Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Sander |
Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 206 |
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Polytechnische Schau.
Polytechnische Schau.
Die preußische Bergverwaltung im Jahre 1914. Nach dem
im Abgeordnetenhause vorgelegten Bericht des Handelsministers wurde die günstige
Entwicklung, in der sich der preußische staatliche
Bergbau in den Rechnungsjahren 1913 und 1914 befand, durch den Kriegsausbruch jäh
unterbrochen. Das Betriebsjahr 1914 (1. April 1914 bis 31. März 1915) fiel zu zwei
Dritteln in die Kriegzeit.
Was zunächst den Steinkohlenbergbau angeht, so ist die
Förderung von 25174407 t im Betriebsjahr 1913 auf 18433478 t im Betriebsjahr 1914
gefallen, d.h. um 6740929 t, oder 27,78 v. H. Der starke Rückgang ist einmal auf die
zahlreichen Einberufungen zurückzuführen, die die staatlichen Werke ihrer besten und
jüngsten Arbeiter beraubten, zum großen Teile aber auch darauf, daß die Gebiete, in
denen hauptsächlich die staatlichen Steinkohlenbergwerke liegen, nämlich
Oberschlesien und Saarbrücken, im Anfange des Krieges von der Invasionsgefahr sehr
bedroht waren, also unmittelbar die Kriegswirren zu spüren bekamen. So war in
Saarbrücken der Rückgang am größten, er betrug 33,60 v. H. In Oberschlesien konnte
er zum Teil in den letzten Monaten des Berichtsjahres etwas eingeholt werden, so daß
er sich nur auf 20,74 v. H. beläuft. In Westfalen ging ebenfalls die Förderung um
20,28 v. H. zurück. Der Wert der auf den preußischen fiskalischen Werken
geförderten Kohle stellte sich im Berichtjahre 1914 auf 206,98 Mill. M, gegen 283,54
Mill. M im Jahre 1913. Der Ausfall betrug also 76,56 Mill. M oder 27 v. H. Der
Reingewinn sank von 39,95 Mill. M im Betriebsjahre 1913 auf 7,22 Mill. M in 1914,
d.h. um 32,73 Mill. M. Hierbei ist noch hervorzuheben, daß Westfalen mit einer
Unterbilanz von rund 9 Mill. M abschloß, und andererseits in den Inspektionen
Hindenburg (Zabrze) und Saarbrücken eine Preiserhöhung vorgenommen wurde.
Braunkohlenbergbau. Die Braunkohlenförderung ging von
358019 t im Betriebsjahre 1913 auf 279131 t im Betriebsjahre 1914 zurück, das sind
etwa 22,03 v. H. Die Wertverminderung betrug 21,55 v. H., nämlich von 1198604 M auf
940301 M.
Erzbergbau. Die für die Kriegswirtschaft so überaus
wichtige Gewinnung von Metallen und Erzen konnte im Jahre 1914 fast in vollem
Umfange aufrecht erhalten werden. Die Förderung von Erzen (mit Ausnahme von
Eisenerzen) auf den staatlichen Erzgruben betrug 101102 t im Jahre 1914 gegen 113027
t im Jahre 1913. Der Rückgang ist also nicht sehr erheblich. Die Eisenerzgewinnung
hingegen ist um 30,5 v. H. gesunken.
Kalibergbau. Der Kalibergbau hatte unter den
Einwirkungen des Krieges begreiflicherweise besonders hart zu leiden. Dies ist
wiederum einmal auf den großen Arbeitermangel, dann aber auch auf den Verlust des
Absatzes ins Ausland, der verboten wurde, zurückzuführen. Die Förderung der
Kalisalze auf den staatlichen Gruben ging im Betriebsjahre 1914 um 41,54 v. H. gegen
das Betriebsjahr 1913 zurück.
Die Zahl der vom Staate betriebenen Bergwerke blieb mit 60 auf der Höhe des
vorangehenden Jahres. Die Zahl der beim staatlichen Bergbau beschäftigten Personen
sank um 19,70 v. H., von 109791 auf 88157.
