Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 286 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau
Aus der Frankenthaler Maschinen- und Metallindustrie,
1. Die Akt.-Ges. Kühnle, Kopp & Kausch, Frankenthal
(Pfalz) entstand aus der Vereinigung von drei Frankenthaler Fabriken, die im Jahre
1899 erfolgte; und zwar aus der Kühnleschen
Maschinenfabrik, die 1842 begründet worden war, der Dampfkesselschmiede Hans Kopp, die aus der Mitte der 50er Jahre stammte, und
der Frankenthaler Kesselschmiede Vellhuysen & Co., die in den ersten 70er Jahren errichtet worden war
und deren Inhaber zuletzt der Ingenieur Rudolf Kausch
gewesen ist. Die Werke lagen zunächst in verschiedenen Stadtteilen, wurden dann in
umfangreichen Neubauten vereinigt und aufs Modernste eingerichtet. Im Februar 1916
wurde die Elektra-Dampfturbinen G. m. b. H. angegliedert. Das letzte Geschäftsjahr hat
einschließlich Vortrag einen Bruttogewinn von 981800 M und einen Reingewinn von
559800 M abgeworfen, und es wurde eine Dividende von 10 v. H. verteilt. Die Bilanz
macht einen sehr günstigen Eindruck. Wir haben darin 1250000 M Anlage werte neben
3170000 M Betriebsmittel. Debitoren im Betrage von 647100 M stehen 1020000 M
Kreditoren und Auszahlungen gegenüber. Bei einem Aktienkapital von 1500000 M
verfügte die Gesellschaft über 773100 M offene Reserven. Die eigenen Mittel,
Aktienkapital und offene Reserven, machen zusammen 2270000 M aus. Daneben stehen
1410000 M fremde Mittel, Kreditoren mit Anzahlungen und Obligationen.
2. Die Schnellpressenfabrik Frankenthal Albert & Cie. Akt.-Ges. ist aus ganz kleinen Anfängen entstanden,
heute aber die größte Fabrik ihrer Branche. Der Grund zu dem Unternehmen wurde von
dem Mechaniker Andreas Albert gelegt. Schon im Jahre 1862
war aus der Firma die erste Frankenthaler Schnellpresse hervorgegangen. Andreas Albert starb 1882; an seine Stelle trat als
Teilhaber der Firma Jean Ganss. Von da ab nahm die Fabrik
einen ungeahnten, immer größeren Aufschwung bis in die neueste Zeit hinein. Jean Ganss, inzwischen Kommerzienrat geworden, ist noch
heute erster Direktor der Gesellschaft. Jedes neue Jahr brachte der Fabrikation eine
neue Type von Maschinen. Im Jahre 1889 wurde das Unternehmen in eine
Aktiengesellschaft mit 1100000 M Kapital umgewandelt. Das Jahr 1909 sah die
zehntausendste Maschine fertig in der Fabrik stehen, und der jährliche Umsatz hatte
nahezu 5000000 M erreicht bei einem Aktienkapital, das inzwischen auf 2500000 M
gebracht worden war. Unzählige erste Auszeichnungen hat die Gesellschaft auf den
Ausstellungen erlangt. Die Gesellschaft ist heute die bedeutendste
Druckmaschinenfabrik der Welt und hat den Ruhm dieses Zweiges unserer Industrie über
den ganzen kultivierten Erdball getragen. Die finanzielle Entwicklung war sehr
befriedigend. Der letzte uns vorliegende Abschluß (der neueste muß in Kürze
herauskommen) zeigte einen Bruttogewinn einschließlich Vortrag von 1240000 M und
einen Reingewinn von 504000 M; es wurde eine Dividende von 10 v. H. verteilt. Die
offenen Reserven beliefen sich auf 1630000 M. Die Anlagen waren stark, nämlich auf
300000 M heruntergeschrieben bei einem Anschaffungspreise von etwa 5000000 M. Neben
den 300000 M Anlagewerten standen 7850000 M Betriebsmittel. Aktienkapital und
Reserven machten zusammen 4 130 000 M aus, und daneben hatte man 3070000 M fremde
Mittel, Schuldverschreibungen und Kreditoren. Recht erheblich sind auch die
Wohlfahrtseinrichtungen der Gesellschaft.
3. Das größte Werk unter den hier betrachteten
Unternehmungen ist die Klein, Schanzlin & Becker Akt.-Ges. Es wurde im Jahre 1871 von dem damaligen
Ingenieur Joh. Klein, der aus der Kühnleschen Maschinenfabrik in Frankenthal hervorgegangen war, sowie den
Herren Schanzlin und Becker
mit einem Kapital von 17000 Gulden errichtet. Alleiniger Leiter des Werkes war Herr
Klein, und zwar bis 1906. Im Gründungsjahr beschäftigte die Fabrik zwölf Arbeiter.
Sie befaßte sich hauptsächlich mit der Herstellung von Armaturen; später nahm sie
auch die Spezialität Pumpen auf. Im Jahre 1887 wurde die Gesellschaft in die
Aktienform übergeführt. Vor dem Kriege war die Arbeiterzahl mit Beamten schon auf
1700 gestiegen; heute zählt sie mit ihrer Filiale in Pirmasens 4000 Mann. Außerdem
arbeitet sie mit der Firma Cornelius Heyl in Worms in
Interessengemeinschaft. Das Aktienkapital beläuft sich auf 3000000 M. Die Aktien
haben an der Frankfurter Börse einen Kurs. Von den Fabrikaten der Gesellschaft sind
manche über die ganze Welt vorgedrungen. Besonders sind die Rückkühlungen für
Kondensationsanlagen zu erwähnen.. An der Spitze der Gesellschaft steht seit 1906
der Bruder von Herrn Joh. Klein, Herr Direktor Jakob Klein, der früher für die Firma längere Jahre in
England tätig war und unter dessen Leitung das Werk an Ausdehnung um das Fünffache
zugenommen hat. Der Gründer der Firma, der heutige Kommerzienrat Joh. Klein, ist Vorsitzender des Aufsichtsrates der
Gesellschaft, in dem auch die Pfälzische Bank und die Darmstädter Bank vertreten
sind. Das letzte Geschäftsjahr, für das uns der Abschluß vorliegt (der neueste ist
noch nicht erschienen), zeigte einen Bruttogewinn von 3980000 Mark und einen Reingewinn
von 806400 M, beide Male einschließlich Vortrag, und es wurde eine Dividende von 12
v. H. verteilt. Die Abschreibungen wurden auf 809600 M bemessen bei dann noch
bleibenden Anlagewerten von 1840000 M. Die Dividende erforderte einen Betrag von
360000 M, während die Bilanz ein Bankguthaben von 932 800 M enthielt neben 630000 M
Effekten.
