Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Autor: | Rich. Müller |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 391 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Maschinen zu Kalkulationszwecken. Seit einigen Jahren
sind zunächst zur Auswertung des ungeheuren Zahlenmaterials von Volkszählungen,
großen Statistiken usw. Maschinen bekannt geworden (siehe z.B. Technik und
Wirtschaft 1913, S. 219), die mit geradezu märchenhafter Geschwindigkeit Karten mit
bestimmten, durch Lochung hergestellten Angaben nach verschiedenen Gesichtspunkten
zu ordnen, zu zählen, zu registrieren imstande sind, ja, die sogar Zahlenreihen auf
diesen Karten addieren können.
Derartige Maschinen finden neuerdings auch für die mannigfachen Aufstellungen und
Berechnungen Anwendung, die in heutigen Maschinenfabriken, zur Ermittlung der
Herstellungskosten erforderlich sind. Ein Beispiel für die Ausführung derartiger
Feststellungen bringt S. G. Koon in der Zeitschrift für
prakt. Maschinenbau 1914, S. 683. Es soll hier im einzelnen nicht auf die dort
geschilderte Organisation des Bestellwesens einer amerikanischen Fabrik eingegangen
werden; die Ausschreibung von Werkstattbestellungen in vielen gleichlautenden
Stücken und die Benutzung dieser an verschiedenen Stellen zur Feststellung des
Materialbedarfs, zur Anschreibung der Arbeitzeit, zur Lieferungsüberwachung usw.
können als bekannt vorausgesetzt werden. Von den üblichen Verfahren abweichend ist
nur die Uebertragung der schriftlichen Angaben auf die Zählkarten für die Maschinen.
Hierzu dient eine besondere Lochmaschine, die ähnlich einer Schreibmaschine gebaut
ist und bedient wird; geübten Arbeitern soll es möglich sein, bis zu 400 Karten in
der Stunde mit einer solchen Maschine zu lochen. Das Ordnen der gelochten Karten
nach verschiedenen Gruppen sowie das Zusammenzählen bestimmter Zahlenangaben darauf
(z.B. Arbeitstunden, Lohnsummen), geht vollständig selbsttätig vor sich mit einer
Geschwindigkeit von 150 Karten in der Minute.
Die Vorteile dieses Arbeitverfahrens liegen in zwei Richtungen. Zunächst nämlich wird
durch die ungeheure Zeitersparnis, die damit verbunden ist, eine Verminderung des
erforderlichen Personals erreicht. Außerdem aber ermöglicht die Schnelligkeit, mit
der die Angaben der Werkstatt und des Kalkulationsbureaus verarbeitet werden können,
eine sehr viel häufigere Ueberwachung der Selbstkosten und eine bedeutend frühere
Feststellung dieser für einen ausgeführten Auftrag.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
–––––
Ein interessanter Reibungsantrieb für Werkstücke, die
zwischen Körnerspitzen eingespannt sind, ist der Firma Mayer
& Schmidt in Offenbach geschützt worden. Der Antrieb ist insbesondere
für Eisenbahn-Radsatzschleifmaschinen bestimmt, wird aber auch für andere Zwecke
vorteilhaft Verwendung finden können. Am Bett der Werkzeugmaschine werden zwei
Rollen a und b befestigt,
deren eine (a) angetrieben wird. Um die Achse der Rolle
b schwingt ein in der Länge verstellbarer Arm, der
eine dritte Rolle c trägt. Um diese drei Rollen
wird ein Riemen d gelegt, der von dem anzutreibenden
Werkstück e durchgebogen wird und dieses durch Reibung
am Umfang mitnimmt.
Textabbildung Bd. 329, S. 391
Ein besonderer Vorteil der Vorrichtung besteht darin, daß das Werkstück leicht nach
oben und nach der Seite entfernt werden kann, ohne daß der Antrieb abgebaut
wird.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
–––––
Motor-Segelschiff. In neuerer Zeit ist man auch bestrebt,
große Segelfrachtschiffe mit Dieselmotoren zur Betätigung des Hilfsschraubenantriebs
auszurüsten, um so die Fahrt des Schiffes sicher zu gestalten und die Fahrzeiten
abzukürzen. Erst kürzlich wurde das französische fünfmastige Segelschiff „La
France“ mit Dieselmaschinen ausgerüstet. In der Zeitschrift Engineering
1914, S. 182 bis 183 wird berichtet, daß der Dreimastschoner „Aosta“
ebenfalls mit einer Dieselmaschine versehen wurde. Die Länge des Schiffes ist 56 m,
die Breite 8,5 m, es hat bei einer Nutzlast von 700 t eine Wasserverdrängung von
1050 t.
Der Antrieb der Hilfsschraube geschieht hier mittels einer vierzylindrigen
umsteuerbaren Zweitakt-Dieselmaschine der Societa Anonima
Cantieri Officine in Ligurien, die bei 200 Umdrehungen in der Minute 550
PSe leistet. Die Zylinderabmessungen sind 350 ×
500 mm. Je zwei Arbeitszylinder haben eine Spülluftpumpe und einen Kompressor
gemeinsam, die zwischen den Arbeitszylindern angeordnet sind. Die Kurbelwelle ist
dabei dreiteilig ausgeführt. Das Mittelstück besteht aus zwei um 90 ° gegeneinander
versetzten Kurbeln für den Antrieb der Spülpumpen. Die beiden außenliegenden Teile
der Kurbelwelle sind einander vollkommen gleich und so mit dem Mittelstück
verflanscht, daß die Kurbelversetzung der vier Arbeitszylinder je 90 ° beträgt.
Die Schmierung der Kurbelwellenlager geschieht mittels Tropfschmierung, da der
Auflagerdruck nur etwa 25 kg/cm2 beträgt, für den
Kurbelzapfen hingegen mit 80 kg/cm2 Pressung ist
Zentrifugalschmierung und für den Kolbenbolzen mit 120 kg/cm2 Auflagerdruck Preßcshmierung vorgesehen. Die
Arbeitskolben sind als Tauchkolben ohne besondere Kreuzkopfführung ausgebildet und
besitzen in ihrem oberen Teile Oelkühlung. Die Spülpumpen sind doppeltwirkend
ausgebildet, und unmittelbar damit ist der zweistufige Einspritzkompressor
verbunden. Die Spülpumpen arbeiten mit etwa 30 v. H. Luftüberschuß. Die Spülluft
wird mittels Kolbenschieber, der von der Kurbelwelle aus mittels eines Exzenters
bewegt wird, gesteuert. Die Spülluft wird in einem Behälter gesammelt, der sich auf
der Rückseite der Maschine befindet. Die Kurbeln der Spülluftpumpen sind, wie
bereits erwähnt, um 90° versetzt angeordnet. Das Anlassen der Maschine kann darum
auf sehr einfache Weise erfolgen. Die Anlaßluft wird zu den doppeltwirkenden Pumpen
geleitet und die Maschine kann so in jeder Kurbelstellung angelassen werden. Damit
die Maschine in dem gewünschten Drehsinne anspringt, wird der Zutritt der Luft durch
einen gemeinsamen Anlaßschieber geregelt.
