Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Werner |
Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 318 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Ueber den Verkehr mit verdichteten und verflüssigten
Gasen hat der preußische Handelsminister folgende Verfügung erlassen:
„Rücksichten auf das von der Heeres- und Marineverwaltung geltend gemachte
Bedürfnis, die Versandflaschen für einige der im Felde benutzten verdichteten Gase
durch Farbanstriche mit größerer Sicherheit, als es nach den bisher geltenden
Vorschriften über die Kennzeichnung der Flaschen möglich war, voneinander
unterscheiden zu können, machen eine Ergänzung der Polizeiverordnung,
betreffend den Verkehr mit verflüssigten und verdichteten Gasen, erforderlich. Ich
ersuche daher, den § 5 dieser Verordnung alsbald wie folgt zu ändern:
§ 5. Anschlußgewinde und Kennzeichnung der Behälter.
Absatz 1 und 2 wie bisher. Neue Absätze 3 und 4: „Werden Behälter für
verflüssigte und verdichtete Gase mit einem Farbanstrich zwecks äußerer Kennzeichnung
ihres Inhalts versehen, so sind die Farben blau für Sauerstoff, rot für
Wasserstoff, grün für Stickstoff, weiß für Azetylen zu wählen. Der Anstrich darf
erst in einer Entfernung von etwa 20 cm unterhalb des Ventilstutzens beginnen
und muß die Stempelung der Flaschen unberührt lassen. Er muß sich im übrigen auf
die ganze Oberfläche des Behälters erstrecken. Außerdem muß der Inhalt durch
eine farbige Aufschrift in der Längsrichtung des Behälters (z.B. Sauerstoff,
Wasserstoff usw.) in einer Buchstabengröße von 10 cm in lateinischer Schrift
bezeichnet werden. Flaschen für die vorbezeichneten Gase, die mit anderen
Farbanstrichen versehen sind, dürfen von den Füllfabriken nicht in den Verkehr
gelassen werden.
Werden Flaschen für andere als die vorbezeichneten Gase mit einem Farbanstrich
versehen, so ist dafür ein grauer Anstrich zu wählen. Unberührt bleiben hiervon
die Kohlensäureflaschen für die Heeres- und Marineverwaltung, die nach deren
Vorschriften zu streichen sind.“
Dem Vorstande der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie ist Gelegenheit
gegeben worden, sich zu der Aenderung der Polizeiverordnung im Sinne des § 120e
Gewerbeordnung gutachtlich zu äußern. Die Ergänzung tritt sofort in Kraft. Die
Füllfabriken sind von der Aenderung der Polizeiverordnung zu verständigen, wobei
besonders darauf hinzuweisen ist, daß die Anbringung der Farbanstriche an sich nicht
behördlich vorgeschrieben wird. Werden jedoch vom Besteller oder Bezieher der
Flaschen Farbanstriche gewünscht oder angebracht, so müssen sie den Vorschriften des
§ 5 in der neuen Fassung entsprechen.“
Sander.
––––––––––
Zur Begründung des Wärmetheorems von Nernst. Die in D. p.
J. Bd. 331 Heft 2 gebrachten Ausführungen über das Nernsttheorem stützen sich auf
die Hypothese \mbox{lim}\,\frac{dA}{dT}=\mbox{lim}\,\frac{dU}{dT}
für T=0. Diese Annahme läßt sich durch die Lehren der
Thermodynamik, sowie durch Versuchsergebnisse wohl begründen. Nach dem ersten
Hauptsatze der Wärmelehre muß nämlich bei jedem Vorgange die Abnahme der
Gesamtenergie oder die Wärmetönung U gleich der
geleisteten äußeren Arbeit A vermindert um die
zugeführte Wärme Q sein, das heißt
U=A-Q. Sinkt ferner während eines Kreisprozesses die
Temperatur T+dT einer Wärmemenge Q
um dT, so würde entsprechend dem zweiten Hauptsatze im
Höchstfalle die Arbeit dA=Q\,\frac{dT}{T} geleistet werden.
