Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Autor: | Pr. |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 90 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Die Schiffsdampfturbine. Ueber die Entwicklung der
Schiffsdampfturbine sind aus einem Bericht des Engineering vom 17. Oktober 1913
folgende Daten zu entnehmen: Die erste Einführung der Turbine auf Kriegsschiffen
erfolgte 1905, und zwar auf einem Kreuzer und Torpedobootzerstörer der englischen
Marine, 1906 auf dem Dreadnought und später auch auf Ozeanschnelldampfern. Die
Leistung der allein mit Parsons-Turbinen betriebenen
Schiffe betrug bis zum Jahre 1912 über 10 Millionen Pferdestärken. Die Einführung
der Turbine hat die Geschwindigkeit besonders von Kriegsschiffen außerordentlich
gesteigert; Linienschiffe erreichen 25 kn, Kreuzer 30 und Torpedobootzerstörer 35
kn. Die Maschinenleistung ist dementsprechend immer mehr gestiegen und beträgt heute
schon 80000 PS auf einem Schiffe. Dem entspricht die Zunahme der Abmessungen der
Maschinen. Die folgende Aufstellung gibt einen Begriff der Zunahme bei den
Niederdruckturbinen.
Namedes Schiffes
Baujahr
GrößteLängem
GrößterDurchmesserm
King Edward
1901
5,0
1,2
Queen
1903
6,4
1,8
Virginian
1905
8,5
3,2
Carmania
1905
15,2
4,3
Mauretania
1907
16,5
5,3
Olympic
1911
14,9
6,7
Aquitaniá
1913
15,5
5,5
Der Dampfverbrauch nahm mit der Größe der Aggregate immer mehr ab. Die ersten
Turbinen von 1905 brauchten noch etwa 6 kg für die Wellenpferdestärke und Stunde;
die folgenden größeren Turbinen verringerten ihren Verbrauch an gesättigtem Dampf
auf 5,2 kg. Mit Ueberhitzung würde ein ähnlich niedriger Dampfverbrauch (von etwa 4
kg) wie bei Landturbinen zu erreichen sein.
Am 1. November v. J., machte Charles Parsons in einer
Vereinigung englischer Schiffbauingenieure interessante Mitteilungen über
Schiffsmaschinen. Danach wird die Gesamtleistung der Schiffe der Welt auf ∾ 28000000
PS geschätzt. 15½ Millionen kommen davon auf Kolbenmaschinen, 12 Millionen auf
direkt gekuppelte Turbinen, ½ Millionen auf Turbinen mit Zwischengetriebe und ⅙
Millionen auf Verbrennungskraftmaschinen. Mit Dampfüberhitzung arbeiten Maschinen
mit einer Leistung von etwa 4½ Millionen PS. Darunter etwa 100000 nach Schmidts System fast ausschließlich in Verbindung mit
Kolbenmaschinen auf Handelsschiffen mit einer Kohlenersparnis von 10 bis 30 v.
H.
Mit Diesel-Motoren werden 152 Schiffe (abgesehen von
kleineren Schiffen unter 30 m Länge und von Kriegsschiffen mit 170000 PS Leistung
betrieben.
Die Anwendung von Zwischengetrieben zwischen Maschinen und Propellerwelle hat schon
große Fortschritte gemacht, namentlich der Antrieb mit Zahnrädervorgelege, das sich
im Betriebe bei Maschinen mit etwa 400000 PS auf Schiffen aller Klassen gut bewährt
hat. Auch der hydraulische Transformator von Föttinger
ist in den letzten zwölf Monaten auf größeren Schiffen mit einer Gesamtleistung von
∾ 100000 PS angewendet worden und zwar bei einem Linienschiff von 30000 PS, einem
Kreuzer von 45000 PS und einem Passagierdampfer von 6000 PS. Elektrische
Uebertragung hat sich nicht weiter entwickelt.
Meuth.
–––––
Die Verwendung rotierender Luftpumpen bei Kondensationsanlagen
für Verdampf- und Kochstationen. Infolge ihrer Betriebsicherheit, leichten
Bedienung und großen Leistungsfähigkeit bei hoher Luftleere hat die rotierende
Wasserstrahl-Luftpumpe in neuerer Zeit vielfach bei Kondensationsanlagen Verwendung
gefunden. Für geringere Luftleeren erreichte sie allerdings nicht die
Wirtschaftlichkeit der Kolbenluftpumpen infolge der bedeutenden hydraulischen
Verluste beim Durchgang des Aufschlagwassers. Auch wird mit Abnahme der Luftleere
das durch ein Pferd in der Sekunde geförderte Volumen kleiner, so daß der
Leistungsbedarf zunimmt, während bei der Kolbenpumpe gerade das Gegenteil eintritt.
