Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 682 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Anschluß an das Elektrizitätswerk oder eigene
Kraftanlage? so lautet die Frage, die K. Härtung
von neuem in der Zeitschr. für Dampfkessel und Maschinenbetrieb Nr. 31 und 32,
Jahrg. 1914, behandelt. Eigentlich ist die Frage ja schon längst durch die Praxis
entschieden. Sofern es sich nicht um größere Anlagen handelt oder besondere
Nebenzwecke verfolgt werden, beherrscht unzweifelhaft der Elektromotor das Feld. Der
Verfasser kommt zwar an Hand von Betriebskostenberechnungen zu dem Ergebnis, daß
eigene Anlagen mit Kleindampfmaschinen oder Dieselmotoren ganz bedeutend
wirtschaftlicher seien. Da aber selbstverständlich die Praxis ihre guten Gründe hat,
wenn sie sich des Elektromotors bedient, soweit es nur möglich ist, so kann man aus
solchen Widersprüchen auch folgern, daß die Rechnung nicht vollständig ist. Es mag
mitunter nicht leicht sein, den Wert günstigerer Betriebseigenschaften und ähnlicher
Vorzüge zahlenmäßig in Rechnung zu setzen; nichtsdestoweniger sind solche
mittelbaren Vorteile häufig ausschlaggebend.
Beispielsweise ist der Elektromotor, verglichen mit der verhältnismäßig doch garnicht
einfachen Anlage einer Explosionskraftmaschine, von idealer Einfachheit. Außer
den Achslagern und den Schleifbürsten auf dem Kommutator bzw. den Schleifringen sind
keine der Abnutzung und infolgedessen der Unterhaltung bedürftigen Teile vorhanden.
Während er durch einen Handgriff von beliebiger Stelle aus angelassen oder
stillgesetzt werden kann, ist das Anlassen eines Dieselmotors beispielsweise
bekanntlich eine viel weniger einfache Betätigung. Berücksichtigt man ferner, daß
hier der Besitzer für seine Betriebsmittel auch noch selbst sorgen muß, so ergibt
sich für einen kleinen Betrieb von 12 bis 16 PS, den der Verfasser seiner Berechnung
zugrunde legte, eine im Hinblick auf den wirklichen Nutzen unverhältnismäßige
Verwicklung des an sich meist sehr einfachen Betriebes.
Es darf aber nicht übersehen werden, daß kleinere Werkstätten einen stark
veränderlichen Kraftbedarf haben. Während der Elektromotor seine Stromaufnahme
nahezu proportional der Belastung regelt, ist ein ähnlicher Vorgang bei den übrigen
Kraftmaschinen nur in geringerem Maße vorhanden, was auch in der bekannten
Vorschrift zum Ausdruck kommt, daß die Motoren möglichst in der Nähe ihrer
Normalbelastung arbeiten sollen. Kurzzeitige hohe Ueberlastungen verträgt der Elektromotor ohne
weiteres, da für ihn die Leistungsgrenze praktisch nur durch die Erwärmung bestimmt
ist, die aber von der durchschnittlichen Beanspruchung abhängt. Bei Dampf- und
Explosionskraftmaschinen ist lediglich das zu erwartende höchste Drehmoment
maßgebend; da nur verhältnismäßig geringe Ueberlastungen zulässig sind, müssen die
Maschinen von vornherein ein gut Teil kräftiger gewählt werden, als der
gleichwertige Elektromotor.
Nun sind bei der Dampf- bzw. Dieselanlage besonders die von dem hohen Anlagekapital
ausgehenden, von der Ausnutzung der Anlage unabhängigen Beträge von maßgebendem
Einfluß, während andererseits beim Elektromotor die Stromkosten, also die der
wirklichen Arbeitsleistung entsprechenden Beträge, den Hauptposten darstellen.
Gegenüber der Vergleichsrechnung des genannten Verfassers, der eben unter Annahme
einer konstanten Belastung für eine Dieselanlage die KW/Std. zu 10,63 Pf., für
Elektromotorenbetrieb zu 18,1 Pf. berechnet, dürfte sich für die Praxis eine
erhebliche Verschiebung nach zwei Seiten ergeben. Erstens wird der Dieselmotor ganz
erheblich größer gewählt werden müssen als der entsprechende Elektromotor, wodurch
die toten Kosten entsprechend steigen, zweitens wird sehr wahrscheinlich der
wirkliche KW-Verbrauch kleiner sein, als der den Rechnungen zugrunde gelegte
maximale, über das ganze Jahr konstant angenommene.
Auch die Anlagekosten sind für den Besitzer eines kleinen Betriebes nicht belanglos,
werden diese doch für einen 16 PS-Elektromotor mit 1100 M, für den Dieselmotor zu
7500 M angegeben. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Kommt ein solcher Betrieb, was
erfreulicherweise meist der Fall, in die Lage, nach einigen Jahren günstiger
Entwicklung einen größeren Motor aufstellen zu müssen, so wird dies naturgemäß für
die letztgenannte Motorart erst recht eine kostspielige Sache, gebrauchte Motoren
stehen nicht hoch im Kurse. Selbst das nur einen Bruchteil dieser Kosten
veranlassende Auswechseln des Elektromotors kann vielfach vermieden werden, wenn er
von vornherein entsprechend größer gewählt worden war. Bei ihm ist dies zulässig, da
sein Wirkungsgrad innerhalb weiter Grenzen sich nur wenig ändert.
Dampfmaschinen in dieser Größe dürften als Konkurrenz kaum jemals in Frage kommen. Es
wird daher eine solche von 40 PS Leistung in Betracht gezogen. Kann der gesamte
Abdampf für Koch- oder Heizzwecke Verwendung finden, so kostet die KW/Std. nur etwa
7,66 Pf., bei eingebauter Ueberhitzung noch beträchtlich weniger. In solchen Fällen
mag auch noch die viel weiter gehende Verwicklung des Betriebes, die den Besitzer
mit erheblicher Verantwortung und Mühewaltung belastet, begründet sein. Dieser Fall
wird aber selten sein. Soll beispielsweise nur während weniger Wintermonate geheizt
werden, so kann sich eine Dieselmotoranlage, für die sich hier die KW-Std. auf 6,34
Pf. stellen soll, und eine gesonderte Heizvorrichtung leicht vorteilhafter
stellen.
Die Kosten der elektrischen Energie werden mit 15 bis 20 Pf. für die KW/Std.
angenommen; das ist für viele Fälle gewiß ein annehmbarer Mittelwert. Für größeren
Bedarf, wie etwa für einen Motor von 50 PS, werden indessen je nach Lage der Sache
schon besondere Preisvergünstigungen gewährt, durch die den Berechnungen eine ganz
andere Grundlage gegeben werden kann. Jedenfalls ist die eingangs gestellte Frage
keineswegs so ohne weiteres an Hand der unmittelbarsten Betriebskosten zu
entscheiden. Abgesehen davon, daß ohnehin für die Gestehungskosten, irgend eines
Erzeugnisses die Kosten der Betriebskraft fast immer nur eine untergeordnete Rolle
spielen, ist durchaus erforderlich, von Fall zu Fall auch die besonderen
Eigenschaften jeder Motorgattung wie angedeutet voll zu würdigen.
Rich. Müller.
––––––
Kolbenringe für Automobilmotoren werden gewöhnlich aus
besonders ausgewähltem Gußeisen hergestellt. Sie müssen die hohen Temperaturen des
Arbeitsvorganges aushalten, ohne an Elastizität zu verlieren, und sie müssen
elastisch genug sein, um sich über den Kolben in dessen Ringnuten überstreifen zu
lassen. Der fertige Kolbenring muß ferner, wenn er auf den Durchmesser der
Zylinderbohrung zusammengedrückt ist, auf dem ganzen Umfang mit möglichst gleichem
Auflagedruck nach außen anliegen, endlich müssen selbstverständlich die Stirnflächen
genau parallel zueinander und senkrecht zur Mantelfläche sein.