Eliminiert man aus beiden Gleichungen Q, so ergibt sich
ohne weiteres A-U=T\,\frac{dA}{dT}. Hieraus folgt, daß, wenn
T=0 ist, d.h. im absoluten Nullpunkte, die Wärmetönung und
die Höchstarbeit gleich sind. Nun wies Nernst durch
Versuche nach, daß bereits vor Erreichung des absoluten Nullpunktes die spezifische
Wärme fester Stoffe unmeßbar klein wird. Ferner nimmt man an, daß auch die Moleküle
fester Körper bei Wärmezufuhr in Bewegung geraten, indem sie um eine
Gleichgewichtslage schwingen, während sie im absoluten Nullpunkte ruhen. Die
erwähnten Versuche wären daher so zu erklären, daß auch in unmittelbarer Nähe des
absoluten Nullpunktes keine Erhöhung der lebendigen Kraft der Moleküle eintritt,
diese vielmehr als ruhend anzusehen sind. Es wird somit
A+\frac{dA}{dT}\,dT=U+\frac{dU}{dT}\,dT. Hieraus folgt das
Theorem \mbox{lim}\,\frac{dA}{dT}=\mbox{lim}\,\frac{dU}{dT} (für
T=0). Wie man den ersten Wärmesatz aus der Mechanik, den
zweiten aus der Molekulartheorie ableiten kann, so wäre also auch die theoretische
Begründung der als dritter Wärmesatz zu bezeichnenden Annahme von Nernst möglich.
Schmolke.
––––––––––
Der Allgemeinwert technischen Denkens. (Rektoratsrede von
Prof. Dr.-Ing. Kloß an der Kgl. Technischen Hochschule
Berlin am 1. Juli 1916.)
Das Wesen des technischen Denkens besteht in der Theorie des Denkens, d.h. in dem
Schauen, dem Beobachten. Es ist also ein anschauliches Denken, im Gegensatz zum
begrifflichen Denken und beruht auf Erfahrung, d.h. auf der Wirklichkeit, durch die
es dauernd auf Richtigkeit geprüft wird. Deshalb erzieht es zum
Verantwortlichkeitsgefühl. Die Praxis des technischen Denkens besteht in dem
Schaffen, d.h. zum anschaulichen Denken kommt das gestaltende Denken, hervorgegangen
aus dem schöpferischen Willen, Werte zu schaffen zu Nutz und Frommen der
Allgemeinheit. Das technische Denken ist demnach im Sinne von Werner Sombart aus „heldischem“ Geiste geboren und nicht aus
händlerischem Geiste. Der Ingenieur soll wie der Held ans Leben herantreten mit der
Frage: was kann ich Leben dir geben? und nicht wie der Händler mit der Frage: was
kannst du Leben mir geben?
Beim Streben des Ingenieurs, Werte zum Nutzen der Allgemeinheit zu schaffen, handelt
es sich für ihn darum, die rohen Naturkräfte in vorgeschriebene Bahnen zu leiten,
d.h. sie wirtschaftlich auszunutzen und dabei größte Wirkungen mit geringstem
Aufwände zu erzielen und beides im Sinne des technischen Denkens abzuwägen und zum
Beispiel nicht auf den Preis allein Rücksicht zu nehmen.
Besonders der Deutsche eignet sich für erfolgreiches technisches Denken wegen der ihm
eigenen Gründlichkeit und Planmäßigkeit und vor allen Dingen auch wegen seiner
Bereitwilligkeit, sich als Glied des großen Ganzen einzureihen. Das Alles aber sind
Eigenschaften, die der echte deutsche Militarismus hervorgerufen hat, dessen
Segnungen also auch in der Technik zu spüren sind, wie Kloß an einzelnen Beispielen nachweist.
Das technische Denken soll deshalb nicht nur auf den Ingenieurberuf allein beschränkt
bleiben, sondern Allgemeingut des deutschen Volkes werden, weil es eben
Allgemeinwert hat. Dies gilt nicht nur für den einzelnen Haushalt, sondern auch für
den ganzen Staat, für das Heerwesen, die Kriegführung, die Politik und die Staatskunst
allgemein.
Um die bedeutsame Rede der Allgemeinheit zugänglich zu machen, hat der Deutsche
Schriftenverlag Berlin SW 11 Dessauerstr. 6/7 eine Ermäßigung des Preises eintreten
lassen. 10 Stück kosten 60 Pf., 100 Stück 5,– M, 500 Stück 18,– M.
Dr. H. Wolff.
––––––––––
Das Vorschneiden von Blechstücken für das Ziehen von
Hohlkörpern. Bei der Herstellung von topfartigen Hohlkörpern im
Ziehverfahren muß die Umfangsform der dazu verwendeten Blechstücke meist durch
umständliches Probieren ermittelt werden, besonders wenn die Gefäße eckige oder
elliptische Querschnittsform besitzen. Die Werkstattstechnik (Heft 12 1916)
beschreibt ein rechnerisches Verfahren zur näherungsweisen Ermittlung. Hierbei wird
nach Abb. 1 zunächst die Bodenform des Kastens A aufgerissen und die bekannte Höhe der Seitenwände h bzw: h1 durch parallele Linien angemerkt. Eine wesentliche
Formänderung des Materials tritt nun beim Ziehen an den Seitenkanten des Kastens
auf. Hier wird das Material beim Hochkommen der Seitenwände gestaucht; da aber in
der Ziehform kein Platz für eine Verdickung der Wandung gelassen ist, so wird es
nach oben fließen.
