Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 297 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Ist es möglich, den absoluten Nullpunkt zu erreichen?
Diese Frage liegt nahe in Anbetracht der großen Fortschritte, die man hinsichtlich
der Erzielung tiefer Temperaturen in neuerer Zeit machte. Sie wurde früher im
verneinenden Sinne beantwortet. Man ging nämlich von der Voraussetzung aus, daß die
spezifische Wärme auch im absoluten Nullpunkte einen endlichen Wert behielte,
während die zur Ueberwindung der molekularen Anziehungskräfte dienende latente
Wärme, das heißt die Differenz zwischen Höchstarbeit A
und Wärmetönung U, gemäß der bekannten Gleichung
A-U=T\,\frac{dA}{dT} verschwindet, wenn die absolute
Temperatur T gleich Null wird. Es schien somit nicht
möglich, den auch in unmittelbarer Nähe des absoluten Nullpunktes noch endlichen
Wärmeinhalt mit Hilfe einer Volumenveränderung, z.B. adiabatischer
Expansion eines festen Körpers, zu beseitigen. Diese Anschauung wird aber hinfällig,
wenn man entsprechend den neueren Versuchsergebnissen annimmt, daß die spezifische
Wärme fester Körper schon vor Erreichen des absoluten Nullpunktes unendlich klein
wird. Es scheint vielmehr die Möglichkeit sehr nahe gerückt, die Temperatur von –
273° zu erreichen. Indessen führt die Annahme, daß dies ausführbar sei, auf
Kreisprozesse, die dem zweiten Wärmesatze widersprechen. Es expandiere z.B. ein
fester Körper bei der sehr tiefen Temperatur ΔT,
während er mit einem Wärmebehälter in dauernder Berührung bleibt, gemäß der Kurve
A – B (s. Abb.) und hierauf nach Entfernung vom
Wärmebehälter adiabatisch entsprechend BC bis der
absolute Nullpunkt erreicht ist.
Textabbildung Bd. 331, S. 298
Darauf erfolge Kompression beim absoluten Nullpunkt (CD) und adiabatische Volumenverringerung (DA), so daß der Kreisprozeß vollendet ist. Dann ist
zweifellos eine dem von den vier Kurven begrenzten Flächenstücke entsprechende
Arbeit geleistet worden. Dies mußte auf Kosten der dem Wärmebehälter entnommenen
Wärme geschehen sein, da weder bei den adiabatischen Zustandsänderungen noch während
der Kompression beim absoluten Nullpunkte eine Wärmeaufnahme stattfand, weil bei T = 0 die latente Wärme verschwindet. Der Kreisprozeß
widerspräche somit dem zweiten Wärmesatze. Einen Ausweg aus den Widersprüchen findet
man sofort durch die Annahme, daß die latente Wärme im absoluten Nullpunkte
unendlich klein von mindestens zweiter Ordnung wird, d.h.
A-U=AT^2. Aus der obengenannten Gleichung
A-U=T\,\frac{dA}{dT} folgt dann
\frac{dA}{dT}=aT oder
\mbox{lim}\,\frac{dA}{dT}=0. Dies ist aber der dritte
Wärmesatz von Nernst, der in Worten lautet: Es ist
unmöglich, eine ideale Kältemaschine zu entwerfen, die einem Körper völlig die Wärme
entzieht.
Schmolke.
––––––––––
Panzerzüge. Dem Weltkriege verleiht die weitgehende
Verwendung technischer Hilfsmittel ein besonderes Gepräge. Unterseeboote, lenkbare
Luftschiffe, Flugzeuge usw. haben eine vorher nicht geahnte Bedeutung erhalten. Zu
diesen Errungenschaften der Technik gehören, wenn auch weniger wichtig und
ausschlaggebend, die Panzerautomobile und Panzerzüge.
