Titel: | Neuere Fortschritte in der Glühlampentechnik. |
Autor: | Alfred R. Meyer |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 421 |
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Neuere Fortschritte in der
Glühlampentechnik.
Von Dr. Alfred R. Meyer in Berlin.
(Schluß von S. 403 d. Bd.)
MEYER: Neuere Fortschritte in der Glühlampentechnik.
Die neuen Spiraldrahtlampen haben vielfach die Ansicht hervorgerufen, als wären
damit die alten Drahtlampen in den Hintergrund gedrängt. Damit wird indessen bis auf
weiteres wohl nicht gerechnet werden können; denn jede Verringerung der
Glockendimensionen bedingt eine stärkere Erhitzung der Glocke beim Betriebe der
Lampe, da naturgemäß die pro cm2 Glasoberflächee
in Form von Strahlung entwelchende Energie erheblich größer ist und infolgedessen
viel leichter Restgase von der Glocke losgelöst werden, die trotz sorgfältiger
Evakuierungsarbeit in der Fabrik nicht haben entfernt werden können. Der Kunde wird
daher damit zu rechnen haben, solche Lampen viel häufiger als normale wegen
Schwarzwerdens oder Durchbrennens auswechseln zu müssen. Schon aus diesem Grunde und
weil er für viele Fälle von der besonderen Lichtverteilung, die die Lampen geben,
gar keinen Nutzen hat, wird er daher neben den neuen Typen auch die altbewährten
normalen Drahtlampen für viele Zwecke weiter verwenden.
Textabbildung Bd. 329, S. 421
Abb. 4. Abhängigkeit der W/K. % K. % Ampere. % Ohm von der Spannung in % bei
Halbwatt-Wotanlampen. (100 %-0,5 W/K).
Mit diesen Ausführungen wäre alles wesentliche gesagt, was die Spiraldrahtlampen von
den früheren Drahtlampen unterscheidet und wir können danach kurz auf die weiteren
Fortschritte der Halbwattlampen eingehen.
In ihrem Stromspannungsverhalten ist die Lampe, wie aus der Tatsache hervorgeht, daß
in ihr ein Metalldraht zum hellen Glühen gebracht wird, den früheren Lampen, deren
Faden im Vakuum brannte, sehr ähnlich. Abb. 4 gibt
die charakteristischen Daten in skalarer Darstellung wieder.
Mit dieser Eigenschaft hängt zusammen, daß ihr Verhalten beim Einschalten dem
der Effekt- und Intensivlampen völlig entspricht. Wenn daher auch theoretisch der
etwa 15-fache Einschaltstrom (im Verhältnis zum Dauerstrom) zu erwarten ist, so darf
nicht vergessen werden, daß diese Stromstärke wegen des im Augenblick des
Einschaltens entstehenden Spannungsabfalles in den Zuleitungen nie zustande kommt,
und daß der ganze Einschaltvorgang so schnell vor sich geht, daß dabei nennenswerte
Energien nicht frei werden. Er ist bei einer 1000 HK 110 Volt-Lampe in etwa 0,3
Sek., bei einer 2000 HK 110 Volt-Lampe in etwa 0,4 Sek. beendigt und die doppelten
Dauerströme sind bereits nach etwa 4/100 bzw. 5/100 Sek. erreicht. Die Sicherungen können daher
ebenso bemessen werden, wie dies bei den Effektlampen früher geschah.
Die Konstruktion moderner Halbwattlampen ist aus den Abb.
5 und 6 zu ersehen, in denen die
charakteristischen Anordnungsmöglichkeiten ihres Leuchtsystems dargestellt sind.
Abb. 5 zeigt eine 600-kerzige 55-Voltlampe mit
ringförmig angeordneter Spirale, während Abb. 6 die
Anordnung der Spirale auf der Mantelfläche eines Zylinders bei einer 2000-kerzigen
110 Volt-Lampe wiedergibt.
Textabbildung Bd. 329, S. 421
Abb. 5. Wotan-Halbwattlampe für 300 Watt 55 Volt.
Textabbildung Bd. 329, S. 421
Abb. 6. Wotan-Halbwattlampe für 500 Watt 110 Volt.
Der Typenreichtum, den die Entwicklung des letzten Halbjahres für die hochkerzigen
Typen gezeitigt hat, ist durch die Tab. 3 zur Anschauung gebracht, in der auch die
früher bei Lampen der gleichen Kerzenstärke üblichen Glockengrößen mit angegeben
sind. Obwohl der Glockenhals bei den Halbwattlampen durchweg länger gewählt ist als
bei den Vakuumlampen, ist durch die Verringerung der Glockengröße die Gesamtlänge
durchgängig kleiner geworden.
