Titel: | Der Dampfer Königin Luise und seine Turbo-Transformator-Anlage. |
Autor: | Kraft |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 209 |
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Der Dampfer Königin Luise und seine
Turbo-Transformator-Anlage.
Von Dipl.-Ing. Kraft in
Berlin.
KRAFT: Der Dampfer Königin Luise und seine
Turbo-Transformator-Anlage.
Die Vulkanwerft hat mit der im letzten Jahre
erfolgten Fertigstellung des Dampfers „Königin Luise“, der für den
Bäderdienst der Hamburg-Amerika-Linie bestimmt ist, das erste größere Schiff mit
Turbo-Transformatoranlage zur Ablieferung gebracht. Der Dampfer ist als
Zweischraubenschiff gebaut und besitzt die folgenden Abmessungen:
Länge zwischen Perp
83,8
m
Breite
11,8
„
Seitenhöhe
7,2
„
Tiefgang voll beladen
3,0
„
Wasserverdrängung
rd.
1800
t
Das Schiff ist für die Beförderung von etwa 1900 Personen gebaut und ist mit allen
Einrichtungen ausgerüstet, welche die Sicherheit und Bequemlichkeit der Passagiere
gewährleisten können, wie Frahmsche Schlingertanks,
Einrichtungen für Unterwasser-Schallsignale und für drahtlose Telegraphie. Außerdem
verfügt der Dampfer über eine weitgehende Unterteilung in wasserdichte Räume. Die
Maschinenanlage ist für eine Gesamtleistung von 5400 WPS bemessen und sichert dem
Schiff eine Geschwindigkeit von rund 20 kn.
Die Wahl des Föttinger-Transformators für den Antrieb
rechtfertigt einige erklärende Bemerkungen. Der indirekte Turbinenantrieb unter
Verwendung eines Uebersetzungsgetriebes zwischen Turbine und Propeller hat
bekanntlich vor dem direkten Antrieb zwei wesentliche Vorzüge voraus, die beide von
Fall zu Fall mehr oder weniger ins Gewicht fallen. Er sichert einerseits durch
Verbesserung des Wirkungsgrades von Turbine und Propeller betriebswirtschaftliche
Vorteile, andrerseits ermöglicht er günstigere Gewichts- und Platzverhältnisse. So
allgemein sich hiernach der indirekte Turbinenantrieb zu empfehlen scheint, so sind
seiner Verwendung nach Art des benutzten Zwischengetriebes doch vor der Hand gewisse
Grenzen gezogen.
Zwei Typen von Uebersetzungsgetrieben machen sich im wesentlichen den Rang
streitig, das Rädergetriebe und der hydraulische Föttinger-Transformator. Die unterscheidenden Wesensmerkmale, die den
Kreis ihrer Verwendung mehr oder weniger beschränken, sind einerseits die Höhe des
Uebersetzungsverhältnisses und des erreichbaren Wirkungsgrades, andrerseits die Höhe
der aufzunehmenden Leistung. Das Rädergetriebe hat vor dem Föttinger-Transformator das hohe Uebersetzungsverhältnis und den höheren
Wirkungsgrad voraus. Es wird daher seine Vorzüge in erster Linie bei Anlagen
kleinerer Leistung zur Geltung bringen können. Bei größeren Leistungen nehmen die
Schwierigkeiten der Konstruktion einwandfrei arbeitender Zahnrädergetriebe sehr
rasch zu und ziehen damit, wenn man nicht eine weitgehende Unterteilung der Leistung
in Kauf nehmen will, ihrer Verwendung gewisse Grenzen. Der Transformator besitzt
nach den bisherigen Erfahrungen eine derartige Beschränkung seines Arbeitsfeldes
nach oben hin nicht. Seines relativ niedrigen Uebersetzungsverhältnisses wegen ist
ihm jedoch eine untere Grenze gesetzt, die ihn von der Verwendung bei Anlagen
kleiner Leistung und niedriger Propellerdrehzahl, von einigen Sonderfällen
abgesehen, ausschließt. Da sein Uebersetzungsverhältnis ohne Einbuße an Wirkungsgrad
nicht gut über den Wert von 6: 1 hinaus gesteigert werden kann, kommt er in erster
Linie in Frage für leichte Maschinenanlagen mit hoher Propellerdrehzahl. Er findet
aber auch allgemein bei Anlagen mit größerer Leistung mit Nutzen Verwendung, weil
bei diesen die Höhe der Turbinendrehzahl selbst naturgemäß beschränkt ist.
