Titel: | Ueber die Bekämpfung der Kohlenstaubexplosionen in Steinkohlenbergwerken. |
Autor: | M. Tornow |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 146 |
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Ueber die Bekämpfung der Kohlenstaubexplosionen
in Steinkohlenbergwerken.
Von Bergassessor Dr. M. Tornow in
Berlin.
TORNOW: Ueber die Bekämpfung der Kohlenstaubexplosionen in
Steinkohlenbergwerken.
Immer wieder von neuem lenken Explosionskatastrophen in Steinkohlenbergwerken
die öffentliche Meinung auf die den Steinkohlenbergmann bedrohenden Gefahren, wie
auch neuerdings wieder das Explosionsunglück auf Zeche „Minister Achenbach“
am 30. Januar, bei dem sich glücklicherweise die anfänglichen Befürchtungen über die
Zahl der Todesopfer nicht bestätigt haben. Neueren Nachrichten zufolge sind hierbei
24 Mann ums Leben gekommen.
Die beiden Feinde, die den Steinkohlenbergmann bedrohen, sind bekanntlich
Schlagwetter und Kohlenstaub, die beide sowohl allein Explosionen verursachen
können, als auch häufig miteinander in Verbindung auftreten, und zwar so, daß
Kohlenstaub die Schlagwetterexplosion verstärkt, oder daß die Schlagwetterexplosion
eine solche von Kohlenstaub verursachen und in eine solche auslaufen kann.
Diese Verbindung von Schlagwetter- und Kohlenstaubexplosionen ist so häufig, daß bei
einer neuen Katastrophe stets auf die Mitwirkung von Kohlenstaub gerechnet werden
kann, so lange nicht das Gegenteil durch eingehende Untersuchung nachgewiesen
ist.
Die Bekämpfung der schon seit langem bekannten Schlagwettergefahr möge hier
übergangen werden. Es sind darüber zahlreiche Abhandlungen erschienen.
Die Versuche des deutschen Bergbaues, den durch Kohlenstaub verursachten
Explosionsgefahren im Bergwerksbetriebe zu begegnen, reichen einige Jahrzehnte
zurück. Schon im Jahre 1884 hatte die zum Studium der Schlagwetterexplosionen von
der preußischen Regierung eingesetzte Schlagwetterkommission durch Versuche in der
Versuchsstrecke in Neunkirchen (Saar) die grundlegende Erkenntnis hinsichtlich der
Gefährlichkeit und Wirkung des Kohlenstaubes gewonnen, daß dieser nämlich
einerseits, in der Luft suspendiert, selbst explosionsfähig ist, anderseits aber,
daß er auch in abgelagertem Zustande äußerst gefährlich werden kann, da er
durch den Explosionsstoß einer andern, insbesondere einer Schlagwetterexplosion
aufgewirbelt, und durch die nachfolgende Stichflamme zur Explosion gebracht werden
kann, so daß sich eine Schlagwetterexplosion auch auf schlagwetterfreie Teile eines
Grubengebäudes ausdehnen kann. Diese Erkenntnis gewann jedoch erst im Laufe der Zeit
praktischen Wert, als einige größere Explosionskatastrophen, bei denen sich eine
derartige Beteiligung des Kohlenstaubes wirklich nachweisen ließ, die
außerordentliche Gefährlichkeit des Kohlenstaubes erkennen ließen, die derjenigen
der Schlagwetter fast gleichwertig ist.
Explosionen, die allein auf die Wirkung des Kohlenstaubes zurückzuführen gewesen
wären, sind in Deutschland dank den sehr früh getroffenen Vorsichtsmaßregeln in nur
geringerem Umfange vorgekommen, wenigstens, soweit Bergwerke in Frage kommen. In
Braunkohlenbrikettfabriken dagegen, in denen eine Staubbildung aus der
bitumenreichen, getrockneten, lockeren Braunkohle nur mit größter Sorgfalt
einigermaßen beschränkt werden kann, ist die Explosionsgefahr des Kohlenstaubes
besonders groß. Hier soll jedoch nur von den Gefahren des Steinkohlenstaubes in
Bergwerken die Rede sein.
