Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Sander |
Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 348 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Motorsegelschiffe. Trotzdem in den meisten Ländern
die Kohlenpreise steigen, ist die Zahl der reinen Segelschiffe im Abnehmen
begriffen. Es vermehrt sich dagegen die Zahl der Segelschiffe mit Hilfsmotoren. Man
hat bereits früher kleine Küstensegler mit Motoren versehen, bei großen
Segelschiffen machte dagegen die Einführung von Hilfsmotoren bis zum Jahre 1913 nur
geringe Fortschritte, da ein geeigneter und bewährter Motor fehlte. Die
Dieselmaschine, die erst für größere Leistungen, etwa von 200 PS an, in Betracht
kommt, scheidet darum als Hilfsmotor für Segelschiffe aus. Rohölmotoren wurden
bisher nur mit kleineren Leistungen hergestellt und erprobt. Erst in neuerer Zeit
baut man auch solche Motoren für mittlere Leistungen, wie sie für größere
Segelschiffe notwendig sind.
Während des Krieges findet die deutsche Segelschiffflotte keine Verwendung, in
Frankreich und in Großbritannien fehlt es an geeigneten Motoren. Diese wurden vor
dem Kriege aus dem Auslande bezogen. Die Einführung des Hilfsmotors bei größeren
Segelschiffen haben darum zurzeit die neutralen Länder, Schweden, Norwegen Dänemark
und die Niederlande übernommen. So hat die Transatlantic Motor
Ship Co. in Christiania elf große Segelschiffe mit Hilfsmotoren
ausgerüstet. Die Motorleistung war dabei 120 bis 160 PS1, die größeren Schiffe haben zwei Motoren.
Von diesen Segelschiffen liegen bereits Ergebnisse vor. Alle Schiffe waren als
vollgiltige Segler ausgerüstet. Der Motorantrieb kam nur für ungünstige
Windverhältnisse in Betracht, bei Windstille, nicht zu starkem Gegenwinde oder bei
sehr schwacher Brise. Der Motorantrieb hat den Zweck, möglichst schnelle und
gleichmäßige Seereisen zu erzielen, entsprechend den Frachtdampfern. Die Motorsegler
können fast ebenso viele Seereisen machen wie die Frachtdampfer, wogegen die
Betriebsunkosten bedeutend geringer sind. Das größte Motorsegelschiff der
genannten Gesellschaft ist der Viermaster „Fingal“ von 3900 t Ladefähigkeit.
Er besitzt zwei schwedische Rohölmotoren mit je 160 PS, die dem Schiff eine
Geschwindigkeit von 6 bis 7 Knoten erteilen. Frachtdampfer dieser Größe haben 10
Knoten Geschwindigkeit. Bei günstigem Winde erreicht das Motorsegelschiff ebenfalls
9 Knoten Geschwindigkeit. Gegenüber einem Frachtdampfer ergibt sich also für den Tag
ein um 50 bis 60 Seemeilen geringeres Etmal. Bei der folgenden Zusammenstellung
handelt es sich um alte Segelschiffe der genannten Gesellschaft, in denen
nachträglich Hilfsmotoren eingebaut wurden. Der Schiffskörper dieser Segelschiffe
wurde durch die verhältnismäßig starken Motoren nicht unzulässig beansprucht.
Stählerne Bark
Baujahr
Raumgehaltvor Einbaut
MotorenPSe
Raumgehaltnach Einbaut
Fingal
1883
2435
2 × 160
2298
Lota
1891
1286
2 × 120
1162
Elfleda
1888
1140
2 × 120
1023
Caracas
1893
996
2 × 160
892
Der Raumverlust durch den Einbau der Motoren war nicht groß. Nach der
Zusammenstellung gingen bei „Fingal“ 6, bei „Lota“ 7 und bei
„Elfleda“ und „Caracas“ je 10 v. H. des nutzbaren Raumes verloren.
Die Schiffe haben eine Anzahl von Reisen über den Atlantischen Ozean ausgeführt.
Fingal wurde im Jahre 1916 nach Schweden um den hohen Preis von 800000 Kronen
verkauft Bei günstigen Windverhältnissen wird die Schiffsschraube abgekuppelt und
läuft leer mit. Um die Reibung hierbei möglichst zu verringern laufen die Wellen in
Oel.