Die gepanzerten Eisenbahnzüge finden im jetzigen Kriege in größerem Umfange
Verwendung. Zum ersten Male wurde ein Panzerzug von den Franzosen bei der Belagerung
von Paris im Jahre 1871 verwendet. Dieser Panzerzug stand aber technisch noch nicht
auf der Höhe, um die Franzosen bei ihren großen Ausfällen aus Paris wirksam zu
unterstützen. Ebenso versuchten die Engländer im ägyptischen Feldzuge 1882 den
Feind mit einem Panzerzuge zu bekämpfen, aber auch ohne wesentliche Erfolge. Nach
der Zeitschrift Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens 1916 S. 159 bestand
dieser Zug aus mehreren Eisenbahnwagen, deren Panzerung Platten, Schienen und
Sandsäcke waren. Der erste Wagen enthielt ein Maschinengewehr, der zweite ein
Schiffsgeschütz. Dieses konnte mittels eines kleinen Kranes schnell abgeladen und
aufgestellt werden. Das Geschütz war also noch nicht mit dem Panzerzuge fest
verbunden und feuerte nicht von diesem aus.
Wie bekannt, sind dann Panzerzüge in größerem Umfange im Kriege der Engländer gegen
die Buren 1900 verwendet worden. Jeder Zug bestand hier aus einer kleinen Lokomotive
mit zwei Wagen, die Lokomotive befand sich in der Mitte. Die Lokomotive und die
Wagen waren von dünnem Panzerblech mit Schießscharten umgeben. In den Wagen war je
ein Maschinengewehr aufgestellt. Die Engländer sollen in diesem Kriege auch einen
Panzerzug benutzt haben, dessen Lokomotive statt mit Panzerblechen mit einem
Schutzmantel von Schiffstauen versehen war.
Im jetzigen Kriege hat an der Isonzo-Front unser österreichischer Bundesgenosse in
seinem schweren Kampfe gegen die italienische Uebermacht mehrfach dem Feinde mit
Panzerzügen Verluste beigebracht. Das dortige Gelände mit seinen Tunnels eignet sich
sehr zum schnellen, unbemerkten Hervorbrechen eines solchen Zuges und gewährt ihm
bei der Rückfahrt sicheren Schutz. Auch bei der Belagerung von Antwerpen haben die
Belgier zur Verteidigung Panzerzüge zur Verfügung gehabt. Obwohl die Schienenwege
hier durch hohe Erdwälle geschützt waren, so daß nur die Geschütze noch darüber
hinwegragten, konnten die Panzerzüge doch nicht die starke Festung vor dem raschen
Falle bewahren. In ähnlicher Weise sind auch die Schienenwege der französischen
Panzerzüge vor der Festung Verdun angelegt.
In Rußland wurden bereits im Jahre 1904 Versuche mit Panzerzügen ausgeführt. Im
gegenwärtigen Kriege werden von den Russen häufig Panzerzüge verwendet und solche
sind bereits von der österreichisch-ungarischen Armee erbeutet oder durch Granaten
zerstört worden.
Die neueren Panzerzüge bestehen im allgemeinen aus einer Lokomotive mit Tender und
aus einigen meist offenen Eisenbahnwagen, deren Wände mit einer dünnen Panzerung
versehen sind, in der Schießscharten für eine Anzahl von Soldaten angebracht sind.
In den Wagen sind außerdem noch gewöhnlich mehrere Schnellfeuergeschütze
aufgestellt. Die Panzerung kann, um das Eigengewicht des Zuges nicht zu groß zu
machen, nur verhältnismäßig dünn ausgeführt werden und gewährt keinen Schutz gegen
Volltreffer von Granaten. Da die ebenfalls gepanzerte Lokomotive sich meistens in
der Mitte des Zuges befindet, so kann der Panzerzug nach beiden Richtungen hin gut
angreifen. Die Geschwindigkeit eines solchen Zuges wird in der Regel nicht über 30
bis 40 km in der Stunde gesteigert.
Die Verwendungsmöglichkeit der Panzerzüge ist noch beschränkter als die der Panzerautomobile, da
jene an den Schienenweg gebunden sind. Durch ihre große Geschwindigkeit sind sie
aber in der Lage, durch die feindlichen Linien hindurchzustoßen und wichtige
Bahnanlagen und sonstige Bauwerke zu zerstören. Ebenso können mit Panzerzügen
wertvolle Aufklärungsfahrten ausgeführt werden.
Textabbildung Bd. 331, S. 299
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 331, S. 299
Abb. 2.
Textabbildung Bd. 331, S. 299
Abb. 3.
Textabbildung Bd. 331, S. 299
Abb. 4.