Die größten Explosionen im Bereich des deutschen Bergbaues in den letzten Jahrzehnten
waren:
Am 17. Februar 1898 die Schlagwetter- und Kohlenstaubexplosion auf der westfälischen
Zeche Carolinenglück. Die Zahl der Toten betrug 115 Mann. Besonders diese Explosion,
die zum weitaus größten Teile auf die unheilvolle Wirkung des Kohlenstaubes
zurückgeführt werden mußte, öffnete dem deutschen Bergmann die Augen gegenüber der
furchtbaren Gefahr des trockenen Kohlenstaubes.
Weiter ließ im Jahre 1903 eine Kohlenstaubexplosion auf dem oberschlesischen
Steinkohlenbergwerk Königin Luise bei Zabrze, bei der die Zahl der Opfer 23 Mann
betrug, ersehen, daß zur Entstehung einer Explosion keineswegs die Gegenwart
von Schlagwettern notwendig ist. Denn die oberschlesischen Steinkohlenbergwerke sind
fast vollständig schlagwetterfrei. Und es war unzweifelhaft, daß Schlagwetter bei
dieser Explosion nicht mitgewirkt haben konnten. Der Bereich der Flammen erstreckte
sich über viele Hundert von Metern Strecke.
Am 28. Januar 1907 forderte eine Schlagwetter- und Kohlenstaubexplosion auf der im
Saarbrücker Bezirk gelegenen Zeche Reden ein Totenopfer von 150 Mann. Das Unglück
ereignete sich nach einem Feiertag; es wurde durch eine lokale Schlagwetterexplosion
eingeleitet, die dann an dem stark ausgetrockneten Kohlenstaub – die Befeuchtung war
über den Feiertag unwirksam geworden, – reichliche Nahrung fand.
Unsere letzten beiden großen Explosionskatastrophen, nämlich die von den
westfälischen Zechen Radbod und Lothringen, sind nach den Ergebnissen der amtlichen
Untersuchungen nicht auf eine wesentliche Mitwirkung von Kohlenstaub zurückzuführen,
sondern sind danach fast ausschließlich aus einer Entzündung von Schlagwettern und
den Wirkungen des Grubenbrandes und der Nachschwaden zu erklären. Die Katastrophe
von Radbod ereignete sich am 12. November 1908; die von der Zeche Lothringen am 8.
August 1912. Sie forderten 348 und 114 Todesopfer.
Außer den eben genannten großen Unglücksfällen hat der deutsche Steinkohlenbergbau
fast in jedem Jahr noch eine Reihe kleinerer Explosionskatastrophen zu beklagen
gehabt, die zum großen Teil auf die Mitwirkung von Kohlenstaub zurückzuführen
gewesen sind. Dank den weitgehenden Sicherheitsmaßnahmen, die im Laufe der Jahre
eingeführt worden sind, sind diese Explosionen jedoch auf einen kleinen Umfang
beschränkt geblieben, so daß meist nur 5 bis 10 Opfer im einzelnen Fall zu beklagen
waren.
Die Abbauverhältnisse sind für die Entstehung von Kohlenstaub im deutschen
Steinkohlenbergbau leider in der großen Mehrheit der Fälle recht günstig. Die Härte
und Sprödigkeit der Kohle macht Schießarbeit vielfach notwendig. Wo die Kohle von
Hand hereingewonnen werden kann, ist sie durch den Gebirgsdruck vielfach schon in
eine Beschaffenheit gebracht, welche die Staubbildung besonders begünstigt. Sehr
gefährlich ist der durch Gebirgsbewegungen auf Klüften und Schlechten entstandene
sehr fein gemahlene Kohlenstaub. Die meist steile Lagerung der Flöze verursacht bei
der Förderung vor Ort viel Stückkohlenfall und Staub; die geringe Mächtigkeit der
Flöze zwingt dazu, die Abbaustöße möglichst lang zu wählen, um die Gewinnung
wirtschaftlicher zu gestalten, und die dadurch verursachten langen Förderwege vor
Ort tragen ebenfalls nicht unwesentlich zur Erzeugung von Kohlenstaub bei.