In den Zylinderköpfen befinden sich außer dem Brennstoffventil zwei Spülluftventile.
In der Höhe der Zylinderköpfe, beiderseits an der Maschine entlang laufen zwei
Steuerwellen, die zur Steuerung der Brennstoffventile bzw. der Spülventile dienen.
Die Steuerwellen werden dabei nicht wie allgemein üblich durch eine senkrechte Welle
mittels Schrauben- oder Kegelräderpaare gedreht, sondern durch Exzenterstangen in
schwingende Bewegung versetzt. Für je zwei Arbeitszylinder ist nur eine gemeinsame
Brennstoffpumpe vorhanden. Bei großen Dieselmaschinen ordnet man gewöhnlich für
jeden Zylinder eine eigene Brennstoffpumpe an, damit eine genaue Brennstoffzuführung
zu den Brennstoffventilen gewährleistet ist.
W.
–––––
Die wirtschaftliche Bedeutung des Blaugases. Unter diesem
Namen kommt bekanntlich verflüssigtes Oelgas, das nach einem von dem Chemiker Blau angegebenen Verfahren hergestellt wird, in
Stahlflaschen in den Handel. 1 kg dieses Gases kostet ab Fabrik (Augsburg) 1,20 M
unter Hergabe von Leihflaschen für den Versand, deren Wert 32 M beträgt. Die
gebräuchliche Flaschengröße hat einen Inhalt von 27 l und faßt 9 bis 10 kg flüssiges
Gas, gleich 7000 bis 8000 l entspanntes Gas. Die leere Flasche wiegt 47 kg, also
etwa fünfmal so viel wie die Gasfüllung. Das Blaugas wird am Verwendungsorte aus den
Stahlflaschen in einen Gasbehälter umgefüllt und wird aus diesem den einzelnen
Verbrauchsstellen zugeleitet, wobei der Druck durch besondere Apparate entsprechend
verringert wird.
Das Blaugas dient in erster Linie zur Glühlichtbeleuchtung und wird in kleinen
Ortzentralen sowie in Einzelanlagen verwendet, denen kein Anschluß an eine
Steinkohlengasanlage oder an ein elektrisches Leitungsnetz zur Verfügung steht.
Besonders wichtig ist das Blaugas für die Beleuchtung von Leuchtbojen und andern
Seezeichen; hierbei dient der Schwimmkörper der Bojen als Behälter für das Gas. Für
autogenes Schweißen und Schneiden kommt das Blaugas weniger in Betracht, dagegen
dient es auch zur Heizung von kleinen Schmelz- und Lötkesseln. Der Inhalt einer
Flasche mit 9 bis 10 kg flüssigem Gas (= 7 bis 8 m3 entspanntes Gas) reicht aus, um einen 50 HK-Glühlichtbrenner etwa 450
Stunden zu speisen.
Der Versand an Blaugas betrug im Jahre 1907 etwa 20000 kg, 1911 dagegen 70000 kg. Die
Gestehungskosten betragen etwa 80 Pf. für 1 kg Blaugas. In Süddeutschland sind
Blaugasanlagen schon in größerer Zahl vorhanden, dagegen leidet der Export nach
Norddeutschland unter den hohen Frachtkosten, da auf 9 bis 10 kg Ware ein
frachtpflichtiges Gewicht von 60 kg entfällt. Einem Antrag auf Frachtermäßigung, der
vor einiger Zeit von den Bayrischen Staatsbahnen gestellt wurde, hat die Ständige
Tarifkommission der deutschen Eisenbahnen jedoch nicht stattgegeben. [Zeitschr. f.
angew. Chemie 1914, Wirtschaftl. Teil, S. 26.]
Dr. Sander.
–––––
Massenausgleich. Im allgemeinen ergibt die Zusammensetzung
der Zentrifugalkräfte eines sich drehenden starren Körpers eine resultierende
Zentrifugalkraft und ein resultierendes Zentrifugalmoment. In Abb. 1 stellt m1 die unsymmetrischen Massenteilchen dar, welche die
Einzelkraft hervorrufen, während durch m2 die Massen des Kräftepaares mit dem Hebelarm a veranschaulicht werden.
Textabbildung Bd. 329, S. 392
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 329, S. 392
Abb. 2.
Zum Ausgleich der Einzelkraft dient die statische
Balancierung, am einfachsten mittels des Abrollverfahrens auf Linealen, die aus
gehärtetem Stahl angefertigt sind und in ihrer ganzen Länge aufliegen. Die Apparate
zum Ausbalancieren nach dem Rollenverfahren vermeiden zwar das sorgfältige
Ausrichten mit Hilfe der Wasserwage, weisen indessen andere Fehlerquellen auf. Auch
das Auswiegeverfahren, bei welchem der Balancierdorn durch Schneiden und Kugeln
ersetzt ist, führt leicht zu Ungenauigkeiten. Zum Ausgleichen des Kräftepaares dient
das Auswuchten. Der sich drehende Körper ruht hierbei in beweglichen Lagern, die am
zweckmäßigsten durch Rollen unterstützt sind. Diese werden passend in einer Ebene geführt, wobei die Anbringung von Federn zur
Aufnahme der lebendigen Kraft unerläßlich ist. Bei Aufhängung der Lager an Pendeln
übernimmt dagegen die Schwerkraft die Rückführung. Der größte Genauigkeitsgrad wird bei der
Resonanz erreicht, d.h. wenn die Eigenschwingungszahl
no n_0=\sqrt{\frac{3600}{l}} (l die
Pendellänge) mit der Drehzahl übereinstimmt. Da der Schwerpunkt den angezeichneten
Marken vorauseilt, so bestimmt man diese bei Vor- und Rückwärtsgang. In der Mitte
zwischen ihren Spitzen liegt der Schwerpunkt. In der Resonanz beträgt das
Vorauseilen 90°. Zum Ausgleich des Kräftepaares hätte man nur in den Mitten zwischen
den Marken an beiden Enden Gewichte anzubringen. Indessen tritt meist neben dem
Kräftepaar eine unausgeglichene Einzelkraft auf, da es keine völlig starren Körper
gibt, und der Balancierdorn sich durchbiegt. Damit man in diesem Fall nicht auf
planloses Probieren verfällt, beachte man folgende Regeln: Die Enden schlagen meist
verschieden stark aus. Das „wilde“ Ende wird von der Einzelkraft unterstützt,
so daß der Ausschlag von ihr und einer Paarkraft und Einzelkraft abhängt. Man erhält
daher unter der Resonanz die Regel: Zusammenzeigende Drehrichtungspfeile =
„wild“, auseinanderzeigende Drehrichtungspfeile = „zahm“. Oberhalb
der Resonanz ist es umgekehrt. Die Markenebene der zahmen Seite liegt zwischen der
Ebene der Resultierenden und der des Kräftepaares. Für den Ausgleich sind drei
Gewichte nötig. Um die Stellen festzulegen, an der sie angebracht werden müssen,
zieht man, wie Abb. 2 zeigt, eine Linie (dick) auf
der wilden Seite durch die Mitte zwischen den Pfeilspitzen nach dem
Achsenmittelpunkt. Hierauf wird die Gerade, die durch die Mitte zwischen den
Pfeilspitzen der zahmen Seite geht, auf das wilde Ende hinüberprojiziert, und der
größere Winkel zwischen beiden Geraden in drei Teile geteilt. Auf den Teillinien
werden in der aus der Abbildung ersichtlichen Weise die Ausgleichgewichte am zahmen
und wilden Ende angebracht.
