Titel: | Ueber elektrisch angetriebene Gesteinbohrmaschinen. |
Autor: | Max Weber |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 118 |
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Ueber elektrisch angetriebene
Gesteinbohrmaschinen.
Von Dr. Max Weber in
Charlottenburg.
(Schluß von S. 100 d. Bd.)
WEBER: Ueber elektrisch angetriebene
Gesteinbohrmaschinen.
Die Stoßbohrmaschine der Siemens-Schuckertwerke ist
schon beim Bau von Alpentunneln mit Erfolg angewandt. So wurden der
Jungfraubahntunnel in der Schweiz bis zur Station Eismeer, der Tauerntunnel,
Karawankentunnel und Wocheiner-Tunnel in den östlichen Alpen ganz oder zum großen
Teil mit denselben hergestellt. In jüngster Zeit wurde ein 1,3 km langer
Wasserstollen für die Bruchertalsperre bei Marienheide im Rheinland mit
Kurbelstoßbohrmaschinen ausgeführt (vergl. den Aufsatz von Schoder in D. p. J. 1914 Heft 4 S. 49 ff.).
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Abb. 6. Stoßbohrmaschine einen senkrechten Schlitz herstellend.
Außer zum Bohren von Sprenglöchern lassen sich die Stoßbohrmaschinen unter
Zwischenschaltung einer Schwenkvorrichtung zwischen Maschine nnd Spannsäule oder
Freigestell auch zur Herstellung von Einschnitten (Schlitzen oder Schrämen)
benutzen. Abb. 6 zeigt eine Stoßbohrmaschine an
Spannsäule vor Ort senkrecht schlitzend, Abb. 7 eine
solche bei der Herstellung eines wagerechten Einschnittes, eines Schrames, während
in Abb. 8 eine fahrbar angeordnete Stoßbohrmaschine
in einem Tuffsteinbruch Schlitze senkrecht nach unten ausführt. An letzterer
Abbildung sieht man, wie der Arbeiter mit seiner linken Hand die Kurbel bedient,
mittels derer die Bohrmaschine entsprechend der Vertiefung des Schlitzes
vorgekurbelt wird, während er mit seiner rechten Hand die Kurbel der Schwenk
Vorrichtung dreht.
Die Stoßbohrmaschine läßt sich in ihrer Längsrichtung durch Drehen der Handkurbel um
50 cm vorschieben. Ist ein Sprengloch soweit vertieft, daß sich die Maschine nicht
weiter vorkurbeln läßt, so muß sie zurückgekurbelt und ein um 50 cm längerer
Bohrmeißel eingesetzt werden. Die Tiefe eines Bohrloches beträgt beim
Bergwerksbetrieb unter Tage selten mehr als 2 m, bei einer mittleren Lochweite von
40 bis 50 mm. Im Steinbruchbetrieb hat sich in den letzten Jahren das Bestreben
geltend gemacht, möglichst tiefe Löcher zu bohren, um recht große Blöcke zu
gewinnen, die dann nachträglich weiter zerteilt werden. Es werden oft Löcher von 5
bis 8 m Tiefe gewünscht. Auch diese kann die Stoßbohrmaschine ohne Bedenken
herstellen, wenn die Arbeitsfedern entsprechend dem größeren Bohrergewicht verstärkt
werden.
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Abb. 7. Stoßbohrmaschine wagerecht schrämend.
