Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 371 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Verbrennungskraftmaschinen. Ueber die bekannte
Erscheinung des „Wachsens“ der Zylinderlauffläche solcher Maschinen berichtet
nun auch die englische Zeitschrift Engineering vom 4. August 1916 S. 97. Das
Gußeisen zeigt, wie früher schon festgestellt wurde, die Neigung, bei wiederholtem
Erhitzen zu „wachsen“. Diese Erscheinung soll in der Oxydation des Eisens und
seiner Verbindungen begründet sein.
Gewisse Beimengungen des Eisens wie Mangan und Phosphor verhindern die
Volumenvergrößerung, während andere Beimengungen, wie Silizium und Graphit bis zu
einem gewissen Prozentsatz hierzu beitragen sollen. Das „Wachsen“ beginnt
etwa bei einer Temperatur von 650° C und erreicht wahrscheinlich seinen
Höchstwert bei 750° C. Ueber 900° C konnte nur mehr eine sehr kleine Volumenzunahme
festgestellt werden.
Ueber ähnliche Erscheinungen wurden in der amerikanischen Zeitschrift The Foundry
Januar 1910 berichtet. Gußeiserne Armaturen an Heißdampfleitungen wiesen nach einer
Betriebsdauer von wenigen Monaten Risse und Volumenveränderungen auf. Die Festigkeit
dieser Teile nahm dabei bedeutend ab. Die Temperatur des Heißdampfes war 500° C.
Versuche mit Verbrennungskraftmaschinen haben ebenfalls gezeigt, daß hier ein
„Wachsen“ der gußeisernen Zylinderlaufflächen eintritt. Abgesehen von
Ungenauigkeiten im
Zusammenbau der Maschine, darf der Kolben auch wegen Volumenzunahme der Laufbüchse
im Betriebe nur mit einem Durchmesser ausgeführt werden, der kleiner ist als der der
Zylinderbohrung, besonders dann, wenn auch der Kolben aus Gußeisen hergestellt
ist.
Feinkörniges Gußeisen zeigt beim Erhitzen weniger die Neigung zur Volumenvergrößerung
als grobkörniges Gußeisen. Das Wachsen des Gußeisens bei wiederholtem Erhitzen
scheint besonders von der Größe der im Eisen enthaltenen Graphitteilchen abhängig zu
sein. Es ist naturgemäß sehr schwierig über diese Verhältnisse genauen Aufschluß zu
erhalten, da das Mikroskop hierbei nur wenig Hilfe leistet. Diese Erscheinung
vermindert, wie bereits erwähnt, die Festigkeit des Gußeisens. Die Volumenzunahme
bezieht sich allerdings nur auf eine geringe Oberflächenschicht, die aber auch
weiterhin zur Abnutzung der Lauffläche des Zylinders und des Kolbens beiträgt.
Bei Verbrennungskraftmaschinen und besonders bei jenen, die nach dem
Gleichdruckverfahren arbeiten, wird der Kolbenboden sehr stark erhitzt, besonders an
der Brennstoffeinführungsstelle. Kolbenböden zeigen häufig nach entsprechend langem
Betriebe Risse, die von dieser Stelle ausgehen. Diese Risse rühren wohl kaum in
erster Linie von dem Wachstum des Gußeisens her durch das wiederholte Erhitzen und
Abkühlen entsprechend den Betriebsverhältnissen. Die chemische Untersuchung solcher
zerstörter Kolben ergab keine wesentliche Veränderung des Metalls an diesen Stellen.
Die Erfahrung hat gezeigt, daß phosphorarmes Eisen am besten zur Herstellung solcher
Kolben sich eignet. Solches Eisen soll aber nach den englischen Versuchen bei
wiederholter Erhitzung zur Volumenvergrößerung, zur allmählichen Zerstörung und zur
Abbnahme der Festigkeit neigen. Der hohe Druck, der bei der Verbrennung des
Treiböles in Gleichdruckmaschinen vorhanden ist, ist aber die Ursache, daß die
Verbrennungsgase allmählich in das Innere des Kolbenbodens eintreten und den hier
eingelagerten Kohlenstoff auflösen, wodurch die Rißbildung im Kolben beschleunigt
wird.
W.