Der Reingewinn der gesamten preußischen Bergverwaltung betrug im Berichtsjahre 1914
14,8 Mill. M gegen 54,6 Mill. M im Vorjahre. Das bedeutet für 1914 3 v. H. des
buchmäßigen Anlage- und Betriebskapitals (im Anfange des Berichtsjahres) von 491,1
Mill. M.
Wüster.
––––––––––
Ueber die Explosion eines Ammoniakkompressors in der
Kälteanlage einer oberfränkischen Wurstwarenfabrik entnehmen wir der
Zeitschrift f. d. ges. Kälte-Industrie 1915 S. 100 die folgenden Angaben. Die
Ursache der Explosion bestand höchstwahrscheinlich darin, daß zum Nachfüllen des
Kompressors an letzteren nicht eine Ammoniak-, sondern irrtümlicherweise eine
Sauerstofflasche angeschraubt worden ist. Unter einem heftigen, in der ganzen Stadt
hörbaren Knall wurde der Kompressor in ganz kleine Bruchstücke zerrissen; die
schmiedeeisernen Rohre des auf dem Dach des Maschinenhauses befindlichen
Berieselungsapparates sowie die Krümmer der in den Kellern verlegten Kühlleitungen
platzten auf. Der Maschinist wurde in Stücke zerrissen und ein in der Fabrik als
Packerin angestelltes Mädchen so schwer verletzt, daß es anderen Tages starb. Es
soll mit Scherben des zersprungenen Glasdaches förmlich gespickt gewesen sein.
Die Ursache dieser furchtbaren Zerstörung liegt also wahrscheinlich in der
Verbrennung des Ammoniaks in reinem, gepreßtem Sauerstoff, verbunden mit einer
explosionsartigen Verbrennung des im Kompressor enthaltenen Schmieröles.
Die irrtümliche Verwendung von Sauerstoff hat auch beim Ingangsetzen von
Dieselmaschinen schon wiederholt zu schweren Unfällen geführt. Nun sind, wie von
eingeweihter Seite mitgeteilt wird, gerade in letzter Zeit auch mehrere solche
Verwechselungen bei Ammoniakmaschinen vorgekommen, die wohl zum Teil darauf
zurückgeführt werden dürften, daß die an Stelle der im Felde stehenden Maschinisten
eingestellten Aushelfer die erforderliche Sachkenntnis und Aufmerksamkeit vermissen
lassen. Die Gesellschaft für Lindes Eismaschinen hat
deshalb zur Verhütung von Unfällen eine eigene Druckschrift zur Verteilung an die
Monteure herstellen lassen, in der auf die Gefahr, die aus der Verwechselung von
Ammoniakflaschen mit Sauerstofflaschen entstehen kann, hingewiesen ist. Die Monteure
werden angewiesen, sich vor jedem Einfüllen von Ammoniak stets genau zu
überzeugen, ob die von ihnen verwendete Flasche auch wirklich Ammoniak enthält. Es
ist das leicht schon an den äußeren Merkmalen der Flasche zu erkennen.
Nach der am 1. Oktober 1914 in Kraft getretenen preußischen Polizeiverordnung,
betreffend den Verkehr mit flüssigen und verdichteten Gasen, muß auf jeder Flasche
in dauerhafter und leicht sichtbarer Weise die Bezeichnung des einzufüllenden Gases
vermerkt sein, aber nicht nur durch die chemische Formel. Ferner sind
Ammoniakflaschen daran erkennbar, daß sie nur Ventile aus Schmiedeeisen oder Stahl
erhalten dürfen. Auch am Gewinde des Verschlusses der Flasche ist der Inhalt
erkennbar, denn das Anschlußgewinde für brennbare Gase, wie Wasserstoff, Leuchtgas,
Grubengas, Azetylen, ist als Linksgewinde entsprechend dem für Kohlensäure
eingeführten Rechtsgewinde auszuführen. Das Anschlußgewinde für alle übrigen Gase
muß Rechtsgewinde sein, und zwar darf es – Chlor und Stickstoff ausgenommen – das
für Kohlensäureflaschen übliche Normalgewinde sein. Chlor- und Stickstofflaschen
müssen einen anderen, voneinander abweichenden Gewindedurchmesser erhalten, und zwar
Stickstoff mit einem Kerndurchmesser von 22 mm.