Die Entfernung des Bohrmehls aus dem Bohrloch erfolgt bei Löchern, die nach unten
gerichtet sind, wo es nicht von selbst herausfallen kann, durch Eingießen von
Wasser. Durch die stoßende Bewegung des Bohrmeißels rührt sich das Bohrmehl mit dem
Wasser durcheinander, so daß der Meißel beim Aufschlagen eine vom Bohrmehl freie
Stelle trifft. Durch regelmäßiges Nachgießen oder Einspritzen verdünnt sich das
Gemisch und wird herausgespült. Bei größerer Lochtiefe von mehr als 2 m verwendet
man zweckmäßig Hohlbohrer, durch deren Inneres man Druckwasser bis auf die
Bohrlochsohle bringt, wobei durch ständiges Hindurchfließen das Bohrmehl entfernt
wird. Das vordere Ende der Maschine erhält zu diesem Zweck einen besonderen
Spülkopf, an den der Druckwasserschlauch angeschlossen werden kann, und der das
Druckwasser unbehindert durch die Stoß- und Umsetzbewegung des Kolbens dem Bohrer
zuführt. Wo Druckwasser nicht zur Verfügung steht, kann solches meist leicht mittels
einer kleinen Pumpe beschafft werden, wie in Abb. 9
dargestellt ist.
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Abb. 8. Fahrbare Stoßbohrmaschine nach unten schlitzend.
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Abb. 9. Stoßbohrmaschine mit Wasserspülung durch Hohlbohrer.
Es sind mit der einpferdigen Kurbelstoßbohrmaschine bereits Löcher bis 16 m Tiefe in
Betonmauerwerk beim Abbau einer Mole am Kaiser-Wilhelm-Kanal bei Kiel, mit einem
Anfangsdurchmesser von 170 mm und einem Enddurchmesser von 120 mm hergestellt
worden. Der höchste zulässige Lochdurchmesser richtet sich nach der Gesteinshärte.
Mit zunehmender Größe der Meißelschneide nimmt beim Schlage der spezifische Druck
auf das Gestein ab. Reicht dieser nicht aus, um das Gestein zu zertrümmern und
den Bohrer wenigstens ein kleines Stückchen eindringen zu lassen, so wird die ganze
Energie der schlagenden Masse in der Bohrmaschine selbst verzehrt, was natürlich
einer stärkeren Abnutzung der Maschine entspricht. Man soll daher den
Lochdurchmesser höchstens so groß wählen, daß man dabei das Bohrloch wenigstens um 1
cm in der Minute vertieft. Im Granit kann man mit der Stoßbohrmaschine, je nach der
Gesteinshärte, ein Loch von 5 bis 10 cm Tiefe und 35 mm ⌀ in einer Minute
herstellen.
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Abb. 10. Kabeltrommel mit Sicherungskasten.
Der Antriebsmotor der Kurbelstoßbohrmaschine in der allgemein verbreiteten Ausfuhrung
ist ein einpferdiger Drehstrommotor mit Kurzschlußanker, der an Einfachheit und
Betriebssicherheit von keinem anderen System erreicht wird. Der Motor ist durch
vollständige Kapselung gegen Eindringen von Staub und Tropfwasser geschützt. Eine
selbsttätige Schmiervorrichtung versorgt die Kurbelwelle und die gleitenden Teile
mit Oel.
Das Gewicht der bloßen Stoßbohrmaschine beträgt 115 kg. Der Motor wiegt 45 kg, das
Schwungrad 20 kg. Für den Transport kann der Motor durch einen Griff von der Bohrmaschine abgenommen
werden. Die Stromzuführung erfolgt durch biegsame Panzeraderleitung von 3 × 2,5
mm2 Kupferquerschnitt, die in Längen von meist
80 m auf einer tragbaren, mit Anschlußdose versehenen Kabeltrommel (Abb. 10) aufgewickelt ist, die an die festverlegte
Leitung angeschlossen wird. Am Ende der letzteren wird ein Sicherungskasten (in Abb. 10 links oben sichtbar) angebracht, der
Sicherungen für jeden Pol enthält. Für Gruben mit Schlagwettergefahr sind besondere
Sicherheitsvorrichtungen notwendig. Alle Anschlußstöpsel müssen in diesem Falle in
ihren Anschlußdosen derartig verriegelbar sein, daß sich die Verbindung nur lösen
läßt, wenn die Kontaktstellen stromlos sind. Auch darf sich der Sicherungskasten nur
im stromlosen Zustande öffnen lassen.