Es ist daher erklärlich, daß letztere bei direktem Dampfbetrieb, einer Förderung von
20 m3 in der Minute und 65 cm Luftleere eine
Leistung von 23 PS benötigt, während für eine rotierende Pumpe unter denselben
Verhältnissen 40 PS gebraucht würden. Unter der Voraussetzung, daß der Abdampf des
Pumpenantriebes mit 1,8 at absolutem Druck zur Heizleitung geht, stünde einem
Dampfverbrauch der Kolbenpumpe von 300 kg in der Stunde, bei der rotierenden Pumpe
ein solcher von 800 kg in der Stunde gegenüber, wenn zum Betrieb der letzteren eine
Dampfturbine benutzt wird. Bei Kraftwerken dürfte man vielleicht über die notwendige
höhere Leistung hinwegsehen, für Verdampf- und Kochstationen indessen könnte der
Punkt eine ausschlaggebende Bedeutung erlangen, da die Luftleere zwischen 60 und 70
cm liegt, und eine
relativ hohe Leistung gefordert wird. Elektrischer Antrieb würde infolge der hohen
Stromkosten meist unrentabel sein, während Riemenbetrieb wegen der großen Umlaufzahl
nicht die notwendige Betriebsicherheit gewährleistete. Um den gekennzeichneten
Uebelständen bei den oben genannten Anlagen zu begegnen, wurde der Versuch gemacht,
den von dem letzten Verdampfkörper zum Kondensator gehenden Brüden zum Betrieb einer
einstufigen Abdampfturbine zu verwerten, die ihrerseits die Wasserstrahl-Luftpumpe
betätigte. Das notwendige Wärmegefälle erhielt man dadurch, daß man die Luftleere im
Kondensator durch reichlichere Verwendung von Kühlwasser um 5 bis 6 cm erhöhte. Die
Schwankungen der Brüdenmenge wurde durch Zusatz von Frischdampf ausgeglichen.
Hierdurch entstand der Nachteil, daß sich letzterer, ohne für die Verdampfapparate
ausgenutzt zu werden, im Kondensator niederschlug. Auch führte die Verwendung des
unter Umständen säurehaltigen Brüdens zu Anfressungen der Schaufeln und Laufräder.
Es lag daher der Gedanke nicht fern, den Rückdampf der Primärmaschinen, der meist
bei den Verdampf- und Kochstationen Verwendung findet, vor seinem Eintritt in die
Apparate durch Einschaltung einer Turbine in die Heizdampfleitung auszunutzen. Eine
nachteilige Rückwirkung auf die Primärmaschine tritt bei dieser Anordnung nicht ein.
Der Wärmeverlust, den der Heizdampf durch die Arbeitsleistung in der Turbine
erleidet, wird durch die von der Wasserstrahlpumpe erhöhte Luftleere im Kondensator
ausgeglichen.
Textabbildung Bd. 329, S. 91
A =
Druckgefälle-Einstellvorrichtung; B = Heizdampfeintritt; C =
Frischdampfeintritt
Es scheint dadurch die Wirtschaftlichkeit der Anlage
gesichert. Frischdampfverbrauch tritt nur beim Anlassen und bei Schwankungen in der
Abdampfmenge ein, während eine Kolbenpumpe 300 kg in der Stunde benötigt. Für das
geringe Wärmegefälle von 5 bis 7 WE beträgt die Dampfgeschwindigkeit 200 bis 250
m/sek. Nimmt man die Drehzahl zu 2200 in der Minute an, so würde bei einer
Umfangsgeschwindigkeit des Turbinenrades von 90 m/sek. ein Durchmesser von 800 mm
für letzteres genügen. Die Leitschaufelkanäle können parallele Wandungen besitzen
und sind daher billig herzustellen. Der Frischdampf wäre durch konisch erweiterte
Düsen zuzuführen. Wiederholte Beaufschlagung und Umkehrschaufeln sind nicht
notwendig. Die Anordnung des einfachen mit einem Schaufelkranz ausgerüsteten Rades
zeigt die Abbildung. Die Frischdampfzuführung findet unter Verwendung eines
Drosselreglers statt, während eine selbsttätige Regelung des Heizdampfes nicht
erforderlich ist, da selbst beim Abreißen des Wasserfadens nur eine zulässige
Umfangsgeschwindigkeit von 140 m/sek. entsteht. Um die Druckschwankungen des
Heizdampfes auszugleichen, ist lediglich eine durch die Hand zu betätigende
Klappe notwendig, durch die ein Teil der Leitkanäle abgesperrt werden kann. Die
Verwendung dieser Drosselklappe gestattet es, mit 3 bis 4 Typen bei einer
Luftleistung vom 10 bis 40 m3 auszukommen.
[Zeitschrift für das gesamte Turbinenwesen, Heft 31.]