Bei dem Universal-Auswuchtapparat von Dr.-Ing. F. Lawaczek
wird die eine Paarkraft in einem um eine Achse schwingenden Lager isoliert und die
Einzelkraft sowie die andere Paarkraft zuerst ausgeglichen. Hierauf läßt man um eine
andere Achse schwingen, so daß die bisher unausgeglichene Kraft an einem Hebelarm
wirkt und nun gleichfalls korrigiert werden kann. Die auch dieser Vorrichtung
anhaftenden Fehlerquellen scheint man durch einige Abänderungen der Konstruktion
beseitigen zu können. Sofern man das Auswuchten an einer schon aufgestellten
Maschine nachträglich vornehmen soll, ist man fast völlig auf Probieren angewiesen,
sofern ein Vor- und Rückwärtslaufen des Motors unmöglich ist. Man hilft sich, indem
man mit der Drehzahl bis zur Resonanz hochgeht und gemäß der Phasenverschiebung das
Gewicht 90° hinter der Marke anbringt. [Schöpflin in
Werkstattstechnik Heft 7, 1914.]
Schmolke.
–––––
Neue Rollenlager und ihre Verwendung. Die Hoffmann Mfg. Co. in Chehnsford (England) bringt neue
Rollenlager auf den Markt. Sie werden sowohl in ein- als auch zweireihiger
Ausführung, und zwar in Normalgrößen von 16 bis 165 mm äußerem Durchmesser
angefertigt und sollen sich als Ersatz für die üblichen Kugellager gut bewährt
haben. Die Abbildung zeigt als Beispiel die Lagerung einer Pleuelstange auf dem
Kolbenzapfen. Der Hauptwert des auch bei uns viel verwendeten Rollenlagers liegt
darin, daß es bei gleichen Abmessungen wie das Kugellager um 50 v. H. mehr tragen
kann. Auch ist es wohl leichter herzustellen, da nur zylindrische Flächen zu
bearbeiten sind, und aus gleichem Grunde kann auf eine größere Genauigkeit gerechnet
werden. Die Firma gibt an, daß sämtliche Laufflächen, wie die Sitze, auf ± 0,006 mm
genau geschliffen werden, die Lagerbreite, die weniger wichtig ist, mit ± 0,1 mm
Toleranz.
Textabbildung Bd. 329, S. 393
Die Rollkörper sind kurze zylindrische Walzen aus hochkohlenstoffhaltigem Chromstahl,
die von einem, aus dem Vollen gearbeiteten Käfig aus Messing geführt werden. Das
seitliche Herauslaufen des Käfigs mit den Rollen wird dadurch verhindert, daß die
Rollenlaufbahn des inneren Ringes als Ringnut ausgeführt ist, so daß zwei seitliche
Führungsflanschen entstehen, wie die Abbildung an einem doppelreihigen Lager zeigt.
Der äußere Laufring ist einfach mit zylindrischer Laufbahn ausgestattet. Beide
Laufringe werden aus einem Spezialstahl hergestellt.
Die Lager sind natürlich nicht imstande, einen noch so geringen Achsialschub
aufzunehmen, und es müssen, wenn nötig, besondere Drucklager vorgesehen werden. Das
übliche Kugellager kann bekanntlich nebenbei ohne Nachteil mit geringen Achsschuben
belastet werden und reicht beispielsweise zur Fixierung von Wellen vollkommen
aus.
Das in der Abbildung dargestellte Kolbenzapfenlager eines 100 PS-Gasmotors hat zwei
Jahre lang Tag und Nacht gelaufen, ohne daß es nur nötig gewesen wäre, Schmierfett
nachzufüllen. Auch bei Spindeln von Holzbearbeitungsmaschinen, die mit 8- bis 9000
Touren laufen mußten, soll sich das Lager einwandfrei gehalten haben. Um solche
guten Ergebnisse zu erzielen, muß bei der Konstruktion der zugehörigen Maschinen
durch Einkapselung der Lager besonders Rücksicht darauf genommen werden, daß jegliches
Eindringen von Staub oder Feuchtigkeit ausgeschlossen ist. An den
Durchführungsstellen der Welle ist nur ein möglichst kleiner Luftraum zu lassen,
höchstens 0,1 mm. In staubigen Betrieben, beispielsweise bei Lagern von
Schleifmaschinen, ist es zweckmäßig, eine Staufferbüchse zur Schmierung vorzusehen,
durch deren öfteres Nachdrehen erreicht wird, daß immer wieder Fett von innen nach
außen gedrückt wird, welches die angesetzten Fremdkörper gewissermaßen wegschwemmt.
[Zeitschr. für prakt. Maschinenbau S. 563, 18. April 1914.]
Rich. Müller.
–––––
Straßenlokomotive. Nach fünfjährigen Versuchen hat die
bekannte Firma John Fowler & Co., Leeds, eine solche
Lokomotive mit Benzinmotorenantrieb auf den Markt gebracht. Der Rahmen, die Räder
usw. sind in gleicher Bauart wie bei den Dampfstraßenlokomotiven dieser Firma
ausgeführt. In ihrem äußeren Aussehen sind beide Ausführungen einander sehr
ähnlich.