Textabbildung Bd. 331, S. 319
Abb. 1.
Mithin muß der Wert x kleiner als
h angenommen werden. Er wird ermittelt, indem man
annimmt, es solle eine zylindrische Hülse von einer Höhe h und einem Durchmesser d = 2 r gezogen werden. Der Durchmesser D der hierzu benötigten kreisförmigen Blechplatte folgt
aus einer bekannten Gleichung
D=\sqrt{d^2+4\,d\,h}.
Hieraus folgt x=\frac{D}{2}-r. Die verbleibenden Ecken müssen nun
allerdings noch nach Gefühl abgerundet werden.
Hat der Kasten Flanschen nach Art von B (Abb. 1), so muß zunächst h um den Betrag w vergrößert werden, ferner
wird D bestimmt nach der Beziehung
D=\sqrt{{d_2}^2+4\,d\,h}.
Hiervon bleibt h, sowie auch d in seiner Bedeutung = 2 r bestehen, jedoch
bezeichnet d2 den
Durchmesser über die Flanschen gemessen, also d + 2 w.
Bei einem Kasten mit schrägstehenden Wandungen C
(Abb. 1) sind h und
h1 zu ersetzen
durch die wirkliche Länge s. D folgt dann aus:
D=\sqrt{d^2+2\,s\,(d+d_2)}.
d2 bedeutet hier den Durchmesser einer Kegelhülse mit einer Länge s des Kegelmantels und einem Durchmesser d am Boden.
Textabbildung Bd. 331, S. 319
Abb. 2.
Bei elliptischer Bodenform (Abb. 2) verfährt man rein
zeichnerisch so, daß zunächst wieder die Bodenform aufgerissen wird. Sodann
konstruiert man das Rechteck abdc, zieht die Diagonale
ad und senkrecht auf dieser vom Punkte b aus die Linie bg. Die
wagerechte Achse wird in D, die senkrechte in C geschnitten. Um nun die bestimmenden Radien r und R zu finden,
verfährt man, wie vorgehend für D, wobei hier D eine Scheibe darstellt, die gezogen eine zylindrische
Hülse der Höhe h und dem Radius ca bzw. cd ergibt. C und D sind dann die Fußpunkte der Radien
R und r. Aus den
gefundenen vier Schnittpunkten, entsprechend L und W, heraus erfolgt dann die bekannte Konstruktion der
Außenellipse (im linken oberen Felde angedeutet.
Rich. Müller.
––––––––––
Tiefbrunnenpumpen. Im Verein der Gas- und Wasserfachmänner
in Oesterreich und Ungarn hielt Oberingenieur Oesch der
Maschinenfabrik Andritz A.-G. einen Vortrag über
Kreiselpumpen zur Förderung von Grundwasser bei tief liegendem und stark
schwankendem Wasserspiegel. Kolbenpumpen sind infolge ihrer geringeren Einfachheit
und in Rücksicht auf Raumbedarf und Anschaffungskosten für den genannten Zweck kaum
noch üblich. Noch ungünstiger als sie arbeiten Druckluftheber, deren Wirkungsgrad
ohne Berücksichtigung der etwa 15 v. H. betragenden mechanischen Verluste im
Kompressor höchstens 53 v. H. ist, und Ejektoren, die im besten Falle einen
Gesamtwirkungsgrad von 18 v. H. erreichen. Die vorwiegend verwandten
Tiefbrunnen-Kreiselpumpen werden in stabile Brunnenpumpen, Senkpumpen und
Bohrlochpumpen eingeteilt. Bei der erstgenannten Art werden die Maschinen meist in
einem vom Grundwasser abgeschlossenen, vom Brunnen getrennten Räume untergebracht,
wenn es sich um große Leistungen handelt. Der Motor wird hierbei auf einem Ständer
oberhalb der Pumpe montiert. Er ist mit der stehenden Verbindungswelle elastisch und
diese mit der Pumpe starr gekuppelt. Durch Aufhängung der Welle werden
Knickungsbeanspruchungen vermieden. Das im Ständer eingebaute Spurlager nimmt nur
das Gewicht der rotierenden Teile auf. Das Laufrad der Pumpe ist als Doppelrad
ausgebildet, wodurch der Achsialschub ausgeglichen wird. Das Unterbringen der Pumpe
in einem besonderen Schacht hat gute Zugänglichkeit zur Folge, ist indessen aus
Rücksicht darauf nicht unbedingt notwendig. Oesch bringt
in seinem Vortrage auch Angaben über Pumpen, die im Brunnen selbst montiert werden
und zeitweise unter Wasser arbeiten. Auch werden Anlagen für die ganz kleine