Textabbildung Bd. 329, S. 682
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 329, S. 682
Abb. 2.
Zur Erzielung einer gleichmäßigen Federung und namentlich, um ein Zerbrechen der
Ringe beim Aufziehen zu vermeiden, gibt man bisweilen dem Kolbenring eine
exzentrische Form (Abb. 1). Die Einwände gegen
solche Ringe, nämlich ungleichmäßige Abnutzung der Ringnuten und die Möglichkeit des
Eindringens heißer Gase in den Raum α und
Beeinträchtigung der Schmierung dadurch, scheinen unbegründet zu sein, da sich die
Ringe im Betrieb durchaus bewähren sollen. Eine eigenartige Vorrichtung zur
Herstellung solcher Ringe auf einer gewöhnlichen Drehbank, wobei die Ringe von einem
Gußeisenzylinder abgestochen werden, der gleichzeitig außen und innen abgedreht
wird, wird von Barrett im „American Machinist“
beschrieben und von Prätorius im „Motorwagen“
(1914, Heft 23 bis 24) wiedergegeben.
Mit konzentrischen Kolbenringen (Abb. 2) läßt sich
die Forderung gleichmäßiger Federung im allgemeinen nur erreichen, wenn die Ringe
einer besonderen Nachspannung durch Walzen oder Hämmern unterzogen werden. Das
Hämmern geschieht auf der Innenfläche des Ringes, und zwar naturgemäß am stärksten
auf der dem Stoß gegenüberliegenden Seite. Der Vorgang erfordert außer den geeigneten
Vorrichtungen viel praktische Erfahrung und wird daher von den meisten Fabriken
geheim gehalten. Das Hämmern kann vor oder nach dem Schlitzen der Ringe
geschehen.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
––––––
Brennstoffverbrauch von Dieselmotorschiffen. Die folgende
Zusammenstellung zeigt den Brennstoffverbrauch bekannter Motorschiffe, bei denen die
Hauptmaschinen nach dem Viertaktverfahren arbeiten (s. Tabelle).
Schiffsname
Brennstoff
HeizwertWE/kg
Brennstoffverbrauch in g
Fahrtge-schwindigkeitsm
Datum derersten Fahrt
Reiseziel
für 1 PSi/Std.
für 1 PSe/Std
Suecia
rumänisches Oel
9896
160
193
–
Januar 1913
London–Rio de Janeiro
Selandia
Diesmor-Oel
9960
166
198
11,8
Februar 1912
Kopenhagen–London
Christian X.
„
9960
164
196
11,5
Juli 1912
Hamburg–Havanna
California
rumänisches Oel
9896
146
178
10
–
Kopenhagen–Boston
Pedro-Christoffersen
„
9896
151
182
10
Sept. 1913
London–Rio de Janeiro
Siam
Borneo-Oel
9875
137
165
–
Mai 1913
Suez–Singapur
Annam
„
9875
135
162
–
Oktob. 1913
Port Said–Liverpool
Fionia
„
9875
152
190
13
Juni 1914
Port Said–Genua
Kronpr. Gustav Adolf
rumänisches Oel
9896
141
169
11
Mai 1914
Buenos Aires–Kopenhagen
Die angegebenen Brennstoffverbrauchszahlen sind auf der ersten Reise der Motorschiffe
festgestellt worden. (Zeitschrift „Schiffbau“ 1914, S. 874). Erfahrungsgemäß
nimmt der Brennstoffverbrauch aber noch etwas ab, wenn die Maschinen einmal gut
eingelaufen sind. Der Brennstoffverbrauch für 1 PS enthält zugleich den Verbrauch
für Hilfsmaschine mit Kompressor, für sämtliche Pumpen, Steuermaschine und
Beleuchtung.
W.
––––––
Die richtige Beurteilung des Wirkungsgrades vom
Föttinger-Transformator. Es ist nicht richtig, den Wirkungsgrad eines Föttinger-Transformators durch Multiplikation der
Wirkungsgrade einer Schleuderpumpe und einer Wasserturbine abzuleiten. Der auf
diesem Wege berechnete Wirkungsgrad von höchstens 76 v. H. ist vielmehr zu niedrig.
Dies erklärt sich daraus, daß zunächst an Stelle der Schleuderpumpe nur ein nach dem
gleichen Prinzip arbeitendes Laufrad vorliegt, bei dem nur durch die Wasserreibung
und den Uebergang am Ein- und Austritt der Schaufelkanäle Verluste entstehen. Diese
lassen sich durch sorgfältige Bearbeitung derart vermindern, daß man den
Wirkungsgrad des Primärrades zu 97 bis 98 v. H. annehmen kann. Die Schaufelkanäle
entsprechen nämlich infolge ihrer räumlichen Ausbildung etwa den Meßdüsen zur
Messung von Wassermengen, die einen dem genannten ähnlichen Wirkungsgrad aufweisen.
Demgegenüber findet man bei der Zentrifugalpumpe den Hauptverlust im Difusor, wo man
die dem Wasser nach dem Austritt aus dem Laufrad eigene Geschwindigkeitsenergie
durch Verzögerung in Druck umsetzt. Beim Föttinger-Transformator wird die Geschwindigkeit des Wassers, sofern eine
einstufige Turbine vorliegt, durch einen um das Primärrad angeordneten
Leitapparat noch vergrößert. Bei zweistufiger Turbine umgibt deren Laufrad
unmittelbar das Primärrad, so daß ein Verlust durch Verwandlung der
Geschwindigkeitsenergie in mechanische Arbeit in wirtschaftlichster Weise vermieden
werden kann. Die Reibung ist im letztgenannten Fall gering, da der Leitapparat der
ersten Stufe fehlt. Auch bei der Turbine fallen die Austrittsverluste fort, da das
Wasser sofort mit der ihm innewohnenden Energie dem Primärrad zuströmt. Endlich kann
man Wassermenge und Gefälle so wählen, daß die Wassergeschwindigkeit gegenüber den
Umfangsgeschwindigkeiten der Räder nicht zu groß wird. Bei Beachtung der angegebenen
Verhältnisse dürfte man mit einem Wirkungsgrad des Primärrades von 97,5 v. H. und
einem Wirkungsgrad des Sekundärrades von 91,2 v. H. rechnen können, woraus sich ein
Gesamtwirkungsgrad von 89 v. H. ergäbe. In der Tat wurde bei einem Transformator von
etwa 1350 mm ⌀ dessen bestes Uebersetzungsverhältnis 3,5: 1 war, bei einer Leistung
von 600 PS ein Wirkungsgrad von 88,2 v. H. einschließlich der Lagerreibung erzielt.
Noch günstiger gestalten sich die Bedingungen bei größeren Ausführungen, da hier das
Verhältnis der benetzten Oberfläche zu den durchströmten Querschnitten und somit die
Reibung geringer wird und infolge der größeren Geschwindigkeiten im Verhältnis zu
dem verwendeten Gefälle prozentual kleinere Verluste entstehen. Sogar bei fünffacher
Uebersetzung kann man, sofern größere Leistungen zu übertragen sind, noch auf einen
Wirkungsgrad von 90 v. H. rechnen.
Schmolke.
