Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 339 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Kautschukverbrauch im Jahre 1916. Auf der letzten
Jahresversammlung der englischen Kautschukpflanzer-Vereinigung wurden interessante
Angaben über Weltverbrauch an diesem im Kriege besonders wichtigen Rohstoff gemacht.
Wie die Zeitschrift Der Motorwagen 1917 S. 153 mitteilt, hat der Kautschukverbrauch
bisher mit der Erzeugung ziemlich gleichen Schritt gehalten, namentlich in den
Vereinigten Staaten von Amerika hat er in den letzten Jahren eine ungewöhnlich große
Zunahme erfahren, was auf die lebhafte Entwicklung der amerikanischen
Automobilindustrie zurückzuführen ist. Durch die großen Automobillieferungen für
Rechnung der Entente einerseits und andererseits durch die stark gestiegene
Nachfrage nach Automobilen im Lande selbst hat der Kautschukverbrauch der
Vereinigten Staaten auch während des Krieges weiter in sehr erheblichem Maße
zugenommen, er ist von 48000 t im Jahre 1913 auf 97000 t im Jahre 1915 gestiegen und
wird für das Jahr 1916 auf über 130000 t geschätzt. In den Vereinigten Staaten sind
gegenwärtig rund 3,25 Mill. Kraftwagen eingetragen. Sander.
–––––
Lokomotivzylinderdeckel. Bei gußeisernen
Lokomotivzylinderdeckeln brach die mittlere Partie fast kreisförmig aus, ohne
Radialrisse nach dem Rande hin zu zeigen. Nach Abb. 1
bestanden die Deckel aus einem ebenen Plattenstück bc
mit einer mittleren Dicke h = 24 mm. Daran schließt
sich ein Kegel mit gleichbleibender Wandstärke an, der bis d reicht. Der Deckel geht dann in ein kurzes Zylinderstück ef über, und daran schließt sich der Flansch fg an. Die Dichtungsfläche hi am Zylinder mit einem mittleren Radius von x
= 260 mm ist 17 mm breit. Der Schraubenkreisradius beträgt 290 mm. Da hier
die Schrauben außerhalb der Dichtungsfläche angeordnet sind, so wird der Deckel
ungünstig beansprucht. Die bisher für die Berechnung gewölbter Platten aufgestellten
Formeln berücksichtigen eine solche zusätzliche Beanspruchung nicht.
In der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1912 S. 1989 und 1990 ist bereits
die Berechnung symmetrisch gebauter Platten durchgeführt, bei denen es sich um eine
gleichmäßige Belastung auf der ganzen Oberfläche handelt. Seite 526 bis 532 der
Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1917 werden diese Formeln dahin
erweitert, daß sie nun auch für die Berechnung einer Platte gelten, die mit einer
spezifischen Belastung p und mit Einzellasten
\frakfamily{P}_1\,\frakfamily{P}_2 . . . bei p eines Parallelkreises belastet ist. Die hier
erhaltenen Gleichungen gelten dann auch für den Fall, daß an der Platte nur
längs eines Parallelkreises und nicht zugleich auch über die ganze Oberfläche
verteilte Kräfte angreifen. Auf diese Weise lassen sich auch sogenannte
Montagespannungen der außerhalb des Auflagekreises befindlichen Schrauben
berechnen.
Textabbildung Bd. 332, S. 339
Abb. 1.
