Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 644 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Die Festigkeit von Schweißeisen gegenüber
Stoßbeanspruchung. Obgleich Schweißeisen dem Flußeisen gegenüber geringere
Zerreißfestigkeit und Dehnung aufweist, wird es oft und gern zur Herstellung solcher
Konstruktionsteile verwendet, die starken Stoßwirkungen ausgesetzt sind. Vor allem
aber auch dann, wenn, wie bei Schrauben, neben solchen Beanspruchungen auch noch
gefährliche Kerbwirkungen in Frage kommen. Nach Schmidt
(Mitteilungen aus dem Materialprüfungsamt an der eidgenössischen Technischen
Hochschule Zürich 1913 Heft 10b) liegt dies daran,
daß Schweißeisen aus zahlreichen Lamellen oder Fasern aufgebaut ist und ein einmal
vorhandener Riß (Kerb) sich nicht so schnell von Lamelle zu Lamelle fortpflanzen
kann, wie in dem homogenen Flußeisen. Die faserige Struktur zeigt sich besonders gut
an der Bruchfläche eines durch Hin- und Herbiegen zerbrochenen Schweißeisenstücks,
die zwischen den einzelnen Lamellen klaffende Fugen erkennen läßt, während Flußeisen
auch bei hohen Festigkeitseigenschaften gleichmäßig körnige Bruchflächen aufweist.
Daß tatsächlich der Lamellenaufbau des Schweißeisens die Ursache für dessen große
Zähigkeit bei stoßweiser Beanspruchung ist, scheint ein Versuch von Preuß sehr wahrscheinlich zu machen (Stahl und Eisen, 34.
Jahrg. Nr. 29, S. 1207). Er vereinigte vier lamellenartig geschnittene Probestücke
durch Zinnlot und Nieten aneinander und stellte daraus Rundstäbe her, die mit einem
rechtwinkligen Kerb versehen wurden. Auf diese Stäbe ließ er dauernd Schläge des
Fallbären des Kruppschen Dauerschlagwerks einwirken,
wobei zwischen je zwei Schlägen der Stab um 180° gedreht wird, zwei
aufeinanderfolgende Schläge also in entgegengesetzter Richtung wirken. Die
Beanspruchung erfolgte das eine Mal in der Richtung der Ebenen der Lamellen, das
andere Mal rechtwinklig dazu. Wie vorauszusehen war, war die Zahl der Schläge, bis
zum Bruch (die Schlagzahl) im ersten Fall tatsächlich geringer als im andern Fall.
Höchstwahrscheinlich weil sich der Riß (des Kerbs). nachdem er die eine Lamelle
durchdrungen hatte, auf die andere nur schwerer fortpflanzen kann, als im zweiten
Fall, wo das Material in der Richtung der Stoßwirkung homogen war.
Loebe.
––––––
Das Sprengen von Hochofenansätzen. Im Innern der
Eisenhochöfen bilden sich zuweilen am Mauerwerk festhaftende Ansätze, die die
regelmäßige Abwärtsbewegung der Gicht stören und mitunter bis zu deren Stillstehen
führen. Innerhalb der Rast hat sich dann ein Gewölbe gebildet, das durch
niederschmelzende Massen immer mehr an Umfang zunimmt. Man spricht dann vom
„Hängen des Hochofens“ oder vom „Hängen der Gicht“, das eine der
gefährlichsten Störungen des Hochofenbetriebes darstellt. Zur Beseitigung der
Ansätze hat man vielfach Sprengstoffe mit Erfolg angewendet. Man bohrt das Mauerwerk
des Hochofens von außen so an, daß das Bohrloch wenigstens 30 cm in die Gicht
hineinragt. In das Bohrloch wird dann ein eisernes Rohr, mit dem einen,
zugeschweißten Ende nach innen, eingesetzt und in dieses ein zweites Rohr geschoben,
das im unteren Ende mit der Sprengladung versehen ist. Die Explosion wird am sichersten mit
einer Zündschnur herbeigeführt. Vor dem Einschieben des Schießrohres wird das
Schutzrohr mit Wasser gekühlt. Zur Verwendung können außer Dynamit alle sogenannten
handhabungssicheren, sowohl pulverförmigen wie gelatinösen Sprengmittel in Mengen
von etwa 1 bis 1½ kg gelangen. H. Schönweg beschreibt in
„Stahl und Eisen“ 34. Jahrg. Nr. 32 S. 1333 eine Reihe von Fällen, in
denen die Hochofenansätze mit Erfolg durch Schießen beseitigt worden sind.
