Titel: | Aus der Praxis des Geschoßpressenbetriebes mit besonderer Berücksichtigung der maschinentechnischen Seite. |
Autor: | Schömburg |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 614 |
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Aus der Praxis des Geschoßpressenbetriebes mit
besonderer Berücksichtigung der maschinentechnischen Seite.
Von Ingenieur Schömburg in
Essen.
SCHOEMBURG: Aus der Praxis des Geschoßpressenbetriebes
usw.
Die Sondertechnik der Hohlkörpererzeugung durch Pressen, sei es für Rohr- oder
Geschoßzwecke, erfordert bekanntlich in betriebstechnischer Hinsicht ein eingehendes
praktisches Studium, dessen Ergebnisse in der Regel durch eine Menge Einzelfaktoren
sehr beeinflußt werden. Man begegnet infolgedessen auch sehr vielseitigen Ansichten
hinsichtlich der zweckmäßigsten Durchführung dieser Preßtechnik. Da es sich hier
gewöhnlich um Massenfabrikation handelt, so spielt hinsichtlich der
Wirtschaftlichkeit der maschinentechnische Betrieb, sowie die Einrichtung für
Revision, Herrichtung, Lagerung und Versandt der Geschosse eine ziemliche Rolle. Die
scharfen Anforderungen an Stoffgüte und Ausführungsarbeit mit ihren engen Grenzen
verlangen ferner von selbst eine eingehende Betriebsüberwachung.
Textabbildung Bd. 329, S. 613
Abb. 1
Textabbildung Bd. 329, S. 613
Abb. 2.
Bevor auf nähere Einzelheiten des Betriebes eingegangen wird, dürfte vielleicht eine
kurze Beschreibung der Anfertigung von Preßgranaten in allgemeiner Form am Platze
sein. Die vorgeschmiedeten Stahlblöcke sind entweder rund, vier- oder achtkantig; in
letzterer Form meist mit abgeschmiedeten Kanten und bei größeren Kalibern mit
vorgeschmiedeter Spitze. Ihr Gewicht schwankt meist zwischen 120 und 500 kg, je nach
Geschoßgröße. Abb. 1 stellt z.B. die
Außenabmessungen und den Block der 21 cm-Granate dar. Ersterer wiegt bei etwa 550 mm
Länge rund 165 kg. Nachdem Erwärmen auf 1100 bis 1200 ° findet in einer
hydraulischen stehenden oder liegenden Presse das Lochen dieses Blockes in festen
Matrizen und Preßtöpfen mittels eines beweglichen Dornes statt, womit bei kantigen
Blöcken das Material in der Hauptsache seitlich weggeht und die Matrize ausfüllt. Um
den Austritt der Gase zu gestatten, ist letztere hinten offen. Durch einen
bestimmten nach oben oder vorn gehenden Teil des Materials, also in der Bewegung dem
Preßdorn entgegen, erhält letzterer eine gewisse Führung (s. Abb. 2). Für die runden Blöcke oder kleineren
Geschosse erhält die Matrize eine konische Form. Der gelochte und entsprechend
verlängerte Block wird alsdann mit eingestecktem Dorn unter einer liegenden Presse
durch mehrere, hintereinander aufgestellte Ziehringe zur fertigen Hülse gezogen
(Abb. 3).
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Abb. 3.
Je nach dem zur Verfügung stehenden Hub der Presse und der
Fertiglänge der Geschosse erfolgt das Ziehen in einer oder zwei Hitzen. Jedenfalls
muß ein gleichzeitiges Ziehen in zwei Ringen vermieden werden, damit kein Stauchen
des Materials eintritt. Die zur Aufnahme der Ziehringe dienende Wiege muß hierbei mit guter
Führung auf dem Unterrahmen der Presse versehen sein. Die fertiggezogenen Hülsen
erfahren zuletzt eine peinliche Wärmebehandlung und Materialverbesserung in der
Vergütungsanlage, in der sich ein oder zwei Glühöfen und ein teilweise unter Flur
stehender Oelbehälter mit Pumpenanlage und Oelkühler befindet. Mittels eines sicher
arbeitenden elektrischen Dreh- oder Laufkranes werden die Geschosse senkrecht in die
Oelbehälter getaucht. Für die Herstellung von Schrapnellknüppeln usw. ist meist noch
im Preßraum ein kleinerer Wärmofen und eine Warmsäge vorgesehen, deren
Vorschubapparat bei dem harten Material besonders kräftig ausgeführt sein muß. Die
eigentliche Fertigbearbeitung des Geschosses, Drehen, Anstrich, Revision usw., sowie
die Herstellung der Stoßböden usw. sollen in vorliegender Arbeit nicht weiter
berührt werden.