4. Auch die Maschinenbau-Akt.-Ges. Balcke müssen wir an
dieser Stelle erwähnen. Die Balcke-Gesellschaft ist nämlich hervorgegangen aus der Vereinigung der Firmen Balcke & Co. in Bochum und
Bettinger & Balcke in
Frankenthal. Die Balcke-Gesellschaft hat ihren Sitz in Bochum. Dort befinden sich
die Zentralleitung mit ausgedehnten Konstruktionsbureaus sowie Werkstätten für
Kühlanlagen. In Frankenthal werden Pumpen und die zugehörenden Armaturen
hergestellt. Die Balcke-Gesellschaft hat durchschnittlich stattliche Dividenden
verteilt. Das letzte Geschäftsjahr erbrachte einschließlich Vortrag einen
Bruttogewinn von 1400000 M und einen Reingewinn von 609800 M, woraus eine Dividende
von 14 v. H. verteilt wurde. Es war dazu ein- Betrag von 350000 M erforderlich,
während die Bilanz allein an Bankguthaben 717400 M enthielt neben 732300 M
Wertpapieren. Die Anlagewerte waren bis auf 1220000 M heruntergeschrieben worden.
Ihnen standen 4560000 M Betriebsmittel gegenüber.
5. Die Gußwerke Akt.-Ges. Frankenthal sind hervorgegangen
aus der Eisenhütte Frankenthal. Die Fabrikation erstreckt sich auf Rohgußstücke bis
25000 kg Stückgewicht, in der Hauptsache für den Dampfturbinenbau sowie für die
elektrische und die chemische Industrie. In der Metallgießerei werden Stücke für
alle Verwendungszwecke hergestellt. Das Werk beschäftigt jetzt 220 Arbeiter. Das
letzte Geschäftsjahr erbrachte einen Bruttogewinn von 144800 M und einen Reingewinn
von 23400 M, und es wurde eine Dividende von 6 v. H. verteilt. Die Debitoren stehen
mit 134500 Mark zu den Kreditoren mit 156200 M in normalem Verhältnis. Die
Gesellschaft, das kleinste unter den Frankenthaler Werken, hatte nach Kriegsausbruch
schwer zu leiden, hat sich aber rasch erholt und ist heute für die Kriegsindustrie
wieder stark beschäftigt.
Ueberhaupt hatten die vorstehend genannten Frankenthaler Werke, wie die gesamte
Industrie auf dem linken Rheinufer, durch den Kriegsausbruch unter bedeutenden
Betriebsstörungen zu leiden. Nach Ablauf des ersten Kriegshalbjahres war aber die
Beschäftigungslosigkeit schon wieder beseitigt. Die Fabriken haben sich auf die
Erfordernisse der Kriegswirtschaft eingerichtet und genügend Aufträge hereingeholt.
Die Zahl der beschäftigten Personen ist von 5200 vor dem Kriege nun auf über 8000
gestiegen, und die Erträge haben sich den Friedensergebnissen wieder stark genähert.
So beobachten wir auch hier die unverwüstliche Tatkraft und Elastizität, die wir in
diesem Kriege an der ganzen deutschen Industrie zu bewundern gehabt haben.
Theorie des mechanischen Fluges. In der D. p. J. Bd.
332 S. 124 besprochenen Theorie des mechanischen Fluges wird ausgeführt, daß die
bisherigen Flugtheorien sich auf ein hypothetisch inkompressibles Flugmittel, nicht
aber auf Luft beziehen, die keine inkom-pressible Flüssigkeit, sondern ein sehr
leicht verdichtbarer Körper sei. Nach der neuen Theorie ist es notwendig, die
Verdichtbarkeit des Flugmittels schon in den ersten Gleichungen zu berücksichtigen.
Eine Platte, deren Querschnitt F m2 und deren Gewicht G
kg beträgt, kann demnach in der Luft schwebend gehalten werden, wenn dem Gewicht G ein von unten auf die Flächeneinheit wirkender Druck
p der Luft das Gleichgewicht hält. Dann ist
p=\frac{G}{F}. Der Druck p entspricht einer Luftsäule
h=\frac{p}{\gamma} und die Höhe h bestimmt sich aus der
Luftgeschwindigkeit v, die angenähert durch die
Gleichung v=\sqrt{2\,g\,h} bestimmt ist.
Textabbildung Bd. 332, S. 287
Dieser Darstellungsart wird in der Zeitschrift des österr. Ingenieur- und
Architektenvereins 1917 Heft 9 widersprochen und darauf hingewiesen, daß das gleiche
Schlußergebnis auf Grund der bekannten Umlenkungs-theorie eines Luftstrahles
erhalten wird. Wird eine Platte P durch einen auf diese
mit der Geschwindigkeit v auftretenden Luftstrahl,
entsprechend der Abbildung, in Schwebe gehalten, so bildet sich unmittelbar vor der
Platte ein mit wirbelnder Luft angefüllter Totraum, während der auf die Platte
auftreffende Luftstrahl eine Ablenkung von nahezu 90° erfährt. Der auf die Platte
P übertragene Umlenkungsdruck d G bestimmt sich dann nach der Gleichung:
d G × t =
d M (v1 sin α1
– v2 sin α2),
wobei dM die durchströmende
Luftmasse bedeutet, die in der Zeit t vom Punkt 1 zum Punkt 2 gelangt.
Bezeichnet dQ die sekundliche Luftmenge, dann wird
d\,G=\frac{d\,Q\,\gamma}{g}\,(v_1\,\sin\,\alpha_1-v_2\,\sin\,\alpha_2).
Annäherungsweise ist v = v1 = v2, α1 = 90 ° und α2 = 360 °, dann
wird
d\,G=\frac{d\,Q\,\gamma}{g}\,v und G=\frac{Q\,\gamma}{g}\,v.
Ist Q = F
v, dann wird die Platte P durch einen von
unten wirkenden Luftstrom getragen und das Schweben der Platte wird infolge eines
Druckunterschiedes zwischen Ober- und Unterseite erhalten, der an der Unterseite
um einen Betrag pu
größer ist als in der ungestörten Atmosphäre. An der Oberseite ist der Druck um
einen entsprechenden Betrag pu kleiner, und zwar kann angenommen werden, daß p_0=p_u=\frac{p}{2} ist. Es wird
somit je die Hälfte des Gewichtes der Platte von der auf der Unterseite durch
Verdrängung abgelenkten beziehungsweise von der auf der Oberseite sich wieder
schließenden Luftströmung getragen. Mit dieser Annahme wird G=\frac{F\,\gamma}{2\,g}\,v^2, eine
Beziehung, die der anfangs erwähnten Gleichung v=\sqrt{2\,g\,h} entspricht. W.
Die Aluminiumindustrie in den Vereinigten Staaten. Die
französische Zeitschrift Journal du four electrique bringt in ihrer Ausgabe vom 1.
Juni einen bemerkenswerten Bericht über den derzeitigen Stand und die
voraussichtliche Entwicklung der amerikanischen Aluminiumindustrie, aus dem die
Besorgnis spricht, daß diese Entwicklung zu einer gefährlichen Bedrohung der
europäischen – besonders der französischen – Aluminiumerzeuger führen könne.