Schmolke.
Gefährlicher Dampfkesselbetrieb. In Nr. 21 der Zeitschrift
des Bayrischen Revisionsvereins wird über ein Vorkommnis berichtet, welches schwere
Folgen hätte haben können.
Es handelte sich um einen Einflammrohrkessel von 18 m2 Heizfläche. Er war aufgestellt in einer Brauerei auf dem Lande. Wie
gewöhnlich, hatte der Betrieb des Sonntags über stillgelegen. Am Montag früh wurde
der Kessel wieder angeheizt. Nach einigen Stunden zeigte das Manometer einen sehr
niedrigen Druck, nämlich 2 at. Das Sicherheitsventil dagegen begann abzublasen. Der
Kesselwärter konnte sich dies verschiedene Verhalten der beiden Kontrollapparate
nicht erklären und machte Meldung davon bei dem Besitzer. Er erhielt aber den
Auftrag weiter zu heizen. Trotzdem aber stieg das Manometer nicht. Ein zufällig
anwesender Monteur vermutete, daß das Sicherheitsventil vielleicht undicht sei und
belastete den Sicherheitsventilhebel durch eine Eisenbahnschiene. Gegen Mittag quoll
der Dampf aus der Kesselabdeckung hervor. Nun wurde es dem Besitzer unheimlich, und
er ließ sämtliche Dampfventile öffnen. Man dachte auch daran, den Manometerhahn
nachzusehen. Er wurde ausgeblasen und beim Oeffnen flogen Schlammteile aus dem Rohr
heraus, welches vollkommen verstopft gewesen war. Beim Schließen, also nachdem das
Manometer wieder eingeschaltet war, schnellte der Zeiger so weit herum, daß er an
dem Begrenzungsstift anschlug. Die Skala reichte nur bis 15 at. Es kann daher der
Dampfdruck wohl 20 at betragen haben. Die Verbindungsrundnaht des Domes mit dem
Kesselmantel war sehr stark undicht geworden und dürfte wohl auf die durch den hohen
Druck verursachte Durchbiegung des durch den Domausschnitt geschwächten
Kesselmantels zurückzuführen sein. Nachdem die undichten Stellen verstemmt waren,
wurde der Betrieb wieder aufgenommen. Auf Grund einer vom Revisionsverein
vorgenommenen Untersuchung wurden die meisten Niete an der fraglichen Stelle
erneuert. Weitere Schäden waren nicht erkennbar.
R. Simon.
–––––
Elektrischer Schiffsantrieb. In D. p. J. 1913 S. 810 wurde
bereits ausgeführt, welche große Vorteile der elektrische Antrieb der
Schiffsschraube hat. Wenn auch zurzeit versucht wird, bei Verwendung schnellaufender
Antriebmaschinen durch Zwischenschaltung einer mechanischen oder hydraulischen
Uebersetzung Schiffsschrauben mit geringer Drehzahl zu verwenden, so haben diese
Anordnungen doch zweifelsohne große Nachteile im Gefolge, die in der Abnutzung oder
in der wenig einfachen Ausführung solcher Reduktionsgetriebe liegen. Erfahrungen über den
Dauerbetrieb mit mechanischem, hydraulischem oder elektrischem Schiffsantrieb für
große Leistungen liegen noch nicht vor.
Bei dem elektrischen Schiffsantrieb versucht man mit Recht zuerst an kleineren
Ausführungen Erfahrungen zu sammeln, ehe dieses System zum Antrieb großer Seeschiffe
verwendet wird. Bei Swan, Hunter und Wigham Richardson Lmt., Wallsend wurde zu diesem Zwecke für die „Electric Marine Propultion
Co.“ ein solches kleineres Schiff gebaut, welches für Kanalfahrten und
Fahrten auf den großen Seen in Nordamerika bestimmt ist.
Mit diesem Motorschiff „Tynemount“ wurden bereits Versuchsfahrten ausgeführt.
Bei dem etwa 80 in langen Schiff wird die Kraft zum Antrieb der Schiffsschraube
durch zwei Dieselmaschinen erzeugt, welche direkt mit Dynamomaschinen gekuppelt
sind, die den Strom für einen langsam laufenden Dreiphasenmotor zum Antrieb der
Schiffsschraubenwelle liefern.
Es sind zwei nicht umsteuerbare Dieselmaschinen mit sechs Zylindern, Bauart Mirrlees, Bickerton und Day,
von je 300 PSe bei 400 Umdrehungen in der Minute
vorhanden. Die Arbeitzylinder haben 305 mm ⌀ und 343 mm Hub. Die elektrischen
Generatoren erzeugen Dreiphasenstrom von 500 V Spannung und 270 Amp. Stromstärke.