Das nicht einfache Rechnungsverfahren ergibt mit Berücksichtigung der Abb. 2 folgende drei Hauptgleichungen:
d σro =
-\sigma_{ro}\,\left[\frac{d\,(x\,h)}{x\,h}+\mbox{sin}\,\varphi\,\frac{d\,x}{\rho\,\mbox{cos}^2\,\varphi}\right]
+\sigma_{to}\,\frac{d\,x}{x}
+\frac{p}{2}\,\frac{1}{(xh)\,\rho}\,\frac{d\,x}{\mbox{cos}^2\,\varphi}\,\left[x^2-{x_1}^2+dx\,\left(x+\frac{d\,x}{2}\right)\right]
+\frac{1}{2\,\pi}\,\left(\frac{1}{x\,h}\right)\,\frac{d\,x}{\rho\,\mbox{cos}^2\,\varphi}\,\Sigma\,\frakfamily{P}
I
d\,\sigma_{to}=(\sigma_{ro}-\sigma_{to})\,\left(1+\frac{1}{m}\right)\,\frac{d\,x}{m}-E\,\mbox{tg}\,\varphi\,\frac{dx}{x}\,\varphi+\frac{d\,\sigma}{m} II
\frac{d^2\,\varphi}{d\,x^2}=\frac{1}{m\,x\,h^3\,\mbox{cos}\,\varphi}
-\frac{d\,\varphi}{d\,x}\,\frac{d\,(m\,x\,h^3\,\mbox{cos}\,\varphi)}{d\,x}+\varphi\,\left[\frac{d\,(h^3\,\mbox{cos}\,\varphi)}{d\,x}+\frac{m\,h^3}{x}\,\mbox{cos}\,\varphi\right]
+\sigma_{ro}\,\frac{12}{c}\,\frac{x\,h}{\mbox{cos}^2\,\varphi}\,\left(\frac{d\,x}{\rho}+\mbox{sin}\,\varphi\right)+\sigma_{to}\,\frac{12\,h}{c}\,\frac{d\,x}{2\,\mbox{cos}^2\,\varphi}\,\mbox{sin}\,\varphi
-\frac{p}{2}\,\frac{12}{c}\,\frac{1}{\mbox{cos}^2\,\varphi}\,\left[x^2-{x_1}^2+\left(x+\frac{d\,x}{2}\right)\,d\,x\right]
-\frac{1}{2\,\pi}\,\frac{12}{c}\,\frac{1}{\mbox{cos}^2\,\varphi}\,\sum_{x_1}^y\,\frakfamily{P}
III
Der Dampfdruck auf dem Deckel berechnet sich zu 252
π ∙ 14 = 27500 kg, bei 14 kg/cm2 Dampfüberdruck.
Der Deckel wird durch 18 Schrauben mit 1 Zoll-Gewinde aufgepreßt. Wird für jede
Schraube 2000 kg Beanspruchung angenommen, so ist der Druck auf den Deckel 18 × 2000
= 36000 kg. Im Auflagekreis der Schrauben ergibt sich dann ein Druck
\Sigma\,\frakfamily{P}=36000-27500=8500 kg.
Abb. 3 zeigt einen von den vielen gebrochenen
Lokomotivzylinderdeckeln der Jura-Simplon-Bahn. Die Brüche erstrecken sich über
einen Kreis von etwa 20 cm Radius. Für diese Deckel, welche aus Gußeisen hergestellt
waren, bestimmt sich nach den hier angegebenen Formeln eine radiale Zugspannung σr = 2020 kg/cm2. Eine solche Beanspruchung bei Gußeisen muß für einen sicheren und
verantwortungsvollen Betrieb als viel zu hoch bezeichnet werden. Aus der Berechnung
folgt weiterhin, daß der Deckel am Rande so zu befestigen und zu stützen ist, daß er
als „eingespannt“ zu bezeichnen ist. Der Deckel darf also nicht durch
außerhalb des Auflageringes angeordnete Schrauben noch höher beansprucht werden, wie
dies Abb. 1 zeigt. Eine zweckmäßige Auflagerung kann
durch eine Ausbildung des Außenrandes von Deckel und Zylinder und Anordnung der
Schrauben nach Abb. 4 erreicht werden. Hierbei liegt
der Deckel auf dem Zylinderrande von a bis b und von c bis d auf. Führt man hierbei den Zylinderflansch
hinreichend stark aus, so kann sich der Querschnitt A B
nicht verdrehen, wie dies bei Abb. 1 möglich ist. Bei
der Ausführung nach Abb. 4 verhält sich der Deckel
mit großer Annäherung wie eine am Rande eingespannte Platte und erfährt eine
niedrigere und ungefährliche Beanspruchung.
Textabbildung Bd. 332, S. 340
Abb. 2.
Textabbildung Bd. 332, S. 340
Abb. 3.
Textabbildung Bd. 332, S. 340
Abb. 4.
W.