Im Jahre 1914 wurden 7464 t Aluminium in die Vereinigten Staaten eingeführt, und zwar
stammte hiervon der größte Teil aus Kanada, dann folgen in der Reihenfolge ihrer
Bedeutung: die Schweiz, Frankreich, Groß-Britannien, Deutschland, Oesterreich-Ungarn
und Norwegen. Infolge des Krieges sank die Einfuhr 1915 auf 6173 t, von denen mehr
als die Hälfte von Kanada geliefert wurden. Die Einfuhr aus der Schweiz betrug nur
noch etwa 10 v. H. der vorjährigen Menge.
Einfuhr von Aluminium in die Vereinigten Staaten
Ursprungsland
1913t
1914t
1915t
Oesterreich-UngarnBelgienFrankreichDeutschlandItalienHollandNorwegenPortugalSchweizEnglandKanadaAndere
Länder
462 378 1170 3770 326 219 173– 470 2190 3050–
590 1041175 740 3– 532–1185 9552180–
120 88 815 5–– 830 2 120 7103480 3
Insgesamt
12208
7464
6173
Nach obiger Zusammenstellung sind die Einfuhrmengen stetig und schnell gesunken, und
vom Standpunkt der europäischen Aluminiumwerke wäre nur zu wünschen, daß sich nicht
eines Tages das Verhältnis ganz umkehrt und die Vereinigten Staaten nach Europa zu
exportieren beginnen.
Bisher war die amerikanische Aluminiumausfuhr nicht bedeutend; sie ist allerdings von
400 t im Jahre 1910 auf 1600 t im Jahre 1915 gestiegen.
Obwohl die großen kanadischen Werke der Northern
Aluminium-Company in Shawinigan Falls vollständig in den Dienst der
englischen Kriegführung gestellt wurden, ist eine Verringerung der sichtbaren
Vorräte an Rohmetall und Schrot nicht eingetreten, weil der Ausfall durch die
gesteigerte Erzeugung der Aluminium-Company of America
vollkommen ausgeglichen wird; diese betrug:
1910
5436 t
1911
12684 „
1912
18120 „
1913
29445 „
1914
40770 „
1915
45300 „
1916
50000 „
1917
60000 „ (geschätzt)
Die Erweiterung der Aluminiumproduktion bedingt natürlich einen entsprechenden
Mehrverbrauch an Bauxit und Tonerde.
1916 hat die Bauxitförderung in den Vereinigten Staaten den Betrag von 425000 t
erreicht, das bedeutet eine Steigerung um 43 v. H. gegenüber 1915. Für die Staaten
Georgia und Alabama beträgt die Steigerung sogar 86 v. H. Die ergiebigsten Vorkommen
liegen in Arkansas und Tennessee, wo 1916 nicht weniger als 379000 t gefördert
wurden.
Eingeführt wurde Bauxit aus Frankreich und Guyana. Obwohl Bauxit französischen
Ursprungs früher den weitaus größten Teil der amerikanischen Einfuhr ausmachte, hat
der Krieg den Versand des französischen Rohstoffs jetzt vollkommen zum Stillstand
gebracht.
Die Aluminium-Company of America besitzt zwei große
Tonerdefabriken und baut zurzeit eine dritte in der Nähe von Baltimore, in der
Bauxit aus Englisch-Guyana verarbeitet werden soll. Die Tonerde wird an die
Aluminiumfabriken in Maryville (Tennessee) und Whitney (Nord-Carolina) geliefert,
während die großen Tonerdewerke in Illinois die Aluminiumfabriken in Niagara Falls,
Massena und Shawinigan Falls versorgen.
Professor Richards schätzt in The Mineral In-dustry, daß
die Aluminiumerzeugung Nordamerikas im Jahre 1925 mindestens 325000 t erreichen
wird. Vielleicht ist diese Zahl etwas hoch gegriffen; sicher ist aber, daß die
Vereinigten Staaten Ende dieses Jahres bei einer Leistungsfähigkeit von jährlich
100000 t angelangt sein werden.
Die Aluminium-Company of America hat eine glänzende
Entwicklung genommen. Sie ist aus der vor etwa 30 Jahren gegründeten Pittsburgh Reduction Company hervorgegangen, in deren
Werk zu New Kensington es Hall zum ersten Male gelang, einen Aluminiumblock
herzustellen.
Die bereits erwähnte Aluminiumfabrik dieser Gesellschaft in Whitney wird demnächst
erheblich vergrößert werden im Zusammenhang mit der Erschließung der Wasserkräfte
des Yadkin-Flusses, der angeblich 100000 PS liefern soll.
Außerdem ist die Errichtung eines Riesenwerkes in Long Sault geplant, wo der Aluminium-Company of America
aus den Stromschnellen des Lorenzstromes 800000 PS (?) zur Verfügung stehen werden,
sobald die kanadische Regierung ihren bisherigen Widerstand gegen die Nutzbarmachung
der Stromschnellen von Long Sault aufgegeben haben wird. Das französische Blatt
hofft im Interesse der europäischen Aluminiumindustrie, daß dies noch recht lange
dauern möge.
Es ist jetzt noch nicht an der Zeit, über Deutschlands künftigen Anteil an der
Aluminiumerzeugung zu sprechen. Soviel kann aber wohl schon jetzt gesagt werden, daß
wir auf eine Einfuhr von amerikanischem Aluminium in Deutschland nicht angewiesen
sein werden.
Hbg.
–––––
Ankererwärmung von Bahnmotoren. In der E. T. Z. 1917 Heft
26 weist Adler darauf hin, daß die Erwärmung eines
gegebenen Bahnmotors sehr verschiedenartig sich gestaltet, je nachdem es sich um
Betriebe mit kleinen oder mit großen Haltestellen-Entfernungen handelt. Er führt
insbesondere das frühzeitige Brüchigwerden der Ankerspulenisolation auf zu große
Temperatursteigerung im Ankerkupfer zurück, die als Folge ungenügender Beachtung des
genannten Umstandes bei der elektrischen Dimensionierung der Motoren auftritt.
Auffallenderweise zeigen sich modernste Wendepolmotoren in dieser Hinsicht für kurze
Entfernungen (unter 250 m) den alten Motoren ohne Wendepole unterlegen. Die
Wendepole an sich sind an dem Uebel zwar unschuldig; der Grund ist lediglich in der
bei solchen Motoren üblichen hohen Belastung des Ankerkupfers, die ja auch Vorteile
bietet, zu suchen, die eben erst durch die Anwendung von Kommutierungspolen
ermöglicht wird. Die Abbildung zeigt die Schaulinien der Kupfer- und der
Eisenverluste von zwei gleich großen Motoren der beiden Gattungen. Bei einer
angenommenen Last von 85 Amp. würden sich für den Anker die Kupferverluste zu den
Eisenverlusten verhalten wie 0,8 beim Motor ohne Wendepole und 2,7 beim Motor mit
solchen.
Der Verfasser hat nun unter Zugrundelegung eines gleichen quadratischen Strommittels
die Fahrdiagramme für verschiedene Haltestellenentfernungen aufgestellt. In welch
hohem Maße letztere das Ergebnis beeinflußen, zeigt nachstehende Tabelle.
