Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 218 |
Download: | XML |
Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Nochmals der Schnabel-Bone-Kessel. Die überraschenden
Betriebsergebnisse mit dem Schnabel-Bone-Kessel (vgl. D.
p. J. 1913, Heft 9 und 1914, Heft 2) lassen die Gemüter nicht zur Ruhe kommen. In
„Stahl und Eisen“ (Nr. 47 vom 20. 11. 1913) erörtert G. Neumann aus theoretischen Gesichtspunkten die erstaunlich
hohe Verdampfziffer und zieht aus der Tatsache, daß die Verdampfung bei gewöhnlichen
Kesseln sich auf die Länge der Flammrohre ganz ähnlich wie hier verteilt, den
Schluß, daß beim Bone-Schnabel-Kessel nicht so sehr die
flammenlose Oberflächenverbrennung die hohe Verdampfziffer bedingt, als vielmehr
andere Eigentümlichkeiten dieser Kessel. Als solche kommen in Betracht: 1. die in
den Verbrennungs-Gasstrom absichtlich eingebauten Hindernisse (die Füllmasse der
Rohre), die ein dauerndes Wirbeln der Gase verursachen; 2. die Einschaltung einer
sekundären, mittelbar wirkenden Heizfläche, nämlich die der Rohrwand zugekehrte
wärmeausstrahlende Fläche der Tonkörper; 3. die Vergrößerung der Gasgeschwindigkeit
durch Verengung des freien Querschnitts.
Alle drei Tatsachen scheinen die Wärmeabgabe an die Wandung zu begünstigen. Dagegen
hält Neumann die Porosität der Tonkörper, auf die die
Erfinder großes Gewicht legen, für nebensächlich beim Kessel, da hier die
Verhältnisse der Diaphragmafeuerung nicht gegeben sind, bei der das Gas unmittelbar
durch diese Poren ins Freie tritt. Vielmehr ist anzunehmen, daß sich diese Poren
namentlich bei der Verfeuerung unreiner (staubhaltiger) Gase bald zusetzen
werden.
Was den Wärmewirkungsgrad betrifft, so wird von Neumann
bezweifelt, ob man im praktischen Betriebe tatsächlich mit dem beim Versuch
erreichten Luftüberschuß von nur 0,5 bis 2 v. H. auskommen kann; für einen
Luftüberschuß von 15 bis 25 v. H., den Neumann für
notwendig hält, ergibt sich kein wesentlich höherer Wirkungsgrad als bei
gewöhnlichen Kesseln (allerdings unter recht günstigen Annahmen für diese). Endlich
wird bezweifelt, ob der Kraftbedarf des Sauglüfters tatsächlich dem von den
Erfindern des Kessels angegebenen niedrigen Wert von nur etwa 2,5 v. H. der
Gesamtleistung nahekommt.
Gegen diese Ausführungen wendet sich in der „Feuerungstechnik“ (1914, Heft 7,
S. 105) Dr.-Ing. Essich. Er hebt zunächst die bereits
bekannten Vorteile des Bone-Schnabel-Kessels nochmals
hervor (Raumersparnis, Beschränkung der Strahlungsverluste u.a.) und weist dann
darauf hin, daß man durch Gasdruck-Selbstregler den Luftüberschuß tatsächlich nahe
an der theoretisch erforderlichen Grenze halten kann. Die Porosität der Füllmasse
sei
erforderlich, um die katalysierende Oberfläche zu vergrößern. Eine Verengung des
Rohrquerschnittes durch eine unregelmäßig verteilte Füllmasse sei – obwohl sie den
Kraftbedarf des Sauglüfters erhöht – nicht nur nicht schädlich, sondern
erforderlich, um die Wärmeabgabe an die Rohrwandung rasch genug erfolgen zu
lassen.