–––––
Der gegenwärtige Stand der Kupfererzeugung und des
Kupferverbrauchs. Die Verhältnisse in der Kupferindustrie haben durch den
Krieg tiefgreifende Umwälzungen erfahren. Während früher das Kupfer in erster Linie
verwendet wurde, um die Bedürfnisse der Elektroindustrie zu befriedigen, findet es
jetzt in weitestem Umfange Anwendung für militärische Zwecke, namentlich zur
Herstellung von Kartuschen, Geschoßzündern, Feldtelephonleitungen usw. Genie Civil
vom 11. August 1917 bringt eine bemerkenswerte Zusammenstellung über die
augenblickliche Lage auf dem Kupfermarkt, der wir folgendes entnehmen:
Kupfererzeugung. Die Vereinigten
Staaten haben im Jahre 1913 58,5 v. H. der gesamten Weltproduktion dieses
Metalls geliefert, während Europa an der Erzeugung nur mit 18,5 v. H. beteiligt war.
Da der Eigenverbrauch der Vereinigten Staaten im Jahre 1913 nur 34,6 v. H. betrug,
konnten von dort beträchtliche Mengen zur Ausfuhr gelangen; ähnlich war es in
den beiden folgenden Jahren. Doch wurden im Jahre 1915 große Kupfermengen von
Amerika ausgeführt in der Form von Messing und Messinggegenständen, die wesentlich
für die Munitionserzeugung bestimmt waren und deren Ausfuhr sich in dem genannten
Jahre auf 35400 t belief mit einem Werte von etwa 55 Mill. Dollar. Die
entsprechenden Werte für das Jahr 1914 betrugen 12700 t und 7 Mill. Dollar. Diese
beträchtliche Steigerung verursachte ein Abnehmen der Ausfuhr von metallischem
Kupfer, welche auf den ersten Blick wie eine Abnahme der amerikanischen
Kupferausfuhr überhaupt erscheinen könnte. Während des ersten Halbjahres 1916 haben
die Vereinigten Staaten 147943 t Kupfer ausgeführt, eine Summe, die etwas größer ist
als diejenige für den gleichen Zeitraum des vorhergehenden Jahres, die aber
wesentlich geringer ist als in den letzten Friedensjahren. Die Messingausfuhr betrug
gleichzeitig 30000 t mit einem Kupfergehalt von etwa 20000 t.
Die Länder, welche in erster Linie die amerikanische Kupferausfuhr aufgenommen haben,
sind England, Frankreich, Italien und Rußland. Deutschland, das vor dem Kriege an
erster Stelle stand, – es hat nämlich im Jahre 1913 197300 t amerikanischen Kupfers
eingeführt – ist nunmehr natürlich aus der Reihe der amerikanischen Kunden
ausgeschieden. Dieser Umstand hat zu Kriegsbeginn eine Krise in der amerikanischen
Kupferindustrie hervorgerufen, durch welche zahlreiche amerikanische Unternehmungen
gezwungen waren, ihre Kupfererzeugung während des zweiten Halbjahres 1914 ganz
wesentlich einzuschränken. Aber bereits im folgenden Jahre rief die wachsende
Nachfrage der Entente-Staaten nach Kupfer einen neuen Aufschwung in der
amerikanischen Kupfererzeugung hervor, welche dadurch auf die bisher unerhörte Zahl
von 646000 t emporschnellte. Die Folge war eine außerordentliche Preissteigerung,
von der die amerikanischen Unternehmer gern Gebrauch machten, um ihre Dividenden in
unerhörter Weise zu steigern.
Die Kupferproduktion in Kanada, welche 1890 nur 3000 t und
1900 8500 t betrug, ist 1910 auf 25700 t und 1913 auf 34365 t gestiegen. Aehnlich
verhält es sich mit den südamerikanischen Staaten, die 1890 35500 t, 1900 36500 t
Kupfer erzeugten, während ihr Beitrag im Jahre 1913 auf 70000 t angewachsen war.
Australien hat 1910 40962 t, 1913 47326 t Kupfer
erzeugt.
Der Hauptkupferlieferant in Asien ist Japan, das im Laufe
der letzten 15 Jahre seine Produktion außergewöhnlich gesteigert hat, so daß es
bereits 1913 7,7 v. H. der Weltproduktion zu liefern imstande war. Die japanischen
Kupferhütten brachten 1900 24300 t und 1913 bereits 77200 t Kupfer auf den Markt.
Die Ausfuhr des japanischen Kupfers richtete sich in erster Linie nach Rußland, dann
nach England, Frankreich und den Vereinigten Staaten.