Bohrhämmer.
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Abb. 11. Bohrhammer.
Häufig liegt das Bedürfnis vor, neben der schweren Stoßbohrmaschine noch eine
leichtere, von einem Mann zu bedienende Maschine zu haben, beispielsweise wenn es
sich darum handelt, größere abgesprengte Blöcke weiter zu teilen. Für derartige
Arbeiten hat man die schon oben erwähnten Bohrhämmer hergestellt. Solche Hämmer mit
Druckluftbetrieb sind schon seit Jahren am Markte. Dem elektrischen Antrieb stellten
sich jedoch größere Schwierigkeiten entgegen, als sich erwarten ließen. Im Jahre
1911 brachten die Siemens-Schuckertwerke einen durch
einen ½ PS-Elektromotor angetriebenen mechanischen Bohrhammer an den Markt. Derselbe
mußte, wie fast jede neuartige Maschine, erst gewisse Kinderkrankheiten überstehen.
Auf Grund der gesammelten Erfahrungen ist er jedoch in mannigfacher Hinsicht
verbessert und ist jetzt auf verschiedenen Anlagen mit befriedigendem Erfolge im
Betriebe. Man wird indessen noch eine längere Erfahrungszeit abwarten müssen, um
sagen zu können, unter welchen Verhältnissen der elektrische Bohrhammer unbedingt zu
empfehlen ist. Günstige Erfolge liegen bereits vor von der der Dortmunder Union
gehörigen Grube Wohlverwahrt, sowie von den Tagebaubetrieben der Bürener
Kalkwerke in Buren.
Bei genanntem Hammer wird eine Spiralfeder, deren eines Ende fest aufliegt,
zusammengedrückt, um beim Loslassen einen Schlagbolzen gegen das hintere Ende des
Bohrmeißels zu stoßen. Das Zusammendrücken der Feder erfolgt dadurch, daß der durch
den Elektromotor gedrehte Schlagbolzen an seinem vorderen Ende durch einen stark
ansteigenden halben Schraubengang begrenzt ist, der gegen einen dazu passenden
Schraubengang einer im vorderen Maschinengehäuse sitzenden sogenannten Hubhülse
anliegt (Abb. 11). Durch seine Drehung wird der
Schlagbolzen um die Ganghöhe gehoben bzw. nach hinten gedrückt und dabei die
Schlagfeder gespannt. Beim Ueberschreiten des höchsten Punktes des Schraubenganges
wird der Schlagbolzen plötzlich freigelassen und durch die Schlagfeder nach vorn
gegen den Bohrmeißel gestoßen. Das Umsetzen des letzten erfolgt durch ein
Reibungsgetriebe. Durch Verwendung spiralförmig gewundener Bohrer wird beim
Bohrhammer das Bohrmehl mittels der Umsetzbewegung aus dem Bohrloch
herausgeschraubt. Wenn bei größerer Lochtiefe das Bohrmehl hierbei nicht mehr
gefördert werden kann, so kann man Hohlbohrer anwenden, um das Bohrmehl durch Luft-
oder Wasserspülung zu entfernen.
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Abb. 12. Bohrhammer auf Dreifuß.
Der Bohrhammer kann beim Abwärtsbohren aus freier Hand von einem Mann bedient werden.
Bei der Herstellung seitlicher oder nach oben gerichteter Löcher, wo wegen des 38 kg
betragenden Gewichtes des Hammers mit angebautem Motor ein dauerndes freihändiges
Arbeiten zu ermüdend wäre, befestigt man den Hammer zweckmäßig an einem leichten
Dreibein (Abb. 12) oder beim Arbeiten unter Tage an
einer leichten Spannsäule, wie in Abb. 12 links
sichtbar ist. Durch ein zwischen dem Bohrhammer und dem Aufstellungsgerät
eingeschaltetes Vorschubwerk kann der Hammer mittels Handkurbel entsprechend der
Vertiefung des Loches vorgekurbelt werden.