Der eine Generator läuft mit 20, der andere mit 26,6 Perioden in der Sekunde.
Der Stator des auf der Schiffsschraubenwelle montierten Induktionsmotors besitzt zwei
voneinander gänzlich unabhängige Wicklungen, die eine hat 30, die andere 40 Pole.
Bei der normalen Fahrt macht die Schiffsschraube 80 Umdrehungen in der Minute. Wenn
die Geschwindigkeit eine geringere werden soll, so wird die eine Dynamomaschine
ausgeschaltet, und die Drehzahl der Schraube sinkt auf 60. Dabei arbeitet eine
Dieselmaschine mit Vollast bei der gleichbleibenden Drehzahl von 400. Der
Brennstoffverbrauch für 1 PSe bleibt auf diese Weise
der gleich günstige. Umgesteuert kann auf sehr leichte und schnelle Art werden. Mit
einem einfachen Schalter können fünf verschiedene Stellungen erhalten werden: Halt,
halbe Kraft vorwärts, volle Kraft vorwärts, halbe Kraft rückwärts, volle Kraft
rückwärts. [Internal Combustion Engineering 1913, S. 684 bis 685.]
Wimplinger.
–––––
Ueber die Verwendung von Kugelkalibern wird in der
Zeitschrift für praktischen Maschinenbau Nr. 45 vom 5. Nov. 1913 berichtet. Die Riebe-Kugelläger- und Werkzeugfabrik in Berlin bringt
Kugelkaliber, System Konrad, auf den Markt, bei welchen
Präzisionskugeln zum Messen benutzt werden. Die Kugeln als Meßkörper haben besondere
Vorteile. Sie können auf Spezialschleifmaschinen bis auf 0,001 mm genau hergestellt
werden und verziehen sich nicht so leicht wie die Kaliber und Endmaße in der
bisherigen Form. Abb. 1 zeigt ein Kugelkaliber, wie
es zur Kontrolle von Bohrungen benutzt werden kann. Eine Kugel ist an einer Stelle
so abgeschliffen, daß ein Zapfen entsteht, mit dem sie in einen Ring eingeschrumpft
wird. Am Schrumpfring ist zur besseren Handhabung noch eine Messinghülse
angebracht. Der Vorteil gegenüber einem zylindrisch geformten Kaliber ist ohne
weiteres deutlich. Die Kugel berührt eine Bohrung nur längs einer Linie, die Kugel
kann bei jeder beliebigen Stellung des Griffes in die Bohrung eingeführt werden. Das
Zusammenfallen von Mitte Kugel mit Mitte Bohrung erfolgt allmählich und ganz von
selbst. Bei Verwendung von zylindrisch geformten Kalibern muß die genaue Zentrierung
schon erfolgt sein, ehe der Kaliberbolzen in die Bohrung hineinpaßt. Sehr leicht
wird dabei die scharfe Begrenzung der zylindrischen Stirnfläche am Bolzen
beschädigt. Es können auch wenig geübte Arbeiter mit dem Kugelkaliber sehr genau
messen. Ein scharfes Ecken wie beim Einführen des Zylinderkalibers ist nicht
möglich. Durch zahlreiche Versuche wurde festgestellt, daß es möglich ist, mit dem
Kugelkaliber Bohrungen festzustellen, die sich nur um 0,002 bis 0,003 mm voneinander
unterscheiden. Dieser Unterschied ist derartig klein, daß Toleranzkaliber
überflüssig werden. Da es wahrscheinlich ist, daß beim Messen jedesmal eine andere
Kugelzone mit der inneren Wandung der Bohrung zur Berührung kommt, so wird die
Abnutzung gering sein, da sie sich auf eine größere Fläche verteilt. Fällt ein
Kugelkaliber einmal zu Boden, so sind die Beschädigungen infolge der größeren Härte
der Kugeln und der überall runden Flächen nur wenig oder garnicht zu bemerken. Auch
als Stichmaße können die Kugeln benutzt werden. Abb.
2 zeigt eine solche Ausführung. In einem Rohrstück liegen die Kugeln
nebeneinander. Um die beiden Endkugeln am Herausfallen zu hindern, sind die
Begrenzungsflächen des Rohrstückes etwas nach innen eingezogen. An jedem Ende des
Stichmaßes liegt ein Teil der Kugeln frei. Es wird daher die Meßlänge dargestellt
durch die Länge einer Kugelsäule, und zwar gemessen in Richtung der Verbindungslinie
der Kugelmittelpunkte. Die Berührung des Meßwerkzeuges mit den zu messenden
Bohrungen erfolgt daher an sehr kleinen Auflageflächen, die theoretisch sogar in
einen Punkt zusammenschrumpfen. Dadurch ist ein sehr genaues Messen möglich. Sind
die Stichmaße aus einem Stück, so verziehen sie sich leicht beim Härten. Die bei dem
Härten der Kugeln auftretenden Spannungen gleichen sich, wie durch Beobachtungen
festgestellt ist, infolge der Kugelform aus, so daß ein Einfluß auf Veränderung der
Maßlänge nicht bemerkt werden konnte. Die Stichmaße sind bis auf 1/200 mm genau. Da
die Kugeln beim Gebrauch des Meßinstrumentes stets geringe Bewegungen gegeneinander
machen und auf diese Weise stets andere Flächen zur Anlage kommen, so ist auch die
Abnutzung eine sehr geringe, zumal da die aus Chromstahl hergestellten Kugeln härter
sind als die aus Werkzeugstahl hergestellten Meßwerkzeuge.
