Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Schmolke |
Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 357 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Einiges über Feilen. Das Geradefeilen ist eine
Fertigkeit, die der Arbeiter in etwa einem Jahre, wie angenommen wird, durch rein
handwerksmäßige Uebung erlangt. Da die Feile, nach den Begriffen der Mechanik
betrachtet, ein doppelarmiger Hebel ist, dessen Drehpunkt in der jeweiligen
Berührungsstelle mit dem zu befeilenden Werkstück liegt, und dessen Lage beim Feilen
ständig Wechselt, so bedeutet Geradefeilen nichts weiter als den Hebel im
Gleichgewicht zu erhalten. Es muß also der mit der rechten bzw. der linken Hand
ausgeübte Arbeitsdruck sich stets umgekehrt proportional der zugehörigen Hebellänge
ändern, wobei natürlich noch eine reine Schubkraft aufzuwenden wäre, die den beim
Feilen entstehenden Arbeitswiderstand überwindet.
Bei Werkstücken, deren Arbeitsfläche in der Feilrichtung nicht sehr ausgedehnt ist,
ist es Anfängern ziemlich schwierig, das Schaukeln der Feile zu beobachten. Sie
können sich das richtige Gefühl für die Handhabung einer Feile viel schneller
aneignen, wenn sie sich folgender Einrichtung bedienen.
Zwei verhältnismäßig schmale Flacheisenstücke werden mit Hilfe einer Zwischenlage so
in den Schraubstock gespannt, daß ihr Abstand etwa 4 bis 5 cm beträgt. Beide Stücke
werden gleichzeitig von der Feile bestrichen. Jedes Schaukeln macht sich hier
besonders auffallend bemerkbar und läßt das gewünschte Gefühl für Geradeführung sich
schneller entwickeln. Mit fortschreitender Uebung kann der Abstand immer mehr
verringert werden.
Die Beurteilung der Leistungsfähigkeit von Feilen ist nicht ohne weiteres möglich.
Nicht nur die Güte der Feile, sondern auch die Ausdehnung der gefeilten Fläche, wie
die Härte des gefeilten Stoffes sind neben anderen Umständen von Einfluß. Die
Schätzung mit Hilfe eines Feilversuchs durch einen Arbeiter liefert naturgemäß sehr
schwankende Ergebnisse.
Um die Leistungsfähigkeit einer Feile zu bestimmen, die ausgedrückt ist durch die
Gewichtsmenge des abgefeilten Stoffes in einem bestimmten Zeitraum und durch das Maß
der aufgewendeten Arbeit in kgm auf die Feilstaubmenge bezogen, wurde eine Maschine
gebaut, bei der die zu prüfende Feile in einen Rahmen gespannt wird und von einem
Kurbelgetriebe unter einstellbarer Gewichtsbelastung über einem Stoff von bestimmten
Eigenschaften in Nachahmung der Feilbewegung in einer bestimmten Anzahl von
Hüben hin und her bewegt wird. Die Gewichtsbelastung wird im allgemeinen zu 25 kg
für mittlere Feilen angenommen, die Zahl der Hübe zu 60 bis 70 in der Minute, die
Länge des Hubes zu 25 cm. Der Feil widerstand wird unter Vermittlung einer zwischen
Kurbelgetriebe und Feilenrahmen eingeschalteten geeichten Feder gemessen, deren
Längenänderung als Maß für die aufgewendete Stoßkraft auf ein Registrierwerk
übertragen wird. Die beistehenden Schaulinien geben ein recht übersichtliches Bild
über das Verhalten einer Feile auf einem Stoff von 78 kg Festigkeit, 25000
Feilenhübe entsprechen etwa einem zwanzigstündigen Gebrauch in der Hand des
Arbeiters. Während jedoch bei der neuen Feile 1 kg Feilstaub sich etwa auf 22,60 M
stellt, kostet es nach der angegebenen Zeit bereits das Doppelte.
Textabbildung Bd. 332, S. 357
Um die allerdings recht lange Prüfdauer abzukürzen, kann entweder der Arbeitsdruck
gesteigert werden (bis etwa 100 kg) oder die Feile wird auf sehr hartem Stoff
geprüft. Beide Verfahren wären allerdings nicht für alle Fälle frei von Bedenken,
immerhin dürfte ein relativer Vergleich noch ein genügend zuverlässiges Bild
ergeben. (Die Werkzeugmaschine Heft 16 Jahrgang 1917.)
Rich. Müller.
–––––
Amerikanische Personenzuglokomotiven. Seit dem Jahre 1900
werden in Nordamerika schwere Personenzuglokomotiven gebaut, mit drei
Kuppelachsen, einem vorderen zweiachsigen Drehgestell und einer hinteren Laufachse.
