Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 258 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Die Herstellung von Geräten aus Zirkondioxyd. Das
Zirkondioxyd ist infolge seiner hohen Feuerfestigkeit, seiner großen
Widerstandsfähigkeit gegen Säuren und Alkalien, seiner hohen
Wärmeisolationsfähigkeit, ganz besonders aber infolge seines geringen
Ausdehnungskoeffizienten ein sehr geeignetes Material zur Herstellung von
Hilfsgeräten für die Technik der hohen Temperaturen, doch bereitet das Schmelzen des
Oxydes wie auch das Brennen der daraus geformten Gegenstände große Schwierigkeiten.
E. Podszus berichtet in der Zeitschrift für angewandte
Chemie 1917 Bd. I S. 17 bis 19 über mehrjährige Versuche auf diesem Gebiete. Die
Herstellung von dauerhaften und gargebrannten Gegenständen aus reinem Zirkondioxyd
wird dadurch erschwert, daß bei einer Temperatur von etwa 1900° an starke Rißbildung
auftritt. Diese Erscheinung läßt sich zwar durch Zuschläge beseitigen, doch wird
hierdurch der Brennprozeß erschwert und die Feuerfestigkeit herabgesetzt. Verfasser
fand nun, daß man auch ohne Zuschläge zum Ziele gelangt, wenn man das Oxyd vor dem
Formen auf über 2000° erhitzt, oder noch besser, wenn man es vorher schmilzt. Aus
derart geschmolzenem Oxyd lassen sich, nachdem es gemahlen ist, vorzüglich Geräte
formen, die sich dann rissefrei brennen lassen. Bis zum völligen Garbrand ist eine
Temperatur bis zu 2300° erforderlich, je nach der Reinheit des Oxyds, doch läßt sich
durch Zusatz von Borsäure oder Phosphorsäure die Brenntemperatur herabsetzen.
Die Hauptschwierigkeit bereitete die Konstruktion eines geeigneten Brennofens, da
sowohl beim Schmelzen des Oxyds um einen elektrisch geheizten Kohlenkern als auch
bei Verwendung des Einschlußlichtbogens zwischen Kohleelektroden starke
Karbidbildung eintritt, lange bevor das Oxyd schmilzt; der Schmelzpunkt wurde
bei oberhalb 2500° gefunden.
Um das Zirkondioxyd und andere hochfeuerfeste Stoffe rein zu schmelzen, erzeugt man,
wie Verfasser fand, am besten einen Einschlußlichtbogen zwischen den zu schmelzenden
Stoffen selbst und wendet bei sublimierenden und dissoziierenden Stoffen
nötigenfalls noch äußeren Gasdruck an. Zur Einleitung des Prozesses erzeugt man
zunächst etwas karbidhaltigen Schmelzfluß, indem man Hilfselektroden aus Kohle in
die gekörnte Masse einbettet. Das so erzeugte Karbid bildet den stromleitenden
Uebergang zur flüssigen Schmelze, die dann selbst als Elektrode wirkt. Durch
allmähliches Entfernen der oberen Elektrode beginnt der eigentliche Schmelzprozeß;
der Lichtbogen bleibt auf der die untere Elektrode überdeckenden Schmelze ruhig
stehen und erreicht eine Länge bis zu 30 cm. Man erzielt so eine außerordentlich
hohe Temperatur und es gelang auf diese Weise, mit verhältnismäßig geringen
Strommengen und in einer halben Stunde Blöcke von reinem geschmolzenem Zirkondioxyd
herzustellen, die mehrere Kilogramm wogen.
Das geschmolzene Zirkondioxyd ist durch Spuren von Eisen sowie durch eine geringe
Reduktion meist gelblich gefärbt, undurchsichtig, von außerordentlicher Festigkeit
und von einer Härte, die der des Korunds nahekommt. Infolgedessen bereitet die
mechanische Zerkleinerung größerer Blöcke große Schwierigkeiten. Durch Glühen und
nachfolgendes Abkühlen mit kaltem Wasser erreicht man ebensowenig ein Zerplatzen der
Blöcke wie durch unvermitteltes Erhitzen mit der Knallgasflamme an einem Punkte.
Somit ist das geschmolzene Zirkondioxyd ein für die Technik der hohen Temperaturen
höchst wertvolles Material, das neue Möglichkeiten eröffnet. Der Schmelzpunkt von besonders
reinem Oxyd wurde mittels des Pyrometers nach Lummer-Kurlbaum bei 2950 bis 3000° gefunden.
Zur Herstellung von Gegenständen aus dem auf die angegebene Weise geschmolzenen
Zirkondioxyd wurden verschiedene Wege eingeschlagen. Durch Schleifen lassen sich
Platten von höchster Widerstandsfähigkeit herstellen, doch ist es zweckmäßiger, das
Material zu zerkleinern und in Stahlmühlen sehr fein zu mahlen, worauf es nach
Zusatz eines organischen Bindemittels gepreßt und geformt werden kann. Das Formen
läßt sich auch ohne Bindemittel ausführen, wenn man beim Pressen starken Druck
anwendet. Nach Zusatz kolloider Stoffe läßt sich das Zirkondioxyd schließlich auch
ähnlich wie Ton in Gipsformen gießen und zu feinsten porzellanartigen Gegenständen
(Tiegel usw.) verarbeiten. Die geformten Stücke werden vorsichtig getrocknet und
hierauf in einem besonderen Ofen bei 2300 bis 2400° gebrannt, wodurch sie ohne
Rissebildung fest und klingend hart werden. Der Ofen ist ein Gebläseofen mit
rotierender Leuchtgasflamme, der zunächst mit Luft angeblasen und dann mit
Sauerstoff hochgetrieben wird. Der Brennraum besteht ebenfalls aus Zirkondioxyd und
hat die Form eines Zylinders von den Abmessungen 20 × 30 cm. Der Ofen konnte ohne
wesentliche Reparaturen 200 Stunden hindurch in Betrieb gehalten werden. Wenn man
statt Leuchtgas Petroleum, andere schwere Kohlewasserstoffe oder Azetylen mit
Sauerstoff anwendet, wird man leicht bis zu einer Temperatur von 3000° gelangen
können. Damit besteht die Möglichkeit, sehr große Räume in oxydierender Atmosphäre
auf eine ziemlich gleichmäßige hohe Temperatur zu erhitzen, und durch weitere
Ausbildung dieses Ofens wird man die Schmelzpunkte der Oxyde genauer bestimmen
können. Die so hergestellten Gegenstände sind um so widerstandsfähiger, je reiner
das Material und je höher die Brenntemperatur ist. Die Schwindung der Körper hängt
sehr von der Korngröße und dem angewandten Druck ab. Die Gegenstände haben meist
einen gelblichen Schimmer, bei sauberster Herstellung sind sie jedoch rein weiß.