Ueber die „Caracas“ sind bereits nähere Angaben über die
Betriebsergebnisse veröffentlicht. „Caracas“ ist 66,4 m lang, 10,2 m breit
und 5,56 m tief. Neuere Frachtdampfer derselben Größe haben eine durchschnittliche
Maschinenleistung von etwa 600 bis 700 PS. Der bei gleicher Reisedauer verbrauchte
Brennstoff ist aber acht bis zehn mal so groß als bei einem Motorsegler. Eine Reise
von Norwegen nach Nordamerika hat das genannte Motorsegelschiff in 28 Tagen
zurückgelegt. Hierbei war die Steuerbordmaschine 491, die Backbordmaschine 570
Stunden in Betrieb. Es wurde also ungefähr vier Fünftel der Reise mit Motorhilfe
zurückgelegt. Die Reisedauer eines Dampfers kann in diesem Falle zu 15 Tagen
angenommen werden. Auf dieser Reise ergab sich für das Motorschiff folgender
Verbrauch:
Kosten
Verbrauch füreine Stunde
Brennstoff
28 t
3750
Kronen
28,0 kg
Zylinderöl
450 l
252
„
0,4 l
Schmieröl
650 l
300
„
0,6 l
Der Brennölpreis ist für diese Reise sehr hoch gewesen, späterhin wurde Treiböl zu 60
Kronen die Tonne verwendet. Größere Motorschäden sind während der zahlreichen
Fahrten nicht eingetreten. Der Brennstoffverbrauch war niedrig, er wird zu 200 g für
1 PS1 und Stunde angegeben. Der Verbrauch an
Schmieröl ist anscheinend niedriger als bei der Dieselmaschine. Die Kosten für einen
fünfmonatlichen Motorbetrieb beliefen sich auf etwa 9300 M bei dem Motorsegelschiff.
Hierzu kommen noch etwa 1500 M für den Maschinisten und sonstige Ausgaben. Das
Schiff konnte mit Hilfe des Motors vier überseeische Reisen machen, während ein
gewöhnlicher Segler in dieser Zeit kaum seine dritte Seereise beendet hätte. Eine
Reise ergibt aber einen Gewinn von etwa 64000 M.
Auch in Dänemark wurde bereits im Jahre 1914 eine größere Reederei für Motorsegler
gegründet. Im Jahre 1915 wurden bereits vier Motorsegelschiffe von 2250, 1300, 1100
und 700 t in Fahrt gesetzt. In neuerer Zeit hat die Gesellschaft noch weitere zehn
größere Schiffe gekauft bis zu 3400 t Ladefähigkeit. Alle haben Rohölmotoren
erhalten. Während des Krieges, besonders im Jahre 1915 und 1916 haben noch mehrere
andere Reedereien den Betrieb mit Motorsegelschiffen in Dänemark aufgenommen. Auch
die bekannte Ostasiatische Kompagnie in Kopenhagen besitzt bereits vier größere
Motorsegelschiffe. Auch in Schweden wird der Bau von Motorsegelschiffen eifrig
betrieben. Es können aber nicht schnell genug die Motoren hierzu geliefert werden,
da die dänischen und schwedischen Fabriken, die die Rohölmotoren liefern, mit
Bestellungen überhäuft sind.
