Titel: | Festigkeitseigenschaften einiger Treibriemenmaterialien. |
Autor: | P. Stephan |
Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 43 |
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Festigkeitseigenschaften einiger
Treibriemenmaterialien.
Von Professor P. Stephan in Altona.
(Schluß von S. 22 d. Bd.)
STEPHAN: Festigkeitseigenschaften einiger
Treibriemenmaterialien.
3. Die gewebten Riemen.
Material der gewebten Riemen ist Baumwolle oder Kamelhaar, das allerdings häufig mit
Wolle anderer Herkunft gemischt wird. Die gesponnenen Fäden werden zu mehreren
miteinander verzwirnt, und diese Zwirne werden dann auf dem Maschinenwebstuhl zu
Riemen verwebt.
Textabbildung Bd. 331, S. 43
Abb. 7.Gebräuchliche Bindung gewebter Riemen
Längsdurchschnitte durch das am häufigsten vorkommende Gewebe von Riemen mittlerer
Breite und Stärke zeigen die schematischen Abb. 7.
Meistens werden beim Weben je zwei nebeneinander liegende Kettenfäden gleichzeitig
angehoben und gesenkt, so daß die in den Abb. 7b und
c einfach gezeichneten Fäden tatsächlich doppelt hintereinander liegen. Um den
Riemen gut zusammenzuhalten, ist dann ein Zusammenfassen aller in derselben Ebene
übereinander gelegener Schußfäden nötig, was nach den Abb. 7a und d durch nur einfach vorhandene Kettenfäden erfolgt, die von einem
zweiten Kettenbaum des Webstuhles abrollen. Für die Uebertragung der auf den Riemen
wirkenden Zugkräfte kommen naturgemäß nur die flach gewellten Fäden der Abb. 7b und c in Betracht.
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Abb. 8.Bindung starker gewebter Riemen
Schwächere Riemen zeigen nur drei und bisweilen auch nur zwei Schußfäden
übereinander, die immer wesentlich stärker sind als die Kettenfäden; dicke Riemen
haben entsprechend mehr Schußfäden in einer Querreihe. Bei den ganz starken Riemen
über 10 bis 12 mm Stärke ist die Bindung gewöhnlich die in den Abb. 8a bis 8d dargestellte.
Es sind auch wieder je zwei Kettenfäden zuerst nach Skizze Abb. 8b von den Schußfäden durchzogen, dann umgekehrt
nach Skizze Abb. 8c; die Zusammenfassung geschieht
nun aber nach den Abb. 8a und 8d. Die Folge ist, daß hier auch diese Querbindefäden
zum guten Teil an der Uebertragung der Zugkraft mitwirken. Nach Versuchen des
Verfassers übernimmt jeder der stark gewellten Kettenfäden halb so viel Kraft wie
jeder der anderen flach gewellten von gleicher Stärke.
Die fertigen Riemen werden durch Walzen etwas vorgespannt und gleichzeitig
zusammengepreßt, und zwar die dünneren recht erheblich, während die dickeren nur
leicht gedrückt werden, damit die Biegungsspannung auf der Riemenscheibe nicht zu
groß wird. Zum Schluß wird das Gewebe noch imprägniert, d.h. die Baumwollriemen
werden mit Leinöl gründlich durchtränkt, auf die Kamelhaarriemen wird eine
gewöhnlich rot oder dunkelbraun gefärbte Leimlösung äußerlich aufgetragen. Manchmal
werden die Kanten der letzteren durch Auftragen einer dickeren Leimschicht noch
besonders gehärtet.
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Abb. 9.Schwacher Baumwollriemen
Ein typisches Abbild der Ergebnisse eines Zug- und Dehnungsversuchs von langer Dauer
an einem Baumwollriemen gibt Abb. 9 wieder. Als Abszissen sind die Dehnungen in v. H. und als
Ordinaten die Spannungen in kg/cm2 aufgetragen.
