Titel: | Die maschinelle Generatorenbekohlung. |
Autor: | Wintermeyer |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 195 |
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Die maschinelle Generatorenbekohlung.
Von Dipl.-Ing. Wintermeyer in
Berlin.
WINTERMEYER: Die maschinelle Generatorenbekohlung.
Inhaltsübersicht.
Die zur Generatorenbekohlung benutzten maschinellen Mittel
(Laufkran, Becherförderer und Elektrohängebahn) werden nach Ausbildung und Art der
Anwendung eingehend besprochen.
–––––
Unter einem Generator versteht man bekanntlich eine solche schachtartige Ofenanlage,
in welchem Brennstoffe unter Hinzutritt von Luft oder Luft und Wasserdampf durch
eine unvollkommene Verbrennung in brennbare Gase verwandelt werden. Sie spielen z.B.
in Stahlwerken als Steinkohlengeneratoren zur Gaserzeugung für die Oefen eine
bedeutende Rolle. Da die Kohlenmenge, die die Generatoren verbrauchen, eine nicht
unbedeutende ist, so ist die Frage der wirtschaftlichen Kohlenversorgung derselben
von großer Wichtigkeit. Für die Wahl der maschinellen Kohlenversorgung an Stelle der
Bekohlung von Hand sprechen eine Anzahl von Gründen. Abgesehen davon, daß die
Bekohlung mit maschinellen Mitteln erheblich schneller von statten geht, als bei
Handbekohlung, ist auch der Handbetrieb bei weitem am teuersten von allen
Betriebsarten, so daß insbesondere bei hohen Arbeitslöhnen und starkem Verbrauch an
Kohle ein wirtschaftliches Arbeiten mit ihm ausgeschlossen ist. Für die maschinelle
Bekohlung spricht auch der Umstand, daß bei einem Streik der Arbeiterschaft für die
Unternehmer die Gefahr der völligen Betriebslahmlegung nicht annähernd so groß ist
wie bei der Bekohlung durch Handarbeit. Schließlich darf nicht unerwähnt bleiben,
daß bei maschinellem Betrieb eine größere Schonung der Kohle gewährleistet ist als
bei Handbetrieb, da das mit dem Handbetrieb verbundene häufige Stürzen und Umladen
der Kohle die Gries- und Staubbildung befördert und damit den Wert der Kohle
herabsetzt.
Was die Wahl der maschinellen Antriebsart der Bekohlungsvorrichtung betrifft, so ist
entsprechend dem gewaltigen Aufschwung, den die elektrische Industrie in den letzten
Jahren genommen hat, wenn eben möglich der elektrische Antrieb zu wählen. Denn der
elektrische Betrieb zeichnet sich durch ständige Betriebsbereitschaft, große
Betriebssicherheit und Einfachheit in der Bedienung aus, und die elektrische Energie
stellt ihrer Zuleitung zu bewegten Teilen die geringsten Schwierigkeiten
entgegen. Desgleichen kann die Antriebsmaschine, der Elektromotor, mit seinen
Steuerapparaten gegen äußere Einflüsse wie Feuchtigkeit, Staubwirkung und Frost mit
Leichtigkeit geschützt werden. Hierzu kommt, daß der Preis für die Stromkosten in
modernen Hüttenbetrieben mit ihren großen Kraftzentralen ein sehr geringer ist.
Als Bekohlungsmittel für die maschinelle Generatorenbekohlung kommen in erster Linie
Laufkrane, Becherförderer und Hängebahnen in Frage. Es wird von Fall zu Fall zu
entscheiden sein, ob besondere Gründe, z. B die jeweiligen örtlichen Verhältnisse
dazu veranlassen, dem einen oder dem andern Transportsystem den Vorzug zu geben.
Bei der maschinellen Generatorenbekohlung wird fast stets über den Generatoren ein
Hochbehälter angeordnet, in den die Kohle gefördert wird, und der so als Sammelraum
dient. Aus diesem Hochbehälter gelangt die Kohle mittels Abfallrohre zu den
Generatoren.
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Abb. 1.
Abb. 1 stellt im Schema die Generatorenbekohlung
mittels Laufkranes dar. Die Bahn des Laufkranes überspannt den Hochbehälter h, von dem die Abfallrohre nach den Generatoren g abzweigen, und den tief gelegenen Kohlenbunker, aus
dem die Kohle entnommen wird. Die Katze des Laufkranes ist als Greiferkatze
ausgeführt und entnimmt mittels des Selbstgreifers diesem tief gelegenen
Kohlenbunker die Kohle, um sie alsdann über dem Hochbehälter in diesen fallen zu
lassen. Aus dem Hochbehälter gelangt die Kohle durch die Abfallrohre hindurch zu den
Generatoren g.