––––––
Magnetische Futter und Aufspannplatten leisten besonders
bei der Massenfabrikation gute Dienste. Für Schleifarbeiten, auch für leichte Hobel-
oder Dreharbeiten ersetzen sie in vollkommener Weise die bekannten
Schraubspannplatten. Es ist natürlich Voraussetzung, daß es sich um magnetisierbare
Arbeitstücke handelt, also solche aus Eisen oder Stahl, oder auch um
hocheisenhaltige Legierungen. Dünne, plattenartige Arbeitstücke eignen sich
besonders gut zur Verwendung, da sie sehr sicher haften, ohne daß ein Verspannen
eintritt, wie es bei den Schraubspannplatten kaum zu vermeiden ist.
Entsprechend dem Wesen dieser Haltevorrichtungen soll die magnetische Zugkraft die
Wirkung von Spannschrauben ersetzen. Die Zugkraft muß deshalb nicht nur
möglichst groß, sondern auch gleichmäßig über die ganze Arbeitsfläche verteilt sein.
Daher beruhen die verschiedenen vorhandenen Konstruktionen fast ausschließlich auf
der abweichenden Ausführung und Anordnung der Pole.
Die Heald Machine Co., Worchester, bringt bei ihren neuen
Spannvorrichtungen, seien es nun runde, rotierende Spannfutter, die an Stelle der
Planscheiben von Drehbänken verwendet werden sollen, oder flache, rechteckige
Spannplatten, eine große Anzahl von Polschenkeln von flach-rechteckigem Querschnitt
dicht nebeneinander in dem kastenartigen Gehäuse unter, wobei Pole und Gehäuse in
einem Stück und zwar aus Stahlguß hergestellt sind. Die parallel zueinander
stehenden Pole sind bei den runden Futtern sehr geschickt verteilt. Dementsprechend
ist die magnetische Zugkraft an allen Punkten der Spannfläche fast gleich. Jeder
Polschenkel ist von einer Erregerspule umgeben, die in zwei Gruppen zu einem
gemeinsamen Stromkreise zusammengeschaltet werden, je nachdem sie parallel oder
hintereinander geschaltet sind, können sie an eine Spannung von beispielsweise 110
Volt oder dem doppelten Werte, also 220 Volt angeschlossen werden. Zum Betriebe
derartiger Magnete ist selbstverständlich nur Gleichstrom verwendbar.
Die eigentlich magnetisch wirksame Fläche ist aber bei dieser Konstruktion eine
besonders aufgelegte Polplatte, die zugleich den wasserdichten Abschluß des
Gehäusekastens bewirkt. Die aus Gußeisen bestehende Platte, die sich am Umfang den
Abmessungen des Gehäuses anpaßt, enthält Löcher von der gleichen Zahl und
Querschnittsform, aber größerem Querschnitt als die Pole, und liegen diesen auch
genau gegenüber. Sie werden mit Polstücken aus weichem Holzkohleneisen von gleichem
Querschnitt wie die Pole ausgefüllt, wobei die verbleibenden ringförmigen
Zwischenräume mit einem magnetisch nichtleitendem Metall ausgegossen werden. Die
Polplatte, die so ein ziemlich festes Ganzes bildet, wird beiderseitig sauber
bearbeitet, auf die ebenfalls sorgfältig geschliffene Gehäusefläche aufgebracht und
durch am Umfang verteilte Schrauben mit dieser verbunden, wobei die eingesetzten
Polstücke und die Polflächen selbst genau zur Deckung kommen müssen. Zwecks
innigeren magnetischen Kontaktes sind die Polkerne noch um 0,05 mm höher gelassen
als die Paßfläche des Gehäuses.
Der magnetische Kraftfluß geht von den Polkernen aus durch das anliegende Polstück in
das Arbeitstück, von diesem teilweise über die zugehörigen Polstücke zu
benachbarten, entgegengesetzt magnetisierten Polen, teilweise auch auf Streuwegen
über den Gußeisenteil der Polplatte und über das Gehäuse zum Pol zurück. Die
genannte Firma gewährleistet eine Zugkraft von mindestens 7,8 kg für den cm2, wobei dieser Wert für beliebige Stellen der
Spannfläche bis auf 10 v. H. gleich ist. Der nach außen gehende Teil der
Feldstreuung soll 2 v. H. nicht überschreiten, so daß das sehr lästige Ansammeln von
Spänen auf den nicht wirksamen Stellen des Futters hier nur unbedeutend auftritt.
Die Polplatte ist verhältnismäßig stark ausgeführt, damit die Spannfläche möglichst
oft nachgearbeitet werden kann, wenn sie nach längerer Benutzung an Genauigkeit
verloren hat.
Den umlaufenden Futtern muß der Strom durch Schleifringe zugeführt werden; die dazu
gehörenden Schleifbürsten und Bürstenhalter werden isoliert an geeigneter Stelle des
Maschinengestelles befestigt. Als Isolationsmaterial wird durchweg Bakelit
verwendet. Der Wattverbrauch der Spannfutter ist sehr gering. So verbraucht z.B. das
kleinste rotierende Futter von 165 mm ⌀ 20 Watt, das größte von 628 mm ⌀ 264 Watt.
Von der rechteckigen Type braucht das kleinste von 114 × 254 mm Kantenlänge 30 Watt,
das größte mit einer Kantenlänge 254 × 813 mm nur 132 Watt.
Um die bei den aufgespannt gewesenen Gegenständen auch nach Abschaltung des Stromes
verbleibende Restmagnetisierung zu vernichten, muß der Erregerstrom in verringerter
Stärke kurzzeitig umgekehrt werden. Der ohnehin erforderliche Ausschalter ist daher
meist so ausgebildet, daß er diese Maßnahme zwangläufig und selbsttätig ausführt.
[Zeitschr. für prakt. Maschinenbau, Heft 36/37, 1914.]
Rich. Müller.
––––––
Die Entwicklung im Bau von Gleichstrom-Dampfmaschinen.
Bisher sind über 600000 PS in Gleichstrom-Dampfmaschinen zur Ausführung gelangt.
Unter den Lizenzträgern ist in erster Linie den Gebr.
Sulzer, Ludwigshafen und Winterthur, dieser Aufschwung zu danken. Der Bau
einer 2000 PS-Maschine für die Krefelder Baumwollspinnerei bewies, daß die
Gleichstrom-Dampfmaschine auch bei großen Leistungen am Platz ist. In der Folgezeit
sind daher weitere Anlagen bis zu einer Leistung von 7000 PS geliefert worden. Die
Kolbenstange wurde bisher bei den Maschinen der Gebr.
