Titel: | Neuere Kühleinrichtungen für Verbrennungsmotoren. |
Autor: | F. Georgius |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 453 |
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Neuere Kühleinrichtungen für
Verbrennungsmotoren.
Von Dr. F. Georgius in
Berlin-Lichterfelde.
GEORGIUS: Neuere Kühleinrichtungen für
Verbrennungsmotoren.
Die Benutzung zweckentsprechender Kühlmittel ist eine Grundbedingung für einen
ungestörten Betrieb von Verbrennungsmaschinen. Insbesondere bei schnellaufenden
Maschinen und unter diesen vor allem bei Zweitaktmaschinen ist das Augenmerk auf
eine zweckmäßige und sicher arbeitende Kühlung zu richten. Es geht u.a. aus dem
Jahresbericht der Dampfkessel- und Maschinenrevision der Baupolizeibehörde Hamburg
für das Jahr 1913 hervor, daß die bedeutendsten Schäden beim Betriebe von
Schiffs-Dieselmaschinen, bestehend in Rissen im Kolben und im Zylinderdeckel und
vereinzelt auch in Zylindern, auf mangelhaft arbeitende oder gar völlig fehlende
Kühleinrichtungen zurückzuführen sind. Besonders gefahrbringend wegen des
Temperaturwechsels und der dadurch hervorgerufenen Materialspannungen ist ein
plötzlicher Kühlwasserzufluß nach vorübergehender Unterbrechung durch Verstopfung
oder andere Ursachen. Die Kühlung erstreckt sich bei Verbrennungsmaschinen mehr oder
weniger auf alle Teile, die einer hohen Erwärmung ausgesetzt sind, wie in erster
Linie Zylinder, Kolben, Auspuffventile und die verschiedenen Lager. Als Kühlmittel
dient naturgemäß hauptsächlich Wasser. Neuerdings benutzt die Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg jedoch mit Vorliebe Oel zu diesem Zweck.
Mit der Oelkühlung hat man u.a. in der holländischen Kriegsmarine bei Motoren der
letztgenannten Firma recht gute Erfahrungen gemacht. Das im Kreislauf geführte
Oel, das durch Kühlwasser rückgekühlt wird, wird durch eine Pumpe unter einen Druck
von 2,5 bis 5 at gesetzt und beispielsweise durch das Hauptlager, wo es gleichzeitig
zur Schmierung dient, und von dort durch die durchbohrte Welle und weiter durch die
Triebstange und den Kurbelschaft in den Kolben geleitet. Von hier aus gelangt es
durch ein abwärtsgeführtes Rohr in die Grundplatte zurück.
In folgendem sollen einige neue Kühleinrichtungen von Krupp,
der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft, Goudard & Mennesson, Längerer
& Reich, der Daimler-Motoren-Gesellschaft sowie von Kreul und Hesselman besprochen
werden.
Bei einer neuen Einrichtung von Krupp A.-G.,
Germaniawerft, bei der die Zuführung der Kühlflüssigkeit zu dem Kolben in bekannter
Weise durch die hohle Kolbenstange erfolgt, wird die Flüssigkeit durch einen der
beiden Kreuzkopfzapfen a1 (Abb. 1) durch den Stutzen E und dann auf dem durch Pfeile angedeuteten Wege durch
den anderen Kreuzkopfzapfen a2 in das innere Rohr D der Kolbenstange B eingeleitet. Nachdem die Flüssigkeit den Kolben
durchflössen hat, durchströmt sie den zwischen dem Rohr D und der Innenwandung der Kolbenstange befindlichen Ringraum und verläßt
den Kolben durch den Stutzen F des zweiten Zapfens a2. Durch diese Führung
der Kühlflüssigkeit wird eine zweckmäßige Kühlung beider Kreuzkopfzapfen erreicht.