Die Abb. 1 und 2 zeigt
einen Panzerzug nach dem französischen Patent Nr. 350168. Der mittlere Wagen a' ist hier zur Lokomotive ausgebildet. In den beiden
äußeren Wagen a sind die Geschütze und die
Maschinengewehre untergebracht. Die Wagen besitzen auch gepanzerte Decken. In der
Mitte der Decke befindet sich ein runder Aufbau d mit
den Schlitzen e. Der Wagenkasten ruht auf dem
Untergestell b, c ist der Panzerschutz für die Räder.
Das Schnellfeuergeschütz g ist drehbar gelagert und
kann in den Schießscharten i geschwenkt werden. Die
kleineren Geschütze und die Maschinengewehre sind mit h
bezeichnet. An der vorderen und hinteren Wand des ersten und letzten Wagens sind
Scheinwerfer f angebracht. Die Wagen sind ähnlich den
Geschütztürmen auf Schiffen ausgebildet. An den gekrümmten Panzerwänden werden
auftreffende Geschosse besser abgelenkt als an ebenen.
Abb. 3 und 4 zeigen
einen nur aus einer Lokomotive bestehenden Panzerzug nach dem britischen Patent Nr.
19338 aus dem Jahre 1911. Die Lokomotive besitzt zwei unabhängige vierachsige
Triebgestelle. Der Dampfkessel liegt in der Mitte. Die Behälter j und k enthalten Wasser
und Heizstoff. In den Räumen d und d' sind die Maschinengeschütze a', b' und c' angeordnet. Der Schutzpanzer an
den Geschützen ist gelenkig angeordnet und wird liegend von den Trägern e und e' abgestützt. Unter
dem Kessel ist ein dritter Wasserbehälter h angeordnet,
für den Fall, daß einer der Behälter j und k zerstört wird. i und l bezeichnen die seitliche Panzerung. Diese
Panzerlokomotive hat infolge ihres großen Gewichtes einen ruhigen Lauf und gestattet
somit ein sicheres Schießen. Durch Anordnung der Triebgestelle wird die
Panzerlokomotive weniger leicht entgleisen, besser durch scharfe Krümmungen
hindurchfahren können, und sie gestattet eine größere Geschwindigkeit als bei
Panzerzügen.
W.
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Neues vom Schiffsantrieb. Ein einwandfreier Vergleich
der verschiedenen miteinander im Wettbewerb stehenden Antriebsysteme ist dadurch
sehr erschwert, daß jedes einzelne in seiner Verwendbarkeit je nach der Art des in
Frage kommenden Schiffes mehr oder weniger beschränkt ist. Deshalb ist ein solcher
Vergleich praktisch nur für einen gegebenen Fall, d.h. für einen bestimmten
Schiffstyp mit bestimmter Geschwindigkeit von Wert. Die Ergebnisse eines auf dieser
Grundlage durchgeführten Vergleichs, der einem vor der Institution of Engineers and
Shipbuilders in Scotland gehaltenen Vortrage von J. Dornan entnommen ist, zeigt die angefügte Tabelle. Wie ersichtlich, sind
hierin außer Kolbenmaschinen und direkt wirkenden Turbinenanlagen mit und ohne
Ueberhitzung auch die Haupttypen der miteinander konkurrierenden indirekten
Antriebsysteme vertreten. Für die Bemessung der verschiedenen Anlagen war ein
Fracht- und Passagierdampfer von rund 19 Kn. Geschwindigkeit und rund 21000 t
Wasserverdrängung zugrunde gelegt.
Bemerkenswert beim Vergleich der errechneten Wärmeverbrauchswerte ist das günstige
Abschneiden der mit Ueberhitzung arbeitenden Anlagen. Namentlich gilt dies für die
Heißdampf-Kolbenmaschine, die sich in ihrem Wärmeverbrauch der direkt wirkenden
Turbinenanlage mit und ohne Ueberhitzung überlegen zeigt und auch der Turbinenanlage
mit Rädergetriebe nicht nennenswert nachsteht. Allerdings ist bei dieser die
angenommene Ueberhitzung mit Rücksicht auf die Havariegefahr, die sich mehr als bei
Turbinenanlagen mit gleichbleibendem Drehsinn geltend macht, verhältnismäßig gering.
Die letzteren, die Turbo-Transformatoranlage und die turbo-elektrische
Textabbildung Bd. 331, S. 300
Vierfachexp.-Masch.-Anlg. für
Sattdampfbetrieb; Direktwirk. Turbinenanläge f. Sattdampfbetrieb;
Vierfachexp.-Masch.-Anlg. f. Heißdampfbetrieb; Direktwirk. Turbinenanlage f.