Sowohl der Gesamtwirkungsgrad wie der Preis des Schnabel-Bone-Kessels bleiben somit erstaunlich günstig; mit Recht weist
Essich darauf hin, daß es außerordentlich schwer sei,
eine derartige neue Erscheinung nur aus theoretischen Erwägungen zu betrachten,
umsomehr, als durch ganz einwandfreie Untersuchungen wissenschaftlicher Kommissionen
die überraschend günstigen Ergebnisse der Praxis mit Staunen festgestellt worden
sind.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
–––––
Baildonstahl. Die Oberschlesische
Eisenindustrie-A.-G. für Bergbau und Hüttenbetrieb in Gleiwitz berichtet in
einer Druckschrift von 35 Seiten mit vielen Abbildungen, Diagrammen und Tabellen
über ihre verschiedentlichen Stahlarten als Baustoffe für den Maschinenbau. Die
Schrift zeigt recht eindringlich, welchen vielseitigen Ansprüchen heute bei der
immer mehr verfeinerten Durchbildung der Maschinenteile die Erzeuger von Stahl zu
genügen haben, wie umgekehrt die steigenden Schwierigkeiten für den Maschinenbauer,
aus der Fülle der im Handel auftretenden Stahlarten die für den jeweiligen Zweck
geeignete auszuwählen. Die vorliegende Druckschrift, die man fast als ein kleines
Lehrbuch über Stahlverwertung und Stahlbehandlung ansehen kann, ist ein trefflicher
Führer in der Stahlkunde, ebenso nützlich für den erfahrenen Techniker wie für den
Neuling im Fache.
Der Inhalt der Druckschrift ist in 15 Abschnitte gegliedert, die teils über die
Eigenschaften der Stahlarten Auskunft geben, teils die Behandlung und Prüfungsweise
besprechen. Bei jeder Art werden neben der Wärmebehandlung die physikalischen Werte
(Festigkeit an der Streckgrenze und Bruchgrenze, Dehnung, Kontraktion) tabellarisch
mitgeteilt, Anwendungsbeispiele werden durch gute Abbildungen erläutert. Die
Vorschriften über Einsatzhärtung und Vergüten enthalten Angaben über die
zweckmäßigen Temperaturen und die Kühlmittel, bei Besprechung der Zerreißversuche
werden die Formen und Abmessungen der Prüfstäbe vorgeführt, über das
Kugeldruckverfahren wird eine allgemeine Anweisung gegeben. Eine Tafel in Buntdruck
stellt zeichnerisch den Vergütungsvorgang einer Marke dar bei gleichbleibender
Anlaßzeit und wachsender Anlaßtemperatur, eine andere Tafel den Vergütungsvorgang
bei gleichbleibender Anlaßtemperatur und wachsender Anlaßdauer. Ueber die
Verkaufsbedingungen gibt der Schluß der Druckschrift Auskunft, deren vornehme
Ausführung dem sorgfältig bearbeiteten sachlichen Inhalt entspricht.
–––––
Maschinen zum Felssprengen im Suezkanal. Bei der ersten
Verbreiterung und Vertiefung des Suezkanales hatte man noch die härtesten Felsen
durch submarine Sprengungen entfernt; auf die weicheren ließ man eine Batterie
von zehn Widdern von je 3,5 t Gewicht wirken, die auf Eimerbaggern montiert waren,
die das Gestein sofort nach dem Brechen entfernten. Bei diesen Arbeiten hatten sich
die Sprengungen als unwirtschaftlich und unzweckmäßig erwiesen. So war es nach jeder
Sprengung notwendig, durch Taucher feststellen zu lassen, ob die Fahrstraße durch
die Felsfragmente etwa blockiert war, ferner war es außerordentlich schwer, ein
bestimmtes Kanalprofil innezuhalten. Infolgedessen sah man später bei einer
abermaligen Vertiefung des Kanales von Sprengungen ganz ab und führte statt dessen
eine eigenartige Felshaumaschine ein, welche mit zwei spindelförmigen, gußstählernen
Widdern von 13,5 m Länge und je 13 t Gewicht versehen waren. Beide Widder endeten
unten in auswechselbaren stählernen Spitzen. Mit Hilfe von Stahlkabeln war man in
der Lage, die Rammen sehr schnell zu heben und die Fallhöhe, die 1,5 bis 3 m betrug,
beliebig zu regulieren. Sollte mit einem der Widder keine hinreichende Kraft
ausgeübt werden, so konnten die beiden Widder auch gekuppelt werden. Die Erfahrung
lehrte, daß es zweckmäßig ist, die Widder von dem Bagger zu trennen und auf
besondere Flöße zu bringen, die eine Länge von 30,5 m, eine Breite von 10,57 m und
eine Tiefe von 2,44 m besitzen. Diese Anordnung bewährte sich beim Brechen des
Felsgesteins ganz außerordentlich. Die Maschinen arbeiteten bis zu einer Tiefe von
13 m und gaben in der Arbeitsstunde durchschnittlich 132 Stöße ab. Die
durchschnittliche Stärke der losgebrochenen Felsblöcke betrug 0,8 m. Auf diese Weise
wurde bei Gestein von mittlerer Härte (Kalk- und Sandsteine) eine
Stunden-Durchschnittsleistung von 19 m3 erzielt.