Für die Beförderung von billigen Massengütern, insbesondere von Futtermitteln, Holz,
Steinen und Erz wird das Motorsegelschiff für die Zukunft von Bedeutung sein. Die
Frage der zweckmäßigsten Motorenausrüstung und Geschwindigkeit ist aber noch nicht
völlig gelöst. Es ist auch hier die Neigung vorhanden, den größeren Schiffen größere
Geschwindigkeit zu erteilen, wie dies auch bei Frachtdampfern und Motorschiffen der
Fall ist. Bei Frachtdampfern hat sich als zweckmäßige Geschwindigkeit 9 bis 11
Knoten ergeben. Werden für das entsprechende große Motorsegelschiff dieselben
Geschwindigkeiten angestrebt, so ist für den entsprechend großen Motor ein hohes
Anlagekapital notwendig, ebenso wird der Brennstoffverbrauch groß. Das Segelschiff
unterscheidet sich dann wenig vom Motorschiff. Ist dagegen die Motorleistung gering
und somit auch die Geschwindigkeit, so wird das Schiff nicht genügend schnelle
Fahrten machen können. Die durch Verwendung eines Motors vergrößerten Unkosten
werden dann nicht genügend gedeckt. Die gute Wirtschaftlichkeit des Motors hängt
somit von der richtigen Wahl der Geschwindigkeit ab. Geschwindigkeiten von 8 bis 9
Knoten sind für die meisten Motorsegelschiffe zu groß. Der Treiböl- und
Schmierölverbrauch wächst zu stark an, auch der Raumverlust durch den Motoreinbau
wird erheblich. Die bisherigen Erfahrungen haben ergeben, daß es zweckmäßig ist, bei
Motorsegelschiffen von 500 bis 1000 t eine Geschwindigkeit von höchstens 7 Knoten
zuzulassen, die mit einer Motorleistung von 100 bis 200 PS zu erreichen ist. Die
neuen dänischen Motorsegelschiffe von 250 t laufen etwa 5 Knoten und besitzen
Motoren von 75 bis 90 PS. Die niederländischen Dreimastschoner von 500 t haben
Motoren von etwa 130 PS und erreichen eine Geschwindigkeit von 6½ Knoten. Bei
Schiffen von 1500 bis 2000 t ist die dementsprechende Motorleistung 300 bis 500 PS
für Geschwindigkeiten von 7 bis 8 Knoten. Für Motorsegler von 3000 t an werden
Motoren von zusammen 5000 PS zweckmäßig sein.
Mit einem 25 m langen Motorsegelschiffe hat Prof. Hansen
in Norwegen bereits Versuchsfahrten ausgeführt, um die richtige Ausnutzung von Wind
und Motor auszuproben. Die Ladefähigkeit des Schiffes betrug etwa 150 t, der
Rohölmotor leistete 26½ PS. Bei seitlicher frischer Brise erreichte das Segelschiff
ohne Motorhilfe 5 Knoten Geschwindigkeit und mit dem Motor ebenfalls 5 Knoten, so
daß die Leistung der Segel ebenfalls zu 26,5 PS zu bewerten war. Mit Segeln und
Motor zusammen wurde eine Geschwindigkeit von mehr als 8 Knoten erreicht. Damit ein
Schiff dieser Größe eine Geschwindigkeit von 8 Knoten erreicht, muß es ohne Segel
eine Antriebsmaschine von etwa 133 PS besitzen. Motor und Segel entsprechen in
diesem Falle etwa 53 PS, somit werden hier 80 PS erspart. Mit dem Schiff sind auch
Versuche bei Gegenwind gemacht worden. Das Schiff fuhr gegen Wind mit dem Motor
allein und erreichte dabei eine Geschwindigkeit von 3½ Knoten. Die Schiffschraube
ist so gebaut, daß sie bei 5 Knoten Geschwindigkeit den besten Wirkungsgrad
erreicht. Erreicht das Schiff mit Motor und Segeln eine größere Geschwindigkeit,
dann nimmt der Wirkungsgrad der Schraube ab.
Beim Motorsegelschiff muß man bestrebt sein, die billige Kraft des Windes so lange
als möglich auszunutzen, und den Motor nur dann einzuschalten, wenn dadurch eine
wesentliche Erhöhung der Geschwindigkeit möglich ist. Die Wirtschaftlichkeit eines
Motorschiffes ist somit keineswegs von der Motorstärke und dem Brennstoffverbrauch
allein abhängig, sondern großen Einfluß hierauf hat die sachkundige Führung eines
solchen Schiffes. (Das Motorschiff und Motorboot 1917 Heft 10.)
W.
–––––
Füllanlage für gelöstes Azetylen. Die Hanseatische Azetylengas-Industrie, A.-G. in Hamburg-Wilhelmsburg hat im Anschluß an ihr
Azetylengaswerk in Schweinheim (Unterfranken) eine Anlage für gelöstes Azetylen
errichtet, die täglich 600 m3 Gas in gelöstes
Azetylen umwandeln kann. Die Anlage besteht, wie Pabst in
der Zeitschrift des Bayerischen Revisionsvereins 1916 S. 124 mitteilt, aus dem
Kraftraum, dem Kompressorraum und dem Abfüllraum. Zwei stehende, dreistufige
Kompressoren, die ebenso wie die Dynamomaschine, die Pumpen und sonstigen
Hilfsmaschinen von einem Benzinmotor angetrieben werden, saugen das Azetylengas
unmittelbar aus der Leitung vom Gaswerk an; die angesaugte Gasmenge wird durch zwei
Gasmesser bestimmt, die vor den Kompressoren in die Leitung eingebaut sind. Nach der
Verdichtung strömt das Gas durch zwei Oel- und Wasserabscheider sowie durch zwei Gasreiniger und
gelangt sodann in den Abfüllraum, in dem drei mit Manometer versehene Rampen zum
gleichzeitigen Anschluß von 120 kleineren und 40 größeren Stahlflaschen aufgestellt
sind. Ferner befindet sich hier das Auffüllgefäß für die Lösungsflüssigkeit
(Azeton). Die zumeist verwendeten Flaschen haben 40 bzw. 5 l Nutzinhalt; letztere
sind für die Beleuchtung von Kraftwagen bestimmt.