Leistung von 180 l/Min, beschrieben und ein neuer gesetzlich geschützter Saugkorb
geschildert, durch den das Eindringen von Verunreinigungen, die auf dem Wasser
schwimmen, in die Leitung vermieden wird. Senkpumpen werden dort angewandt, wo man
die Höhenlage der Pumpe dem Wasserspiegel anpassen muß. Sie eignen sich besonders zu
Abteufarbeiten und zum Einbau in enge Schächte. Die Pumpen werden frei hängend oder
in einem Senkrahmen mit seitlicher Führung durch Kanthölzer eingebaut. Die
Ausführung erfolgt meist mit stehender Welle. Vielfach ruht der Motor auf einer am
Senkrahmen befestigten Laterne, an deren Unterflansch die mit dem Motor unmittelbar
gekuppelte Pumpe hängt. Der Rahmen wird durch ein Seil getragen, das über eine Rolle
geführt wird. Als Bohrlochpumpen sind wegen ihrer geringen Abmessungen die
Kreiselpumpen von großem Vorteil. Auch ist die gleichmäßige Wasserförderung günstig,
da hierdurch das Mitreißen von feinem Sande aus den wasserführenden Schichten
verhindert wird. Endlich ist die Entbehrlichkeit der Schmierung in hygienischer
Hinsicht schätzenswert. Man unterscheidet Bohrlochpumpen mit innerhalb der
Steigleitung, mit zwischen zwei Steigleitungen und mit innerhalb der Steigleitung in
einem besonderen Schutzrohr gelagerter Welle. Die erstgenannte Ausführungsart eignet
sich für mittlere und große Bohrlöcher. Der Antriebsmotor ist meist auf einem
Ständer angeordnet, an dessen Unterteile die Pumpe hängt. Unter dem Motorständer
rotiert in der Druckleitung ein mit der Welle starr verbundener Kolben, dessen
Unterfläche unter dem Wasserdrucke der Pumpe steht, während der Raum oberhalb des
Kolbens durch ein Rohr mit dem Saugstutzen der Pumpe verbunden ist. Durch diese
Vorrichtung wird der Achsialschub ausgeglichen, so daß das Spurlager fast unbelastet
bleibt. Das Anlassen der Motoren von Bohrlochpumpen kann selbsttätig durch Schwimmer
geschehen, die einen Selbstanlasser betätigen.
Schmolke.
––––––––––
Autogenes Schweißen von Lokomotivfeuerbüchsen. Mit wenig
Erfolg konnten bis jetzt autogene Schweißungen an Lokomotivfeuerbüchsen ausgeführt
werden. Die durch die Abkühlung auftretenden Spannungen rufen das Reißen der schon
geschweißten oder der noch in der Abkühlung befindlichen Stellen hervor. Ein mehr
Erfolg versprechendes Verfahren besteht nun darin, die Blechkanten so auszumeißeln,
daß an ihnen ein Winkel von 120° entsteht. Auf diese Weise wird erreicht, daß
die Schweißflamme den zu erhitzenden Teil unter einem rechten Winkel treffen
kann. Um eine gute Schweißung zu erhalten, müssen beide Kanten gleichmäßig erhitzt
werden. Es ist dabei die Stichflamme an der tiefsten Stelle des Kantenwinkels
während des Schweißens zu drehen, bis das Material an beiden Seiten anfängt zu
schmelzen und die Kanten zusammenfließen. Die Schweißung ist dabei auf die Ecken der
abgekanteten Teile zu beschränken. Dann wird das Schweißmaterial, eine Stange von
etwa 6 mm ∅ eingeführt, wie dies Abb. 1 zeigt, und
gleichmäßig mit den Platten erhitzt. Es schmilzt dann von der Stange so viel Eisen
ab, daß die schon an der Spitze geschweißte Stelle mit einer 1,5 bis 2 mm starken
Schicht bedeckt wird. Die Stange ist dann für kurze Zeit zu entfernen und die
Schweißflamme wird langsam über das aufgebrachte flüssige Eisen geführt, bis die
Kante a (Abb. 2)
ausgeglichen und mit dem Ausschnitt verschweißt ist. Auf einer kurzen Strecke (von
etwa 25 mm Länge) wird dies so lange wiederholt bis der geschweißte Teil mit der
Plattenoberfläche eben wird. Da die Schweißflamme nur Material bis zu einer Tiefe
von 1,5 mm genügend stark zu erhitzen vermag, so darf nur dementsprechend viel
Schweißmaterial aufgebracht werden.