––––––––––
Eine neue Schiffsschraube. Ein von H. Hass in der Zeitschr. d. Ver. deut. Ing. vom 24. Juni
1916 beschriebener Schraubenpropeller zeigt dem bei seinem Entwurf ins Auge gefaßten
Ziele nach mit dem bekannten Wagnerschen
Gegenpropeller,Vgl. D. p. J. Bd.
330 S. 230. der in den Turbinenpropellern von Parsons und Thornycroft
Vorgänger hat, eine gewisse Aehnlichkeit. Wie bei diesen wird durch Anordnung einer
feststehenden Leitvorrichtung eine Umwandlung der bei der gewöhnlichen
Schiffsschraube verlorengehenden Drehungsenergie in nützliche Schubarbeit
angestrebt. Das unterscheidende Merkmal des neuen Propellers liegt darin, daß im
Gegensatz zu den vorerwähnten Konstruktionen die Leitvorrichtung nicht hinter der
drehenden Schraube, sondern vor ihr angeordnet ist.
Textabbildung Bd. 331, S. 372
Abb. 1.Schaubild zur Hass'schen Schraube (ohne Berücksichtigung der
Reibungs- und Wirbelverluste)
Das Grundsätzliche und Wesentliche dieser Neuerung erläutert am besten das angefügte
Schaubild (Abb. 1), das, obwohl unter vereinfachenden
Annahmen entworfen, einen klaren Einblick in die Wirkungsweise des Propellers
ermöglicht. Während bei der einfachen Schraube ohne Leitflächen das in der
Bewegungsrichtung des Schiffes, also achsial eintretende Wasser den Propeller mit
einer hierzu senkrecht gerichteten Tangentialbeschleunigung, die für die
Schuberzeugung verloren geht, verläßt, erfährt das Wasser durch die schraubenförmige
Leitvorrichtung wie die Abbildung zeigt, aus seiner ursprünglichen Achsrichtung vor
Eintritt in die drehende Schraube eine Umlenkung. Es strömt ihr also nicht mehr
achsial, sondern in Richtung und mit der Geschwindigkeit AC zu. Dabei wird ihm eine der absoluten Geschwindigkeit E'C entsprechende Tangentialbeschleunigung zuteil, die
der Drehrichtung der Schraube entgegengesetzt ist. Diese von der Leitvorrichtung
hervorgerufene Beschleunigung wirkt somit der bei der Bewegung des Wassers durch die
Schraube erzeugten gleichartigen Beschleunigung entgegen. Sind beide ihrer Größe
nach gleich, so wird das Wasser nur noch mit der achsialen Geschwindigkeit AD aus der Schraube heraustreten, d.h. die Schraube
beschleunigt in diesem Falle das Wasser unter Vermeidung der schädlichen
Tangentialbeschleunigung ausschließlich in der Richtung, die nutzbare Arbeit
liefert.
Mit der Aufhebung der Tangentialbeschleunigung kommen natürlich auch die
entsprechenden Verluste in Wegfall. Es bleiben also nur noch die achsialen
Massenbeschleunigungsverluste und die Reibungsverluste übrig. Die letzteren erhöhen
sich im vorliegenden Falle durch den Widerstand der Leitflächen. Dieser ist jedoch
bei der von Hass entworfenen Schraube verhältnismäßig gering, weil einerseits die
Leitflächen selbst klein sind, und andererseits ihr spezifischer Widerstand bei der
nahezu übereinstimmenden Wassergeschwindigkeit dem der Schiffshaut gleich zu setzen
ist. Scheinbar kommt zu den genannten Verlusten noch ein von den Leitschaufeln
erzeugter zusätzlicher Beschleunigungswiderstand EE' in Richtung der Drehachse hinzu. Tatsächlich handelt es sich hierbei
jedoch lediglich, wie durch Versuche an einer Luftschraube erwiesen ist, um einen
Energieaustausch, da die von den Leitschaufeln auf das hindurchströmende Wasser
übertragene Bewegungsenergie, die in der Wirbelbildung und der Erzeugung eines
Vorstromes hinter der Leitvorrichtung kenntlich wird, von der drehenden Schraube
zurückgewonnen wird.