Diese Vorschriften müssen auch von den außerpreußischen Flaschenbesitzern eingehalten
werden, wenn sie ihre Flaschen nach Preußen verschicken und keine Beanstandung
erfahren wollen. (Zeitschrift des Bayer. Revisionsvereins.)
Sander.
––––––––––
Ein neuer Schnellbohrer. Richtiger gesagt, ein neuer –
durch G. M. 632111 geschützter – Vorschlag, Bohrer aus teueren Qualitätstählen
dadurch zu verbilligen, daß der für das Schneidvermögen doch belanglose Einspannteil
(Konus) aus billigem Stahl hergestellt wird.
Der Schwerpunkt der schon verschiedentlich angestrebten Maßnahme liegt in der soliden
und zugleich so billigen Verbindung des Schneiden- und des Einspannteiles, daß ein
wirtschaftlicher Vorteil verbleibt. Ob letztere Bedingung, vielleicht von besonders
günstigen Einzelfällen – bei sehr großen Bohrern – abgesehen, bei vorliegender Form
erfüllt wird, erscheint sehr fraglich, die übrig bleibenden Bohrerstümpfe brauchten
bisher durchaus nicht als wertlos angesehen zu werden; immerhin ist der Vorschlag
interessant und hat nach den angegebenen Versuchen seine Aufgabe rein technisch ganz
gut erfüllt.
Textabbildung Bd. 331, S. 207
Das Neue an der Verbindung, die durch Schweißen (wahrscheinlich wohl auf elektrischem
Wege) erfolgt, ist die Gestaltung der Schweißstelle. Wie die Abbildung zeigt,
handelt es sich nicht um eine reine Stumpfschweißung, sondern Konus und
Schneidenteil greifen zugleich keilförmig ineinander. Ersterer ist als Flachkeil ausgebildet (Teil
c) letzterer trägt die entsprechende Aussparung d. Beide Teile werden noch besonders durch Zapfen a und Bohrung b
zentriert.
Ein solchermaßen hergestellter Bohrer von 54 mm Durchmesser konnte anstandlos mit
einem Vorschub von 0,57 mm für die Umdrehung bei einer Drehzahl von 220 betrieben
werden. Erst bei 0,81 mm Vorschub soll Bruch eingetreten sein.
Würde hiernach auch die Festigkeit der Verbindung – für die zahlenmäßige Unterlagen
gegeben werden – gerade noch genügen, so erscheint es nicht recht einleuchtend,
welchen praktischen Wert diese Vorbereitung der Schweißstelle haben soll, wenn die
Schweißung an sich vollkommen ausfällt. Aber wahrscheinlich ist die homogene
Verbindung ungleichartiger Metalle schwer zu erzielen. (H. Rohde, Werkstattstechnik 1916 Heft 3.)
Rich. Müller.
––––––––––
Versuche mit hochwertigem Eisen für Tragwerke. Das
österreichische Ministerium der öffentlichen Arbeiten hatte im Jahre 1913 aus Anlaß
des Umbaues der Kaiser-Franz-Joseph-Brücke in Wien die Durchführung umfangreicher
Versuche mit hochwertigem Eisen beschlossen, über die in der österreichischen
Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst 1914 (Heft 51, 52, 53) berichtet wird
(Auszug in Stahl u. Eisen 1916 Heft 6 S. 137). Die Versuche wurden mit
hochgekohltem, besonders reinem Siemens-Martin-Stahl, sogenanntem Spezialstahl, und
mit Nickelstahl durchgeführt. Die Ergebnisse der Festigkeitsprüfung entsprachen den
angestrebten Qualitätsziffern, nach denen die Zerreißfestigkeit 55 bis 65 kg/mm2 betragen und die Dehnung δ bei l=\sqrt{80}\,f so liegen sollte, daß das Produkt
aus Festigkeit (in t/cm2) mal d bei Längsproben etwa 120, bei Querproben etwa 110
ergab. Das Material erwies sich als bearbeitbar, doch sind dazu nur erstklassige
Werkzeuge und eine umfassende Benutzung maschineller Hilfsmittel erforderlich.
