Titel: | Elektrische Meßgeräte für hohe Temperaturen. |
Autor: | G. Bauschulte |
Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 135 |
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Elektrische Meßgeräte für hohe Temperaturen.Vgl. den Aufsatz: Elektrische Temperaturkontrolle
in Dampfkesselbetrieben. Von G. Quaink, S. 69 bis 71 d.
Bandes.
Von Oberingenieur G. Bauschulte, Charlottenburg.
BAUSCHULTE, Elektrische Meßgeräte für hohe
Temperaturen.
Während die Anwendung der Wärme für Bearbeitung von Rohstoffen so alt ist wie
die menschliche Kultur, gehört die Erforschung der beim Erwärmen und Abkühlen von
Stoffen auftretenden Veränderungen erst der neuesten Zeit an. Wohl hatte die
Erfahrung von Jahrhunderten eine Menge von Tatsachen kennen gelehrt, deren richtige
Verwertung den erstrebten Zweck der Wärmeverwendung sicher und verhältnismäßig
schnell und einfach erreichen ließ. Aber viele dieser Erfahrungen waren, oft als
Berufsgeheimnisse ängstlich gehütet, durchaus nicht Allgemeingut und mußten oft
unter beträchtlichen Aufwendungen von Zeit und Mitteln neu erworben werden, wenn man
ihrer außerhalb des Kreises von Eingeweihten bedurfte.
Eine wissenschaftliche Ergründung aller der Vorgänge, die sich beim Abkühlen und
Erwärmen abspielen, des Einflusses der Zeit hierauf, der Bedeutung der Wärme bei
Aenderungen des Aggregatzustandes, beim Entstehen und Zerfallen von chemischen
Verbindungen, des Verhaltens von flüssigen und festen Lösungen bei wechselnden
Temperaturen konnte erst dann einsetzen, als man über Hilfsmittel verfügte, die
Temperaturbestimmungen innerhalb sehr weiter Grenzen ermöglichten.
Unter diesen Hilfsmitteln nehmen die elektrischen Temperaturmeßgeräte eine ganz
besondere Stelle ein, einmal wegen der weit gesteckten Grenzen, innerhalb deren sie
verwendbar sind, zum anderen aber auch deswegen, weil man mit ihnen steigende und
fallende Temperaturen mit der gleichen Sicherheit und mit jedem gewünschten
Genauigkeitsgrade verfolgen kann.
Aus der Brauchbarkeit der elektrischen Wärmemesser für wissenschaftliche Zwecke ergab
sich dann diejenige für die Praxis. War durch Forschungen an der
wissenschaftlichen Arbeitsstätte festgestellt worden, in welcher Weise bei einem
Arbeitsverfahren die Anwendung der Wärme zu regeln sei, um das Erzeugnis in
besonders großer Menge oder mit besonders erwünschten Eigenschaften zu erhalten, so
hatte die Praxis alle Veranlassung, die als die günstigsten erkannten Temperaturen
während ihres Arbeitsganges genau einzuhalten. Das ließ sich am leichtesten, und
einfachsten durch Temperaturmessungen machen. Allerdings war der Einfluß der
Wärmebehandlung auch so den Praktikern nicht entgangen, und es gab und gibt in den
verschiedenen Gewerben und Industrien mancherlei Merkmale, an denen ein geübter
Beobachter die für einen Arbeitsgang günstigen Temperaturen erkennt. Aber ihre
richtige Beurteilung wird nicht nur durch die Uebung des Beobachters, sondern auch
durch mancherlei Nebenumstände beeinflußt, während ein gutes Meßinstrument von allen
derartigen Nebenumständen unabhängig immer gleich zuverlässige Angaben macht. Eine
Nachprüfung, ob während der Arbeit die vorgeschriebene Temperatur eingehalten ist,
ist nicht möglich, wenn sich nicht aus dem Erzeugnis selbst ergibt, ob erhebliche
Abweichungen stattgefunden haben.