Textabbildung Bd. 331, S. 373
Abb. 2.Anbringung der Hass'schen Schraube an der Versuchsbarkasse
Die Firma Zeise hat mit der neuen Schraube unter Benutzung
einer für vergleichende Schraubenversuche besonders geeigneten Barkasse (s. Abb. 2) eine Reihe bemerkenswerter Vergleichsmessungen
vorgenommen. Meßfahrten wurden durchgeführt erstens mit der neuen Schraube allein
mit und ohne angefügte Leitschaufeln, zweitens mit der Schraube mit Leitvorrichtung
und einer mit ihr in Vergleich gesetzten, besonders günstigen zweiflügeligen Zeise-Schraube. Da der benutzte Antriebsmotor eine genaue
Leistungsbestimmung nicht zuließ, wurde durch genau gleiche Einstellung des Motors
das Drehmoment bei allen Fahrten gleich gehalten. Die gemessenen Drehzahlen konnten
so unmittelbar als Anhalt für die Leistungsbestimmung benutzt werden. Von besonderem
Interesse sind die nachstehenden Ergebnisse der in Tabelle I zusammengestellten
zweiten Reihe von Meßfahrten. Aus ihnen ergibt sich bei geringerer Umlaufzahl eine
Ueberlegenheit der Schraube mit Leitvorrichtung um mehr als 5 v. H.
Wesentlich größere Unterschiede zugunsten der neuen Schraube lassen die in Tabelle II
zusammengestellten Ergebnisse von Standversuchen erkennen. Abgesehen von dem bei den
Standproben gegenüber den Ergebnissen bei freier Fahrt festgestellten, unerwartet
kleinen Abfall der Umlaufzahl bei der Schraube mit Leitvorrichtung im Vergleich zur
einfachen Schraube, eine Erscheinung, die an sich schon auf eine günstigere
Ausnutzung der Maschinenleistung schließen läßt, macht diese ein direkter Vergleich
der Schübe und der aufgewandten Leistungen noch erkennbarer. An Hand der
Messungsergebnisse ist nachzuweisen, daß bei gleichen Schüben die einfache Schraube
eine um 38,75 v. H. höhere Leistung erfordert als die Schraube mit
Leitvorrichtung, und zwar unter gleich zeitiger Steigerung der Umlaufzahl um 12,75
v. H. Das Drehmoment und damit auch die Größe der Maschine müßte also bei Verwendung
einer einfachen Schraube um 26 v. H. größer werden als bei einer Anlage mit
Leitschaufeln.
Tabelle I.
I. Vergleichsfahrten der Barkasse „Theodor Zeise“ 1. mit
zweiflügeliger, einfacher Zeise-Schraube, 2. mit Hass'scher Leitschraube über eine
Strecke von 1,5 km = 0,81 sm
Nr. desVersuches
Fahrt-richtg.
Umdr.-Min.
FahrzeitSek.
Mittlere Fahrzeitaus drei
FahrtenSek.
Ge-schwin-digkeitkn
1. Fahrten mit Zeise-Schraube
131415161718
hinzurückhinzurückhinzurück
570572
571,5572574571
426462427460427464
444 444,5 443,5
445,5
– 444,25––444,5–
– 6,565––6,56–
Mittel
571,7
444,4
6,56
2. Fahrten mit Hass-Schraube
192021222324
hinzurückhinzurückhinzurück
561563562
563,5563564
481410463428435447
445,5 436,5
431,5441
–441––436,25–
–6,62––6,68–
Mittel
562,7
438,62
6,65
Tabelle II.
II. Standproben der Barkasse „Theodor Zeise“ 1. mit
Hass'scher Leitschraube, 2. mit einfacher Zeise-Schraube, verglichen mit den
Ergebnissen der freien Fahrt
Standprobe
Freie Fahrt
Schubkg
Umdr.-Min.
Geschwin-digkeitkn
Umdr.-Min.
1. Hass-Schraube
194
460
6,65
562,7
2. Zeise-Schraube
152
435
6,56
571,7
Nach diesen Ergebnissen dürfte die Hasssche Schraube ihrer
hohen Belastungsfähigkeit nach in erster Linie da am Platze sein, wo der Durchmesser
beschränkt ist, also zum Beispiel bei Kanalschleppern größerer Leistung.