Halfe-stellenent-fernung
Kupfer-verluste
Eisen-verluste
Ver-hältnisKupfer/Eisen
Motor ohneWendepole
300 m150 m
319578
645149
0,493,88
Motor mitWendepole
300 m150 m
552324
248496
2,230,65
Das Ergebnis ist leicht erklärlich. Durch das häufige Anfahren bekommt der Motor
einen starken Ueberstrom, wobei die Kupferverluste entsprechend t2r rasch ansteigen. Die Drehzahl des Ankers und
infolgedessen die Eisenverluste sind klein im Durchschnitt; kaum ist der Motor
auf höhere Drehzahl gekommen, muß er wieder abgeschaltet werden. Bei langen
Fahrstrecken, die der Motor dann mit annähernd gleichförmiger Geschwindigkeit
durchläuft, wird dagegen das Eisen dauernd hoch beansprucht. Der aufgenommene Strom
ist ein Minimum, die Kupferwärme dementsprechend. Ist nun der Motor für den
letztbetrachteten Betriebsfall berechnet, wird er aber trotzdem für kurze
Fahrstrecken verwendet, so müssen sich im Kupfer der besonders reichlich isolierten
Bahnmotoren beträchtliche Temperatursteigerungen einstellen. Da das Ankereisen
verhältnismäßig kühl bleibt, entsteht an benachbarten Stellen allerdings ein
beträchtliches Temperaturgefälle, ohne daß indessen dieses den durch die Hitze
veranlaßten Ausdörreffekt in der Spulenisolation ausreichend hindern könnte.
Textabbildung Bd. 332, S. 289
Die nach den V. D. E.-Normalien vorgeschriebene Thermometermessung bemängelt der
Verfasser mit Recht. Es mag vielleicht noch möglich sein, trotz des bei Bahnmotoren
schwer zugänglichen Motorinnern mit dem Thermometer an das Ankerblechpaket heran zu
kommen. Keineswegs ist aber auf diese Weise die viel wichtigere Kupfertemperatur zu
ermitteln. Dafür wird Widerstandsmessung vorgeschlagen, die bei den vorkommenden
Widerstandswerten noch genügend genau durchgeführt werden könnte. Beim Ansetzen der
Meßtaster können Fehler zwar dadurch entstehen, daß sie nicht genau die Polteilung
umfassen, dieser, Fehler kann aber leicht so klein gehalten werden, daß er innerhalb
der Meßgrenzen liegt. Eine Differenz von einer bis drei Lamellen stört noch nicht
wesentlich. Der Verfasser schlägt vor, doppelpolige Taster (für Strom und Spannung)
zu verwenden, die an Stelle der herausgenommenen Kohlenbürsten in die Bürstenhalter
eingeschoben werden. Diese Einrichtung ist zwar nicht neu, aber jedenfalls recht
empfehlenswert.
Rich. Müller.
Federschlagkörner. Der in der Abbildung dargestellte
Federschlagkörner wird besonders im Präzisionsmaschinenbau gern verwendet. Ein
Hammer ist bei seiner Benutzung nicht mehr erforderlich. Er kann infolgedessen auch
an sonst nicht zugänglichen Stellen angesetzt werden, er gestattet ein sehr genaues
Arbeiten, da nicht nur beide Hände für ihn zur Verfügung stehen, sondern auch die
Rückwirkung durch die den Hammer schwingende Hand fortfällt. Auch ist es möglich,
mit den Augen ungehindert auf eine geeignete Sichtweite heranzugehen. Statt eines
Körners können auch beliebige andere Werkzeuge eingesetzt werden.
Die Wirkungsweise des Federhammers ist kurz folgende:
Textabbildung Bd. 332, S. 290
Die Körnerspitze ist auf den vorgemerkten Punkt gesetzt und wird durch die den Hammer
bei C haltende Hand kräftig angedrückt. Der unter der
Wirkung einer Feder H exzentrisch zur Stempelachse B gerückte Steuerring E
sitzt, wie ersichtlich, auf der Ecke des Stempels auf und überträgt den Handdruck
auf den Hammerbär A, der unter Spannung der Feder F zusammen mit den Teilen B und E zurückgeht. Die Bohrung der Hülse D ist unten weiter als oben. Der Steuerring E wird nach Zurücklegung eines bestimmten Weges von der
kleineren Bohrung gefaßt und von ihr aus seiner exzentrischen Lage in eine zentrisch
zur Stempelachse übergeführt. Dieser Augenblick ist in der Abb. 2 dargestellt. Der
Steuerring hat seinen Sitz auf dem Stempel B verloren
und der Bär kann nunmehr ungehindert auf den Stempel herabschnellen (Abb. 3). Die Schlagkraft
wird durch Veränderung der Federspannung beim Verstellen des Kopfes C auf der Hülse D
geregelt. (Werkzeugmaschine Heft 10.)
Rich. Müller.
–––––
Die Beleuchtung von Schul- und Arbeitsräumen. (Nach einem
Vortrage von W. Bertelsmann anläßlich der 9. ordentlichen
Mitgliederversammlung der Deutschen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft am 3. II.
1917.)
Der Vortragende berichtete über eine größere Reihe in den letzten Jahren bei den
Berliner städtischen Gaswerken durchgeführter Messungen, die die Innenbeleuchtung
von Schul- und Arbeitsräumen zum Gegenstand hatten. Zu diesem Zwecke wurden
verschiedene Lichtquellen in verschiedenen Anordnungen und nach Möglichkeit auch in
verschiedenen Räumen geprüft. Als Lichtquellen dienten in allen Fällen
ausschließlich Gasglühlichtlampen, die als stehendes und hängendes Licht Verwendung
fanden. Es wurde sowohl die unmittelbare Beleuchtung wie auch die halb- und
ganzzerstreute Beleuchtung geprüft.
Die Mehrzahl der Versuche wurde in einem frisch geweißten Schulzimmer von 9,4 × 6,2 =
rund 58 m2 Grundfläche und 4,15 m Höhe ausgeführt.
Bei zwei weiteren Meßreihen wurde auch die Beleuchtung in an deren Räumen, nämlich
einem kleineren von 30,8 m2 Fläche und einem
größeren von 168 m2 Fläche, untersucht. In
sämtlichen Fällen wurde die wagerechte Beleuchtung in Tischhöhe gemessen.
Die benutzten Lampen waren von verschiedener Art und Zahl; auch ihre Anordnung in den
Räumen wechselte nach Verteilung und Lichtpunkthöhe (Abstand der Glühkörpermitte von
der Meßfläche). Die wesentlichen Einzelheiten darüber gibt die folgende Tabelle;
bezüglich weiterer Angaben muß auf die ausführliche VeröffentlichungElektrotechn. Zeitschrift Bd. 38, 1917, S. 282
und 321. verwiesen werden. Die Zahlen der Aufstellung geben für
die verschiedenen Beleuchtungsarten den stündlichen Gasaufwand in Litern, den
Lichtaufwand in HK0 der nackten Lampen ohne Schirm
und die erzielte mittlere Beleuchtungsstärke in Lux wieder. In den drei letzten
Spalten sind der Gas- bzw. Lichtaufwand für 10 Lux und 1 m2 und der Gleichmäßigkeitsgrad aufgeführt.