Sulzer nicht durchgeführt. Nur bei der Krefelder Maschine ist der Kolben
schwebend angeordnet, wodurch große Sicherheit gegen Fressen erzielt wird. Die
Zylinder werden faßartig oder besser bei einer dem Betriebe entsprechenden
Temperatur des Wulstes und der Enden zylindrisch ausgebohrt. Das ganze Triebwerk
wird eingekapselt und dadurch ein sehr geringer Schmierölverbrauch erzielt. Da nur
ein Zylinder vorhanden ist, wird naturgemäß auch der Verbrauch an Zylinderöl kleiner
als bei Verbundmaschinen. Um ein Durchbiegen der Steuerwelle zu vermeiden, sitzt der
Achsenregler ganz am Ende der Welle dicht vor dem letzten Lager. Er beeinflußt Hub
und Voreilung der beiden Einlaßexzenter, die durch Rollenhebel und ein Kurvenstück
auf das Ventil wirken. Bei Kondensationsmaschinen genügt eine Höchstfüllung von 20
bis 25 v. H. Statt starrer werden elastische Einlaßventile benutzt, deren unterer
starrer Sitz einen kleineren Durchmesser als der obere nachgiebige haben muß. Läßt
man den Ventilkorb fort und bearbeitet die Ventiltasche und die Kopfflächen des
Deckels und des Kolbens, so vermindert sich der schädliche Raum. Der Kondensator, in
den der Auspuffwulst fast mit voller Breite mündet, wird zum völligen Ausgleich der
Drücke möglichst nahe an den Zylinder gerückt. Die Entfernung zwischen Luftpumpe und
Kondensator ist so groß, daß genügend Zeit für den Wärmeaustausch zwischen
Einspritzwasser und Dampfrest vorhanden ist. Infolgedessen wird die Einspritzmenge
und der Kondensatordruck gering. Das in der Abbildung gezeigte Indikatordiagramm
läßt den raschen Spannungsausgleich nach dem Kondensator, bei guter Luftleere und
kleinem schädlichen Raum, sowie die nahezu theoretisch richtige Verdichtung
erkennen. Bei einer anderen Anlage wurden Vorkehrungen getroffen, um die Maschine
vor Inbetriebsetzung anwärmen zu können. Der Kondensator wirkte bei Auspuffbetrieb
als Schalldämpfer infolge geeigneter Verbindung mit Luftpumpe und Auspuffleitung.
Durch die Schraubenverbindung zwischen Kreuzkopf und Kolbenstange wurde das Spiel
des zweiteiligen Kolbens tunlichst eingeschränkt, so daß in Verbindung mit
geeigneter Einrichtung der Ventile ein schädlicher Raum von 1,25 v. H. und eine
zusätzliche schädliche Fläche von 25 v. H. der kleinsten möglichen schädlichen
Fläche erreicht wurde. Ein Rotgußbelag verhinderte, daß der Kolben die geheizten
Zylinderenden berührte. Zur Kondensation ist frisches, nicht rückgekühltes Wasser
erforderlich. Bei einem schädlichen Raum von 2 v. H., einer Füllung von 8 v. H.,
einer Kondensatorspannung von 0,044 at abs. und einem Anfangsdruck von 13 at abs.
beträgt die günstigste Verdichtungslänge 90 v. H. Somit ist die große Verdichtung,
welche der Schlitzauslaß bedingt, als Vorzug der Maschine zu betrachten. Ferner ist
man bei schädlichen Räumen von 1 bis 2 v. H. und Füllungen von 8 bis 10 v. H.
imstande, die beste Luftleere auszunutzen, da bei der Gleichstrommaschine auch in
diesem Fall die Regel: Expansionsgefälle-Verdichtungsgefälle, erfüllt wird, obgleich
im allgemeinen der kritische Kondensatordruck, unterhalb dessen der Dampfverbrauch
steigt, geringer wird, wenn der schädliche Raum und der Anfangsdruck sich vermindert
und die Füllung wächst. Der stets gleichgerichtete Dampfstrom in Verbindung mit der
Ausnutzbarkeit hoher Luftleere zeigen die Aehnlichkeit zwischen Dampfturbine und
Gleichstrommaschine. Durch Anwendung besonderer gesteuerter Auslaßteile neben dem
Schlitz wird eine falsche Vorrichtung hervorgerufen, der Raumschaden vergrößert und
der Bau der Maschine verwickelter. Auch die vorteilhafte Hintereinanderschaltung der
Dichtungen fällt fort. [Stumpf in Zeitschr. des Vereins
deutscher Ingenieure Nr. 29, 1914.]
Textabbildung Bd. 329, S. 685
Schmolke.
––––––
Kohlensäureausbrüche beim Steinkohlenbergbau in
Niederschlesien, Südfrankreich und Mährisch-Ostrau. In einer sehr
ausführlichen Abhandlung erörtern Bergrat Werne und Dr.-Ing. Thiel die in den genannten Bergbaugebieten zu Tage getretenen
Kohlensäureausbrüche, ihre Entstehung und die zu ihrer Verhütung getroffenen
Maßnahmen. Sie besprechen zunächst kurz die Lagerungsverhältnisse der
niederschlesisch-böhmischen Steinkohlenmulde und der durch Kohlensäureausbrüche
heimgesuchten Bergwerke. Namentlich vier Gruben des Waldenburg-Neuroder Bezirks
hatten bisher unter dieser Erscheinung zu leiden; sie liegen fast in einer Linie in
der nächsten Nähe und parallel der nordöstlichen Begrenzung der
niederschlesisch-böhmischen Karbonmulde. Diese Gebiete haben anscheinend gewisse
örtliche Beziehungen zu Sprüngen und anderen Störungen im Schichtenverband sowie zu
porphyrischen Eruptivgesteinen; auch die Deckschichten scheinen mit dem Auftreten
der Kohlensäure in einem gewissen Zusammenhange zu stehen. Die starke Verdichtung,
in der die Kohlensäure in Flözen und im Nebengestein angetroffen wird, hat öfters
erhebliche Zertrümmerungen von Flöz, Nebengestein und Ausbau herbeigeführt. Die
Ausbrüche erfolgen, sobald bei der Schieß- oder Schrämarbeit ein Kohlensäureherd
erreicht wird. Beim Austritt der Kohlensäure aus der Kohle tritt eine empfindliche
Abkühlung der Umgebung ein (um 1 bis 8° C). Wie stark die Kohlensäure verdichtet
ist, konnte bis jetzt noch nicht einwandfrei festgestellt werden. In der
Segen-Gottes-Grube z.B. ist das dauernde Austreten von Kohlensäure so bedeutend, daß
der ausziehende Wetterstrom etwa 1,2 v. H. Kohlensäure enthält (bei den
westfälischen Zechen im Durchschnitt nur 0,30 v. H.). Durch die Wetterführung werden
täglich rd. 37700 m3 Kohlensäure aus dieser Grube
entfernt. Die bei den Kohlensäureausbrüchen entwickelte Kraft ist oft recht
bedeutend, es werden dabei 40 bis 50 t Kohle losgelöst; auf der Segen-Gottes-Grube
betrug die Menge der zertrümmerten Kohle in einem Falle sogar mehr als 100 t. Die
Kohlenstücke werden hierbei je nach ihrer Größe bis zu 30 m weit in die Strecke
geschleudert. Der größte aller bisher im Waldenburger Gebiet beobachteten
Kohlensäureausbrüche fand im Antonflöz der Cons. Rubengrube statt; hierbei wurden
gegen 500 t Kohle gelöst. Der Zusammenhang der Kohlensäureherde mit Störungen war in
diesem Falle unverkennbar.
Alle an niederschlesischen Kohlen angestellten Versuche weisen darauf hin, daß die in
den Kohlen einiger Bergwerke örtlich aufgespeicherte verdichtete Kohlensäure
juvenilen Ursprungs ist, also aus dem Erdinnern stammt. Daneben enthalten die Kohlen
allerdings auch Kohlensäure organischen Ursprungs, und zwar bis zu 22 v. H. in
frischer Kohle. Bei den Kohlen, die aus den genannten vier Gruben stammten, wurden
dagegen stets mehr als 40 v. H. CO2 in den beim Auskochen der Kohlenproben erhaltenen Gasgemischen
gefunden. Absorptionsversuche mit Kohlensäure, die von Prof. J. Meyer, Breslau, ausgeführt wurden, ergaben, daß die
Kohlen der vier niederschlesischen Gruben große Mengen von Kohlensäure zu
absorbieren vermögen, so absorbierte z.B. Kohle aus dem Idaschacht bei 1 at Druck
das 2,7 fache, bei 2 at Druck dagegen das 5,4 fache ihres Volumens an Kohlensäure.
