Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 48 |
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Polytechnische Schau.
Polytechnische Schau.
Ein schneller Linienschiffskreuzer. Die Meldung des
Army and Navy Journal vom 9. Oktober 1915, daß die amerikanische Marine den Bau
schneller Schlachtkreuzer ins Auge gefaßt habe und bereits Pläne eines 35
Knoten-Kreuzers ausbarbeiten lasse, verdient in mehrfacher Hinsicht Interesse. Vor
allem würde die Bestätigung dieser Meldung einen ausgesprochenen Wendepunkt bedeuten
in der Baupolitik der Vereinigten Staaten, die längere Zeit hindurch dem Bau von
Kreuzern keine Beachtung geschenkt haben. Seitdem vor etwa 10 Jahren die letzten
amerikanischen Panzerkreuzer in Bau gegeben wurden, hat das Marine-Departement,
unter Verzicht auf die konstruktive Weiterbildung dieses Schifftstyps es
grundsätzlich abgelehnt, den Schritt vom Panzerkreuzer zum schnellen
Schlachtkreuzer, mit dem größere Kriegsmarinen wie die Deutschlands, Englands und
neuerdings auch Japans erfolgreich vorgegangen waren, mitzumachen, Selbst der
Bau kleiner Kreuzer trat gegenüber dem Hauptziel, der Schaffung einer Flotte
leistungsfähiger Linienschiffe, völlig zurück. Teilweise mag für diese Stellungnahme
die lange ungelöst gebliebene Frage nach dem geeignetsten Maschinentyp, die bei der
maschinenbaulichen Entwicklung amerikanischer Kiegsschiffanlagen in einer
ausgesprochenen Unstetigkeit zutage trat, mitbestimmend gewesen sein. Unvergessen
ist, daß in keiner Marine sich die Turbine so schwer und unter so starken
Rückschlägen, die die Gegensätzlichkeit der maßgebenden Meinungen deutlich
kennzeichneten, gegenüber der Kolbenmaschine durchzusetzen vermochte, als gerade in
der amerikanischen.
Wurde so schon der Einbau einer Turbinenanlage in ein Linienschiff zu einem
technischen Wagnis gestempelt, um wieviel mehr mußte dies bei einer Anlage der drei-
bis vierfachen Maschinenleistung, wie sie moderne Schlachtkreuzer von 28-30
Knoten aufweisen, der Fall sein. Gerade im Hinblick hierauf muß die Entscheidung der
amerikanischen Marine die größte Ueberraschung wecken, bedingt doch eine Erhöhung
der Geschwindigkeit von 30 bis auf 35 Knoten eine Steigerung der bisherigen
Höchstleistung auf annähernd das Doppelte. So große Maschinenleistungen sind mit
Turbinenanlagen der bisher verwendeten Art unter Beibehaltung der Zahl der
Propellerwellen, deren Vermehrung mit Rücksicht auf die Abmessungen des
Schiffskörpers nicht recht denkbar erscheint, sicher nicht mehr zu erzielen. Rückt
doch schon bei den größten direkt wirkenden Schiffs-Turbinenanlagen, deren
Leistungen heute schon bis auf etwa 100000 PS gestiegen sind, infolge der
Riesenabmessungen der Niederdruckturbinen die Gefahr unerwartet auftretender
Beanspruchungen statischer wie dynamischer Art, die mit Sicherheit konstruktiv nicht
mehr zu beherrschen sind, so nahe, daß die Ueberschreitung der hiermit gezogenen
oberen Grenze tatsächlich fast ein Wagnis bedeutet. Daß unter diesen Umständen die
Verwirklichung einer Geschwindigkeit von 35 Knoten eine völlige Umwälzung der ganzen
Maschinenanlage bedeutet, dürfte darnach einleuchten. Sie läßt nur den Uebergang zum
indirekten Turbinenantriebe offen, wobei entweder der turboelektrische Antrieb oder
der Turbotransformator-Antrieb in Frage käme. Beide Antriebsarten scheinen, soweit
die bisher vorliegenden Ergebnisse ausgeführter Anlagen dieser Art Schlüsse
bezüglich weitaus größerer Ausführungen zulassen, am ehesten die Gewähr für die
Aufbringung der erforderlichen Leistung ohne Gefährdung der nötigen
Betriebssicherheit zu bieten. Auf alle Fälle würde die Verwirklichung einer so hohen
Geschwindigkeit, wie sie das amerikanische Marine-Departement für seine
Schlachtkreuzer wünscht, einen erheblichen Fortschritt auf der Bahn der Entwicklung
der Kriegsschiffmaschinenanlagen bedeuten.