Die oberste Linie verbindet die Augenblickswerte der Spannungen, die zweite die nach
drei Minuten beobachteten, die dritte Linie die nach vier Stunden festgestellten und
die unterste die nach sechs Jahren bei der betreffenden Dehnung noch herrschenden
Spannungen oder umgekehrt die Spannungen, die nach sechsjähriger gleichbleibender
Beanspruchung die zugehörigen Dehnungen hervorgerufen. Es ergab sich durchweg, daß
bei gewebten Riemen der Spannungsabfall mit der Zeit wesentlich größer ist als bei
Lederriemen. Man kann den Zusammenhang zwischen Zeiten und Spannungen bei
gleichbleibender Dehnung durch eine Hyperbel darstellen, deren Ordinaten
(Spannungen) in einer arithmetischen Reihe fallen, während die Abszissen (Zeiten) in
einer geometrischen Reihe mit dem Exponenten 1,8 zunehmen. Gleichen Spannungsabfall
erreicht man in den Zeiten zwischen
3 Minuten, 4 Stunden, 18 Tagen, 6 Jahren.
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Abb. 10.Starker Baumwollriemen
Aus der Abb. 9 ist zu ersehen, daß sich die
Belastungskurve bei kurzen Zeiten aus zwei geradlinigen Stücken zusammensetzt. Im
ersten Teil findet die Dehnung statt, ohne daß sich das Gewebe irgendwie lockert;
bei etwa 7½ v. H. Dehnung fängt eine gewisse Lockerung an, die sich bald durch
schmale Querspalte äußerlich kenntlich macht, wobei die in Abb. 7b schräg liegenden
Teile der Kette sich flacher strecken. Für die sechsjährige Beanspruchungsdauer
besteht der erste Teil des Linienzuges aus einer einzigen Geraden; wo sich an die
gerade Strecke der gekrümmte Teil ansetzt, liegt die Streckgrenze des
Baumwollfadens, die bei der Verwendung in der Praxis nicht überschritten werden
darf. Sie wird nach einer Dehnung von 12 bis 15 v. H. erreicht, wenn der Riemen
nicht erheblich vorgestreckt ist, bei gut vorgestreckten Riemen liegt die Grenze bei
8 bis 10 v. H. Dehnung.
Die sechs Jahre hindurch zulässige Beanspruchung beträgt bei diesen besonders dichten
Riemen [γ = 1,16 g/cm3] aus Baumwolle bester Qualität 49 at, bei weniger dichten Riemen [γ = 1,06 g/cm3] aus
ungefähr gleichem Material 36 bis 37 at; bei Baumwolle der meist gebräuchlichen
Qualität und mittlerer Dichtigkeit des Gewebes [γ =
1,07 – 1,10 g/cm3] erhielt Verfasser σS
= 32 – 33 at. Man bemerkt, daß die Festigkeit der
Riemen in einem gewissen Grade von der inneren Reibung der Fäden aneinander
beeinflußt wird. Im allgemeinen pflegt sich die Fabrikation durch Wahl des
Materials, der Riemenstärke und der Teilung, in der sich die gleichliegenden Fäden
nach Abb. 7 wiederholen, – 2,5 bis 3,3 mm – so
einzurichten, daß bei der Streckgrenze nach dreiminutlicher Beanspruchung die
Festigkeit 180 kg/cm2 gemessen wird. Die
Dehnungsziffer beträgt im Mittel in der Nähe der Streckgrenze etwa 1 : 12000,
sie schwankt zwischen 1 : 10000 bis 1 : 14000 cm2/kg.
Die Abb. 10 zeigt die gleichen Belastungskurven eines
13 mm starken, lose gewebten Riemens (γ = 0,96 g/cm3 trotz eines dünnen Kupferdrahtes im Schußgarn),
dessen Längsschnitte die Abb. 8 wiedergab. Wie man
sofort erkennt, war der Riemen nicht vorgedehnt. Erst bei einer Dehnung von etwa 10
v. H. gehen die Kurven in gerade Linien über; nach 20 v. H. Gesamtdehnung (σS = 32 at bei sechsjähriger Beanspruchung)
ist die Unstetigkeitsstelle erreicht, bei der das Gewebe stark auseinandergeht,
jedoch steigt die Spannung noch bis zu der Gesamtdehnung 28 v. H. (σS = 44 at bei sechsjähriger Beanspruchung),
der Riß erfolgt erst bei 33 v. H. Dehnung. Vor dem ersten Unstetigkeitspunkt hat die
Dehnungsziffer den Wert 1 : 5150 cm2/kg.
Die einzelnen Baumwollfäden, aus denen sich die Zwirngarne zusammensetzen, haben bei
den mittleren und geringen Riemenstärken in der Kette meist 0,1 mm Stärke. Aus den
obigen Feststellungen ergibt sich dann, daß ein solcher mit Leinöl getränkter
Baumwollfaden an der Streckgrenze eine Zugkraft von 46 g aufzunehmen vermag und bei
besonders guter Qualität der verwendeten Baumwolle sogar 57 g.