Hieraus geht klar hervor, daß die Kohlensäure von außen in die Kohlen eingewandert
ist. Weiter sprechen hierfür die geologischen Grundlagen, der vulkanische
Charakter der niederschlesisch-böhmischen Steinkohlenmulde u.a.
Weiter berichten die Verfasser über den Hergang bei den einzelnen
Kohlensäureausbrüchen, die mehrfach Verluste an Menschenleben forderten, sowie über
die Sicherungsmaßnahmen, die im Verbot der Schrämarbeit und in besonderen
Bestimmungen für die Schießarbeit be stehen. Hieran schließen sich ausführliche
Mitteilungen über Kohlensäureausbrüche in südfranzösischen und österreichischen
Steinkohlengruben an. Auch in diesen Bezirken spricht vieles dafür, daß die
Kohlensäure durch vulkanische Einwirkung entstanden ist und aus der Tiefe durch
mächtige Sprünge den Flözen zugeführt wurde. [Zeitschr. für Berg-, Hütten- und
Salinenwesen im preuß. Staate 1914, S. 1 bis 89.]
Dr. Sander.
––––––
Windräder. Die Ausnutzung der Kraft des Windes zum Segeln
reicht bis in die frühesten Zeiten menschlicher Kultur zurück. Weniger alt ist die
Verwendung der Windkraft zum Antrieb von Windmühlen und Windrädern. Die ersten
Windmühlen in Deutschland stammen aus dem Ende des 14. Jahrhunderts. Die Windmühlen
dienten hauptsächlich zum Betrieb von Mahlgängen und nur vereinzelt zur
Wasserförderung, zu welchen Zwecken sie noch heute in Anwendung sind.
Die Windräder, auch Windmotoren genannt, kamen erst in den fünfziger Jahren des
vergangenen Jahrhunderts in Amerika auf. Ihre Wirkungsweise entspricht der einer
achsial beaufschlagten Wasserturbine ohne Leitapparat, weshalb man sie auch als
Windturbinen bezeichnet. Während die ersten amerikanischen Windräder aus Holz
hergestellt wurden, bestehen die heutigen Windturbinen ganz aus Eisen und Stahl. Sie
unterscheiden sich hauptsächlich durch die Art der Einstellung und der Regulierung
voneinander. Diese soll selbsttätig wirken und hat die Aufgabe, zu verhindern, daß
mit zunehmender Windstärke die Umdrehungszahl und damit auch die Leistung des
Windrades ein gewisses Maß überschreiten, da dies die Haltbarkeit der Turbine bzw.
ihre Betriebssicherheit bei Sturm gefährden könnte. Ausführungsformen von Windrädern
sind allgemein bekannt, doch dürften einige Angaben über ihre Benutzungsweise und
Wirtschaftlichkeit willkommen sein.
Von Wichtigkeit ist, daß die Hauptwindseite und die Gegenseite frei sind, damit der
Wind ungehindert zu dem Rad zutreten und auf der andern Seite frei abziehen kann. Zu
diesem Zweck ist bei ebenem Gelände das Windrad so hoch anzuordnen, daß seine
Unterkante alle in einem Umkreise von etwa 300 bis 400 m Entfernung befindlichen
Häuser, Bäume, Sträucher usw. um etwa 2 bis 3 m überragt, da andernfalls die
Leistung des Rades beeinträchtigt wird. Eine genügende Turmhöhe ist daher
Vorbedingung für das richtige Arbeiten einer Windkraftanlage. Geschlossene Talkessel
eignen sich nicht für Aufstellung von Windanlagen.
In den Tabellen 1 bis 3 sind die Anschaffungs- und Betriebskosten von Windmotoren für
verschiedene Leistungen zusammengestellt, wobei angenommen wurde, daß Rad und
Gerüst ganz aus Eisen und Stahl bestehen.
Tabelle 1.
Windmotoren-anlage von
1,54
PSe„
bei„
4–56–7
m/Sek.„
Windgeschwindigkeit„
Raddurchmesser 6 m
Anlagekosten: Preis eines Windmotors mit allem Zubehör einschl.
15 m hohem Eisenturm, betriebsfertig aufgestellt, 3000 M.
Betriebskosten bei einer jährl. Betriebsdauer
von Std.
200
500
1000
2000
3000
4½ v. H. Verzinsung, 6 v. H. Abschreibung u.
Instand- haltung = 10½ v. H. von 3000
M M
315
315
315
315
315
Bedienung u. Schmierung M
80
90
100
110
120
Gesamtjahreskosten M
395
405
415
425
435
Kosten der PSe/Std. bei 4
bis 5 m/Sek.
Windgeschwin- digkeit Pf.
131,7
54,0
27,7
14,2
9,7
Kosten der PSe/Std. bei 6
bis 7 m/Sek.
Windgeschwin- digkeit Pf.
49,4
20,2
10,4
5,3
3,6
Tabelle 2
Windmotoren-anlage von
2,56
PSe„
bei„
4–56–7
m/Sek.„
Windgeschwindigkeit„
Raddurchmesser 8 m
Anlagekosten: Preis eines Windmotors mit allem Zubehör einschl.
15 m hohem Eisenturm, betriebsfertig aufgestellt, 4800 M.
Betriebskosten bei einer jährl. Betriebsdauer
von Std.
200
500
1000
2000
3000
4½ v. H. Verzinsung, 6 v. H Abschreibung u
Instand- haltung = 10½ v. H. von 4800
M M
504
504
504
504
504
Bedienung u. Schmierung M
100
110
120
130
140
Gesamtjahreskosten M
604
614
624
634
644
Kosten der PSe/Std. bei 4
bis 5 m/Sek.
Windgeschwin- digkeit Pf.
120,8
49,1
25,0
12,7
8,6
Kosten der PSe/Std. bei 6
bis 7 m/Sek.
Windgeschwin- digkeit Pf.
50,3
20,5
10,4
5,3
3,6
Tabelle 3.
Windmotoren-anlage von
48
PSe„
bei„
4–56–7
m/Sek.„
Windgeschwindigkeit„
Raddurchmesser 10 m
Anlagekosten: Preis eines Windmotors mit allem Zubehör einschl.
15 m hohem Eisenturm, betriebsfertig aufgestellt 6800 M.
Betriebskosten bei einer jährl. Betriebsdauer
von Std.
200
500
1000
2000
3000
4½ v. H. Verzinsung, 6 v. H. Abschreibung u.
Instand- haltung = 10½ v. H. von 6800
M M
714
714
714
714
714
Bedienung u. Schmierung M
120
130
140
150
160
Gesamtjahreskosten M
834
844
854
864
874
Kosten der PSe/Std. bei 4
bis 5 m/Sek.
Windgeschwin- digkeit Pf.
104,2
42,2
21,3
10,8
7,3
Kosten der PSe/Std. bei 6
bis 7 m Sek.
Windgeschwin- digkeit Pf.
52,1
21,1
10,7
5,4
3,6
Hierbei wurden zwei verschiedene Windgeschwindigkeiten zugrundegelegt, nämlich 4
bis 5 m und 6 bis 7 m/Sek. Für deutsche Verhältnisse kommt vor allem die kleinere
Geschwindigkeit in Betracht. Die größere Windgeschwindigkeit ist höchstens für
hochgelegene Orte oder für Küstenländer von Bedeutung. Da nur die leichten Winde
genügend häufig sind und einen einigermaßen regelmäßigen Betrieb erwarten lassen, so
sollte man stets die Radgröße für die kleinere Windstärke von 4 bis 5 m/Sek.
wählen.