Sander.
–––––
Aluminiumkolben. Es ist bereits hier darauf hingewiesen
worden, daß durch die Verwendung von Aluminiumkolben bei Flug- und Automobilmotoren
wesentliche Vorteile erreicht werden können. Um eine höhere Kolbengeschwindigkeit zu
erhalten, ist es notwendig, das Gewicht des Kolbens zu verkleinern. In Tab. 1 sind
die zulässigen Kolbengeschwindigkeiten bei Kolben aus Gußeisen und Aluminium
berechnet, und zwar nach der Formel
C=\sqrt{2,7\,\frac{s}{G}\,\left[\frac{\varepsilon}{1+0,08261\,(\varepsilon-1)}\right]^{1,3}}.
Dabei wird angenommen, daß die Massenkräfte des Kolbens im
Zündpunkt und nicht im Totpunkt vom Verdichtungsdruck aufgehoben werden, so daß kein
Druckwechsel eintritt. Die Schubstangenlänge ist dabei zweimal Kolbenhub angenommen.
Die Zündungsvoreilung beträgt 30 °. Das Verhältnis der spezifischen Wärme bei
konstantem Druck zur spezifischen Wärme bei konstantem Volumen ist k = 1,3. In der Formel bedeutet (nach
Automobiltechnische Bibliothek Band I) s den Kolbenhub,
e das Verdichtungsverhältnis, G das Kolbengewicht für 1 cm2 Kolbenfläche. G ist
bei Gußeisenkolben zu 0,025 kg/cm2, bei
Aluminiumkolben zu 0,01 kg/cm2 Kolbenfläche
angenommen.
Tabelle 1.
Zulässige mittlere Kolbengeschwindigkeit in m/Sek.
Ver-dichtungs-druck
Baustoff
Kolbenhub
100
120
140
160
180
200
5 at
GußeisenAluminium
7,812,3
8,513,5
9,214,5
9,815,6
10,216,5
1117,4
5,5 at
GußeisenAluminium
8,112,8
8,914,1
9,615,2
10,316,2
10,917,2
11,518,1
6 at
GußeisenAluminium
8,413,3
9,214,5
9,915,8
10,616,8
11,317,9
11,918,8
Tabelle 2.
Kolbengeschwindigkeit einiger neuerer Bauarten.
Firma und Bauart
Kolbenhub
Umlaufzahlin der Min.
Kolbenge-schwindigkeitm/Sek.
Daimler 8/22
120
2000
8,0
Horch 8/24
120
2000
8,0
Audi 10/28
130
1800
7,8
Fafnir 6/16
114
2000
7,6
Ford
102
2200
7,5
Audi 8/22
118
1900
7,5
Benz 8/20
120
1800
7,2
Loeb 10/30
130
1650
7,15
Hansa 8/24
104
2000
6,9
Wanderer 5/15
95
1800
5,7
M A F 7/22
102
2200
5,1
M A F 5/14
96
1600
4,5
Die Tab. 2 zeigt, daß man bei ausgeführten Motoren die berechneten
Kolbengeschwindigkeiten noch nicht erreicht hat. Aluminiumkolben neigen weniger zum
Fressen als Gußeisenkolben. Nach Angaben einer amerikanischen Zeitschrift wiegt der
Ersatzkolben aus Aluminium für einen 4 Pfund schweren Gußeisenkolben nur mehr 1⅓
Pfund. Der dreimal leichtere Aluminiumkolben ist aber teuerer. Sein Preis beträgt 3½
Dollars, während der entsprechende Gußeisenkolben nur 2 Dollar kostet. Bei
Verwendung von Aluminiumkolben und Vergrößerung der Umlaufzahl des Motors muß aber
nachgeprüft werden, ob die Geschwindigkeit der Luft und der Abgase in den Ventilen
nicht unzulässig groß wird. (Automobil-Rundschau, Zeitschr. d. mitteleuropäischen
Motorwagen-Vereins 1917 S. 47 bis 48.)
W.
–––––
Motorschiffbau. Die dänische Motorschiffswerft von Burmeister & Wain in Kopenhagen hat neuerdings auch
den Serienbau für Motorschiffe aufgenommen. Als 20. Motorschiffneubau der Werft
wurde an die ostasiatische Kompagnie in Kopenhagen das Motorschiff Peru (s. D. p. J. Bd. 332
S. 174) abgeliefert. Von dem Typ der Peru sind bereits drei Schiffe im Jahre 1915
und 1916 fertiggestellt, und es sind noch zehn weitere Schiffe derselben Bauart im
Bau, so daß die gesamte Serie 14 Schiffe umfaßt. Der Serienbau hat naturgemäß große
Vorteile in der Herstellung, aber auch Nachteile können sich besonders bei einer
großen Anzahl von Schiffen derselben Bauart und langer Bauzeit bemerkbar machen.
Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Dieselmaschinen, deren bauliche
Ausgestaltung, namentlich bei großen Abmessungen, noch nicht als abgeschlossen
betrachtet werden darf. Durch den Serienbau ergibt sich eine Verbilligung und
Beschleunigung des Baues, da die einzelnen Bauteile für eine größere Anzahl von
Schiffen gleichzeitig hergestellt werden können. Eine abgekürzte Bauzeit ist aber
bei dem zurzeit herrschenden Schiffsmangel von ausschlaggebender Bedeutung. Auch die
Ausbesserung der Hauptmaschinen wird einfacher werden, da man eine größere Anzahl
von Reserveteilen auf Vorrat halten kann, wenn eine größere Anzahl von Schiffen
genau die gleichen Maschinen haben. In England wurde bereits früher der Serienbau
eingeführt. Der große Schiffsraummangel während des Krieges hat den Serienbau in
fast allen Ländern zur Einführung gebracht. In Dänemark, Schweden, Norwegen und
England baut man zurzeit eine große Zahl völlig gleicher Schiffe. In Deutschland
wurden früher wenig Schiffe in Serie gebaut, auch jetzt ist hierzu die Neigung noch
gering.
Die Nachteile des ausgedehnten Serienbaues bestehen darin, daß technische
Fortschritte und Erfahrungen nicht genügend beim Bau der späteren Schiffe einer
Serie ausgenutzt werden können. Bei Dieselmaschinen werden aber noch viele neue
Erfahrungen in kürzester Zeit gesammelt werden können. Deshalb kann der Serienbau zu
einem Stillstande in der Entwicklung der Technik führen, der die Wirtschaftlichkeit
der Schiffe verringert.
Da die Motorschiffswerft von Burmeister & Wain jährlich acht bis zehn große Motorschiffe erbauen
kann, so ist hier der Serienbau am Platze, und die damit verbundenen Nachteile
können nicht groß sein, da eine Serie, die nicht sehr viele Schiffe umfaßt, schnell
fertiggestellt werden kann.
Die Serie, zu der das Motorschiff Peru gehört, hat eine Tragfähigkeit von 10000 t.
Die anderen Serien der Werft umfassen eine geringere Anzahl von Schiffen von je
12000 t, 8500 und 6500 t Tragfähigkeit. In der folgenden Zusammenstellung sind die
Abmessungen des Schiffskörpers von Peru und den Schwesterschiffen Australien,
Columbia, Chile und George Washington mit den Abmessungen der vorhergehenden Serie
dieser Werft und Dampfern ähnlicher Größe enthalten. Die zum Vergleiche
herangezogenen Dampfer Neches und Medina sind 1913 in Amerika als Frachtdampfer mit
Kolbenmaschinen erbaut. Der ebenfalls in Amerika erbaute, im Jahre 1916 in Dienst
gestellte Dampfer Pacific besitzt Dampfturbinen. Pacific und Peru haben fast die
gleichen Hauptabmessungen, das Motorschiff Peru kann aber 1650 t mehr laden. Die
Serienschiffe Peru usw. sind nur 10 m länger als die Motorschiffe der
vorhergehenden Serie, die andern Hauptabmessungen sind die gleichen geblieben. Durch
die Verlängerung des Schiffskörpers wird die Geschwindigkeit verbessert und die
Tragfähigkeit um mehr als 700 t erhöht.
Peru usw.
Malakka,Tongking,Panama
DampferNeches undMedina
DampferPacific
Länge über alles
m
136,6
125,0
128,3
127,4
Breite
„
16,9
16,9
16,5
17,1
Höhe bis Hauptdeck
„
9,4
9,4
10,9
9,7
Tiefgang
„
8,0
8,0
7,3
7,7
Maschinenleistung
PS
3100
3100
4100
2400
Geschwindigkeit
kn
11,2
11,0
14,0
11,0
Tragfähigkeit
t
9950
9200
6600
8300
Der Brennstoffverbrauch der Peru betrug bei der Probefahrt 144,8 g für die
Pferdestärke und Stunde, einschließlich der Hilfsmaschinen. Bei den anderen
Motorschiffen der Firma Burmeister & Wain betrug der Brennstoffverbrauch: bei Christian X. 167
g, bei Suecia (erbaut 1912) 154 g, bei California (gebaut 1913) 149 g, bei Siam
(gebaut 1914) 153 g und bei Panama (gebaut 1915) 146 g. Ein niedriger
Brennstoffverbrauch ist ein besonderer Vorzug der Viertaktmaschinen gegenüber den
Zweitaktmaschinen. Auch bei den Viertaktmaschinen der Werft Burmeister & Wain zeigt sich der. niedrige
Brennstoffverbrauch. (Motorschiff und Motorboot 1917 Heft 8.)
W.
––––––
Berechnung von Dampflokomotiven. Neben der Bestimmung der
Anzahl der gekuppelten Achsen und des Triebraddurchmessers ist hier vor allem die
Berechnung der Dampfzylinder und des Dampfkessels von Wichtigkeit. Der Teil des
Lokomotivgewichtes, der nur auf den gekuppelten Achsen liegt, wird als
Reibungsgewicht Gr
bezeichnet. Das gesamte Lokomotivgewicht sei GL. Wenn sämtliche Lokomotivachsen gekuppelt sind,
wird Gr = GL. Gr berechnet sich aus
der größten Zugkraft Zgr. Es ist Zgr = μGr,
wobei μ die Reibungsziffer zwischen Schiene und Rad
darstellt. Bei Tenderlokomotiven wird mit Gr das Reibungsgewicht bei vollen Vorräten
bezeichnet. Während des Betriebes nimmt der Wasser- und Kohlenvorrat ab, bis auf Gr'. Es ist im Mittel bei Tenderlokomotiven Gr' = 0,8 Gr.
Zur Berechnung der Triebraddurchmesser dient die im Zugbetriebe auftretende größte
Geschwindigkeit Vgr.
Der Triebraddurchmesser soll so groß ausgeführt werden, daß eine bestimmte
Umdrehungszahl n in der Minute nicht überschritten
wird. Im Lokomotivbetriebe kommen Umdrehungszahlen vor, die zwischen 180 und 360
liegen. Der Triebraddurchmesser D kann aus folgenden
Gleichungen bestimmt werden:
D = 800 + 12 Vgr, bei n –
180 bis 240
D = 800 + 11 Vgr, bei n –
240 bis 320
D = 800 + 10 Vgr, bei n –
320 bis 360
Der Durchmesser D ergibt sich aus diesen
Gleichungen in mm, die Geschwindigkeit V ist dabei in
km/Std. in die Gleichung einzusetzen.