Anstatt eines nur
für den Generatorraum dienenden Laufkranes kann auch ein den Nachbarraum z.B. den
Schrottlagerplatz bedienender Laufkran dazu benutzt werden, auch die Bekohlung der
Generatoren zu übernehmen. Zu dem Zweck ist die Katze des den Nachbarraum
bedienenden Kranes auslegerartig ausgebildet, so daß dieser Ausleger auch in den
Generatorenraum hereinbewegt werden kann und so die Bekohlung der Generatoren
mitbesorgt.
Textabbildung Bd. 329, S. 196
Abb. 2.
Bei der Generatorenbekohlung mittels Becherförderers wird zum wagerechten und
senkrechten Transport ein Becherwerk benutzt, dessen Becher ihren Antrieb durch ein
endloses Zugmittel erhalten. Zuerst war es der sogen. Huntsche Conveyor, der für die Generatorenbekohlung von Bedeutung wurde
(vgl. das Schema Abb. 2). Der Huntsche Becherförderer besteht aus einer doppelten, durch Rollen auf
Schienen geführten Laschenkette ohne Ende, welche in einer Vertikalebene verläuft
und zwischen sich eine Anzahl freischwingender Becher trägt. Die Becher sind über
ihrem Schwerpunkt aufgehängt, müssen daher sowohl bei senkrechter als auch bei
wagerechter und geneigter Bewegungsrichtung der Kette stets senkrecht nach unten
hängen und können sich auch nicht willkürlich entleeren. In den Kurven erfolgt
Führung der Kette durch Räder oder Kurvenstücke. Die Entleerung der Becher findet an
einem beliebig einstellbaren Punkt der Kette, in der Regel am oberen Strang
derselben statt und zwar dadurch, daß ein Hindernis (Anschlag) die Becher umdreht
und so ausschüttet. Zur Zuführung des Materials zu den Bechern dient bei dem Huntschen Becherförderer in der Regel ein endloser mit
Zufuhrtrichtern ausgestatteter Kettenstrang, der von dem Becherförderer mitgenommen
und so in Drehung versetzt wird, die Zufuhrtrichter übermitteln den Bechern die
Kohle, ohne daß sie zwischen den Lücken des Becherförderers hindurchfallen kann. Das
Füllen der Becher kann jedoch auch durch Füllklappen mit Schieber bewirkt
werden.
Die Firma J. Pohlig in Köln-Zollstock, die das
Ausführungsrecht der Huntschen Conveyor für das
europäische Festland besitzt, hat die Generatorenbekohlung mit einem derartigen
Becherförderer z.B. für das Generatorenhaus der Poldihütte, Tiegelgußstahlfabrik in
Kladno (Böhmen), und zwar für eine Leistung von 10 t Kohle pro Stunde, Kettenlänge
von 88 m, Förderhöhe von 15 m und Kraftverbrauch von 2 bis 3 PS ausgeführt.
Der Huntsche Becherförderer ist mehrfach weiter
ausgebildet worden, besonders dahingehend, daß die Füllvorrichtung vereinfacht
wurde. Zu dem Zweck sind Konstruktionen entstanden, die ein Ueberdecken bzw.
Unschädlichmachen des Zwischenraums zwischen den einzelnen Bechern bewirken, so daß
nunmehr eine einfache stetig wirkende Zufuhrvorrichtung zur Speisung des
Becherförderers benutzt werden kann.
Die Firma Adolf Bleichert & Co. in Leipzig hat eine
Conveyoranlage zur Generatorenbekohlung an die Vereinigte Königs- und Laurahütte für
eine Leistung von 30 t/Std. geliefert, bei der die Conveyorkette in der Beladestelle
eine Schleife bildet und in einem Tunnel unter der Generatorenanlage entlang läuft,
um am jenseitigen Ende des Gebäudes wieder aufzusteigen und über die Hochbehälter zu
gelangen. Hier befindet sich ein verschiebbarer Anschlag, durch den die Becher zu
der gewünschten Stelle – gekippt werden. Das Füllen der Becher geschieht bei dieser
Anlage in folgender Weise. Die Eisenbahnwagen fahren bis unmittelbar an den
Generatorenraum heran und entleeren ihren Inhalt in einen Füllrumpf, unter dem sich
die selbsttätige Füllvorrichtung befindet, die durch das Becherwerk angetrieben wird
und jedem Becher eine bestimmte Kohlenmenge zumißt. Wenn sich ein Becher unter dem
Füllrumpfauslauf befindet, ist dieser dicht abgeschlossen, so daß durch die
Zwischenräume zwischen den Bechern kein Material hindurchfällt. Bei der
verhältnismäßig geringen Leistung von etwa 30 t/Std. wäre es nicht zweckmäßig
gewesen, die Becher unmittelbar aneinander zu setzen. Der Antrieb ist über den
Generatoren angeordnet. Bei einer für später in Aussicht genommenen Erweiterung der
vorläufig nur aus drei Generatoren bestehenden Anlage bleibt der Antrieb unverändert
liegen, und es ist nur, nachdem die neue Kette montiert ist, die alte Kette zu lösen
und mit der neuen zu verbinden, was ohne längere Betriebsunterbrechung geschehen
kann. Es ist für später eine Verlängerung der vorläufig 65 m langen Kette auf 205 m
in Aussicht genommen.