Die als wahrscheinlich angenommene Beibehaltung der Zahl der Propellerwellen, die,
wie angedeutet, für die Art der einzubauenden Maschinenanlage von maßgebender
Bedeutung werden kann, läßt sich aus der für die neuen Kreuzer angegebenen Länge
schließen. Sie beträgt etwa 700 Fuß englisch (213,4 m), gleicht also annähernd der
der englischen Schlachtkreuzer vom Lion-Typ. Da sich das Verhältnis zwischen Länge
und Breite nur innerhalb enger Grenzen ändert, die Breite außerdem mit Rücksicht auf
die Abmessungen des Panama-Kanales naturgemäß begrenzt ist, so scheint eine
Vergrößerung der Wellenzahl praktisch ausgeschlossen. Ueber die Art der Bewaffnung
ist Genaueres nicht bekannt geworden. In Frage kommt entweder das 50 Cal. 35,6
cm-Geschütz der neueren Linienschiffe oder ein vom Board of Ordnanc neu entworfenes
40,6 cm Geschütz. Es soll beabsichtigt sein, von den neuen Schlachtkreuzern vier in
Bau zu geben. Ob ihre Bewilligung bereits mit dem nächstjährigen Etat vorgeschlagen
wird, steht noch nicht fest.
Allgemein läßt sich die von der amerikanischen Marine zu Gunsten des schnellen
Schlachtkreuzers gefällte Entscheidung als eine der technisch
bedeutungsvollsten Folgen der bisherigen Kriegslehren betrachten. Sie weist
einerseits deutlich auf die Folgerichtigkeit der Entwicklung dieses Schifftypes hin,
sie läßt andererseits vielleicht erwarten, daß auch die Entwicklung des
Linienschiffes ähnliche Wege wie die des Panzerkreuzers einschlägt. In den
englischen 25 Knoten-Linienschiffen der Queen Elizabeth-Klasse, mit deren Inbaugabe
der Bau weiterer Schlachtkreuzer eingestellt wurde, sehen wir diesen Weg bereits
beschritten. Wird er zum Einheitstyp des schnellen Linienschiffes führen?
Kraft.
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Kupfer und Bronze. W. Müller
untersuchte den Einfluß des Reckens und des Glühens auf für den Leitungsbau der
Elektrotechnik wichtige Bronzen, besonders Mangan- und Zinnbronzen und auf Kupfer.
(Zeitschr. des Vereins deutscher Ingenieure 1915 Heft 46 S. 933.) Zur Verwendung
gelangten Drähte von 14 bis 16 mm ∅, die bis auf 5 mm Querschnitt herab gezogen
wurden. In diesem Endzustande zeigten sie 47 bis 71 kg/mm2 Festigkeit und eine elektrische Leitfähigkeit
von 93 bis 30 v. H. des chemisch reinen Kupfers.
Textabbildung Bd. 331, S. 48
Abb. 1.