Textabbildung Bd. 331, S. 320
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 331, S. 320
Abb. 2.
Textabbildung Bd. 331, S. 320
Abb. 3.
Abb. 3 zeigt die autogen geschweißte Seitenplatte
einer Lokomotivfeuerbüchse. Die alte Platte wurde so tief ausgeschnitten, daß etwa
25 mm unterhalb der Rohre und der Flanschen der Türbleche übrig blieben. Die Kante
ab wurde dann in einer Breite von 25 mm nach der
Feuerseite hin um 60° umgebörtelt und abgekantet. Um das Schweißen an den Enden der
Seitenplatten zu erleichtern, sind die Flanschen bei e
und f etwas zurückgebogen. Die Kanten der Flicken
wurden dann, wie Schnitt e–a–b–f zeigt, bearbeitet. Nachdem die Strecken
ea und bf geschweißt
waren, wurden die Flanschen der Decke und der Türplatte wieder zurückgebogen. Ehe
die Strecke ab fertig geschweißt wurde, wurden die
Nieten an dem Decken- und Türplattenflansch eingezogen, der Grundring eingenietet
und die Kanten verstemmt. (Feuerungstechnik, Jahrgang 4 Nr. 16)
W.
Die Leitfähigkeit und elektrische Erregbarkeit von Benzol,
Benzin und Petroläther. Ueber diese in wissenschaftlicher und technischer
Hinsicht gleich wichtige Frage hat Prof. Holde eingehende
Untersuchungen angestellt. Die genannten Flüssigkeiten werden, wie bekannt, beim
Strömen unter Druck, also z.B. beim Abfüllen großer Schiffladungen in Tanks,
Eisenbahntankwagen oder sonstige Behälter, stark elektrisch erregt. Es handelte sich
nun darum zu entscheiden, ob diese hohen elektrischen Ladungen der Flüssigkeiten bei
geerdetem Auffangegefäß schnell zur Erde abfließen oder ob sie sich in
gefahrdrohender Weise in der Flüssigkeit bzw. in dem Auffangegefäß ansammeln und zu
Bränden Anlaß geben können. Für den ebenfalls sehr leicht entzündlichen Aether ist
schon vor mehreren Jahren festgestellt worden, daß die gefährlichen Ladungen des
elektrisch erregten Aethers gefahrlos zur Erde abfließen, sofern das Auffangegefäß
leitend und mit der Erde verbunden ist. Um das Verhalten von Benzin und Benzol unter
den nämlichen Umständen zu ermitteln, war es zunächst nötig, die spezifische
Leitfähigkeit dieser beiden Flüssigkeiten zu bestimmen. Hierzu bediente sich Prof.
Holde der Siemensschen
Entlademethode für Benzin und Petroläther, für Benzol dagegen der
Spiegelgalvanometermethode. Die für Benzin ermittelten Werte stimmen mit den
Ergebnissen früherer Untersuchungen gut überein. Zu den Strömungsversuchen wurde ein
von Dolezalek bei früheren, ähnlichen Untersuchungen
konstruierter Apparat benutzt, der aus einem geschlossenen, etwa 5 l fassenden
Behälter für den Brennstoff, einem engen Schlangenrohr und einem isoliert
aufgestellten Auffangegefäß besteht. Der Brennstoff wurde mittels Kohlensäure oder
Stickstoffs unter 1,7 bis 2 at Druck durch das Schlangenrohr in das Auffangegefäß
gepreßt, das mit einem Elektroskop in Verbindung stand. Es zeigte sich nun, daß die
infolge des Durchpressens dem Benzin, Petroläther usw. erteilten Ladungen, die
zwischen. 50 und 2200 Volt schwankten, nur bei isoliertem Auffangegefäß zu messen
waren, wogegen mit dem Elektroskop keine meßbaren Spannungen festgestellt werden
konnten, wenn das Auffangegefäß während des Ausströmens oder unmittelbar darauf mit
der Erde leitend verbunden wurde.