Sämtliche Lichtstärkenangaben beziehen sich dabei, da es sich um Lampen handelt, die
im wesentlichen dem Gebiet der Großbeleuchtung angehören, auf Messungen der in Armatur erzielten
unteren hemisphärischen Lichtstärke. Ein Bild der sich dabei ergebenden
Lichtverteilungskurven erhalten wir durch die Abb. 7
und 8, von denen Abb.
7 die Verteilung in der wettersicheren Armatur der Siemens-Schuckertwerke h/1263 bei Lampen mit zylindrischem Leuchtsystem
und Abb. 8 die entsprechenden Kurven in Armatur
h/1262 bei Lampen mit ringförmigem Leuchtkörper wiedergibt.
Textabbildung Bd. 329, S. 422
Abb. 7. Lichtverteilungskurve einer 1000 K 110 V Wotan-Halbwattlampe in
Armatur „h/1263“ mit Schirmdurchmesser 500 mm. Die angeschriebenen Zahlen
ergeben sich, wenn die Lichtstärke der in wagerechter Richtung ohne Armatur
gemessenen Lampe gleich 100 % gesetzt wird.
Tabelle 3
Wattetwa
HKetwa
Volt
Glockengrößen für die
Halbwatt-lampenmm Durchm.
Effektlampenmm Durchm.
100
200
30– 65
100
170
200
400
30–130
100
200
300
600
50–160
120
200
500
1000
50–260
150
240
750
1500
50–260
150
–
1000
2000
50–260
170
300
1500
3000
85–260
200
–
Der spezifische Verbrauch der Lampen ist so bemessen, daß, gleichgültig, ob es sich
um Lampen mit Ringsystem oder solche mit zylindrischem System handelt, etwa 0,5 Watt
pro untere hemisphärische Kerze in Armatur erzielt werden, und daß diese Zahl oft
noch wesentlich unterschritten wird. Damit hängt zusammen, daß die Lampen mit
Ringsystem, deren Lichtstärke nackt in Richtung der Achse gemessen wird, in dieser
Richtung einen wesentlich geringeren spezifischen Verbrauch aufweisen, als eine
Lampe gleicher Nennwatt, die mit einem zylindrischen System ausgestattet und in
wagerechter Richtung gemessen wird. Es ist dies notwendig, da sich z.B. bei
Anwendung der genannten Armaturen eine untere hemisphärische Lichtstärke ergibt, die
im Falle des ringförmigen Leuchtkörpers etwa dem Lichtwert der nackten Lampe in
Richtung der Achse entspricht, und die im Falle des zylindrischen Leuchtsystems etwa
das 1,33-fache des an der nackten Lampe gemessenen mittleren wagerechten Wertes
beträgt.
Ein weites Feld für die Verwendung von Halbwattlampen bietet sich auch auf dem
Gebiete der Projektionsapparate, Scheinwerfer usw. Spezialkonstruktionen, die dem
Wunsche der Verbraucher Rechnung tragen, sind erfolgreich auf diesem Gebiete zur
Geltung gekommen.
Man ist naturgemäß auch bestrebt gewesen, den neuen Fortschritt auf Gebieten
auszunutzen, auf denen man meist mit Akkumulatoren zu rechnen hat, also bei der
Beleuchtung von Kraftwagen und Flugzeugen. Man hat daher für 25, 32, 50 und 100 HK
Lampen geschaffen, die für 6 bis 12 V. gebaut werden und in ihrer Maximalrichtung
gemessen 0,6 W/K aufweisen. Es bietet keine Schwierigkeiten, diese Lampen auch für
höhere Spannungen zu benutzen, indem man sie bei Gleichstrom in Serie schaltet oder
sich bei Wechselstrom kleiner Einzel- bzw. Gruppentransformatoren, sogen.
Reduktoren, bedient. Allerdings hat man dann im letztgenannten Fall damit zu
rechnen, daß im Transformator etwa 15 v. H. der hineingesandten Energie verloren
gehen.
Textabbildung Bd. 329, S. 422
Abb. 8. Lichtverteilungskurve einer 600 HK 55 V Wotan-Halbwattlampe mit
ringförmig angeordnetem Leuchtsystem in Armatur „h/1262“
(Schirmdurchmesser 415 mm).
Auch diese Lampen haben mit dazu beigetragen, im Publikum die Meinung zu verbreiten,
als wäre schon jetzt die Zeit der 25 kerzigen 110- oder gar 220 Volt-Halbwattlampen
gekommen. Abgesehen davon aber, daß dieses Ziel zurzeit noch einer recht unsicheren
Zukunft angehört, dürfen wir schon jetzt sagen, daß die Glühlampentechnik nicht
stillstehen, sondern in zielbewußter Arbeit die jetzigen Bestrebungen fördern und
den Schatz an Typen zum Vorteil der Kunden weiter ausbauen wird.