Titel: | Einfache Schmieröl-Untersuchungen. |
Autor: | H. Winkelmann |
Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 69 |
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Einfache Schmieröl-Untersuchungen.
Von Oberingenieur H. Winkelmann, Ratibor.
WINKELMANN: Einfache Schmieröl-Untersuchungen.
Im Nachstehenden sollen die wichtigsten Anforderungen und Merkmale für gute
Schmieröle sowie einige einfache, leicht und schnell von jedem Betriebsmann
auszuführende Untersuchungsverfahren angegeben werden.
Es empfiehlt sich, die Schmiermittel nur von einer als zuverlässig bekannten Firma zu
beziehen, selbst wenn es dieser nicht immer möglich sein sollte, laufend die gleiche
Oelsorte zu liefern, und wenn auch der Preis vielleicht etwas höher ist. Um die
Eigenschaften eines Oeles einwandfrei unter Benutzung der eigenen Betriebs- und
Arbeitsmaschinen herauszufinden, bedarf es Zeit, da es nur auf Grund physikalischer
Versuche oder unter Verwendung von Oelprüfmaschinen möglich ist, von zwei Oelen das
bessere festzustellen. Andererseits ist es nicht gut angängig, daß sich jeder kleine
Betrieb eine derartige Oelprüfmaschine zulegt, da die hierfür aufzuwendenden Kosten
nicht nur bedeutend sind, sondern zur Vornahme derartiger Schmierölprüfungen auch
eingehende Vorkenntnisse und besondere Uebung erforderlich sind. Dagegen ist es für
größere und mittlere Fabriken, besonders solche, die bereits für ihre Fabrikation
ein Laboratorium unterhalten müssen, empfehlenswert, auch für die
Schmieröluntersuchung die erforderlichen Versuchsapparate zu beschaffen.
Von einem guten Schmieröl, ganz gleich welchem Sonderzweck es dienen soll, verlangt
man große Schlüpfrigkeit, hinreichende flüssige Beschaffenheit (Viskosität),
Unveränderbarkeit gegenüber Einwirkungen von Luft, Druck und Temperatur,
Säurefreiheit, Reinheit von festen und flüssigen Beimengungen.
Hohe Schlüpfrigkeit verlangt man, damit sich die Schmierölteilchen überall
gleichmäßig auf die betreffenden Schmierflächen verteilen und eine vollständige
Trennung der Gleitflächen bewirken können. Die flüssige Beschaffenheit ist
notwendig, damit die Oelteilchen den sich bewegenden Maschinenteilen geringen
Widerstand bieten, ohne daß hierbei das Oel vollständig aus den Gleitflächen
herausgepreßt wird. Leichtflüssige Schmieröle eignen sich daher mehr für gering
belastete Gleitflächen, die mit hoher Geschwindigkeit aufeinander arbeiten.
Zähflüssige Oele sind für hohe Belastungen und dabei kleinen Geschwindigkeiten zu
benutzen, wie auch aus der nachfolgenden Tabelle hervorgeht. Ein gutes Schmieröl
soll ferner weder an der Luft verharzen noch verdunsten. Andererseits dürfen
Schmieröle, die zum Schmieren von Dampfzylindern und Kältemaschinen benutzt werden
sollen, weder durch hohe noch durch tiefe Temperaturen zersetzt oder in der
Schmierwirkung beeinflußt werden. Säurefreiheit ist erforderlich, damit die mit dem
Schmieröl in Berührung kommenden Gleitflächen und Maschinenteile nicht angefressen
werden. Weiter verlangt man, daß die Schmieröle mit Rücksicht auf ihre
Verwendbarkeit für hohe Temperaturen (Dampfzylinderöle) und gefahrloses Lagern einen
genügend hohen Grad der Entzündlichkeit (hohen Flamm- bzw. Brennpunkt) aufweisen. In
bezug auf Reinheit von festen und flüssigen Beimengungen sei darauf hingewiesen, daß
sich diese teils unbeabsichtigt, beispielsweise in Form von Koks bei Mineralölen von
der Herstellung her, oder beabsichtigt in Form von Beschwerungsmitteln als Leicht-
und Schwerspat, Talkum und andere (meistens nur bei konsistenten Fetten!) vorfinden.
Von den flüssigen Beimengungen kommt meistens nur ein unverhältnismäßig hoher Gehalt
an Wasser in Betracht, wodurch die Saugfähigkeit der Schmierdochte ungünstig
beeinflußt wird. Durch derartige feste oder flüssige Fremdstoffe, oft auch
schleimige Beimengungen, wird die Schmierwirkung herabgesetzt und in manchen Fällen
eine starke Abnutzung der Gleitflächen und ein großer Kraftverbrauch herbeigeführt.
Zu derartigen schädlichen Bestandteilen gehört auch der Zusatz von Harz, das nicht
nur Säure enthält, sondern auch das Eintrocknen der damit versetzten Oele
begünstigt, wodurch sich ebenfalls der Kraftverbrauch erhöht.