Bei der Berechnung der Dampfzylinder ist der Zylinderinhalt zu bestimmen. Hierzu ist
die effektive Zugkraft Z am Triebradumfange während
einer Umdrehung zu bestimmen. Es besteht dann folgende Arbeitsgleichung:
Z\,\pi\,D=\frac{d^2\,\pi}{4}\,\eta\,p_{mig}\,4\,s,
für Zweizylinder und einstufige Dehnung (Zwilling), der
mechanische Wirkungsgrad η = 0,9 angenommen. Der
mittlere indizierte Dampfdruck pmig ist je nach Füllung verschieden groß.
Der Kolbenhub s wird angenommen, und zwar
s = 550 bis 700 mm bei Personen- und
Schnellzuglokomotiven,
s = 600 bis 800 mm bei
Güterzuglokomotiven.
Das Handbuch „Eisenbahntechnik der Gegenwart“ gibt folgende
Erfahrungsformeln:
s = 0,3 D
bis 0,38 D für Personen- und Schnellzuglokomotiven,
s = 0,33 D bis 0,4 D für Tenderlokomotiven,
s = 0,45 D bis 0,55 D für Güterzuglokomotiven.
Die Berechnung des Dampfkessels beginnt mit der Bestimmung der Heizfläche H und der Rostfläche R.
Hierbei muß die größte Dampfmenge, die der Kessel dauernd zu erzeugen hat, bekannt
sein, sie hängt von der größten Dauerleistung Ne der Lokomotive und vom stündlichen Dampfverbrauch
für 1 PSi ab. Für die Kesselberechnung ist somit das
Produkt aus dem Höchstwerte von Widerstand und Geschwindigkeit (W × V) zu
berücksichtigen:
(W × V) :
270 = (ZV) : 270 = Ne.
Tabelle 1.
Widerstands- und Leistungstafel nach der Formel der
Studiengesellschaft.
Geschwind.km/Std.
60
70
80
90
100
110
120
Stei-gung
WgesNe
kgPS
1760390
1960508
2185647
2430810
2695998
29851216
32951464
1 : ∞
WgesNe
kgPS
2810624
3060794
3285973
35301176
37951405
40851664
43951953
1 : 500
WgesNe
kgPS
3135696
3335865
35601054
38051269
40701507
43601776
46702076
1 : 400
WgesNe
kgPS
3590798
3795984
40151190
42601420
45301676
48151962
51252279
1 : 300
WgesNe
kgPS
3960880
41601079
43851299
46301543
48951812
51852112
54952442
1 : 250
WgesNe
kgPS
45101002
47101221
49351461
51801726
54452016
57352336
60452687
1 : 200
WgesNe
kgPS
54301206
56301459
58551734
61002033
63652356
66552710
69653095
1 : 150
WgesNe
kgPS
61601368
63601649
65851650
68302276
70962626
73853008
76953420
1 : 125
WgesNe
kgPS
72601611
74601933
76852276
79302643
81953033
84853456
87953954
1 : 100
Die Tab. 1 enthält die Widerstands- und Leistungsgrößen für einen aus 11 D-Wagen
zu je 40 t bestehenden Zug, der von einer 110 t schweren Lokomotive befördert wird.
Zur Berechnung des Widerstandes wird häufig die Formel der
„Studiengesellschaft“ verwendet.
WL +
WW = GL (4 + 0,027 V) + 0,052 V2
F
+ GW (1,3 + 0,0067 V) + 0,0052 V2
Σ(f).
Der Lokomotivwiderstand WL und der Wagenwiderstand WW ergeben sich aus dieser Formel in kg,
wenn das Lokomotivgewicht GL und das Wagengewicht GW in Tonnen eingesetzt wird.
Der Dampfverbrauch für die Leistungseinheit ist σ1= D : N1 in der Stunde. Der
Dampfverbrauch ist abhängig von der Größe der Füllung, somit von pm, von der
Umdrehungszahl n, da bei kleineren Geschwindigkeiten
die Niederschlagverluste im Zylinder größer sind, und bei großem n dementsprechend die Drosselverluste. Der
Dampfverbrauch ist weiterhin abhängig von der Dampfart. Der Dampfdruck und die
Dampfüberhitzung sind hier von Einfluß. Der Dampfverbrauch ist schließlich noch von
der Güte der Lokomotivausführung abhängig und von der Art der Dampfausnutzung, ob
ein- oder zweistufige Dehnung angewendet wird.
Tabelle 2.
\varrho=\frac{\mbox{B}}{\mbox{R}}
\varrho\,\mbox{Z}=\frac{\mbox{D}}{\mbox{R}}
\frac{\varrho\,\mbox{Z}}{\mbox{C}}=\frac{\mbox{D}}{\mbox{H}}
\frac{\varrho\,\mbox{Z}}{\delta_1\,\mbox{C}}=\frac{\mbox{N}_1}{\mbox{H}}
C=50
C=60
C=70
C=50
C=60
C=70
Verdampfungsziffer
\frac{\mbox{D}}{\mbox{B}}=\mbox{Z}=6,0
300
1800
36
30
25,7
3,6
3,0
2,57
400
2400
48
40
34,2
4,8
4,0
3,43
500
3000
60
50
42,9
6,0
5,0
4,29
600
3600
72
60
51,4
7,2
6,0
5,14
Verdampfungsziffer
\frac{\mbox{D}}{\mbox{B}}=\mbox{Z}=7,0
300
2100
42
35
30
4,2
3,5
3,0
400
2800
56
46,7
40
5,6
4,67
4,0
500
3100
70
58,4
50
7,0
5,85
5,0
600
4200
84
70
60
8,4
7,00
6,0
Verdampfungsziffer
\frac{\mbox{D}}{\mbox{B}}=\mbox{Z}=8,0
300
2400
43
40
34,3
4,8
4,00
3,43
400
3200
64
53,3
45,7
6,4
5,33
4,57
500
4000
80
76,7
57,2
8,0
6,67
5,72
600
4800
96
80
68,6
9,6
8,00
6,86
Ist der Dampfverbrauch festgestellt, so erfolgt die Berechnung des stündlichen
Kohlenverbrauchs B nach der Gleichung B=\frac{D}{Z}, worin
Z die Verdampfungsziffer ist. Der Wirkungsgrad des
Kessels ist ηk = ηf × ηh. Der Wirkungsgrad
der Feuerung ηf = 0,8
bis 0,9, der Wirkungsgrad der Heizfläche ηh
= 0,6 bis 0,75. Somit wird der Wirkungsgrad des
Lokomotivkessels ηk =
0,65. Können auf 1 m2 Rostfläche ρ kg Kohle verbrannt werden, so ist die Rostfläche
R=\frac{B}{\varrho}\mbox{ m}^2 auszuführen. Die Rostanstrengung ρ, auch
Rostbelastung oder Brenngeschwindigkeit genannt, kann um so größer angenommen
werden, je gleichmäßiger die Luftzuführung, d.h. je gleichmäßiger die Luftleere in
der Rauchkammer ist.
