Titel: | Neuerungen für Gegenkolbenmaschinen. |
Autor: | Wimplinger |
Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 197 |
Download: | XML |
Neuerungen für Gegenkolbenmaschinen.
Von Dipl.-Ing. Wimplinger, Aachen.
WIMPLINGER: Neuerungen für Gegenkolbenmaschinen.
Die unmittelbar von der Kurbelwelle angetriebenen Spülluftpumpen von
Zweitaktmaschinen werden meistens als Kolbenpumpen ausgebildet, die bei allen
Geschwindigkeiten der Hauptmaschine mit jedem Hube immer die gleiche Luftmenge
fördern. Infolgedessen erhalten die Arbeitzylinder bei allen Geschwindigkeiten
genügend Spülluft, wodurch besonders das Anlassen erleichtert und abgekürzt wird. Um
nun diese Spülluftmenge für einzelne Arbeitzylinder beim Anlassen zu vergrößern, hat
man bereits vorgeschlagen, nicht alle Zylinder mit der Spülluftpumpe zu
verbinden.
An Stelle der Kolbenpumpen können auch Kreiselpumpen usw. Verwendung finden. Solche
Pumpen haben den Vorteil, ölfreie Spülluft zu fördern, aber den Nachteil, bei
kleiner Drehzahl zu wenig Spülluft zu liefern. Aus diesem Grunde stellt sich bei
ihnen während des Anlassens der Zweitaktmaschine erst spät die normale Förderung
ein, die eine ausreichende Spülung der Zylinder bewirkt. Nach dem D. R. P. Nr.
285844 wird bei mehrzylindrigen Zweitaktmaschinen, die zur Spülluftförderung
Kreiselpumpen besitzen, die Einrichtung getroffen, daß entsprechend dem durch die
Umlaufgeschwindigkeit bedingten Lieferungsgrade der Pumpen die Anzahl der an sie
angeschlossenen Arbeitzylinder selbsttätig verändert wird. Beim Anlassen wird hier
die von der Pumpe gelieferte Spülluft erst nur einem oder wenigen Arbeitzylindern
zugeführt, worauf bei Steigerung der Umlaufgeschwindigkeit und der dadurch bedingten
Erhöhung des Lieferungsgrades der Spülluftpumpe weitere Arbeitzylinder allmählich
einzeln oder gruppenweise zugeschaltet werden. In Abb.
1 und 2 ist eine
Mehrzylinder-Zweitaktmaschine mit gegenläufigen Kolben dargestellt, a ist der im Schnitt gezeichnete gemeinschaftliche
Spülluftbehälter der Maschine, der die Arbeitzylinder b1, b2 usw. trägt. Der Uebertritt der Spülluft vom
Behälter a in die Zylinder erfolgt durch die Schlitze
c, die vom unteren Kolben gesteuert werden. Die
oberen Kolben steuern die Auslässe g. d ist die
Spülluftpumpe, e1
e2 sind Schieber, die
den Spülluftbehälter a in die Räume a1, a2
unterteilen. Jeder Schieber e besitzt einen Kolben
f, dessen untere Seite dem Spülluftdruck, und
dessen obere Seite dem Außenluftdruck ausgesetzt ist. Die Abmessungen des Kolbens
sind so gewählt, daß der Schieber bei einem Spülluftdruck von etwa 0,3 at sich
öffnet.
Textabbildung Bd. 331, S. 197
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 331, S. 197
Abb. 2.
Beim Anlassen der Maschine sind die Schieber in der Schließlage. Die Maschine wird
mittels Druckluft angelassen, und gleichzeitig wird die Spülluftpumpe in Betrieb
gesetzt. Im Raume a1
wird sich darum sehr bald der normale Spülluftdruck einstellen, so daß der Zylinder
b1 vom
Druckluftbetriebe auf Brennstoff betrieb umgeschaltet werden kann. Ist im Räume a1 der normale Spülluftdruck
erreicht, dann öffnet sich der Schieber e1 selbsttätig, die Spülluft strömt nun auch in den
Raum a2, und im Zylinder b2 kann nun auch auf Brennstoff umgeschaltet werden,
da die Spülluftpumpe inzwischen immer mehr Luft fördert. Nach einigen weiteren
Umdrehungen der Kurbelwelle kann auch noch bei den übrigen Zylindern die
Brennstoffeinspritzung eingeschaltet werden.
Textabbildung Bd. 331, S. 198
Abb. 3.
Textabbildung Bd. 331, S. 198
Abb. 4.
Beim Anlassen kann auch hier mit einem höheren als dem üblichen Spülluftdruck
gearbeitet werden, um schneller im Zylinder die Zündungstemperatur zu erreichen. Man
kann zu diesem Zwecke in bekannter Weise den Auspuff teilweise absperren, so daß der
Spülvorgang sich bei einem höheren Drucke abspielt. In der Auspuffleitung g der einzelnen Zylinder werden zu diesem Zwecke
Klappen eingebaut, die durch die Einstellvorrichtung i
bewegt werden können. Zweckmäßig besitzt dieses Gestänge ein federndes Zwischenglied
j. Damit ein höherer Spülluftdruck erreicht wird,
sind die Schieber e1e2 mit Gewichten k oder dergleichen entsprechend zu belasten. Das
Anlassen geht bei Verwendung der Auspuffdrosselung unter dem höheren Spülluftdruck
genau so vor sich, wie bei einer Maschine mit normalem Spülluftdruck.