Die wahre Elastizitätsgrenze steigt fast linear mit dem Reckgrade. Die Festigkeit
nimmt zuerst etwas schnell, dann aber bei weiterer Querschnittsverminderung nur
allmählich zu. Die Verfestigung hat daher durch das Ziehen von 16 auf 5 mm nahezu
ihren Höchstwert erreicht. Die Streckgrenze nimmt anfangs stärker zu, als später, wo
das Wachsen proportional der Festigkeitsänderung ist. Die Brucheinschnürung nimmt
linear ab, die Dehnung stürzt bis 20 v. H. Streckung auf wenige Prozente ab, um dann
nur langsam weiter zu sinken. Der Elastizitätsmodul wächst mit fortschreitendem
Recken. In der Praxis des Drahtziehens werden je nach dem erforderlichen Grade der
Verfestigung und dem Durchmesser des Endfabrikates eine oder mehrere
Zwischenglühungen eingeschaltet, wobei für Kupfer eine Temperatur von 700 bis 750° C
gewählt wird. Zur Untersuchung des Einflusses des Glühens wurden die Proben eine
halbe Stunde teils im Oelbade, im Salpeterbade oder im Heräusofen geglüht und danach
abgeschreckt. Die Versuchsergebnisse sind in Abb. 1,
2 und 3
zusammengestellt. Das Haupterweichungsgebiet für Kupfer liegt zwischen 180 und 380°
C. und zwar um so niedriger, je stärker die Verfestigung war. Die geringste
Festigkeit lag bei 400°, ohne daß die Erweichung schon ganz durchgeführt war. Die
Versuche haben das wichtige Ergebnis geliefert, daß ursprünglich härtere Drähte nach
gewisser Erwärmung geringere Festigkeit besitzen als anfänglich weichere Drähte nach
derselben Wärmebehandlung. Auch zeigte sich, daß von verschieden stark vorgereckten
Drähten nach dem Ausglühen die vorher stärker verfestigten im allgemeinen höhere
Festigkeit zeigen als die schwach gereckten Drähte. Hierdurch wird die
Verschiedenheit in der Festigkeit von ausgeglühtem Kupferrohr und Kupferdraht
erklärlich. Erstere erreichen eine Festigkeit bis 22 kg/mm2, während die Drähte von 5 mm Durchmesser kaum
unter 25 kg/mm2 kommen. Der Unterschied beruht in
dem verhältnismäßig geringen Recken des Kupferrohres beim Ziehen.
Textabbildung Bd. 331, S. 49
Abb. 2.
Bei der Darstellung der Versuchsergebnisse zeigt sich, daß das verhältnismäßig reine
Kupfer gegenüber den Bronzen die größte Widerstandsfähigkeit besitzt. Der Beginn der
sichtbaren Erweichung schwankt bei einer Streckung von 0 bis 90 v. H. für Kupfer
zwischen 300 und 60° C.
Textabbildung Bd. 331, S. 49
Abb. 3.
Die metallographische Untersuchung ergab, daß deutlich sichtbare Gefügeänderung
(Lamellenbildung) erst nach Ueberschreiten des halbharten Zustandes eintritt. Beim
Glühen verschieden vorgereckter Drähte zerfallen zunächst die Körner und gehen dann
nach Unterteilung zur Rekristallisation über, woran sich schließlich eine
Zunahme der Korngröße anschließt. Die Unterteilung der Körner fällt nun mit dem
Beginn des starken Festigkeitsabfalls, und der Beginn der Rekristallisation mit dem
Aufhören der großen Festigkeitsänderung zusammen.
Unter den verschiedenen Stufen, die ein ausgeglühtes Metall beim Ziehen durchläuft,
befindet sich eine, der das beste Formänderungsvermögen zukommt. Es hat sich
gezeigt, daß die Dauerbelastung gegenüber derjenigen mit normaler
Maschinen-Vorschubgeschwindigkeit einen verhältnismäßig geringen Festigkeitsabfall
von 2 bis 3 kg ergibt. Beim Herunterziehen eines Walzdrahtes nimmt die tatsächliche
Höchstspannung zunächst nicht zu, jedoch vermindern sich Dehnung und Kontraktion,
während die eigentliche Einschnürung auf Kosten der letzteren anwächst. Erst bei
weiterem Ziehen und dem Annähern an den harten Zustand nimmt auch diese wieder ab.
Aehnliche Erscheinungen zeigen sich beim Glühen.