Was man von thermischen Meßinstrumenten überhaupt verlangen kann, leisten die
elektrischen Temperaturmeßgeräte, die in der Form der thermoelektrischen Pyrometer
zum Messen höherer Temperaturen immer mehr Verbreitung finden. Im Laboratorium wie
in der Werkstatt hatten sich die Thermoelemente nach Le
Chatelier am besten bewährt. Sie bestehen aus zwei Edelmetalldrähten
(Platin und Platinrhodium), die an einem Ende miteinander verlötet und gut
gegeneinander isoliert in einem feuerbeständigen Schutzrohr untergebracht sind. Die
beiden Drähte, die Schenkel des Thermoelementes, endigen in einem Anschlußkopf, von
dem Leitungen zu einem elektrisch sehr empfindlichen Meßinstrument führen. Wird die
Lötstelle erwärmt, so fließt in den Drähten ein thermoelektrischer Strom, dessen
elektromotorische Kraft von dem Unterschied der Temperaturen an der Lötstelle und an
den freien Enden der Elementdrähte, der sogenannten kalten Lötstelle, abhängig ist
und von dem Meßinstrument angezeigt wird.
Sorgt man dafür, daß die kalte Lötstelle sich in annähernd gleichmäßiger Temperatur
befindet, so entspricht jeder Zeigerstellung des Meßinstrumentes eine ganz bestimmte
Temperatur der Lötstelle, und man kann die Instrumentskala deshalb unmittelbar nach
Temperaturen teilen.
Diese Meßeinrichtung bietet für den praktischen Gebrauch verschiedene, wesentliche
Vorteile, besonders dann, wenn man das Schutzrohr des Elementes noch mit weiteren
Hüllen umgibt, die bei der Einwirkung von Hitze und Gasen zuerst angegriffen werden.
Zunächst geht schon aus der räumlichen Anordnung von Thermoelementen und dem als
Temperaturzeiger dienenden Meßinstrument hervor, daß ohne weiteres Fernmessungen
damit möglich sind. Da man zur Feststellung der Temperatur außer der Beobachtung des
Temperaturzeigers (Abb. 1) nichts weiter vorzunehmen
und die Meßstelle selbst nicht aufzusuchen braucht, so kann man das Element stets an
derjenigen Stelle unterbringen, deren Temperatur für den Herstellungsgang am
wichtigsten ist. Ob diese Stelle während des Betriebes zugänglich ist oder nicht,
hat auf die Zuverlässigkeit des Messungsergebnisses keinen Einfluß. Da zudem das
Ablesen der Zeigerstellung keinerlei Vorkenntnisse voraussetzt und auch einem in der
Technik des Messens ungeübten Beobachter übertragen werden kann, so erscheint schon
deswegen die Anwendung der thermoelektrischen Meßgeräte äußerst vorteilhaft.
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Abb. 1. Temperaturzeiger für Betriebsmessungen, Wandinstrument.
Man kann dem Heizer eines Ofens, einer Kesselfeuerung durch Aufstellen eines mit
einem Pyrometer verbundenen Temperaturzeigers Gelegenheit geben, sich jederzeit über
die in der Anlage herrschende Temperatur zu unterrichten und sie danach zu regeln.
An einem bei dem Leiter des Betriebes oder einer Betriebsabteilung untergebrachten
Temperaturzeiger läßt sich sicher feststellen, ob die Heizer ihre Pflicht tun und
die für die Temperaturregelung gegebenen Vorschriften befolgen. Wo es auf sehr
genaues Einhalten von Temperaturen ankommt, wie etwa in der Metallgießerei dann,
wenn von dem Gusse ganz bestimmte Eigenschaften verlangt werden, zum Beispiel beim
Zinkguß, sind oft die thermoelektrischen Pyrometer diejenigen Meßinstrumente, die
unmittelbar verwendbare Werte geben, deren Zuverlässigkeit weder durch die
Eigenart des Beobachters noch durch sonstige Nebenumstände beeinträchtigt wird.