Zur Erläuterung sei noch bemerkt, daß unter Deckenbeleuchtung eine solche Anordnung
der Lichtquelle verstanden ist, bei der die Lichtpunkthöhe über der Meßfläche sehr
hoch gewählt wurde, so daß der Abstand des Lichtpunktes von der Decke zum Beispiel
nur 41 cm betrug.
Die Tabelle zeigt, daß zur Erzielung einer mittleren Beleuchtung von 10 Lux für 1
m2 bei der unmittelbaren Beleuchtung der
geringste, bei der zerstreuten Beleuchtung der größte Lichtstrom notwendig ist. Beim
Gasaufwande dagegen bleibt diese Reihenfolge nicht bestehen, vielmehr macht sich
dort die Ueberlegenheit des Hängelichtes so stark geltend, daß auch das unmittelbar
wirkende Stehlicht mit Schirm hinter das halbzerstreute Hängelicht zurücktritt. Von
den verschiedenen Anordnungen
Beleuchtungsart
Gesamtaufwand an
Mittlere
Be-leuchtungs-stärkeLux
Aufwand f. 10 Lux u. 1 m2 an
Gleichmäßig-keitsgrad
Gasl
LichtHKJ0
Gasl
LichtHKJ0
1. Unmittelbares
Licht
a) Stehlicht
Zwei Starklichtlampen ohne Schirm
1020
630
30,8
5,72
3,53
1,61
Vier Auerbrenner mit Schirm
510
250
19,8
4,44
2,18
3,41
b) Hängelicht
Zwei Kronleuchter, Klarglas
667
580
40,2
2,86
2,49
3,02
Zwei Kronleuchter, Milchglas
667
420
29,2
3,94
2,48
4,18
Neun tiefhängende Brenner mit Schirmen
620
520
54,0
1,98
1,66
5,08
Deckenbeleuchtung, Klarglas mit Schirm
667
580
50,7
2,27
1,97
1,99
„ Milchglas mit Schirm
667
420
35,3
3,25
2,05
1,83
„ Klarglas ohne Schirm
667
580
41,2
2,79
2,43
1,67
„ Milchglas ohne Schirm
667
420
32,2
3,58
2,25
1,72
2. Halbzerstreutes
Licht
Stehlicht
1020
630
33,1
5,32
3,28
2,06
Hängelicht
667
580
29,9
3,85
3,34
3,33
3. Völligzerstreutes Stehlicht
Einflammige Lampen
1020
630
27,0
6,52
4,03
1,72
Zweiflammige Lampen
780
320
12,2
11,03
4,53
2,13
Dreiflammige Lampen
720
380
15,6
7,90
4,20
1,88
4. Deckenbeleuchtung mit Starklicht
Raum von 30,8 m2 Fläche, L.
P. 2,3 m
430
430
79,3
1,76
1,76
1,42
Raum von 168 m2 Fläche, L
P. 3,49 m
2410
2410
78,2
1,83
1,83
1,30
des Hängelichtes hat zwar die mit tiefhängenden Brennern den
geringsten relativen Gasverbrauch, zeigt aber zugleich von allen Beleuchtungsarten
die größte Ungleichmäßigkeit. Besonders günstig erscheint die Deckenbeleuchtung, bei
der noch außerdem die beste Gleichmäßigkeit erzielt wird.
Für die Praxis zog der Vortragende daraus den Schluß, daß man tunlichst
Deckenbeleuchtung durch Hängelicht benutzen soll. Die Frage, ob man Schirme
verwendet, und ob man die Lampen mit Milch- oder Klarglas versieht, läßt sich nur
von Fall zu Fall durch den Versuch entscheiden und ist nach dem Grade der
Schattenbildung zu beurteilen. Die Anwendung von Klargläsern mit Milchglasschirm ist
beleuchtungstechnisch vorzuziehen, da diese Ausrüstung die höchste Ausbeute ergibt.
Nur für den Fall, wo ein völlig schattenloses Licht gewünscht wird, hielt der
Vortragende das unwirtschaftliche völlig zerstreute Licht für am Platze, bei dem man
mit einer Reihe von Nachteilen, wie der Abhängigkeit vom Zustande des
Deckenanstriches, dem Verstauben der Schirme und der umständlichen Bedienung, zu
rechnen hat. Dem halbzerstreuten Licht erkannte er, bis auf Ausnahmefälle, keine
Daseinsberechtigung zu.
Im Anschluß an die Meßergebnisse berichtete der Vortragende über das Verhältnis der
gefundenen Werte zu denen, die sich durch Rechnung ergeben. Er zeigte, wie weit die
Berechnung infolge des Einflusses der Rückstrahlung der Decke falsche Werte liefern
kann. Die Rückstrahlung wurde bei der Deckenbeleuchtung, wo sie naturgemäß am
stärksten ist, zu 20 bis 25 v. H. ermittelt. Auch die Rückstrahlung von den Wänden
hat einen ähnlichen, wenn auch wesentlich geringeren Einfluß.
Der Vortragende diskutierte endlich verschiedene in den einschlägigen Handbüchern für
Beleuchtungsberechnungen angegebene Formeln und kam dabei zu dem Schluß, daß solche
Formeln mehr oder weniger ungenügend seien. Er vertrat im Anschluß daran die
Anschauung, daß überhaupt der Mindestbeleuchtung gegenüber der mittleren Beleuchtung
eine größere Wichtigkeit beizumessen sei, und erläuterte im einzelnen, wie eine
Beleuchtungsberechnung unter Zugrundelegung der Mindestbeleuchtung auszuführen
sei.
Der Vortrag gab Anlaß zu einer eingehenden Aussprache, bei der besonders die
Berechtigung des ganz- und halbzerstreuten Lichtes diskutiert wurde. Ferner sprachen
sich einige der Redner gegen die Beurteilung der Beleuchtung eines Raumes nach dem
Mindestwert aus. Sie hielten die mittlere Beleuchtung in Verbindung mit dem
Ungleichförmigkeitsgrad für dafür besser geeignet.
Dr. A. Meyer.