Die durch Ziehen bewirkte „halbharte“ Verfestigung erklärt sich
metallographisch wie folgt. Durch den geringen Zug werden die
Einzelkristallindividuen kaum gestreckt, sondern höchstens schwach orientiert. Die
geringe Reckung bewirkt aber die Bildung von Gleitebenen in der Streckrichtung,
daher eine starke Abnahme der zylindrischen Dehnung in dieser Richtung beim
Zugversuch. Dem entspricht ein großer Verlust an zylindrischer Kontraktion, während
sich durch die sehr geringe Verfestigung im Zieheisen die
Gesamt-Querschnittsverminderung verhältnismäßig nur wenig ändert. Erst wenn das
Metall durch Ziehen so stark verfestigt ist, daß die Dehnung durch die zu starke
Längsstreckung der Körner sich nicht mehr sehr ändern kann, leidet auch die
Einschnürungsmöglichkeit, und aus dem zähen wird ein verhältnismäßig sprödes
Metall.
Loebe.
––––––––––
Wirtschaftliche Behandlung der Eisen- und Stahlspäne. (R.
Philipp, Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure
1915 Heft 47 S. 963.) Die verschiedene Verwendungsfähigkeit des Schrotts hat eine
Einteilung in 20 verschiedene Sorten notwendig gemacht, zwischen denen
Preisunterschiede von mehreren hundert Prozenten bestehen. Um günstige Preise zu
erzielen, muß die Sortierung des Schrotts in der Fabrik selbst vorgenommen werden.
Hierdurch erst kommen die ungeheuren Werte, die im Schrott liegen, teilweise den
liefernden Fabriken zugute.
Schmiedeeiserne und stählerne Späne müssen ölfrei und frei von Gußeisenspänen, von
Beimengungen wie Sand und dergleichen sein, Bedingungen, die nicht immer leicht zu
erfüllen sind. Vor allem ist die Sperrigkeit des Schrotts ein großer Uebelstand beim
Transport. Nach neueren Verfahren hat man die Späne mit besonderen Vorrichtungen an
den Sammelstellen zu handlichen, dichten Massen zerkleinert, wodurch das Raummaß bis
auf 6 v. H. der ursprünglichen Späne schrumpft. Versuche, die Entstehung langer
Locken auf der Drehbank zu verhindern, die Elastizität der Späne z.B. durch
Ausglühen zu vernichten, und die Späne zu zerschneiden, sind wegen der zahlreichen
Schwierigkeiten aufgegeben worden. Dagegen ist es gelungen, nach der
Vorzerkleinerung auf sogenannten Zerreißwalzwerken mit zwei verzahnten Walzen die
Späne auf Schlagkreuzmühlen zu zerkleinern. Mit einem Walzenpaare von 750 und 250 mm
Durchmesser hat man auf einer Schlagkreuzmühle von 1000 mm Gehäusedurchmesser bei 40
PS eine Leistung von 4000 bis 6000 kg in der Stunde erzielt. Bei zähem Stahl versagt
jedoch das Walzwerk sehr leicht, weil sich die Späne um die Walzen herumwickeln.
Auch bewegliche Walzen haben sich nicht bewährt. Die Firma Henschel & Sohn in Kassel hat ein Walzwerk
mit zwei gleichgroßen, verzahnten Walzen und scharfen Abstreichern an den beiden
äußeren Seiten gebaut, bei dem große Ballen von Spänen aufgegeben werden können,
weil die Walzen so gerichtet sind, daß sie die Ballen zerreißen. Doch auch hierbei
wickeln sich die Späne nur allzuleicht um die Walzen herum.
Die Späne lassen sich nun nur beim Vermischen mit Blechabfällen und Drähten
paketieren und dadurch dicht machen. Auf Grund dieser Erkenntnis ist es der
Gesellschaft Lauchhammer in Riesa mit Unterstützung der
Firma Henschel & Sohn
gelungen, eine zweckmäßige Zerkleinerungsanlage zu schaffen. Eine aus einem großen
Kasten mit beweglichen Wänden bestehende Schrottpresse wird mit Hilfe eines
Lasthebemagneten mit Spänen gefüllt, und danach der Deckel aufgedrückt. Hierauf wird
eine Seitenwand hineingeschoben, dann die beiden anstoßenden Seitenwände. Die Späne
kommen hierbei in die Mitte, während Blech- und Drahtabfälle unten und oben liegen.