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Abb. 4.
Man findet auf Arsenalen und Privatwerken meist zwei Anordnungen hinsichtlich der
Bau- und Betriebsweise der Pressen. Es ist dies die ältere Ausführung mit
wagerechter, kombinierter Loch- und Ziehpresse mit einem doppeltwirkenden und einem
einfachwirkenden Zylinder und die neueren mittels zwei getrennter Pressen, einer
stehenden für das Lochen der Blöcke und einer liegenden Presse zum Ziehen dieser
vorgelochten Stücke. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile.
Wenn auch die stehenden Pressen, beispielsweise mit rein hydraulischem Betrieb eine
höhere Plungergeschwindigkeit, also schnelleren Arbeitsgang, gestatten, so kommt
dieser doch meistens nur bei der Verarbeitung von mittleren Geschossen bis herauf zu
etwa 21 cm als tatsächlicher Vorteil zur Geltung. Jede Geschoßdimension verlangt mit
Rücksicht auf die Werkzeuge und Stoffgüte eine besondere, nach der Erfahrung
einzustellende Geschwindigkeit, die beim Preßgang zwischen 8 und 20 cm in der
Sekunde wechselt. Für die Geschosse von 28 cm ab liegt in dieser Hinsicht kein
Vorteil der schnell-arbeitenden stehenden Pressen gegenüber dem wagerechten
kombinierten System. Der Druckwasserverbrauch ist allerdings bei diesem ein
erheblich größerer, wenn Geschosse kleineren Kalibers hergestellt werden. Während
die kombinierten Pressen aus wirtschaftlichen Gründen für das Füllen des Zylinders,
also den Leergang mit Füllwasser und Niederdruckakkumulator arbeiten, ist dies
bei den neueren Rapidpressen mit besonderem Verdränger nicht erforderlich, so daß
bei diesen die Rückzugskraft nur so groß zu sein braucht, daß der Dorn aus dem
Hohlblock, bzw. der fertigen Hülse, sicher herausgezogen werden kann. Hierzu kommt,
daß die Rückzugskraft bei den liegenden Pressen mit ihrer größeren Plungerreibung
schon aus Gründen, die durch die Bauart bedingt sind, verhältnismäßig höher gewählt
werden muß. Sie beträgt z.B. bei einer stehenden Presse vorgenannter Art mit 650 bis
700 t Preßdruck rund 70 t, bei einer liegenden von etwa 500 t Kraftleistung für das
Lochen aber 350 t, beides auf das Vorlochen von 500 kg-Blöcken für 30,5 cm-Granaten
bezogen. Ein weiterer Vorzug der stehenden Presse ist die Anwendungsmöglichkeit für
sonstige Schmiedearbeiten.
Die Abb. 4 und 5
zeigen den generellen Situationsplan zweier derartiger Anlagen, beide für maximal
200 at Betriebswasserdruck bestimmt, bei 500 bis 600 t effektivem Preßdruck und für
einen Hub von 1,7 bzw. 2,5 m. Die Anlage nach Abb. 4
besitzt einen Gewichtsakkumulator, die nach Abb. 5
Luftdruckakkumulatoren mit Windkesseln.
Das Verfahren des Lochens erfordert die größte Kraft, das Ziehen in einem Zuge
benötigt in der Regel höchstens dreiviertel davon. Nach meinen Erfahrungen hat sich
beispielsweise gezeigt, daß für eine kombiniert liegende Presse beim Lochen der 500
kg-Blöcke ein effektiver Plungerdruck von 500 bis 520 t gerade noch ausreicht. Für
21 cm-Geschosse aus vorgeschmiedeten Blöcken von 190 mm Dicke genügt hierfür ein
Druck von rund 400 t. Zwecks wirtschaftlichen Arbeitens bedürfen die Anlagen daher
einer gewissen Regelung des Betriebswasserdruckes für die verschiedenen
Geschoßgrößen. Es geht dies wohl am besten aus den folgenden Betriebsdaten für den
Preis von 1 cbm Druckwasser hervor, wonach sich dieser
bei
25 at
auf
20 bis 25 Pf.,
„
50-56 at
„
30 bis 35 „
„
100-H20 at.
„
42 bis 48 „
„
etwa 200 at.