Heißdampfbetrieb; Turbo-Transformatoranlg. f. Heißdampfbetrieb; Turbinenanlg. m.
Rädergetr. f. Heißdampfbetrieb; Turbo-elektr. Anlg. m. Räd.-Getrb. f.
Heißdampfbetrieb; Anzahl der Propellerwellen; Umdrehungsz. d. Propellerwellen;
Indiz. Leistung (Kolbenmaschinen); Eff. Leistung an d. Propellerwelle;
Umdrehungszahl d. Turbinen; Dampfdruck; Ueberhitzung; Vakuum; Dampfverbr. d.
Hauptmasch./Std.; Dampfverbr. d. Hilfsmasch./Std.; Spez. Kohlenverbr. bezg. auf
Leistung der Hauptmaschine; Spez. Wärmeverbr. bezg. auf Leistung der
Hauptmaschine; Verbesserung d. Wirtschaftlichkeit verglichen mit Anlage A;
Anzahl d. Kessel, Doppelender; Anzahl d. Kessel, Einender; Größe d. gesamten
Heizfläche; Größe d. gesamten Rostfläche; Gewicht d. gesamten Maschinenanlage;
Gew. d. ges. Masch.-Anl. einschl. Kohlen; Verringerung der Maschinenraumlänge
gegenüber Anlage A; Gewinn an Raumgehalt; Jährlicher Kohlenverbrauch; Jährlicher
Gewinn an Ladefähigkeit gegenüber Anlage A; Jährl. Kohlenersp. gegenüb. Anlage
A; Jahresgewinn a. Ladefähigk.; Gesamtgewinn gegenüber Anlage A; Kosten des
Schiffes; Bemerkung: Die Werte für den spezifischen Kohlen- und Wärmeverbrauch
sind unter Annahme eines Heizwertes von 7780 WE/kg (14000 BTU/lb)
berechnet.
Anlage, weisen dementsprechend mit höherer Ueberhitzung
auch die günstigsten Dampfverbrauchswerte auf. Am ausgeprägtesten kommt dies bei der
turbo-elektrischen Anlage nach System Ljungström zum
Ausdruck, bei der außer der hohen Ueberhitzung – die Ljungström-Turbine ist
besonders im Hinblick auf die Ausnutzung hoher Ueberhitzung entworfen – sich der
Einfluß der durch Einfügung eines Rädergetriebes zwischen Elektromotor und Propeller
gewonnenen Doppelübersetzung merkbar geltend macht.
An sich wird man gegen den Vergleich einwenden können, wie es auch in der Diskussion
des Vortrages geschah, daß die gewählten Annahmen für die Anlagen mit Rädergetriebe
dem gegenwärtigen Stande der Technik nicht völlig entsprechen. Man wird vielleicht
der Ausnutzungsfähigkeit dieser Anlagen durch Vergrößerung der zulässigen
Zahnbelastung der Getriebe und Steigerung der Umfangsgeschwindigkeit noch besser
gerecht werden können. Aehnliches läßt sich allerdings auch zugunsten anderer,
gegenüber dem Ljungström-System zurückstehender Anlagen sagen. Wollte man
beispielsweise bei der Transformatoranlage durch Einschaltung eines Rädergetriebes
zwischen Turbine und Transformator eine Doppelübersetzung schaffen, eine Anordnung,
die übrigens bereits mehrfach projektiert ist, so ließen sich auch hier
wirtschaftliche Verhältnisse schaffen, die denen der Ljungström-Anlage sehr nahe
kommen.
Eigenartig ist es, daß man bei der Aufstellung des Vergleichs die
Kolbenmaschinenanlagen mit Abdampfturbine, trotzdem diese gerade für Anlagen der
vorliegenden Art mit größtem wirtschaftlichen Erfolg mehrfach ausgeführt sind, ganz
außer Betracht gelassen hat. Derartige Anlagen würden bei Heißdampfbetrieb, da ihr
Wärmeverbrauch kaum auf mehr als 4200 WE/WPS-Std. zu veranschlagen ist, abgesehen
von der Ljungström-Anlage und der ihr nahekommenden Transformatoranlage, allen
übrigen wärmewirtschaftlich überlegen sein. Im Gewicht würden sie den indirekt
wirkenden Anlagen allerdings beträchtlich nachstehen. (Engineering 3. März
1916.)