Da im allgemeinen nur Mineralöle verwendet werden, diese aber gerade jetzt vielfach
mit PflanzenPlanzen- und animalischen Oelen verschnitten werden, so soll in den nachstehenden
Ausführungen ausschließlich die Prüfung der Mineralöle behandelt werden. Tierische
und Pflanzenöle haben in den meisten Fällen einen unzulässig hohen Gehalt von freier
Fettsäure, welche die Maschinenteile stark angreift.
Grad der Dünnflüssigkeit nach Engler
SpezifischesGewicht
Flammpunktin°C
Brennpunktin°C
Erstarrungs-punkt in°C
Verwendungszweck
Sehr dünnflüssig 5–7
0,850–0,910
140–180
180–200
20–30
Eismaschinen, Kompressoren.
Leicht dünnflüssig 5–12
0,850–0,910
160
200
5–10
Spindelöle für Spinnereimaschinen.
Dünnflüssig 10–25
0,870–0,900
170–220
210–260
5–10
Dynamos, Elektromotoren, Turbinen.
Dünnflüssig 10–25
0,870–0,920
195–220
235–260
5–10
Gasmotoren.
Mäßig dünnflüssig 15–30
0,900–0,910
195–220
235–260
5–10
Allgemein. Maschinenöl f. mittl. Belastg.
Zähflüssig 25–45
0,900–0,940
185–220
225–260
5–10
Maschinenöl für schwere Lager.
Stark zähflüssig 25–45 SommerölStark zähflüssig 45–60 Winteröl
0,900–0,940
160145
200185
510
Wagenschmieröl f. hohe Umlaufzahlen.
Stark zähflüssig 25–45 bei 50° C
0,890–0,940
260–320
300–360
–
Zylinderöle.
Ein weiterer Vorzug des Mineralöls ist seine
Luftbeständigkeit, während die tierischen und Pflanzenöle leicht an der Luft
eintrocknen und verharzen. Ferner lassen sich Mineralöle für jede gewünschte
Zähflüssigkeit (Viskosität) herstellen. Hiernach unterscheidet man:
Aus der vorstehenden Tabelle ist ersichtlich, daß, je dünnflüssiger ein Oel ist, für
desto höhere Umlaufzahl und geringeren Druck es sich eignet. Ferner ersieht man, daß
der Brennpunkt um rund 40° (genauer 38°) höher liegen soll als der Flammpunkt.
Beträgt der Unterschied etwa nur 20 bis 25°, so kann man bereits aus dieser
Feststellung schließen, daß das betreffende Oel kein reines Mineralöl ist. Auch am
Geruch kann man feststellen, ob einem Mineralöl andere Oele zugesetzt sind, so z.B.
ist der Zusatz von Tran und Talg leicht zu erkennen, letzterer besonders bei warmen
Oelen während der Vornahme der Flamm- und Brennpunktversuche.
Sieht man von den am Schluß angeführten Oelprüfmaschinen ab, deren Handhabung ein
physikalisches Sonderstudium sowie eine gewisse Fertigkeit im Experimentieren
voraussetzt, so beanspruchen die nachstehenden Versuchsvorrichtungen verhältnismäßig
geringe Kosten, auch verlangen die einzelnen Untersuchungen nur geringen
Zeitaufwand. Es empfiehlt sich jedoch, sämtliche Versuche stets doppelt auszuführen;
die Ergebnisse dürfen nie mehr als höchstens 2 bis 3 v. H. voneinander
abweichen.
Für die Bestimmung der Zähflüssigkeit (Viskosität) eines Oeles benutzt man allgemein
das Englersche Viskosimeter, welches das Verhältnis der
Ausflußzeit von 200 cm3 Oel bezogen auf eine
gleiche Menge destilliertes Wasser bei 20° feststellt. Der Apparat besteht im
wesentlichen aus einem im Wasser- oder Oelbade stehenden, geeichten
Oelausflußbehälter, einer aus Platin gefertigten Ausflußöffnung von bestimmtem
Durchmesser und Ausflußlänge, dem Verschlußdeckel mit Verschlußstift, dem
Thermometer sowie einem Rührer für das Erwärmungsbad, das dazu dient, das zu
prüfende Oel auf einer eingestellten Temperatur zu erhalten. Weiter gehört zum
Apparat ein geeichter Meßkolben mit eingeritzter Marke bei 50, 100 und 200 cm3. Je nach der Dickflüssigkeit des Versuchsöles
läßt man bei Vornahme der Viskositätsprüfung 50, 100 oder 200 cm3 auslaufen, wobei im ersten und zweiten
Falle aber stets auf 200 cm3 Ausflußmenge
umgerechnet werden muß. Aus der Ausflußzeit des Oeles, geteilt durch die Ausflußzeit
von 200 cm3 destilliertem Wasser, beides bei 20°,
berechnet man den sogenannten Engler-Grad der
Zähflüssigkeit. Im allgemeinen läßt man Spindel-, Dynamo- und Maschinenöle bei 20°,
Maschinenöle für unter Wärme arbeitende Maschinen, beispielsweise Oele für
Trockenzylinder usw., wohl auch bei 50° auslaufen. Dagegen werden Dampfzylinderöle
je nach dem Verwendungszwecke bei einer Temperatur von 100, 150, 180 oder 200°
untersucht. Für allgemeine praktische Versuche genügt es, diese Oele bei nur 100°
oder 150° zu untersuchen, welche Temperaturen mit einem Bade von siedendem Wasser
oder erhitztem Oele zu erreichen sind, während für die bereits nicht ungefährlichen
Untersuchungen bei 180° Anilin und bei 220° Nitrobenzol als Wärmeübertragungsmittel
zu verwenden sind. Das Versuchsöl ist vor Einfüllen in den gereinigten
Ausflußbehälter des Viskosimeters durch ein engmaschiges Sieb zu gießen, wobei
dickflüssige Zylinderöle gegebenenfalls zu erwärmen sind, damit sie leichter und
schneller durch das Sieb gehen. Das Viskosimeter ist bis zur Auffüllmarke (240 cm3) vorsichtig anzufüllen, darauf ist das Oel
mittels des Wasser- oder Oelbades auf die gewünschte Temperatur zuzüglich 3 v. H.