Diese 2 C 1-Lokomotiven werden in Amerika mit Pacific-Bauart bezeichnet. In der
folgenden Tabelle sind die wichtigsten Hauptabmessungen solcher Lokomotiven
enthalten, wie sie bei verschiedenen amerikanischen Eisenbahngesellschaften
Verwendung finden. Die Triebraddrücke sind dabei erheblich größer als bei den
preußischen Personenzuglokomotiven dieser Bauart, bei denen ein Triebraddruck von
etwa 8 t zugelassen ist. Die Raddrücke in Amerika sind meist 12 t, bei der
Richmond-Frederickburg- und Potomac-Bahn sogar 14 t. Das Betriebsgewicht der
amerikanischen Lokomotiven ist größer als das der preußischen Lokomotiven. Es wird
zu 118 bis 127 t angegeben. Die amerikanischen Lokomotiven haben häufig gebirgiges
Gelände mit Steigungen von 5 bis 10 v. T. ohne Vorspann zu durchfahren und haben aus
zehn Wagen bestehende Personenzüge mit 620 t Gewicht bei 55 bis 70 km stündlicher
Geschwindigkeit zu befördern. Hierzu sind Höchstleistungen von 1800 bis 2200 PS1 notwendig. Hierbei ist eine Rostbeanspruchung von
500 kg/Std. und m2 und ein kleinster
Kohlenverbrauch von ∙,45 kg für 1 PS1 und Stunde
angenommen.
Der Dampfkessel enthält 200 bis 230 Stück Siederohre von 57 mm äußerem Durchmesser.
Die Feuerbüchse ist mit einer Feuerbrücke versehen. Der Dampfdom ist aus Stahl
gepreßt, während er bei den preußischen Lokomotiven aus Flußeisenblech
zusammengenietet wird. Zur Bewegung der Feuertür und zum Schütteln des Rostes wird
Druckluft verwendet. Alle Stehbolzen sind beweglich angeordnet. Manche Lokomotiven
sind auch mit mechanischer Rostbeschickung ausgerüstet. Der Ueberhitzer ist nach der
preußischen Bauart Schmidt-Kassel ausgeführt und besteht
aus 32 bis 40 in vier bis fünf wagerechten und acht bis neun senkrechten Reihen
angeordneten Röhren von 140 mm äußerem Rohrdurchmesser.
Textabbildung Bd. 332, S. 358
Die außen liegenden Zylinder haben Luftsauge- und Ueberströmventile, im
Zylinderdeckel sind außerdem Sicherheitsventile angeordnet. Zur Dampfverteilung
dienen Kolbenschieber mit Heusinger-Waldegg Steuerung. Die hin und her gehenden
Triebwerkteile sind aus Chromnickelstahl ausgeführt, um sie möglichst leicht halten
zu können. Wellen, Zapfen und Reifen der Triebachsen sind aus Chromvanadiumstahl
angefertigt.
Bezeichnung
Carolina undOhio-Bahn
Richmond- undPotomac-Bahn
Denver- undRio Grande-Bahn
Chesapeake-und Ohio-Bahn
Zylinderdurchmesser d
mm
635
660
660
686
Kolbenhub s
„
762
711
660
712
Kesselüberdruck pk
at
14
14
13
13
Heizröhren, Anzahl
249
270
232
242
Heizröhren, Länge
mm
6401
6248
6096
6248
Heizfläche der Feuerbüchse
m2
19,32
21,55
21,74
0,44
Heizfläche der Heizröhren
„
347,81
366,21
303,13
328,44
Heizfläche des Ueberhitzers Hu
„
88,72
90,58
–
81,66
Rostfläche R
„
5,0
6,2
5,85
5,54
Triebraddurchmesser D
m
1753
1727
1702
1854
Triebachslast Gr
t
80,24
85,28
72,87
81,60
Triebraddruck
„
13,57
14,21
12,15
13,60
Betriebsgewicht GL
„
127
133
118
128
Fester Radstand
mm
3962
3962
3810
3962
Zugkraftkennzeichen C_1=\frac{d^2\,s}{D}
1750
1790
1690
1780
ZugkraftkennzeichenC2 = Ct: Gr
21,9
21,0
23,2
21,8
Zugkraft Zimg = C1 pmi
kg
7000
7160
6760
7120
Rostbeanspruchung \varrho=\frac{B}{R}
kg/m2
500
500
500
500
Kohlenverbrauch für 1 PSi
kg
1,45
1,45
1,45
1,45
Größte Leistung Ni
PSi
1785
2210
2090
1990
Günstigste Geschwindigkeit V_1=\frac{N_i}{Z_{img}}\,270
km
69
83,4
83,4
83,8
Leistung für 1 m2 Rostfläche
PSi
357
357
357
357
Die Stahlgußbarrenrahmen sind 127 mm stark. Der für hier geeignete Stahlguß hat
eine Zugfestigkeit von 5300 kg/cm2, während die
Zugfestigkeit des Schweißeisens nur 3800 kg/cm2
beträgt.