Loebe.
––––––
Maschinelle Chargierung für Koksofenanlagen. In den
Julinummern 1914 der Zeitschrift „The Colliery Guardian“ bespricht A. Than die Verwendung maschineller Kohlenförderung zwischen
den stationären Bunkern und den Koksöfen an Hand verschiedenartiger interessanter
Ausführungen.
Textabbildung Bd. 329, S. 645
Abb. 1.
Bei den alten Bienenkorböfen mit nur einer Chargieröffnung in der Ofenbekrönung
erfolgte die Bekohlung meistens durch trichterförmige, mittels Schieber
verschließbare Rohre, welche von Hand, durch Pferde oder wohl auch mittels Winden
und endlosem Seil zu den Oefen befördert wurden. Für Nebenproduktenöfen nötigte die
gesteigerte Produktionsmenge jedoch zum Gebrauch elektrisch betriebener
Chargierwagen.
Die ältesten Konstruktionen englischer Firmen zeigen doppelten Aufgebetrichter,
reversierbaren Motor und angesetzten Führerstand, das Ganze in einen auf zwei Achsen
ruhenden Rahmen eingebaut; die Trichter hatten meist 4000 kg Inhalt. Große Wagen von
8 t Fassung erhielten dreiteiligen Trichter und Antrieb der Radachsen durch
Treibkette und Zahnräder; im Führerstand befanden sich Steuerapparate und
Bremse.
Bei Nebenproduktenöfen sind die Trichter – drei oder vier – rechtwinklig zur
Geleiserichtung gestellt; die Konstruktion erfordert Rücksichten auf die über den
Oefen liegende Gassammelleitung und auf die Türhebevorrichtungen. Letztere verbindet
man gern mit der Ausdrückmaschine.
Abb. 1 und 2 zeigen
einen solchen Wagen für 9 t Fassung mit drei Trichtern, angetrieben von einem
gekapselten 20 PS-Motor bei 60 bis 100 m Fahrgeschwindigkeit in der Minute mit
Rollenlagern und einem Mittelgang zwecks Zugänglichkeit zu den Trichtern. Nieten und
Bolzen der Trichterinnenseiten sind versenkt; für 50 mittlere Oefen genügt ein Wagen
auf 12-stündiger Schicht.
Kleiner gebaut in der Längsrichtung ist der Beschickwagen der deutschen Firma Méguin & Co., Dillingen, (Abb. 3 und 4) ebenfalls auf englischen
Werken in Betrieb. Der Führerstand ist hier zwecks guter Uebersicht erhöht
angebracht; die Schleifleitung liegt mit Rücksicht auf die Bunker seitlich. Die
Mündung der Chargiertrichter ist wegen der Strahlhitze der Füllöcher des Ofens aus
auswechselbaren Gußeisenteilen hergestellt.
Unter den sonstigen, vom Verfasser beschriebenen Konstruktionen erwähnen wir als
bemerkenswert noch folgende:
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Abb. 2.
Schalker Eisenhütte in Gelsenkirchen: Der mittlere
Trichter hat eine kreisförmige, die zwei äußeren eine halbkreisförmige Form ohne
Nietung; zwischen jeden Behälter ist ein Führerstand vorgesehen. Diese werden je
nach Fahrtrichtung wechselweise benutzt und sind in der Fahrtrichtung versetzt; die
Sicherheit wird hierdurch erhöht. Die Schieber werden, ähnlich wie im vorigen Fall,
mittels Hebel und Gegengewicht vom Führerstand aus betätigt.
Humboldt in Köln; Ausführung mit vier Aufgebetrichtern für neuere Koksöfen
mit vier Beschickungslöchern, Verschlüsse mit wagerechten durch Hebel bewegten
Schlitten. Andere Konstruktionen vorgenannter Pinnen zeigen die Verteilung der vier
Trichter zu beiden Seiten des Führerhauses, wobei die äußeren Seiten der
Außentrichter senkrecht gestellt sind.
Textabbildung Bd. 329, S. 646
Abb. 3.
Textabbildung Bd. 329, S. 646
Abb. 4.