Von großer Bedeutung ist es auch, daß man bei diesen Temperaturmeßeinrichtungen mit
einem einzigen Temperaturzeiger auskommt, auch wenn man an mehreren voneinander
entfernten Stellen Temperaturen zu beobachten hat. Man bringt dann an jeder
Meßstelle ein Thermoelement unter und führt von diesem die Leitungen zu einer
Schalteinrichtung, mit deren Hilfe man die einzelnen Thermoelemente nach Bedarf mit
dem Temperaturzeiger verbindet. Das Wernerwerk der Siemens & Halske A.-G. ordnet in solchen
Fällen Schalteinrichtung und Meßinstrument auf einer Schalttafel an und stellt die
Verbindung zwischen den Thermoelementen und dem Temperaturzeiger durch
Tastenschalter her, die sich durch Druckknöpfe einschalten lassen. Abb. 2 zeigt eine derartige Tafel, die oben den
Temperaturzeiger und unten die Druckknöpfe trägt. Ein Schildchen neben jedem
Druckknopf gibt an, an welcher Stelle das zu ihm gehörende Thermoelement zu finden
ist. Drückt man auf einen der Knöpfe, so wird augenblicklich das entsprechende
Thermoelement eingeschaltet, und der Zeiger des Meßinstrumentes stellt sich sofort
auf dessen Temperatur ein. Der Zeiger bleibt so lange eingestellt, bis entweder
durch einen anderen Knopf ein neues Thermometer eingeschaltet oder durch einen
besonderen Auslöseknopf jede Verbindung zwischen Temperaturzeiger und Thermoelement
aufgehoben wird. Das Ablesen auch einer größeren Anzahl von Pyrometern nimmt deshalb
nur eine verschwindend geringe Zeit in Anspruch.
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Abb. 2. Schalttafel mit Temperaturzeiger und Druckknöpfen.
Ein anderer Vorteil thermoelektrischer Meßinstrumente ist der, daß man statt des
anzeigenden Temperaturzeigers auch einen schreibenden verwenden kann (Abb. 3), der den Gang der Temperatur als Kurve auf
einen Papierstreifen zeichnet und so eine Uebersicht über alle Veränderungen der
Temperatur bietet, die im Laufe einer gewissen Zeit an einer bestimmten Stelle
eingetreten sind. Daß man dadurch nachträglich feststellen kann, welche Temperaturen
auf ein bestimmtes Erzeugnis während seiner Herstellung eingewirkt haben, ist vor
allem dann wertvoll, wenn Beanstandungen oder besonders guter Ausfall einer Ware
Veranlassung geben, nachzuprüfen, unter welchen Bedingungen sie hergestellt worden
ist. Noch größeren Wert hat die Verwendung der Temperaturkurve als
Betriebsvorschrift. Vielfach ist es ja für das gute Ausfallen eines Fabrikates
ausreichend, wenn die Temperatur während einer gewissen Zeit gleichmäßig auf einer
bestimmten Höhe gehalten wird. In anderen Fällen ist jedoch ein vorgeschriebener
Gang der Temperatur einzuhalten, wird ein allmähliches Ansteigen bis zu einer genau
bemessenen Grenze oder ein langsameres oder schnelleres Abfallen verlangt. Zeichnet
man nun den durch die Erfahrung als den günstigsten erwiesenen Gang der Temperatur
gewissermaßen als Leitkurve auf dem Registrierpapier vor, so kann man auf ein gutes
Erzeugnis rechnen, wenn die Temperaturregelung der Leitkurve entspricht, wenn also
die vom Temperaturschreiber aufgezeichnete Kurve mit der vorgezeichneten
zusammenfällt. Mit dieser Verwendung der Temperaturschreiber hat man besonders dann
gute Erfahrungen gemacht, wenn man durch Aussetzen von Preisen für gute Wärmeführung
die Heizer anspornte, auf möglichst genaue Uebereinstimmung zwischen den beiden.
Kurven aufzupassen. Daß schon das Vorhandensein einer registrierenden
Temperaturmeßeinrichtung die Leistungen der Heizungswärter günstig beeinflußt, weil
ihre Arbeit in jedem Augenblick durch eine unparteiische Einrichtung überwacht wird,
sei nur beiläufig erwähnt.
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Abb. 3 Trommelregistrierapparat.