Voraussetzung hierbei ist, daß sich durch ihre Verwendung die schädlichen
Einwirkungen der einfachen Schraube auf die Kanalsohle aufheben oder wenigstens
verringern lassen. Versuche in dieser Hinsicht liegen bisher nicht vor.
Kraft.
––––––––––
Neue Rohrverbindungen. In D. p. J. S. 285 Jahrgang 1916
wurden einige Verfahren zum Verbinden von Rohren beschrieben, die passend als
Keilverfahren bezeichnet werden könnten. Sie werden, wenn alle Handarbeit
ausgeschaltet werden soll und eine besonders rasche Verlegung von Rohrsträngen
erwünscht ist, durch das „Dübelverfahren“ ergänzt. Wie die Abbildung zeigt,
versieht man
bei der letztgenannten Verbindungsart die Stoßenden der Rohre 1 und 2 mit Schrägflächen,
um ein zentrisches Zusammenschieben zu ermöglichen. Dann umwickelt man die Rohrenden
mit einer Stricklage 5 und schiebt den Ueberschieber
6, in den noch nicht die Dübelpaare 9 gedrückt wurden, mit Hilfe eines Preßflanschenpaares
von rechts über die Verbindungsstelle, wobei die Stricklage durch den Börtel 8 zusammengepreßt wird. Erst jetzt werden hinter dem
Wulst 4 des Rohres 1 ein
oder mehrere Dübelpaare 9 in den Ueberschieber
gedrückt, nämlich paarweise sich gegenüberliegende Einbeulungen. Hierzu könnte eine
Vorrichtung dienen, die der Erfinder des geschilderten Verbindungsverfahrens,
Betriebsdirektor Wunderlich- Karlsbad, in Heft 18 der
Zeitschrift des Vereins der Gas- und Wasserfachmänner in Oesterreich-Ungarn näher
beschreibt.
Textabbildung Bd. 331, S. 374
Das Lösen der Verbindung erfolgt am einfachsten durch
Auseinanderschneiden des Ueberschiebers. Soll dieser wieder verwendet werden, so
bohrt oder kreuzt man die Dübel aus. Der Ueberschieber muß aus Stahl oder Eisen
sein. Seine Wandstärke braucht nicht größer als 5 mm zu werden, da er bei
Erdbewegungen zumeist auf Zug beansprucht wird. Gegen Rostgefahr sichert man ihn,
indem man die offenen Enden mit Asphalt, Zement und dergleichen verschmiert und ihn
gründlich bejutet, was nicht schwierig ist, da Vorsprünge jeglicher Art fehlen. Wunderlich gibt in dem genannten Aufsatz noch einige
andere Ausführungsformen des Ueberschiebers an und weist darauf hin, daß man mit
dessen Hilfe auch normale Muffenverbindungen herstellen kann. Ferner läßt sich das
Dübelverfahren verwenden, wenn in einer Leitung erst im Rohrgraben zugeschnittene
Paß- oder Endstücke vorkommen.
Schmolke.