Für Maschinenfabriken ist das Verfahren nicht anwendbar, weil dort Blech- und
Drahtschrott fehlt. Für ihre Zwecke hat die Firma Georg
Schmidt & Co. in Ilmenau einen besonderen
Spänezerkleinerer hergestellt. Eine Fräserwalze von eigenartiger Gestalt dreht sich
in einem Trichter, der innen mit spiralig verlaufenden Zügen versehen ist, die nach
unten verengte Kanäle bilden. Gewundene Rippen auf dem Fräser pressen die Späne in
dem Kanal zusammen und schieben sie nach dem Auslauf, wo sich die Späne im ganzen
Querschnitt in alle Kanäle verteilen. Durch die Pressung in den Kanälen werden die
Späne zerdrückt, gewürgt, auch abgefräst und zerbrochen. Eine schwach kegelig
geformte Messerwalze hat das Bestreben, sich infolge des Spänedrucks festzudrücken.
Daher bleiben die Messer auch nach Abnutzung in Fühlung miteinander. Die nach oben
hin liegenden Rippenenden bilden einen Rost, der große Fremdkörper zurückhält,
während kleinere Verunreinigungen allmählich abgefräst werden und die Maschine
verlassen. Die Fräserwalze macht nur 20 bis 30 Umdrehungen in der Minute bei etwa
200 mm ∅. Die Rippen im Trichter bestehen aus gutem Werkzeugstahl und sind gehärtet.
Die Greifwalze bildet nach unten einen Fräser, dessen Messer leicht ausgewechselt
und nachgeschliffen werden können.
Der Kraftbedarf schwankt sehr. Durchschnittlich verbraucht die Vorrichtung beim
großen Modell 13 KW/Std. bei einer Leistung von 2500 bis 3000 kg in der Stunde.
Die größte bisher erreichte Leistung betrug 3500 kg Mangan-Kupfer-Späne in 20
Minuten. Die Kosten der Zerkleinerung betragen rund 1 M für die Tonne. Für Späne aus
edlerem Metall ist der Nutzen der Zerkleinerung jedenfalls ganz bedeutend, besonders
weil die Verhüttung im Tiegel und im Flammofen bei zerkleinertem viel ergiebiger ist
als bei unzerkleinertem Material.
Loebe.
––––––––––
Neuere Entwicklung der Erdöltechnik. Die Gesamterzeugung
an Rohöl betrug im Jahre 1914 etwa 54 Mill. Tonnen, hiervon treffen 70 v. H. auf
Nordamerika. Das meiste Erdöl wurde früher in Pennsylvanien erhalten, die Ausbeute
in Kalifornien hat aber in neuerer Zeit immer mehr an Bedeutung gewonnen. Die
Oelausbeute in den mexikanischen Gebieten ist im stetigen Zunehmen begriffen und
wird in Zukunft Kalifornien noch überflügeln. Das kalifornische und das mexikanische
Erdöl sind grundverschieden von dem pennsylvanischen. Die pennsylvanischen Erdöle
sind dünnflüssig und ergeben eine große Ausbeute an Benzin und Leuchtpetroleum. Die
kalifornischen und besonders die mexikanischen Oele dagegen sind weniger gut flüssig
und stellen zuweilen bei gewöhnlicher Temperatur eine schwarze, zähflüssige Masse
dar. Die Rohölgewinnung Amerikas im Jahre 1914 kann aus folgender Zusammenstellung
entnommen werden:
Kalifornien
13303000 t =
34,3 v. H.
Kansas
10231000 t =
27,3 v. H.
Andere nordamerik. Felder
11900000 t =
31,3 v. H.
Mexiko
2825000 t =
7,1 v. H.
–––––––––––––––––––––––
Insgesamt
38259000 t =
100 v. H.