Besondere Vorsicht ist bei der Wärmebehandlung geboten. Für die Herstellung von
Niet- und Schraubenlöchern darf das Material nur gebohrt werden. Hinsichtlich der
Festigkeit der Nietverbindungen ergab sich eine große Ueberlegenheit des
Versuchsmaterials gegenüber Flußeisenverbindungen, deren Scherfestigkeiten um 100 v.
H. und mehr überschritten wurden. Auch die Sicherheitsgrade gegen Bruch stellten
sich durchweg höher als bei den Nietverbindungen aus Flußeisen. Das Verhältnis der
Scherfestigkeit zur Zugfestigkeit des Nietmaterials stellte sich im Mittel bei
Nickelstahl auf 1,14, bei hochgekohltem Spezialstahl auf 0,90, während es bei
Flußeisen nur 0,83 betrug. Das Verhältnis der Maschinennietung zur Lufthammernietung
und Handnietung wurde wie 1,14 : 1,05 : 1 errechnet. Dagegen wiesen vielfach
abgesprengte Nietköpfe darauf hin, daß wohl für Nieteisen besser etwas weicheres
Material zur Verwendung kommt. Belastungsversuche mit durch Querstege verbundenen
Doppelträgern ergaben, daß bei Belastungen von 5,23 t/cm2 bei Nickelstahl, 5,24 t/cm2 bei
Spezialstahl und 3,11 t/cm2 bei Flußeisen kein
Bruch auftrat, sondern nur seitliches Ausweichen des Druckgutes oder
wellenförmiges Ausbiegen der Obergurtlamellen eintrat. Die Träger aus hochwertigem
Eisen können somit um 70 v. H. höher belastet werden, als solche aus Flußeisen. Die
Versuche haben die Frage unentschieden gelassen, ob für Tragwerke Nickelstahl oder
hochgekohlte (Spezial-) Stähle vorzuziehen sind. Beide Stahlsorten eignen sich für
diesen Zweck offenbar gleich gut. Doch soll die Festigkeit 6,5 t/cm2 nicht überschreiten und das Nieteisen aus
hochwertigem Material soll keine höhere Festigkeit als 6 t/cm2 besitzen.
Loebe.
Zur Frage des Radsturzes. Der Radsturz der Fahrzeuge, d.h.
die Abweichung der Radstellung von der senkrechten Ebene in der in Abb. 1 angedeuteten Weise, ist zuerst an den Gefährten
des 17. Jahrhunderts erkennbar. Der Zweck war vermutlich, ein Festsetzen in den
ausgefahrenen Straßen zu vermeiden, da die schräggestellten Räder sich in den
Wagenspuren nicht festklemmen konnten.
Textabbildung Bd. 331, S. 208
Abb. 1.
Aus dieser Anwendung bei tierisch betriebenen Fahrzeugen ist nun der Radsturz
gewohnheitsgemäß auch in den Automobilbau übernommen. Mit der Frage, ob er dort
berechtigt und zweckmäßig ist, beschäftigt sich v. Loewe
in Heft 35 und 36 des „Motorwagen“.
Textabbildung Bd. 331, S. 208
Abb. 2.
Um die Beanspruchung der Speichen auf Biegung zu vermeiden und auf Knickung zu
beschränken ist im Wagenbau in Verbindung mit dem Radsturz der Gegensturz üblich,
der ebenfalls mit in den Automobilbau übernommen ist. Die Speichen werden dann nach
Abb. 2 auf einem Kegelmantel angeordnet. Für
ruhende senkrechte Belastung nur durch das Wagengewicht hat der Gegensturz seine
Berechtigung. Berücksichtigt man jedoch, daß bei Kraftfahrzeugen noch eine auf das
Rad im Berührungspunkte mit der Fahrbahn wirkende wagerechte Kraft P (etwa als Rückwirkung der Zentrifugalkraft beim
Fahren einer Kurve) vorhanden ist, so treten neue Gesichtspunkte auf. v. Loewe betrachtet nun in einem Falle I ein Rad mit
Radsturz ohne Gegensturz, in einem Falle II ein Rad mit Radsturz und Gegensturz. Die
am Ende einer Speiche am Radkranze angreifende Kraft P
läßt sich nach Abb. 3 I in zwei Kräfte zerlegen, P1 parallel zur
Radachse und P2
senkrecht zu dieser.