––––––––––
Die Abhängigkeit des Thomson-Joule-Effektes für Luft von Druck
und Temperatur. Von Thomson und Joule wurde zuerst festgestellt, daß die Temperatur von
Gasen bei Drosselung, d.h. bei Ausdehnung ohne äußere Arbeitsleistung, meist etwas
sinkt. Diese durch die Anziehungskraft zwischen den kleinsten Teilen bei der
Volumenvergrößerung verursachte Entspannungsabkühlung gewann durch C. v. Linde große Bedeutung für die Gasverflüssigung. Auf
Veranlassung des genannten Forschers untersuchte daher F. Noell im Laboratorium für technische Physik zu München die Abhängigkeit
des Thomson-Joule- Effektes für Luft von Druck und
Temperatur bei Drücken bis 150 at und Temperaturen von – 55° bis + 250° C. Die
Versuchsergebnisse führten zur Aufstellung einer diese Abhängigkeit ausdrückenden
Gleichung und zum Entwurf einer Kurventafel, aus der die Abkühlung bei Entspannung
von verschiedenen Anfangsdrücken und -Temperaturen auf Atmosphärendruck abgelesen
werden kann. Auch gelangte man zu bemerkenswerten Ergebnissen bezüglich der
spezifischen Wärme der Luft bei gleichbleibendem Druck. Während der Versuche mußte
durch vorzügliche Isolierung jeder Wärmeaustausch der gedrosselten Luft mit der
Umgebung vermieden werden. Insbesondere galt es, zu verhindern, daß infolge des
Temperaturunterschiedes Wärme von der Hoch- zur Niederdruckseite durch die den
Drosselstopfen umgebenden Teile des Versuchsapparates strömte. Ferner durfte die
Abkühlung infolge Aenderung der kinetischen Energie der Luft keinen Einfluß auf das
Ergebnis haben. Ein solcher verschwindet schon in kurzer Entfernung vom
Drosselstopfen, da die Geschwindigkeit bald durch Reibung vermindert und die
kinetische Energie auf das ursprüngliche Maß zurückgeführt wird. Die letztgenannte
Fehlerquelle kann somit durch Herausrücken der Meßstelle aus dem Bereiche der
Geschwindigkeitskühlung ausgeschaltet werden. Die Versuchsanordnung, die in den
Forschungsarbeiten des Vereins deutscher Ingenieure Heft 108, 109 und 184 eingehend
beschrieben ist, wies einen elektrisch betriebenen Kompressor für 200 at Höchstdruck
auf, von welchem die Luft durch einen Wasserabscheider und eine Chlorkalziumvorlage
zu einer als Hochdruckwindkessel dienenden Stahlflaschenbatterie und nach Passierung
einer zweiten Chlorkalziumvorlage zum Durchströmapparat gelangte. Hier trat sie
durch einen Drosselstopfen und kehrte dann durch eine wieder als Druckausgleicher
dienende Flaschenbatterie zum Kompressor zurück. Bei Versuchen mit hoher Temperatur
mußte die Luft zwischen Drosselapparat und Kompressor auf Zimmerwärme gebracht
werden, während sie bei Versuchen mit tiefer Temperatur vor der Drosselung durch die
von der Niederdruckseite kommende kalte Luft gekühlt wurde. Zur Bestimmung des
Unterschiedes der Drücke vor und hinter dem Stopfen dienten
Quecksilber-Differentialmanometer, zur Feststellung der absoluten Drücke sogenannte
Hydraulikmanometer, während die Temperaturen durch Platin-Widerstandsthermometer
gemessen wurden. Unter Benutzung der Callendarschen
Formeln berechnete man die Temperatur aus den Widerständen. Zur Erzielung hoher
Eintrittswärme der Luft wurde ein mit Bunsenbrennern und elektrischem Heizkörper
erwärmtes Heißdampfzylinderölbad verwendet. Bei geringerer Lufttemperatur benutzte
man gewöhnliches Maschinenöl. Auch fielen die Bunsenbrenner fort. Temperaturen unter
0° erzielte man durch Einbau des Drosselapparates in einen mit Ammoniak oder
Kohlensäure gefüllten Behälter. Die Verdampfung der Flüssigkeit sowie die in einem
Gegenstromapparat zur Wirkung gelangende kalte Luft der Niederdruckseite riefen die
gewünschte Abkühlung hervor. Wenn eine Temperatur von 0° erzielt werden sollte,
befand sich der Drosselapparat in einem Gemisch von zerstampftem Eis und Wasser. Zur
Einleitung der Versuche wurde zunächst der gewünschte Anfangsdruck mit Hilfe der in
den Flaschenbatterien durch Aufpumpen am Vortage gesammelten Druckluft hergestellt,
sodann das Oelbad geheizt oder die Kühlflüssigkeit eingefüllt und der Luftkreislauf
eingeschaltet. Nach Eintreten eines Beharrungszustandes konnte mit dem Ablesen begonnen
werden. Da für Temperaturen unter – 34° Kohlensäure als Verdampfungsflüssigkeit
verwendet wurde, durfte der Druck im Kältethermostat nicht unter 5,1 at sinken, weil
sich sonst feste Kohlensäure bildete und das Ausblaseventil des Behälters
verstopfte. Auch machte die geringe Verdampfungswärme der Kohlensäure wiederholtes,
vorsichtiges Nachfüllen erforderlich.