Die größte Leistung erreicht das Windrad bei etwa 8 m Windgeschwindigkeit. Größere
Windstärken bleiben in der Regel unausgenutzt, da alsdann die Regulierung in
Wirksamkeit tritt.
Bezüglich der Windstärke sei noch bemerkt, daß nach der Windstatistik des Kgl.
Meteorologischen Instituts in Berlin für das Binnenland ein Wind von
3
bis
4
m/Sek.
während
etwa
1350
Std.
im
Jahr
4
„
5
„
„
„
1660
„
„
„
5
„
6
„
„
„
1700
„
„
„
6
„
7
„
„
„
1200
„
„
„
angenommen werden kann, je nach der Lage des betreffenden
Ortes.
F. Barth (Nürnberg).
––––––
Entwerfen von Schmiedegesenken. In der Zeitschrift f.
prakt. Maschinenbau vom 29. Sept. 1914 beschäftigt sich G. Groocock mit den Bedingungen, die bei der Herstellung von einwandfrei-
arbeitenden Preßgesenken maßgebend sind. Natürlich können bei der unbegrenzten
Verschiedenheit in der Gestalt der Preßteile nur allgemeine Anhaltspunkte gegeben
werden, zur weiteren Verdeutlichung dient eine größere Anzahl von Beispielen.
Textabbildung Bd. 329, S. 687
Abb. 1.
Zunächst muß in jedem Falle sorgfältigst überlegt werden, nicht nur, ob eine
Vorpreßform notwendig und lohnend ist, sondern besonders auch, wie die Fertigpresse
bezüglich der Anordnung der Teilfuge zu gestalten ist, um sowohl ein tadelloses
Erzeugnis zu erhalten, als auch die erforderliche Abgratpresse möglichst einfach zu
bekommen. Die möglichen Lagen der Teilfuge sind im allgemeinen dieselben, wie beim
Einformen, nur ist dabei die Frage besonders wichtig, was zweckmäßig in das
Obergesenk, und was in das Untergesenk gelegt werden soll. Die Praxis zeigt, daß
tiefer ausgearbeitete Stellen besser herauskommen, wenn sie sich im Obergesenk
befinden. Als wahrscheinlichste Erklärung dafür kann gelten, daß infolge des
Trägheitsvermögens des Materials die Fließgrenze zuerst an der Stelle erreicht wird,
an der die lebendige Energie des herabfallenden Hammers auf das anfangs noch ruhende
Material zuerst zur Wirkung kommt, nämlich an der Schlagseite.
Das in Abb. 1 dargestellte Muster kann in einer
Preßform hergestellt werden, die nach Belieben in einer der Ebenen A A, B B oder C C geteilt
ist. Vorzuziehen ist letztere, da hier die Form am billigsten hergestellt werden
kann, und eine Vorpresse nicht erforderlich ist, indem ohne weiteres ein Stück
Rundmaterial zu verarbeiten ist. Von Vorteil ist es auch, daß die Stelle für das
zukünftige große achsiale Loch mit vorgedrückt werden kann (Abb. 2).
Textabbildung Bd. 329, S. 687
Abb. 2.
Textabbildung Bd. 329, S. 687
Abb. 3.
Textabbildung Bd. 329, S. 687
Abb. 4.
Mehr Schwierigkeiten macht es, wenn die Form nach einer gebrochenen Linie geteilt
werden muß. Man wird naturgemäß kleinere Aenderungen der verlangten Form in Kauf
nehmen, wenn diese die Anfertigung der Presse wesentlich vereinfachen würden und für
den Gegenstand ohne größere Bedeutung wären. Abb. 3
zeigt einen Teil, dessen Querschnitt X-X zunächst
elliptisch gedacht war. Dadurch, daß man die Stelle bei R scharfkantig ausbildete, ermöglichte man die verhältnismäßig einfache
Preßform (Abb. 4 und 5), erstere in diesem Falle das Unter-, letztere das Obergesenk
darstellend. Aus den Abbildungen ist auch zu ersehen, wie der hier auftretende
Seitendruck, der senkrecht zur Bewegungsrichtung des Bären wirkt, in der Preßform
selbst aufgenommen wird, indem einfach der Druckstelle gegenüber eine besondere
Anlagefläche angeordnet wird.
Textabbildung Bd. 329, S. 687
Abb. 5.
Textabbildung Bd. 329, S. 687
Abb. 6.
Textabbildung Bd. 329, S. 687
Abb. 7.
In Abb. 6 stellt A einen
Beschlagteil zu einem Geschützrade vor. Man wird den weiter ausspringenden Zapfen in
das Obergesenk legen. Trotzdem bei einer Preßform nach B der Druckausgleich vollständig ist, wird man doch die in der Herstellung
bedeutend einfachere Form nach C wählen und dem Preßteil in der
gleichen Hitze auf einer besonderen Biegevorrichtung seine endgültige Gestalt
geben.
Ein ähnliches Beispiel gibt Abb. 7. Der Lappen wird
nach dem Pressen bei G rechtwinklig nach oben gebogen,
die angedeutete Verstärkung dient als Materialzugabe, um eine Schwächung des Winkels
durch die beim Biegen eintretende Dehnung zu vermeiden.
Rich. Müller.
––––––
Antriebskraft neuerer Drahtstraßen für
Hochleistungsbetrieb. Die in den letzten zwei bis drei Jahren gebauten
Drahtwalzwerksanlagen zeigen außer der walztechnischen Sonderanordnung der einzelnen
Gerüste nahezu durchweg die Verwendung von außerordentlich starken
Antriebsmaschinen. Es liegt dies, abgesehen natürlich von der hohen Erzeugungsmenge
von 120 bis 180 t in der Schicht und dem dadurch bedingten gleichzeitigen
Walzen mehrerer Stäbe in den Kalibern, besonders an den gesteigerten
Materialanforderungen. Die Notwendigkeit, aus wirtschaftlichen Rücksichten auch bei
Herstellung von Hartstahl von 80 kg Festigkeit und mehr eine genügende
Erzeugungsmenge zu erhalten, ohne namentlich bei elektrischem Antrieb die Motoren zu
gefährden, führte aus Gründen der Betriebsicherheit zu derartig großen Maschinen.
Bei ihrem Bau mußte auf ausreichende Ueberlastungsfähigkeit weitgehende Rücksicht
genommen werden, um so mehr, als sich gerade beim Drahtwalzbetrieb unvorhergesehene
Betriebsbeanspruchungen von kürzerer Dauer nicht vermeiden lassen.
Nachstehende Zusammenstellung gibt eine Uebersicht der wichtigsten Neuanlagen dieser
Art auf größeren Gemischbetrieben.
Zahlentafel für Leistung und Antriebskraft neuerer
Drahtstraßen.
Textabbildung Bd. 329, S. 688
Nr.; Hüttenwerkö Stichzahl Leistung;
Anordnung der Gerüste; Blockgröbe; Stichzahl für Draht bis etwa 4,8 mm; Leistung in
der Schicht; Antriebskraft; Rombacher Hütte Rombach; Kontin. Vorstraße: 6 Gerüste;
Mittelstraße; Fertigstaffeln zus; Direkter Räderantrieb; Motoren à; Drehstrom; Volt;
normal; stoßweise; max.; Niederrheinische Hütte; Ruhrort; Räder- und Riemenantrieb;
Gleichstrom; Burbach-Eich-Düdelingen, Esch; Friedrich-Alfred-Hütte,
Krupp-Rheinhausen; Räderantrieb; Röchling-Völklingen; Deutsch Anonrdung: Vor,
Mittel, Riemenantrieb; Gasmaschine; Elektromotor; Drehstrom; Gelsenkirchener;
Bergwerks-Akt.-Ges.; Werk Eschweiler; Reinkontinuierlich; Gruppen; Riemen- und;
Tandemmaschine von meist wheichere Sorten; Felten-Guilleaume-Lahmeyer-Werke,
Mülheim-Rhein; direkt Antrieb; Elektromotoren; Cambria-Steel Co., Noramerika;
Westfäl. Eisen- und Drahtwerke, Aplerbeck; Mittelstrecke Fertigstaffeln;
Gleichstrom-Dampfmachinen.