An Stelle des Becherförderers, dessen endloser Becherstrang nur in einer
Vertikalebene liegt, kann auch zweckmäßig ein sogenannter raumbeweglicher
Becherförderer, der also an jeder Stelle des Raumes ein Ent- und Beladen gestattet,
Verwendung finden, sobald es darauf ankommt, die Transportvorrichtung schwierigen
örtlichen Verhältnissen anzupassen. Diese raumbeweglichen Becherförderer, die in
Deutschland ihre Entwicklung und eine große Verbreitung gefunden haben, ermöglichen
entweder nur eine Kurvenbeweglichkeit, indem sie senkrechte und wagerechte Kurven
durchfahren können (hierher gehören z. B, die Konstruktionen von Bousse, der Maschinenbauanstalt
Humboldt und der Firma Carl Schenck in
Darmstadt), oder sie ermöglichen neben dieser Kurvenbeweglichkeit auch eine
Spiralbeweglichkeit, indem sie gestatten, nicht nur senkrechte und wagerechte
Kurven, sondern auch eine Spiralbewegung auszuführen (hierher die Konstruktionen der
Firma Carl Schenck in Darmstadt und Adolf Bleichert & Co. in Leipzig). Besonders mit dem raumbeweglichen
Becherförderer mit Spiralbeweglichkeit können die allerschwierigsten
Transportaufgaben gelöst werden, da man mit ihnen allen örtlichen Verhältnissen Rechnung tragen
kann.
Abb. 3 zeigt im Grundriß ein entsprechendes Projekt
einer Generatorenbekohlung von der Firma Carl Schenck,
und zwar mit ihrem sogenannten Spiral-Conveyor. Dieser befördert die Kohle von der
Aufgabestelle bei a zu den Hochbehältern h über den Generatoren g.
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Abb. 3.
Ein derartiger Spiral-Conveyor besteht aus den in Abb.
4 dargestellten Transportelementen. Wie aus dieser Darstellung
ersichtlich, werden die Becher b von Rahmen umfaßt, die
auf den durch die Bechermitte gehenden Laufachsen scharnierartig angeordnet und
durch Zugstangen z gelenkig miteinander verbunden sind.
Diese Verbindungsstangen sind zweiteilig ausgeführt und durch Kupplungsmuffen k derart miteinander verbunden, daß sie eine Verdrehung
des Becherstranges um seine Längsachse ermöglichen.
Textabbildung Bd. 329, S. 197
Abb. 4.
Der große Vorzug der Becherförderer besteht ersichtlich darin, daß er mit demselben
Strang sowohl den Zutransport der Kohle als auch den Abtransport der Schlacken und
Asche gestattet.
Von hervorragender Bedeutung für die Generatorenbekohlung ist in der letzten Zeit
auch die Elektrohängebahn geworden. Dieses Fördermittel, das auf den meisten
Gebieten der Materialförderung in den schärfsten Wettbewerb mit andern
Fördermethoden tritt, besitzt nämlich Eigenschaften, die es befähigen, auch unter
den schwierigsten örtlichen Verhältnissen den Transport zu bewältigen, und zwar ohne
Umladung der Kohle, was für den Wert derselben von großer Bedeutung ist.
Insbesondere besitzt die Elektrohängebahn dem Becherförderer gegenüber den Vorzug,
daß sie nicht so sehr an die Länge der zurückzulegenden Wegstrecken gebunden ist.
Hierzu kommt noch, daß eine Elektrohängebahnanlage sich durch Einfachheit, geringe
Anlage- und Betriebskosten, hohe Leistungen bei geringem Kraftbedarf und vor allem
durch große Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit an die örtlichen Verhältnisse
auszeichnet. Vermöge ihrer großen Anpassungsfähigkeit lassen sich die
Elektrohängebahnen für jeden Transport zwischen den Fabrikations- und Lagerräumen
verwenden, auch in alten und noch so sehr verbauten Werken.