[Zeitschrift des Intern. Vereins der Bohringenieure, Wien 1913, Nr. 22.]
Schorrig.
–––––
Ueber die Konstruktion der verschiedenen Arten von
Reibahlen schreibt L. Haas in der Zeitschrift
für prakt. Maschinenbau vom 10. Januar 1914. Der Aufsatz enthält neben der
Beschreibung der vorkommenden Formen tabellarische Zusammenstellungen ihrer
konstruktiven Daten, sowie Angaben über Schnittgeschwindigkeit, Vorschub und
Materialzugabe für das Aufreiben.
Textabbildung Bd. 329, S. 219
Abb. 1.
Die Grundform der Reibahlen kann etwa durch die Abb.
1 dargestellt werden, die eine Reibahle für Handgebrauch wiedergibt.
Sowohl der Schaft, der hier ein Vierkant zum Aufsetzen eines Windeeisens trägt, als
auch der Schneidteil, der bei einer Handreibahle verhältnismäßig lang ist und vorn
schlank konisch ausläuft, erfahren nach Verwendungsart und Zweck verschiedenartige
Abänderungen. Maschinenreibahlen in Verwendung bei Bohrwerken, Automaten, oder bei
den neuerdings beispielsweise im Eisenkonstruktionsbau fast ausschließlich benutzten
transportablen elektrischen oder pneumatischen Aufreibemaschinen erhalten in der Regel den
Morsekonus gleich dem Spiralbohrer, dem die Reibahle ja besonders ähnelt.
Für Handgebrauch sind die Schneidzähne entweder gerade – parallel zur Achse –, oder
mit schwachem Drall im Sinne der Drehung (Rechtsdrall) ähnlich dem Spiralbohrer,
ausgeführt, da sich dann der Vorschub des Werkzeuges leichter gestaltet. Die
Steigung darf jedoch nicht geringer als das Zehnfache vom Durchmesser sein, weil
andernfalls leicht ein zu starkes Hineinschrauben des Werkzeuges eintreten kann. Bei
Reibahlen mit geraden Zähnen ist es wichtig, entweder eine ungerade Anzahl von
Zähnen vorzusehen, oder die Zahnteilung ungleich zu machen, wenn man vermeiden will,
eckig aufgeriebene Löcher zu erzeugen. Reibahlen, die mit verhältnismäßig hoher
Geschwindigkeit umlaufen und vielleicht sogar freihändig geführt werden, wie es also
besonders für die erwähnten transportablen Werkzeugmaschinen zutrifft, müssen
unbedingt einen starken Linksdrall besitzen, um das Hineinsaugen zu vermeiden.
Ungünstig ist bei diesen sogenannten Preßluftreibahlen allerdings noch, daß sie fast
auf der ganzen Länge konisch sind.
Bei den sonst im Maschinenbau verwendeten Maschinenreibahlen, die immer zwangläufig
geführt werden, hat sich ein besseres Arbeiten ergeben, wenn der konische Teil nur
ganz kurz war und die Reibahle auch nach hinten schwach – etwa 0,025 bis 0,05 m auf
100 mm – konisch verlief. Hier hat die Art des Dralls begreiflich wenig Einfluß,
ebenso ist eine große Länge dieses hinteren Teiles ohne Wert. Man findet daher diese
Reibahlen fast immer mit kurzem Schneidteil.
Textabbildung Bd. 329, S. 220
Abb. 2.
Für größere Durchmesser verwendet man statt massiver Reibahlen aufsteckbare, d.h.
solche, die aus einer mit Schneiden versehenen Hülse bestehen und auf einen zur
Maschine passenden Normaldorn aufgesteckt werden. Abb.
2 zeigt eine Abart derselben in Gestalt einer nachstellbaren Reibahle mit
eingesetzten Messern.
Eine besondere Art von Reibahlen dient zur Erzeugung von konischen Löchern für
Stifte, Hahnküken usw. Hier ist der Scheidenteil genau konisch. Da die Zähne auf
einer großen Länge schneiden müssen, empfiehlt es sich, sie mit einer Anzahl von
gegeneinander versetzten Einkerbungen zu versehen, um die Späne zu brechen, wie dies
auch bei Fräsern geschieht.