Zum Vergleich ist unter 7 auch eine kleinere Anlage aufgeführt, sowie unter 8
die eines amerikanischen Werkes. Die Anlage unter 5, welche in der ursprünglichen
älteren Ausführung nur von der Gasmaschine aus betrieben war (in gleicher Weise wie
die Drahtstraßen der Burbacher Hütte und des Hüttenwerks in Differdingen), ist
ähnlich wie diese durch Hinzufügung der beiden Elektromotoren verstärkt worden. Ein
ähnlicher Fall liegt vor bei den durch Dampfmaschinen betriebenen Anlagen des
Hüttenwerks von Gebr. Stumm und des Gußstahlwerks Witten. Eine kombinierte Anlage von 100 bis 120 t
Schichtleistung, bestehend aus einer Trio-Vorstraße, einer kontinuierlichen
Mittelstraße von 7 Gerüsten und 2 Fertigstaffeln von zusammen 10 Gerüsten, besitzt
die Eisenindustrie Menden-Schwerte. Der Antrieb erfolgt
hier von zwei Tandemdampfmaschinen von 900 und 2200 PS Normalleistung durch Riemen
bzw. Räder. Es werden Rohblöcke von etwa 250 mm2
im Gewicht bis 500 kg verwalzt.
Die Anordnungen und die zugrunde gelegte Antriebskraft sind also je nach den
Verhältnissen sehr verschieden. Auch spielt die Kalibrierung und die Anwendung
selbsttätiger Umführungen in den Vorgerüsten eine gewisse Rolle. Messungen an
elektrisch betriebenen Straßen haben beim Auswalzen aus Halbzeug von 110 bis 130
mm2 rund 170 bis 180 KW/Std. für 1 t Draht bei
normalem Betrieb und Material von 35 bis 42 kg ergeben, bei Dampfantrieben im
gleichen Falle etwa 250 PS/Std. Für Hartstahl, der ja kälter gewalzt werden muß,
steigen diese Zahlen unter Umständen bis aufs doppelte.
Wir behalten uns vor, auf interessante Einzelheiten dieser Frage ev. in besonderer
Arbeit noch zurückzukommen.
Schömburg.
––––––
Experimentelle Untersuchungen über die Verwendung von
Braunkohle im Martinbetrieb. (Nach Dr.-Ing. H. Markgraf in „Mitteilungen aus dem Eisenhüttenmännischen Institut der
Kgl. Techn. Hochschule Breslau, Bd. I.) Das Bestreben, die Produktionskosten
herabzudrücken, hat einige rheinische Eisenwerke dazu veranlaßt, Braunkohle für
Wärme- und Schmelzzwecke zu verwenden, und zwar hauptsächlich niederrheinische
Braunkohle, die sich wegen ihres geringen Schwefelgehaltes besonders für
metallurgische Zwecke eignet. Der Verfasser berichtet über seine auf dem Stahlwerk
Angerort mit Braunkohlenbriketts angestellten Versuche. Die Anlage besteht aus drei
basischen Martinöfen von je 35 t Fassung und acht Generatoren von 2500 mm ⌀. Es
empfiehlt sich zunächst, die Industriebriketts nicht im Freien zu lagern, da ihr
Wassergehalt bei Regenwetter um 42 v. H. zunahm. Ein großer Vorteil beim
Generatorbetrieb besteht darin, daß im allgemeinen nicht gestocht zu werden braucht.
Arbeitete man ohne Dampfzufuhr, was an und für sich erstrebenswert ist, so ging
anfangs der Generator bisweilen derart heiß, daß die Schnecke große Klumpen bildete,
die unter Umständen den Betrieb stören konnten. Ferner ergab sich ein
verhältnismäßig großer Rückstand an unverbrannten Teilen in der Asche; dieser
Brennstoff müßte noch anderweitig verwertet werden können, etwa in Mischung mit
anderer Kohle zur Kesselfeuerung, die jedoch auf modernen Werken vielfach fehlt.
Verfasser betont bei dieser Gelegenheit, daß die weit verbreitete Ansicht,
Braunkohlen zeigten bei der Vergasung keinerlei Neigung zur Schlackenbildung, eine
durchaus irrige ist. Die Höhe der Vergasungszone schwankre zwischen 350 und 1000 mm,
die der ganzen Brennstoffsäule zwischen 600 und 1270 mm. Bei der Analyse der aus dem
Generator entnommenen Gase zeigte sich, daß zwei kurz nacheinander genommene Proben
verschiedene Zusammensetzung hatten, was aus dem Wesen der Braunkohlenvergasung zu
erklären ist. Die Verbrennung zu Kohlensäure und die Zersetzung zu Kohlenoxyd gehen
in ziemlicher Nähe des Wiederaustritts vor sich. Die Vergasungszone liegt im
Generator nicht wagerecht in einer Ebene, sondern ihre
Lage paßt sich der kegelförmigen Lufthaube an. Die Uebergänge zwischen der
Aschenschicht und der Vergasungszone und zwischen dieser und der Entgasungszone sind
ziemlich scharf begrenzt. Hiermit stimmt die Tatsache überein, daß die Generatoren
in der Mitte sehr leicht durchbrennen. Bei den Versuchen, die Temperaturen der
einzelnen Zonen zu messen, machten sich ebenso Schwierigkeiten bemerkbar wie bei der
Entnahme von Gasproben. Jedenfalls dürfte die Temperatur der Entgasungszone nicht
sehr viel mehr betragen als die der abziehenden Gase. In der Zusammensetzung, in der
das Gas die Generatoren verläßt, erreicht es nicht seinen Bestimmungsort, den
Brenner des Martinofens. Die Hauptveränderung erfährt es beim Durchströmen der
erhitzten Gaskammern. Verfasser untersuchte das Gas an dem Stutzen auf dem
Gassammelrohr bei dem Generator (I), am Ueberleitungsrohr vom Kanal zur
Gasreversierglocke (II) und an der obersten Stelle der Gaskammer unmittelbar vor den
Schlitzen zu den Zügen (III). Es ergaben sich folgende Durchschnittsanalysen:
I
II
III
CO2
3,8
4,5
5,5
CnHm
0,4
0,2
0,3
O
1,0
0,6
0,8
CO
27,7
28,7
26,3
H
10,3
11,0
11,5
CH
4
1,2
1,2
1,4
Besonders auffällg ist bei den Analysen I und II die Zunahme an Kohlensäure um 19 v.
H. und die Abnahme an Sauerstoff um 40 v. H., die das Gas auf seinem Wege zum
Martinofen erfährt. Einen besonderen Einfluß dürften auch die Teerdämpfe ausüben,
die sich in der hohen Temperatur zersetzen. Die Abgase der Luft- und Gaskammer
hatten durchschnittlich folgende Zusammmensetzung: CO2 15,9 v. H., CO 1,9 v. H., O 0,4 v. H., H 0,6 v. H., N 81,2 v. H.
Der Luftüberschuß-Koeffizient betrug demnach 1,1. Es ergab sich also, daß besonders
Wasserstoff und Kohlenoxyd auf dem Martinherde nicht vollständig zur Verbrennung
gelangen. Hinsichtlich des Wassergehaltes der Gase ist zu bemerken, daß beim
Brikettbetrieb die Verhältnisse ungünstiger liegen als beim Betrieb mit Steinkohlen.