gleichmäßig zu erwärmen, wobei der Rührer wiederholt zu betätigen ist. Mit Rücksicht
auf die durch hohe Temperaturen bedingte Ausdehnung der Oele, die bei 240 cm3 für je 10° Erwärmung 1,7 cm3 beträgt, empfiehlt es sich, bei Untersuchungen
von Zylinderöl zunächst nur etwa 230 cm3
Versuchsöl einzufüllen und erst bei Erreichung der Versuchstemperatur bis auf die
Auffüllmarke nachzufüllen. Nach Erzielung der gewünschten Versuchstemperatur läßt
man unter Beobachtung einer Sekundenuhr 200 cm3
des erwärmten Oeles durch Anlüften des Verschlußstiftes frei in das unter dem
Apparat stehende Meßgefäß auslaufen, bis die Auslaufmarke bei 200 cm3 erreicht ist. Alsdann läßt man den Apparat
vollständig leerlaufen, reinigt ihn gründlich mit Benzol und läßt ihn gut
austrocknen. Da Viskositätsbestimmungen mit dickflüssigen Oelen und bei niedriger
Temperatur oft zeitraubend sind, läßt man bei diesen Oelen, wie bereits angedeutet,
nur 50 oder 100 cm3 statt 200 cm3 auslaufen. Dies bezieht sich aber niemals auf
dünnflüssige, deren Ausflußzeit bei 200 cm3
weniger als drei Minuten beträgt.
Da das Englersche Viskosimeter für größere
Versuchsmengen bestimmt ist, es aber oft erwünscht ist, auch kleinere Oelmengen
(Oelproben) zu untersuchen, so kann man hierfür das von Prof. Ubbelohde umgestaltete Traubesche Viskosimeter
benutzen, mit welchem in kurzer Zeit Oelproben von nur 10 cm3 auf ihre innere Reibung oder spezifische
Zähflüssigkeit hin untersucht werden können. Dieses Viskosimeter besteht nach der
Beschreibung von Prof. Holde (Zeitschrift d. Vereines
deutscher Ingenieure 1912 Nr. 35) in seinem Hauptteile aus einer U-förmig gebogenen
Glaskapillare, die zwei länglich runde Meßgefäße mit je einer oberen und einer
unteren Marke besitzt und sich während des Versuchs in einem Wasserbade von
gleichbleibender Temperatur befindet. Man füllt vor dem Versuche das eine Gefäß
durch Aufsaugen mit dem zu prüfenden Oel und drückt dieses dann unter dem
gleichbleibenden Druck von 600 mm Wassersäule in das zweite Gefäß über, indem man an
einer Stoppuhr die Zeit des Aufstieges von der unteren Marke des kugeligen Gefäßes
im rechten Schenkel des U-Rohres bis zur oberen Marke mißt. Der gleichbleibende
Wasserdruck wird durch ständiges Zufließenlassen von Wasser zu einem Wasserdruckrohr
erzeugt.
Das Wasser dringt aus diesem Rohr ganz allmählich in dem Maße, wie das Oel in dem
linken Schenkel des U-Rohres verdrängt wird, in den zwischen Druckerzeuger und
Kapillare geschalteten Glasballon ein. Sobald das Oel an der oberen Marke in der
rechten Glaskugel angelangt ist, wird ein Dreiweghahn so gedreht, daß das ganze
System mit der atmosphärischen Luft verbunden und somit normaler Druck hergestellt
ist. In diesem Augenblick wird auch die Uhr gestoppt. Die spezifische Zähigkeit ist
der Quotient aus der Ausflußzeit des Oeles und der vom Wasser. Trägt man den Abfall
der Zähigkeit, ausgedrückt in spezifischen Zähigkeiten für verschiedene Mineralöle
bei steigender Temperatur im Vergleich zu Rüböl zeichnerisch auf, so zeigen diese
Kurven, daß der Zähigkeitsabfall mit steigender Temperatur bei Mineralölen
verhältnismäßig viel größer ist, als bei Rüböl, so daß sich die Kurven für Rüböl und
solche Mineralöle, die zum Teil noch erheblich dickflüssiger als Rüböl bei
Zimmerwärme sind, schon bei 100° schneiden. Deshalb muß man als Ersatz für Rüböl
immer wesentlich dickere Mineralöle nehmen, um den Anforderungen an die Zähigkeit
bei hohen Wärmegraden zu genügen.