Bei den mexikanischen Oelen ist bis zu 8 v. H. Schwefel festgestellt worden. Die
englische und amerikanische Marine hat die Vorschrift erlassen, daß Heizöl nicht
mehr als ¾ v. H. Schwefel enthalten darf. Man ging von der Annahme aus, daß die
Verbrennung des Schwefels zu SO2- und SO3-Gas bei Gegenwart
von Wasserdampf Metallteile angreift. Um dieses zu vermeiden, ist deshalb Sorge zu
tragen, daß die Heizgase über dem Verdampfungspunkt des Wassers entweichen. Die
amerikanische Marine hat deshalb mit Rücksicht darauf, daß die weitaus größten an
der West- und Ostküste ihr zur Verfügung stehenden Erdölmengen teilweise sehr viel
Schwefel enthalten, diese Bestimmung fallenlassen, Die englische Regierung hat noch
kurz vor dem Kriege Heizöle mit einem Schwefelgehalt bis zu 3 v. H. als zulässig
erklärt. Größere Schwierigkeiten entstehen bei Verwendung schwefelhaltiger und
dickflüssiger Oele für Dieselmaschinen. Hier wurde befürchtet, daß der Schwefel die
Zylinderwände und die Auspuffleitung zerstören würde. Dickflüssige Oele müssen bei
ihrer Verwendung als Treibmittel für die Dieselmaschine auf jeden Fall frei von
allen mechanischen Verunreinigungen sein und durch geeignete Vorrichtungen, mit
Hilfe von Vorwärmung, hohen Einspritzdruckes usw. muß eine feine Verteilung der
Oelteilchen im Zylinder erhalten werden können.
Gegenwärtig beträgt die gesamte tägliche Erzeugung an Rohöl etwa 200000 t.
Hiervon wird etwa 1/4 der Raffination unterworfen, mit einer Benzinausbeute von 10
v. H. Dies ergibt eine Gesamterzeugung von zwei Millionen Tonnen jährlich. Es hat
sich aber gezeigt, daß diese Menge unzureichend ist für den Betrieb von
Explosionsmotoren. Es sind darum viele Vorschläge gemacht worden, die Ausbeute an
Benzin zu vergrößern. Die Versuche, schwere Erdöle in leichte überzuführen, lassen
sich in drei verschiedene Klassen einteilen:
1. Versuche, den schweren Erdölsorten unmittelbar
Wasserstoffgas anzulagern, im dampfförmigen Zustande unter Einwirkung von
Kontaktsubstanzen (Metalle usw.).
2. Versuche, auf chemischem Wege eine Umlagerung
hervorzubringen (mit Aluminiumchlorid usw.).
3. Versuche, aus schweren Kohlenwasserstoffen leichte Oele
dadurch zu erhalten, daß man die schweren Kohlenwasserstoffe spaltet, in einen
leichten Teil unter gleichzeitiger Bildung eines noch schwereren als der
ursprüngliche Kohlenwasserstoff.
Mit dem dritten Verfahren hat man bereits technische Erfolge erzielt. Wenn man Erdöl
oder dessen Rückstände längere Zeit höheren Temperaturen aussetzt, so zerfallen die
langen Ketten der schweren Rückstände in kürzere Ketten, von denen der eine Teil
wasserstoffreicher, der andere hingegen wasserstoffärmer ist. Hierzu können nur Oele
verwendet werden, die aus Kettenkohlenwasserstoffen bestehen, und nicht solche mit
ringförmigem Aufbau. Die Ursache und die Vorgänge der Spaltung unter Druck sind noch
nicht aufgeklärt. Jedenfalls scheint die unter dem Druck eintretende wesentliche
Erhöhung des Siedepunktes die Zersetzung zu erleichtern. In Amerika wird bereits in
großem Maßstabe nach dem Druckdestillationsverfahren gearbeitet. Nach amerikanischen
Zeitschriften soll es nach dem sogenannten Rillmann-Verfahren möglich sein, aus schweren Erdölen und dessen Rückständen
nicht nur Benzin, sondern auch Benzol, Toluol und andere sonst nur aus Teer
hergestellte Kohlenwasserstoffe zu gewinnen, welche jetzt in Amerika infolge
gesteigerter Munitionserzeugung eine sehr starke Preissteigerung erreicht haben.