„
60 bis 70 „
„
etwa 400 at.
„
120 Pf.
stellt. Diese Angaben verstehen sich einschließlich aller
Betriebskosten und Verluste bei einem Kohlenpreise von 12 bis 14 M frei
Kesselhaus
Gewichtsakkumulatoren werden aus diesem Grunde meist mehrstufig ausgeführt, um mit
der gleichen Presse für 30,5 und 35 cm-Granaten bei 200 bis 300 at auch 10,5 und 15
cm-Geschosse und Schrapnells mit 100 bis 120 at herzustellen. Es wird dies entweder
mit einer entsprechenden Zahl von Ballastkästen oder mit gemischter Belastung durch
diese und durch Gewichtsplatten erreicht. Differentialakkumulatoren finden sich
seltener. Die bekannten Vorteile der Luftdruckakkumulatoren – geringere auf- und abgehende Massen,
also Verminderung der schädlichen Einflüsse der Beschleunigungswiderstände auf den
Pumpenbetrieb, Wegfall der hohen Führungsgerüste, Möglichkeit größerer
Fallgeschwindigkeit bei stoßweiser Druckwasserentnahme – lassen sie für
Geschoßpressenanlagen größerer Leistung, namentlich bei Herstellung verschiedener
Kaliber, nicht ungeeignet erscheinen. Sie müssen jedoch von vornherein besonders
groß gewählt werden. Ferner erfordern sie mit Hinsicht auf die außergewöhnlich stark
schwankende Druckwasserentnahme eine Preßluftbelastung, deren wechselnde Höhe sich
nur innerhalb bestimmter enger Grenzen bewegen darf. Es muß also eine ausreichende
Zahl Luftkessel vorgesehen werden. Da der Akkumulator beim Pressen selbst stark
fällt, so sinkt der Druck gerade dann, wenn hoher Druck gebraucht wird. Es gilt dies
natürlich in erster Linie für ältere Anlagen, die für Leergang und Vorfüllung noch
mit Hochdruck arbeiten. Abb. 6 zeigt beispielsweise
das Betriebsdiagramm einer derartigen Anlage mit zwei Luftdruckakkumulatoren von je
etwa 650 l Nutzinhalt bei 2½ m Hub und vier Luftkesseln von 650 mm ø und 4 m Höhe
beim gleichzeitigen Lochen und Pressen von 21-und 28 cm-Granaten. In Betrieb waren
hierbei zwei stehende und zwei liegende Pressen. Der Luftdruck schwankte zwischen 45
und 75 at; die Dampf-Preßpumpe mit 550 l Minutenleistung mußte mit der höchst
zulässigen Drehzahl betrieben werden. Das Diagramm des selbsttätigen
Registrierapparates zeigte Druckschwankungen im Akkumulator zwischen 90 und 130 at,
d.h. um rund 30 v. H. des Höchstdruckes. Diese Tatsache, in Verbindung mit der
Angabe, daß der Wasserverbrauch der betreffenden Pressen für den Hub insgesamt über
1500 1 betrug, lassen auch ohne besondere Rechnung erkennen, daß die Pumpen- und
Akkumulatoranlage bis aufs äußerste beansprucht war. Trotzdem war die Leistung
an fertigen Geschoßhülsen höchstens eine normale zu nennen.
Im allgemeinen legt man einen Betriebswasserdruck von 120 bis 200 at für Anlagen
mittlerer Größe zu Grunde. Nur für große Anlagen und sehr schwere Geschosse geht
man, wie bei Krupp, bis 300 at. Es ist übrigens, wie mir
bekannt ist, der Versuch gemacht worden, die etwa 1200 bis 1500 kg schweren Blöcke
von- 40 bis 42 cm-Granaten unter einer normalen Schmiedepresse von 1500 t zu lochen
und dann entweder unter einem Hammer rund und lang auszuschmieden oder auf einer
langhubigen Ziehpresse nachzuziehen. Der Versuch ist hinsichtlich des Lochens
gelungen, es genügt sogar bei Anwendung geschickt konstruierter Töpfe der
gewöhnliche Rückzugsdruck der Schmiedepresse, wenn man nur das Aufsteigen des
Materials nach oben um den Dorn herum verhindert, wie es bei den liegenden Pressen
im letzten Preßstadium stattfindet. Mittels der hydraulischen Amboßverschiebung läßt
sich dann der Block mit der Matrize seitlich ausfahren und von dem Laufkran bequem
fassen. Die dann folgende Schmiedeoperation unter dem Dampfhammer verlangt
allerdings größere Kosten für die Fertigbearbeitung als das Ziehen in Pressen.