Für die Feststellung der Unveränderbarkeit eines Oeles durch Einwirkung von Luft und
Temperatur verreibe man auf einer kleinen sauberen Glasplatte einen Tropfen des
Versuchsöles und erhitze ihn vier bis fünf Tage lang in einem Trockenschrank bis zu
50°, wenn es sich um Maschinenöle handelt, und auf 100° bei Zylinderölen. Man
beobachte, ob sich die Konsistenz des Oeles während der Versuchzeit verändert. Eine
zweite Versuchsplatte mit Oel setze man an einem vor Staub geschützten Ort der Luft
aus und beobachte, ob sich nach Ablauf einiger Tage eine krustenartige Verdickung
des Oeles bemerkbar macht. Jede Verdickung bei diesen einfachen Versuchen läßt
auf einen nicht wünschenswerten Zusatz von Harz schließen.
Zur Feststellung des Flamm- und Brennpunktes benutzt man für einfache Versuche am
besten den von Prof. Holde verbesserten Treumannschen oder Marcusonschen Apparat. Dieser besteht im wesentlichen aus einem kleinen
Porzellantiegel von ungefähr 4 cm ∅ und Höhe, der in eine flache oder
halbkugelförmige Sandbadschale von ungefähr 15 cm ∅ eingesetzt wird und mittels
eines darunter stehenden, leicht regulierbaren Bunsenbrenners erhitzt wird. Zur
Anzeige der Temperatur ist ein bis zu 450° geteiltes Thermometer vorgesehen, dessen
Kapillare man bis auf die Mitte der Oelschicht eintauchen läßt. Für genauere
Versuche dient der von Prof. Holde und Prof. Martens verbesserte Penskysche
Flammpunktprüfer, der nach der Beschreibung der „Vereinigten Fabriken für
Laboratoriumsbedarf“ aus einem Oelgefäß mit Durchbrechungen im Deckel
besteht. Diese können durch einen Drehschieber verdeckt werden. Weiter ist ein
Thermometer und ein Rührer vorhanden. Die langsame und gleichmäßige Erwärmung des
Oeles wird durch einen metallenen Heizkörper vermittelt, in den der Oelbehälter
gesenkt wird, und der gegen starke Ausstrahlung durch einen isolierenden Luftmantel
geschützt wird. Die Erwärmung erfolgt durch einen beigegeben Gasbrenner oder
Spirituslampe. Die Prüfung des Entflammungspunktes erfolgt durch Oeffnung des
Schiebers mittels Drehung eines Handgriffes, wobei eine Zündflamme in die
Hauptöffnung eingeführt bzw. der Oeloberfläche genähert wird. Man findet den
Entflammungspunkt bei derjenigen Temperatur, bei der durch Oeffnung des Schiebers
eine kleine Explosion des über dem Oel befindlichen Gasgemenges eintritt. Da es
vorkommt, daß dieses Zündflämmchen während der Prüfung erlischt, so ist eine zweite
Flamme, eine Stichflamme angebracht, die erstere sofort wieder entzündet. Bei
Benutzung der Treumannschen oder Marcusonschen Apparate erhitzt man das Oel, wenn es sich um Mineralöl
handelt, zunächst bis auf etwa 140°, andere Oele zunächst nur bis ungefähr 110°, und
versucht alsdann mit der beigegebenen Zündvorrichtung das Oel zu leichtem
vorübergehendem Aufflammen zu bringen, wobei sich in der Regel ein leises Knistern
oder Verpuffen bemerkbar macht. Tritt das Aufflammen bei der Ausgangstemperatur noch
nicht ein, so erhitzt man das Versuchsöl fortgesetzt langsam weiter und versucht das
Aufflammen bei je 5° höherer Temperatur festzustellen.