Werden bei Zweitaktmaschinen die elektrisch betriebenen Spülluftpumpen aus dem Netz
eines vorhandenen Kraftwerkes gespeist, dann ist der ungestörte Betrieb der
Zweitaktmaschine nicht unbedingt gesichert, da im Leitungsnetz des Kraftwerkes
Störungen auftreten können. Zweckmäßiger ist es, wenn man die Zweitaktmaschine
mit einem Stromerzeuger kuppelt, der während des gewöhnlichen Betriebes zur
Speisung des die Spülluftpumpe antreibenden Elektromotors dient. Beim Anlassen
erhält er allein oder zur Hauptsache Strom von einer anderen Kraftquelle (z.B. von
einem Stromspeicher), um die Spülluftpumpe möglichst schnell auf ihre richtige
Drehzahl zu bringen, so daß die Arbeitzylinder schon nach wenigen Umdrehungen der
Kurbelwelle beim Anlassen auf Brennstoff umgeschaltet werden können.
Textabbildung Bd. 331, S. 198
Abb. 5.
Die Erfindung nach D. R. P. Nr. 286142 besteht nun darin, den Elektromotor
selbsttätig elektrisch vom Stromspeicher auf den Stromerzeuger umzuschalten, sobald
dieser auf die Betriebspannung des Stromspeichers bzw. des Elektromotors gekommen
ist. Abb. 3 und 4
stellen eine Zweitaktmaschine mit elektrisch angetriebener Spülluftpumpe im Schnitt
dar. a ist dabei die umlaufende Spülluftpumpe der
mehrzylindrigen Maschine b. Die Pumpe wird durch einen
Elektromotor c angetrieben, der während des
gewöhnlichen Betriebes von einer mit der Welle e der
Zweitaktmaschine fest verbundenen Dynamomaschine d
Strom erhält. Nach Abb. 5 wird der Elektromotor c teilweise oder ganz von einem Stromspeicher gespeist.
Die Spülluftpumpe ist hier wiederum mit a bezeichnet,
mit d die Dynamomaschine, f ist der Stromspeicher, der den Strom zur anfänglichen Erregung der
Felder c1 und d1 liefert. Der
Ankerstrom für den Elektromotor wird ständig von dem Stromerzeuger d geliefert.
Textabbildung Bd. 331, S. 198
Abb. 6.
Steigt nun dessen Spannung bei Erreichung der üblichen
Drehzahl auf die Betriebspannung des Stromspeichers bzw. des Elektromotors, so
erfolgt ein selbsttätiges Parallelschalten von Stromspeicher f und Stromerzeuger d durch einen
Differentialschalter g. Dieser wirkt in der Weise, daß
er bei der alleinigen oder überschüssigen Erregung seines Magneten h durch den in der Leitung i fließenden Strom
des Speichers f den Anker j unter Spannung einer Feder angezogen hält, wobei die Leitungen kl des Stromerzeugers d
unterbrochen sind. Dagegen läßt der Magnet h bei der
Vernichtung der Magneterregung durch den Strom der auf volle Drehzahl bzw. Spannung
gekommenen Dynamomaschine d den Anker j fallen, wodurch die Leitungen kl verbunden werden. Der von der Dynamomaschine d gelieferte Strom wirkt nämlich entgegengesetzt zu dem vom Speicher f ausgehenden Strom. Es erregt dann der Strom der
Dynamomaschine d die Felder c1 und d1. Bei dieser Schaltung kann, wenn die
Spannungsverhältnisse es gestatten und der Schalter g
in der unteren Stellung festgehalten wird, ein Aufladen des Stromspeichers f durch den Strom der Maschine d stattfinden.
Bei Gegenkolbenkraftmaschinen hat man bisher meistens die gegenläufigen Kolben mit
gleichem Durchmesser ausgeführt. Aus Abb. 6 ist
ersichtlich, daß das Gestänge des von der Kurbelwelle abliegenden Kolbens c ein längeres und deshalb schwereres Triebwerk besitzt
als der Kolben b. Um nun einen guten Ausgleich der hin-
und hergehenden Massen zu erhalten, hat man bereits vorgeschlagen, den Hub des
Kolbens mit dem schwereren Triebwerke kleiner auszuführen als den Hub des Kolbens
mit dem kleineren Triebwerke. Der ungleiche Kolbenhub ist aber in manchen Fällen
nicht erwünscht. Nach dem D. R. P. Nr. 285400 wird die wirksame Arbeitfläche des zu
dem schwereren Triebwerk gehörenden Kolbens verkleinert und die Fläche des anderen
Kolbens entsprechend vergrößert, so daß die entgegengesetzt bewegten Massen ganz
oder annähernd ausgeglichen werden. In Abb. 6 hat
daher der Kolben b des Arbeitzylinders a einen größeren Durchmesser erhalten als der Kolben
c. Infolgedessen ist die Kraft, welche das zwischen
den Kolben befindliche gasförmige Mittel auf den mit kleinerer Fläche versehenen
Kolben c ausübt, kleiner als die auf den Kolben b ausgeübte Kraft, die ein starkes Gestänge e mit großer Masse erfordert, während das den Kolben
c mit der Welle d
verbindende Triebwerk fg entsprechend schwächer
ausgeführt ist und daher eine kleinere Masse besitzt. Die Verhältnisse können derart
gewählt werden, daß die Masse des Triebwerkes fg durch
die Masse des Gestänges e nahezu ausgeglichen wird. Der
Ausgleich wird durch die Massen der Kolben bc noch
vervollständigt.