Die Antriebsmaschine ist eine 50 PS-Vierzylinder-Viertaktmaschine liegender Bauart.
Je zwei Zylinder sind zusammengegossen. Die Zylinderanordnung ist so getroffen, daß
die Kurbelwelle zwischen den Arbeitszylindern zu liegen kommt, je zwei Schubstangen
arbeiten ohne Gabelung auf einen gemeinsamen Kurbelwellenzapfen. Die beiden
Kurbelkröpfungen sind unter 180° angeordnet, so daß Erschütterungen durch die hin-
und hergehenden Triebwerksteile möglichst ausgeschlossen sind. An dem einen Ende der
Kurbelwelle sitzt ein Schwungrad, auf dem andern Ende eine Reibungskupplung, die vom
Führerstand aus- und eingerückt werden kann. An dem Rahmen sind die Zylinder, die
mit dem Zylinderkopf aus einem Stück hergestellt sind, angeschraubt und können
leicht bei Ausbesserungen abgenommen werden. Der Antrieb der Treibräder geschieht
wie bei den seit 50 Jahren erprobten Dampfstraßenlokomotiven dieser Firma. Es sind
drei Fahrgeschwindigkeiten für Vorwärts- und eine für Rückwärtsfahrt vorgesehen. Auf
guten Straßen kann eine solche Lokomotive 20 t auf Steigungen von 1 : 10 mit einer
Geschwindigkeit von 8 km in der Stunde bewegen. Die gesamten Betriebskosten (mit
Abschreibungen usw.) solcher Straßenlokomotiven mit Dampf-, Paraffinöl- oder
Benzolbetrieb verhalten sich wie 1 : 1,27 : 1,49. Diese neuen Straßenlokomotiven
können auch zum Pflügen, zum Antrieb von Dreschmaschinen usw. Verwendung finden.
Besonders für den letzteren Fall ist ihre Verwendung sehr zu empfehlen, da die
Feuersgefahr gegenüber der Verwendung von Dampflokomobilen sehr gering ist.
[Internat Combustion Engineering 1914, S. 235 bis 240.]
W.
–––––
Die Entwicklung der Eisfabrikation in den Vereinigten
Staaten. Die Eisfabrikation hat in den Vereinigten Staaten eine ungeheure
Ausbreitung erlangt und hat sich besonders in den letzten acht Jahren ungewöhnlich
rasch entwickelt, wie aus nachstehenden Zahlen hervorgeht: Im Jahre 1900 betrug die
Zahl der Eisfabriken 2218 mit einer täglichen Produktion von 60000 t und einer
jährlichen von 8,9 Mill. t. 1909 betrug die Zahl der Fabriken bereits 3000 mit einer
täglichen Produktion von 106000 t, einer jährlichen von 15,8 Mill. t, und 1911 war
diese Zahl bereits auf 3406 Fabriken mit einer täglichen Produktion von 111000 und
einer jährlichen von 16,7 Mill. t gestiegen. Von dieser Produktion werden 70 v. H.
während der vier Sommermonate und 30 v. H. während der übrigen acht Monate
hergestellt. Die zwei größten Gesellschaften, welche künstliches Eis erzeugen,
hatten in ihren gesamten Fabriken eine tägliche Produktion von 3250 bzw. 2115 t.
Neben dieser bedeutenden Fabrikation von Kunsteis hat der Verbrauch an Natureis
gleichzeitig eine beträchtliche Erhöhung erfahren. Man schätzt den Gesamtverbrauch
an Eis in den Vereinigten Staaten auf 45 Mill. t, davon sind 22,5 Mill. t Natureis.
Die folgende Tabelle zeigt den Eisverbrauch der größten Städte der amerikanischen
Union unter Angabe der Bevölkerungszahl und des Verbrauches an künstlichem und
natürlichem Eis:
Bevölke-rungs-zahl
Jährlicher Eisverbrauch
Kunsteist
Natureist
zusamment
New York u. Umgebung
4338322
1800000
2700000
4500000
Chicago
2166055
675000
1350000
2025000
Philadelphia
1491082
630000
810000
1440000
Boston und Vororte
616072
90000
720000
810000
Saint Louis
674012
675000
45000
720000
Baltimore
568571
315000
225000
540000
Pittsburg
547523
405000
135000
540000
Cincinnati
376174
428000
22000
450000
Neu Orleans
323157
360000
–
360000
Detroit
353535
45000
270000
315000
Aus dieser Tabelle geht hervor, daß der jährliche Eisverbrauch in den großen
amerikanischen Städten etwa 1000 kg pro Kopf beträgt, gegenüber einem Eisverbrauch
von nur 70 kg pro Kopf in Paris. Der Preis für die Tonne Eis beträgt etwa 10 M. Das
in den Eisfabriken angelegte Kapital wird auf 650 Mill. M beziffert. [Eis- und
Kälte-Industrie 1914, S. 160.]
Dr. Sander.
–––––
Hohe Speisewasservorwärmung auf Dampfern. Ein wertvolles
Hilfsmittel für die Erhöhung des Wärmewirkungsgrades einer Dampfmaschinenanlage ist
die Speisewasservorwärmung. Bisher wurde zu diesem Zweck auf Dampfschiffen der
Abdampf der Hilfsmaschinen benutzt, der durch eine beschränkte Menge von Dampf aus
einem Zwischenbehälter der Hauptmaschine vermehrt wurde. Es gelang, auf diesem Wege
eine Vorwärmung bis auf 100° zu erzielen. Die Ausnutzung des Heizdampfes geschah in
einer Druckstufe von etwa 1 at Spannung. Eine bedeutend höhere Erhitzung des
Speisewassers läßt sich indessen erreichen, wenn man zwei Vorwärmeelemente anordnet,
die nacheinander durchflössen werden, und in denen sich Dampf von verschiedenem
Druck befindet. Der erste Vorwärmeteil wäre hierbei von den Hilfsmaschinen und dem
Niederdruckzwischenbehälter mit Dampf zu versorgen, während für den zweiten Dampf
aus dem Mitteldruckaufnehmer bestimmt ist. Beide Vorwärmekörper werden am besten in
der Druckleitung angeordnet. Das Heizdampfniederschlagwasser kann zur Saugseite der
Speisepumpe geleitet werden. Dabei ist es angezeigt, das Wasser der zweiten
Vorwärmestufe, die eine Spannung von 4 bis 5 at aufweist, durch den Heizdampfraum
der ersten Stufe zu leiten, damit es dort noch einen Teil seiner Wärme abgibt und
dann gemeinsam mit dem Niederschlagwasser des ersten Heizkörpers der Pumpe zufließt.