Betrachtet man nun in Abb. 3 II ein Rad mit vier
Speichen ohne Gegensturz und sieht den Radkranz als starr, die Speichen als
nachgiebig an, so ergibt sich folgendes: P2 wird durch den Radkranz gleichmäßig auf die vier
Anschlußpunkte der Speichen A, B, C und D verteilt und ruft in den Speichen AO und BO Knickung, in CO und DO Biegung hervor.
P1 läßt sich durch
eine achsial auf den Radkranz wirkende Kraft P1' = P1 und ein Kräftepaar –
P1 • R ersetzen. Eine Verteilung von P1' auf die
vier Stützpunkte der Speichen ABCD ergibt für alle vier
Speichen eine Biegungsbeanspruchung. Zerlegt man ferner das Kräftepaar – P1 • R in vier parallele, gleichgerichtete Kräftepaare
-\frac{P_1\cdot R}{4} mit Wirkung in den Punkten ABCD, so tritt dadurch in den Speichen AO und BO
Biegungsbeanspruchung, in den Speichen CO und DO dagegen Drehungsbeanspruchung auf, wie Abb. 3 II zeigt. In ähnlicher Weise betrachtet v. Loewe die Beanspruchungen der beim Rad mit Gegensturz auf
einer Kegelmantelfläche liegenden Speichen.
Textabbildung Bd. 331, S. 209
Abb. 3 I.
Textabbildung Bd. 331, S. 209
Abb. 3 II.
Vergleicht man beides, so zeigt sich, daß die durch die Kräfte
P1 und P2 hervorgerufenen
Beanspruchungen der Speichen auf Zug und Verdrehung und die durch P2 hervorgerufenen
Biegungsbeanspruchungen in den beiden Fällen wenig voneinander abweichen. Ein
wesentlicher Unterschied zeigt sich aber in den durch P1 hervorgerufenen
Biegungsbeanspruchungen, deren Moment mit Mbx bezeichnet sei, und in der Knickung K. Die sich hierfür durch die Rechnung ergebenden Werte
sind in nachfolgender Tabelle zusammengestellt. R
bedeutet darin den Halbmesser des Rades. P1 = O bedeutet, daß die
Fahrbahn geradlinig ist und somit die Zentrifugalkomponente gleich Null, P1
= P2 gilt für die Fahrt
in der Kurve und stellt den Höchstwert von P1 dar. Die Zusammenstellung zeigt:
Fall
P1 = O
P1 = P3
I
II
I
II
Mbx
vonbis
00
+ 0,0125 RP2–
0,0125 RP2
0– 0,5 RP2
+ 0,24 RP2– 0,24
RP2
K
vonbis
+ 0,25 P2– 0,25
P2
+ 0,25 P2– 0,25
P2
+ 0,25 P2– 0,25
P2
+ 5 P2+ 4,53 P2
Für parallele Räder ohne Gegensturz sind bei geradliniger Fahrt die Beanspruchungen
der Speichen geringer als für solche mit Gegensturz.
In den Kurven wechselt bei ersteren (Fall I) die Biegungsbeanspruchung ihre
Richtung nicht, erreicht jedoch einen höheren absoluten Wert als bei den letzteren.
Die relative Differenz zwischen den Grenzwerten der Biegungsbeanspruchung ist im
Falle I annähernd ebenso groß wie im Falle II, und in diesem letzteren findet bei
jeder halben Umdrehung (das heißt bei den in Frage kommenden Geschwindigkeiten etwa
12 bis 15 mal in der Sekunde) ein Richtungswechsel statt.
Textabbildung Bd. 331, S. 209
Abb. 4.
Die Knickung wechselt im Falle I mit Zug ab und erreicht nach beiden Seiten die
gleichen absoluten Werte. Im Falle II tritt nur Knickung auf, welche ziemlich
konstant im Bereiche einer Umdrehung bleibt, und deren Wert im Grenzfalle etwa das
20-fache des Knickungsmaximums im Falle I erreicht.