Rich. Müller.
–––––
Neues aus der Heizkesselindustrie. Zurzeit nimmt unter den
Heizkesseln der gußeiserne Gliederkessel die erste Stelle ein, dessen Bauweise für
mittlere Typen bei Verwendung von Koks als Brennmaterial festzuliegen scheint.
Als nächste Entwicklungsziele sind zu bezeichnen: Die Schaffung von Großkesseln, die
Nutzbarmachung gasreicher Braunkohle und die Beheizung mit Gas und flüssigen
Brennstoffen. Endlich ist man auch bemüht, schmiedeiserne Gliederkessel zu bauen,
allerdings ohne bisher zu ganzem Erfolge gelangt zu sein. Von Interesse ist es, die
Rückwirkung der in dem gekennzeichneten Streben entstandenen neuen Formen auf die
bestehenden älteren Typen zu beobachten. So bringen z.B. die Nationale Radiator-Gesellschaft zu Berlin und der Hessen-Nassauische Hüttenverein in Neuhütte Kessel von mittlerer Leistung
auf den Markt, die sich in bezug auf die Bauweise sehr den Großkesseln der genannten
Firmen nähern. Dem Streben, auch bei hoher Leistung mit einer geringen Anzahl von
Kesseln auszukommen, kamen die Strebelwerke in Mannheim,
deren führende Stellung in der Heizkesselindustrie bereits in D. p. J. 1913 auf S.
395/96 gekennzeichnet wurde, durch den Ecakessel entgegen, dessen Heizfläche 22 bis
40 m2 beträgt. Er wird an Größe von dem durch die
Firma Balcke, Tellering & Co. in Benrath gebauten
Großkessel noch übertroffen, der bis 43 m2
Heizfläche aufweist. Die an letzterem von dem Rheinischen
Dampfkessel-Ueberwachungsverein Düsseldorf vorgenommenen Verdampfungsversuche
lieferten befriedigende Ergebnisse. Das Verhältnis der Heizfläche zur Rostfläche war
33,36. Als Brennstoff gelangte Hüttenkoks Konkordia mit einem Heizwert von 6520 WE
zur Verwendung. Die im Kessel nutzbar gemachte Wärmemenge betrug 83,17 v. H. Unter
den Brikett-Gliederkesseln, welche im vergangenen Jahr zum erstenmal auf den Markt
kamen, sind der Bricokessel der Strebelwerke, der
Lollarkessel der Buderusschen Eisenwerke sowie ein Kessel der Hartung-Aktiengesellschaft in Berlin erwähnenswert. Der letztgenannte Typ
wies nach Versuchen des Dipl.-Ing. Barkow einen Wirkungsgrad von 80,1 v.H. auf, bei
Verfeuerung von Braunkohlenbriketts mit einem Heizwert von 4662,7 WE. Auch der
Niederbrandkessel von Höntsch & Co. in
Dresden-Niedersedlitz ist für gasreiche Brennstoffe geeignet. Die Verwendung von Gas
zur Beheizung von Kesseln mit großem Füllraum kommt meist nur dann in Frage, wenn es
möglich ist, Abfälle, z.B. die Abgase des Dieselmotors, zu verwerten. Leuchtgas ist
nur selten festen Brennstoffen gegenüber wirtschaftlich zulässig. Eher käme
Generatorgas in Betracht. Bei der Verwendung von flüssigem Brennstoff hat sich der
Irinyi-Brenner als geeignet erwiesen. Zu den Typen, die eine Gasbeheizung zulassen,
gehört der von Gebr. Sulzer in Winterthur und
Ludwigshafen gebaute Gaskessel, der bis zu einer Höchstleistung von 24000 WE
geliefert wird. Auch die französische Bauweise Ramassot
ist an dieser Stelle zu erwähnen. Die bisher entstandenen schmiedeeisernen Kessel
haben mit den gebräuchlichen gußeisernen Typen bisher nicht erfolgreich in Mitbewerb
treten können. Bei ihnen werden die Glieder entweder durch Pressen von Blechplatten
und autogenes Schweißen in die gewünschte Form gebracht, oder sie werden aus
gezogenen Rohren hergestellt. Schwierigkeiten macht in letzterem Falle die Abdichtung der
Röhren gegeneinander und die Schaffung der Gasdurchtritte vom Feuerraum in die
Heizkanäle und den Sammelkanal. Die Firma E. Volland in
Sürth a. Rh. ist bemüht gewesen, diese Fragen zu lösen. Indessen dürfte die
Abdichtung bei dieser Bauart vielleicht keine dauernde sein. Aus Schmiedeeisen
hergestellt ist auch der für Braunkohle und Holzabfälle geeignete Sparkessel Econome
der Metallwerke Bruno Schramm in Erfurt. Erwähnt sei
schließlich noch der mit selbständiger Feuerung versehene oder von Abgasen beheizte
Kessel der Firma Alb. Wigand in Elbing, der der
Warmwasserbereitung dient. [Dipl.-Ing. Pradel in
Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb Nr. 2 und 3, 1914.]