–––––
Asbestisolierung. In Heft 23 und 24 der Zeitschrift des
Vereins deutscher Ingenieure teilt Fr. Bayer die
Ergebnisse beachtenswerter an Asbestmatratzen vorgenommener Versuche mit. Bei ihnen
handelte es sich vor allem darum, die Wechselwirkung zwischen dem aufgewendeten
Füllstoff und der Dicke von Weiß- und Blauasbestkissen festzustellen, bzw.
prozentual verschieden gefüllte Matratzen von derselben Stärke miteinander zu
vergleichen. Es wurde daher in erster Linie der Wirkungsgrad \eta=\frac{t_1-t_2}{t_1} bestimmt, wo t2 die Temperatur in
einem Raume ist, der von einem anderen, wärmeren Raume mit der Temperatur t1 durch eine
Asbestmatratze isoliert ist. Ferner ermittelte Bayer die
spezifische Stopfung und den spezifischen Wirkungsgrad. Er definiert diese Werte in
folgender Weise. Bezeichnet man mit Q den Bruch \frac{\mbox{Gewicht}}{\mbox{Fläche}} der Matratze und mit d deren Dicke, so wäre das scheinbare spezifische
Gewicht \gamma_1=\frac{Q}{d}. Den Wert 1-\frac{\gamma_1}{\gamma_2} könnte man Porigkeitsgrad nennen, wenn γ, das wirkliche spezifische Gewicht ist. Die
spezifische Stopfung sa
setzt Bayer nunmehr gleich \frac{\mbox{Gewicht}}{\mbox{Fläche}\,\times\,\mbox{Dicke}\,\times\,\mbox{Porigkeitsgrad}}, wahrend der
spezifische Wirkungsgrad ηa sich ergibt, wenn man η durch sa teilt. Die in der
Abbildung gezeigte Versuchseinrichtung bestand aus einem Unterkessel a, in den durch die Schlitze e aus dem Kupferkessel d warme Luft eintrat,
die vom Einlaß f kommend den Unterkessel bei g verließ. Auf die Randplatte c wurde die zu untersuchende Matratze gelegt. Der über ihr befindliche
Oberkessel b konnte durch isolierte Schrauben fest mit
dem Unterkessel verbunden werden. Letzterer sowie der äußere Zwischenraum zwischen
den Randplatten waren gleichfalls isoliert. Die durch Anheizen mittels
Bunsenbrenners hergestellten und während desselben Versuchs mit Hilfe eines kleinen
Heizflämmchens auf der erreichten Höhe gehaltenen Temperaturen im Unterkessel lagen
zwischen 60 und 300° C. Sie wurden ebenso wie die des Oberkessels durch
Quecksilberthermometer bestimmt, und zwar fanden die Messungen unmittelbar über und
unter dem Versuchskörper statt. Der Gleichgewichtszustand trat selbst bei den
stärksten Matratzen nach 70 Minuten ein. Die hauptsächlichsten Ergebnisse sind
folgende: Der Wirkungsgrad η sinkt bei loserer Stopfung
nicht in dem Maße wie der Aufwand an Füllstoff abnimmt. Der spezifische Wirkungsgrad
ηa nimmt vielmehr
bei geringerer spezifischer Stopfung sa bedeutend zu. Es empfiehlt sich daher die
Verwendung dicker, lose gestopfter Kissen. Der Unterschied zwischen der
Isolierfähigkeit von Weiß- und Blauasbestmatratzen ist gering. Der Wirkungsgrad von
Kissen sowie von gleichfalls zur Untersuchung gelangten Pappscheiben steigt mit
wachsender Temperatur im Unterkessel anfangs stark, um sich sodann asymptotisch
einem Grenzwerte zu nähern. Dieser ist bei Matratzen etwa 78 v. H. und liegt bei
Pappen ungefähr 9 v. H. tiefer.
Textabbildung Bd. 332, S. 292
Schmolke.
Textabbildung Bd. 332, S. 292
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 332, S. 292
Abb. 2.
Textabbildung Bd. 332, S. 292
Abb. 3.
Ueber Lehren. In Heft 12 der Werkstattstechnik gibt Fr.
Schulz einige bemerkenswerte Ratschläge bezüglich der Herstellung von Lehren, zu
deren Anfertigung die Beschaffung von Spezialeinrichtungen nicht lohnt. Als der
geeignetste Stoff ist Einsatzstahl zu betrachten, da einerseits ungehärtete Lehren
völlig unbrauchbar, andererseits vollständig durchgehärtete Lehren wegen des oftmals
erforderlichen nachträglichen Richtens nicht erwünscht sind. Bei dem durch das
Einsatzverfahren gewonnenen Stahl ist es nämlich möglich, die Härtung auf eine
wenige Zehntel Millimeter starke Oberflächenschicht zu beschränken. Der Kern bleibt
weich, und das Richten macht daher keine Schwierigkeiten. Blankgezogenes Eisen wirft
sich bei der Bearbeitung leichter als rohes. Man verwendet daher zur
Lehrenfabrikation meist das letztere. Es wird zunächst in Stücken von 0,5 bis 1 m
Länge auf die gewünschte Stärke gehobelt. Dann arbeitet man mehrere gleichartige
Lehren vor, d.h. man bestreicht den nach dem Hobeln auf Länge geschnittenen Stahl
mit Kupfervitriol und reißt mit einer scharfen Nadel die Umrisse des Werkzeuges an.
Auf diesem Wege kennzeichnet man zum Beispiel bei der in der Abb. 1 gezeigten Lehre die Form des Griffes. Dieser
kann hierauf nach Anfertigung einer Schablone auf einer Kopierfräsmaschine
hergestellt werden. Da man wohl mindestens drei Lehren gleicher Art anfertigen muß,
deren eine in der Werkstatt. Verwendung findet, während die andere zur Ueberwachung,
die dritte als Ersatzlehre gebraucht wird, bohrt man das in der Mitte des Griffes
sichtbare Loch, das zunächst zur Befestigung beim gleichzeitigen Fräsen mehrerer
Stücke, später zum Aufhängen der fertigen Werkzeuge dient. Auch ein Freibohren der
Ecken des Rachens ist angezeigt, weil man die Möglichkeit haben will, mit der Feile
oder der Schmirgelscheibe bis auf dessen Grund zu gelangen, wodurch das zeitraubende
Auswetzen kleiner Ansätze und stumpfer Ecken vermieden werden kann. Nach dieser
Arbeit fräst man den Rachen bis auf wenige Hundertstel Millimeter vor und verfeilt
die Frässpuren. Es empfiehlt sich, darauf zu achten, daß der Rachen vor dem Härten
etwa um 2/100 mm
zu eng ist. Auch muß eine Angabe der Rachenweite aufgeschlagen, bzw. mit der
Stempelmaschine aufgedrückt, eingraviert oder eingeätzt werden. Letzteres geschieht,
indem man die Lehre an der betreffenden Stelle mit Lack oder Wachs überzieht und die Buchstaben
in die das Metall bedeckende Schicht einritzt, worauf wenige Tropfen Königswasser
die Arbeit vollenden. Beim Härten benutzt man einen Kasten, der zunächst bis zu 1
oder 2 cm Höhe mit Lederkohle gefüllt wird. Hierauf werden die Lehren in Abständen
von 2 bis 3 cm voneinander hineingelegt und wieder mit Lederkohle bedeckt. Dies
Verfahren wiederholt man, bis der Kasten gefüllt ist. Er wird alsdann geschlossen,
mit Lehm abgedichtet, in einem Muffelofen langsam bis auf 750° bis 800° erwärmt und
so lange geglüht, bis die Oberfläche der Werkzeuge eine ausreichende Menge
Kohlenstoff aufgenommen hat, was bisweilen mehrere Stunden lang dauert. Die im
Innern der Muffel herrschende gleichmäßige Temperatur wird mit Hilfe eines
Pyrometers überwacht. Wenn der Zweck des Einsetzens erreicht ist, wird der Stahl
meist in reinem Regenwasser abgeschreckt. Auch Oel und Tran verwendet man zu diesem
Zwecke und erhält dadurch ein zwar weicheres, aber weniger sprödes und leichter zu
richtendes Werkzeug. Ferner werden gute Erfolge erzielt, wenn man das Härtewasser
mit einer Oelschicht bedeckt, die eine geringe Verzögerung des Abkühlens verursacht.