Die Anordnung der gesamten Anlage zeigt Abb. I. Im Vorjahr fand eine praktische
Prüfung an einem Kessel mit künstlichem Zug nach dem Howden – Verfahren und mit Schmidtschen
Dampfüberhitzern statt.
Textabbildung Bd. 329, S. 395
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 329, S. 395
Abb. 2.
Zusammengelegte Diagramme der am
25. April angestellten Versuche A und B; Mittel aus allen sechs Diagrammen von
Versuch A. Betrieb mit Entnahme von Heizdampf aus dem MD-Aufnehmer
Die Hauptmaschine war eine stehende
Dreifach-Expansionsmaschine mit Oberflächenkondensation und durch Querhäupter
betriebenen Pumpen. Die Heizfläche jeder Vorwärmestufe betrug je 7,5 m2. Es wurden zunächst Versuche unter Benutzung
beider Heizkörper vorgenommen, und sodann die Dampfentnahme aus dem
Mitteldruckaufnehmer abgestellt. Die Versuche dauerten je drei Stunden, während
welcher Zeit die Lüftungs- und Rudermaschine sowie die Aschenwinde im Betrieb waren.
Im ersteren Fall wurde eine Vorwärmung auf 126°, im zweiten Fall eine solche
auf 79 ° erzielt. Die Wärmeersparnis betrug 3,5 v. H. In Zwischenräumen von einer
halben Stunde wurden Indikatordiagramme aufgenommen, die in Abb. 2 zusammengelegt sind. Man erkennt, daß die
Spannung im Mitteldruckaufnehmer infolge der Heizdampfentnahme sinkt, und daher das
Hochdruckdiagramm größer, das Mitteldruckdiagramm kleiner wird. Die Spannung im
Niederdruckaufnehmer zeigt indessen nur unbedeutende Abweichungen. Eine auf Grund
der Diagramme vorgenommene Kontrollrechnung wies eine Wärmeersparnis von 3 v. H. bei
zweistufiger Vorwärmung nach. Bei einem vom leitenden Maschinisten des Dampfers
vorgenommenen Vergleichsversuch ergab sich sogar 4,2 v. H. Ersparnis. Die Ursache
dafür ist darin zu suchen, daß der Heizdampf aus dem Mitteldruckschieberkasten mit
einer Wärmeausnutzung von mindestens 90 v. H. in den Kessel zurückkehrt, während bei
der Verwendung im Mittel- und Niederdruckteil nur ein thermischer Wirkungsgrad von
12 v. H. erreicht wird. Die vom Heizdampf im Hochdruckzylinder verrichtete Arbeit
ist somit mit sehr hohem Wirkungsgrad erzeugt. Natürlich ist zunächst Zwischendampf
aus dem Niederdruckschieberkasten zur Vorwärmung zu verwenden, weil dieser schon im
Hoch- und Mitteldruckteil Arbeit geleistet hat. Dem Mitteldruckaufnehmer soll nur
Heizdampf beim Vorwärmen von 90 bis 140° entnommen werden. Die Anlagekosten eines
Zusatzvorwärmers von 7,5 m2 Heizfläche dürften
bereits in 1 ½ Jahren durch Kohlenersparnis gedeckt sein. Das Dampfhalten wird bei
zweistufiger Vorwärmung erleichtert, oder es kann bei Verzicht darauf die
Kesselanlage entsprechend der Kohlenersparnis verkleinert werden. Ferner wird der
Kessel durch Verminderung der Wärmespannungen bei Einführung des Speisewassers
geschont. Die Einrichtung befindet sich zurzeit auf sechs Dampfern. Für
Vierfach-Expansionsmaschinen und Dampfturbinen käme sogar dreistufige Vorwärmung in
Betracht. [Ofterdinger in Zeitschrift des Vereines
deutscher Ingenieure Nr. 16, 1914.]
Schmolke.
–––––
Drehversuche mit Werkzeug- und Schnellstahl. Im
Werkzeugmaschinenlaboratorium der Universität Sheffield wurden von Prof. Ripper Versuche angestellt, um die Frage zu klären, ob
beim Arbeiten mit Schneidstählen große Schnittgeschwindigkeit bei kleinem
Spanquerschnitt, oder kleine Schnittgeschwindigkeit bei großem Spanquerschnitt
vorteilhafter sei. Die Untersuchungen erstreckten sich auf Werkzeug- und
Schnellstahl, und zwar wurde eine Form von ½ × ¾ '' mit genau vorgeschriebenen
Winkeln benutzt. Der reine Kohlenstoffstahl gelangte auf einer Räderkastendrehbank
zum Bearbeiten von Zylindern aus Maschinenstahl zur Verwendung. Mit Hilfe eines
Mikroskops stellte man in Abständen von etwa 3 Minuten die Abstumpfung fest und
gewann hierdurch Schaubilder, welche die Beziehung zwischen Arbeitszeit und
Abstumpfung darstellten. Es wurde sodann der Betrag von 0,127 mm als „normale
Abstumpfung“ festgelegt, und die Zeit bestimmt, innerhalb welcher diese bei
verschiedenen Arbeitsbedingungen erreicht wurde. Hieraus ergaben sich praktisch recht
brauchbare Diagramme, welche die Lebensdauer in Abhängigkeit von der
Schnittgeschwindigkeit zeigten. Sie lassen erkennen, daß schon bei einer geringen
Ermäßigung der letzteren der Stahl weit länger brauchbar bleibt. Ferner bestimmte
man unter Zugrundelegung einer Lebensdauer von 60 Minuten die Schnittgeschwindigkeit
und den zugeordneten Spanquerschnitt. Es stellte sich heraus, daß das in der Stunde
verspante Volumen wächst, sofern man mit verminderter Geschwindigkeit einen Span von
größerem Querschnitt nimmt. Schließlich erwies es sich als vorteilhaft, wenn der
Anstellwinkel in der Längsrichtung verkleinert wurde, weil man hierdurch die
wirksame Schneide verlängerte und günstige Bedingungen für den Wärmeabfluß
gewann.