Man sieht aus diesem Grunde mit Erfolg davon ab, mit Dampfzusatz zu arbeiten. Der
Wassergehalt betrug durchschnittlich bei den Generatoren 84,2 g/m3, vor der Gasglocke 128,0 g/m3. Wenn die Gesamtanlage es zuläßt, soll man
zweckmäßig ausgemauerte Blechrohre für Gasleitungen verwenden, die eventuell auch im
Erdboden verlegt werden können, damit das Gas auf dem Wege zur Glocke keine
Wasserzunahme erfährt. Bei der Vergasung besonders bitumenhaltiger Kohle macht sich
eine starke Entwicklung von Teerdämpfen bemerkbar, die heiztechnisch verloren gehen.
Die Vorschläge, diese Verluste zu vermeiden, gründen sich hauptsächlich auf das
Prinzip, die Teerdämpfe in beständigere Verbindungen überzuführen. Für den
Martinbetrieb haben jedoch derartige Versuche bisher keinerlei Bedeutung erlangt.
Auf einigen Werken wird der abgeschiedene Teer mit Kohlen gemischt und unter
Dampfkesseln verfeuert. Bezüglich der Temperaturen ist
noch zu sagen, daß beim Braunkohlenbetrieb Gas und Luft nicht so hoch erhitzt werden
wie es nach Professor Dr. Mayer beim Steinkohlenbetrieb
der Fall ist. Die geringere Erhitzung hat aber keine besondere Störungen wie
langsamen Betrieb oder dergleichen gezeitigt. Es blieb noch übrig, die Temperaturen
zu untersuchen, die auf dem Herde auftraten. Die
Flammentemperatur schwankte zwischen 1770 und 1848°, die Temperatur der Abgase
zwischen 1446 und 1719°, als Mittelwert kann 1610° bezeichnet werden. Die Temperatur
der Schlackendecke betrug vor dem Abstich 1640°. Die Temperaturen wurden natürlich
auch beeinflußt, wenn dem Bade größere Mengen an Kalk, Roheisen, Erz oder
Ferromangan zugesetzt wurden.
Aus den Ergebnissen der umfangreichen Untersuchungen des Verfassers läßt sich der
Schluß ziehen, daß sich das aus Braunkohlenbriketts erzielte
Gas für Schmelzzwecke im Martinofen eignet, daß aber zurzeit in den
Generatoren noch ein verhältnismäßig hoher Prozentsatz an unverbrannten Rückständen
beim Abschlacken verloren geht, der durch zweckmäßigere Konstruktionen verringert
werden muß.
Schorrig.
––––––
Der Provisionsanspruch des Maschinenreisenden und Agenten bei
Zahlungsunfähigkeit des Bestellers. Der Provisionsanspruch des
Maschinenreisenden und Agenten ist davon abhängig, daß ein Maschinenverkauf durch
die Tätigkeit des Reisenden oder Agenten zustande kommt.
Um den Maschinenreisenden oder Agenten aber gegen eine ungerechtfertigte
Benachteiligung zu schützen, gewährt der § 88 und 55 des Handelsgesetzbuches ihm
auch dann einen Provisionsanspruch, wenn die Ausführung eines Geschäftes, die
Lieferung einer verkauften Maschine usw. infolge des Verhaltens des
Maschinenlieferanten ganz oder teilweise unterbleibt, ohne daß hierfür wichtige
Gründe in der Person desjenigen vorliegen, mit welchem das Geschäft abgeschlossen
ist. Das Gesetz erkennt demnach eine Pflicht des Maschinenlieferanten an, im
Interesse des Reisenden oder Agenten, der für ihn tätig geworden ist, und
demgegenüber eine Vergütung für seine Tätigkeit gerechtfertigt erscheint, ein
Geschäft auszuführen, oder aber ihn schadlos zu halten.
In einer neueren Rechtsprechung ist mehrfach die Frage zur Entscheidung gekommen, ob
die Zahlungsunfähigkeit oder berechtigte Zweifel an der Zahlungsfähigkeit eines
Bestellers dem Lieferanten hinreichenden Grund gibt, von der Ausführung eines
Geschäftes abzusehen, oder ob der Reisende oder Agent auch in diesem Falle die volle
Provision zu beanspruchen berechtigt sein soll.
Man wird diese Frage nur entscheiden können, wenn man das Rechtsverhältnis zwischen
dem Maschinenlieferanten und dem Reisenden oder Agenten in Hinsicht auf die
Provision prüft. Der Maschinenreisende oder Agent tritt zu der von ihm vertretenen
Maschinenfirma in ein Verhältnis, das sich von dem Rechtsverhältnis zwischen dem
Chef und den übrigen Handlungsgehilfen wesentlich unterscheidet. Der Reisende oder
Agent hat von vornherein eine viel freiere Stellung als ein sonstiger
Geschäftsangestellter und er nimmt gewissermaßen eine selbständige mittlere Stellung
zwischen einem Geschäftsherrn und einem Geschäftsangestellten ein.
Seine Tätigkeit wird vergütet, nicht bloß als Dienstleistung, wobei es auf den Erfolg
der Tätigkeit nicht ankommen würde, sondern für eine Tätigkeit, die das Interesse
der Firma wahrnimmt. Das Rechtsverhältnis ist natürlich weit entfernt von dem eines
Gesellschaft-Verhältnisses, hat aber doch das eine damit gemeinsam, daß das
Interesse des Reisenden oder Agenten mit dem Interesse der Maschinenfirma
verschmilzt.
Da der Provisionsanspruch des Maschinenreisenden und Agenten nicht nach seiner
Tätigkeit bemessen wird, da seine Mühewaltung oder die Leichtigkeit seiner Tätigkeit
ganz außer Betracht bleibt, da er vielmehr ganz von dem Erfolge seiner Tätigkeit im
Interesse seiner Firma abhängig ist, so muß man auch umgekehrt der Maschinenfirma
ein Recht geben, von ihrem Interesse an einem Geschäft die Ausführung des Geschäftes
abhängig zu machen. Wo ihr Interesse durch ein Geschäft nicht tatsächlich gefördert
wird, da hat auch der Agent oder Reisende nicht diejenige Tätigkeit ausgeübt, welche
für die Erlangung des Provisionsanspruches nötig ist.
Ist ein Besteller nun zahlungsunfähig, oder entsteht bei dem Maschinenlieferanten
etwa durch eine ungünstige Auskunft die begründete Vermutung einer
Zahlungsunfähigkeit, so würde die Ausführung des Geschäftes nicht in seinem
Interesse liegen, und dazu ist der Maschinenlieferant jedenfalls nicht verpflichtet,
ausschließlich das Interesse des Reisenden oder Agenten zu seinen eigenen Ungunsten
wahrzunehmen.
Man wird daher in einem solchen Falle einen wichtigen Grund in der Person des
Geschäftsgegners erblicken müssen, der den Maschinenlieferanten zur Nichtausführung
des Maschinenauftrages berechtigt, ohne dem Reisenden oder Agenten die Provision für
das nichtausgeführte Geschäft zuzusprechen.
In diesem Sinne hat sich auch die neuere Rechtsprechung entschieden, z.B. das
Oberlandesgericht Dresden in der „Rechtsprechung der Oberlandesgerichte“ Bd.
22, S. 1. Auch von der Wissenschaft (vgl. Staub, Kommentar zum § 88 HGB Anm.
10) wird der gleiche Standpunkt vertreten. Dr. jur. Eckstein.