Für die Feststellung des Brennpunktes genügen die gleichen Apparate. Man erhitzt das
Versuchsöl über die Temperatur des Flammpunktes hinaus und prüft ebenfalls bei je um
5° höherer Temperatur so lange, bis plötzlich die ganze Oeloberfläche zu brennen
beginnt. Die Feststellung des Flamm- und Brennpunktes ist besonders wichtig bei
Oelen, die zum Schmieren von Dampfzylindern und Trockenzylinderlagern benutzt werden
sollen. Bei Sattdampfzylinderölen soll der Flammpunkt mindestens 20 v. H., bei
Heißdampfzylinderölen möglichst über 5 v. H. höher sein als die betreffende
Dampftemperatur. Bei den dünnflüssigen Zylinderölen für Luftkompressoren spielen die Druckverhältnisse
eine wesentliche Rolle, da sie einesteils bestimmte Anforderungen an die Viskosität
der benutzten Oele stellen, andererseits die Temperatur im Innern des Zylinders
beeinflussen, die bekanntlich mit steigendem Druck wächst. Zu berücksichtigen ist
dabei die Bauart des Zylinders, ob Wasserkühlung vorhanden ist usw., da für die
Schmierung von Kompressorzylindern weniger die Temperatur der verdichteten Luft als
die der Zylinderwandungen in Betracht kommt. Für die Lufttemperatur läßt sich
bekanntlich eine Temperaturgrenze (unter Zugrundelegung von adiabatischer
Kompression) berechnen, unterhalb der die wirkliche Temperatur am Ende der
Verdichtung immer liegen wird. So ergibt sich bei der Verdichtung auf einen
Ueberdruck von:
p =
½
1
2
3
4
5
6
7
8
9
at
t
45
73
117
151
179
203
225
245
263
279
°
als oberste Temperaturgrenzen.
Ueber die Temperatur der Zylinderwandungen liegen zuverlässige Versuchsergebnisse
nicht vor, man kann aber annehmen, daß sie nur 10 bis 30° höher liegen als die
Temperaturen, mit der das Zylindermantel-Kühlwasser abließt.
Die Wandungstemperatur der Zylinder von Kältemaschinen ist ebenfalls ziemlich
unbekannt. Sie wird immer über derjenigen der Sole des Refrigerators liegen, also
bei gewöhnlichen Anlagen über 10°.
Bei zu niedrig gewähltem Flammpunkt sind im Kompressorzylinder Oelexplosionen zu
befürchten, wenn der Sauerstoffgehalt des Oeles zu groß ist. Fürchtet man bei einem
Kompressor infolge einer durch hohen Druck bedingten Erhitzung Oelexplosionen im
Zylinder, so muß allerdings ein dem Dampfzylinderöl ähnliches Oel (Flammpunkt 280
bis 300° oder auch höher) verwendet werden. Bei einstufigen Kompressoren mit hohem
Enddruck, oder bei den Hoch- und Mitteldruckzylindern mehrstufiger Kompressoren
besteht das Bestreben, das Oel zwischen den zu schmierenden Flächen herauszupressen,
um so mehr, als ziemlich große Luftgeschwindigkeiten in Betracht kommen. Auch aus
diesem Grunde kommen Oele in Frage, die denen für Dampfzylinder an Zähflüssigkeit
ähnlich sind.
Für Kompressoren mit geringem Druck ist es natürlich unzweckmäßig, besonders
dickflüssige Oele zu wählen.
Im allgemeinen kann man behaupten, daß die Güte eines Schmieröles mit der Höhe des
Flamm- und Brennpunktes sowie mit dem Grade der Viskosität steigt.
Da bei Maschinen, die mit besonders hoch überhitztem Dampf (über 330° im Zylinder
gemessen) betrieben werden, die Gefahr besteht, daß das Oel bereits unterhalb der
Dampftemperatur leicht zu verdampfen beginnt, so empfiehlt es sich, auch den Grad
der Verdampfbarkeit zu prüfen. Hierfür erhitzt man eine genau abgewogene Menge des
betreffenden Oeles (am besten 50 g) im Porzellantiegel drei Stunden gleichmäßig auf
die vorliegende Heißdampftemperatur und stellt nach dem Abkühlen auf die
Anfangstemperatur (Zimmertemperatur) den sich vielleicht zeigenden Unterschied im
Gewicht fest. Ein einwandfreies Oel soll möglichst keinen nennenswerten
Gewichtsverlust, jedenfalls nicht mehr als höchstens 1 v. H. aufweisen.
Oele zum Schmieren von Maschinen, die bei Kälte im Freien arbeiten, wie
beispielsweise Lokomotiven, Eisenbahnwagen, oder die zur Kälteerzeugung dienen,
sollen im allgemeinen mindestens bis zu – 15° dünnflüssig bleiben und dürfen erst
über – 20° (siehe vorstehende Tabelle der verschiedenen Oelsorten) feste
Ausscheidungen absondern. Besser ist es für Kältemaschinen stets, die besonders
hergestellten Eismaschinenöle zu verwenden, die noch bei einer Temperatur von – 21
bis 22° flüssig bleiben.
Soweit zur Schmierung der inneren Teile von Kältemaschinen nicht andere
Schmierstoffe, wie beispielsweise Glyzerin, Glyzerinlösung oder gar konzentrierte
Schwefelsäure, zur Anwendung kommen müssen, haben sich bei Mineralölen für
Kompressorenzylinder usw. hierfür bestimmte Sorten herausgebildet, die in der Regel
aus russischen Destillaten hergestellt sind. Derartige Oele sind im Vergleich zu
anderen Zylinderölen (für Dampfmaschinen, Gasmaschinen usw.) ziemlich dünnflüssig,
normal raffiniert und mithin als sogenanntes helles Mineralöl anzusprechen. Um
Verwechselungen mit anderen Oelsorten zu vermeiden, werden die zur Schmierung von
Kältemaschinen bestimmten Oele meistens rötlich gefärbt. Feste Ausscheidungen dürfen
sich erst bei Temperaturen unter 30° zeigen. Manche Firmen empfehlen auch Oele, die
frei sein sollen von Paraffin und ähnlichen die Bildung von Rückständen in der
Maschine veranlassenden Bestandteilen.