Das reichste Kupferland Europas ist Spanien, doch ist seine Produktion nur langsam
gewachsen. 1880 betrug sie 36000 t, ist dann nach einigen Jahren auf 50000 t
gestiegen und hat sich seitdem immer ungefähr auf der gleichen Höhe gehalten.
Auch Rußland ist reich an Kupfer. Seine Erzeugung betrug 22600 t im Jahre 1900 und
erreichte im Jahre 1913 34300 t, um während des ersten Kriegsjahres wieder auf 33100
t zu sinken.
Das plötzliche Anwachsen des Kupferbedarfs im Augenblick des Versiegens der
Haupteinfuhrquelle hat natürlich namentlich Deutschland
vor schwer zu lösende Aufgaben gestellt. Die eigene Kupferproduktion Deutschlands
betrug (nach der französischen Quelle) etwa 25000 t im Jahre 1913, 30000 t im Jahre
1914 und 35000 t im
Jahre 1915. Die Kupfervorkommen in den besetzten Gebieten sind (immer nach der
gleichen Quelle) nur unbedeutend.
Oesterreich-Ungarn verfügt über
Kupferlager in Tyrol, aus denen 1905 1346 t, 1910 2276 t und 1913 4135 t Kupfer
gewonnen wurden.
Die skandinavischen Staaten haben sich in jüngster Zeit
als reiche Kupferländer erwiesen. Die Produktion Norwegens stieg von 6406 t im Jahre
1905 auf 10592 t im Jahre 1910 und auf 11796 t im Jahre 1913, während die
schwedische Kupfererzeugung sich von 1385 t im Jahre 1905 auf 2032 t im Jahre 1910
gesteigert hat, um dann allerdings im Jahre 1913 wieder auf 1016t zurückzugehen.
Italien hat 1913 1626t, die Türkei 508t und England 305 t Kupfer
erzeugt.
Kupferverbrauch. Die Vereinigten
Staaten, welche die stärksten Kupferproduzenten der Welt sind, haben vor
dem Kriege auch als Verbraucher die erste Stelle eingenommen. Doch ist infolge der
Krise in der Elektroindustrie im Jahre 1913 der Kupferverbrauch von 371000 t im
Jahre 1912 auf 348000 t gesunken.
Im Gegensatz hierzu ist der Kupferbedarf Europas ständig
gewachsen. Er betrug 1913 643100 t, von denen nicht weniger als 259600 t nach Deutschland gegangen sind. „Die deutsche Produktion
beträgt nur 35000 t; da der Fehlbetrag nicht durch Einfuhr gedeckt werden
konnte, so verwendet man zurzeit für die militärischen Bedürfnisse sowohl das
Kupfer aus den während der Jahre vor dem Kriege angesammelten Vorräten, als auch
das bereits in der Industrie verarbeitete, das man aus gewissen Anlagen
herauszieht.“
An dritter Stelle in der Reihe der Kupferverbraucher steht England, das 1913 140000 t, das sind 13,9 v. H., der Weltproduktion
verschlang, obwohl der englische Kupferverbrauch in den Jahren 1910 bis 1912 um 5000
bis 60001 zurückgegangen ist. Neben der Elektroindustrie ist als Kupferkonsument in
England vor allem die chemische Industrie zu erwähnen, welche das Kupfer
hauptsächlich zur Herstellung von Kupfersulphat benutzt, das England im Jahre 1913
in einer Menge von 77000 t ausgeführt hat, was einem Kupfergehalt von etwa 19000 t
entspricht.
In Frankreich ist der Kupferbedarf in den Jahren 1900 bis
1913 auf das Doppelte gestiegen. Er betrug in dem letztgenannten Jahre 103600 t, das
sind 10,3 v. H. der gesamten Erzeugung.
Rußland verarbeitete 1913 40200 t, gleich 4 v. H. der
Weltproduktion.
Im ganzen betrug der europäische Kupferbedarf im Jahre 1913 63,3 v. H. der gesamten
Kupfererzeugung, wozu Europa selbst nur 18,5 v. H. beigetragen hat. Dieser sehr
erhebliche Kupferverbrauch erklärt sich namentlich durch zwei Tatsachen:
1. Die Entwicklung der Elektroindustrie. Das gesamte Telegraphen- und Telephonnetz
der Welt enthält nahezu 600000 t Kupfer. Eine zweiadrige Telephonleitung in
Frankreich braucht für je 30 m 1 kg Kupfer, während die elektrischen Bahnen für
jedes Kilometer 3 bis 4 t Kupfer verschlingen.