Durch weitere Versuche wurde festgestellt, daß das ausgeströmte Benzin im
Ruhezustande an eigentlichem Isoliervermögen nichts eingebüßt hatte. Beim Strömen
des Benzins unter Druck durch das Schlangenrohr wird das Benzin mit der Metallwand
gerieben und negativ geladen, während die Innenwand des Rohres das positive
Gegenpotential erhält und das negative Potential der Außenwand des Rohres zur Erde
abfließt. Die Reibung des Benzins im Rohre erzeugt einen Ueberschuß an Ladungen im
Vergleich zu den durch die Erdung des Rohres ständig abgeleiteten Ladungen. Da nun
aber bei Erdung des Auffangegefäßes die Ladungen des Benzins momentan zur Erde
abgeleitet werden und hierauf im ausgeströmten Benzin nicht mehr nachweisbar waren,
so kann der Grund für die augenblickliche Ableitung der elektrischen Ladungen des
ausgeströmten Benzins an die Wand des Auffangegefäßes auf keinen Fall durch die
Eigenleitfähigkeit des Benzins bedingt sein. Vielmehr muß man nach Prof. Holde annehmen, daß geriebenes Benzin ebenso wie in dem
Auffangegefäß, so auch in dem Ausflußrohr seine überschüssige negative Ladung in dem
Augenblick verliert, wo die Reibung oder der Druck aufhören, die bis dahin in dem
engen Ausflußrohr trotz seiner Erdung einen Ueberschuß an negativen Ladungen im
Benzin erzeugt hatten. Diese hohen Ladungen des Benzins eilen bei der gewählten
Versuchsanordnung mit dem Aufhören des Druckes an die Oberfläche, d.h. an die
Gefäßwand, wo sie sich augenblicklich mit den entsprechenden positiven
Gegenpotentialen der Innenwand vereinigen, während die negativen Gegenpotentiale der
Außenwand des Rohres zur Erde abgeleitet werden. Man kann den Vorgang etwa mit dem
Verhalten eines Gases vergleichen, das in einem Zylinder eingeschlossen und durch
einen schwer belasteten Stempel stark zusammengepreßt ist. Ein solches Gas wird,
sobald der Stempel entlastet wird, unter Fortschleuderung des Stempels sein
ursprüngliches Volumen wieder einnehmen.
Diese Erklärung, die mit den bisherigen Vorstellungen über das Anhaften und Abgeben
von elektrischen Ladungen bei flüssigen Isolatoren im Widerspruch steht, muß noch
durch weitere Versuche unter anderen Bedingungen auf ihre Richtigkeit geprüft
werden. Diese Versuche sind zur Beurteilung der Brandgefahr beim Umpumpen von Benzin
in Tanks besonders wichtig. Für die Technik ergibt sich jetzt schon, daß die bereits
früher von Richter vorgeschlagenen
Unfallverhütungsvorschriften, nämlich durch leitende Verbindung aller Auffangegefäße
mit der Erde die gefährlichen Ladungen der elektrisch erregten Flüssigkeiten
abzuleiten, zweckmäßig und richtig sind. Ein weiteres einfaches Mittel, die
elektrische Erregung von Benzin hintanzuhalten, fand Prof. Holde in dem Zusatz von 4 v. H. Alkohol oder von nur 0,1 v. H. Essigsäure
zum Benzin. Durch diesen Zusatz wird nämlich die spezifische Leitfähigkeit des
Benzins derart erhöht, daß eine elektrische Erregung nur durch sehr hohen Druck bzw.
durch starke Verengung der Ausflußrohre zu erzielen ist. Dasselbe gilt für mit
Wasser gesättigtes Handelsbenzol, das an sich schon durch seine höhere Leitfähigkeit
weniger gefährlich als Benzin ist. (Zeitschr. f. Elektrochemie 1916 S. 1 bis 5.)
Sander.
––––––––––
Naphthaausbeute in Rußland 1915. Die Naphthaausbeute ist
im Jahre 1915 auf 572 Millionen Pud gegen 557 Millionen Pud im Jahre 1914 gestiegen.
Davon entfielen auf die alten Gebiete von Baku 344 Millionen (1914: 339 Millionen),
Surachany 61 Millionen (52), im Kleinbetrieb 41 Millionen (34), Grosnyi 88 Millionen
(98). Unverändert blieb die Gewinnung auf den Inseln Svjatoi und Tscheleken (11
Millionen), des Uralgebiets (16½ Millionen) und des Ferghanergebiets (2 Millionen).
Im Gebiete von Maikop dagegen war der Ertrag dank einer Fontaine 8 Millionen Pud
gegen 4 Millionen im Vorjahr.
Die Regierung hatte vor einiger Zeit Höchstpreise für Naphtha festgesetzt, und
zwar betrugen sie 45 Kop. für Rohnaphtha, 47 Kop. für Masut, 49 Kop. für Petroleum.
Unmittelbar nach Festsetzung dieser Preise hörte der Handet in Naphtha und
Naphthaerzeugnissen fast vollständig auf. Dann begannen Abschlüsse mit Prämien, und
zwar hielt sich die Prämie für Rohnaphtha anfänglich auf 4½ Kop. das Pud, war dann
eine Zeitlang bis 7 Kop. hinaufgegangen und beträgt gegenwärtig wiederum 4 bis 4½
Kop. das Pud. Offenbar war die Regierung nicht in der Lage, den mächtigen
Naphthaproduzenten gegenüber auf den Höchstpreisen zu bestehen, und hat sich mit der
durch Forderung von Prämien stattfindenden Umgehung der Höchstpreise stillschweigend
abgefunden. Bisher haben nur einige Naphthagesellschaften ihre Gewinnergebnisse für
das Jahr 1915 veröffentlicht. Die führende Gesellschaft, Gebr.