Schmolke.
–––––
Vom Ausschuß für Einheiten und Formelgrößen sind folgende
Einheits- und Formelzeichen definitiv angenommen worden.
Einheitszeichen des AEF.
Meter
m
Tonne
t
Kilometer
km
Gramm
g
Dezimeter
dm
Kilogramm
kg
Zentimeter
cm
Dezigramm
dg
Millimeter
mm
Zentrigamm
cg
Mikron
μ
Milligramm
mg
Ar
a
Stunde
h
Hektar
ha
Minute
m
Quadratmeter
m2
Minute alleinstehend
min
Quadratkilometer
km2
Sekunde
s
Quadratdezimeter
dm2
Uhrzeit Zeichen erhöht
Quadratzentimeter
cm2
Ampere
A
Quadratmillimeter
mm2
Volt
V
Ohm
Ω
Liter
l
Siemens
S
Hektoliter
hl
Coulomb
C
Deziliter
dl
Joule
J
Zentiliter
cl
Watt
W
Milliliter
ml
Farad
F
Kubikmeter
m3
Henry
H
Kubikdezimeter
dm3
Kilovoltampere
KVA
Kubikzentimeter
cm3
Voltampere
VA
Kubikmillimeter
mm3
Amperestunde
Ah
Kilowattstunde
KWh
Celsiusgrad
°
Milliampere
mA
Kalorie
cal
Kilowatt
kW
Kilokalorie
kcal
Mikrofarad
μF
Megohm
MΩ
Formelzeichen des AEF.
Fläche
F
Kraft
P
Moment einer Kraft
M
Leistung
N
Normalspannung
σ
Spezifische Dehnung
ε
Schubspannung
τ
Schiebung (Gleitung)
γ
Schubmodul
G
Spezifische Querzusammenziehung v
= 1/m (m
Poi- ssonsche Zahl)
v
Trägheitsmoment
J
Reibungszahl (Koeffizient)
μ
Widerstandszahl für Flüssigkeitsströmung
ζ
Schwingungszahl in der Zeiteinheit
n
Mechanisches Wärmeäquivalent
J
Entropie
S
Verdampfungswärme
r
Heizwert
H
Brechungsquotient
n
Hauptbrennweite
f
Lichtstärke
J
Widerstand, elektrischer
R
Stromstärke, elektrische
I
Es wird erwartet, daß sich die Autoren dieser Zeichen, soweit wie möglich, bedienen
möchten.
–––––
Die elektrische Erzeugung von Eisen und Stahl. Bei der
Feier des Geburtstages des Kaisers hielt Professor Eichhoff einen Vortrag über die elektrische Erzeugung von Eisen und
Stahl.
Die Erzeugung von Eisen und Stahl ist im steten Zunehmen begriffen, so hat Englands
Roherzeugung in den letzten 25 Jahren (seit 1888) um 11,09 v. H zugenommen,
Deutschlands Erzeugung an Roheisen ist um 311,59 v. H., die Amerikas um 357,91 v. H.
gestiegen, Noch gewaltiger sind die Zunahmen der Rohstahlerzeugung, die für England
82,93 v. H., für Deutschland 1232,38 v. H. und für Amerika 982,45 v. H. betragen.
