 28 Mann
verunglückt seien, bemerkt der Vertreter des Preuß. Handelsministeriums, Geheimrat
Bornhardt, daß diese Zahlen wohl einer Korrektur im günstigen Sinne bedürfen. – Ein
Antrag des Berghauptmanns Dr. Gattnar-Wien, daß künftig
in allen am Kongreß beteiligten Kulturstaaten jede Benutzung von Rettungsapparaten
im Ernstfall den zuständigen Behörden anzuzeigen sein soll, gelangte zur
einstimmigen Annahme. – Ueber „Maßnahmen zur Abwendung der
Schwimmsandeinbrüche“ berichtete Zentralberginspektor Padour und schlug als solche Vorbohren, Errichten von
Dammgürteln, Schaffung von Fluchtwegen und Einbau von Alarmsignaleinrichtungen vor.
– „Die Verwendung elektrischer Gruben- und
Sicherheitslampen im Bergwerksbetriebe, unter besonderer Berücksichtigung
ihrer modernsten Typen“ lautete das Thema, das Bergassessor Schorrig behandelte. Ausgehend von der Feststellung, daß
etwa 60 v. H. sämtlicher beim preußischen Steinkohlenbergbau im letzten Jahrzehnt
überhaupt vorgekommener Schlagwetterexplosionen durch den Gebrauch der bisher
gebräuchlichen Wetterlampen verursacht worden sind, besprach der Vortragende die
Vorteile der elektrischen Sicherheitslampen gegenüber den Benzin- und Azetylenlampen
und erörterte die Gesichtspunkte, die für die kritische Beurteilung der
Brauchbarkeit elektrischer Grubenlampen maßgebend sind. – Dr. Goldmann referierte sodann über „Die wichtigsten
beruflichen Erkrankungen des Bergarbeiters“ und bezeichnete als
solche das Lungenemphysem, ferner den Nystagmus, der durch die liegende Haltung und
den stets aufgerichteten Kopf der Bergarbeiter verursacht wird und die bekannte
Ankylostomiasis (Bergarbeiterwurm), die durch Toxine eine bedeutende Anämie
hervorruft. – Zum Schluß beschrieb k. k. Bergkommissar Stauch-Brüx die staatliche Versuchsanstalt für
Schlagwetter, Kohlenstaub, Brandgase in Brüx, sowie der Direktor der
Zentralstelle für Rettungswesen, Taffanael, die
Zentralstelle in Lievin, die für 106000 Bergarbeiter bestimmt ist. Man hat hier
große Vorteile darin gefunden, sich in Organisationen für Rettungen im Falle
schwerer Katastrophen zu vereinigen; an diese Zentralstelle sind dann die
Zweigniederlassungen der verschiedenen Mienen angeschlossen.
In der allgemeinen Schlußsitzung des Kongresses wurde als Tagungsort für den III.
internationalen Rettungskongreß Amsterdam bestimmt. Zugleich konstituierte sich die
„Internationale Vereinigung für Rettungswesen und
Unfallverhütung“ mit dem vorläufigen Sitze in Wien.
Schorrig.
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Das Einjährige für Nationalflugschüler. Zur erleichterten
Prüfung für den Einjährig-Freiwilligendienst werden jetzt auch solche jungen Leute
zugelassen, die sich auf dem Gebiet des Flugwesens besonders auszeichnen und eine
genaue Kenntnis der für die Luftfahrt erforderlichen Wissensgebiete besitzen. Als
ausreichende Flugleistung wird die Erfüllung der Bedingungen für die
Flugmeisterprüfung angesehen, bis zu der die Flugausbildung der Nationalflugschüler
getrieben wird. Um ihnen nun noch die Möglichkeit zu geben, sich ohne besondere
Kosten für den mündlichen Teil der Einjährigen-Prüfung vorzubereiten, hat die
Verwaltung der Nationalflugspende mit der Luftfahrerschule Berlin-Adlershof, die aus
der Flugspende unterstützt wird, ein Abkommen getroffen, nach dem
Nationalflugschüler an den dreimonatigen Sonderkursen der Schule teilnehmen können,
ohne daß sie Schulgeld zu entrichten haben.
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Der Föttinger-Transformator (vgl. Heft 11 und 13 v. J.)
ist bekanntlich ein hydraulisches Uebersetzungsgetriebe zur Kupplung zweier in der
gleichen Achse liegender Wellen. Er gestattet bei der Uebertragung sowohl
Beschleunigung wie Verzögerung und, was das wichtigste ist, die Umkehrung der
Drehrichtung. Gerade dadurch ist er für den Turbinenantrieb von Schiffen ein
wichtiger neuer Maschinenteil. Das Umsteuern gelingt bei voller Belastung in beiden
Drehrichtungen in 12 bis 13 Sekunden. Um den Transformator auch für hohe Belastungen
einer sicher maßgebenden Prüfung zu unterziehen, wurde vor kurzem in der Hamburger
Turbinenwerkstatt der Vulkanwerke ein solcher für eine
Normalleistung von 7800 PS bei 800 minutlichen Umdrehungen der Triebwelle und 160
der getriebenen Welle unter den später im Schiff vorhandenen Betriebsbedingungen
einer 14tägigen Dauerprobe unterworfen. Die Versuche haben vollauf befriedigt und
einen Wirkungsgrad bis zu 90 v. H. ergeben. In Zukunft dürfte also der neue
Maschinenteil überall da eine große Rolle spielen, wo es nötig ist die
Antriebsmaschine (Turbine) umzusteuern, und insbesondere auch der Verwendung der
betriebsbilligen meist nicht umsteuerbaren Dieselmotoren förderlich sein.
Pr.