Bei anderen Ausführungen sind die Trichter durch Schweißung
hergestellt und an den Ecken stark abgerundet. Rücksichten auf vorhandene
Kohlenbunker usw. und namentlich geringer Raum in der Höhenrichtung nötigen oft zu
Spezialkonstruktionen mit ungleich großen Aufgebetrichtern und einseitiger Anordnung
des Führerstandes. Es muß alsdann eine zweckmäßig angeordnete Bedienungsplattform
für die Trichterinstandhaltung usw. vorgesehen werden.
Verfasser bespricht alsdann noch Konstruktionen mit mechanischen Hilfsmitteln
für die sichere Entleerung der Fülltrichter bei Verkokung von Feinkohle oder Kohle
mit höherem Feuchtigkeitsgehalt, sowie sonstige betriebstechnische Sonderheiten.
Textabbildung Bd. 329, S. 646
Abb. 5.
Méguin & Co. ordnen zu dem Zweck eine vom Hauptmotor
durch besondere Welle, Räder, Exzentergestänge und Kupplung angetriebene
Stochvorrichtung im unteren Trichterteil an. Die Schalker
Eisenhütte betätigt ihre Stochstangen von der Oberseite der Trichter aus.
Um nachteilige Folgen der Fallwirkung der Kohlen aus den festen Bunkern
abzuschwächen, sieht man zur Ablenkung des Kohlenstroms auch über den Trichtern des
Wagens starke Winkeleisenkränze vor. Die Rücksichten auf möglichst geringe
Zersetzung des Koksgases bei den Nebenproduktenöfen befürworten eine Verlegung des
Hauptgasrohrs möglichst in Ofenmitte. Die Firma Brunck-Dortmund hat dafür einen
Beschickwagen mit drei Trichtern konstruiert, dessen Rahmenhöhe und Motoranordnung
darauf Rücksicht nimmt, und dessen Mitteltrichter frei aufgehängt ist. Abb. 5 zeigt die interessante Konstruktion
schematisch: sie ist noch hinsichtlich des Fahrwerks insofern bemerkenswert, als die
gleichen Schienen benutzt sind, wie sie für die äußeren kleinen Handchargierrohr-
und Türaufzugswagen gebraucht werden. Es liegt darin eine gewisse Reserve bei
Unterbrechungen in der Stromlieferung für den großen Beschickwagen. Wie
Verfasser weiter zeigt, lassen sich diese Wagen auch mit den Türhebevorrichtungen
verbinden (Ausführung der Firma Hinselmann, Essen) in
Gestalt eines beiderseitig an dem Rahmen angebrachten, kranartigen Auslegers mit
Rollen und Zugketten. Eine andere Anordnung mit Mittellage des Gassammelrohres und
Teilung des Wagens in zwei unabhängige Einzelwagen mit je zwei Fülltrichtern ist von
Coppée ausgeführt (Abb.
6).
Textabbildung Bd. 329, S. 647
Abb. 6.
Wenn die festen Kohlenbunker nicht in gerader Linie mit der Ofenrichtung liegen,
werden Wagen mit Kurvenführung der Geleise gebaut. Die Wagenzahl wird alsdann je
nach der Zahl der Ofenfüllöcher unterteilt und die einzelnen Wagen mit entsprechend
kleineren Trichtern ausgerüstet. Auch hierbei lassen sich maschinell oder von Hand
bewegte Stochstangen einbauen. Für Kohlen, welche sich leicht in den Trichtern
festsetzen, kann man auch deren Ausläufe in einen wagerecht darunterliegenden
Hilfsbehälter ausmünden lassen. In diesem befinden sich zwei, sich entgegengesetzt
drehende Transportschnecken mit Antrieb vom Fahrmotor aus, welche die Kohle alsdann
durch eine einzige Oeffnung in der Mitte in die Oefen fallen lassen.
Zum Schluß werden noch einige interessante, in der Praxis allerdings noch nicht
erprobte Konstruktionen dargestellt, die teils amerikanischen Ursprungs sind.