Nur bei massiven Stücken, bei denen ein Reißen nicht zu befürchten ist, benutzt man
Wasser mit einem Zusatz von 5 bis 20 v. H. Salz. Letzteres erhöht die
Wärmeleitfähigkeit, eine sehr schroffe Abkühlung erfolgt, und man erreicht eine
große Härte. Beim Eintauchen in die Flüssigkeit bewegt man die Lehre in senkrechter
Haltung auf und nieder. Die Härte wird geprüft, indem man feststellt, ob eine Feile
anfaßt. Ist dies der Fall, so wurde das Werkzeug nicht lange genug gekohlt, oder es
war die Glühtemperatur nicht hoch genug bzw. die Einsatzmasse ungeeignet. Hat sich
die Lehre beim Härten nicht verzogen, so wird sie fertiggestellt, indem man sie
zunächst mit India- oder Carborundumsteinen vorschleift und sodann mit Oelsteinen
oder breitgeschlagenen Kupferstücken glättet, in deren Oberfläche ein Brei von Oel
und Schmirgel verrieben wurde. Auf diese Weise wird der Rachen so weit
ausgearbeitet, daß am Fertigmaße nur 3/400 mm fehlen. Man gibt sodann den Meßflächen
Spiegelglanz durch Reiben mit quadratischen oder flachen, genau gerade geschliffenen
Gußeisenstücken unter Benutzung von Petroleum oder Benzin. Es ist bei diesen
Arbeiten darauf zu achten, daß die Härteschicht nicht herausgeschliffen wird.
Ziemlich häufig kommt es vor, daß der Rachen infolge des Härtens zu weit geworden
ist. Man hilft sich in diesem Falle dadurch, daß man die in Abb. 2 gestrichelte dem Rachen gegenüberliegende Seite streckt. Wurde der
Rachen zu eng und ist ein ausreichendes Ausschleifen in Rücksicht auf die Erhaltung
der Härtekruste unmöglich, so streckt man die Lehre auf der ganzen Breite. Hat sich
das Werkzeug geworfen, so genügen einige leichte Hammerschläge, um den Schaden
wieder gut zu machen. Sofern mehrere Rachen in einer Lehre vereinigt sind, steigern
sich naturgemäß die Schwierigkeiten, da beim Nacharbeiten der einen Meßstelle
fast regelmäßig die benachbarte in Mitleidenschaft gezogen wird. Eine Prüfung
der fertigen Lehre erfolgt mit Hilfe von Meßscheiben, die mit einem
Genauigkeitsgrade bis 1/10000 mm geliefert werden.
Zur Herstellung von Formlehren benutzt man besonders angefertigte Fräser oder
Formhobelstähle. Damit diese Schnittwerkzeuge keinen zu starken Verschleiß haben,
gebraucht man sie nur zum Nacharbeiten nach gründlichem Vorschruppen.
Durchbruchlehren (Abb. 3) kann man oft mit Vorteil
aus verschiedenen Stücken zusammensetzen. Ist dies nicht angängig, so bohrt,
meißelt, stößt oder schabt man den Stoff heraus. Das Fertigstellen geschieht mit
Hilfe von Raumfeilen. Beim Härten deckt man häufig die Lehren derart mit Lehm,
Schamotte oder Asbest ab, daß nur der Rachen und dessen Umgebung gehärtet wird. Nach
dem Abschrecken sollte nur noch ein Sauberschmirgeln notwendig sein, weil ein
umfassenderes Nacharbeiten Schwierigkeiten macht und nur unter Benutzung von
Stemmwerkzeugen möglich ist.
Schmolke.
–––––
Drehrostgeneratoren. Die Gaserzeuger wurden früher mit
einem festliegenden Rost ausgerüstet, der als Flachrost oder Treppenrost ausgebildet
war. Für besondere Vergasungszwecke, besonders für die Vergasung minderwertiger
Brennstoffe werden auch Kettenwanderroste und auswechselbare Wagenroste verwendet.
Um Betriebsstörungen zu vermeiden, hat man in Amerika die rostlosen Generatoren
ausgebildet. Das Hauptmerkmal dieser Bauart war der Abschluß des Generatorinnern
gegen die Außenluft mit Hilfe eines Wasserbehälters, der sich am unteren Ende des
Generators befindet. Asche und Schlacke, auf denen die Brennstoffsäule sich aufbaut,
gleiten in den Wasserbehälter und werden in diesem abgelöscht und dann entfernt. Die
Luftzuführung geschieht durch ein zentral angeordnetes Rohr, das mit einer
Schutzhaube versehen ist.
Aus diesem Gaserzeuger ist der Drehrostgenerator entstanden. Die Hauptbestandteile
des Drehrotgaserzeugers sind: Der Schacht, der Rost mit Antrieb, die Vorrichtung zur
Beschickung und die Gasabführung. Der untere Wasserabschluß wird auch hier allgemein
beibehalten. Bei den neueren Gaserzeugern besteht der Schacht aus einem dichten
Blechmantel von 8 bis 10 mm Wandstärke. Die feuerfeste Ausmauerung hat eine Stärke
von etwa 300 mm. Die Ausmauerung ruht unten auf einem Winkelringe, der am Mantel
befestigt ist. Der Winkelring taucht in den Wasserbehälter ein und bildet so den
Abschluß gegen die Außenluft. Das Gewölbe des Gaserzeugers wird meistens aus
Formsteinen gemauert und durch Schlackenwolle isoliert. Die Generatoren werden auch
mit Wasserkühlung ausgeführt, die den Zweck hat, den Ansatz von Schlacken am
Schachtmauerwerk zu verhüten. Ein solcher Gaserzeuger ist beschrieben D. p. J. 1912
Heft 3.
Der Drehrost wird entweder auf Stahlkugeln gelagert, die in entsprechenden Rillen
geführt werden, oder wird von Laufrollen getragen. Die Schwierigkeit beim
LichterSchacht-durch-messermm
Durchsatzmenge in 24 Stunden bei der
Vergasung von
Förder-kohlen mit20–30 v.
H.Staubt
Anthrazitt
StarkbackendeSaarkohlet
DeutscheBraunkohlet
Gaskokst
Koksgrusvon0–20 mmt
Waschbergeund
Lehm-schiefergemischtt
Lehmschiefermit 20 v.