Die Erzeugung Deutschlands an Roheisen und Rohstahl im Jahre 1912 mit 17852571 t
bzw. 17301998 t beträgt etwa das doppelte der in England erzeugten Mengen, nämlich
9031350 t Roheisen und 6904883 t Rohstahl, steht aber zurück gegen Amerika, welches
1912 an Roheisen 30202771 t und an Rohstahl 31751323 t erzeugte. Während in Amerika
die Zunahme hauptsächlich dazu diente, den steigenden Inlandsbedarf zu befriedigen,
wird in Deutschland ein großer Teil der erzeugten Eisen- und Stahlmenge ausgeführt.
Die große Ausfuhr Deutschlands ist hauptsächlich eine Folge der niedrigen
Erzeugungspreise, die allerdings für die Zukunft nicht mehr herabgehen können
werden. Nicht nur hinsichtlich der niedrigen Gestehungskosten, auch mit Rücksicht
auf die Güte des erzeugten Eisens steht Deutschland heute an der Spitze der Eisen
erzeugenden Länder. Allerdings sind die Anforderungen, die heute die Konstrukteure
an den Baustoff stellen, sehr hohe und oft viel weitergehend, als im Durchschnitt
die Stahlwerke zu erfüllen vermögen.
Der Vortragende erörtert nun die Bedenken, die von Seiten der Stahlindustrie anfangs
gegen die Elektroverfahren geäußert wurden, und legt dar, daß heute diese Bedenken
als überwunden gelten können. Heute ist es möglich, im elektrischen Ofen Chargen von
großer Gleichmäßigkeit zu erschmelzen; die im Anfang des öftern gemachten schlechten
Erfahrungen waren zumeist auf nicht richtige Bauweise der Oefen zurückzuführen; auch
stellte man an die Oefen Anforderungen, die sie nicht erfüllen konnten. Während man
anfangs glaubte, daß man das Schmelzen, Frischen und Fertigmachen im elektrischen
Ofen vornehmen müsse, um ein gutes Erzeugnis zu erzielen, hat man heute eingesehen,
daß es zweckmäßig ist, nur das Fertigmachen im elektrischen Ofen vorzunehmen,
Schmelzen und Frischen aber in der bisher üblichen Weise. Der elektrische Ofen
gestattete einen Einblick in die Vorgänge beim Schmelzen und hat zur Verbesserung
der Darstellungsweisen und zur Erzielung größerer Reinheitsgrade beigetragen. Heute
können wir selbst aus schlechtestem Phosphoreisen ein Erzeugnis mit nur 0,65 v. H.
Phosphor erschmelzen, auch vom Schwefelgehalt des Roherzes sind wir heute
unabhängig. Durch die höhere Reinheit ist auch die Seigerung eingeschränkt. Was nun
die Kosten der Elektroschmelze betrifft, so muß natürlich ein möglichst niedriger
Stromverbrauch erstrebt werden. Hier bemerkt der Vortragende, daß die Angaben in der
Literatur sich in sehr weiten Grenzen bewegen, meist nicht zu vergleichen sind, da
sie sich auf verschiedene Verfahren beziehen, auf verschieden große Oefen, teils auf
praktisch tatsächlich erhaltene Ergebnisse zurückgreifen, teils nur theoretisch
errechnete Werte angeben. Wenn nur der gefrischte Stahl im Elektroofen fertig
gemacht wird, dann stellt sich die Tonne Stahl mittlerer Güte im Elektroofen um etwa
6 bis 8 M höher als für Martinstahl. Man hat dem Elektroofen dann entgegengehalten,
daß er nicht für Großerzeugung in Frage kommen kann, und nicht anwendbar ist für die
Riesenmengen, die jährlich von Stahl erzeugt werden. Demgegenüber sei bemerkt, daß
heute Mittelsorten, ferner Stähle, für welche die Anforderungen an Festigkeit und
Zähigkeit groß sind, auf elektrischem Wege hergestellt werden, Formeisen,
Dynamobleche, ja sogar ganze Brückenteile aus Elektrostahl sind schon hergestellt.
