Titel: | Zuschriften an die Redaktion. |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 143 |
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Zuschriften an die
Redaktion.
(Ohne Verantwortung der Redaktion.)
Zuschriften an die Redaktion.
Bemerkungen zu Herrn Gruschkes ReferatD. p. J. S. 671, 1913.über den ersten Band der Physikalischen Grundlagen der
Elektrotechnik.
Zu dem Referat des Herrn Gruschke habe ich folgendes zu
bemerken:
Ich habe nirgends gesagt, „daß die Magnetnadel so heiße wegen der zugespitzten
Enden“, sondern, daß ein (in einer Figur dargestelltes) Stahlstückchen wegen
seiner zugespitzten Enden „Nadel“, und, wenn es magnetisiert worden sei,
„Magnetnadel“ heiße (S. 1).
Ich habe nicht „ohne weiteres Begriffe wie z.B. Amperewindungszahl,
Dynamomaschine- und Prinzip, Morseapparat, Motor, Generator usw.
vorausgesetzt“. Die Amperewindungszahl wird z.B. S. 27 sorgfältig erklärt
und definiert (Satz 4); ferner wird z.B. der Morseapparat auf S. 65 unter Hinweis
auf die Abb. 84 eingehend besprochen.
Von Abb. 108 S. 81 behauptet Referent viele merkwürdige Dinge; ich kann keins der
angeführten Merkmale wiederfinden.
Von einigen abgebildeten Glühlampen und Akkumulatoren wird gesagt, es fehle die
Angabe der natürlichen Größe. Dies Fehlen dient als Begründung für eine Reihe der
schwersten Vorwürfe!
Was die Ausdrücke „n-mal größer als“ oder „n-mal so groß als“ mit der höheren Mathematik
zu tun haben, ist mir unklar. Die vom Referenten als Beweis für die Verwendung von
höherer Mathematik trotz des Versprechens des Nichtgebrauches angeführten Beispiele
stehen zum Teil im 10. Kapitel, das von diesem Versprechen ausdrücklich ausgenommen
ist (Vorrede).
Auf S. 219 findet Referent einen Mißbrauch des Differentialzeichens. Ich gebe zu, daß
es bedenklich ist, zu schreiben
K=\frac{\mbox{konst.}\,q\,.\,d\,q}{r^2} statt
d\,K=\frac{\mbox{konst.}\,q\,.\,d\,q}{r^2}.
Andrerseits möchte ich betonen, daß die Größen d K und
und d q der letzteren Gleichung keineswegs unendlich
kleine Größen zu sein brauchen. Weshalb nicht geschrieben ist K = konst. q1 q/r2,
hat seinen Grund im folgenden: die Ladung q2 oder d q muß
praktisch klein gegen q1 sein, damit sie nur von q1 nicht durch Influenz angezogen oder
abgestoßen wird.
Der angeführte Satz von S. 23 folgt der Definition der
Gleichstromquellen und ist nicht etwa die Definition, wie
Referent behauptet. Ich fände übrigens auch gegen diese Definition nichts
einzuwenden.
Referent betrachtet es als Nachteil, daß sich das Buch „bald an solche Leser
wende, die von Physik und Elektrotechnik überhaupt noch keine Ahnung haben, bald
an solche, die schon wesentliche Vorkenntnisse besitzen müssen“. Ich habe
mir früher oft selbst die Frage vorgelegt, warum fast alle Hochschulvorlesungen
über Experimentalphysik und Bücher, wie z.B. die Experimental-Physik von Warburg und das Lehrbuch der praktischen Physik von Kohlrausch formell keine physikalischen Kenntnisse
voraussetzen, obwohl sie natürlich für Erwachsene mit höherer Schulbildung bestimmt
sind. Ich glaube, daß in diesem auch von mir geübten Verfahren 1. der wohltuende
Zwang liegt, nämlich der Zwang, die Entwickelung der
physikalischen Experimentiermittel und -begriffe möglichst lückenlos
darzustellen; 2. die Möglichkeit, die Darlegung der
Begriffe an bekannte Dinge, wie z.B. die Magnetnadel, anzuknüpfen.
F. F. Martens.
––––––
Herr Martens hat meine Bemerkungen mehrfach mißverstanden.
Ich gebe zu, daß ich durch die kurze Ausdrucksweise, die ich gewählt habe, um nicht
zuviel Raum zu beanspruchen, teilweise dazu Anlaß gegeben habe.
Mit meiner Bemerkung über die Magnetnadel wollte ich nur ein Beispiel dafür anführen,
daß der Verfasser oft Begriffe erklärt, die vorauszusetzen wären. Denn sowohl für
Leser, „die den Grammeschen Ring und das Siemenssche Prinzip der Selbsterregung kennen“,
als auch für „Erwachsene mit höherer Schulbildung“ dürften derartige
Erklärungen überflüssig sein, für die, wie gesagt, die Magnet-„Nadel“ nur ein
Beispiel sein sollte.
Wenn ich gesagt habe, daß gewisse Begriffe, wie Amperewindungszahl usw. vorausgesetzt
werden, so sollte das nicht heißen, daß diese Begriffe nirgends erklärt werden. Wenn
man das Buch aber vom Anfang her ließt, findet man sie zum mindesten in einer Weise
eingeführt, die einer Voraussetzung wohl gleichwertig zu erachten ist.
Von Abb. 108 auf S. 81 habe ich behauptet, daß sie eine Aeußerlichkeit darstellt,
während das Wissenswerte fehlt. Die Abbildung zeigt einen Manganinwiderstand von 1
Ohm, in der bekannten Weise eingebaut. Für den Nichteingeweihten entsteht sofort die
Frage: Was in der Abbildung ist nun der eigentliche Manganinwiderstand, wozu dient
die auffällige Bauart des Instrumentes? Durch eine kurze Erklärung im Text wäre
übrigens diesem Mangel abzuhelfen gewesen.
Ich halte es nicht für angebracht, auf die einzelnen Fälle, die den im dritten Absatz
meiner Besprechung erhobenen Einwänden zugrunde liegen, noch ausführlicher
einzugehen. Ich will nur noch hervorheben, daß die Darstellung durch kurze
überleitende Erklärungen, welche einen grundlegenden Zusammenhang zwischen den
einzelnen an sich recht anregend und meist klar gefaßten Abschnitten herstellen
würden, und durch kurze Bemerkungen zu einigen Abbildungen erheblich gewinnen
würde.
G. Gruschke.