2. Der ständig steigende Bedarf für die Munitionserzeugung.
Die gewaltige Zunahme der Nachfrage nach Kupfer hat eine außergewöhnliche Preissteigerung dieses Metalls mit sich gebracht. Der
mittlere Preis einer englischen Tonne (1016 kg) Kupfer an der Londoner Börse,
welcher 1913 63,5 englische Pfund und 56,5 englische Pfund vor Kriegsausbruch
betrug, ist allmählich in die Höhe gegangen, um im Juni 1915 den Betrag von
96,5 englischen Pfund zu erreichen. Die Zunahme der amerikanischen Ausfuhr hat einen
vorübergehenden Preissturz verursacht, aber im November stieg der Preis bereits
wieder und erreichte am 16. Mai 1916 eine seit den Napoleonischen Kriegen an der
Londoner Börse nicht mehr dagewesene Höhe von 145 englischen Pfund.
Seitdem ist die Kupferknappheit immer empfindlicher geworden, so daß der Preis für
100 kg in Paris nunmehr 450 Francs beträgt. Die französische Privatindustrie hat
natürlich große Schwierigkeiten, um sich überhaupt Kupfer zu verschaffen, da der
überwiegende Teil des vorhandenen für die Bedürfnisse des Krieges zurückgestellt
werden muß.
Hbg.
–––––
Betriebserfahrungen mit Motorschiffen. Die Koninklijke Paketvaart Maatschappij in Holland, die neben
der Ostasiatischen Kompagnie in Kopenhagen, die meisten
Motorschiffe besitzt, hat über die Betriebserfahrungen mit ihren Motorschiffen
einige Mitteilungen veröffentlicht, die auch Angaben über Reparaturkosten an ihren
Motorschiffen enthalten. Da die Reederei auch Dampfschiffe von derselben Größe
besitzt, die ebenso wie die Motorschiffe Reisende und Frachten befördern, so kann
aus diesen Mitteilungen entnommen werden, in welcher Weise die Dieselmaschine der
Dampfmaschine an Zuverlässigkeil und Wirtschaftlichkeit überlegen ist. Die
niderländische Reederei besitzt nur Motorschiffe, die mit Viertaktmaschinen der
Werkspoor-Bauart ausgerüstet sind (Tab. 1).
Die Gesamtkosten für Ausbesserungen sind beim Dampfschiff um etwa 30 bis 40 v. H.
niedriger als bei den Motorschiffen. Dieser Unterschied fällt gegenüber den
Gesamtunkosten des Schiffsbetriebes weniger ins Gewicht. Außerdem handelt es sich
bei den Motorschiffen um Erstausführungen, bei denen noch nicht genügende
Erfahrungen im Bau von Schiffsdieselmaschinen vorlagen. Verschwindend klein ist aber
die Mehrausgabe an Ausbesserungen beim Motorschiff gegenüber den großen
Ersparnissen, die durch den geringen Brennstoffverbrauch erzielt werden. Der
Brennstoffverbrauch der Dieselmaschine beträgt nur etwa ein Fünftel von dem
Kohlenverbrauch der Dampfmaschine.