Textabbildung Bd. 329, S. 92
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 329, S. 92
Abb. 2.
Simon.
Kesselhausbetrieb. Wie in allen Industriezweigen man
immer mehr und mehr bestrebt ist, die mit jedem Jahr teuerer werdende Handarbeit
durch Maschinenarbeit zu ersetzen, so ist man jetzt auch bemüht, die Bedienung der
Kraftquellen in möglichst weiten Grenzen der Maschinenarbeit zuzuführen.
Hauptsächlich ist dies bei den Dampfbetrieben der Fall, und hier sind es wieder
besonders die Dampfkessel, die eine Bedienung durch Maschinenarbeit zulassen und so
die ohnehin sehr schwere Arbeit des Heizers bedeutend erleichtern. Der maschinelle
Ersatz der Handarbeit kann dabei verschiedener Art sein, von der selbsttätigen
Registrierung der Verbrennungs- und Verdampfungsvorgänge und der selbsttätigen
Kesselspeisung an bis zu der mechanischen Beschickung der Roste und der
Herbeischaffung der Kohle vom Lagerplatz.
Textabbildung Bd. 329, S. 93
Abb. 1. Zweiflammrohrkessel mit selbsttätigem Apparat und
Kohlenbrechern.
Die Einrichtung der mechanischen Beschickung der Roste ist in erster Linie dazu
bestimmt, die Heizerarbeit zu erleichtern und Kohlenersparnis herbeizuführen, und
deshalb haben auch nur solche Rostbeschickungsapparate Aussicht auf Erfolg, die
diesen Anforderungen in jeder Weise entsprechen.
Die Konstruktion der mechanischen Beschickungsapparate ist naturgemäß verschieden,
man benutzt aber meist entweder Wurfräder oder Wurfschaufeln, welch letztere
angezogen und durch Federn plötzlich vorgeschnellt werden, während erstere bei hoher
Drehzahl durch die Zentrifugalkraft den Brennstoff auf den Rost streuen. Während die
Apparate mit Wurfschaufeln fast alle Kohlensorten bis zu einer Stückgröße von etwa 9
cm verarbeiten, sind diejenigen mit Wurfrädern, wenn nicht ein Kohlenbrecher
eingebaut ist, der größere Stücke in die für die Wurfräder geeignete Größe bricht,
an eine bestimmte, sortierte Kohle, die nur wenig Gruß enthalten soll, gebunden.
Das Spezialwerk Thost, G. m. b. H., Zwickau in
Sachsen baut auf Grund langjähriger Erfahrungen beide Apparattypen. Den
Wurfapparaten mit Wurfrädern sind Brechwerke vorgebaut (Abb. 1), die eine Zerkleinerung größerer Stücke vornehmen, während ein
Wurfrad mit beweglichen Schaufeln die gebrochene Kohle gleichmäßig über den Rost
verteilt. Die Apparate mit Wurfschaufeln (Abb. 2)
haben hingegen derartig weite Durchgänge, daß Stücke bis 6 cm Größe sowie auch
Industriebriketts anstandslos und ungebrochen hindurchgehen. Die einfache
Konstruktion beider Apparattypen gewährleistet eine große Betriebsicherheit und
lange Lebensdauer. Andererseits ist der Mechanismus derart ausgebildet, daß eine
gleichmäßige Bedeckung er Rostfläche dauernd erzielt wird.
Textabbildung Bd. 329, S. 93
Abb. 2.
Die Beschickung der Roste erfolgt bei geschlossener Feuertür kontinuierlich unter
Einstellung bestimmter Mengen.
Die Vorrichtungen zur schnellen und leichten Regulierung der Apparate, um diese den
Betriebsverhältnissen entsprechend einzustellen, sind ebenfalls derart einfach und handlich, so daß
sie selbst ein Nichtfachmann bedienen kann.
Das obige Werk ist gern bereit, die Apparate nach Uebereinkommen auf eine zu
bestimmende Zeit zur Probe zu geben, so daß jedem Interessenten Gelegenheit geboten
ist, ohne Kaufzwang und ohne große Kosten sich selbst von der vorteilhaften
Arbeitsweise und den Ersparnissen überzeugen zu können.