Schniewind-New York hat einen laufkranartig angeordneten
Wagen für große Oefen konstruiert, bei denen die Füllung anstatt durch einzelne
Füllöcher durch Entfernung der gesamten oberen Ofenbedeckung erfolgt. Der volle
Inhalt der Kammer wird hierdurch freigegeben, der Gasabzug wird durch je einen
schrägen Kanal an jedem oberen Kammerende durch die Seitenwände bewirkt. Die
rechtwinklig zu den Oefen verlegten Laufschienen sind an einer schweren
Trägerkonstruktion aufgehängt, der Hauptteil des Wagens ist unten. Es sind außer dem
Fahrmotor noch drei weitere Motoren vorgesehen, und zwar für das Heben der
Kammerdecken, für eine Kohlenstampfvorrichtung und für die Entleerung des großen
Trichters. Eine andere Konstruktion bringt eine Verbindung mit der Ausdrückmaschine
auf deren Geleise, wobei also der Raum über den Oefen freibleibt; die Kohle wird
hier mittels einer Art Conveyor und eines Transportbandes, sowie einer einziehbaren
Rinne in das Ofeninnere, eingespritzt. Für trockene Kohle der Gaswerke mag dies
angängig sein, schwerlich aber für Hütten- und Zechenkokereien mit wesentlich
feuchterer Kohle. Eine ähnliche Maschine, von Grono &
Stoecker, Oberhausen, entworfen, unterscheidet sich von der
vorbeschriebenen hauptsächlich insofern, als mit dem Chargieren nicht auf der
Koksseite der Kammer, sondern hinter der Maschinentürseite begonnen wird.
Der Verfasser schließt mit der Bemerkung, daß heute in England und Amerika überall
bei Neuanlagen elektrisch betriebene Chargierwagen zur Verwendung gelangen, sofern
ein Stampfen der Kohle nicht erforderlich ist.
Schömburg.
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Ueber Verdampfungsversuche mit Holzabfällen. Die
Verwendung von Holzabfällen zur Kesselheizung bietet bei richtiger Aufbereitung des
Materials, zweckmäßiger Beschickung und geeigneter Feuerungsanlage manche Vorteile.
Vor der Verwendung muß bei einem Feuchtigkeitsgehalt von mehr als 40 v. H. zunächst
eine Trocknung des Holzes unter gedeckten Schuppen oder bei Spänen ein künstliches
Entwässern durch Brikettieren stattfinden. Dieses bringt eine Verringerung des
Platzbedarfes für den Brennstoff mit sich, wodurch die Arbeit des Heizers wesentlich
erleichtert wird. Die zur Verwendung kommenden Späne werden von der Erzeugungsstelle
durch Transportschnecken zum Trockenapparat gebracht, der mit Dampf geheizt wird.
Hier vermindert sich der Wassergehalt auf etwa 10 v. H. Auch verflüssigen sich die
später als Bindemittel dienenden Harzbestandteile. Durch den Nachtrockner und den
gleichfalls geheizten Einschüttrumpf gelangen die Abfälle schließlich zur
Winkelhebelpresse, die etwa 16 PS Leistung benötigt. Von Wichtigkeit für die
Ausnutzung des Brennstoffes ist ferner die richtige Wahl des Verhältnisses von
Kesselheizfläche zur Rostfläche. Dieses ist bei Flammrohrkesseln etwa 1: 20, bei
Heizrohrkesseln 1: 25 und bei Wasserrohrkesseln 1: 30 unter Voraussetzung einer
Rostbeanspruchung von etwa 100 bis 150 kg Brennstoff für 1 m2 Rostfläche. Für Steinkohlen eingerichtete Roste
sind für die bei geringem Heizwert einen bedeutenden Platz einnehmenden Abfälle
ungeeignet. Bei Berücksichtigung der Eigenart des Brennstoffes wurden indessen durch
Verdampfungsversuche gute Ergebnisse erzielt. Unter anderem ergab sich bei feuchtem
Brennstoff eine Steigerung des Wirkungsgrades um 17 v. H. durch Brikettierung.
Demgegenüber ließ sich mit trockenem Stoffe auch ohne Brikettierung ein gutes
Ergebnis erzielen. Es wurden bei Verfeuerung von trockenen Holzabfällen auf
verlängerten Planrosten ein Gesamtkesselwirkungsgrad von 68,7 v. H. und
Dampftemperaturen bis zu 372° im Ueberhitzer erreicht. [Winkelmann in Zeitschr. für Dampfkessel und Maschinenbetrieb Nr. 31,
1914.]
Schmolke.
Gewichte von Schiffs-Dieselmaschinen. In folgender
Tabelle sind für eine Reihe größerer Schiffsmaschinen die Gewichte angegeben.