Belastungskurven eines Kamelhaarriemens gibt die Abb. 11 wieder, es gelten dafür alle Bemerkungen zu
der Abb. 9. Die Kurven setzen sich, bis die
Streckgrenze erreicht wird, aus drei geradlinigen Stücken zusammen. Bei einer
Dehnung von im Mittel 6,5 v. H. fängt das Gewebe an sich zu lockern; die
Streckgrenze wird je nach der Größe der Vorstreckung des Riemens bei im Mittel 17,5
oder 33 v. H. Dehnung erreicht.
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Abb. 11.Kamelhaarriemen
Die sechs Jahre hindurch zulässige Anspannung des Riemens schwankt naturgemäß je nach
der Qualität des den Zug übertragenden Kamelhaargarnes und der Dichtigkeit des
Gewebes zwischen 22 bis 50 kg/cm2; ein häufiger
Mittelwert ist 37 kg/cm2. Die Teilung, in der sich
auf der Riemenbreite dieselben Fäden wiederholen, wechselt zwischen 2,85 und 3,3 mm.
Die kleinere Teilung findet sich meist bei den geringeren Qualitäten, die größere
bei den besseren, so daß als Festigkeitswert an der Streckgrenze bei dreiminutlicher
Beanspruchung vielfach 150 kg/cm2 gefunden wird, oft steigt dieser
Wert allerdings auch auf 180 kg/cm2.
Die Dehnungsziffer unterliegt ziemlich bedeutenden Schwankungen. Sie beträgt auf dem
ersten Teil der Belastungskurve vor Eintritt der Gewebelockerung im Mittel 1 : 3000
cm2/kg, dahinter liegt sie zwischen 1 : 2500
bis 1 : 6000 cm2/kg.
Bei gleichbleibender Beanspruchung wird die Streckgrenze des Kamelhaarfadens von 0,2
mm Stärke in sechs Jahren erreicht unter der Belastung
66
g
bei
der
Marke
Prima lose gesponnen,
84
„
„
„
„
Prima fest gesponnen,
104
„
„
„
„
Extraprima fest gesponnen,
164
„
„
„
„
„Monopol„ fest gesponnen.
Allerdings ist zu bemerken, daß die Bezeichnungen, für die
keine einheitliche Norm festgesetzt ist, etwas durcheinander gehen, so daß die
genannten Zahlen für die Marke Prima auch schon Qualitätsunterschiede enthalten. Was
einige Firmen schon als „Extraprima“ kennzeichnen, ist bei anderen erst
„Prima“. Die beste Qualität hat überall irgend einen Phantasienamen wie
den oben aufgeführten.
4. Die Tuchriemen.
Das Grundmaterial der Tuchriemen ist ein ziemlich dichtes einfaches Baumwollgewebe
von im Mittel 1,0 bis 1,1 mm Stärke, dessen Kette durchweg aus kräftigeren Faden
besteht als der Schuß. Der Riemen wird aus einer oder mehreren Tuchbahnen durch
Zusammenschlagen in mehrere übereinander gelegte Lagen gebildet.
Bei den genähten, meist rot imprägnierten Tuchriemen werden die Lagen durch kräftige
Nähfäden, die mit der Maschine in 7 bis 10 mm langen Stichen der Länge nach 6 bis 10
mm voneinander entfernt durch den Riemen genäht werden, verbunden. Um das gute
Zusammenlegen zu erleichtern und besonders um die Baumwolle elastisch zu erhalten,
wurde das Tuch schon vorher mit Leinöl imprägniert. Der fertige Riemen wird, um die
Oberfläche zu glätten, stark gewalzt, aber dabei infolge der Vernähung fast garnicht
gestreckt. Zuletzt erhält er einen dichten Ueberzug eines mit Leinöl angemachten
roten Farbstoffes, dessen Hauptzweck ist, die Poren, so weit zu schließen, daß das
Riemeninnere nicht durch langsames Austrocknen des Leinöles spröde wird.
Eine Zusammenstellung der Ergebnisse eines Dehnungsversuchs ist in Abb. 12 wiedergegeben. Die Streckgrenze wurde im
Mittel bei einer Dehnung von 17,5 v. H. erreicht. Man entnimmt der Abbildung, daß
die Spannungsabnahme bei gleichbleibender Dehnung nicht dem für die anderen
Materialien gültigen Gesetz folgt, sondern mit wachsender Zeit langsamer vor sich
geht. Die bei einer bestimmten Dehnung aufgenommenen Spannungskurven haben ebenfalls
Hyperbelform, es gilt aber für sie der Zusammenhang
(σ – a) •
(t + b)x = C,
worin sich die Zahlenwerte a, b, x,
C für jedes Intervall ändern. Der Betrag b ist
jedenfalls stets so klein, daß er von der siebenten oder achten Minute an außer Acht
gelassen werden kann.