Die Untersuchung des Schnellstahls geschah an einer schweren, durch einen Motor von
40 PS angetriebenen Drehbank. Als Arbeitsstücke kamen Stahlwellen zur Verwendung.
Der Zeitpunkt des Stumpfwerdens ließ sich leicht bestimmen, da Schnellstahl ein fast
plötzliches „Zusammenbrechen“ der Schneide zeigt. Auch hier stellte es sich
heraus, daß eine unbedeutende Verringerung der Schnittgeschwindigkeit die
Lebensdauer sehr günstig beeinflußt, und die Spanmenge vergrößert wird, wenn man
langsamer schneidet, aber einen großen Spanquerschnitt wählt. Ein weiteres
interessantes Ergebnis war es, daß die Wahl der beiden Faktoren, Vorschub und
Schnittiefe, aus denen sich der Spanquerschnitt zusammensetzt, nicht gleichgültig
ist. Infolge der längeren Schneide ist die Wärmeableitung besser, wenn man mit
großer Spantiefe bei kleinem Vorschub arbeitet. Auch wird in diesem Fall das
Widerstandsmoment des Spanes geringer, und dessen Abbiegung erleichtert. Die
Leistung des Schnellstahls überstieg die des Werkzeugstahls um das zehnfache. Auf
den Kraftbedarf war merkwürdigerweise die Wahl von Schnittgeschwindigkeit und
Vorschub ohne Einfluß. Zu berücksichtigen ist bei der Beurteilung der Ergebnisse,
daß eine bedeutende Spantiefe große Zugaben zur Voraussetzung hat, und die Güte der
Arbeit, auf die unbedingt ein Hauptwert zu legen ist, durch die Vergrößerung des
Spanquerschnittes ungünstig beeinflußt wird. [Zeitschrift des Vereines deutscher
Ingenieure Nr. 16, 1914.]
Schmolke.
–––––
Barnards selbstentladender Greifer. In Abb. 1 bis 5 ist eine neue Art von
Greifer dargestellt. Die Bedingungen und Anforderungen, welche an einen guten
Greifer gestellt werden, sind folgende: 1. Der Schwerpunkt des Greifers muß
möglichst tief liegen, so daß er im geöffneten Zustande auch auf einer stark
geneigten Fläche ohne Kippgefahr liegen bleibt. 2. Er muß ein tiefes Greifvermögen
besitzen, so daß die größte Materialmenge gehoben wird. 3. Er muß für jeden
vorhandenen Kran ohne besonderen Umbau oder Einbau von Ketten und Seilen verwendbar
sein. 4. Er muß sich zum Entladen selbsttätig öffnen.
Die beiden Greiferhälften (Abb. 1) sind in der Mitte durch zwei Bolzen zusammengehalten und außen an
den Ecken an vier Hängestangen a aufgehängt, welche
oben an der Seil- oder Kettenführungstraverse b
befestigt sind. Die Zapfen dieser Traverse tragen seitlich noch zwei Gelenkketten
c, welche mit zwei Kettentrommeln in Verbindung
stehen, deren Achsen senkrecht über den Greiferbolzen gelagert sind. Bei geöffnetem
Greifer sind die Ketten c gestreckt. Auf der Spindel
der Kettentrommeln sitzt außerdem eine Trommel d für
die eigentliche Hubkette oder das Hubseil. Diese Trommel d besitzt innen eine Feder, welche gespannt ist, wenn der geöffnete
Greifer auf das zu hebende Material gesenkt wird. Berührt der Greifer das Material,
so gibt das Hubseil nach und wird durch die Federkraft auf die Trommel d gewunden. Ist genügend Seil oder Kette aufgewunden,
so kommt es zur Ruhe, und der Greifer ist zum Schließen bereit.
Textabbildung Bd. 329, S. 396
Wenn das Seil auf die Trommel d gewunden wird, so drehen
sich die Kettenrollen frei, und der Greifer bleibt voll geöffnet. Beim Anziehen des
Hubseiles wird nun die Trommel zurückgedreht. Hierbei werden die Kettentrommeln
durch eine einfallende Klinke, welche sich gegen einen Daumen legt, mitgenommen, so
daß die Ketten aufgewickelt werden. Durch diese werden Greifergelenk und obere
Traverse zusammengezogen, und der Greifer wird geschlossen. Die Kniehebelanordnung
zeigt, daß der Greifer bei Beginn des Schließens (Füllens) den größten
Greifhalbmesser besitzt und sich gut den Weg durch das Material erzwingt. Die
Greifkraft kann je nach dem Zweck durch Veränderung des Trommeldurchmessers geändert
werden. Bei größerem Trommeldurchmesser oder durch Vermehrung der Seilwindungen um
die Trommel d wird die Greifkraft größer.
Die Wirkungsweise der Daumen und der Klinke geht aus den Abb. 2 bis 5 hervor. Die äußeren
Kreise stellen die Hubseiltrommel d dar, welche an
einem Zapfen die Klinke e trägt. Die Trommel d dreht sich lose auf der Kettenradwelle, mit welcher
der Daumen f fest zusammengeschweißt ist. Ein weiterer
Daumen g dreht sich lose auf der Welle. In Abb. 2 ist die Stellung
der Daumen und Klinke wiedergegeben für den offenen Greifer, welcher auf das Material
herabgesenkt ist. Die Feder ist gespannt und wickelt in der Pfeilrichtung das beim
Aufsetzen schlaffwerdende Hubseil auf die Trommel d.
Beim Anziehen des Hubseiles legt sich nach einer Drehung um ~ 180° die Klinke e gegen den Daumen f.
Stellung in Abb. 3.
Das Schließen des Greifers beginnt. Im geschlossenen Zustande ist die Stellung der
Abb. 4
erreicht.
Das Entladen geschieht durch Lösen der Klinke e, welches
auf zwei Arten bewerkstelligt werden kann:
1. Der Greifer ist mit einem Klinkhebel h versehen, und
über das Hubseil ist ein Ring i gezogen, der in der
gewünschten Höhe am Kranausleger aufgehängt ist. Der Greifer wird nun so weit
gehoben, daß der Klinkhebel über den Ring i greift.
Beim Senken bleibt der Hebel am Ringe hängen und befreit den Daumen f von der Klinke e. Der
Greifer leert sich hierauf unter seiner Last.
2. Bei der zweiten Art ist kein Hebel notwendig. Man läßt den gefüllten Greifer für
einen Augenblick auf das geförderte Material oder irgend eine andere Unterstützung
nieder. Das Hubseil gibt dann etwas nach, so daß die Klinke e infolge der eigenen Schwere herunterfällt und den Daumen freigibt. Wird
dann das Hubseil wieder angehoben, so wird sich der Greifer unter seiner Last
selbsttätig entleeren.
Die Wirkungsweise der Daumen und Klinke nach dem Lösen der Klinke ist aus Abb. 5 ersichtlich.