Kraft.
––––––––––
Zur Bestimmung des treibenden Drehmoments von
Gleichstrommotorzählern. Bei der Beurteilung der Gleichstrommotorzähler ist
es wichtig, das Drehmoment für verschiedene Ankerstellungen zu kennen, denn es ist
je nach der Ankerkonstruktion mehr oder weniger ungleichförmig. Bisher bestimmte man
durch Einzelmessungen mehrere Werte und zog daraus seine Schlüsse. E. Alberti (Phys. Techn. Reichsanstalt) hat E. T. Z. 1916 S.
285 eine Vorrichtung beschrieben, mit Hilfe deren man das Drehmoment für eine ganze
Umdrehung fortlaufend aufzeichnen kann, ohne auf die lästige punktweise Bestimmung
angewiesen zu sein. Die Vorrichtung, die in der Abbildung schematisch dargestellt
ist, besteht aus einem registrierenden Federdynamometer D und einer Schlittenführung S, auf der der
Zähler Z selbst vom Dynamometer weg oder zu ihm hin
bewegt werden kann. Dabei wickelt sich ein Kokonfaden C, an dem das Dynamometer angreift, langsam von dem Rande der
Bremsscheibe B des Zählers ab oder auf ihr auf. Der
Ausschlag des Federdynamometers ist durch zwei Quecksilberkontakte K1 und K2 (mit parallel
geschalteten Kondensatoren) begrenzt. Wird der eine oder der andere von dem Zeiger
H des für Nullstellung eingerichteten Dynamometers
berührt, so wird dadurch der Stromkreis eines Motors M
und damit seine Drehrichtung beeinflußt. Der Motor ist mit der Federbefestigung des
Dynamometers gekuppelt und vergrößert oder verkleinert je nach seiner Drehrichtung
die Federspannung solange, bis der Zeiger H von dem
einen auf den anderen Kontakt übergeht. Der Abstand der beiden Kontakte K1 und K2 ist so gering, daß
die Pendelungen nicht wesentlich stören; eine Rückführung ist deshalb nicht
erforderlich. Die Größe der Federspannung, die dem zu messenden Drehmoment direkt
proportional ist, wird durch eine einfache Schreibvorrichtung R auf dem Papierstreifen P
aufgezeichnet. Dessen Bewegung wird zwangläufig mit der des Zählers auf der
Schlittenführung S verbunden; also wird das Drehmoment
in Abhängigkeit vom Ankerumfange des Zählers aufgezeichnet, wenn der Zähler auf der
Schlittenführung S hin und hergeschoben wird.
Textabbildung Bd. 331, S. 301
Eine Anzahl aufgenommener Drehmomentkurven verschiedener Wattstunden- und
Amperestundenzähler liefert den Beweis dafür, daß die Vorrichtung sehr gut
arbeitet.
An Hand der aufgenommenen Kurven wird die Abweichung der Ankerwicklungen und der
feststehenden Felder von der Symmetrie, der Einfluß der Bürstenstellung und der
Kommutierung besprochen.
Zum Schluß wird eine Methode zur Berechnung des Drehmoments von Amperestundenzählern
angegeben und es werden rechnerisch ermittelte Werte mit den gemessenen verglichen;
die Uebereinstimmung ist sehr gut.
Schm.
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Leitsätze des elektrotechnischen Vereins für die
Wiederertüchtigung der im Kriege schwer beschädigten Industriearbeiter.
Seit Anfang November 1915 wird in den Werkstätten der Akkumulatorenfabrik-Aktiengesellschaftin ihrer Fabrik in
Oberschöneweide von Oberingenieur Dr. Beckmann der
Versuch gemacht, Kriegsbeschädigte wieder der praktischen Fabrikarbeit zuzuführen.