H.Staubt
GewascheneNußkohlent
1200
6
6
5
5
8
5
5
4
6
1400
8
8
7
6
9
7
8
6
8
1500
8
9
8
7
10
8
9
8
8
1800
9
10
10
10
12
10
11
10
9
2000
10
12
11
12
13
11
12
11
10
2100
12
13
11
13
14
12
13
11
12
2200
12
15
12
14
15
13
14
12
13
2400
13
16
13
15
16
16
16
13
14
2600
15
18
16
17
18
17
17
15
16
2700
15
21
18
19
20
17
20
17
18
3000
20
25
21
24
25
20
23
20
22
Antriebe der Drehroste besteht darin, die Umdrehungzahlen des Antriebmotors auf
die geringe Drehzahl des Rostes zu verkleinern, der nur eine Umdrehung im Verlaufe
von 1 bis 5 Std. macht. Die meisten Gaserzeuger besitzen hierzu Exzenterantrieb, der
mittels eines Schaltwerkes auf ein Zahnrad einwirkt (entsprechend dem bekannten
Schmierpressenantrieb). Auf der Zahnradwelle sitzt eine Schnecke, die mittels
Schneckenrad den Rost dreht. Für den Antrieb ist eine verhältnismäßig große Leistung
notwendig, etwa 1,5 bis 2,0 PS.
Für die richtige Gaserzeugung ist eine gute Kohlenverteilung im Fülltrichter
notwendig. Es wird heute bei allen Gaserzeugern ein Einschütttrichter mit doppeltem
Verschluß benutzt, der so ausgebildet ist, daß der Trichter während des Einfüllens
der Kohlen gegen den Gaserzeuger abgeschlossen ist. Die Aschenabnahmevorrichtung ist
bei Drehrosten einfach. Eine auf den Boden der Aschenschüssel hinabreichende
Blechschaufel fördert Asche und Schlacke aus dem Wasserbehälter.
Die vorstehende Tabelle zeigt die gebräuchlichen Durchmesser der Gaserzeuger für die
entsprechenden Durchsatzmengen in 24 Stunden.
Ueber die Höhe der Generatorschächte lassen sich keine bestimmten Angaben machen. Die
Höhe richtet sich nach der Art des Brennstoffes, seiner Körnung, ebenso von Einfluß
ist hier der Gebläsedruck. Brennstoffe mit feiner Körnung erfordern eine geringere
Schichthöhe im Gaserzeuger als hochwertige und grobkörnige Brennstoffe. Bei
staubhaltigen Kleinkohlen und solchen Kohlen, die im Generatorschacht in der
Glühzone zerfallen, beträgt die Schichthöhe 1,0 bis 1,5 m, bei Nuß- und Würfelkohlen
2,0 bis 2,2 m über dem Rost.
Um einen wirtschaftlichen und ungestörten Gaserzeugerbetrieb zu erhalten, ist eine
ständige Untersuchung des Brennstoffes, der Verbrennungsrückstände und des erzeugten
Gases notwendig. Für solche Versuche hat der Verein deutscher Eisenhüttenleute im
Jahre 1914 Richtlinien für Versuche an Gaserzeugern aufgestellt. An einer
Gaserzeugungsanlage in Cainsdorf wurden nach diesen Vorschriften im Dezember 1913
Versuche mit folgenden Ergebnissen ausgeführt. Als Brennstoff dienten
Braunkohlenbriketts mit einem unteren Heizwerte von 5018 WE/kg. Analyse des
Brennstoffes:
C
54,70 v. H.
H2O
11,52 „
Asche
9,56 „
H
4,29 „
O
16,63 „
N
1,08 „
S
2,22 „
Das erhaltene Generatorgas enthielt: 3,40 v. H. CO2, 33,10 v. H. CO, 15,90 v. H. H2, 1,20 v. H. CH4, 0,50 v. H. C2H4. Der
untere Heizwert des Gases wurde aus der Analyse zu 1460 WE/m3 berechnet.
Der Durchsatz im Generatorschacht betrug 750 kg/Std. bzw. 295 kg/Std. für 1 m2 Schachtfläche. Die erzeugte Gasmenge wurde in
der Stunde zu 1972 m3 bestimmt. Der Winddruck im
Gebläserohr unter der Tellerhaube des Generatorschachtes war während der Versuche 65
mm Wassersäule. Bei einem Dampfverbrauch von 15,60 kg für je 100 kg Brennstoff ergab
sich eine Brennstoffausnutzung im Gaserzeuger von 91,80 v. H. (Verhandlungen des
Vereines zur Beförderung des Gewerbefleißes 1917 S. 145 bis 166.)
W.
–––––
Die Kunze- und Knorr-Bremse. In Ergänzung des Berichtes in
Heft 12 S. 193 d. Bd. weist G. Oppermann darauf hin, daß
die als „Verbundbremse“ bezeichnete neue Bremsart keineswegs eine
grundlegende Erfindung des Geheimen Oberbaurat Kunze oder der Knorr-Bremse-Aktiengesellschaft ist, sondern mit allen oben angegebenen
Wirkungen und Vorteilen zuerst von ihm entworfen und ihm durch das DRP. Nr. 147109
vom 30. Oktober 1902 gesetzlich geschützt worden ist. Wenngleich diese Patentrechte
jetzt abgelaufen sind, möchte Oppermann der Erwartung
Ausdruck geben, daß sein Anteil an der Schaffung der neuen Bremsart, welcher große
technische und wirtschaftliche Vorteile zugeschrieben werden, nicht völlig beiseite
geschoben wird.
Technischer Literaturkalender. Anfang 1918 soll im
Verlage R. Oldenbourg, München und Berlin, ein Kalender erscheinen, der die
technisch-literarische Produktion lebender Schriftsteller des deutschen
Sprachgebietes nachweisen soll, nachdem Kürschners
bekannter Deutscher Literaturkalender die Technik so gut wie gar nicht
berücksichtigt.
Der Rahmen ist so abgesteckt, daß alles, was gemeinhin unter Technik verstanden wird,
Berücksichtigung finden soll, also etwa der Kreis, den unsere technischen
Hochschulen mit Ausnahme der allgemein-bildenden Fächer umschreiben. Die Aufnahmen
sollen sich in erster Linie auf die eigenen Angaben der Verfasser gründen. Es
sollen nicht nur diejenigen Schriftsteller in Betracht kommen, die selbständige
Schriften veröffentlicht haben, sondern auch solche, die nur in Zeitschriften
literarisch tätig sind; zwar nicht unter Aufzählung der von ihnen verfaßten
Aufsätze, aber unter Angabe des Fachgebiets, auf dem sie sich literarisch
betätigen.
Die Verfasser und Herausgeber technischer Werke, Zeitschriften und
Zeitschriftenbeiträge deutscher Sprache werden um Zusendung ihrer Anschrift an die
Schriftleitung (Dr. Otto, Berlin W 57, Bülowstr. 74)
gebeten, damit ihnen der Fragebogen zugesandt wird.