Hiernach ist zu schließen, daß das Verwendungsfeld des Föttinger-Transformators ziemlich weit reicht. Ein Ueberblick über die bei
der Vulkanwerft zurzeit in Bau befindlichen
Transformatoranlagen charakterisiert dies sehr deutlich. Die Bauwerft des
Dampfers
Textabbildung Bd. 329, S. 210
Abb. 1. Längsschnitt der Turbine.
„Königin Luise“ hat zurzeit einen Auftragsbestand
an Transformatoren mit einer Gesamtleistung von rund 245000 PS in der Hand.
Hierunter befinden sich neben der Turbo-Transformatoranlage des Postdampfers
„Tirpitz“ von rund 20000 PS die Maschinenanlagen für zwei kleine Kreuzer
der deutschen Marine mit 30000 bzw. 45000 PS, ferner eine größere Zahl von
Turbo-Transformatoren für Torpedoboote und Zerstörer. Um den Verwendungsbereich des
Föttinger-Transformators möglichst umfassend zu
kennzeichnen, mögen hier auch zwei im Bau befindliche Transformatorsätze von je 350
PS Erwähnung finden, die für zwei bei der Firma Yarrow in
Auftrag gegebene Torpedoboote der japanischen Marine bestimmt sind. Die beiden
Transformatoren dienen hier nicht nur als Uebersetzungs- und Umsteuergetriebe,
sondern gleichzeitig auch als lösbare hydraulische Kupplung. Die betreffenden Boote
besitzen nämlich außer ihrer Hauptturbinenanlage je eine nicht umsteuerbare
Marschölmaschine. Diese ist mit einem Transformator gekuppelt und arbeitet mittels
der durch die hohle Turbinenwelle hindurchgeführten Sekundärwelle des Transformators
auf den Propeller.
Erklärt sich die Wahl des Föttinger-Transformators für den
Antrieb des Dampfers „Königin Luise“ neben wirtschaftlichen Momenten durch
die Rücksicht auf möglichste Gewichtsersparnis, so wird diese auch durch die Wahl
des verwendeten Kesselsystems recht deutlich gekennzeichnet. Die Kesselanlage
besteht aus drei engrohrigen Wasserrohrkesseln vom Yarrow-Typ. Die Kessel, die Dampf
von 17 kg/cm2 Ueberdruck liefern, sind mit
Ueberhitzern ausgerüstet und arbeiten mit Howdens
forciertem Zug. Die Höhe der Ueberhitzung ist verhältnismäßig gering, sie beträgt
nur etwa 35 bis 40° C. Die Kessel haben zusammen eine Heizfläche von 1135 m2, zu der eine Ueberhitzerfläche von rund 280 m2 hinzukommt. Die Größe der Rostfläche beträgt 24
m2. Bei einem Verhältnis von Heizfläche zu
Rostfläche gleich 47,3 entfällt auf die Einheit der Heizfläche eine Leistung von 4,8
WPS/m2, auf die Einheit der Rostfläche eine
solche von 225 WPS/m2. Die Rostbelastung ist also
ziemlich niedrig, dementsprechend auch die Höhe des Luftüberdruckes, die normal 50
bis 60 mm QS. beträgt.
Die Maschinenanlage des Dampfers „Königin Luise“ besteht aus zwei
selbständigen Maschinensätzen. Jede der beiden Hauptturbinen (Abb. 1) ist bei 1800 Umdrehungen in der Minute für
eine Leistung von 3000 PS bemessen. Das Uebersetzungsverhältnis zwischen Turbine und
Propeller beträgt rund 4:1, die Propeller arbeiten also bei Konstruktionsleistung
mit 450 Umdrehungen in der Minute. Die Turbinen haben gemichte Bauart; sie bestehen
aus einem zweikränzigen Aktionsrade und einer mit diesem vereinigten kurzen Trommel
mit Reaktionsbeschaufelung. Die Zahl der Reaktionsstufen, die in sieben Gruppen
geteilt sind, beträgt 32. Für die Beaufschlagung des Rades, das einen
Düsenkreisdurchmesser von 1500 mm hat, dienen drei Düsenkästen mit je zwölf Düsen.