Nobel, zahlte für 1915 eine Dividende von 1500 Rubel (gegen 1300 für 1914)
auf jeden Anteilschein und 75 Rubel (gegen 65 für 1914) auf jede Aktie. Die
Gesellschaft Mantaschew hat keine Dividende verteilt,
sondern, wie im Vorjahr, den nicht unerheblichen Gewinn zu Abschreibungen verwandt.
Im ganzen ist anzunehmen, daß die Gewinne der Gesellschaften für das Jahr 1915
erheblich höher sein werden als für das Vorjahr.
Die Gewinnung für das Jahr 1916 wird mit 550 Millionen Pud angenommen und der
Verbrauch mit 170 Millionen Pud für die Herstellung von Petroleum und Schmieröl und
400 Millionen Pud für Heizungszwecke. Die fehlende Menge von 70 bis 80 Millionen Pud
kann durch die Vorräte, die bei Beginn des Jahres vorhanden waren, gedeckt
werden.
––––––––––
Kohlengewinnung im Donezbecken 1915 und im ersten Vierteljahr
1916. Die Ergebnisse der Steinkohlengewinnung im Donezgebiet waren im Jahre
1915 die folgenden (in Millionen Pud):
1915
1914
Steinkohle
1317
(Voranschlag:
1841)
1371
Anthrazit
306
( „
449)
300
Im ganzen war also die Förderung um 59 Millionen Pud
geringer.
Die Koksfabrikation ergab 251 Millionen Pud (27 Millionen Pud weniger als im
Vorjahr).
Die Ergebnisse der Kohlenförderung für das erste Vierteljahr 1916 waren folgende (in
Millionen Pud):
1916 + oder – gegen 1915
Kohlen
372 + 42 = 13 v. H.
Anthrazit
97 + 38,5 = 66 „
Versand
235 + 24,2 = 8 „
Kokserzeug.
66 – 0,7
Anzahl
der Arbeiter am 1. April 220000 + 65000.
Die Förderung auf den großen Zechen des Donezgebiets ist in beständigem, wenn auch
unbedeutendem Steigen begriffen, und zwar erfolgt dies dank der beständigen Zunahme
der Arbeiterzahl sowie infolge der nbetriebnahme einer Reihe von kleinen Gruben;
immerhin bleibt die Ausbeute, die gegenwärtig 110 bis 115 Millionen Pud
monatlich beträgt, noch erheblich hinter dem mit etwa 150 Millionen Pud angegebenen
Bedarf zurück.
Die gegenwärtigen Preise sind hoch:
Preise vor Kriegsausbr.
Kesselkohle
17–19
Kop.
f.
1
Pud
7– 9
Kop.
f.
1
Pud
Gaskohle
16–18
„
„
1
„
7– 9
„
„
1
„
Hochofenkoks
32–35
„
„
1
„
15–16
„
„
1
„
Anthrazit
24–26
„
„
1
„
10–12
„
„
1
„
Kokskohle fehlte im Handel.
Trotz dieser hohen Preise scheinen die Kohlenzechen keine Seide zu spinnen, denn die
bis jetzt veröffentlichen Bilanzen von Kohlengesellschaften ergeben keine
wesentliche Erhöhung des Gewinns gegen frühere Zeiten; vermutlich wird der ganze
Mehrverdienst aufgewogen durch die bedeutende Erhöhung der Arbeitslöhne und der
Materialien sowie durch die Mehrkosten, die durch die außerordentlich unregelmäßige
Erzeugung entstehen.