Die Kriegsbeschädigten haben dort noch während ihrer Lazarettzeit Gelegenheit, in
den verschiedensten Zweigen der Metall- und Holzbearbeitung sich einzuüben, und zwar
unter gleichen Arbeitsbedingungen, wie die gesunden Arbeiter, zwischen und neben
denen sie tätig sind, nur mit der besonderen Rücksichtnahme, daß sie unter
ärztlicher Aufsicht stehend, als Patienten angesehen werden, daß Maß und Art der
Arbeit nach ihrem Zustand und Befinden bemessen wird, und daß sie ohne Rücksicht auf
Arbeitsleistung zunächst einen festen Mindestlohn für die Arbeitsstunde zugesichert
erhalten. Sobald die Arbeitsfähigkeit soweit gesteigert ist, daß die
Kriegsbeschädigten Akkordarbeit zu leisten vermögen, stehen sie in bezug auf
Entlohnung und Anforderung an die Güte der Arbeit vollkommen den gesunden Arbeitern
gleich.
Mit diesem Verfahren sind ausgezeichnete Erfahrungen gemacht, über die Dr. Beckmann dem Elektrotechnischen Verein berichtet hat. Der
Elektrotechnische Verein hat daraufhin die gemachten Erfahrungen in Form von
Leitsätzen zusammengestellt.
Inzwischen haben auch andere Fabriken mit Erfolg begonnen, schwer kriegsbeschädigte
Industriearbeiter während der Lazarettzeit in ihren Werkstätten zu beschäftigen. Es
ist zu hoffen, daß sich noch weitere Fabriken diesem Vorgehen anschließen
werden.
1. Schwerbeschädigte Industriearbeiter bedürfen in vielen Fällen zu ihrer
Wiederertüchtigung noch der Arbeit in der Werkstatt, die ärztliche Heilung und etwa
notwendige Ausrüstung mit Ersatzgliedern genügt bei ihnen nicht.
2. Der Zweck dieser Arbeit (Arbeitstherapie) besteht darin, die kriegsbeschädigten
Glieder durch Uebung wieder arbeitsfähig zu machen, die Geschicklichkeit der
gesunden Glieder zu erhöhen und den Arbeiter mit seinen veränderten körperlichen
Verhältnissen den Berufsaufgaben wieder anzupassen. Daneben dient die Arbeit in der
Werkstatt der Auswahl geeigneter Ersatzglieder und anderer Hilfsmittel, wie der
Anpassung des Arbeitsgeräts an die Bedürfnisse des Arbeiters.
3. Die Arbeitstherapie soll möglichst frühzeitig, jedenfalls noch während der
Lazarettzeit einsetzen. Sie bedarf der Aufsicht durch den Arzt und den Ingenieur.
Der Arzt hat die Art und das Maß der körperlichen Beanspruchung, der Ingenieur
Auswahl und Beurteilung der Arbeit zu überwachen.
4. Die Arbeitstherapie erfordert Einzelbehandlung der Kriegsbeschädigten und Eingehen
auf deren persönliche Bedürfnisse. Die Kriegsbeschädigten sind mit der gebotenen
Rücksicht auf ihre Sicherheit möglichst zwischen gesunden Arbeitern zu beschäftigen;
ihre Leistung ist nach Dauer und Güte zu überwachen und ein dem Wert der Arbeit
entsprechender Lohn (für Anfänger ein Mindestlohn) zu gewähren. Für diese
Arbeitstherapie sind Industriebetriebe am besten geeignet; in Lazarettwerkstätten
lassen sich die gestellten Bedingungen im allgemeinen nicht erfüllen.
5. Die ärztliche und fachmännische Aufsicht bei der Arbeitstherapie soll sich auch
auf Berufsberatung erstrecken.
6. Eine fachmännische Schulung und theoretischer Unterricht ist nur in vereinzelten
Fällen und bei befähigten Personen neben der praktischen Arbeit zu empfehlen.
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Gegenüberstellung des deutschen und des österreich.-ungarischen
Zolltarifs. In kürzester Zeit wird der Deutsch-Oesterreich.-Ungarische
Wirtschaftsverband (Berlin W. 35, Am Karlsbad 16) eine Gegenüberstellung des
deutschen und des österreichisch-ungarischen Zolltarifs erscheinen lassen. Der
Verband hat unter Mitwirkung von Fachleuten und Zollbeamten die Ansätze des
österreichisch-ungarischen Zolltarifs den gleichen Ansätze des deutschen Zolltarifs
derart gegenübergestellt, daß sich ein übersichtliches Bild der in Deutschland und
Oesterreich-Ungarn für die gleichen Waren erhobenen Zollsätze ergibt. Es ist ferner
bei jedem einzelnen Ansatz eine Uebersicht des Austauschverkehrs der betreffenden
Ware, der wechselseitigen Ein- und Ausfuhr zwischen den beiden Reichen
beigefügt.