Bei Personen- und Schnellzuglokomotiven kann für ρ etwa
400 bis 600 kg/m2 und bei Güterzuglokomotiven 300
bis 400 kg/m2 gesetzt werden. Bei Lokomotiven mit
überhitztem Dampf dient etwa ein Zehntel der Rostfläche zur Ueberhitzung. Bei
Güterzuglokomotiven kann eine geringere Verbrennung zugelassen werden, um den Kessel
zu schonen. Dadurch wird auch sein Wirkungsgrad verbessert. Die Kesselleistung der
Güterzuglokomotive muß auf Steigungen mehr erhöht werden können als die der
Personenzuglokomotiven. Der Rost darf demnach auf der Geraden nicht schon mit dem
Höchstwerte von B : R
beansprucht werden.
Die Heizfläche H läßt sich auf verschiedene Art
berechnen. Von Wichtigkeit ist hier die richtige Wahl des Verhältnisses von
Heizfläche zur Rostfläche. Um die auf dem Roste durch die Verbrennung entstandene
Wärmemenge aufzunehmen und in das Wasser überzuführen, darf H im Verhältnis zu R nicht zu klein
ausgeführt werden. Bei der Annahme von B : R = 400 bis 500, wird C =
H : R=50 bis 60 angenommen. In Tab. 2
bezeichnet Z die Verdampfungsziffer und δi den Dampfverbrauch
für 1 PSi. Es kann dann aus der Tabelle die
Dampferzeugung, bezogen auf 1 m2 Rostfläche, auf 1
m2 Heizfläche, und die Leistung in PS, bezogen
auf 1 m2 Heizfläche, bei verschiedenen
Rostbeanspruchungen und Verdampfungsziffern bei einem gleichbleibenden δi
= 10 kg/PSi entnommen
werden. (Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb 1917 Heft 18, 19 und
20.)
W.
–––––
Die Wärmeübertragung von strömendem überhitztem Wasserdampf an
Rohrwandungen. Eine befriedigende Beantwortung der Frage nach der
Wärmeübertragung von einem Körper höherer Temperatur auf einen kühleren ist für den
Dampfkessel- und Kondensatorbau, zur Klärung der Wärmeverhältnisse in Gas- und
Dampfmaschinen, beim Entwurf von Ueberhitzern und Kühlern sowie für zahlreiche
andere Gebiete des Maschinenbaues überaus wichtig. Es erscheint daher erklärlich,
daß Physiker und Techniker schon geraume Zeit hindurch versuchten, durch
theoretische Erwägungen oder Auswertung von Versuchsergebnissen die Gesetze der
Wärmeübertragung festzustellen.
Grundlegend für die späteren Forschungen sind die Arbeiten Fouriers. Dieser setzte für die Wärmemenge dq, die in der Zeit dt das Oberflächenelement
ds eines Körpers verläßt, der gegenüber seiner
kühleren Umgebung den Temperaturunterschied ΔT zeigt,
den Wert α ds dt ΔT an, wo α die Wärmeübertragungszahl oder die „äußere Wärmeleitfähigkeit“
ist. Fourier sprach ferner das wichtige Gesetz aus, daß
die in demselben Zeitraume durch ein Flächenelement der Umgebung strömende Wärme
verhältnisgleich dem Temperaturgefälle auf der Senkrechten n zur Oberfläche des wärmeabgebenden Körpers und der vom Stoffe
abhängenden mit der Temperatur nur wenig schwankenden Wärmeleitzahl λ oder der „inneren Wärmeleitfähigkeit“ der
Umgebung ist. Er faßte diese Erkenntnis für den nicht stationären Zustand, wo T = f (n, t) ist, in der Formel d\,q=-\lambda\,d\,s\,\frac{\partial\,T}{\partial\,n}\,d\,t zusammen.
Das Minuszeichen deutet an, daß T abnimmt, wenn n wächst. Ein Gleichsetzen beider für dq gefundenen Werte ergibt, daß für die Größe der
Wärmeübergangzahl die räumliche Temperaturverteilung in der Umgebung \alpha\,\frac{\partial\,T}{\partial\,n}
maßgebend ist. Da nun ferner, wie unten gezeigt wird, die für die praktisch wichtige
Wärmeübertragung durch eine Wand kennzeichnende Wärmedurchgangzahl von a abhängt, so wäre in erster Linie ein Aufschluß über
die räumliche Temperaturverteilung wertvoll. Um einen solchen zu erlangen,
betrachtet man ein Volumenelement dx dy dz in einem
Raume, in dem sich das Temperaturgefälle in Richtung aller drei Koordinatenachsen
ändert. Die in das Volumenelement während der Zeit dt
in Richtung der x-Achse eintretende Wärmemenge wäre
daher nicht gleich der in derselben Richtung austretenden. Sie hätte vielmehr
infolge Aenderung des Temperaturgefälles \frac{\partial\,T}{\partial\,x} den Zuwachs \lambda\,d\,y\,d\,z\,\frac{\partial^2\,T}{\partial\,x^2} erfahren.