Im Gegensatz zu anderen Kühleinrichtungen gelangt hier das rückkehrende erwärmte
Kühlwasser nicht unmittelbar mit der Wandung des zweiten Kreuzkopfzapfens in
Berührung, sondern wird aus dem Innern der Kolbenstange durch einen besonderen, den
Kreuzkopfzapfen durchsetzenden Stutzen F abgeführt.
Textabbildung Bd. 329, S. 454
Abb. 1.
Eine beachtenswerte Lösung der Kühlungsfrage bringt auch Kreul. Er macht eine besondere Kühlwasserpumpe dadurch entbehrlich, daß er
das Kühlmittel durch eine vor dem Zylinderdeckel angeordnete Pumpe zuführt, welche
die durchgehende Kolbenstange als Pumpenkolben hat, wie aus der Abb. 2 zu erkennen ist (vgl. D. p. J. Heft 14). Auf
dem Zylinderdeckel f befindet sich die Pumpe a, in der die Kolbenstange b als Pumpenkolben arbeitet. Durch die Druckleitung d wird die Flüssigkeit dem Zylinder e und den Zylinderdeckeln f und g zugeführt. Die Wasserzuleitung zum
Kolben und zu den Kreuzkopfschuhen erfolgt durch die Kolbenstange b, die zu diesem Zweck oben mit einem Rückschlagventil
k versehen ist. Beim Saughub öffnet sich dieses
Ventil. Beim Druckhub wird das Wasser teilweise durch die Leitung d und teilweise durch die Kolbenstange b gedrückt. Es bedarf bei dieser Anordnung also keines
besonderen Antriebes für die Kühlwasserpumpe. Die Vorrichtung eignet sich für alle
Motoren, bei denen auf den Zylinderdeckeln Platz für die Pumpe vorhanden ist.
Textabbildung Bd. 329, S. 454
Abb. 2.
Handelt es sich um Motoren, bei denen die Brennstoffeinspritzdüse durch den
Zylinderdeckel gelegt ist, so ist es zweckmäßig, den Düsenkanal in dem Deckel noch
besonders zu kühlen. Hesselman ordnet daher in
diesem Falle um die zur Aufnahme der Brennstoffeinspritzdüse dienende Oeffnung
im Deckel herum eine von dem übrigen Wasserraum des Deckels getrennte Wasserkammer
an (Abb. 3 und 4).
Der Hohlraum des Deckels ist durch eine Wand a in zwei
Räume b und c geteilt, die
durch Oeffnungen d in Verbindung stehen. Durch die
Oeffnung e steht die äußere Kammer mit dem Wassermantel
des Zylinders in Verbindung, während das Wasser durch den Kanal f abfließt. Radiale Rippen g im Innenraum sorgen dafür, daß sich das durch die Löcher d einströmende Wasser nicht in peripherischer Richtung
durch den Innenraum b bewegt. Das Kühlwasser wird also
zunächst mit gezwungen, die Düsenkanalwände zu bespülen.
Textabbildung Bd. 329, S. 454
Abb. 3.
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Abb. 4.