––––––––––
Die Maschinenindustrie in Rußland. Die gesamte
Maschinenindustrie arbeitet mit Hochdruck für den Krieg. Statistische Angaben über
Beschäftigung, Arbeiterzahl usw. werden nicht veröffentlicht. Aus den bis jetzt
bekannt gewordenen Bilanzen der Maschinenbau-Gesellschaften sowie aus der Bewertung
der Aktien der betreffenden Gesellschaften an der Börse ist zu entnehmen, daß sie
sehr gute Geschäfte machen müssen. Offenbar gebricht es dieser Industrie auch weder
an Heizmaterial noch an Arbeitern; die Heeresleitung hat vermutlich alles getan, daß
sie ihren Betrieb möglichst hoch hält und auch weiter vergrößert. Aus den von
Deutschland besetzten Gebieten sowie aus Riga und anderen russischen Orten, die der
Front nahe liegen, sind eine Reihe von Fabriken der Metallindustrie ausgesiedelt und
durch vom Staate gewährte Zuschüsse an verschiedenen anderen Orten neu eingerichtet
worden. Es wird berichtet, daß ein Teil dieser Fabriken ihre Erzeugung an diesen
anderen Orten bereits wieder aufgenommen hätte. Dies ist aber offenbar nur mit einem
gewissen Vorbehalt aufzunehmen.
Ein besonderes Kapitel bildet der Bau von landwirtschaftlichen Maschinen. Die
Erzeugung hierin, welche die Hälfte des Bedarfs ausmachte – die andere Hälfte wurde
eingeführt –, ist um 80 v. H. zurückgegangen, und es herrscht allerorts große Not in
diesen Maschinen. Ein großer Teil dieser Erzeugung entfiel auf die im Besitze von
deutschen Mennoniten und anderen deutschen Kolonisten befindlichen Fabriken
Südrußlands, die von ihren Besitzern nach Veröffentlichung des von dem inzwischen
entlassenen Minister des Innern Chwostoff erlassenen
Enteignungsgesetzes stillgelegt worden waren. Es wird zwar neuerdings berichtet, daß der
Handelsminister energische Schritte getan habe, um die Wiederaufnahme der Arbeit in
diesen Fabriken durchzuführen, aber auch diese Nachricht ist nur mit einem gewissen
Vorbehalt zu verstehen.
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Die Mühlenindustrie in Rußland. Vor dem Kriege waren 2400
Großmühlen mit einer Jahreserzeugung von 500 Millionen Pud und eine große Anzahl
kleiner Mühlen mit einer Jahresausbeute von 1350 Millionen Pud im Betriebe, während
gegenwärtig von den Großmühlen nur 850 arbeiten. Diese Industrie hat vornehmlich
unter den Transportschwierigkeiten zu leiden, da ihr weder Korn noch Kohle in
genügenden Mengen zugestellt werden konnten. Aus verschiedenen Teilen des Reichs
wird deshalb abwechselnd über Not an Mehl geklagt, und auch für die Zukunft erwartet
man keine sonderliche Besserung dieser Verhältnisse.
––––––––––
Die Angliederung der Berliner Bergakademie an die Technische
Hochschule Berlin. Mit dem 1. Oktober 1916 hört die hiesige Bergakademie
auf, als selbständige Hochschule zu bestehen und wird der Technischen Hochschule
Berlin als sechste Abteilung angegliedert. Die Abteilung für allgemeine Wissenschaft
wird dadurch zur siebenten Abteilung. Die für die neue „Abteilung für
Bergbau“ hergestellten Neubauten: ein großer Mittelbau und rechter Flügel
des sogenannten Erweiterungsbaues an der Berliner Straße in Charlottenburg (nach dem
„Knie“ hin, sowie rückseits an der Kurfürsten-Allee), ferner zwei
besondere kleinere Laboratoriumsgebäude gegenüber an der anderen Seite der
Kurfürsten-Allee, sind soweit fertig, daß sie demnächst bezogen und bereits vom
kommenden Winterhalbjahr an benutzt werden sollen. Die Bergbauabteilung übernimmt
die Ausbildung von Bergbaubeflissenen und sonstigen Bergfachstudierenden nach dem
Lehrplan der Bergakademie, während die Ausbildung von Hüttenleuten der fünften
Abteilung für Chemie und Hüttenkunde überlassen bleibt. Vom Lehrkörper der
Bergakademie geht der größte Teil, darunter sämtliche etatsmäßigen Professoren, mit
Ausnahme des Professors für Eisenhüttenkunde, zur Bergbauabteilung über. Aus anderen
Abteilungen werden für sie einstweilen noch Vorlesungen halten die Herren Geheimrat
Kurlbaum über Experimentalphysik, Geheimrat Wedding über Elektrotechnik und Professor Schuberg über darstellende Geometrie und
Maschinenelemente mit Uebungen im Maschinenzeichnen.