Für die Prüfung der Kältemaschinenöle auf Kältebeständigkeit bedient man sich
meistens eines Reagenzglases von ungefähr 1,5 cm ∅ und 15 cm Höhe, das man auf 3 cm
Höhe mit dem Versuchsöl gefüllt in einen mit Salzlösung angefüllten emaillierten
Topf stellt. Dieser steht wiederum mit einem Eis-Salzgemisch umgeben in einem
zweiten irdenen Steintopf, der zweckmäßig nach außen mit Filz isoliert wird. Die
Salzlösung stellt man sich am besten wie folgt her: Man nimmt auf 100 Teile Wasser
zur Erzeugung von
– 5° C
– 8,7° C
– 10° C
– 14° C
– 15° C
13 Teile
35,8 Teile
22,5 Teile
20 Teile
25 Teile
Kalisalpeter
Chlorbarium
Chlorbarium
Salmiak
Salmiak
3,3 Teile
Kochsalz.
Die Temperatur der Salzlösung ist durch ein in Zehntelgrade geteiltes Thermometer zu
kontrollieren. Die zum Abkühlen der Salzmischung erforderliche Kältemischung besteht
aus einer innigen Mischung von einem Teil Viehsalz und zwei Teilen fein gestoßenem
Eis oder Schnee. Benötigt man Temperaturen von – 21°, so gibt man in beide Gefäße
die oben beschriebene Kältemischung. Die Abkühlung auf die Versuchstemperatur hat
erst innerhalb einer Stunde zu geschehen; man muß sehr darauf achten, daß das
Reagenzglas mit dem Oel nicht im geringsten erschüttert wird, da sich sonst der
Gefriervorgang ganz wesentlich verzögern kann. Nach Prof. Holde prüft man, ob das Oel beim Neigen des Gefäßes fließt und ob es
Ausscheidungen zeigt.
Bezüglich Säurefreiheit kann man die Behauptung aufstellen, daß Mineralöle fast immer
säurefrei sind oder nur sehr geringe Spuren von Säure zeigen. Dagegen besitzen die
Pflanzen- und tierischen Oele meistens einen höheren Säuregehalt. Dieser beträgt bei
hellen Mineralölen nur bis zu 0,03 v. H. SO3, bei dunklen Oelen bis zu 0,15 v. H., bei
verschnittenen und minderwertigen Oelen vielfach bis zu 0,5 v. H. Für die
quantitative Bestimmung von Säuren in Oelen löst man 20 g des Versuchsöles in
Alkohol und Aether auf und titriert mit Normal-Natronlauge. Je 1 cm3 der verbrauchten Lauge entsprechen dann auf 100
g der Substanz berechnet einem Säuregrade.
Für die Prüfung auf den Gehalt an Schwefelsäure wird eine mit eingeschliffenem
Stöpsel versehene Schüttelflasche zu gleichen Teilen mit dem Versuchsöl und warmem
Wasser gefüllt und geschüttelt. Nach dem Absetzen der Mischung versetzt man sie mit
einigen Tropfen Chlorbariumlösung, wobei sich dann bei Vorhandensein von
Schwefelsäure ein weißer Niederschlag ergeben muß. Ist das der Fall, dann ist das
betreffende Oel zu Schmierzwecken ungeeignet. Auch die nachstehenden Methoden haben
sich für praktische Zwecke gut bewährt: Man läßt auf einem blankgeriebenen Messing-
oder Kupferblech einige Tropfen des zu untersuchenden Oeles auslaufen und stellt das
Blech dann an einen gut gegen Staub geschützten Ort. Hat das Oel nach Ablauf einer
Woche eine hellgrüne Farbe angenommen und zeigt sich deutlich ein hellgrüner
Niederschlag, so zeigt dies das Vorhandensein von Säure, und das betreffende Oel ist
mithin zu verwerfen.
Das Vorhandensein von Säure läßt sich auch noch qualitativ wie folgt feststellen:
Sind Mineralsäuren im Oel vorhanden, so färbt der wässerige Auszug blaues
Lakmuspapier rot und bei Vorhandensein von Alkalien rotes Lakmuspapier blau.
Um die Reinheit der Oele in bezug auf feste und flüssige Beimengungen festzustellen,
gibt man eine Probe in ein Reagenzglas von ungefähr 1,5 cm ∅ und 15 cm Länge.