Analoge Ausdrücke ergeben sich, wenn man anstatt der x-Richtung die y-oder z-Richtung betrachtet. Durch deren Addition erhält man den gesamten
Wärmezuwachs. Da dieser ferner gleich d\,x\,d\,y\,d\,z\,\varrho\,c_p\,\frac{\partial\,T}{\partial\,t}\,d\,t gesetzt werden kann, wo ρ die Dichte und cp die spezifische Wärme bei gleichbleibendem Druck
ist, so folgt die wichtige Gleichung c_p\,\frac{\partial\,T}{\partial\,t}=\frac{\lambda}{\varrho}\,\left(\frac{\partial^2\,T}{\partial\,x^2}+\frac{\partial^2\,T}{\partial\,y^2}+\frac{\partial^2\,T}{\partial\,z^2}\right). Den gekennzeichneten Gedankengang
Fouriers machte sich Nusselt in seiner für die neueren Forschungen auf diesem Gebiete
bahnbrechenden, 1909 erschienenen Habilitationsschrift zu eigen bei Untersuchung des
Wärmeüberganges in Rohrleitungen, durch die eine tropfbare oder elastische
Flüssigkeit fließt. Er gelangt durch Betrachtung eines Raumelementes der letzteren
zu der obigen Beziehung und stellt aus dieser die Veränderlichen fest, von denen die
räumliche Temperaturverteilung und somit auch die Wärmeübergangzahl abhängt, indem
er auf der linken Seite der Gleichung \frac{\partial}{\partial\,t} durch \frac{\partial}{\partial\,t}+u_1\,\frac{\partial}{\partial\,x}+u_2\,\frac{\partial}{\partial\,y}+u_3\,\frac{\partial}{\partial\,z} ersetzt, wo u1, u2, u3 die
Geschwindigkeitskomponenten in Richtung der Koordinatenachsen sind. Man erkennt, daß
a eine Funktion der Geschwindigkeitsverteilung der
spezifischen Wärme, der Dichte und der inneren Wärmeleitfähigkeit ist. Ferner wären
der Rohrdurchmesser, die mittlere Gastemperatur und die Temperatur der Wand als
Randbedingung bei der Integration maßgebend. Schließlich käme noch die Zähigkeit in
Betracht, da sie die Geschwindigkeitskomponenten beeinflußt. Nach dieser
Feststellung handelt es sich darum, einen möglichst einfachen Ausdruck für die
Wärmeübergangzahl zu finden. Nusselt wies durch Versuche
nach, daß sich \frac{\partial\,T}{\partial\,n} als Produkt von Potenzfunktionen der genannten
Veränderlichen darstellen läßt. Durch Vergleich zweier ähnlicher Fälle gelangt er
auf Grund wärmetheoretischer und hydrodynamischer Betrachtungen zu der Beziehung
\alpha=15,9\,\frac{\lambda_w}{d^{0,214}}\,\left(\frac{w\,c_p}{\lambda}\right)^{0,786}, wo λw die
Wärmeleitzahl der Flüssigkeit bei der Temperatur der Wand, d der Rohrdurchmesser und w die
Geschwindigkeit der Strömung ist. Für w, cp und λ sind
Mittelwerte einzusetzen. Kennt man aber die Wärmeübergangzahl, so ergibt sich, wie
Poensgen in Heft 191/92 der Forschungsarbeiten auf
dem Gebiete des Ingenieurwesens zeigt, sofort die Wärmedurchgangzahl. Es würde
nämlich im Beharrungzustande die in der Zeit z von
einem Raume mit der Temperatur tI an eine planparallele Wand abgegebene Wärmemenge
der durch die Wand hindurchgehenden und von dieser an einen Raum von der Temperatur
tII abgegebenen
gleich sein. Man könnte demnach, wenn λ die
Wärmeleitfähigkeit, F die Oberfläche und δ die Stärke der Wand ist, deren Temperatur an der dem
ersten Raume zugekehrten Seite gleich t1, an der anderen Seite gleich t2 sei, schreiben
\alpha_1\,(t_{\mbox{I}}-t_1)\,F\,z=\alpha_2\,(t_2-t_{\mbox{II}})\,F\,z=\frac{\lambda}{\delta}\,(t_1-t_2)\,z, wo α1 bzw.
α2 die
Wärmeübergangzahl an den beiden Wandseiten sind. Durch Elimination von t1 und t2 ergibt sich für die
Wärmemenge der Wert \frac{1}{\frac{1}{\alpha_1}+\frac{\lambda}{\delta}+\frac{1}{\alpha_2}}\,(t_{\mbox{I}}-t_{\mbox{II}})\,F\,z. Der auftretende Bruch aber ist die
Wärmedurchgangzahl, die somit von a abhängt. Für
Rohrwände gelten ganz ähnliche Betrachtungen.
In der erwähnten Abhandlung ist Poensgen ferner bestrebt,
zur bequemen Berechnung des Wärmeüberganges zwischen strömendem überhitztem
Wasserdampf und Rohrwandungen eine praktischen Bedürfnissen genügende
Annäherungsformel für a zu finden. Er gelangt dazu,
indem er auf Grund der zulässigen Annahme, daß alle vom Dampfe aufgenommene Wärme
zur Erhöhung seines Wärmeinhalts dient, α ΔTm ∙ F gleich cp
ΔTDG setzt, wo F die
wärmeabgebende Fläche und TD die Dampftemperatur bezeichnet, während G
das durch die Rohrleitung strömende Dampfgewicht und ΔTm der mittlere Temperaturunterschied
zwischen Wand und Dampf ist. Man sieht, daß bei einer experimentellen Untersuchung
der Dampfdruck, die Rohrabmessungen, die Temperatur von Rohr und Dampf sowie das
Gewicht des letzteren bestimmbar und veränderlich sein müssen. Bei der von Poensgen benutzten Versuchsanlage lieferte die Zentrale
der Münchener Hochschule oder ein hinsichtlich des Druckes leicht regulierbarer
Kessel den erforderlichen Dampf. Dieser wurde in einer von Bunsenbrennern geheizten
Rohrschlange getrocknet und gelangte sodann in die Versuchsleitung, in der er
nunmehr, ohne sie wieder zu verlassen, kreiste. Um den Kreislauf zu ermöglichen,
wurde in das Rohrsystem ein Turbogebläse eingebaut. Diese Maßnahme erwies sich
infolge der beträchtlichen Dampfersparnis als vorteilhaft. Die notwendige, ständige
Nacherwärmung des Dampfes erfolgte mit Hilfe eines in weiten Grenzen regulierbaren
elektrischen Ueberhitzers, der durch eine elektrische Nebenheizung entlastet wurde.