Schon die oben erwähnten Explosionskatastrophen haben gelehrt, daß die Gefährlichkeit
des Kohlenstaubes weitaus am größten ist, wenn er in Verbindung mit Schlagwettern
auftritt. Denn von so gewaltigen Katastrophen, wie sie in den Schlagwetterrevieren
zu beklagen gewesen sind, ist das oberschlesische Steinkohlenrevier, in dem
Schlagwetter so gut wie garnicht auftreten, bisher zum Glück verschont geblieben.
Daß aber Kohlenstaub allein entzündlich ist, das haben auch hier einige kleinere
Explosionen klar genug erwiesen.
Diese Erfahrungen decken sich mit den auf den Versuchsstrecken erzielten Ergebnissen.
Deutschland besitzt Versuchsstrecken im Saarbrückner Bezirk in Neunkirchen, im
westfälischen bei Gelsenkirchen und Derne in Oberschlesien bei Beuthen. Besonders
die neue mit allen neuesten Errungenschaften versehene Strecke bei Derne, die
zurzeit bis zu einer Länge von 100 m ausgebaut worden ist, scheint berufen, dem
deutschen Bergbau noch manche Dienste zu leisten.
Es sind bereits sehr interessante und wichtige Erkenntnisse bei den Versuchen auf
dieser Strecke erzielt worden. Diese betreffen besonders die Bedingungen, unter
denen Kohlenstaubexplosionen auftreten. Es hat sich hierbei die schon empirisch
durch die Praxis gewonnene Vermutung, daß der Kohlenstaub weit gefährlicher ist,
wenn er mit Schlagwettern in Verbindung auftritt, zur Gewißheit verdichtet. Die
wichtigsten Ergebnisse dieser neuen Versuche besonders hinsichtlich der
Entstehungsbedingungen für Kohlenstaubexplosionen sind folgende:
Die geringste Menge von Kohlenstaub, die notwendig war, um bei reiner
Kohlenstaubexplosion, bei der also die Zündung nur durch Sprengstoffe erfolgt, noch
ein Fortpflanzen der Explosion über die ganze staubbestreute Strecke zu erhalten,
wurde für die Versuchsstrecke in Derne zu 120 g auf jedes Kubikmeter Luft ermittelt.
Stets wurde wie auch bei den folgenden Versuchen der feinste und gefährlichste
Fettkohlenstaub verwendet. Dabei mußten 224 g, also die doppelte Menge gestreut
werden; der Rest blieb unverbrannt auf den Brettern liegen. Beim Streuen kleinerer
Staubmengen erfolgten zwar auch noch Zündungen, aber durchgehende Explosionen waren
nicht mehr zu erhalten. Es wurde zu all diesen Versuchen der feinste
Fettkohlenstaub, also der gefährlichste verwendet. Bei Konzentrationen von 400 bis
500 g auf ein Kubikmeter Luft zeigten sich die heftigsten Explosionen.
Ganz anders liegen die Verhältnisse, wenn die Zündung des Kohlenstaubes durch eine
lokale Schlagwetterexplosion eingeleitet wird, und zwar ist die
Fortpflanzungsfähigkeit der Explosion am größten, wenn das Schlagwettergemisch
selbst etwas Kohlenstaub enthält. Hier genügte eine Menge von nur 70 g Kohlenstaub
in der schlagwetterfreien Strecke, um die Explosion über die ganze Strecke zu
übertragen. Das ist eine ganz außerordentlich geringe Menge, und es erhellt, daß die
Bedingungen für gewaltige Katastrophen bei Anwesenheit von Schlagwettern und
Kohlenstaub schon bei sehr geringen Staubmengen gegeben sind, bei Staubmengen, die
in der Praxis fast überall vorkommen können. Die Versuche wurden in der Weise
vorgenommen, daß in der Explosionskammer ein hochgefährliches Schlagwettergemisch
von 9 v. H. entzündet wurde. Wenn die Kammer selbst etwas Kohlenstaub enthielt, dann
genügte in der schlagwetterfreien Strecke die erwähnte Menge von 70 g auf das Kubikmeter, um die
Explosion unbegrenzt fortzupflanzen.