–––––
Bestimmungen der englischen Marine für die Abnahme von
Heizölen. Die kürzlich veröffentlichten Abnahme- und Lieferungsbedingungen
der englischen Admiralität für die von ihr für die Feuerung von Schiffskesseln
bezogenen Heizöle weichen von den älteren Abnahmevorschriften, die aus dem Jahre
1910 stammen, in mehrfacher Hinsicht ab. Die vorgenommenen Aenderungen sind ein
Ergebnis neuerer Untersuchungen über die Eigenschaften der in Frage kommenden Oele,
die bei der verschiedenen Herkunft der Oele deshalb nötig geworden sind, weil der
stark ansteigende Bedarf der Marine möglichste Erweiterung der bisher der
Beschaffung von Heizöl gezogenen Grenzen forderte.
Allgemein soll das gelieferte Oel aus flüssigen Kohlenwasserstoffen bestehen. Für die
Lieferung kommen in Frage Schieferöle und Erdöle sowie deren Destillationsprodukte
und Rückstände. Alle Oelsorten müssen jedoch bezüglich Entflammbarkeit, Schwefel-,
Wasser- und Säuregehalt sowie Maß der Verunreinigungen den Anforderungen der
Admiralität entsprechen.
Der Flammpunkt soll nicht unter 175° F (79 ° C) liegen,
bei Oelen sehr kleiner Viscosität nicht unter 200° F (93° C).
Der Schwefelgehalt darf 3 v. H. nicht überschreiten.
Der Säuregehalt soll möglichst gering sein, auf keinen
Fall höher als 0,05 v. H. Die Säuremenge wird als Schwefelsäureanhydrid (SO3) in der Weise ermittelt, daß das Oel mit
destilliertem Wasser geschüttelt, und durch Titration mit Zehntel- normalem Alkali
der durch das Wasser extrahierte Säuregehalt bestimmt wird; als Indikator dient
Methylorange.
Der Wassergehalt darf 0,5 v. H. nicht überschreiten.
Die Viscosität, gemessen mit Boverton-Redwood-Viscosimeter, soll bei einer Oelmenge von 50 ccm bei 32
°F (0°C) eine Ausflußzeit von nicht mehr als 2000 Sekunden ergeben.
Das Oel soll frei sein von erdigen, faserigen oder kohlehaltigen Bestandteilen sowie
von sonstigen Verunreinigungen, die die Brenner verstopfen können. Es soll nach
Erfordernis bei der Uebernahme aus Oeltanks oder Tankschiffen mittels Drahtfilter
(16 Maschen pro Zoll) gereinigt werden. Die Art des Oeles ist genau zu beschreiben;
Ursprung und Art der Behandlung sind festzulegen, auch ist der Prozentsatz
anzugeben, mit dem das Heizöl aus dem Rohöl gewonnen wurde.
Die gegenüber den älteren Bestimmungen vorgenommenen Aenderungen betreffen im
wesentlichen den Schwefel- und Säuregehalt und die Höhe des Flammpunktes. Der
Schwefelgehalt war früher beschränkt auf 0,75 v. H., ein Säuregehalt war bisher
überhaupt nicht zugelassen. Mit der Herabsetzung des Flammpunktes von 200° F auf
175° F folgt die Kriegsmarine dem Beispiel der Handelsmarine, die bereits seit
längerer Zeit Heizöl mit wesentlich niedrigerem Flammpunkt (zwischen 150 und 160° F)
verwendet. Schwierigkeiten bezüglich Verwendung und Lagerung dieser Oele an Bord
sind bisher nicht bekannt geworden.
Kraft.