Hieraus ist deutlich der Einfluß der Bauart (besonders des Rahmens) auf die Größe
des Maschinengewichtes ersichtlich. Zur Bestimmung der Nutzleistung ist bei allen
Maschinen ein mittlerer effektiver Druck von 4 at angenommen. Zurzeit ist das
Einheitsgewicht der Zweitaktmaschine noch nicht bedeutend geringer, als das der
Viertaktmaschine, da man im Bau solcher Maschinen bereits größere Erfahrungen
besitzt, als im Bau großer Zweitaktmaschinen. [Oelmotor 1914, S. 207.]
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Bauart; Nutzleistung; Zyl.zahl;
Zylinderdurchm.; Hub; Ausführung; Maschinengewichte; Bemerkungen; mit Welle u.
Schraube = 100 t; mit Hilfsmaschinen = 300 t; einschl. Hilfsmaschinen; mit
Schwungrad v. 81 Gew.; Hilfsmaschinen für 2 Maschinen = 88 t
W.
––––––
Kohlenstaub als Brennstoff. Die Einführung einer
Kohlenstaubfeuerungsanlage bedeutet vielfach eine wesentliche Ersparnis, trotzdem
eine Kohlenmühle nebst Verteilungsvorrichtung erforderlich ist. Der Kohlenstaub darf
nicht mehr als ½ v. H. Feuchtigkeit enthalten und muß genügend fein gemahlen sein.
Auch muß der Brenner so eingerichtet sein, daß alles brennbare Gas und der gebundene
Kohlenstoff bei Eintritt in den Verbrennungsraum sofort verbrennen, so daß alle
Energie auf einmal frei wird. Bei der jetzt üblichen Luftpressung macht sich die
zerstörende Wirkung des Kohlenstaubstrahles auf das Ofenfutter erst nach 27 bis 30
Wochen bemerkbar. Bei einer Kohlenmühle normaler Bauart wird die Kohle aus Wagen in
einen Trichter über dem Brechwerk gestürzt. Von hier gelangt sie mittels eines
Knaggenkettenförderers nach dem Vorratstrichter und durch eine Rüttelschütte in die
rotierende Trockentrommel, die von Heißluft durchzogen wird. Schraubenflügel
schieben den Brennstoff hindurch zu einem Förderer, der ihn wiederum in einen
Trichter schafft, von welchem er durch eine Rutsche in den Mahlgang gelangt, wo er
zu Pulver zerrieben wird. Dies Pulver wird durch Schnecke und Knaggenkettenförderer
zum Verteilungstrichter gebracht und von hier aus den einzelnen Oefen zugeführt.
Hier fällt der Kohlenstaub aus einem Trichter auf eine Schnecke, die ihn zu einem
mit einem Druck von 26 cm Wassersäule zuströmenden Luftstrom fördert. Dieser trägt
ihn zum Brenner, wo der Strahl mit einem Druck von nur noch 4,4 cm Wassersäule
eintritt und unter Verwendung von Holz oder ölgetränkter Putzwolle in Brand
gesetzt wird. Es ist Sorge getragen, daß der vom Luftstrom vielleicht zunächst nicht
mitgerissene Staub nicht verloren geht. Er wird vielmehr durch eine zweite Schnecke
wieder der Verwendungsstelle zugeführt. Zur Reinigung der trocknenden Heißluft von
mitgerissenem Staub ist ein Zentrifugal-Staubabscheider vorgesehen. Bei der
Verwendung von Kohlenstaub als Brennstoff lassen sich bedeutende Ersparnisse
gegenüber Kohle, Oel und Generatorgas erzielen. Diese betrugen bei der American Locomotive Co. in Schenectady, wo man Oel durch
Kohlenstaub ersetzte, etwa 70 v. H. Der Preis für 33000 Kalorien stellte sich auf
1,19 Cent bzw. 5 Pf. [Zeitschrift für prakt. Maschinenbau Nr. 32, 1914.]
Schmolke.
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Einfluß der reichlichen Schmiermittelzufuhr auf den Bau von
Werkzeugmaschinen. Neuzeitliche Werkzeugmaschinen mit ihren gegen ältere
Typen gewaltig erhöhten Spanleistungen erfordern zur Kühlung und Schmierung der
Werkzeuge entsprechend große Mengen des Kühl- bzw. Schmiermittels. Seine Zuführung
zum Werkzeug, das Wiederauffangen, das Reinigen erfordern besondere konstruktive
Maßnahmen, die zweckmäßig schon beim Entwurf der Werkzeugmaschine berücksichtigt
werden müssen. Tatsächlich erkennt man, besonders bei manchen Maschinengattungen mit
schneilaufendem Werkzeuge, wie hauptsächlich Schleifmaschinen, Revolverbänken usw.,
aus der äußeren Ausgestaltung auf den ersten Blick den Einfluß, den die
Rücksicht auf das Umherspritzen des Kühlmittels ausgeübt hatte.