Diese Abweichung von dem normalen Verhalten der anderen Riemenarten rührt
anscheinend von der Vernähung her, die gewisse Ungleichmäßigkeiten in die
Spannungsverteilung hineinbringt, denn wenn etwa bei der Herstellung die Nähfäden zu
stark gespannt wurden und deshalb zum guten Teil reißen, ehe die Streckgrenze der
Fäden des Tuches erreicht ist, so nähert sich das Verhalten wieder sehr dem der
ungenähten Balatariemen.
Textabbildung Bd. 331, S. 45
Abb. 12.Genähter Tuchriemen
In den Tuchen werden die Kettengarne durch die Schußgarne viel fester gehalten als
bei den gewebten Riemen, so daß sich die einzelnen Baumwollfasern nicht so leicht
gegeneinander bewegen und verschieben können. Die Folge davon ist eine erheblich
größere Festigkeit des fertigen Riemens. Während der 0,1 mm starke geölte Faden der
gebräuchlichen Qualität in den gewebten Riemen an der Streckgrenze bei
dreiminutlicher Anstrengung im Mittel 265 g trägt und nach sechsjähriger
Beanspruchung 48 g, sind hier die entsprechenden Zahlen 305 und 145 g. Im
gebrauchsfertigen Riemen ist die Spannung an der Streckgrenze bei dreiminutlicher
Dauer der Beanspruchung im Mittel 185 at und bei sechsjähriger noch 80 at. Die
Dehnungsziffer beträgt bei Dehnungen von 10 bis 17 v. H. im Mittel 1 : 8500 cm2/kg.
Bei den Balatariemen werden die Tuchlagen durch eine Balataschicht miteinander
verklebt, außerdem haben sie auf der nicht auf der Scheibe laufenden Außenseite noch
eine Balatadeckschicht.
Die zeichnerische Auftragung der Ergebnisse eines Zugversuches zeigt Abb. 13. Da hier die Tuchlagen durch ein elastisches
Klebmittel verbunden sind, so trifft für den Spannungsabfall bei gegebener Dehnung
das Reihengesetz mit
guter Annäherung wieder zu. Die Spannung sinkt in arithmetischer Reihe, während die
Zeiten in einer geometrischen mit dem Exponenten 1,8 zunehmen.
Textabbildung Bd. 331, S. 46
Abb. 13.Balatariemen
Auffällig ist, daß die Spannungslinien gleicher Zeitdauer der Beanspruchung einen
ausgeprägten Knick bei 14 bis 16 v. H. Dehnung zeigen, allerdings nur bei der Marke
„Extraprima“, während bei der Marke „Prima“ dieser Knick nicht
erscheint. Die Streckgrenze wird bei wenig vorgestrecktem Material bei 19 bis 23 v.
H. Dehnung erreicht, der Bruch bei 21 bis 25 v. H. An der Streckgrenze beträgt die
Spannung nach sechsjähriger Beanspruchung im Mittel 170 g für einen Faden von 0,1 mm
Stärke bester Qualität; bei der geringeren Qualität ist die Festigkeit nur zwei
Drittel davon, bei der mittleren das 0,8-fache. Bei der guten Qualität kann als
zulässige Beanspruchung des fertigen Riemens bei sechsjähriger Dauer der Anstrengung
im Mittel 160 at angesehen werden.
Die Dehnungsziffer liegt bei stärkeren Dehnungen zwischen 1 : 9000 bis 1 : 12000
cm2/kg. In der Nähe der Streckgrenze gilt
durchweg der letztere Wert.
5. Die geflochtenen
Riemen.
Geflochtene Riemen werden unter dem Namen Epatariemen von der Mannheimer Seilfabrik A.-Q. in den Handel gebracht. Das Material derselben
ist fast ausschließlich Baumwolle. Der Zug wird nahezu allein aufgenommen von
starken Innenschnüren, die parallel ausgespannt sind und z.B. bei 7 mm Riemenstärke
aus je 36 nur ganz lose miteinander verdrehten Fäden von im Mittel 0,6 mm Stärke
bestehen. Je acht Bindeschnüre, die ebenfalls ziemlich lose gezwirnt sind, sind mit
der Maschine um die Kettenschnüre so herumgeflochten, daß eine gute Querbindung
entsteht und die Zugschnüre wie in einem Futteral stecken, das allein den Verschleiß
auf den Riemenscheiben auszuhalten hat. Die Seitenkanten des Riemens bestehen aus je
acht dünneren, dichten Kantengarnen.