Einer davon, den ein besonderes Ventil bedient, wird nur für Ueberlastung benutzt.
Auf dem vorderen Wellenende jeder Turbine ist ein Fliehkraftregler angeordnet, der
durch Betätigung eines Hilfsschiebers selbsttätig den Zudampf drosselt und so beim
Manövrieren die Drehzahl der Turbine stets in zulässigen Grenzen hält. Mit Rücksicht
auf den Ausgleich des Achsialschubes ist die Dampfeinströmung in die Turbine auf die
Transformatorseite gelegt. Vor dem vorderen Turbinentraglager ist ein kleines
Kammlager eingebaut, das den Schub des Primärrades, so weit dieser nicht durch den
auf die Turbinentrommel wirkenden Dampfschub aufgehoben wird, aufnimmt.
Da die Arbeitsweise und die konstruktiven Grundlagen des Transformators bereits
mehrfach beschrieben sind,Föttinger, Eine neue Lösung des Schiffsturbinenproblems. Jahrbuch
der Schiffbautechnischen Gesellschaft 1910. Kielhorn, Der Föttinger-Transformator. D. p. J. 22. März 1913 und
folgende. Spannhake, Die neueste Ausführung des
Föttinger-Transformators. Zeitschr. d. Vereins deutsch. Ing. 10. Mai 1913
und folg. kann von einer eingehenden Besprechung abgesehen
werden. Es mögen nur die Hauptkonstruktionsmerkmale der vorliegenden Anlage
hervorgehoben und hierbei die Arbeitsweise kurz besprochen werden. Wie der
Längsschnitt durch den Transformator (Abb. 2)
erkennen läßt, ist der Sekundärteil des Vorwärtskreislaufes zweistufig, der des
Rückwärtskreislaufes, welcher der Turbine am nächsten gelegen ist, einstufig
ausgebildet. Die beiden miteinander verschraubten Sekundärräder sind zusammen mit
dem zugehörigen Rückwärtsrade auf dem Stumpf der Propellerwelle fliegend angeordnet.
Die gleiche Anordnung zeigen die beiden einstufig ausgebildeten Primärräder für den
Vorwärts- und Rückwärtskreislauf, die auf die Turbinenwelle aufgesetzt sind. Primär-
und Sekundärräder sind von einem gußeisernen Gehäuse eingeschlossen, das für den
Vorwärts- und Rückwärtskreislauf je einen Leitapparat trägt. Die als
Turbopumpen arbeitenden Primärräder verleihen dem in dem jeweilig benutzten
Kreislauf arbeitenden Wasser Druck und Geschwindigkeit.
Textabbildung Bd. 329, S. 211
Abb. 2. Längsschnitt des Transformators.
Beim Vorwärtsgang wird dem Wasser im ersten Sekundärrade
zunächst ein Teil seiner Geschwindigkeitsenergie entzogen, worauf es im Leitapparat
unter Beschleunigung verbunden mit Druckabnahme diejenige Geschwindigkeit und Richtung
erhält, die es braucht, um im zweiten Sekundärrade möglichst ökonomisch zu arbeiten.
Das Wasser tritt schließlich in das Primärrad wieder mit derselben Druck- und
Geschwindigkeitsenergie ein, mit der es seinen Kreislauf begann. Das Primärrad des
Vorwärtskreislaufes hat denselben Drehsinn wie das entsprechende Rückwärtsrad. Daher
tritt beim Rückwärtskreislauf das Wasser aus dem Pumpenrade sogleich in den
Leitapparat ein, der so ausgebildet ist, daß er die Bewegungsrichtung des
Wasserstromes umkehrt und so dem Sekundärrade den entgegengesetzten Drehsinn des
Primärrades erteilt. Im übrigen stimmt die Arbeitsweise mit der des
Vorwärtskreislaufes überein. Der Rückwärtskreislauf ist so bemessen, daß seine
Arbeitsleistung rund 70 v. H. der Vorwärtsleistung beträgt.