–––––
Galvanisches Verzinken. Aus jenem Grunde, aus dem das
elektrisch positivste Metallzink andere Metalle aus ihren Lösungen ausfällt, hindert
es auf Eisen oder Kupfer auch als Ueberzug, der nicht mikroskopisch dicht ist,
dennoch die Auflösung des anderen Metalls in Feuchtigkeitsniederschlägen der Luft
und somit auch die Rost- oder Grünspanbildung vollständig, während den Ueberzug
selbst eine auf ihm bald entstehende basische Oxydschicht vor unmittelbarem Angriff
durch Feuchtigkeit schützt. Ueberall nun, wo deshalb Bleche, Röhren, Fassoneisen,
Kleineisenzeug, Schrauben, Muttern, Nägel, Drähte, Bänder und Geflechte wirklich
rostsicher verzinkt werden sollen, geht man immer mehr zur galvanischen Verzinkung
über, weil sie vor der im Schmelzbad erzeugten den Vorzug größerer
Wirtschaftlichkeit, gleichmäßigeren Ergebnisses und bequemer und sehr genauer
Regulierbarkeit besitzt. Bei der Schmelzverzinkung sind so häufig übermäßig dicke
Schichtstellen nicht zu vermeiden, und im Bade Legierungen des Zinks mit Eisen und
ferner auch Schmelzgefäß verbrauch, so daß die Schmelzverzinkung weder gut noch
billig ist. Gerade auch die Hauptarbeit, die vorher nötige Entfettung der Waren,
Säuberung und Befreiung von Oxyden, muß, wenn die Schmelzverzinkung lange halten
soll, genau so sorgfältig ausgeführt werden wie bei galvanischer Verzinkung. Um mit
dieser gute Erfolge zu erzielen, verfährt man wie folgt: 1. Koche die Stücke in
fünf- bis zehnprozentiger Lösung von Aetznatron, Aetzkali, Pottasche, Borax oder
Soda, bis alles Fett und aller Schmutz entfernt ist. Oder 2. schwenke die Stücke in
zugedecktem Benzin, aus dem der Schmutz ab und zu abzufiltern ist, und bürste sie
nach, besonders an den vertieften Stellen. Oder 3. bürste sie nach oder überhaupt
nur mit stark alkalischem Wiener Kalk (mit Gummihandschuhen), Apoxeinit,
Schlemmkreide oder Bimsteinmehl und spüle nachher mit Wasser ab. Oder 4. fege die
Stücke mit dem Sandstrahlgebläse, spüle in schwachsaurem Wasser nach und hänge sie
sofort in das Verzinkungsbad. Oder 5. hänge sie negativgepolt in eine positivgepolte
Alkalilösung, damit Alkalimetall, auf sie gelangend, mit heftiger
Wasserstoffentwicklung Alkalihydrat bildend, das Fett verseift oder unverseift durch
die Glasbläschen zum Badspiegel führt, von wo es aber vor Herausnehmen der Stücke
gründlich entfernt werden muß.
Nach einer dieser Behandlungen, ausgenommen 4, entferne noch die Oxydschicht (Anlauf,
Glühspan, Gußhaut) durch Beizen bei Kupfer, Nickel und deren Legierungen mit Salpetersäure in
Steinzeuggefäßen, bei Eisen, Zink, Aluminium mit fünf- bis zehnprozentiger Schwefel-
oder Salzsäure, mit ein wenig Flußsäurezusatz bei Gußeisen, der kieselsäurehaltigen
Gußhaut wegen, in ausgebleiten Holzkästen. Dabei zwecks Gleichmäßigkeit und
Zeitersparnis Bewegung zwischen Stücken und Säure, also z.B. entweder die Stücke in
Siebkästen stellen und den Kasten in der Säure auf- und abbewegen, oder aber
Kreislaufpumpung der Säure mit zwecks längerer Lösungsfähigkeit ständiger
Ausfilterung der etwaigen Oxydstückchen.
Soll Fett, Schmutz und alles Oxyd entfernt sein, so prüfe, ob die Stücke überall
gleichmäßig blank aussehen, bei gehärteten Eisenteilen hingegen, ob sie in
einprozentiger Kupfersulfatlösung sich überall gleichmäßig röten, andernfalls gleich
nochmals beizen. Von Gußeisen scheuere überdies stets auch die freigebeizten
Kohlenstoffteilchen mit Sand, Wiener Kalk, Apoxeinit oder dergleichen gründlich
ab.
Ohne Aufschub spüle dann in reinem Wasser tüchtig ab und hänge in das Verzinkungsbad,
also Glas-, Steingut- oder Pitchpineholz- oder mit doppelter Lötung mit chemisch
reinem Blei ausgebleiten Holzwannen, in denen abgekochtes reines Wasser oder
Regenwasser enthalten ist, mit in je 100 l fertiger Lösung 20 bis 25 kg
schwefelsaurem Zink, dazu zwecks Verringerung des je nach der Leitfähigkeit des
Bades den Elektroden zu erteilenden Spannungsunterschiedes, 10 kg schwefelsaurer
Magnesia als Leitsalz, und zwecks schwachsaurer Reaktion des Bades, 3 kg Borsäure
oder statt ihrer, dem Säurestärkenverhältnis entsprechend, etwa 0,3 kg
Schwefelsäure. Unter 15 kg schwefelsaures Zink, also 4 kg Zinkmetall, darf man den
Badgehalt nicht sinken lassen. Das Bad muß eisenfrei sein und gehalten werden, damit
sich nicht Eisenoxydhydrat abscheidet und das Bad lehmfarbig, die Verzinkung
mißfarbig und porös wird. Als Anoden verwende chemisch reine, insbesondere, der
Zähigkeit und Farbe der Verzinkung wegen, völlig arsen-, eisen- und kupferfreie 3
bis 10 mm dicke Zinkbleche, die an mit Zinknieten angenieteten, an der Fuge
verlöteten starken Zinkstreifen in solcher Zahl einzuhängen sind, daß ihre
Oberfläche ungefähr gleich der der mit Kupferhaken einzuhängenden Ware ist. Vor
Stillstand nachts die Anoden herausnehmen, um unnütze Auflösung zu vermeiden.