Textabbildung Bd. 329, S. 615
Abb. 5.
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Abb. 6.
Aehnliche Erfahrungen macht man unter Umständen mit dem Lochen der sogenannten
Vorgeschosse, das heißt 21 und 28 cm-Geschossen zu Uebungszwecken mit kleinem
Lochdurchmesser. Hier wählt man zweckmäßig einen Vierkantblock mit abgeschmiedeten
Kanten, dessen verdrängtes Material beim Lochen ebenfalls seitlich in der Matrize
ausweichen kann. Aufsteigendes Material würde den schwachen Dorn beim Rückgang sehr
leicht krummbiegen. Die Bestimmung der günstigsten Formen dieser Werkzeuge, der
Querschnittsverhältnisse zwischen Preßdorn und Preßmatrize, die Führung des ersteren
in Spitze und Schaft, sowie seine Erwärmungsverhältnisse und die dabei in Betracht
kommenden Arbeitstemperaturen umfassen ein Kapitel, das sich heute in der Hauptsache
auf spezifische Betriebspraxis stützt und theoretisch unter Anlehnung auf die sich
dabei einstellenden Preßdrucke noch nicht genügend geklärt ist. Naturgemäß spielen
hier die Materialfragen, besonders der Werkzeuge, eine wichtige Rolle. Für die Dorne
wählt man wohl naturharten Spezialstahl von rund 80 kg Festigkeit, der durchaus frei
von Rissen usw. sein muß, für die Ziehringe Spezialhartguß oder Tiegelguß mit ½
Stahlzusatz. Wenn man bedenkt, daß die Dornkosten für ein großes 21 bis 28
cm-Geschoß bis 3 M für das Stück betragen, wobei man auf 30 bis 40 Lochungen für den
Dorn rechnet, so liegt die Bedeutung einer Ersparnis für den Betrieb auf der Hand.
Wesentlich bessere Haltbarkeit wird bei den Ziehringen und Töpfen erzielt, sofern
erstere so angeordnet sind, daß während des Ziehens kein Stauchen des Materials
eintreten kann.
Zur Erleichterung des Betriebes finden sich vielfach zweckmäßige Hilfsmittel an den
größeren Pressen, so z.B. ein hinter der Außentraverse für das Lochen angehängter
hydraulischer Zylinder, dessen mit Niederdruckwasser betriebener Plunger das
Ausstoßen des Preßtopfes ausführt. Ferner gehört hierher die Anordnung eines
selbsttätig ein- und ausschaltbaren Abstreifers für die bequeme Entfernung der
fertiggezogenen Hülse, wozu eine entsprechende Ausbildung des Ziehkorbes
erforderlich ist.
Um das Einbringen des gelochten Blockes in den letzteren zu erleichtern, findet sich
wohl auch eine Art Zentriervorrichtung, die sich nach der Einführung in den ersten
Ziehring durch den Ziehdorn selbsttätig ausschaltet. Meines Erachtens dürfte diese
Vorrichtung in erster Linie zweckmäßig sein für die Herstellung von Rohren und
Kohlensäureflaschen, wo es auf genaue Einhaltung der Wandstärken bis auf Bruchteile
von Millimetern ankommt.
Alle diese Punkte lassen erkennen, von wie viel verschiedenen Faktoren die Leistung
und Wirtschaftlichkeit einer größeren Geschoßpressenanlage abhängig ist, wobei
zunächst eine ausreichende und sachgemäße Ofenanlage zur selbstverständlichen
Voraussetzung gehört. Ich sehe daher aus diesem Grunde sowohl, wie auch aus anderen
Rücksichten davon ab, hier irgend welche Leistungsangaben zu machen.