Bei den technischen Wärmeanlagen gehen die Temperaturänderungen im allgemeinen
ziemlich langsam vor sich. Im Gegensatz zu anderen registrierenden Instrumenten ist
deshalb beim Temperaturschreiber keine ununterbrochene Aufzeichnung erforderlich, es
genügt vielmehr, wenn in gleichmäßigen Zwischenräumen ein Punkt der Kurve
aufgezeichnet wird. Das Wernerwerk verwendet hierzu eine Fallbügelregistrierung, bei
der der Zeiger des Instrumentes in längeren öder kürzeren Zeitabschnitten durch
einen Fallbügel herabgedrückt wird, und seine Stellung sich als Punkt auf dem
Registrierpapier abzeichnet. Diese Anordnung ist dadurch wertvoll, daß der Zeiger
durch keine Schreibfeder oder ähnliche Vorrichtung beschwert wird, die durch ihr
Gewicht oder durch Reibung auf dem Papier die Genauigkeit der Anzeige
beeinträchtigen könnte.
Die Zeit, die zwischen den Aufzeichnungen zweier benachbarter Punkte einer
Temperaturkurve vergeht, kann man, da der Zeiger fast augenblicklich jeder
Temperaturänderung folgt, dazu benutzen, um Punkte aus anderen Temperaturkurven
aufzunehmen. Das Wernerwerk baut für solche Fälle eine selbsttätige
Umschaltevorrichtung, die nacheinander die verschiedenen, an einen
Temperaturschreiber angeschlossenen Pyrometer mit diesem verbindet. Die
Aufzeichnungen erscheinen dann als deutlich voneinander unterschiedene Kurven auf
demselben Registrierblatt (Abb. 4). Durch eine andere
Anordnung kann man auch, besonders wenn es sich um verhältnismäßig kleine
Temperaturschwankungen handelt, erreichen, daß die Kurven nebeneinander auf
demselben Blatt erscheinen.
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Abb. 4. Mehrtypenschreiber.
Die Bevorzugung der Edelmetallpyrometer hatte ihren Grund vornehmlich darin, daß sie
gegen chemische Einwirkungen wenig empfindlich sind, einen sehr hoch liegenden
Schmelzpunkt haben und ihre elektrischen Eigenschaften auch bei starken
Temperaturschwankungen und mit längerem Gebrauch nicht ändern. Als Mißstand wurde
nur der verhältnismäßig hohe Preis empfunden. Aus diesem Grunde hatten bereits vor
dem Kriege Bestrebungen eingesetzt, an Stelle des Platins andere, billigere Metalle
für die Thermoelemente zu verwenden. Die Bestrebungen führten bald zu der
Erkenntnis, daß ein Erfolg nur dann zu erwarten sei, wenn es gelänge, die
Ersatzmetalle ausreichend chemisch rein und entsprechend beständig in ihren
Eigenschaften darzustellen. Die Erfolge blieben denn auch nicht aus, und sie
gewannen um so mehr an Bedeutung, als durch die Beschlagnahme von Platin dessen
Verwendung auf solche Fälle beschränkt werden mußte, in denen das Platin durchaus zu
entbehren und zu ersetzen ist. Auf der anderen Seite war das Bedürfnis nach guten
Temperaturmeßgeräten gewachsen, weil sich wegen der Einberufung erfahrener Arbeiter,
wegen der Verwendung von Ersatzstoffen, die eine von der gewohnten abweichende
Wärmebehandlung erfahren mußten, und auch wegen gesteigerter Ansprüche an die Güte des
Erzeugnisses sorgfältige Temperaturmessungen als notwendig in solchen Fällen
erwiesen hatten, in denen man bisher ohne sie ausgekommen war.
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Abb. 5. Optisches Pyrometer in Tragkasten ohne Batterie und
Strommesser.