Textabbildung Bd. 331, S. 375
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 331, S. 375
Abb. 2.
Die bei acht verschiedenen Temperaturen und je sechs verschiedenen Anfangsdrücken
vorgenommenen Versuche zeigten eine lineare Abnahme des Kühleffektes mit steigenden
Druck. Die mit Hilfe der Ausgleichrechnung nach der Methode der kleinsten Quadrate
gewonnene, diese Abhängigkeit ausdrückende Formel lautet:
\Delta=\frac{dT}{dp}=\frac{A_1-A_2p}{T}+\frac{B_1-B_2p}{T^2}+\frac{C_1-C_2p}{T^3}+D_1-D_2p,
wo p und T Druck und Temperatur, die übrigen Buchstaben Festwerte bezeichnen. Abb. 1 zeigt, daß die aus der Gleichung errechneten
Geraden hinreichend genau mit den sich aus den Versuchsresultaten ergebenden Punkten
übereinstimmen. Da die Luftverflüssigungsindustrie vor allem Interesse daran
hat, zu erfahren, welche Abkühlung bei Drosselung von hohem Drucke auf
Atmosphärendruck eintritt, bestimmte Noell aus obiger
Formel durch schrittweise Integration für einige Fälle die Integralwerte der
Abkühlung und trug sie in Abhängigkeit von der Anfangstemperatur in ein Schaubild
(Abb. 2) ein. Es zeigte sich, daß bei hohen
Anfangsdrücken und tiefen Temperaturen die Abkühlung nicht direkt proportional dem
Druckunterschiede ist. Extrapoliert man ferner die Linienzüge gleicher Temperatur in
einem Kühleffekt-Druck-Schaubilde auf höhere Drücke, so wird ersichtlich, daß bei
steigender Spannung zunächst der Kühleffekt 0 wird und dann die Abkühlung in
Erwärmung übergeht. Für jede Temperatur gibt es einen Umkehrpunkt. Verbindet man die
Punkte, so entsteht eine Umkehrkurve. Deren Gleichung kann, wie Vogel im 108. Forschungsheft eingehend darstellt, mittels
reduzierter Koordinaten aus der Formel von van der Waals
bestimmt werden. Mit der so errechneten Kurve zeigt der aus der Gleichung Noells gefundene Linienzug bei tiefen Temperaturen eine
gute Uebereinstimmung. Endlich ergibt sich durch Differentiation der Formel für Δ ein Ausdruck für
\frac{d\Delta}{dt}, der zur Bestimmung der Abhängigkeit der
spezifischen Wärme bei gleichbleibendem Druck cp von der Temperatur dienen kann. Nach Linde ist
nämlich cp nur
konstant, wenn Anziehungskräfte zwischen den kleinsten Teilen nicht wirken, und man
erhält auf Grund der die innere Arbeit infolge der molekularen Anziehungskräfte
besonders deutlich zeigenden Abkühlungserscheinungen beim Drosseln
c_{p_1}=c_{p_2}\,\left(1-\frac{d\,\Delta}{d\,t}\right), wo
c_{p_1} und c_{p_2} die mittleren
spezifischen Wärmen bei den Drücken p1 und p2 bedeuten. Trägt man die cp-Werte als Ordinate über T als Abszisse ab, so erkennt man ein Ansteigen der
spezifischen Wärme mit sinkender Temperatur und wachsendem Druck.
Schmolke.
––––––––––
Rationelle Herstellung gefalzter Massenartikel aus Metall.
Einige Herstellungsgänge eines Blechkörpers, der früher aus Weißblech gelötet wurde,
jetzt aber mangels Beschaffung der Rohstoffe aus Schwarzblech ohne Lötung, jedoch
ebenso dicht hergestellt werden muß, beschreibt Hammer in
Heft 18, 1916 der Werkstattstechnik. Die Form des konischen Gefäßes ist aus Abb. 1 ersichtlich. Die
Wandstärke von a und b
soll 0,28 mm, die von c 0,6 mm sein. Herstellung durch
Ziehen ist daher und auch mit Rücksicht auf die Kosten der Werkzeuge nicht möglich,
so daß nur Falzen in Frage kommt, zumal dabei die Materialausnutzung durch Verwendung von Abfällen
günstiger ist. Um ein Einreißen der umzubördelnden Ränder sicher zu vermeiden, muß
beim Ausschneiden des Bleches für den Teil a darauf
geachtet werden, daß der obere und untere Rand in Richtung der Walzbahn und nicht
quer dazu liegt.