Beim Entleeren dreht sich die Trommel d mit der Klinke
im Sinne des äußeren Pfeiles, und der Daumen f im
umgekehrten Sinne (innerer Pfeil). Jetzt tritt der Daumen g in Tätigkeit. Ohne diesen würden f und e nach einer Umdrehung wieder ineinandergreifen, und
der Greifer würde wieder aufgehalten. Dieses wird dadurch verhindert, daß die Klinke
bei der Linksdrehung auf den Rücken des losen Daumens g
trifft, diesen mitnimmt und sich daher über den festen Daumen f hinwegdreht. Dieses Spiel wiederholt sich so lange,
bis der Greifer wieder ganz geöffnet ist. Ist dieses geschehen, so nehmen Klinke und
Daumen die Stellung der Abb.
2 wieder ein.
Der beim Oeffnen des Greifers entstehende Stoß wird durch eine Oelbremse, welche mit
dem Hebel k in Verbindung steht, abgeschwächt.
In der Praxis hat sich der Greifer gut bewährt. Mit einer gewöhnlichen Schiffswinde
von 3 t Tragfähigkeit wurden während einer Dauer von 11 Stunden von einem 0,75
t-Greifer durchschnittlich 45 t Kohlen stündlich gefördert.
Dr.-Ing. Steuer.
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Kontrolle der Arbeitzeiten an Werkzeugmaschinen. Ein nicht
unbedeutender Geldverlust wird vielfach dadurch hervorgerufen, daß die
Werkzeugmaschinen im Betriebe mit Unterbrechungen und nicht mit der größten
möglichen Leistung arbeiten. Dies hat seinen Grund darin, daß der Arbeiter aus
Unfähigkeit oder absichtlich in Rücksicht auf den Akkordpreis die Maschine zu wenig
ausnutzt. Auch die für das Herbei- und Fortschaffen ungünstige Aufstellung, falsche
Verteilung der Arbeiten und schlechte Werkzeuge tragen das ihrige dazu bei. Von
Gustav-Harms, St. Petersburg, wurde daher ein
Kontrollapparat konstruiert, der dem Betriebsleiter die Aufsicht wesentlich
erleichtert. Er besteht aus einem Uhrwerk, das einen Papierstreifen bewegt, auf dem
eine durch Zahnrad und Anschlagstift betätigte Stahlspitze bei jedem vierten Hub der
Maschine einen Punkt macht. Der Papierstreifen ist mit einer Stundeneinteilung
versehen. Je nachdem die Maschine schneller oder langsamer läuft, sind die Punkte
enger oder weiter voneinander entfernt. Der Apparat ermöglicht also dem
Betriebsleiter die Kontrolle der Arbeitspausen, der Zeit für Auf- und Abspannen des
Werkstückes, der Drehzahl usw. Auch Leerlauf lassen die Aufzeichnungen erkennen, so
daß der Versuch, die Angaben der Vorrichtung dadurch wertlos zu machen, daß man die
Maschine auch in den Arbeitspausen laufen läßt, verfehlt ist. Wenn an der mit dem
Kontrollapparat versehenen Maschine auch anerkannt tüchtige Leute nur mit längeren
Pausen arbeiten, erhält der Betriebsleiter durch die Aufzeichnungen wertvolle
Hinweise auf die ungünstige Aufstellung und die mangelhafte Beschaffenheit der
Werkzeuge. Der Apparat läßt sich nicht nur mechanisch, sondern auch elektrisch
antreiben. Die Schreibwerke mehrerer Maschinen können in letzterem Fall bequem im
Aufenthaltsraum des Betriebsleiters vereinigt werden. Ferner läßt sich die für den
elektrischen Betrieb notwendige Kontaktvorrichtung auch bei sonst schwer
zugänglichen Maschinen leicht anbringen. [Harms in
Werkstattechnik Heft 8, 1914.]
Schmolke.
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Die Wirtschaftlichkeit des Maschinenbetriebes im Bergbau.
(Nach einer Doktordissertation des Dr.-Ing. H. Schultze
und „Berg- u. Hüttenm. Rundschau“.) Die eingehenden und umfangreichen
Versuche des Verfassers sind auf einer oberschlesischen Steinkohlengrube
durchgeführt worden. Nach einer Beschreibung der gesamten Maschinenanlagen der
Ferdinandgrube wird eine vom Verfasser angeordnete Betriebskontrolle geschildert,
die den Zweck hatte, ohne Beeinträchtigung des laufenden Betriebes den Wärmeverbleib
der unter den Kesseln verfeuerten Kohle bis zur Nutzarbeit in gehobenem Wasser,
geförderter Wettermenge, Schachtarbeit usw. zu verfolgen. Der Genauigkeitsgrad
dieser Kontrolle, welche durch Einzelversuche ergänzt wurde, mußte jeweils der
Bedeutung der einzelnen Energieströme angepaßt werden. Die Messungen wurden 11
Monate lang durchgeführt. Hierbei wurden in verschiedenen Teilen der Anlage,
insbesondere bei den Fördermaschinen und dem Druckluftbetriebe unerwartet große Energieverluste
aufgedeckt. Wie aus den Kostenzusammenstellungen für die Fördermaschinen hervorgeht,
machen die Dampfausgaben rund 50 v. H. der Gesamtkosten aus. Reparatur- und
besonders Materialkosten sind im Vergleich zu andern Dampfantrieben niedrig;
umgekehrt verhält es sich aus naheliegenden Gründen (bessere Bezahlung der
Maschinisten, Arbeiten in drei Schichten usw.) mit den Löhnen. Die Kosten bis zum
Seil ausschließlich stellten sich auf 12,30 Pf. für 1 Schacht-PS-Std. Beim Druckluftbetriebe diente die Druckluft zu 31,5 v. H. der
Bewetterung, zu 68,5 v. H. der Kohlengewinnung. Dabei zeigte sich, daß der
Düsenbetrieb trotz seiner sehr geringen Bewetterungswirkung ungefähr die Hälfte der
Kosten verursacht, die für die gesamte übrige Wetterwirtschaft einschließlich des
Ventilatorenbetriebes entstehen. Für schlagwetterfreie
Gruben ist daher wohl das Bedenken am Platze, ob man nicht besser – ganz abgesehen
von dem übrigen Druckluftbetriebe – auf die Düsenbewetterung vollkommen verzichten
und die entsprechende Wirkung durch andere Mittel insbesondere durch elektrisch
betriebene Sonderventilatoren erzielen soll. Jedenfalls ist seitens der
Betriebsführer darauf zu achten, daß nicht wegen einer geringfügigen Arbeit allein,
die mit Druckluft vorgenommen werden kann, der Kompressor auch den Sonntag über
läuft. Auf Grund der so ermittelten Energieverbrauchszahlen und der aus den
Betriebsbüchern der Werksleitung entnommenen Beträge an gezahlten Löhnen,
verbrauchtem Material und aufgewendeten Reparaturen wird vom Verfasser eine ins
Einzelne gehende Betriebskostenberechnung aufgeführt, die, abgesehen von Verzinsung
und Abschreibung des Anlagekapitals, lediglich auf meßtechnisch bestimmten,
beziehungsweise tatsächlich gezahlten Werten aufgebaut ist und als Schätzungswert
allein den Preis der zur Verfeuerung gelangten Kohle enthält.