Die Stahlflaschen sind mit einer schwammartigen Masse gefüllt, die etwa 75 v. H.
Hohlraum enthalten und so haltbar sein soll, daß sie ebenso lange benutzbar bleibt
wie die Flasche selbst. Das Azeton, mit dem diese Masse gesättigt wird, soll
mindestens 90-prozentig sein, zwischen 56 und 58° sieden und weder Wasser noch
sonstige höhersiedende Bestandteile enthalten, da durch allmähliches Ansammeln
dieser Verunreinigungen in den Flaschen die Lösungsfähigkeit vermindert wird. Das
auf den Flaschen eingeschlagene Leergewicht zerfällt in das Gewicht der Flasche
selbst einschließlich des Absperrventils, in das der schwammartigen Masse sowie in
das des Azetons. Das Azetongewicht der von Gas entleerten Flasche muß durch
Nachfüllen von Azeton stets auf gleicher Höhe gehalten werden, jeder Flasche wird
etwa 3/7 ihres
Gesamtinhaltes an Azeton zugeführt. Die Fünfliterflasche enthält folglich rund 2 l
Azeton und nimmt, da die Lösungsfähigkeit des Azetons für Azetylen etwa das 25-fache
seines eigenen Volumens und der in Deutschland zugelassene Fülldruck 15 at beträgt,
750 l Azetylen auf. Die 40 l-Flaschen fassen dagegen etwa 6000 l Azetylen. Unter
diesen Umständen bleibt in der schwammartigen Masse noch ein freier Raum für eine
nachträgliche Ausdehnung des Gases infolge von Temperaturerhöhung übrig. Da die
Lösungsfähigkeit des Azetons von der Temperatur abhängig ist, muß die Temperatur des
Füllraumes stets in Betracht gezogen werden. Die Füllung der Flaschen erfordert
einen längeren Zeitraum, da die Lösung des Gases in Azeton allmählich und unter
Wärmeentwicklung erfolgt. Bei gleichzeitiger Füllung einer größeren Zahl von
Flaschen führt man deshalb den Flaschen kleinere Gasmengen, aber längere Zeit
hindurch zu. Je rascher die Gasentnahme erfolgt, um so mehr Azeton wird aus den
Flaschen mitgerissen.
Sander.
–––––
Eisenbahnhilfswagen. Die Rhätische Bahn hat zur
Hilfeleistung bei Unfällen einen Hilfswagen mit zweckmäßiger Ausrüstung in den
Dienst gestellt. Der Wagen besitzt zwei Drehgestelle mit je zwei Achsen mit
doppelter Federung und Kugellagerachsbüchsen, Bauart Schmidt-Roost. Oerlikon. Im Innern des Wagens
sind an der einen Längsseite Beleuchtungsmittel, zwei große Schlußlaternen,
Signalfahnen, Handlaternen usw. angebracht. In einem Schrank befindet sich ein
Feldtelephon. Im Wagen ist dann noch ein Ketten-Sicherheitsflaschenzug für 4000 kg
Tragkraft, Drahtseile von 10 und 30 t Bruchfestigkeit und zwei Winden für 8 t
untergebracht. Auf dem Wagen ist auch eine Feldschmiede angebracht. Ein Schrank
enthält Brennstoff und Schmiermittel, außerdem sind hier noch zwei
Azetylensturmfackeln von je 1000 und zwei tragbare Fackeln von je 300 Kerzenstärke
angeordnet. An der gegenüberliegenden Längswand befinden sich 12 Fußwinden
verschiedener Größe, vier hydraulische Winden von je 35 t Tragkraft und eine
Zahnstangenzugwinde. Ebenso befinden sich hier Kupplungsschläuche,
Achskistenunterlagen und Schienenverbindungsschrauben.