Hieraus geht hervor, daß zur Vermeidung großer Knickungsbeanspruchung der Gegensturz
nicht zu empfehlen ist. Aber auch der Radsturz an sich mit oder ohne Gegensturz ist
nicht zweckmäßig, weil dabei die für das Rad gefährliche Achsialkomponente P1 bei gleicher
Richtung und Größe der Kraft P einen größeren Wert
annimmt, wie Abb. 4 zeigt.
Ritter.
––––––––––
Normalisierung von Schiffen. Die wirtschaftliche Not
Englands, die in dem Mangel an hinreichendem Schiffsraum zutage tritt, ist mit
normalen Mitteln nicht zu beheben. Einerseits ist infolge der weitgehenden
Inanspruchnahme der Werften durch Marineaufträge der Markt derartig angespannt, daß
es schwer hält, Aufträge zu auskömmlichen Preisen unterzubringen, andererseits hat
der Besteller nach Fertigstellung des Schiffes nicht die Gewähr, daß ihm das
Verfügungsrecht über das Schiff gesichert bleibt. Beides wirkt in hohem Maße lähmend
auf die Bautätigkeit. Infolgedessen ist neuerdings angeregt worden, der Staat möge
selbst als Auftraggeber für Handelsschiffsbauten auftreten. Die Schiffe sollen
zunächst auf Regierungskosten gebaut werden, um dann zu kommissarischem Betriebe den
durch Beschlagnahme oder durch Schiffsverluste am meisten durch den Krieg in
Mitleidenschaft gezogenen Reedereien überwiesen zu werden. Nach Beendigung des
Krieges sollen die Schiffe dann meistbietend verkauft werden.
Um einerseits die Baukosten möglichst niedrig zu halten, die Fertigstellung
andererseits möglichst zu beschleunigen, wird vorgeschlagen, die Schiffe sämtlich
nach einem Normaltyp von ~ 8000 t Wasserverdrängung zu bauen. Was den Bau des
Schiffskörpers anbelangt, so dürfte die Durchführung dieses Vorschlages kaum
nennenswerten Hindernissen begegnen. Mehr Schwierigkeiten macht die Normalisierung
der Maschinenanlage, bei deren Wahl neben der Höhe der Anlagekosten auch das Maß der
zu erwartenden Betriebswirtschaftlichkeit ein entscheidendes Wort spricht. Die
englische Fachpresse macht mit Rücksicht hierauf neuerdings den bemerkenswerten
Vorschlag, als Normalmaschinen für die in Bau zu gebenden Schiffe grundsätzlich
Turbinenanlagen mit Rädergetriebe zu wählen. Wenn diese auch in den Anlagekosten
nicht billiger als die üblichen Kolbendampfmaschinen sind, so sichern sie doch eine
ganz wesentlich höhere Wirtschaftlichkeit. Mit dieser ist selbst dann noch zu
rechnen, wenn man, um das Uebersetzungsverhältnis und damit das Gewicht und die
Kosten des Getriebes niedrig zu halten, einen mit Erhöhung der Propellerdrehzahl
gegenüber der Kolbenmaschinenanlage etwas verschlechterten Propellerwirkungsgrad mit
in Kauf nimmt. Hinzu kommt, daß, abgesehen von dem Mindergewicht der ganzen Anlage,
die Einzelgewichte der Turbinenanlage mit Rädergetriebe wesentlich kleiner werden
als die der Kolbenmaschine. Damit wird eine reihenweise Herstellung derartiger
Maschinen überaus erleichtert, da die vielen für die Herstellung in Frage kommenden
Werke technisch günstiger auszunutzen sind, als wenn der Bau auf wenige mit
Spezialeinrichtungen versehene Firmen beschränkt bleibt. Infolgedessen wäre
naturgemäß auch mit einer namhaften Verkürzung der Bauzeit zu rechnen. Sollte der
recht bemerkenswerte Vorschlag Gestalt gewinnen, so würde damit die Einführung der
Turbine als Handelsschiffsmaschine eine kräftige Förderung erfahren.