Textabbildung Bd. 331, S. 46
Abb. 14.Epatariemen
Nach dem Verflechten werden die Riemen zwischen Walzen stark gepreßt und gut
vorgespannt. Hieraus ergibt sich als eine Haupteigentümlichkeit, daß sie eine sehr
geringe Dehnung besitzen, die zwischen 4 bis 10 v. H. schwankt. Die Ergebnisse einer
langzeitigen Zugprobe gibt Abb. 14 wieder. Der
Spannungsabfall bei gegebener Dehnung läßt sich, abgesehen von einigen Abweichungen
in den ersten beiden Stunden, sehr gut durch eine von der dritten Minute beginnende
arithmetische Reihe darstellen, wenn die Zeiten eine geometrische Reihe mit dem
Exponenten 2 bilden.
Tabelle 3.
Material
MittleresEinheits-gewichtg/cm2
Streckgrenze je nach
Qualitätkg/cm2
Dehnungsziffercm2/kg
Leder
Kuhhaut
Rücken
Lende
Flanke
Eichenlohe-GrubengerbungGewöhnliche lohgare
GrubengerbungModerne GerbungHydrodynamische Gerbung
0,85–0,950,95–0,99 1,040,90
125 85 80245
115 70 65210
155 90 85245
1 : 2500 Kernleder1 : 5000 „Prima“1 : 3500 Doppelriemen
Chromgerbung
0,80
115
130
175
1 : 2500–1 : 3000 „Prima“
Gewebte Riemen
I
II
III
Baumwolle dünn
fest lose
1,161,07
49 36
– 32
1 : 10000–1 : 14000
„ stark
0,96
–
44
1 : 5150
Kamelhaar
1,05
50
37
22
1 : 2500–1 : 6000
Tuchriemen
Genähte Riemen
1,10
–
80
–
1 : 8500
Balatariemen
0,92
160
130
105
1 : 9000–1 : 15000
Geflochtene Riemen
Epata
1,00
130
100
80
1 : 15000–1 : 25000
Da die den Zug aufnehmenden Schnüre nur ganz lose verdreht sind, um die
Biegungsbeanspruchung der Fäden beim Uebergang über die Riemenscheibe so klein wie
möglich zu halten, so tritt hier das umgekehrte ein, wie oben bei den Tuchriemen
erwähnt wurde. Die einzelnen Baumwollfasern der Fäden können sich verhältnismäßig
leicht gegeneinander verschieben, und die scheinbare Festigkeit des Materials sinkt
entsprechend. Je nach der Qualität der Baumwolle ist unter Annahme einer
sechsjährigen Beanspruchung einzusetzen für einen Faden von 0,1 mm Stärke 29 bis 39
bis 49 g Zugkraft, also für den 0,6 mm starken das 36-fache. Ueberschlägig kann man
die Kantenschnüre auf jeder Seite als je eine Zugschnur von etwa gleicher
Tragfähigkeit rechnen wie die inneren Schnüre und erhält so leicht die zulässige
Anstrengung eines gegebenen Riemens. Werden die obigen Verhältniszahlen
innegehalten, so beträgt σ ~ 130 – 110 – 80 at je nach
der Qualität der verwendeten Baumwolle.
Die Dehnungsziffer der Epatariemen ist eine sehr kleine, sie beträgt im Mittel etwa 1
: 15000 cm2/kg während der ersten Belastungsstufen
und geht in der Nähe der Streckgrenze herunter bis auf 1 : 25000 cm2/kg.
6. Zusammenfassung.
Die wichtigsten Angaben sind nochmals in der Tab. 3 zusammengestellt. Bemerkt sei
dazu, daß die Einheitsgewichte von Leder nicht unwesentlich von der Fettung
abhängen; die ersten Zahlen gelten für wenig gefettetes, die zweiten für stark
gefettetes Leder. Die Angaben „Rücken, Lende, Flanke“ bei Leder sind
naturgemäß keine Qualitätsbezeichnungen wie die I, II, III bei den anderen
Materialien.