In der zweiten Wagenhälfte befinden sich zwei starke Träger von 600 kg Gewicht und 30
t Tragfähigkeit zum Heben von Lokomotiven mit vier Mathiaswinden von je 20 t
Tragfähigkeit. Außerdem sind hier Aufgleisschuhe, verschieden lange
Schienenstücke und vier Schlittenwinden vorhanden. Im Hilfswagen werden auch
Ersatzstücke verschiedener Art mitgeführt, wie Achsbüchsen, Puffer und Zugstangen.
Ein 20 m langer Schlauch mit Anschluß an den Speisekopf einer Lokomotive dient zu
Feuerlöschzwecken. Außerhalb des Wagens hängen noch zwei Unterleggleise für
Lokomotiven. Am Untergestell ist zwischen den beiden Drehgestellen ein Kasten
angebracht zur Aufnahme von Brettern und Schwellen.
Der Hilfswagen hat 1 m Spurweite, die Länge über den Puffern beträgt 13 m, die
Gesamthöhe 3,42 m. Das Gewicht ohne Ausrüstung ist 14 t, mit Ausrüstung 23 t.
(Schweizerische Bauzeitung 1917 14. Juli.)
W.
–––––
Ueber das Härten von Gewindelehren. Die Härtung von
Gewindelehren ist eine besonders schwierige Aufgabe, weil ein Nacharbeiten praktisch
nicht möglich ist. Während andere Lehren fast immer mit einem Uebermaß vorgearbeitet
und nach dem Härten auf Fertigmaß geschliffen werden können, müssen Gewindelehren
auf genaues Maß vorgearbeitet sein, sie dürfen sich auch nicht beim Härten verziehen
(Ovalwerden) und müssen außerdem eine saubere, schlackenfreie Oberfläche
behalten.
Es ist bekannt, daß die Veränderung des Volumens beim Härteprozeß ganz verschieden,
je nach der Stahlsorte ausfällt und daß noch nicht einmal das der gleichen Charge
entnommene Material unter sich gleich ist. Dagegen zeigt eine Stahlstange über ihre
ganze Länge ungefähr gleiches Verhalten, so daß es möglich ist, durch eine Probe
jede Materialstange auf ihre diesbezüg liehe Eigenschaften zu klassifizieren.
Für einen bestimmten Fall unternommene Versuche hatten noch die Aufgabe, eine
Zusammensetzung des Stahles ausfindig zu machen, bei der die Wärmebehandlung
möglichst keine Formveränderung zur Folge hatte. Als besonders geeignet erwies sich
dabei folgender, stark manganhaltige Stahl:
Kohlenstoff
0,96
v. H.
Silizium
0,19
„
Mangan
1,20
„
Schwefel
0,03
„
Phosphor
0,02
„
Eingehende Versuche ließen weiter erkennen, daß zur Härtung in einem Fettbade, für
das Walfischtran verwendet und dessen Temperatur auf etwa 30° gehalten wurde, eine
Erhitzung auf 750° ausreichte. Das Anlassen erfolgte gleichfalls in einem Oelbade,
und zwar bei 260°. Das recht günstige Ergebnis an zwei Gewindelehrdornen ist aus
nachfolgender Tabelle ersichtlich.
Maße in Zoll
VordemHärten
NachdemHärten
Nachdem An-lassen
Nachträglichgemessen am
18. Sept.
18. Nov.
I. Kopfdurchmesser
1,1997
1,2009
1,1999
1,2000
1,2000
II. Kopfdurchmesser
1,2000
1,2011
1,2002
1,2002
1,2002
Eine saubere Oberfläche ist unschwer zu erzielen, wenn dafür gesorgt wird, daß das
glühende Werkstück unmittelbar aus dem Ofen in das Härtebad gelangt. Zum Erhitzen
erwies sich ein gewöhnlicher Härteofen als ohne weiteres geeignet.
Bemerkt muß noch werden, daß bei Gewinderinglehren die Verhältnisse noch wesentlich
schwieriger liegen und die Versuche über ein geeignetes Material bzw. Verfahren dazu
noch nicht abgeschlossen sind. (Die Werkzeugmaschine Heft 15, 1917.)