Textabbildung Bd. 331, S. 376
Nach Rundung der Seite a auf
einer Rundmaschine mit 7000 bis 8000 Stück Tagesleistung wird die Naht auf einer
Langfalzdrückmaschine mit etwa gleicher Tagesleistung zugedrückt (Abb. 2). Der Boden b wird durch Rundschnitt ausgeschnitten und dann
mittels eines Durchzugstempels mit einem 2 mm hohen Bordrand versehen. Für den Ring
c wird erst eine ringförmige Platine ausgestanzt
und aus dieser dann die Form der Abb. 3 gepreßt. Nach
Herstellung der Einzelteile erfolgt deren Vereinigung durch Falzen. Neben der
Beschreibung zweier Arbeitsgänge einmal unter Verwendung von Bodenfalzmaschinen, wie
es für größere Abmesssungen zweckmäßig ist, ferner unter Verwendung von
Exzenterpressen, gibt Hammer ein weniger bekanntes
Verfahren an, das auch für andere Formen verwendbar ist und den Vorteil von nur
vier bzw. drei gegenüber von sonst acht Arbeitsgängen besitzt, also wesentlich
billiger ist.
Textabbildung Bd. 331, S. 376
Abb. 13.
Textabbildung Bd. 331, S. 376
Abb. 14.
Die nach obigen Angaben hergestellten Teile a und c werden nach Abb. 4 zusammengeschoben
und im Werkzeug (Abb. 5)
in die Form der Abb. 6
gebracht. Durch den Auswerfer C wird das fertige Stück
mit einer Leistung von 8000 bis 10000 Stück in zehn Stunden entfernt. Dann wird der
Wulst im Werkzeug (Abb.
7) glattgedrückt, wie Abb. 8 zeigt. Nach
Umrollen des Rohres nach Innen im Werkzeug (Abb. 9) wird der Boden
eingesetzt (Abb. 10)
und im Werkzeug (Abb.
11) in die Form der Abb. 12 gedrückt. Die Werkzeuge (Abb. 9 und 11) bestehen je aus
einem Oberstempel A, Unterteil B und der unter Einwirkung einer Feder stehenden Platte C, die als Auswerfer dient. Das Rollen für den Ring c und den Boden b (Abb. 6 und 10) kann in einem
Arbeitsgange erledigt werden, wobei ein Werkzeug nach Abb.
13 benutzt und das Gefäß in die Form (Abb.
14) gebracht wird. Die Platte D enthält die
Nut für den Boden. Um den Boden nicht wieder einzudrücken, wirkt der Auswerfer nicht
auf diesen, sondern auf den Ring c; er ist daher als
Ring C ausgebildet, der unter Wirkung mehrerer kleiner
Federn steht.
Ritter.
––––––––––
Ausbeutung der Kohlenfelder auf Spitzbergen. Nunmehr sind
drei große norwegische Gesellschaften gegründet worden, welche die Kohlen der
Spitzbergener Kohlenfelder fördern sollen, nämlich Det norske
Spitzbergenkompagnie, Bergenselskabet Norsk Kulkompagnie und Svalbard Kulgruber. Die dritte Gesellschaft wird für
einen Kaufpreis von insgesamt 3 Mill. Kronen folgende Kohlenfelder übernehmen:
Advent Bays Kulfelt, südlich von Adventtal, mit einer Mächtigkeit von
schätzungsweise 400 Mill., und Svalbards Kulfelt bei Green Harbour mit einer
Mächtigkeit von schätzungsweise 200 Mill. Tonnen Kohle. Die Jahreserzeugung der
Lager ist auf 200000 Tonnen berechnet worden.
––––––––––
Die Schiffbautechnische Gesellschaft hält am 23. und 24.
November ihre 18. ordentliche Hauptversammlung in der Technischen Hochschule
Berlin-Charlottenburg ab.