Was nun die Verbindung eines Elektrostahlwerks mit einem Walzwerk betrifft, so
bemerkt der Vortragende, daß in Amerika Elektrowalzwerke für bestimmte Erzeugnisse,
wie z.B. Schienen, sehr gut bestehen können, infolge der großen Aufträge, in
Deutschland ist das schwerer möglich. Aber eine andere Verwendung des elektrischen
Ofens wird noch viel zu wenig gewürdigt, nämlich die Herstellung von Stahlguß im
Elektroofen, die ein ganz hervorragendes Erzeugnis ergibt. Die Stahlwerke fürchteten
beim Elektroverfahren auch, daß die Anforderungen an die Güte zu sehr in die Höhe
gehen würden. Eine derartige Folge wäre natürlich durchaus nicht wünschenswert, denn
man muß ja vor allem wirtschaftlich verfahren und darf daher die Gütebedingungen
nicht so hoch schrauben, daß die billigeren Arbeitsweisen dadurch ausgeschaltet
werden. Man muß die Ansprüche an die Güte den wirtschaftlichen Verhältnissen
anpassen, und als ein Beispiel für eine derartige nationale Wirtschaftspolitik führt
der Vortragende England an, wo früher nur das saure Verfahren verwendet wurde, und
erst, als die phosphorarmen Erze in England sich verminderten, die basischen
Verfahren in Aufnahme kamen. Der Vortragende betont, daß an Handelswaren keine
gesteigerten Ansprüche zu stellen sind, wohl aber muß die Forderung der
Konstrukteure nach festem und zähem Baustoff bei den gesteigerten Belastungen
unserer Eisenbahnen als berechtigt anerkannt werden.
Der Vortragende beschrieb an Hand von Lichtbildern die verschiedenen Elektroofen. Von
den Lichtbogenöfen wurden vorgeführt die Oefen von Stassano,
Girod, Héroult, ferner die Oefen von Nathusius
und von Keller. Während anfangs die Oefen einphasig
arbeiteten, ging man bald zu Dreiphasenstromöfen über. Von Widerstandsöfen wurden
vorgeführt der Kjellin-Ofen, sowie der Ofen von Röchling. Neben der Erzeugung von Elektrostahl wurde auch
die Roheisengewinnung im elektrischen Ofen versucht, und der Vortragende beschrieb
auch den von der Elektrometallgesellschaft in Schweden hierzu verwendeten Ofen. In
Deutschland ist eine Elektroroheisengewinnung in größerem Maßstabe wohl kaum zu
erwarten, da die Kosten im allgemeinen zu hoch sind. In Gegenden mit billig zur
Verfügung stehendem Strom und hohen Kohlenpreisen ist es aber nicht ausgeschlossen,
daß man zur Elektroroheisenschmelzung greifen kann. Zum Schluß gab der Vortragende
einige Zahlen über die im Betriebe befindlichen Elektroofen an.
Plohn.
–––––
Zum 25 jährigen Bestehen hat die A.-G. Hein, Lehmann &
Co., Eisenkonstruktionen, Brücken- und Signalbau in Berlin-Reinickendorf
und Düsseldorf-Oberbilk, eine Denkschrift herausgegeben, die in Wort und Bild die
Anfänge, Erfolge und Bestrebungen der Firma niederlegt. Gegründet im Jahre 1877 zu
Berlin, Chausseestraße, als ein Privatunternehmen befaßte sich das Werk in der
Hauptsache mit der Herstellung des Trägerwellbleches, das damals weit mehr
verarbeitet wurde, als heute. Da das Geschäft florierte, bildete sich alsbald aus
dem Privatunternehmen eine Kommanditgesellschaft. Es wurden zwei neue Abteilungen
für Eisenkonstruktionen und Eisenbahn -signalbau angegliedert, und nach einigen
weiteren guten Erfolgen im Jahre 1888 die Firma in eine Aktiengesellschaft mit einem
Kapital von 1100000 M umgewandelt. Heute hat sich das Anfangskapital auf 3500000 M
erhöht. Die Räume in der Chausseestraße zu Berlin sind schon lange zu klein
geworden, in Düsseldorf und Berlin-Reinickendorf befinden sich jetzt die großen
Montage hallen, Fabrikhöfe und Verwaltungsgebäude der Firma. In beiden Fabriken
zusammen wurden im Jahre 1913 2100 Beamte und Arbeiter beschäftigt. Der Umsatz
sämtlicher Werke betrug im Jahre 1912 rund 12000000 M. Von ausgeführten Arbeiten
seien erwähnt: Lokomotivhalle der Eisenbahnhauptwerksätte auf dem Troyl bei Danzig.
Dachkonstruktion Reichsbankgebäude, Braunschweig, Hauptkraftzentrale der Londoner
Untergrundbahn. Hochofengerüste mit Verbindungsbrücke, Kneuttlingen, Lothr.