Rich. Müller.
Amerikanische Motorschiffe. W. Cramp & Söhne, Schiffswerft und
Maschinenbaugesellschaft in Philadelphia haben das alleinige Ausführungsrecht für
den Bau von Schiffsdieselmaschinen nach der Bauart von Burmeister & Wain, Kopenhagen, erworben.
Mit dem Bau eines Motorschiffes ist bereits begonnen. Die Hilfsmaschinen, die
Preßlufterzeuger für die Umsteuerung werden von Burmeister & Wain geliefert. Die
Hauptmaschinen und die Deckmaschinen werden nach Zeichnungen von Burmeister & Wain in
Philadelphia gebaut. Das Motorschiff erhält dieselben Abmessungen wie die noch in
Bau befindlichen Dampfer der Werft von Cramp & Söhne. Die Länge über alles ist 128 m, die Breite 16,4 m.
Bei gewöhnlichem Tiefgang von 7,92 m beträgt die Verdrängung 12294 t und die
Tragfähigkeit 8480 t, beim größten Tiefgange von 8,65 m ist die Verdrängung 13553 t.
Die Treibölbehälter im Doppelboden fassen 1100 t. Der Inhalt der Laderäume ist 12840
m3.
Im Vergleich mit den gleich großen Dampfern der Werft werden die Laderäume um etwa 8
v. H. größer und die Tragfähigkeit steigt um 120 t. Die beiden
Sechszylinder-Viertaktmaschinen haben 630 mm Zylinderdurchmesser und 960 mm Hub. Die
Leistung ist bei einer Drehzahl von 130 in der Minute 3100 PS1. Von der Kurbelwelle unmittelbar wird der
Dreistufen-Druckluftverdichter angetrieben. Die Hilfsmaschinen sind an Backbord
aufgestellt, ebenso ein 60 kW Stromerzeuger, der bei 300 Umdrehungen in der Minute
elektrischen Strom von 220 Volt liefert. Zum Anlassen der Haupt- und Hilfsmaschinen
mit Druckluft sind an Steuerbord zwei große Druckluftbehälter aufgestellt, die von
einem Zweistufen-Preßlufterzeuger gespeist werden. Es sind zwei Betriebsbehälter für
Treiböl vorgesehen, denen das Treiböl aus dem Doppelboden zugepumpt werden. Jeder
Behälter kann abwechselnd für zwölf Stunden Treiböl liefern. Im Maschinenraum
befinden sich noch zwei Kühlwasserpumpen. Von den elektrischen Ladewinden werden
zehn zu 5 t und vier zu 3 t angeordnet. Ebenfalls elektrisch angetrieben werden das
Ankerspill und die Steuermaschine. Im allgemeinen sind die Haupt- und Hilfsmaschinen
nach derselben Anordnung und von derselben Bauart wie die von Burmeister & Wain ausgeführten
Maschinenanlagen der Motorschiffe Malakka, Tonking, Panama, Australien, Columbia,
Chile, Peru und George Washington. (Schiffbau 1917 S. 295 bis 297.)
W.
–––––
Ueber die Bewegungswiderstände der Eisenbahnfahrzeuge,
d.h. über die Kräfte, die aufzuwenden sind, um Züge in Gang zu bringen und im Lauf
zu erhalten, berichtet v. Glinski im Verein deutscher
Maschineningenieure. Aus den Mitteilungen sei hervorgehoben, daß die angestellten
Messungen für die Belastung der Fahrzeuge einen kaum feststellbaren Einfluß auf den
Fahrwiderstand ergeben. Beladene Güterwagen haben etwa den gleichen Widerstand wie
leere. Daher empfiehlt der Vortragende, den Widerstand der Güterzüge nicht nach dem
Gewicht, sondern nach der Achszahl zu berechnen. Ferner zeigen die Messungen einen
deutlichen Einfluß der Luftwärme auf den Fahrwiderstand. Bei strenger Kälte ist er
erheblich höher als bei warmem Wetter. Der durch Auslaufmessungen bestimmte
Widerstand weist oft hohe Werte an Stellen auf, wo die Gleisneigung sich erheblich
ändert. Schließlich wird der Fahr widerstand der Züge besonders bei strenger Kälte
merklich geringer, je weiter sie sich vom Ausgangsbahnhof entfernen und je besser
die Wagen sich einlaufen, je mehr sich die Lager anwärmen.