Ist es nun auch schon wegen des hoch gelegenen Schmelzpunktes der Edelmetalle nicht
möglich, diese durchweg durch nicht edele zu ersetzen, so kann man doch damit
rechnen, daß in etwa 80 v. H. aller für die Praxis bedeutungsvollen Fälle Elemente
aus nicht edlen Metallen an Stelle solcher aus Platin vollauf genügen. So reichen
bekanntlich, wenn es sich um Temperaturen bis etwa 500° C handelt, Elemente aus
Kupfer und Konstantan aus. Insbesondere haben sich Elemente, deren einer Schenkel
aus Konstantan besteht, während den anderen ein den ersten Schenkel umhüllendes
Kupferrohr bildet, nicht nur bei Temperaturmessungen in Dampfkesselbetrieben
bewährt, sondern ließen sich auch beim Ueberwachen von Anlaßtemperaturen mit Erfolg
benutzen. Erstreckt sich der Bereich der Temperaturmessungen bis 900° C, wie etwa in
Härtereien, Verzinkungsanlagen, Zinkgießereien, Messingglühöfen oder bei
Rauchgastemperaturen im Fuchs, so sind Elemente aus Eisen und Konstantan durchaus
empfehlenswert Für noch höhere Temperaturen, etwa bis 1100° C, haben sich die vom
Wernerwerk der Siemens & Halske A.-G. hergestellten Thermoelemente aus Nickel und Nickelchrom seit
langem als zuverlässig und haltbar erwiesen, sie können deshalb zum Beispiel bei
allen Glühprozessen, bei Temperaturmessungen am Heißwind für Feuerungen jeder Art
mit Winderhitzung, die Platin-Elemente vollkommen ersetzen. Elemente aus nicht edlen
Metallen sind jedoch nicht nur als gewöhnlicher Ersatz für solche aus Edelmetallen
als brauchbar anzusehen; sie entwickeln in der Regel eine weit größere
thermoelektrische Kraft als diese. Das ist vor allem besonders für die Art des als
Temperaturzeigers benutzten Meßinstrumentes bedeutungsvoll. Man hat nicht nötig, bei
ihm zuerst auf eine möglichst hohe elektrische Empfindlichkeit zu sehen, sondern
kann sich mit einer geringeren begnügen, die jedoch für Betriebsmessungen immer
noch mehr als ausreichend ist. Elektrisch weniger empfindliche Instrumente lassen
sich aber auch mechanisch kräftiger und widerstandsfähiger und dabei billiger
herstellen, was für ihre Verwendung in Betriebsräumen nur vorteilhaft ist.
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Abb. 6. Optisches Pyrometer im Gebrauch
Selbst wenn es sich um höhere Temperaturen als 1100° C handelt, sind für
Temperaturmessungen Platin-Thermoelemente nicht unbedingt erforderlich, besonders
dann nicht, wenn keine selbsttätige Aufzeichnung der Temperaturen verlangt wird, und
wenn die Stelle, deren Temperatur gemessen werden soll, wenigstens dem Auge des
Beschauers unmittelbar zugänglich ist. In solchen Fällen ist das bekannte optische
Pyrometer nach Holborn und Kurlbaum (Abb. 5) am Platze, dem Siemens & Halske eine
wesentlich verbesserte Form gegeben haben. Bei diesem Meßgerät betrachtet man
bekanntlich die Strahlung der Stelle, deren Temperatur bestimmt werden soll, durch
ein Fernrohr und vergleicht mit ihr die Strahlung eines im Gesichtsfeld des
Fernrohres ausgespannten, elektrisch erhitzten glühenden Fadens. Regelt man die
durch den glühenden Faden fließende Stromstärke so, daß das Fadenbild verschwindet,
so weit es mit der beobachteten glühenden Stelle zusammenfällt, so kann man
annehmen, daß beide gleiche Temperatur haben, und diese aus der aufgewandten
Stromstärke feststellen. Die Verbesserungen an der Meßeinrichtung bestehen in der
Hauptsache darin, daß die zur Regelung der Stromstärke benutzten Widerstände, die
früher in einem besonderen Kasten untergebracht waren, ringförmig um das Fernrohr
selbst angeordnet sind. Man kann deshalb Grob- und Feinregulierungen leicht
vornehmen, während man das Rohr mit beiden Händen auf die Meßstelle gerichtet hält
(Abb. 6). Der Meßbereich ohne Abschwächungsmittel
ist nach oben vergrößert, weil statt des Kohlenfadens ein Metallfaden als
Vergleichslichtquelle benutzt wird. Da das neue optische Pyrometer fast gar keiner
Abnutzung unterliegt, keiner umständlichen Kontrolle bedarf und seine Meßgenauigkeit
zudem von der Größe und Entfernung des zu prüfenden Gegenstandes gänzlich unabhängig
ist, bietet es in einer ganzen Reihe von Fällen einen brauchbaren Ersatz für
thermoelektrische Pyrometer aus Platin.