Schorrig.
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Ermittlung des Wirkungsgrades von
Hochofengas-Dampfkesseln. Der Wirkungsgrad von Hochofengas-Dampfkesseln
läßt sich auch ohne Messung der verbrauchten Gasmenge allein aus der Analyse und der
Temperatur des Heizgases und der Abgase bestimmen. Man kann die beim Betriebe des
Kessels eintretenden Wärmeverluste zurückführen auf Verluste durch die Abgase sowie
auf solche durch Strahlung und Leitung. Die letzteren schwanken zwischen 2 und 10 v.
H. und kommen bei hoher mittlerer Belastung und guter Isolierung nur wenig in
Betracht. Aus Temperatur und Zusammensetzung der Frisch- und Abgase läßt sich leicht
der übrige Teil der Wärmeverluste feststellen. Schließlich ergibt sich die nutzbar
gemachte Wärme als Unterschied zwischen Heizwert und Gesamtverlust. Die Unsicherheit
der spezifischen Wärme fällt bei der niedrigen Temperatur der Abgase kaum ins
Gewicht. Vorzüglich bewährt sich das vorgeschlagene Verfahren bei der Bestimmung des
Wirkungsgrades, sofern Gaszufuhr in der Sekunde, Heizwert des Gases und das
Verhältnis von Luft- zu Gasmenge unveränderlich sind. Es genügt in diesem Fall die
Bestimmung der Temperatur und die Probenahme zu einem beliebigen Zeitpunkt. Auf die
absoluten Mengen kommt es nicht an. Selbst bei bedeutenden Fehlern in der
Feststellung wird die Genauigkeit des Ergebnisses wenig vermindert. Probenahme und
Temperaturbestimmung erfolgen zu einem beliebigen Zeitpunkt innerhalb jeder
Belastungsphase. Nur bei veränderlichem Heizwert sind die Proben während der ganzen
Phase abzusaugen. Man kann den mittleren Wirkungsgrad auch dadurch erhalten,
daß man während des Versuches ununterbrochen eine Frisch- und Abgasprobe mit
einer Geschwindigkeit ansaugt, die sich etwa proportional der Gasgeschwindigkeit
ändert. In dieser Weise erfolgt auch die Probenahme, sofern Gaszufuhr und Verhältnis
von Gas- zu Luftmenge dauernd schwanken. Indessen würden beim letztgenannten
Verfahren auch nur geringe Ungenauigkeiten auftreten, wenn man die Abgasprobe mit
unveränderter Geschwindigkeit während des ganzen Versuchs absaugt. [Stahl und Eisen
Nr. 16 1914.]
Schmolke.
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Ueber die beim Ziehen von Hohlkörpern auftretenden Drücke und
den erforderlichen Kraftverbrauch findet man in der Literatur
verhältnismäßig wenig Angaben. Fred H. Colvin gibt hierzu
einige Daten, die aus der Fabrikation von Patronenhülsen aller Größen stammen.
Die Patrone des Springfield- Gewehres (Kaliber 7,6 mm) hat
eine Länge von 63,5 mm und einen Durchmesser von 11,9 mm am Boden. Sie wird in fünf
Abschnitten hergestellt, wobei immer zwei oder vier Stück gleichzeitig durch die
Presse gehen. Als Ausgangsmaterial dient ein in Streifen zugeführtes Spezialmessing
von 2 mm Stärke. Eine Vierfachpresse stanzt in der Minute 408 Scheiben von 27 mm
aus und formt sie gleichzeitig zu Näpfen von 19 mm und 13 mm Höhe.
Hierzu sind 15 PS erforderlich. Als Schmiermittel für diese Arbeit eignet sich am
besten Specköl, während für die weiteren Arbeitsabschnitte die sogen. Lovewell - Compoundmischung verwendet wird.
Für die folgenden fünf Ziehstufen, durch welche die Hülse auf ihre Rohlänge von 71 mm
gebracht wird, sind jedesmal 2 ¾ bis 3,5 PS erforderlich, wenn für den Arbeitsgang
zwei Hülsen, bzw. 7 PS, wenn vier Hülsen gleichzeitig gezogen werden. Nach jedem
Gange werden die Hülsen bei etwa 650° C ausgeglüht.
Die Geschoßmäntel werden aus 0,6 mm starkem Blech einer Kupfer-Nickellegierung
gezogen. Eine Presse stanzt und zieht gleichzeitig fünf Ausschnitte von 22 mm
zum fertigen Mantel aus. Bei einer Stundenleistung von 510 Stück werden 6 ¾
PS verbraucht.
Der Werdegang der Hülse für den Einpfünder, die fertig eine Länge von 143,5 mm, einen
Durchmesser von 37 mm besitzt, ist fast genau gleich. Nur hat sich hier das Acme-
und das New-Era-Schmiermittel als besser gezeigt. Außerdem erwies sich das Beizen in
Schwefelsäure nach jedesmaligem Ausglühen zur Entfernung des Zunders als
vorteilhaft. Das Ziehen erfolgte in einer hydraulischen Presse mit einem Druck von 1
t. Für jeden Zug waren 10 Minuten erforderlich.
Bei der 152,4 mm-Hülse für das Armstronggeschütz wiegt der kreisförmige Ausschnitt
von 294,5 mm und einer Stärke von 19,5 mm etwa 11,34 kg. In 14 Operationen
wird die Hülse auf ihre endgültige Länge von 610 mm ausgezogen. Der erste Zug, der
den Ausschnitt auf 76 mm Tiefe auszieht, erfordert 150t; bei den folgenden neun
Zügen fällt der Druck um je 10 bis 15 t. Der letzte Zug, in welchem die Länge
der Hülse noch um 228 mm wächst, wird dann nur noch mit einem Druck von 25 t
ausgeübt. Um den verbreiterten Kopf anzustauchen, sind jedoch 1800 t nötig. Für den
achtstündigen Arbeitstag werden im Durchschnitt 90 Hülsen erzeugt.
Für die verschiedenen anderen dazwischenliegenden Hülsenabmessungen ändern sich
die Verhältnisse angenähert proportional. [Zeitschr. für prakt. Maschinenbau, 25.
April 1914.]
Rich. Müller.