––––––––––
Das neue Bauprogramm der amerikanischen Marine. Einen
kleinen Begriff von dem bevorstehenden Ausbau der Kriegsmarinen liefert das neue
Bauprogramm der Marine der Vereinigten Staaten von Nordamerika, das insofern
besonders interessant ist, als dabei schon die bisherigen Erfahrungen des jetzigen
Krieges berücksichtigt sind. Es sind dies aber wohlgemerkt nur Erfahrungen, welche
die „weitab vom Schuß“ befindlichen Amerikaner aus den bisherigen
Kriegsergebnissen gefolgert haben wollen; dennoch wird man sie, wenigstens was die
Hauptpunkte anbetrifft, verallgemeinern können. Innerhalb der nächsten zwölf Monate
sollen in Amerika sieben bis acht Großkampfschiffe von bisher nicht dagewesener
Größe und Stärke auf Stapel gelegt werden. Das Bauprogramm für die nächsten fünf
Jahre, das allerdings noch vom Kongreß und vom Senat angenommen werden soll, sieht
sogar 14 Großkampfschiffe vor. Von den sieben Schiffen, die demnächst gebaut werden
sollen, sollen vier Schlachtkreuzer, die übrigen drei Linienschiffe sein. Die
leitenden Persönlichkeiten des Landes dringen namentlich darauf, daß besonders der
Bau der Schlachtkreuzer sofort in Angriff genommen werden soll, da das
augenblickliche Fehlen von derartigen modernen Schiffen die taktische Beweglichkeit
der amerikanischen Marine vollständig behindert. Von kleineren Einheiten sollen 40
Torpedobootszerstörer, 9 große und 58 kleinere Unterseeboote gebaut werden.
Niederschmetternd für die amerikanischen Konstrukteure ist das Urteil über die
bisherigen Unterseeboote der amerikanischen Marine, die den an sie gestellten
Erwartungen durchaus nicht entsprochen haben sollen. Namentlich sollen viele
Motorhavarien vorgekommen sein, und auch das Verhalten der Boote bei. der
Unterwasserfahrt hat zu erheblichen Anständen Veranlassung gegeben. Es heißt, daß es
den amerikanischen Fabriken noch nicht gelungen sei, einen zufriedenstellenden Motor
für Unterseeboote herzustellen. Dies ist um so auffälliger, als bereits seit einiger Zeit große
Fabriken in Amerika neu eingerichtet sind, die sich ausschließlich mit dem Bau von
Dieselmaschinen befassen, so zum Beispiel die Sulzer-Diesel-Company. Infolge der Unfähigkeit der Fabriken, geeignete
Dieselmotoren für Schiffsbetrieb zu bauen, werden daher voraussichtlich einige der
neuen Unterseeboote mit Dampfmaschinen für die Ueberwasserfahrt ausgerüstet. Im
übrigen soll die ursprüngliche Begeisterung für Unterseeboote, die namentlich zu
Anfang des jetzigen Krieges in Amerika herrschte, inzwischen verflogen sein.
Beim Bau der neuen Schlachtkreuzer können wir mit Genugtuung die Einwirkung des
deutschen Sieges in der Seeschlacht am Skagerak feststellen, denn die Amerikaner
wollen die bisherigen englischen Vorbilder vollkommen verlassen, um sich dem
deutschen Muster zu nähern. Insbesondere sollen die Unterwasserteile durch
Panzergürtel von 355 mm Stärke geschützt werden, desgleichen die Panzertürme und
sonstigen wichtigen Teile. Die übrigen Teile des Schiffskörpers sollen dagegen nur
sehr schwach oder überhaupt nicht gepanzert werden. Die Bewaffnung der neuen
Linienschiffe und Schlachtkreuzer soll aus 40,6 cm (16'')-Geschützen, die Geschosse von rund 1000 kg Gewicht verfeuern,
bestehen. Das Gewicht eines Geschützes soll angeblich 105 t betragen.
Da neben diesem gewaltigen Gewicht aus Panzerung und Geschütz noch für die neuen
Schlachtkreuzer eine außerordentliche Geschwindigkeit von 35 Knoten bei 12000
Seemeilen Aktionsradius gefordert wird, dürfte es für den Konstrukteur schwierig,
wenn nicht unmöglich sein, diese verschiedenen Ansprüche zu vereinen, namentlich,
wenn man bedenkt, daß die amerikanischen Schiffe auch für die Durchfahrt durch den
Panamakanal geeignet sein müssen und hierfür wegen der Schleusen nicht breiter als
29,5 m werden dürfen. Ans Fabelhafte grenzen natürlich die Kosten für diese neuen
Kampfungeheuer, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen. Man spricht von
rund 80000000 M Baukosten pro Schiff, und selbst diesen Preis sollen die Bauwerften
noch für zu niedrig erklärt haben.
Die Aufklärungskreuzer, von denen im nächsten Jahre vier auf Stapel gelegt werden,
erhalten eine Wasserverdrängung von 5000 bis 6000 t, bei etwa 28 Knoten
Geschwindigkeit. Als Brennstoff wird für sämtliche Schiffe des neuen Bauprogramms
Oel benutzt; über die Frage, ob dies zu empfehlen ist, kann man angesichts jüngster
Ereignisse geteilter Meinung sein. Die Bewaffnung der Aufklärungskreuzer soll aus 15
cm-Schnellfeuergeschützen bestehen, womit dem bisherigen Gebrauch gefolgt wird.
Ingenieur Werner.