Die Geschwindigkeit der Fortpflanzung betrug in der 100 m langen Strecke hierbei 1,5
Sek. Die mit dem gefährlichsten Staube sonst ermittelten Geschwindigkeiten der
Fortpflanzung betrugen:
bei 224 g auf 1 m3, d.h. 570
g auf 1 laufend. m Strecke
6 Sekunden;
bei 300 g auf 1 m3, d.h. 750
g auf 1 laufend. m Strecke
2 Sekunden;
bei 400 g auf 1 m3, d.h.
1000 g auf 1 laufend. m Strecke
⅘ Sekunden;
bei 560 g auf 1 m3, d.h.
1400 g auf 1 laufend. m Strecke
⅗ Sekunden.
Hieraus ist zu ersehen, wie mit zunehmender Konzentration die Geschwindigkeit von 6
bis zu ⅗ Sek. für die Strecke von 100 m zunimmt.
Endlich wurden noch die kleinsten Mengen Dynamit, (Gelatinedynamit), ermittelt, die
zur Zündung von Kohlenstaub ausreichen. Bei der günstigsten Konzentration von 1000 g
auf 1 m3 Luft, und unter Verwendung des genannten
gefährlichsten Kohlenstaubes wurde als kleinste Menge, die stets zündete, 50 g
ermittelt, bei 40 g ergaben sich nur vereinzelt Zündungen. Zur Entzündung eines
Schlagwettergemischs von 8 bis 9 v. H. genügten 5 g Dynamit. Kleinere
Sprengstoffmengen wurden hierbei nicht verwendet.
Aus den in den Versuchsstrecken empirisch gewonnenen Erfahrungen und den durch die
oft so schweren Explosionskatastrophen gegebenen Lehren haben sich in Deutschland
Maßnahmen zur Bekämpfung der Kohlenstaubgefahr herausgebildet, die geeignet
erscheinen, bei sicherem Zusammenwirken größere Katastrophen zu verhüten.
Die teils allgemein durch Bergpolizeiverordnung vorgeschriebenen, teils von manchen
Gruben freiwillig in Anwendung gebrachten Maßnahmen kann man gruppieren in
I. solche, welche die Entstehung des Staubes verhüten sollen
(Einschränkung der Schießarbeit und Stoßtränkverfahren),
II. in solche, welche die Unschädlichmachung des entstandenen
Kohlenstaubes bezwecken (Beseitigung von Staub, Spülversatz,
Berieselung);
III. in solche, die dazu dienen, eine trotzdem entstandene
Explosion auf ihren Herd zu beschränken, und ein Uebergreifen auf weitere Teile
des Grubengebäudes durch Löschung der Flamme zu verhüten (einfache und
konzentrierte Zonen).
Es sei im folgenden gestattet, diese Maßnahmen und die damit erreichten Erfolge kurz
zu skizzieren, und es mögen hierbei auch, besonders bei dem zuletzt angeführten
Verfahren, dessen Herausbildung hauptsächlich in den letzten Jahren fast alle
kohlenbergbautreibenden Nationen mit regem Eifer sich gewidmet haben, auch der
Versuche kurz gedacht werden, die zu keinem praktisch verwertbarem Ergebnisse
geführt haben.
Unter die Maßnahmen zur Bekämpfung des Kohlenstaubes gehören nach dem oben
Gesagten zunächst alle jene Vorkehrungen, die zur Bekämpfung seiner Verbündeten, der
Schlagwetter, dienen, denn besonders diese sind bei Betrachtung der Gefahren des
Kohlenstaubes als der Ursprung allen Verderbens anzusehen. Hierher gehören die
zahlreichen bekannten, zumeist durch Bergpolizeiverordnungen vorgeschriebenen
Maßnahmen, wie Sicherung gegen Feuer von Zündhölzern, Lampen, elektrischen Funken
und Schüssen. Besondere Vorsicht ist auch beim Auffahren von Strecken in
unverritztem Gestein oder Kohle geboten, da hier sehr leicht Bläser und unvermutete
starke Gasausbrüche auftreten. Die eingehendere Erörterung dieser Maßnahmen ginge
über den Rahmen dieses Aufsatzes hinaus.
I. Maßnahmen zur Verhütung der
Entstehung von Kohlenstaub.