Was dessen Zuführung zum Werkzeug anbetrifft, so kommt zumeist der freie Strahl aus
einer einfachen Düse auf die Arbeitsstelle in Frage; wo dies ausgeschlossen ist, wie
besonders bei der Herstellung sehr tiefer Bohrungen in Geschützrohren, Gewehrläufen
usw. dienen verdeckte Kanäle, die in das Werkzeug eingearbeitet sind, dazu, den
Flüssigkeitsstrom unmittelbar an die Arbeitstelle zu führen (s. a. D. p. J. 191 2,
S. 811). Bei stillstehendem Bohrer, also umlaufendem Werkstück, ist die Verbindung
mit der Zuleitung für die Flüssigkeit verhältnismäßig leicht anzubringen. Wo nicht
einfach das hintere Bohrerende an die Leitung angeschlossen werden kann, muß ein
seitlicher Anschluß vorgenommen werden. Bei umlaufendem Werkzeug kann die Anordnung
nach Abb. 1 gewählt werden. Die Bohrspindel a wird hier von einer nicht mit umlaufenden, dichtend
aufgepaßten und mit der Zuleitung b versehenen Hülse
c umfaßt. Durch die angedeuteten Kanäle dringt das
Schmiermittel bis zur Arbeitstelle.
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Abb. 1.
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Abb. 2.
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Abb. 3.
Die Arbeitstische der Werkzeugmaschinen erhalten eine ringsherumlaufende tiefe
Sammelnute für das gebrauchte abfließende Schmiermittel, das früher ungehindert
überall herablief und alles verschmutzte. Jetzt läuft es unmittelbar oder durch
Rohrleitungen geführt in Sammelbehälter, wobei durch ein Sieb oder durch eine
Ueberlaufstelle dafür Sorge getragen ist, daß Metallspäne zurückgehalten werden.
Textabbildung Bd. 329, S. 649
Abb. 4.
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Abb. 5.
Diese Sammelnuten haben nun an sich den Nachteil, daß sie bei gleicher Tischfläche
die nutzbare Aufspannfläche vermindern, so daß eine Bearbeitung winkliger und
sperriger Stücke oftmals auf Schwierigkeiten stößt. Dieser Nachteil kann aber nach
Abb. 2 leicht dadurch vermieden werden, daß die
Randleiste bis zur Höhe des Tischfläche geführt wird und so selbst einen Teil
der Spannfläche darstellt.
Textabbildung Bd. 329, S. 649
Abb. 6.
Bei Schleifmaschinen, wo das Wasser mit großer Gewalt umhergespritzt wird, ist wieder
eine beträchtliche Erhöhung der Randleiste erforderlich (Abb. 3), um das Spritzwasser sicher abzufangen. Bei umlaufenden oder
verschiebbaren Arbeitstischen müssen noch besondere Umlaufkanäle (Abb. 4 und 5)
vorgesehen werden. Das von Spannfuttern u. dgl., die bequem zugänglich bleiben
müssen, abspritzende Schmiermaterial wird in der Regel durch passend gebogene
Blechkappen, die nach Bedarf herumgeklappt werden können, abgefangen.
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Abb. 7.
Es ist schon verschiedentlich mit bestem Erfolg der Versuch gemacht, die ohnehin
schon meist kastenartig ausgebildeten Maschinengestelle als Auffangbehälter für
Späne und Schmiermittel auszubilden. Es muß allerdings besonderer Wert auf leichte
Entfernbarkeit der Späne gelegt sein. Abb. 6 und
7 geben Ausführungsbeispiele. Desgleichen müssen
zwecks Reinigung die Siebe a leicht herauszunehmen und
die Ueberlaufwehre bequem zugänglich sein. Eine möglichst weitgehende Säuberung des
Schmiermittels von Metallspänen ist schon mit Rücksicht auf die den Kreislauf des
Schmiermittels bewirkenden Pumpen geboten. [Deutsch. Werkzeugmaschinenbau 1914, Heft
13 und 14.]