Vollständig gereinigte und überdestillierte Oele erscheinen vollkommen durchsichtig,
während in den nur teilweise gereinigten Oelen Rückstände und Beimengungen oft
unmittelbar zu erkennen sind. Oft zeigen sich hierbei Trübungen im Reagenzglase, die
von dem Vorhandensein von Wasser herrühren. Ist das der Fall, so bestimme man den
Wassergehalt im Trockenschrank bei 105°, indem man 50 g Oel in eine Porzellanschale
einwägt und so lange trocknet, bis kein Gewichtsunterschied mehr festzustellen ist.
Vor dem jedesmaligen Wägen muß die Oelschale mit Inhalt aber auf die
Zimmertemperatur erkalten. Im übrigen kann man die Rückstände und Beimengungen im
Oel auch durch Abfiltrieren zurückhalten. Man läßt zu diesem Zwecke das Versuchsöl
durch ein Sieb von ⅓ mm Maschenweite hindurchgehen.
Zur Prüfung der Reinheit in bezug auf fremde Beimengungen dient auch folgender
Versuch: Man verstreiche mit reinem Finger einen Tropfen des Versuchsöles auf
einen Bogen weißen Papiers und halte dieses gegen das Licht. Bei völlig reinen Oelen
erscheint ein durchsichtiger klarer Fleck, während bei Oelen mit festen Beimengungen
diese meistens deutlich als undurchsichtige Punkte zu erkennen sind.
Weiter sei auf das Fadenziehen mancher Oele hingewiesen, das eintritt, wenn man sie
von einem Glasstabe ablaufen läßt. Es ist dies nach Holde
eine Erscheinung, die entweder auf einen Zusatz von Kautschuk oder Seife
zurückzuführen ist. Zur qualitativen Feststellung füllt man eine kleine Menge des
Versuchsöles in eine Schüttelflasche und versetze den Inhalt mit verdünnter
Salzsäure. Ist dem Oel Seife zugesetzt, so zersetzt sich diese beim Schütteln, und
man kann mit dem derart ausgewaschenen Oel keine Fäden mehr ziehen. Ist das nach
dieser Behandlung dennoch der Fall, so war die Erscheinung des Fadenziehens nicht
auf einen Zusatz von Seife, sondern von Kautschuk zurückzuführen. Um das
festzustellen, versetzt man das Versuchsöl mit absolutem Alkohol im Verhältnis 3 :
4, wodurch sich der Kautschuk als elastischer Klumpen abscheidet.
Zur Bestimmung des spezifischen Gewichts eignet sich für einfache Versuche am besten
ein Pyknometer mit einem in ⅕-Grade geteilten Thermometer. Es empfiehlt sich, den
entsprechenden Gewichtswert für Wasser bei 15° C auf dem Glasballon einritzen zu
lassen und die Versuche stets bei gleicher Temperatur vorzunehmen. Sollte dies
vielleicht mit Rücksicht auf die jeweilige Zimmertemperatur nicht möglich sein, so
ist eine Korrektur bei der Berechnung vorzunehmen. Diese beträgt bei Mineralölen im
Mittel 0,00068 für jeden Grad. Das spezifische Gewicht der meisten in Betracht
kommenden Oelsorten ist im übrigen aus der oben gebrachten Tabelle ersichtlich.
Zum Schlusse sei noch kurz auf die Bauart der Oelprüfmaschinen eingegangen. Ihre
Bedienung erfordert viel Uebung und die geübte Hand eines Fachmannes, ebenso ist für
die Beurteilung der Ergebnisse ein eingehendes Studium aller in Betracht kommenden
Erscheinungen notwendig. Der Hauptfehler der meisten Oelprüfmaschinen liegt darin,
daß sie in der Regel nur eine Beurteilung des Oeles nach einer Richtung hin
zulassen. Meistens kann mit diesen Maschinen lediglich die Reibungszahl bei
verschiedenen einstellbaren Drücken und Geschwindigkeiten ermittelt werden, unter
Temperaturen, die den tatsächlich in Betracht kommenden Betriebsverhältnissen wenig
oder gar nicht entsprechen. Nach den Versuchen von Ubbelohde kommt aber noch hinzu, daß nicht nur die Zähigkeit eines
Schmieröles nebst Druck und Geschwindigkeit von Einfluß auf die praktische
Eigenschaft sind, sondern vor allem auch die Form des Lagers, insbesondere auch die
Größe des Zwischenraums zwischen Lagerschale und Wellenzapfen. Alle diese zuletzt
angeführten Punkte bleiben aber bei den Versuchen mit Oelprüfmaschinen
unberücksichtigt, da die hierbei benutzten Reibungsflächen der Form nach von den in
der Praxis gebräuchlichen meistens ganz erheblich abweichen. So findet man
beispielsweise bei den meisten Maschinen als Reibungsflächen nur schmale Stege
(Martens) oder kleine ebene Flächen, deren Versuchsergebnisse nicht ohne weiteres
auf die gewölbte Form eines Lagers anwendbar sind. Insbesondere werden bei diesen
Oelprüfmaschinen für die Feststellung der Reibungszahl Spurlager verwendet
(Oelprüfmaschine Ossag und die von Fein-Kapf, Kirsch, Dr. Hoffmann). Es gibt aber
auch Maschinen, bei denen durch Widerstandsmessung eines im Oelbade kreisenden
Flügelrades der Schmierwert des Oeles festgestellt wird (Bauart Wilkens). Andere Maschinen, z.B. die von Dettmar, haben wieder den Nachteil, daß sie nicht mit
gleichbleibender Geschwindigkeit arbeiten. Es gibt ferner Vorrichtungen, mit denen
der Schmierwert eines Oeles mittelbar durch Vergleichen des Kraftbedarfs der mit
verschiedenen Oelsorten geschmierten Lager festgestellt wird (Fischingers Kraftbedarfmesser). Derartige Versuche sind nicht nur sehr
umständlich, sondern auch für den gedachten Zweck der Schmierölprüfung zu ungenau,
da der jeweilige Zustand der benutzten Lager und Zapfen auf das Ergebnis
mitwirken.
