Titel: | Die Art des Abschlusses von Füllrumpfausläufen. |
Autor: | Hermann Dietrich |
Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 205 |
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Die Art des Abschlusses von
Füllrumpfausläufen.
Von Ingenieur Hermann
Dietrich.
(Fortsetzung von S. 188 d. Bd.)
DIETRICH: Die Art des Abschlusses von
Füllrumpfausläufen.
Betrachtet man zunächst Verschlüsse, die das Material durchschneiden, so können
folgende Fälle eintreten: Das Material wird durch einen senkrechten Schieber, der
sich von oben auf den Strom des bewegten Fördergutes aufsetzt, durchschnitten (Abb. 11). Man kann das Material auch senkrecht zum
Schurrblech durchschneiden oder dem Schieber, der den Abschluß bewirkt, verschiedene
andere Richtungen geben.
Textabbildung Bd. 331, S. 204
Abb. 11.Durchtrennung des Materialstromes bei geneigter Schurre von oben
her
Abb. 12 zeigt einen derartigen Verschluß mit
Zahnstangen auf der Rückseite und Handradantrieb mit zwischengeschaltetem Wurmtriebe
bei der Verladung von Kies und Sand zu Spülversatzzwecken. Daß sich bei diesen
Schiebern schon bei so verhältnismäßig leicht zu behandelndem Material wie Kies
Uebersetzungsvorgelege nötig machen, läßt darauf schließen, daß die erforderliche
Kraft zum Durchtrennen des Materialstromes eine ganz erhebliche sein muß. Das
ist auch der Fall, denn es kann die Möglichkeit eintreten, daß sich harte Stücke
zwischen Schieber und Schurre klemmen (vgl. Abb. 13),
dann rieselt der feine Gries aus dem offenen Spalt hervor, und ein genaues Abmessen
der Ladung ist ausgeschlossen, um so mehr, als das Oeffnen und Schließen des
Verschlusses recht langsam von statten geht. Wenn man nun den Schieber wiederholt
öffnet und schließt, die einzige Möglichkeit, um eingeklemmte Stücke zum Abfallen zu
bringen, so tritt in der Regel eine Ueberladung der Fördergefäße auf, und es ist ein
ununterbrochenes Zurückschaufeln des vorbeigefallenen Gutes erforderlich.
Früher wurden Schieber dieser Form auch bei den amerikanischen Erzverladedocks
angewandt. Man benutzt sie heute noch in solchen Fällen, wo beim einmaligen Oeffnen
der gesamte Inhalt der vom Schieber verschlossenen Tasche in die Schiffe abgegeben
wird, wobei ein genaues Tarieren nicht erforderlich ist. Man hat aber das System
doch zumeist verlassen und bildet den Schieber entweder als Pendeltor aus (vgl.
Engineering News vom 2. Januar 1913, S. 11), wobei der Schieber um seine obere
Horizontalkante als Drehachse aufklappen kann, oder man gibt, wenn man Wert darauf
legt, den Materialstrom während des Auslaufens unterbrechen zu können, dem Schieber
keine feste Gleitführung, sondern hängt ihn an einem Hebelgestänge auf, und läßt ihn
so nicht nur eine Schneidwirkung gegenüber dem Material ausüben, sondern benutzt ihn
dazu, um das Material gleichzeitig zurückzustauen, um so ein leichteres und
schnelleres Abschließen zu erzielen (vgl. hierzu dieselbe Stelle S. 12 und Stahl und
Eisen 1912 Nr. 51 S. 2142).
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Abb. 12.Von oben her den Materialstrom durchdringender
Flachschieber
Eine Weiterbildung und Vervollkommnung des Flachschiebers ist der Rundschieber oder
die Klappe (Abb. 14), die sich von oben auf den
Materialstrom aufsetzt.
Zweifellos bilden die Oberklappenverschlüsse, bei dem für sie passenden Material
angewendet, mit die einfachste, betriebssicherste und billigste Bauform eines von
Hand betätigten Verschlusses, sofern sie der weiteren Forderung gerecht werden, daß
der Schieber leicht bedient werden kann, zur Oeffnung keine, die Leistung eines
Arbeiters übersteigende Kraft erfordert und außerdem während des Oeffnens kein
plötzlicher Wechsel in der Oeffnungskraft eintritt, da im anderen Falle die
Leistungsfähigkeit des Arbeiters unwirtschaftlich ausgenutzt wird. Daß die
Bedienungsstelle so angeordnet sein muß, daß der Arbeiter den Auslauf mit den Augen
überwachen kann, ist selbstverständlich, wird aber leider von verschiedenen Erbauern
nicht berücksichtigt.