–––––
Winke für die Projektierung elektrischer
Beleuchtungsanlagen. Die Einführung der Gasfüllungslampe hat einerseits
eine gewisse Vereinheitlichung und Vereinfachung der Beleuchtungsanlagen zur Folge
gehabt, andererseits aber eine Reihe lichttechnischer Fragen in den Vordergrund des
Interesses gestellt, die bis jetzt wenig beachtet wurden. Die Projektierung
elektrischer Beleuchtungsanlagen bereitet daher dem Architekten, dem
Betriebsingenieur, dem Installateur, sowie jedem, der nur gelegentlich oder nur
infolge des Krieges sich mit diesen Fragen beschäftigt, einige Schwierigkeiten. Als
erster Versuch, die bestehende Lücke in der technischen Literatur auszufüllen, mag
man die vorliegenden „Winke für die Projektierung elektrischer
Beleuchtungsanlagen“ von Dr. Ing. Halbertsma
betrachten, die von der Firma Dr. Ing. Schneider &
Co., Spezialfabrik für Elektro-Lichttechnik,
Frankfurt a. M. herausgegeben werden.
Die Druckschrift behandelt in knapper Darstellung folgende Gegenstände: Die
neuzeitlichen Forderungen bei elektrischen Beleuchtungsanlagen – die Projektierung
von Beleuchtungsanlagen – die Ermittlung des Lichtbedarfs – die Wahl der Lampengröße
– der Reflektor – die lichtstreuenden Gläser – die Wahl der Beleuchtungskörper – die
Zusammenstellung der Unterlagen für die Projektierung. Es kann sich, wie schon der
Titel des Heftes andeutet, nur um Winke handeln; eine eingehende Behandlung der
aufgeführten Gegenstände wäre bei dem Umfang von 24 Seiten nicht möglich. Dennoch
kann man nützliche Anregungen aus dem Werkchen schöpfen. Wer weiter in die Materie
einzudringen wünscht, findet am Schluß noch einen Literaturnachweis von Arbeiten des
Verfassers, die seit dem Erscheinen der Gasfüllungslampe veröffentlicht sind und die
diese neue Lichtquelle behandeln.
Die Druckschrift ist nicht im Handel, sondern wird von der Herausgeberin den
beteiligten Kreisen zur Verfügung gestellt. Bei Bezugnahme auf diese Zeitschrift
wird den Lesern, die der genannten Firma ihre Adresse angeben, ebenfalls ein
Exemplar unberechnet zugesandt.
–––––
Kautschukerzeugung im Jahre 1916. Auf der letzten
Jahresversammlung der englischen Kautschukpflanzer-Vereinigung wurden interessante
Angaben über Welterzeugung an diesem im Kriege besonders wichtigen Rohstoff
gemacht.
Wie die Zeitschrift Der Motorwagen 1917 S. 153 mitteilt, wird die Kautschukerzeugung
des Jahres 1916 auf 170 bis 200000 t geschätzt, was gegenüber dem Vorjahre eine
Zunahme von etwa 30 v. H. bedeutet. Namentlich ist die Erzeugung von
Plantagenkautschuk, die sich im Jahre 1915 auf 98000 t belief, in raschem Wachsen
begriffen, während die Erzeugung Brasiliens an wildem Kautschuk mit 37000 t nicht so
große Aenderungen aufweist. Der Ertrag der Kautschukplantagen in Indien und auf
Ceylon, deren gesamte Anbaufläche sich auf 1,5 Mill. acres beläuft, wird für das
Jahr 1916 auf 130000 bis 150000 t veranschlagt. In den nächsten Jahren wird die
Welterzeugung jedenfalls nicht in dem bisherigen Maße weiter zunehmen, denn die
neuanpflanzungen sind seit dem Jahre 1911 ständig eingeschränkt worden und in den
beiden letzten Jahren fast ganz zum Stillstand gekommen. Immerhin rechnet man in
Fachkreisen damit, daß die Welterzeugung bis zum Jahre 1921 auf 350000 t anwachsen
wird.
Sander.
–––––
Die deutschen Glühlampenfabriken haben mit Rücksicht auf
die außerordentliche Steigerung der Erzeugungskosten beschlossen, den
Teuerungszuschlag für Glühlampen mit Wirkung vom 13. November d. J. auf 75 v. H. zu
erhöhen.