Das Bad muß stets wenigstens 15° C warm sein. Wirtschaftlicher, aber vorwiegend wegen
Verringerung der Badspannung, und gleichmäßiger arbeitet es, falls man das Bad
mittels einzulegender ¾''-Hartbleiröhren und Abdampf oder dergl. auf 50° C halten
kann. Die Einhängedauer hängt einerseits von der verlangten Schichtdicke und
anderseits von der Badspannung und Stromdichte ab. Rostsichere Verzinkung verlangt
etwa 200 g Zink/m2, noch bessere 400; und da
laboratorisch 1220 g, praktisch 1100 g Zink in einer Stunde niederzuschlagen 1000
Amp. beanspruchen, so ist für jede sich einstellende Stromstärke leicht die
erforderliche Einhängedauer zu berechnen. Meistens sind die Verhältnisse und
Stromstärken im 20° warmen Bad bei durchschnittlich etwa 10 cm
Elektrodenabstand und Stromdichten von 50 bis 200 Amp./m2 Warenfläche derart, daß man bei 2,8 Volt Badspannung jene 200 g/m2 in einer Stunde bekommt; hingegen im 45° warmen
schon bei 2 Volt oder in schon 40 Minuten bei 2,8 Volt oder aber 400 g/m2 in einer Stunde im Falle von 4 Volt. Die
Stromdichten über 200 Amp./m2 verlangen, damit das
Bad an der Ware nicht zinkarm werde, unmittelbare Badströmung von der zinklösenden
Anode zur Kathode hin. Nach dem Verzinken sind die Stücke sofort in fließendem
kaltem Wasser gründlich abzuspülen, danach, um auch die Poren auszuspülen, in
kochendheißem Wasser, und sodann zu trocknen durch die angenommene Hitze oder in
Trockenöfen oder in erwärmtem Sägemehl. [Dipl.-Ing. Dr. A. Barth, Frankfurt a. M.-Süd, in Helios Fach- und Exportzeitschrift für
Elektrotechnik Band 19, 14. Dez. 1913, Fachz. S. 639 bis 643.]
Erich Schneckenberg.
–––––
Wasserflugplatz Warnemünde. Die Sturmfluten, die in den
letzten Wochen an der deutschen Küste der Ostsee verheerend gewütet haben, führten
zu der Befürchtung, daß die vom Reichsmarineamt und von der Nationalflugspende
unterstützte Anlegung eines Flugplatzes bei Warnemünde in Frage gestellt werde. Wie
sich nunmehr übersehen läßt, hat sich bei dem Unwetter an der Küste von Warnemünde
dank des systematischen Ausbaues der Küstenschutzanlagen die Düne vor dem
zukünftigen Flugplatz als absolut sicherer Schutz für diesen gegen Angriffe von See
aus erwiesen. Trotz des Verlustes an Arbeitszeit durch die Sturmfluten kann mit
einer rechtzeitigen Fertigstellung des Platzes mit Sicherheit gerechnet werden.
–––––
Federnde Räder für Straßenbahnen hat die Stadt Wiesbaden
versuchsweise an einigen Wagen eingeführt. Die Federung findet zwischen Reifen und
Nabe statt, so daß nunmehr nur noch die Reifen als einziges ungefedertes Gewicht auf
den Oberbau wirken. Die in 12 t schwere Wagen eingebauten Räder haben sich selbst
bei einer Nutzlast von 2600 kg und bei erheblichen Steigungen gut bewährt. Die
federnden Räder dürften eine ganz erhebliche Herabsetzung der Ausbesserungskosten im
Schienenmaterial, besonders in Kreuzungen und Weichen, bedeuten, haben außerdem noch
den Vorteil wesentlich angenehmeren Fahrens der Wagen. Eine nähere Beschreibung mit
Abbildung befindet sich in der Frankfurter Zeitung vom 1. Dezember 1913.
Pr.
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Eine neue Werkzeugmaschine für Blinde hat der blinde
Korbmacher Karl Ludwig in Mannheim geschaffen, indem es
ihm nach langen Versuchen gelungen ist, eine Drahtflechtmaschine mit Vorrichtungen
zu versehen, welche die Bedienung durch Blinde gestatten. Bei der geringen Zahl der
Erwerbsmöglichkeiten für Blinde ist die Erfindung von Bedeutung.
Pr.