Rich. Müller.
––––––
Die Erdgasquellen Ungarns. Hierüber macht Dr. Herbing nähere Angaben in der Zeitschrift
„Braunkohle“, Bd. XII, S. 857 bis 859. Die Herkunft des Erdgases in
Ungarn ist noch nicht mit Sicherheit festgestellt, doch ist es mit großer
Wahrscheinlichkeit dem Bitumen zuzuzählen, da es dieselben Bestandteile enthält, wie
sie auch im Petroleum vorkommen. Durch die vom ungarischen Staate vorgenommenen
Bohrungen wurde die Antiklinaltheorie, die zuerst von Höfer ausgesprochen hat, vollauf bestätigt; auf Grund dieser Theorie sind
Petroleum und Erdgas in ihrem Vorkommen an Zonen gebunden, in deren Achsen sich die
reichsten Lagerstätten finden. In Ungarn wurde gleich bei der zweiten Bohrung die
Achse eines solchen Sattels getroffen, und es wurden riesige Mengen Erdgas zu Tage
gefördert. Bisher wurden 29 Bohrungen vorgenommen, von denen die bei Kißàrmàs mit einer
täglichen Gaslieferung von 1 Million m3 bei weitem
die ergiebigste ist. Diese Gasquelle wird nur übertroffen von den Gasbrunnen bei
Pittsburg (83000 m3 stündl.), den Hogebrunnen in
Pennsylvanien (70 750 m3 stündl.) und den
Matson-Terrainbrunnen in Kalifornien (41150 m3
stündl.). Die Quelle von Kißàrmàs liefert fast reines Methan (99,25 v. H.), während
der Methangehalt der andern Quellen zwischen 97 und 99 v. H. liegt, entsprechend
einem Heizwert von 8300 bis 8700 Wärmeeinheiten für 1 m3 Gas.
Ueber die technische Verwertung dieser wertvollen Energiequelle teilt die
„Chemiker-Zeitung“ 1914, S. 469 mit, daß vor kurzem in Aranyos-Torda eine
Fernleitung in Betrieb genommen wurde, die bei einer Länge von mehr als 73 km 20
Gemeinden Siebenbürgens mit Gas versorgt. Die Ergiebigkeit der Quellen, aus denen
das Gas mit einem Drucke bis zu 28 at ausströmt, hat seit ihrer Erbohrung im Jahre
1909 noch nicht nachgelassen. Aus den verschiedenen Quellen in Kißàrmàs werden
allein in 24 Stunden 1,7 Mill, m3 Erdgas
gefördert. Zur Erzeugung der gleichen Menge Steinkohlengas wären jährlich etwa 2
Mill. Tonnen Steinkohlen erforderlich, d.h. fast das Doppelte der gegenwärtigen
ungarischen Steinkohlenförderung. Die Anlage von weiteren Fernleitungen nach den
nächstgelegenen Städten Klausenburg und Maros-vásárhely (100 km Entfernung) ist
beabsichtigt, auch besteht schon seit langem der Plan, das Erdgas bis nach der
Hauptstadt Budapest zu leiten. Trotz der hohen Kosten einer solch langen Fernleitung
würde sich, wie Berechnungen ergeben haben, 1 m3
Erdgas in Budapest auf nur 2,4 Heller stellen gegenüber 7 Heller für 1 m3 Steinkohlengas bei Abrechnung des
Kokswertes.
Einstweilen wird das Erdgas in Kißàrmàs für die Beleuchtung der Personenwagen der
Staatsbahn verwendet. Hierzu dienen Stahlflaschen von 4u 1 Inhalt, in die mit einem
Druck von 100 at 4 m3 Gas gepreßt werden. Diese
Menge ist ausreichend, um einen Eisenbahnwagen 80 Stunden lang zu beleuchten.
Die Herstellung der oben erwähnten Fernleitung kostete bei einer Länge von 73,3 km
etwa 3,5 Mill. M. Täglich strömen 204000 m3 Gas
durch diese Leitung, die aus gezogenen Stahlrohren von 6 bis 14 m Länge und 143 bis
250 mm ⌀ besteht. Die Rohre sind mit einer Gummischicht gedichtet, mit Pech
überstrichen und mit asphaltierter Jute umwickelt. Die Verlegung der Leitung
bereitete große Schwierigkeiten, da in jener Gegend sehr häufig Erdrutschungen
vorkommen. Zur Verwertung des Gases für industrielle Zwecke hat die ungarische
Regierung in der letzten Zeit mit verschiedenen größeren Gesellschaften Verträge
abgeschlossen. Bis jetzt werden in Torda nur eine chemische und eine Zementfabrik
mit Erdgas versorgt, doch wurde zur Auffindung weiterer Verwertungsgebiete auf
chemischem Wege vor kurzem in Budapest eine Erdgas-Studiengesellschaft gegründet,
die in Kißàrmàs eine Versuchsanlage errichtet hat.