Seitens Spezialfirmen auf diesem Gebiet der Preßtechnik – ich nenne hier nur Ehrhardt – Düsseldorf, Hydraulik-Duisburg, Borsig – Berlin und Haniel & Lueg – Düsseldorf
– ist in den letzten Jahren auf einzelnen Werken der Umbau älterer, liegender
Pressen mit Kolben in solche mit Plungern ausgeführt worden, namentlich solcher
Pressen, die nach dem kombinierten System arbeiten. Die bekannten Nachteile der
unter dem hohen Wasserdruck stehenden großen Kolben mit Durchmessern bis 800 mm,
also die Unzuverlässigkeiten der Dichtungen, der teuere Manschettenersatz und starke
Ringverschleiß, sowie die Umständlichkeit und Erschwerung des Ausbaues dieser
Teile, verursachen in Verbindung mit den dauernden, unkontrollierbaren
Wasserverlusten ganz enorme Betriebsausgaben und Zeitverluste. Als
Maschinenbetriebsmann weiß man davon ein Lied zu singen. Man muß bei solchen Anlagen
mit einem Gesamtwasserverlust von rund 150 v. H. des theoretisch von den Pressen
benötigten Betriebswassers rechnen, wenn man bei Bestimmung der Pumpenleistung
sicher gehen will. Wenn auch selbstredend ein größerer Teil dieses Verlustes auf das
Konto der Steuerungen, Ventile und Rohrleitungen geht, so kann man doch annehmen,
daß sich bei Verwendung von Plungern dieser Wasserverlust insgesamt auf 80 bis 100
v. H. verringert, gleich gute Steuerungen in beiden Fällen vorausgesetzt. Die
übrigen Ersparnisse an Manschetten, Löhnen usw. sind ebenfalls sehr wesentlich, so
daß die gesamte Pressenanlage nicht nur an Wirtschaftlichkeit, sondern auch bei
entsprechender Neuausführung an Arbeitsgeschwindigkeit gewinnt. In einem mir
bekannten Falle konnte die Schichtleistung der Anlage durch den Umbau um 25 bis 30
v. H. beim Pressen von 21 bis 30,5 cm-Granaten erhöht werden. Der Rückzug erfolgt
dann durch zwei seitlich an besonderen Traversen angeordnete Hilfsplunger oder durch
einen in den Hauptplunger tauchenden Innenplunger, der durch Gestänge mit dem
eigentlichen Arbeitsstück der Presse verbunden ist. Der Innenplunger steht dann
zweckmäßig unter konstantem Akkumulatordruck und braucht also nicht gesteuert zu
werden. Die besonderen Verhältnisse der Preßwasseranlage, die Größe des Nutzhubes
sowie die vorhandene Steuerungs- und Rohrleitungsausführung spielen hierbei eine
maßgebende Rolle.
Von besonderer Wichtigkeit ist für den Betrieb die Ofenanlage
für das Wärmen der Blöcke. Sie kann unter Umständen die mögliche
Höchstleistung wesentlich beschränken. Die besonderen Aufgaben eines derartigen
Ofens – vollkommen gleichmäßige Erwärmung des Materials namentlich für das Lochen,
langsames und nicht zu hohes Erwärmen mit Hinsicht auf den Hartstahl, mäßiger
Brennstoffverbrauch – verlangen eine einfache aber ofentechnisch gute Konstruktion
mit sicherer Regulierung, welche keine hohen Anforderungen an die
Bedienungsmannschaft stellt. Als Feuerung empfehle ich eine einfache Halbgasfeuerung
mit Vorwärmung des Oberwindes in einem gemauerten Rekuperator oder bei kleineren
Betrieben eine direkte Feuerung mit Dampfstrahlgebläsen und Luftvorwärmung in den
Seitenwänden. Auf absolut trocknen Dampf ist seitens des Betriebes besonders zu
achten. Kurz vor dem Dampfstrahlgebläse empfiehlt sich der Einbau eines sachgemäß
angelegten Wasserabscheiders. Ein Wärmofen der ersteren Art von etwa 2,4 m
Lichtbreite und 5 m Nutzlänge ergab bei 9500 kg Einsatzleistung in der Schicht einen
Kohlenverbrauch von 14 bis 15 v. H. bei 1270 ° Herdtemperatur an der Feuerbrücke und
einem Abbrand von etwa über 3 v. H. An einem Rollofen von 1,8 m Breite und nur 6¾ m
Herdlänge wurde bei direkter Feuerung ein Kohlenverbrauch von etwa 20 v. H. bei
einer Einsatzleistung von 10600 kg Geschoßmaterial festgestellt. Der Abbrand betrug
hierbei 3,4 v. H.