Die beiden in sich geschlossenen Kreisläufe sind an eine Pumpe angeschlossen, durch
die ein Ueberführen des Arbeitswassers von der einen auf die andere Seite ermöglicht
wird. Es ist dies eine stehend angeordnete Zentrifugalpumpe, die ihren Antrieb von
einer kleinen Aktionsturbine erhält. Die Pumpe hat nicht nur die Aufgabe, beim
Manövrieren das Entleeren bzw. das Auffüllen des entsprechenden Kreislaufes zu
besorgen, sie dient auch als sogenannte Rückförderpumpe, die das durch die
Abdichtungen und Abflußkammern dem Kreislauf entzogene Arbeitswasser aus dem
Sammeltank zurückführt und den im Betriebe befindlichen Kreislauf dauernd unter
Druck hält.
Textabbildung Bd. 329, S. 212
Abb. 3. Transformator mit herausgenommenem Primär- und Sekundärrotor.
A Kupplungsflansch der Primärwelle.
B Primärrad des Rückwärtskreislaufes. CS-kundärrad des Rückwärtskreislaufes. E
Erstes Sekundärrad des Vorwärtskreislaufes. F Zweites Sekundärrad des
Vorwärtskreislaufes. J Leitapparat des Rückwärtskreislaufes. K Leitapparat des
Vorwärtskreislaufes. L Wassereintritt des Rückwärtskreislaufes. M Wasseraustritt
des Rückwärtskreislaufes. N Wassereintritt des Vorwärtskreislaufes. P
Wasseraustritt des Vorwärtskreislaufes. Q Sekundärwelle mit Druckringen. Die
Lage des nicht sichtbaren, konzentrisch mit dem zugehörigen ersten Sekundärrade
angeordneten Primärrades des Vorwärtskreislaufes kennzeichnet D.
Die Verteilung des Arbeitswassers auf die beiden Kreisläufe besorgen zwei miteinander
gekuppelte Steuerschieber, die durch einen Handhebel vom Maschinistenstand aus
betätigt werden. Die beiden Schieber, von denen der eine den Einlaß, der andere den
Auslaß steuert, arbeiten derart, daß, wenn der Eintritt zum Vorwärtskreislauf
geöffnet ist, für den Rückwärtskreislauf der Austritt zum Tank freigegeben wird und
umgekehrt. Die Steuerschieber besitzen eine Mittelstellung, bei der beide Kreisläufe
durch den Einlaßschieber von der Rückförderpumpe abgesperrt sind, während der
Auslaßschieber sie gleichzeitig zur Entleerung offen hält.
Die durch die Reibungsarbeit des Transformators erzeugte Wärmeenergie wird dadurch
nutzbar gemacht, daß das Arbeitswasser teilweise für die Kesselspeisung
Verwendung findet. Zu diesem Zwecke wird jeweilig eine bestimmte Wassermenge aus dem
Luftpumpensaugeraum dem Transformatortank durch ein Regulierventil zugeführt,
während die gleiche Menge aus dem Tank an die Speiseleitung abgegeben wird. Der
durch diese Vorwärmung des Speisewassers erzeugte Gewinn ist nicht unbeträchtlich,
da die Wassertemperatur im Transformator dauernd auf etwa 75° gehalten wird.
Ebenso wie vor dem Transformator ist auch hinter demselben ein Drucklager angeordnet.
Es dient zur Aufnahme des restlichen Achsialschubes der Propellerwelle, soweit der
Propellerschub nicht durch den Schub des Sekundärrades ausgeglichen wird. Die Abb. 3, die den aus dem Gehäuse herausgenommenen
Primär- und Sekundärrotor des Transformators zeigt, läßt die Druckringe der
Sekundärwelle deutlich erkennen. Von den beiden
Rotoren sind beim Vorwärtskreislauf nur die beiden Sekundärräder sichtbar, das
konzentrisch angeordnete Primärrad liegt im Innern verdeckt. Der Rückwärtskreislauf
zeigt dagegen sowohl das einstufige Sekundärrad als auch das zugehörige
Primärrad.