Kraft.
––––––––––
Lokomotiv-Blasrohr. Die Versuche auf dem
Lokomotivprüfstande zu Altoona in Nordamerika führten dazu, den kreisrunden
Querschnitt des Blasrohrkopfes zur Erhöhung der Saugleistung entsprechend
abzuändern. An Stelle des üblichen Quersteges traten vier kurze Formstücke von
rechteckigem Querschnitt, die am Rande des Blasrohrkopfes gleichmäßig verteilt, in
die Blasrohrmündung hineinragten. Von dem Mündungsquerschnitt des Blasrohres
z.B. von 185 mm ∅ werden dadurch vier kleine Flächen von 17 × 29 mm abgedeckt. Beim
Einbau in bereits vorhandene Blasrohre wird die Mündung so weit vergrößert, daß
keine Querschnittsverengung entsteht. Versuche an 2 B 1-, 2 C 1- und 1 D
1-Lokomotiven hatten folgendes Ergebnis (siehe untenstehende Tabelle). (Railway Age
Gazette 1915 S. 798.)
W.
––––––––––
Koks und seine Verwendung für Dampfkesselfeuerungen. Ueber
die Eigenschaften des Kokses sowie über die Erfahrungen mit Koksfeuerung bei
Dampfkesseln berichtet Oberingenieur Wirthwein in der
Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb 1915 S. 241 bis 243. Man hat
zunächst zwischen Gaskoks und Hüttenkoks zu unterscheiden; jener ist weicher und
poröser und eignet sich aus diesem Grunde besser zur Verfeuerung unter Dampfkesseln
als Hüttenkoks. Gaskoks ist jedoch seit Kriegsausbruch nur schwer zu haben, da er
sich in festen Händen befindet und da die kleinen Korngrößen, Koksgrus (0 bis 10 mm)
und Perlkoks (10 bis 20 mm), in den Gaswerken selbst oder in anderen kommunalen
Betrieben verwertet werden. Guter Hüttenkoks ist fest und hat einen silberweißen,
glänzenden Bruch sowie einen hellen, metallischen Klang. Für seine Verwendung in
Hochöfen und Kupolöfen ist die hohe Festigkeit unbedingte Voraussetzung, dagegen
macht diese Eigenschaft den Hüttenkoks als Brennmaterial für Dampfkessel weniger
brauchbar. Die durchschnittliche Zusammensetzung des Hüttenkokses ist folgende:
Wassergehalt
8,88
v. H.
Asche
9,81
„
Kohlenstoff
78,02
„
Schwefel
1,03
„
Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff
2,26
„
––––––––––––––––––
100,00
v. H.
Der Heizwert dieses Kokses betrug 6277 WE, er ist in hohem Maße vom Wasser- und
Aschengehalt des Kokses abhängig. Ein Wassergehalt von 8 bis 10 v. H. ist als normal
zu bezeichnen, es kommen jedoch auch Wassergehalte bis zu 15 v. H. vor, was unter
Umständen auf Witterungseinflüsse während des Bahntransportes zurückzuführen
Lokomotivgattung
2 B 1
2 C 1
1 D 1
Bauart des Blasrohrkopfes
mit
ohne
mit
ohne
mit
ohne
Formstücke
Formstucke
Formstücke
Mündungsquerschnitt
cm2
199,0
196,4
244,4
246,0
243,6
246,0
Fahrgeschwindigkeit
km/Std.
75,5
75,6
76,0
60,7
45,5
47,0
Füllung
v. H.
52
46
60
46
61
51
Kesselüberdruck
at
14,4
13
14
14
14
14
Unterdruck in der Rauchkammer
mm WS
385,5
210,8
477,5
144,8
378,5
218,5
Unterdruck im Aschkasten
„
10,2
10,4
18,0
13,0
15,2
16,3
Kohlenverbrauch
kg/Std.kg/m2 Rostfl.
3748727
3145610
5350836
2330365
4220650
3000465
Dampferzeugung
kg/Std.