Von allen mechanischen Vorrichtungen für die Oelprüfung entspricht die Ossag-Maschine
noch am meisten den Anforderungen, da es mit ihr nicht nur möglich ist, Oel bei
verschiedenen Drücken und Geschwindigkeiten (bis zu 50 kg/cm2 bei 1500 Umdrehungen in der Minute) zu prüfen,
sondern auch bei Temperaturen bis zu 300° und darüber unter Verwendung von Heiß- und
Sattdampf. Die Maschine soll im übrigen aber auch Aufschluß über die Ergibigkeit des
Versuchsöles und seine Zersetzbarkeit im Dampf geben. Bei der Ossag-Maschine wird
der zu prüfende Schmierstoff zwischen zwei sauber aufeinander geschliffenen Körpern
verrieben, wobei der angetriebene Zapfen dauernd oder unterbrochen geschmiert wird.
Der durch die Drehung des einen Zapfens mitbewegte Zapfen überträgt seine Bewegung
mittels einer geeichten Spiralfeder und eines Hebels auf den Schreibstift, der die
charakteristischen Kurven der Schmierstoffe selbsttätig auf einem sich abwickelnden
Papierstreifen verzeichnet. Mit Hilfe dieser nach dem Erfinder der Maschine
benannten Wendtschen Wertkurven ist es möglich, den
wirtschaftlichen Wert des Versuchsöles einigermaßen zuverlässig zu beurteilen. Zur
Erzeugung des für die Untersuchung von Zylinderöl erforderlichen Dampfes ist
die Oelprüfmaschine mit einem kleinen Dampfkessel und einem Ueberhitzer versehen,
mittels welcher Dampfdrücke bis zu 25 at und Heißdampftemperatur bis zu 340° C
erzielt werden können.
Es sei noch darauf hingewiesen, daß nach den eingehenden Versuchen von Prof. Ubbelohde Oelprüfmaschinen erst dann ihren Zweck
erreichen, wenn sie sich den in der Praxis üblichen Lager- und Reibungsverhältnissen
anpassen. Bei diesen Versuchen müßte auch auf den verschieden großen Zwischenraum
zwischen Lager und Wellenzapfen Rücksicht genommen, und im übrigen die Verhältnisse
der Praxis in bezug auf verschieden hohe Drücke, Geschwindigkeiten und Temperaturen
so weitgehend wie möglich hergestellt werden. In ähnlicher Weise wären dann auch die
Kolbenreibung und Zylinderschmierung zu studieren an Vorrichtungen, die baulich
ähnliche Reibungs- und Arbeitsverhältnisse nachahmen. Andererseits steht Prof. Ubbelohde der Oelprüfung mittels mechanisch betriebener
Prüfvorrichtungen im allgemeinen ablehnend gegenüber, umso mehr als seine Versuche
den Beweis erbracht haben, daß alle Oele gleicher Zähigkeit dieselbe Reibungszahl
zeigen. Es bezieht sich dies sowohl auf raffinierte als auch unraffinierte, mithin
sowohl teure, als auch billige Mineralöle amerikanischer, russischer und rumänischer
Herkunft. Ubbelohde faßt die Folgerungen aus seinen
Versuchen für die Bewertung der Schmieröle wie folgt zusammen: „Es ist falsch,
irgend einem Oel besonderer Provenienz oder besonderer Herstellungsart,
vielleicht einem besonders raffinierten Oel an sich eine höhere Schmierfähigkeit
beizumessen, als einem anderen, denn nur auf die Zähigkeit des Oeles kommt es im
rein mechanischen Sinne an.“ Mit anderen Worten, es genügt vollständig, für
jedes Oel seine Viskosität zu bestimmen. Daß Ubbelohde
seinen Versuchen nicht die gewöhnlichen Engler-Grade,
sondern nach von ihm aufgestellten Tabellen eine errechnete „spezifische
Zähigkeit“ bestimmt und erst dieser die Reibungszahl proportional setzt, sei
nur der Vollständigkeit wegen erwähnt. Für einfache praktische Versuche, die mehr
oder weniger nur Vergleichzwecken dienen, genügt die Feststellung der Viskosität mit
dem Englerschen Apparat vollständig.