Dieser Ofen hätte jedoch durch Verbesserung der Feuerung und namentlich durch
Verlängerung auf 9 bis 10 m bessere Resultate ergeben. Mit Hinsicht auf bequeme
Regulierung, fast vollständige Schwefelfreiheit und den Wegfall von Aschebildung
dürfte sich eine zweckmäßig angeordnete Teerölfeuerung mit zwei oder drei Brennern
am Kopfende für derartige Oefen zweifelsohne empfehlen, wobei natürlich zur
Vermeidung starken Abbrandes eine Stichflammenbildung zu vermeiden ist, damit vor
allem die Kanten der Blöcke nicht leiden. Zwecks leichter Handhabung der Blöcke ist
am Einsetzende die Anbringung eines einfachen hydraulischen Hebetisches nötig, der
sie zu zweien oder vieren auf Schaffplattenhöhe bringt, sowie bei Rollöfen das
Einlegen mehrerer Gleitschienen in die Herdsohle ohne Anwendung von Wasserkühlung.
Unbedingt erforderlich ist die Anlage einer elektrisch betriebenen Hängebahn mit
geeigneter Spezialzange für den Transport zwischen Ofen und Presse von etwa 750 bis
1500 kg Tragfähigkeit, sowie einer einfachen Winde zum Ausziehen der erwärmten
Blöcke. Die Katze muß Kurven durchfahren können, ihre beiden Motoren müssen sowohl
von der Hauptsteuerbühne der Presse als auch an der Katze selbst von unten steuerbar
und mit selbsttätigen genau wirkenden Magnetbremsen versehen sein. Die Anlage einer
zweiten Katze zwischen dem Blocklager und dem Ofen kann je nach den örtlichen
Verhältnissen zweckmäßig sein.
Ein Haupterfordernis für den Maschinenbetrieb ist die Verwendung von durchaus reinem
Druckwasser, um den Verschleiß der Manschetten und sonstigen Dichtungen an den
Pressen, Pumpen und Steuerungen zu verringern, sowie die Verluste durch
Undichtheiten. Trotz des Umstandes, daß das Rücklaufwasser unter entsprechendem
Zusatz an Frischwasser wieder Verwendung findet, läßt sich das Eindringen von
Fremdkörpern infolge des rauhen Betriebes oder durch neu eingebaute Druckrohre und
dergleichen nicht vermeiden. Wasserreinigungstöpfe mit siebartigem
Reinigungszylinder, zum Einbau in die Druckleitungen vor den Steuerorganen der
Pressen, wie sie z.B. die Firma E. Schloemann-Düsseldorf in zweckmäßiger Bauart liefert, halte ich für
unentbehrlich. Der Rücklaufwasserbehälter an erhöhter Stelle, sowie überhaupt die
Rücklaufleitungen – und selbstredend auch die Druckrohre – müssen sicher befestigt
und verankert werden, da die beim Pressen und Steuern auftretenden Stöße durch die
plötzlichen Beschleunigungen andernfalls schädliche Beeinflussungen der Dichtungen
hervorrufen. Trotz Anwendung von Vorsteuerungen lassen sich derartige Stoßwirkungen
im Betriebe nicht vermeiden. In besonderen Fällen ist sogar die Ausführung der
Fassonstücke der Rücklaufleitung in Stahlguß angebracht. Jedenfalls aber ist der
Einbau kleiner Sicherheits-Federventile in der Nähe der Steuerapparate und am
höchsten Punkt der Leitung ratsam. Einen ähnlichen Zweck haben die vor den
Akkumulatoren befindliehen Drosselschieber und dergleichen mit Hinsicht auf eine zu
große Fallgeschwindigkeit.
Die Rohrleitungen werden heute fast überall aus nahtlosen Mannesmann-Stahlrohren mit
mindestens 7 mm Wandstärke hergestellt. Dieses Mindestmaß ist schon mit Hinsicht auf
die Rostgefahr und auf sichere Befestigung der Bunde erforderlich. Diese erfolgt
entweder durch Aufschweißen oder durch feines Gewinde und nachfolgender Lötung. Die
Druckrohre sind bei 300 at Betriebsdruck auf 500 at, die Rücklauf röhre auf 100 bis
150 at Probedruck abzupressen. Bis etwa 200 at hat sich eine Rundgummidichtung in
Trapeznut sowohl für Rohre als auch für Zylinderdeckel bewährt; darüber hinaus sind
Kupferringe zu empfehlen.
Auf die wichtigen Kapitel der Pumpmaschinensysteme und der Steuerungen, die mehr
allgemeine Bedeutung besitzen, gedenke ich in besonderer Arbeit zurückzukommen.
Wenn es mit Hinsicht auf die besonderen Umstände der heutigen politischen
Verhältnisse, sowie auf anderweitige Interessen auch nicht möglich sein kann, das
vorliegende Thema eingehender zu behandeln, so hoffe ich doch, einige wissenswerte
Beiträge gegeben zu haben.