Die gegenwärtige Erzeugung an Rohpetroleum beträgt in Deutschland etwa 150000 t
jährlich. Aus diesem Rohöl können aber nur verhältnismäßig geringe Mengen Benzin und
Leuchtöl destilliert werden. Der jährliche Verbrauch an Leuchtpetroleum betrug in
Deutschland vor dem Kriege dagegen 900000 t, an Benzin etwa 300000 t und an
Schmieröl etwa 200000 t. Etwa 80 v. H. hiervon wurden aus Amerika eingeführt. Das
Leuchtpetroleum kann im allgemeinen durch Leuchtgas und elektrisches Licht ersetzt
werden. Beides wird aus der einheimischen Kohle erzeugt. Außerdem wird man mehr und
mehr zur Verkokung der Kohle übergehen, wobei man Gas, Teer und dessen Produkte
erhält. Das aus Teer erhältliche Benzol kann den größten Teil des Benzins
ersetzen. Als flüssige Heizstoffe und Treiböle für Dieselmaschinen können Teeröle in
größtem Maßstabe verwendet werden. Man wird schließlich noch mehr dazu gelangen, aus
Teer andere Stoffe zu gewinnen, die gegenwärtig noch allein aus Erdöl erzeugt
werden. (Der Oelmotor 1915 S. 231 bis 236.)
W.
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Mitteilung an die Patentnehmer. Im vaterländischen
Interesse muß unbedingt verhütet werden, daß Erfindungen, die auf militärisch
wichtigen Gebieten liegen, oder die Sicherstellung notwendiger
Wirtschaftsbedürfnisse unseres Volkes betreffen, zur Kenntnis unserer Feinde
gelangen. Es wird den Beteiligten deshalb in ihrem eigenen Interesse dringend
angeraten, solche Erfindungen weder durch Veräußerung noch durch Anmeldung oder
sonstige Mitteilung zur Kenntnis des feindlichen oder neutralen Auslandes zu
bringen. Sind den Beteiligten auf solche Erfindungen im Auslande bereits
Schutzrechte erteilt, so wird von der Ausführung Abstand genommen werden müssen und
auch die Ausführung durch andere tunlichst zu verhindern sein. Soweit im einzelnen
Falle Zweifel bestehen, ob eine Erfindung zu den oben genannten Gebieten gehört, ist
das Kriegsministerium bereit, Auskunft zu erteilen.
Im übrigen wird auf die Straf Vorschriften in § 1 des Gesetzes vom 3. 6. 1914
(Reichs-Gesetz-Blatt S. 195) und des § 89 des R. Str. G. B. hingewiesen. Nach § 1
des Gesetzes vom 3. 6. 1914 wird, wer vorsätzlich Schriften, Zeichnungen oder andere
Gegenstände, deren Geheimhaltung im Interesse der Landesverteidigung erforderlich
ist, in den Besitz oder zur Kenntnis eines anderen gelangen läßt und dadurch die
Sicherheit des Reiches gefährdet, mit Zuchthaus nicht unter zwei Jahren, bei
mildernden Umständen mit Gefängnis nicht unter einem Jahr bestraft. Nach § 89 R.
Str. G. B. wird jeder Deutsche, der vorsätzlich während eines gegen das Deutsche
Reich ausgebrochenen Krieges einer feindlichen Macht Vorschub leistet oder der
Kriegsmacht des Deutschen Reichs oder seiner Bundesgenossen Nachteil zufügt, wegen
Landesverrats mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren oder mit Festungshaft von gleicher
Dauer bestraft.
Königlich Preußisches Kriegsministerium.
––––––––––
Erzeugung und Verwendung flüssiger Luft zu Sprengzwecken
(vgl. Heft 2 S. 27 dieser Zeitschrift). Aus Westfalen erfahre ich noch, daß auch von
anderer Seite eingehende Versuche mit flüssigem Sauerstoff für Sprengzwecke
angestellt wurden, die sehr erfolgreich verlaufen sind und schon jetzt zu einer
umfangreichen praktischen Anwendung dieser Methode im Bergbau geführt haben.
Uebrigens ist auf S. 28 in der zweiten Spalte ein Druckfehler untergelaufen: statt
Kowatsch-Balduk muß es Kowatsch-Baldus heißen.
Loebe.