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Abb. 13.Unvollständiger Schieberschluß infolge eingeklemmter Stücke bei
der Materialdurchtrennung von oben her
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Abb. 14.Rundschieber oder Klappe mit Schließrichtung von oben nach
unten
Eine aus langjährigen Versuchen hervorgegangene einwandfreie Form eines
Oberklappenverschlusses ist der O-Verschluß von Adolf
Bleichert & Co., Leipzig-Wien, der im
allgemeinen nur für Fördergut von feinerem Korn zu verwenden ist, das sich durch die
niedergehende Abschlußkante des Rundschiebers bequem durchschneiden läßt. Handelt es
sich um gemischtes, grob- und feinkörniges Fördergut, so dürfen etwaige große Stücke
nicht so hart sein, daß sie unter die Abschlußkante geklemmt, den vollen Abschluß
hindern. Trotzdem ist die Verwendbarkeit des 0-Verschlusses eine sehr vielseitige.
Man hat ihn für bestimmte Eisenerze, für Kohle, Kalisalze, Salpeter, Kalk-, Porphyr-
und Pflastersteine, sofern diese ohne Grus zu verladen sind, für Sand, Golderze, für
Rüben und Kartoffeln, für Zinn-, Blei-, Silbererze und für zahlreiche andere
Materialien angewendet.
Textabbildung Bd. 331, S. 205
Abb. 15.
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Abb. 16.
Abb. 15 und 16 lassen
die neuere und ältere Ausführung des Verschlusses und seinen Einbau erkennen. Die
neuere Form besitzt als wesentliches Kennzeichen ein Hebelgestänge, durch das ein
Uebersetzungsausgleich geschaffen worden ist, der eine gleichmäßige Beanspruchung
der
Körperkräfte des Arbeiters gewährleistet. Der Mann hebt den Rundschieber durch das
Hebelgestänge an, um den Verschluß zu öffnen, und läßt ihn, um den Strom
abzuschneiden, wieder fallen.
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Abb. 17.Von hinten nach vorn schließender Flachschieber
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Abb. 18.Von unten nach oben schließender Rundschieber
Textabbildung Bd. 331, S. 206
Abb. 19.Behinderter Schieberschluß bei vollständig geschlossenem
Ablaufkanal
Statt von oben das Material zu durchdringen, kann man auch durch wagerechte Schieber
(Abb. 17) oder durch Horizontalschiebern in der
Wirkung gleichwertige, von unten arbeitende Drehschieber (Abb. 18) die Aufgabe lösen. Vergleicht man die Bauformen bezüglich ihres
praktischen Verhaltens, so muß festgestellt werden, daß Schieberkonstruktionen nach
Abb. 11 und 14 für
grobstückiges, gleichzeitig Gries enthaltendes Material nur dann verwendbar sind,
wenn ein genaues Tarieren nicht erforderlich ist, man kann sie also in diesen Fällen
zweckdienlich nur dann verwenden, wenn es sich um die Beladung großer Fördergefäße
handelt, bei denen der große Füllrumpfinhalt bei einer Schieberöffnung zur Verladung
kommt, also bei der Beladung von Eisenbahnwagen in Schiffe. Will man jedoch kleinere
Fördergefäße, Feldbahnwagen, Hängebahnwagen, Gichtkübel und dergleichen mit
schwer zu behandelndem Material beladen, so tritt die Schwierigkeit auf, daß,
entsprechend Abb. 13 durch den Schieber oder durch
die Klappe größere Stücke festgehalten werden können, so daß dann durch die
geschlossene Klappe nur der grobe Materialinhalt zurückgehalten wird, während der
feinere Gries durch den freibleibenden Spalt rieselt. Beim Abschluß von der
Rückseite des Materialstromes kann ein ähnlicher Fall eintreten, wenn zur Führung
des Materialstromes ein völlig geschlossener Kanal (vgl. Abb. 19) verwendet wird, weil sich auch in diesem Falle größere Stücke
zwischen Schieberkante und Kanalwand einklemmen können. Allerdings ist hierbei die
Gefahr des Durchrieselns von Gries nicht so groß, weil sich der Gries in seinem
Böschungswinkel oberhalb des Schiebers anstaut und auf diese Weise selbst den
Abschluß herbeiführt.
(Fortsetzung folgt.)