Dr. Sander.
––––––
Stand der Gepäckbeförderung. Für die Beförderung des
Gepäcks von den Annahme- und Ausgabestellen bis zum Bahnsteig ist der Seilaufzug
wenig geeignet. Er wurde daher durch den betriebssichereren Einspindelaufzug
verdrängt, wo der Fahrkorb fest mit der Spindel verbunden ist und die gegen
senkrechte Verschiebung gesicherte Mutter gedreht wird. Indessen hat diese
Vorrichtung einen geringen Wirkungsgrad. Sie wird daher neuerdings vielfach durch
den an ein Wagenhebewerk erinnernden Zweispindelaufzug ersetzt. Bei diesem sind die
Muttern fest mit dem Fahrkorb verbunden, und die gestützten bzw. aufgehängten, oben
oder unten mit einem Halslager versehenen Spindeln werden vom Motor mit Hilfe von
Schneckengetrieben gedreht. Wenn möglich, soll der Motor wegen der besseren
Zugänglichkeit außerhalb des Schachtes aufgestellt werden. Die an den
Schachtlangseiten symmetrisch angeordneten Spindeln machen vier getrennte
Gegengewichte und Führschienen notwendig. Auf die Muttern stützt sich ein Querträger
und auf ihn unter Verwendung einer gelenkigen Lagerung die Fahrbühne. Infolge dieser
Anordnung werden Kräftepaare von dem Querträger auch bei einseitiger Laststellung
ferngehalten. Zur Erhöhung des Wirkungsgrades erhalten die Schneckengetriebe ein
Uebersetzungsverhältnis von wenigstens 1: 6 bis 1: 8. Die Drehzahl des Motors darf
wegen der für den kurzhübigen Aufzug ins Gewicht fallenden Massenwirkung nicht zu
groß sein. Auch Zweispindelaufzüge mit auf- und absteigenden Spindeln werden
bisweilen ausgeführt. Sie stellen, da die Spindeln mit dem Fahrkorb fest verbunden
sind, gewissermaßen eine Verdopplung des Einspindelaufzuges dar. Einen weiteren
Fortschritt verkörpern die Stützkettenaufzüge von R. Stahl in Stuttgart. Bei ihnen treten an die Stelle der Spindeln zwei
endlose Ketten, die an der unteren Kettennuß angetrieben werden. An je einem Trum
der beiden Ketten ist die Fahrbühne befestigt, am anderen wirken die Gegengewichte.
Die Führung verhindert die Glieder der Stützkette am Ausweichen. Diese stützen sich
vielmehr gegenseitig beim Bruch. Auch an den Kettenrädern wird der Eingriff
gesichert. Druckwasseraufzüge finden sich vielfach in Bayern und Sachsen. Ihre
Vorzüge sind: Betriebssicherheit, geringe Wartung und genaues Halten in den
Endstellungen. Der Hauptnachteil besteht in ihrer geringen Wirtschaftlichkeit. Auf
dem Hauptbahnhof München verbinden Förderbänder den Gepäcktunnel mit den
Ausgabestellen. Sie bestehen aus Tempergußketten mit Tragrollen am gemeinsamen
Drehpunkt der Glieder. Auf angegossenen Winkelkonsolen der Glieder liegen als
Tragflächen Bretter. Zwischen die Stege der Konsolen greifen achtseitige Räder,
deren oberes durch den Motor unter Zwischenschaltung von Zahnrad und Schnecke
angetrieben wird. Die Tragrollen laufen auf Winkeln, die an Gitterträgern befestigt
sind. [Landsberg in Nr. 27 der Zeitschrift d. Ver.
deutsch, Ingenieure.]
Schmolke.
––––––
Auf dem Felde der Ehre gefallen ist unser Mitarbeiter der Dipl.-Ing. Wilhelm Platz, Offizierstellvertreter.