Vor Einbau der Transformatoren in das Schiff wurde durch eingehende
Prüffelderprobungen ihr Wirkungsgrad festgestellt. Die Sekundärleistung wurde wie
üblich mittels Wasserbremse ermittelt. Die Primärleistung wurde nicht direkt
gemessen, sondern als Summe der Sekundärleistung und der im Transformatorvorhandenen
Verluste bestimmt. Die letzteren wurden kalorimetrisch durch genaue Messung der
Leckwassermengen und ihrer Temperaturerhöhung festgestellt. Der Quotient der so
bestimmten Sekundär- und Primärleistung gibt den hydraulischen Wirkungsgrad des
Transformators. Der Gesamtwirkungsgrad ist etwas kleiner, da bei ihm zu den
hydraulischen Verlusten noch die sekundären Lagerreibungsverluste hinzutreten. Aus
den Versuchen ergab sich die interessante Tatsache, daß der Wirkungsgrad von der
Höhe der Wassertemperatur infolge ihres Einflusses auf die Viskosität merkbar
abhängig ist. Bei einer Wassertemperatur von 30° betrug der für eine
Sekundärleistung von 2500 PS ermittelte Wirkungsgrad 86,5 v. H., bei 75°
Wassertemperatur wurde für eine Sekundärleistung von 1100 PS ein Wirkungsgrad von 88
v. H. festgestellt. Da die Versuche zeigten, daß eine Erhöhung der Wassertemperatur bis auf 75° den
Wirkungsgrad im Durchschnitt um mehr als 2 v. H. steigert, so erscheint für die
Konstruktionsleistung ein Wirkungsgrad von 89 v. H. bei einer Wassertemperatur von
75°, die dauernd gehalten wird, gesichert. Die Rückgewinnung der Wärmeenergie des
Arbeitswassers durch Benutzung für die Speisewasservorwärmung ist hierbei nicht mit
in Rechnung gesetzt.
Probefahrtsergebnisse des Dampfers „Königin Luise“.
DreistündigeVolldampf-fahrt
DreistündigeFahrt mit rund85 v. H.
der Voll-dampfleistung
mittlere
Umdrehungs-zahl i. d. Min.
Turbine
1827
1680 B. B.1725 St. B.
Propeller
453
420 B. B. 416 St. B.
sekundäre Maschinenleistung WPS
5404
2378 B. B.2236 St. B.
4614
Schiffsgeschwindigkeit kn
20,05
–
Dampfüberdruck vor den
Düsen kg/cm2
12,4
12,1
Höhe der Ueberhitzung °C
39
40
Vakuum mmQS
718 B. B.719 St. B.
721 B. B.730 St. B.
Barometerstand „
–
780
stündl. Dampfverbrauch der
Hauptmaschinen t
–
1,33 B. B.1,24 St. B.
2,57
spez. Dampfverbrauch kg/WPS-std.
5,4 (geschätzt)
5,60 B. B.5,54 St. B.
5,57
stündl. Kohlenverbrauch einschl.
Hilfsmaschinen usw. kg
3198
2867
spez. Kohlenverbrauch einschl.
Hilfsmaschinen usw. kg/WPS-std.
0,59
0,62
Heizwert der Kohle WE/kg
7500
6800
Textabbildung Bd. 329, S. 213
Abb. 4. Disposition der Maschinenanlagen einiger Revierdampfer ähnlicher Größe
und Geschwindigkeit.
Dampfer „Kaiser“. Direkter
Turbinenantrieb Ne = 2 × 2800 WPS, n = 600; Dampfer „Königin Luise“ Turbo
Transformatorantrieb Ne = 2 × 2700 WPS, nT 1800, np = 450; Dampfer
„Normannia“ Turbinen mit Zahnrädergetriebe Ne = 2 × 2375 WPS, nT =
1920 bzw. 1335, nP = 300
Die mit dem Schiff vorgenommenen Probefahrten haben die Erwartungen, die an die
Maschinenanlage geknüpft wurden, in jeder Hinsicht erfüllt, in der Tabelle sind die
Ergebnisse einer dreistündigen Volldampffahrt mit rund 20 kn Geschwindigkeit sowie
die einer gleich langen Fahrt mit 85 v. H. der Volldampffahrtleistung
zusammengestellt. Bei diesen Fahrten wurde die an die Propellerwelle abgegebene
Leistung mittels Föttinger-Torsionsindikator bestimmt.