Zu ihm gelangte der eingetretene Dampf zunächst. Sodann durchströmte er die aus
stärker oder schwächer isolierbaren Rohren bestehende Beruhigungsstrecke, in der ein
Ausgleich der radialen Temperaturverteilung erfolgte, und gelangte schließlich in
zwei Mannesmannrohre von verschiedenem Durchmesser, die eigentliche Versuchstrecke.
Das Dampfgewicht wurde mit Hilfe eines Drosseldampfmessers festgestellt. Die
Temperaturbestimmung erfolgte auf thermoelektrischem Wege, und zwar bestand die
Möglichkeit, ein Thermoelement längs der Rohrwand zu verschieben, sowie den
Wärmegrad an jeder Stelle des Querschnitts zu messen. Am Dampfkessel, am Anfange der
Versuchsstrecke und an der Meßstelle wurde der Druck an Manometern abgelesen. Durch
Auswertung der Versuchsergebnisse gelangte Poensgen zu
der empirischen Formel \alpha=3,29\,\frac{p^{1,082}\,.\,w^{0,892}}{d^{0,1643}\,.\,10^{0,0017}\,t_w}, wo p den absoluten
Druck des Dampfes, tw
die Wandtemperatur bezeichnet. Hat man den Wert der Wärmeübergangzahl einmal unter
Zugrundelegung eines bestimmten Durchmessers festgestellt, so kann dessen Umrechnung
auf einen anderen mühelos erfolgen. Schreibt man nämlich die gefundene Gleichung in
der Form α = Cd0.1643, so gilt für zwei verschiedene, durch die
Indizes 1 und 2 gekennzeichnete Fälle \frac{\alpha_1}{\alpha_2}=\left(\frac{d_2}{d_1}\right)^{0,1643}. Eine Prüfung der bei Benutzung der
Gleichung Poensgens berechneten Werte mit Hilfe der
streng theoretischen Formel Nusselts ergab, daß die
Wärmedurchgangzahl mit ausreichender Genauigkeit unter Verwendung der auf
empirischem Wege erhaltenen Beziehung bestimmt werden kann. Auch in der Umgebung des
Versuchsgebietes führt sie zu befriedigenden Ergebnissen.
Von Interesse dürfte es ferner sein, daß Poensgen die
Beobachtungen Nusselts bezüglich einer Abhängigkeit der
Wärmeübergangzahl von der Rohrlänge bestätigt fand, und zwar hat a im Eintrittsquerschnitt einen mit der Gleichmäßigkeit
der Temperaturverteilung wachsenden Höchstwert. In Parallelströmungen erreicht nach
Nusselts Angabe die Wärmeübergangzahl schon in kurzer
Entfernung von der Eintrittstelle einen unteren Grenzwert.
Poensgen stellte fest, daß dies bei Wirbelströmen nicht
der Fall ist. Die äußere Wärmeleitfähigkeit vor Eintreten der völligen Beruhigung
findet man nach seiner Angabe mit Hilfe der Gleichung \alpha'=\left(\frac{L}{X}\right)^{0,156}\,\alpha, wo L der Abstand des Querschnittes, in dem ΔTm unverändert bleibt,
vom Rohranfange ist, während X die Entfernung bis zu
einem beliebigen anderen Querschnitt bezeichnet.
Schmolke.
Einketten- und Einseilgreifer. Die infolge des
Krieges eingetretene Erhöhung des Warenumschlages im Stettiner Freibezirk ließ der
Hafenverwaltung die Beschaffung von Greifern ratsam erscheinen, deren Verwendung
ohne wesentlichen Umbau der vorhandenen Krane möglich sein mußte. Es kamen daher nur
Einseil- und Einkettengreifer in Frage. Da bei ersteren das Erfassen des Abzugseiles
zum Zwecke der Entleerung oft schwierig und unbedingt ein Bedienungsmann für das
vielfach stoßweise eintretende Oeffnen des Greifers erforderlich ist, wurden
überwiegend Einkettengreifer in Betrieb genommen. Zwar war deren ursprüngliche
Ausführung gleichfalls mit einigen Mängeln behaftet. Es kam zum Beispiel mehrfach
vor, daß der geöffnete Greifer herabfiel. Auch wurde es als Nachteil empfunden, daß
die Entleerung stets in der gleichen, für empfindliches Umschlaggut oft zu großen
Höhe stattfinden mußte. Indessen gelang die Beseitigung dieser Fehler. Die
Leistungsfähigkeit der Einkettengreifer beim Kohlenumschlag war recht bedeutend. Bei
den vier beschafften 2,5 t-Greifern war die erzielte höchste Stundenleistung 48 t.
Hingegen konnten mit dem einzigen in Betrieb befindlichen 2,5 t-Einseilgreifer im
günstigsten Falle nur 36 t während des gleichen Zeitraumes umgeschlagen werden.