Zur Verhinderung der Entstehung von Kohlenstaub dient in erster Linie die
Einschränkung der Schießarbeit. Die Verwendung von Schwarzpulver und ähnlichen
Stoffen zur Schießarbeit in Westfalen z.B. ist fast allgemein untersagt. Die
Schießarbeit in der Kohle, beim Nachreißen des Nebengesteins und bei Durchörterung
von Flözstörungen ist in schlagwettergefährlichen Gruben nur mit
Sicherheitssprengstoffen und nur unter der Voraussetzung gestattet, daß der etwa
vorhandene Staub durch ausgiebige Befeuchtung auf wenigstens 20 m Entfernung vom
Schießpunkte unschädlich gemacht ist. Ausnahmen bedürfen der schriftlichen
Genehmigung des Bergrevierbeamten. Sobald sich an einem Betriebspunkte eine
Ansammlung von Grubengas bemerkbar macht, ist die Schießarbeit nicht nur an diesem
Punkte, sondern auch an allen Betriebspunkten der betreffenden Wetterabteilung, die
in demselben Teilstrome liegen, verboten. Die Schießarbeit darf nur durch besonders
hierzu angestellte zuverlässige Personen, Schießmeister, ausgeübt werden. Sie haben
das Laden und Wegtun der Schüsse zu besorgen. Auch das Besetzen darf nur durch sie
oder unter ihrer Aufsicht erfolgen. Die Zündung darf nur durch elektrische
Fernzündung oder durch eine andere ebenso sicher und zuverlässig wirkende
Fernzündung erfolgen. Es dürfen nur so viele Schüsse geladen und besetzt sein, als
gleichzeitig entzündet werden sollen. Die Anwendung von Zeitzündungen in der Kohle,
beim Nachschießen des Nebengesteins und bei der Durchörterung von Störungen ist
verboten. Durch diese und noch viele weitere Vorschriften ist die Schießarbeit
soweit kontrolliert, daß unbeabsichtigte Wirkungen, besonders eine Entzündung von
Schlagwettern nicht leicht eintreten können. In erster Linie bezwecken diese
Vorschriften zwar eine Verhütung der Schlagwettergefahr, sie wirken jedoch dadurch,
daß an gefährlichen Betriebspunkten die viel Staub erzeugende Schießarbeit verboten
ist, damit auch indirekt der Kohlenstaubgefahr entgegen.
Ein zweites Mittel, das von verschiedenen westfälischen Zechen mit Erfolg erprobt
worden ist, ist das sogenannte Meißnersche Stoßtränkverfahren. Es dient zur Gewinnung der Kohle
unter möglichster Vermeidung der Schießarbeit. Der Kohlenstoß wird hierbei durch
Bohrlöcher, die in normaler Länge ähnlich wie bei der Schießarbeit vorgetrieben
sind, mittels Druckwassers vollständig durchtränkt. Das Verfahren eignet sich
besonders für klüftige Kohle, die bekanntlich in hohem Maße zur Staubbildung neigt.
Das Wasser dient dazu, einerseits diesen auf Klüften und Schlechten befindlichen,
besonders gefährlichen Kohlenstaub unschädlich zu machen, andererseits dazu, die
Kohle durch die Durchtränkung mit Wasser so weit zu lockern, daß sie möglichst ohne
Anwendung von Schießarbeit hereingewonnen werden kann. Selbst in dem Falle, daß
diese notwendig wird, ist die fallende Kohle so feucht, daß, wie die Erfahrung
gelehrt hat, eine Entstehung von Staub vollständig ausgeschlossen ist. Die
Durchtränkung geht in der Weise vor sich, daß das Bohrloch abgedichtet und mittels
Druckwassers von 20 bis 40 at Druck 10 bis 40 Minuten lang erfüllt wird. Für die
Gewinnung von 10 m3 Kohle genügt eine Wassermenge
von 40 bis 150 l. Das Verfahren hat sich bisher noch nicht weit eingebürgert trotz
der guten Erfahrungen, die damit auf einigen westfälischen Zechen gewonnen worden
sind, wahrscheinlich wohl aus dem Grunde, weil es die Gewinnung etwas verteuert.
Doch wären vielleicht Versuche unter anderen Gewinnungsbedingungen der Kohle als den
in Deutschland gegebenen von Wert.
(Fortsetzung folgt.)