Hoftheater in Braunschweig und Darmstadt. Stell Werksanlagen, Bergwerksanlagen,
Bahnhofshallen Koblenz, Deutz, Elberfeld und Aachen, die Riesen-Hellinganlagen in
Hamburg und St. Petersburg. Türme für drahtlose Telegraphie in Höhen bis über 250 m. Die
Rheinbrücken bei Köln, Düsseldorf und unterhalb Ruhrorts mit einer Mittelöffnung von
186 m Spannweite.
Für die nächsten 25 Jahre seien der Firma ein gleich günstiges Geschick und gleich
tüchtige Arbeitskräfte beschieden.
Ewerding.
–––––
George Westinghouse, der Erfinder der Luftdruckbremse,
dessen Tod jetzt gemeldet wurde, ward am 6. Oktober 1846 zu Central Bridge in den
Vereinigten Staaten von Nordamerika geboren. Seine erste praktische Ausbildung
erhielt er in den Werkstätten seines Vaters, eines Fabrikanten von
landwirtschaftlichen Maschinen in Shenectady, wo er sich schon in früher Jugend mit
den verschiedenen Arbeitsmaschinen und mechanischen Arbeitsmethoden eingehend
vertraut machte. Als 17 jähriger Jüngling nahm er als Freiwilliger in den Reihen der
Bundestruppen an den Kämpfen gegen die Südstaaten teil und vollendete alsdann seine
theoretischen Studien am Union College. Bald darauf begann auch seine
fruchtbringende erfinderische Tätigkeit.
Im Jahre 1867 entwarf er die direktwirkende Westinghouse-Luftdruckbremse, die im
folgenden Jahre nach seinen Plänen hergestellt und an einem Eisenbahnzuge mit Erfolg
erprobt wurde, als ihr Erfinder noch in dem jugendlichen Alter von 22 Jahren stand.
Seit diesem ersten Erfolge ist seine langjährige Lebensarbeit stets der weiteren
Ausbildung der Bremstechnik gewidmet geblieben, und zahlreiche Neuerungen, die auf
diesem Gebiete weitere wichtige Fortschritte zur Folge gehabt haben, sind ebenfalls
von George Westinghouse ausgegangen. Seine umfassende
Tätigkeit hat sich aber auch auf viele andere Zweige des technischen Wissens und
Könnens erstreckt. An der Ausbildung des Eisenbahnsignalwesens und der
schnellaufenden Kraftmaschinen, an der Einführung und Nutzbarmachung des
Wechselstromes, sowie an vielen anderen Errungenschaften der Technik hat er
hervorragenden Anteil genommen, und auf allen Gebieten seiner vielseitigen Tätigkeit
mit unermüdlicher Schaffenskraft für das Gemeinwohl gewirkt.
Nur wenige unter den Führern der Technik haben in gleichem Maße wie Westinghouse dem Fortschritt neue Bahnen gewiesen, und
keiner hat mit größerer Ausdauer die als richtig erkannten Wege geebnet und
ausgebaut. Dadurch hat er nicht nur in Amerika, sondern auch in vielen Ländern
Europas zahlreiche blühende Industrien geschaffen, auf deren Arbeitsstätten jetzt
viele Tausende von tüchtigen Fachleuten beschäftigt werden.
Alle diese Erfolge sind aber die Früchte der eigenen Tatkraft. – An öffentlichen
Anerkennungen seiner Verdienste um die Technik im allgemeinen und die Bremstechnik
im besonderen hat es denn auch nicht gefehlt. Von den Regenten verschiedener
europäischen Staaten sind ihm hohe Orden verliehen worden, und die berufenen
Vertreter der technischen Wissenschaften haben ihn durch zahlreiche Ehrungen
ausgezeichnet. In seinem Vaterlande wurden ihm u.a. die Edison-Medaille und die John Fritz-Medaille
zuerkannt, die bisher nur wenige hervorragende Gelehrte besitzen. Auch Deutschland
ist in dieser Beziehung nicht zurückgeblieben, denn die Königliche Technische
Hochschule zu Charlottenburg hat Westinghouse die Würde
eines Dr.-Ing. ehrenhalber verliehen, der Verein Deutscher Ingenieure hat ihm seine
höchste Auszeichnung, die goldene Grashof-Denkmünze,
zuerkannt, und der Verein Deutscher Lokomotivführer erwählte ihn zum
Ehrenmitgliede.
Er starb am 12. März dieses Jahres im 68. Lebensjahre in New York.