Voraussetzung für ein derartiges Ergebnis ist allerdings, daß kein Aufenthalt bei
der Zufuhr eintritt. Berücksichtigt man den Zeitverlust infolge des Verschiebens der
Wagen, so darf immerhin für die oben erwähnten 2,5 t-Greifer eine mittlere
Stundenleistung von 21,8t und für neun weitere Einkettengreifer mit 1,5 t Inhalt
eine solche von 14,38 t angesetzt werden. Demgegenüber würde man beim Muldenumschlag
nur auf 7 t/Std. rechnen können. Es wäre somit in den 13000 Betriebsstunden der 2,5
t-Greifer und den 17000 Betriebsstunden der 1,5 t-Greifer zwischen dem 17. Mai 1915
und dem 19. September 1916 die Mehrleistung bei den zurzeit tätigen 14 Greiferkranen
317000 t, wodurch bei Zugrundelegung einer Umschlaggebühr von 0,5 M für die t eine
Steigerung der Einnahme um 158500 M erzielt wurde. Die Aufwendungen für die mit
Greifern innerhalb der genannten Betriebsdauer umgeschlagenen 527000 t betragen, da
für die Bedienung drei Frauen mit 0,30 M Stundenlohn und ein Kranführer mit 0,42 M
Stundenlohn sowie ein Preßwasserverbrauch von 0,132 m3/t erforderlich sind, 50200 M, sofern man annimmt, daß 1 m3 Preßwasser 0,1527 M kostet. Beim Muldenumschlag
sind neben dem Kranführer fünf Frauen tätig, und der Preßwasserverbrauch ist 0,39
m3/t Die in 30000 Betriebsstunden
umgeschlagenen 210000 t machten somit einen Aufwand von 70100 M erforderlich. Der
während dieses Zeitraumes beim Greiferbetriebe erzielte gesamte Mehrüberschuß wäre
demnach 178400 M. Die durch Be-Schaffung und Umänderung der Greifer entstandenen
Ausgaben von 26600 M fallen den erreichten Ersparnissen gegenüber nicht ins Gewicht.
Es ist daher erklärlich, daß im Hinblick auf die guten Erfahrungen der
Hafenverwaltung in Stettin manche dortigen Reedereien zur Einführung des
Greiferbetriebes schritten. Er dürfte sich überall empfehlen, wo passende
Massengüter umzuschlagen sind. Der Umbau der Krane bietet meist wenig
Schwierigkeiten. (Boje, Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure Heft 24.)
Schmolke.
–––––
Der Nutzen elastischer Kupplung von Kraft- und
Arbeitsmaschine. Die infolge des veränderlichen Drehmomentes bei
Kolbenkraftmaschinen auftretenden Torsionsschwingungen der Kurbelwelle werden oft in
vergrößertem Maßstabe auf die angetriebene Arbeitsmaschine übertragen, so daß die
Anforderungen, die man an die Gleichförmigkeit der letzteren stellen muß, nicht
erfüllt werden. Dies gilt insbesondere für die im Viertakte arbeitenden Gas- und
Oelmotoren mit einem oder zwei Zylindern infolge des beträchtlichen Zeitraumes
zwischen den Kraftimpulsen. Nun könnte zwar eine Verminderung der Uebelstände durch
Vergrößerung der Schwungmassen oder Vermehrung der Zylinderzahl erreicht werden,
indessen hat der erstere Ausweg starke Lagerpressungen, der letztere eine bedeutende
Vermehrung der Kosten für die Leistungseinheit zur Folge. K. Neumann weist daher in
Heft 18 und 19 der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure darauf hin, daß
durch Einbau einer elastischen Kupplung die Uebertragung selbst erheblicher
Schwankungen der Winkelgeschwindigkeit des Motors auf die Arbeitsmaschine vermieden
werden kann. Ferner versucht er, die Frage zu beantworten, welcher Art eine
elastische Kupplung im Einzelfalle sein muß, wenn der gewünschte Erfolg erzielt
werden soll. Auf rechnerischem Wege gelangt er zu dem Ergebnis, daß der zeitliche
Verlauf der Geschwindigkeitsschwankungen fast ausschließlich von der Amplitude der
durch dauernde Einwirkung des veränderlichen Drehmoments der Kraftmaschine
erzwungenen Schwingungen abhängt. Sie sollte möglichst klein sein, was erreicht
wird, wenn N = f(J1,, J2, c, n) einen großen
Wert annimmt.
In dieser Gleichung bedeuten J1 und J2 das
Trägheitsmoment des Schwungrades bzw. der umlaufenden Massen der Arbeitsmaschine,
c ist die Elastizität der Kupplung und n die Drehzahl. Neumann
untersucht nun die Schwingungsverhältnisse, indem er einige der in der Klammer
stehenden Größen als gegeben, andere als veränderlich ansieht. Insbesondere
betrachtet er den Anlaßvorgang, die unmittelbare Kupplung von Kraft- und
Arbeitsmaschine sowie die Verbindung beider durch eine elastische Kupplung. Es zeigt
sich, daß unter Umständen die Vorzüge der letzteren bei Wahl einer nicht geeigneten
Elastizität in das Gegenteil umschlagen können. Auch wurde festgestellt, daß bei
hoher Drehzahl und großen umlaufenden Massen schon durch geringe Elastizität der
Kupplung eine recht günstige Wirkung erzielt wird, weshalb es erklärlich erscheint,
daß bei Dampfturbinen störende Torsionsschwingungen wenig bemerkbar sind, obwohl bei
teilweiser Beaufschlagung eines vorgeschalteten Curtisrades ein zeitweise
veränderliches Drehmoment auftritt. Im letzten Teile seiner Abhandlung untersucht
Neumann den Einfluß einer elastischen Kupplung auf den
Regelungsvorgang und findet, daß eine solche ihren Zweck in Verbindung mit einem
hochwertigen Regler am besten erfüllt. Als unabweisliche Forderung betrachtet er die
Angabe der Elastizitätskonstanten bei den im Handel erhältlichen Kupplungen, da erst
deren Kenntnis dem Konstrukteur die Entscheidung der Frage ermöglicht, welche
Kupplung für seinen Zweck am geeignetsten ist. Durch ein Rechnungsbeispiel erläutert
Neumann am Schlusse seiner Arbeit die an-
angestellten Betrachtungen.
Schmolke.
–––––
Die technische Zeitschrift „Glasers Annalen für Gewerbe
und Bauwesen“, das Blatt des Vereins deutscher Maschineningenieure,
blickte am 1. Juli d. J. auf ihr 40-jähriges Bestehen zurück. Begründet im Jahre
1877 von dem verstorbenen Königl. Geheimen Kommissionsrat F. C. Glaser, wurden „Glasers Annalen“ während einer
langen Reihe von Jahren von dem Kgl. Baurat L. Glaser
erfolgreich weitergeführt und sind nach dessen Tode in die Hände seines Sohnes, des
Dr. Ing. L. C. Glaser, des jetzigen Herausgebers,
übergegangen.