Wenn die Kühlflüssigkeit nicht durch die Kolbenstange zugeleitet wird, so benutzt man
besondere am Kolben befestigte Tauchrohre, die in einen feststehenden Behälter
eintauchen. Um bei dieser Art von Kühlung eine gute Abdichtung des Tauchrohres in
der Behälterwandung zu erzielen, wendet die Allgemeine
Elektrizitäts-Gesellschaft ein auf der ganzen Länge oder auf einem Teile
davon ein dem etwa austretenden Kühlmittel entgegenströmendes gasförmiges
Druckmittel an. Handelt es sich z.B. um eine Verbrennungsmaschine mit gegenläufigen
Kolben, wie in der Abb. 5 dargestellt ist, so
erfolgt die Zuführung des Kühlwassers zu dem unteren Kolben durch ein an eine
Leitung angeschlossenes festes Rohr d und ein letzteres
mit geringem Spiel umgebendes, am Kolben befestigtes Rohr e. Die aus dem Räume zwischen den Rohren d
und e leckende Flüssigkeit wird von dem Behälter f aufgefangen, durchmessen obere Wandung das Rohr e mechanisch abgedichtet hindurchgeführt ist. Die
Leckflüssigkeit wird durch das Rohr g abgeführt. Die
Ableitung des erwärmten Kühlwassers aus dem Kolben geht ähnlich wie die Zuführung
durch das Rohr h und Behälter i vor sich. Die oberen, von den Rohren e und
h durchdrungenen Enden der Behälter f und i sind mit Kammern j versehen, die durch eine Leitung k mit dem Spülluftbehälter l in Verbindung stehen. Die über Atmosphärenspannung verdichtete Luft
gelangt aus dem Behälter l in den Raum j und von hier durch die Rohrdichtung zum kleinen Teil
unmittelbar in die Außenluft, zum größeren Teil in die Behälter f und i Bei dem
Uebertreten in die Behälter drängt sie die Flüssigkeit in diese zurück, Auf diese
Weise kann kein Schmieröl in die Getriebeteile gelangen, und auch die Vermischung
der Flüssigkeit mit dem Schmieröl wird vermieden. Die überströmende Luft wird mit
der Leckflüssigkeit abgeführt. Bei der Kühleinrichtung für den oberen Zylinder, die
im übrigen in der gleichen Weise wie die für den unteren Zylinder ausgebildet ist,
ragen das Zuführungsrohr d und das Rückleitungsrohr h in einen und denselben Behälter m hinein. Die Verbindung des Druckräumes j mit dem Behälter l
erfolgt durch das Rohr k. Als Dichtungsmittel kann ein
Teil der im Arbeitszylinder oder in den Pumpen verdichteten Luft benutzt werden. Der
Druck des Dichtungsmittels kann durch ein Ventil p
geregelt werden. Da eine Mischung des Kühlwassers mit dem Schmieröl bei dieser
Einrichtung nicht zu befürchten ist, so kann das Kühlwasser nach der Abkühlung ohne
weiteres wieder verwendet werden.
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Abb. 5.
Ein anderes Mittel der Allgemeinen
Elektrizitäts-Gesellschaft, um ein Austreten von Kühlflüssigkeit durch
die beweglichen Leitungsverbindungen zu verhüten, besteht darin, daß das Kühlmittel
durch den Kolben und die zugehörigen Leitungen nicht hindurchgedrückt, sondern
hindurchgesaugt wird. Es herrscht dann in diesen Kühlräumen und Leitungen geringerer
als Atmosphärendruck, wodurch ein Austreten der Flüssigkeit verhindert wird. Es kann
zu diesem Zweck irgend eine Pumpe benutzt werden, und zwar kann das Druckrohr in den
Saugbehälter münden.
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Abb. 6.
Man benutzt u.a. auch Kühler, die aus einem umlaufenden Flüssigkeitsbehälter und aus
einem feststehenden Röhrensystem bestehen. Durch Drehung des Behälters wird infolge
der Fliehkraft der Flüssigkeit eine Druck- und Saugwirkung an den Mündungen der Zu-
und Abflußröhren ausgeübt. Eine neue Ausbildung dieser Art von Kühler von Goudard & Mennesson zeigt Abb. 6. Als Kühler dienen zwei nebeneinander liegende Trommeln a und a1 die auf der gleichen Achse sitzen und durch ein
Röhrenbündel a2
miteinander verbunden sind. Ein festes Röhrensystem ist durch die zentrale Oeffnung
in der Weise eingeführt, daß eine Flüssigkeitsmenge in die eine Trommel eingeleitet
und aus der andern Trommel wieder abgeführt wird. Die Rohrenden b und b1 zur Zu- und Ableitung des Kühlwassers münden frei
in die Trommeln, so daß es irgend welcher Abdichtungen nicht bedarf. Bei Drehung der
Trommeln, die von der Maschine aus mit ziemlicher Geschwindigkeit angetrieben
werden, entsteht ohne weiteres ein Umlauf des Kühlwassers durch die Kühlräume des
Motors. Um eine Siphonwirkung, die bei Stillstand des Motors eintreten kann, zu
verhindern, ist das Röhrensystem sowohl an der Einströmungs- als auch an der
Ausströmungsstelle des Wassers in den Kühlmantel unterbrochen. Die Kühltrommeln
werden u.a. aus Aluminium hergestellt. Durch die. Verbindung der beiden Trommeln
durch das von der Luft umspülte Röhrensystem a2 wird eine gute Kühlung des Umlaufwassers
herbeigeführt. An der Oberfläche des Kühlers werden unter Umständen noch Flügel c angebracht, um die Kühlwirkung der Vorrichtung zu
erhöhen.