Eine Elektrohängebahn besteht im wesentlichen aus einem an einer hochliegenden
Schiene ohne Führer laufenden Hängebahnwagen mit Transportbehälter, der die
Antriebsmotoren (Elektromotoren) in sich aufnimmt. Elektrohängebahnen unterscheiden
sich von den sogen. Führerstandlaufkatzen im wesentlichen dadurch, daß sie ohne
Führerbegleitung laufen, daß also die Bewegung der Elektrohängebahnwagen entweder
selbsttätig oder durch Fernsteuerung bewirkt wird. Zur Zuleitung des Betriebsstromes
zu den im Wagen untergebrachten Antriebsmotoren dienen besondere Schleifleitungen,
während zur Rückleitung meistens die Fahrschiene benutzt wird. Man unterscheidet
Elektrohängebahnen ohne und mit Wind- bzw. Hubwerk, also solche, bei denen der
Lastbehälter mit dem Laufwerk in fester Verbindung steht, mithin nur ein wagerechter
Transport der Last möglich ist, und solche, bei denen außerdem noch ein Heben und
Senken des Transportbehälters bewirkt werden kann, bei denen also außer dem Fahrwerk
noch ein Hubwerk vorhanden ist.
Das Verdienst, die Elektrohängebahnen auf die Stufe der Vollkommenheit, auf der sie
zurzeit stehen, gebracht zu haben, gebührt in erster Linie der Firma Adolf Bleichert & Co. in Leipzig, die sich seit einer
Reihe von Jahren unablässig mit dem Weiterausbau von Elektrohängebahnanlagen
beschäftigt hat.
Die Wagen der Elektrohängebahnen ohne Windwerk bestehen aus einem Laufwerk, das durch
einen Motor angetrieben wird, außerdem aus dem Gehänge und dem zur Aufnahme des
Transportgutes dienenden Wagenkasten oder Kübel (vgl. Abb.
5). Bei den Elektrohängebahnen ohne Windwerk vollführt der
Transportbehälter nur eine Längsbewegung an der Hängebahnschiene entlang; demzufolge
spielt hier das Fahrwerk die Hauptrolle und daher ist auf besonders zweckmäßige
Durchbildung des Fahrmotors ein besonderer Wert zu legen.
Textabbildung Bd. 329, S. 197
Abb. 5.
Da das Wesen einer Elektrohängebahn darin besteht, daß die Wagen ihren Weg ohne
Aufsicht zurücklegen, so sind sie mit einer selbsttätig wirkenden Steuerung
auszurüsten. Je nachdem es sich um einen Pendelbetrieb, bei dem der
Elektrohängebahnwagen auf einer Bahn abwechselnd eine vor- und rückläufige Bewegung
ausführt, oder um einen Ringbetrieb (Kreisbetrieb) handelt, bei dem der Wagen eine
stets gleichgerichtete Bewegung in geschlossener Bahn (Schleifenbahn) ausführt, ist
diese selbsttätige Schaltung eine andere. Bei Pendelbetrieb, bei dem natürlich auf
derselben Strecke jeweilig nur ein Wagen verkehren kann, ist eine Bedienung in der
Regel nur an der
Beladestelle nötig. An dieser Stelle ist nur dafür zu sorgen, daß das Beladen und
alsdann die Schaltung für Abfahrt vorgenommen wird. Ist dies geschehen, so fährt der
Wagen selbsttätig zur Entladestelle, entleert hier selbsttätig seinen Inhalt
(entweder durch Kippen des Behälters oder Oeffnen eines Bodenverschlusses an ihm)
und stellt mit Hilfe eines Anschlages die Fahrtrichtung des Fahrmotors um, so daß
der Elektrohängebahnwagen zurückfährt, bis er an der Beladestelle selbsttätig
(wiederum etwa mittels Anschlages) zur Ruhe kommt, worauf sich der Vorgang
wiederholen kann. Bei Elektrohängebahnanlagen mit in sich geschlossener Kreisbahn
ist es zur Erzielung eines selbsttätigen Betriebes nur erforderlich, den Wagen
abfahren und an der Entladestelle selbsttätig sich entleeren zu lassen, da er
alsdann von selbst wieder zur Ausgangsstelle zurückläuft. Auch die Bedienung an der
Beladestelle kann noch fortfallen, wenn dafür gesorgt wird, daß das Füllen der
Hängebahnwagen selbsttätig geschieht.
(Schluß folgt.)