Der Dampfverbrauch wurde durch Messung der Temperatur und des Druckes vor den
Düsen ermittelt. Jede Düsengruppe war zu diesem Zwecke vorher geeicht.
Die wirtschaftlichen Ergebnisse der Probefahrten sind, wie die Tabelle zeigt, überaus
günstig. Der Kohlenverbrauch der Volldampffahrt betrug einschließlich des
Verbrauches der Hilfsmaschinen bei Verwendung einer Kohle mit 7500 WE/kg Heizwert
nur 0,59 kg/WPS-std. Der Dampfverbrauch war entsprechend günstig, er betrug für die
Hauptmaschinen allein rund 5,4 kg/WPS-std.
Den passenden Maßstab für diese Zahlen gibt ein Vergleich mit den entsprechenden
Probefahrtergebnissen zweier ähnlicher Schiffe, des Seebäderdampfers „Kaiser“
und des Kanaldampfers „Normannia“; ersterer hat reinen Turbinenantrieb,
letzterer besitzt Turbinen mit Rädergetriebe. Während die Anlage von „Königin
Luise“ der letzterwähnten Anlage an Wirtschaftlichkeit mindestens
gleichkommt, übertrifft sie die direkt wirkende Turbinenanlage um nahezu 20 v.
H.
Einen recht wesentlichen Vorzug hat die Turbo-Transformatoranlage von der Anlage mit
Rädergetriebe voraus, das ist ihre durch die höhere Rückwärtsleistung und die
Schnelligkeit der Umsteuerung überaus günstig beeinflußte Manövrierfähigkeit. Die
Manövrierversuche, die mit dem Dampfer „Königin Luise“ vorgenommen wurden,
haben dies glänzend bestätigt. Am markantesten zeigt sich die Erhöhung der
Manövrierfähigkeit in dem Einfluß des Turbo-Transformators auf die Verkürzung von
Stoppweg und Stoppzeit. Bei rund 19 kn Fahrt hat „Königin Luise“ Stoppwege
erzielt von etwa zwei Schiffslängen und Stoppzeiten von wenig mehr als einer Minute.
Der Zeitaufwand für das Umsteuermanöver betrug hierbei im Mittel etwa 4 bis 5
Sekunden. Vergleichsversuche des Schiffes mit dem vorerwähnten Seebäderdampfer
„Kaiser“ mit direktem Turbinenantrieb haben erwiesen, daß durch die
Verwendung der Turbo-Transformatoranlage der Stoppweg um über 50 v. H., die
Stoppzeit um rund 40 v. H. verkürzt wird.
Einen interessanten Vergleichspunkt bei den Maschinenanlagen schneller Revierdampfer
bietet der erforderliche Gewichts- und Platzbedarf. Leider wird hierüber im
allgemeinen nur wenig bekannt. Das Gewicht der Turbinen einschließlich der
Uebersetzungsgetriebe beträgt beim Kanaldampfer „Normannia“ rund 78 t; bei
„Königin Luise“ erreicht es trotz etwas größerer Leistung nur 43 t. Die
Gewichtsersparnis ist also recht beträchtlich. Einen ähnlichen Gewinn zeigt die
Turbo-Transformatoranlage gegenüber der Maschinenanlage des vorerwähnten Dampfers
„Kaiser“. Trotz der hohen Tourenzahl seiner Turbinen beträgt die
Ersparnis an Maschinengewicht ihm gegenüber bei „Königin Luise“ nicht weniger
als rund 40 v. H. Den verringerten Platzbedarf der Turbo-Transformatoranlage im
Vergleich zu den ähnlich bemessenen Anlagen von „Normannia“ und
„Kaiser“ zeigen recht anschaulich die angefügten Dispositionsskizzen
(Abb. 4).
Aus den gegebenen Vergleichsdaten geht deutlich hervor, daß der Turbotransformator
berufen scheint, auf dem Gebiete des Schiffsantriebes eine überaus bedeutungsvolle
Rolle zu spielen. Er weist nicht nur neue wirtschaftliche Ziele, sondern er wird
auch allem Erwarten nach der schiffbaulichen Entwicklung einen neuen kräftigen
Impuls zur Steigerung der bisher erreichten Geschwindigkeiten geben.