Der tägliche Brennstoffverbrauch für den Dampfer kann etwa zu 19,4 t angenommen
werden. Der tägliche Treibölverbrauch für die Motorschiffe ist 4,3 t, wozu noch 2 t
Kohle für den Hilfskessel hinzukommen. Die täglichen Brennstoffkosten, bestimmen
sich nach den Preisen für Kohle und Treiböl zu Anfang des Jahres 1915 zu 470 M für
den Dampfer und 175 M für das Motorschiff. Im Jahre 1916 betrugen dagegen die
täglichen Brennstoffkosten für den Dampfer 900 M, für das Motorschiff etwa 200 M. An
Brennstoffkosten ergibt sich eine jährliche Ersparnis von 40000 M für das
Motorschiff. Die Ersparnisse an Maschinenpersonal sind beim Motorschiff nicht
wesentlich gegenüber dem Dampfschiff. Der Mehrverbrauch an Schmieröl beim
Motorschiff kann aber dadurch ausgeglichen werden. Das Motorschiff hat außerdem
infolge des geringeren Raumbedarfs der Maschinenanlage eine etwas größere
Ladefähigkeit als der Dampfer. Bei dem dänischen Motorschiff Pacific, das im Jahre
1915 in Dienst gestellt wurde, ist der Maschinenraum bei 12 m Länge um etwa 8 m
kürzer als bei einem Dampfer entsprechender Größe. Bei einer Gesamtladefähigkeit von
6650 t ist die Ersparnis durch den Motorantrieb etwa 650 t Das Motorschiff Pacific,
das für Reisen nach Südamerika bestimmt ist, führt für die Reise hin und zurück 600
t Oel mit sich. Ein Dampfer entsprechender Größe hat dagegen einen Kohlenvorrat
Tabelle 1.
Motorschiffe
Dampfschiff
Name
Sembilan
Loudon
Myer
Van Lansperge
Zahl der Reisen
90 in 3 Jahren
60 in 20 Monaten
2 im Monat
90 in 22 Monaten
Gesamtkosten der Ausbesserungen
10100 M
6800 M
keine
4200 M
Ladefähigkeit
600 t
1750 t
1750 t
etwa 1500 t
Maschinenstärke
200 PS
1400 PS
1400 PS
1400 PS
Brennstoffverbrauch für 1 PSi/Std.
0,15 kg
0,15 kg
0,15 kg
0,84 kg
Geschwindigkeit
10 Seemeilen
10 Seemeilen
10 Seemeilen
10 Seemeilen
Tabelle 2.
Schiff
Ladefähigkeitt
Motor-leistungPS
BaukostenM
Brennstoffjährlicht
Betriebskosten
Kosten für1 tPf.
BrennstoffM
InsgesamtM
Emanuel Nobel
4800
1400
1732000
820
32140
131700
0,084
Karl Hagelin
4800
1400
1732000
793
31080
130640
0,083
Robert Nobel
1700
1000
788000
701
27520
103340
0,176
Zoroaster
2000
1200
945000
788
30880
111100
0,159
Gallilei
2000
1200
945000
820
32140
112360
0,161
von 1700 t mitzunehmen. Das Motorschiff kann also 1000 t
Ladung mehr einnehmen.
Ueber russische Motorschiffe, die auf dem Kaspischen Meer fahren, sind Angaben über
Betriebskosten bekannt gemacht worden. Für einen Motorschlepper von etwa 200 PS
ergaben sich als jährliche Betriebskosten 54200 Mark, für einen Dampfschlepper
derselben Größe dagegen 107720 M. Entsprechende Ergebnisse wurden auch mit
russischen Motortankschiffen erhalten (Tab. 2). (Motorschiff und Motorboot 1917 S. 3
bis 4.)
W.
–––––
Eiserne Gaslötkolben. Die Bestrebungen, bei der jetzigen
Kupferknappheit für Lötkolben auch andere Metalle mit geringerer
Wärmeleitungsfähigkeit zum Beispiel Eisen zu verwenden und für Lötarbeiten geeignet
zu machen, haben in jüngster Zeit ein brauchbares Ersatzwerkzeug geschaffen,
das die Firma Julius Pintsch A.-G., Fabrik Frankfurt a.
M., unter der Bezeichnung „Eiserner Gaslötkolben Pintsch“ auf den Markt
bringt.
Es handelt sich um einen durch Gas in Verbindung mit Preßluft oder durch Preßgas von
innen beheizten eisernen Gaslötkolben, dessen Kolben als Hohlkörper ausgebildet ist
und als solcher durch entsprechende Anordnung des Heizbrenners den größten Teil der
Flammenwärme aufnimmt. Neben einer außerordentlichen Gasersparnis werden dadurch die
lästigen Verunreinigungen an der Finne vollständig vermieden.
Die Lötkolben werden in zwei Ausführungsarten, und zwar als Spitz- und Winkelkolben,
mit beliebig auswechselbaren Kolbenspitzen von 10, 20 und 25 mm Breite geliefert, so
daß ein und derselbe Lötkolben mit einer beliebig breiten Kolbenspitze verwendet
werden kann.