Der Neubau enthält unter anderm einen vom dritten Obergeschoß zum Sockelgeschoß
durchgehenden Lotschacht, der oben an eine Plattform auf dem Dache und unten an die
bergmännische Versuchsstrecke anschließt, im Sockelgeschoß die große bergmännische
Schausammlung und in den drei Obergeschossen die Hörsäle für Mathematik und
Mechanik (Jahnke), für die berg- und maschinentechnischen
(Franke, Tübben, Vater), wirtschafts- und
rechtskundlichen (Reuß, Völkel) Lehrgebiete, für
Mineralogie (Scheibe), Petrographie, Geologie,
Paläontologie, Lagerstättenlehre (Rauff) und
Markscheidekunde (Fuhrmann) nebst den entsprechenden
Lehrmittel-, Schau- und Uebungssammlungen. Von den schon erwähnten
Laboratoriumsgebäuden umfaßt das eine das Laboratorium für Aufbereitung und
Brikettierung (Franke), das Maschinenlaboratorium (Vater) und die Versuchsanlage für Bohr- und
Schrämmaschinen (Tübben), das andere enthält das
chemische Laboratorium (Stavenhagen). Zur
Bergbauabteilung gehört schließlich noch ein Probierlaboratorium (Pufahl), das im obersten Geschoß des benachbarten
Neubaues des metallhüttenmännischen Instituts der Abteilung für Chemie und
Hüttenkunde eingerichtet wird.
Der Bergbauabteilung bleibt so der Vorteil gewahrt, daß ihren Studierenden auch in
den vorbereitenden Fächern Vorlesungen geboten werden, die auf die Anforderungen
ihrer bergbaulichen Ausbildung ganz besondere Rücksicht nehmen. Das gilt sowohl für
die Vorlesungen über Mathematik und Mechanik und über Maschinenlehre wie für die
Vorlesungen über die wirtschafts- und rechtskundlichen Fächer.
Das Aufhören der im Jahre 1860 gegründeten Berliner Bergakademie als selbständige
Hochschule wird natürlich von vielen Seiten lebhaft bedauert. Doch war ihr Schicksal
in dem Augenblick besiegelt, wo der Entschluß feststand, die Abteilung für
Hüttenkunde an der Technischen Hochschule weiter auszubauen und ihr allein die
Ausbildung der Hüttenleute zu übertragen.
In Preußen bleibt nunmehr an Bergakademien bloß noch die Clausthaler Bergakademie
bestehen, deren Angliederung an die Technische Hochschule Hannover aber wohl nur
eine Frage der Zeit ist.
E. Jahnke.
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K. K. Technologisches Gewerbemuseum Wien. Der soeben
erschienene XXXVIL Jahresbericht der Anstalt über das Schuljahr 1915/16 gibt
Aufschluß über die Organisation der Anstalt, den Zweck und die Frequenz der höheren
Fachschule für Maschinentechnik und der für Elektrotechnik, ferner die
Personalstatistik, die Tätigkeit an den Versuchsanstalten für Papierprüfung, für
Bau- und Maschinenmaterial und der für Elektrotechnik – die für Radiotechnik ist
seit Beginn des Krieges behördlich gesperrt – und endlich Daten über die
Militärdienstleistung des Anstaltpersonals, der Schülerschaft, über die Anstalts-
und Schülerbetätigung an der Kriegsfürsorge unter anderm auch über die errichteten
Spezialkurse für Kriegsbeschädigte, und zwar den elektrotechnischen, den für
Kinooperateure und jenen für Mechaniker.
Der Jahresbericht ist auf Wunsch von der Direktion erhältlich.