26565
21190
39600
23485
36095
26520
Ueberhitzung
°C
96
80
101
70
85
50
Leistung der Lokomotive
PSe
2300
1900
3180
2240
2835
2360
ist. Ueber die Wasseraufnahme von Koks hat Dr. Thaler
nähere Versuche angestellt (Feuerungstechnik 1915 Heft 9), aus denen hervorgeht, daß
selbst bei starkem Regen während des Transportes die Wasseraufnahme von porösem Koks
nicht mehr als 4 v. H., bei festem Koks dagegen nur 1 bis 2 v. H. beträgt.
Der Hüttenkoks brennt, da er nur sehr wenig flüchtige Bestandteile enthält, nur
schwer an und nur an der Oberfläche. Um ein gutes Feuer aufrecht zu erhalten, muß
man daher eine hohe Brennschicht anwenden und dementsprechend für guten Zug sorgen.
Durch das Fehlen der Flamme entsteht im Verbrennungsraum eine höhere Temperatur als
bei Kohlenfeuerung, wodurch die Roststäbe stärker abgenutzt werden. Um dies zu
verhüten, empfiehlt es sich, die Roststäbe durch Einblasen von Dampf unter den Rost
zu kühlen oder besondere, mit Wasser gekühlte Roststäbe anzuwenden. Ein großer
Vorteil der Koksfeuerung ist die vollständig rauchfreie Verbrennung. Frühere
Bestrebungen, die Kohlenfeuerung aus diesem Grunde allgemein durch Koksfeuerung zu
ersetzen, scheiterten an dem hohen Preise des Kokses, heute liegen jedoch die
Verhältnisse bezüglich der Wirtschaftlichkeit wesentlich günstiger, da die
Kohlenpreise höher sind, die Kesselkokspreise dagegen herabgesetzt worden sind.
Ueber die Verwendbarkeit des Kokses bei mechanischen Feuerungen sind von
interessierter Seite eingehende Versuche angestellt worden, die ergaben, daß reiner
Koks infolge des Fehlens von flüchtigen Bestandteilen auf diesen Rostsystemen
überhaupt nicht verwendbar ist, sondern nur eine Mischung von Kohle und Koks im
Verhältnis 3 : 1. Hierbei müssen jedoch folgende Bedingungen erfüllt werden:
Kleine Korngröße des Kokses, poröser Koks, langflammige Kohle, gleichmäßige
Mischung, vergrößerte Schichthöhe gegenüber Kohle, gute Zugverhältnisse und gute
Rostkühlung.
Auf den gewöhnlichen Planrosten läßt sich dagegen reiner Koks verfeuern, wenn für
guten Zug (Ventilator oder Dampfstrahlgebläse) gesorgt ist. Aus diesem Grunde ist
auch bei Lokomotiven die Verfeuerung von reinem Koks am leichtesten durchführbar.
Die weitverbreiteten mechanischen Wurffeuerungen erfordern einen grusfreien Koks von
kleiner Korngröße; der vom Syndikat gelieferte gebrochene Koks in der Korngröße 0/70
mm ist für diese Feuerungen daher nicht verwendbar. Für Planroste mit
Handbeschickung hat sich eine Mischung von zwei Teilen Fettkohle mit einem Teil Koks
gut bewährt. Es sind hierbei nur einige Kunstgriffe anzuwenden, so muß z.B. das
Anheizen mit reiner Kohle erfolgen, und ebenso empfiehlt es sich, einige Zeit vor
dem Abschlacken nur reine Kohle zu verfeuern.
Somit sind genügend Verwendungsmöglichkeiten für Koks vorhanden, ohne daß
kostspielige Veränderungen an den Dampfkesselfeuerungen erforderlich sind. Es kommt
lediglich darauf an, daß durch Herabsetzung des Preises und der Fracht für den Koks
dafür gesorgt wird, daß eine Schädigung der Industrie bei Verfeuerung von Koks nicht
eintritt; dabei ist auch zu beachten, daß der Heizwert des Kokses durchschnittlich
um 10 v. H. geringer ist als der einer mittleren Steinkohle.
Sander.
––––––––––
Der Verein Industrie-Museum in Berlin, e. V., hat seine
Hauptversammlung am 28. Juni 1916 abends 6 Uhr in Berlin.