Textabbildung Bd. 329, S. 456
Abb. 7.
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Abb. 8.
Eine möglichst schnelle Rückkühlung des erwärmten Kühlwassers hat auch den Vorteil,
daß der Wasservorrat erheblich geringer gehalten werden kann. Dieser Umstand ist
besonders von Wert bei Motoren von Verkehrsmitteln. Die Firma Längerer & Reich bringt, um eine intensive Kühlwirkung zu erreichen,
das Wasser unmittelbar mit der Kühlluft in Berührung (Abb.
7 und 8). Ein Gehäuse a ist durch Siebe b
unterteilt. Die Räume sind mit einer Filtermasse gefüllt. Das zu kühlende Wasser
strömt oben vom Motor her durch das Rohr d zu und
gelangt in das Zerstäubungsrohr e, welches das Wasser
über den ganzen Kühlerquerschnitt verteilt. Im unteren Räume des Kühlers ist ein
Luftzerstäuber f eingebaut, dessen obere Fläche in der
Querrichtung gewölbt und in der Längsrichtung wellenförmig gestaltet ist, wobei in
den Wellenbergen Schlitze h angebracht sind,
während sich an der unteren ebenen Fläche i
Oeffnungen k befinden. Das durch das Rohr e eintretende Wasser fließt durch die Siebe und die
Filtermasse hindurch. Aus dem untern Sammelraum wird es von neuem in den Motor
geleitet. In den Luftverteiler f wird durch einen vom
Motor angetriebenen Ventilator oder dgl. Luft eingedrückt, die durch die
Längsschlitze h gleichmäßig verteilt in den Kühler
eintritt und dem abfließenden Wasser entgegengeführt wird, so daß eine innige
Berührung zwischen Kühlluft und Wasser erreicht wird. Die Siebe dienen dazu, ein
Zusammenhaften der Filtermasse zu verhindern.
Eine neue Anordnung der Rückkühlungseinrichtung für das Kühlwasser bei Motorwagen hat
die Daimler-Motoren-Gesellschaft getroffen. Die Firma
verwendet bei Automobilen zwei Kühler, einen vorderen Hauptkühler und einen am
hinteren Ende des Motorkastens sitzenden Hilfskühler. Letzterer liegt höher als der
Hauptkühler, so daß die obere Leitung zwischen den beiden Kühlern nach dem
Hilfskühler zu ansteigt. Etwa entstehende Wasserdämpfe können sich auf diese Weise
nur im Hilfskühler ansammeln. Wenn die Steigung der Verbindungsleitung eine
entsprechend hohe ist, so kann selbst bei Befahren von steilen Steigungen eine
Dampfansammlung im Hauptkühler nicht eintreten. Die Temperatur des Wassers in den
beiden Kühlbehältern ist naturgemäß nicht die gleiche, da die Kühler nach Form,
Größe, Lage in bezug auf den Motor und auf die Fahrtrichtung verschieden sind. Ein
Temperaturausgleich wird aber dadurch geschaffen, daß beide Kühler an einen
gemeinsamen Sammelbehälter angeschlossen sind, in dem sich das Wasser mischt, und
aus dem eine Pumpe es wieder zurück zum Motor führt.