Der Kohlenvorrat auf dem Tender ist 13 t, bei uns werden im Höchstfalle nur 7,5 t
Kohle mitgeführt. Der Wasservorrat ist 30 m3. Die
indizierte Zugkraft bestimmt sich aus der Gleichung Zimg=C1pmi etwa zu 7000 kg, wobei pmi = 4 kg/cm2 angenommen ist. Die in vorstehender Tabelle enthaltenen Rechnungswerte
entsprechen den Ausführungen über Berechnung von Dampflokomotiven D. p. J. Bd. 332
S. 259. (Igel, Technische Rundschau 1917 S. 225 bis
226.)
W.
–––––
Theorie der Windkraftmaschinen. Die Theorie der
Windkraftmaschinen ist bisher wenig entwickelt worden, scheint indessen in
Anbetracht der nach dem Kriege erwünschten größten Sparsamkeit bei Ausnutzung der
zur Verfügung stehenden Naturkräfte durchaus nicht unwichtig. Daher verdienen die
Betrachtungen, die H. Baudisch-Wien in Heft 16 und 17 der
Zeitschrift für das gesamte Turbinenwesen über diesen Gegenstand anstellt, die
Beachtung weiterer Kreise- Baudisch beschäftigt sich
vornehmlich mit der Theorie der kranzlosen Räder, deren Drehachse mit der
Windrichtung zusammenfällt. Da bei ihnen nur kleine Pressungsunterschiede auftreten,
ist es zulässig, die Luft als unzusammendrückbar aufzufassen und sich demgemäß auf
die für die hydraulischen Kraftmaschinen geltenden Gesetze zu stützen. Baudisch spricht daher wie vom Wasserspiegel, so auch vom
Luftspiegel, unter dem das Windrad tief eingebaut erscheint. Es arbeitet unter dem
Gefälle H=\frac{C^2}{2\,g}, wo C die Strömungsgeschwindigkeit
der Luft parallel zur Radachse, g die
Fallbeschleunigung ist. Nennt man ferner c1 und c2 die absolute Ein- und Austrittsgeschwindigkeit,
w1 und w2 die relative Ein-
und Austrittsgeschwindigkeit, u1 und u2 die Umfangsgeschwindigkeit beim Ein- und Austritt,
sowie Hw die
Förderhöhe, welche der Ueberwindung aller Widerstände entspricht, so ergibt sich die
Arbeitsgleichung [2 g (H – Hw) – c12] = (w22 – w12) + (u12 – u22). In Anlehnung
an sie kann man nachstehende Arten von Windrädern unterscheiden: Je nachdem 2 g (H – Hw) – c12 kleiner, gleich
oder größer als Null, d.h. c_1\,≶\,\sqrt{2\,g\,(H-H_w)} ist, spricht man von Unterdruck-, Gleichdruck-
oder Ueberdruckrädern. Windkraftmaschinen, bei denen w_2\,\overset{\geq}{<}\,w_1 ist, sind Räder mit
Relativbeschleunigung, gleichbleibender Relativgeschwindigkeit oder
Relativverzögerung der Luft in den Zellen. Wenn u1 ≷ u1 ist, hat man äußere,
achsiale bzw. innere Beaufschlagung. In der Abbildung werden die kennzeichnenden
Werte in sinnfälliger Weise zur Darstellung gebracht. Die Geschwindigkeitsdreiecke,
in denen die absoluten und die Umfangsgeschwindigkeiten beim Ein- und Austritt zu
den betreffenden relativen Geschwindigkeiten zusammengesetzt wurden, sind
übereinander gelegt. Eine Betrachtung der Abbildung zeigt, daß die Strecke
E\,H=\sqrt{2\,g\,(H-H_w)-{c_1}^2} beziehungsweise E\,J=\sqrt{2\,g\,(H-H_w)} wird, wenn HJ = AB =
c1 ist. Eine besondere Bedeutung hat die
parallel zur Umfangsrichtung gemessene Entfernung Δ =
(w2 cosβ2 – w1 cosβ1) der Punkte E und D voneinander. Sie ist ausschlaggebend für die von der
Luft auf das Windrad übertragene Umfangskraft: P_u=\frac{\gamma}{g}\,\int_0^{Q}\,\Delta\,d\,Q, wo γ das spezifische Gewicht der Luft, d Q die auf ein Flächenelement des Windradflügels
entfallende Luftmenge bezeichnet. Pu hat einen positiven Wert nur, wenn w2 cosβ2 > w1 cosβ1 ist. Der Wert Δ kann wachsen, entweder sofern w2 gegenüber w1 zunimmt – was damit gleichbedeutend
wäre, daß eine Relativbeschleunigung in den Zellen auftritt – oder wenn β2 < β1 wird, also die Schaufel des Windrades dem Winde
die Hohlfläche zukehrte. Die Ausführungen Baudischs gewinnen dadurch an Bedeutung,
daß sie sich ohne weiteres auf die kränz- und leitradlosen Wasserkraftmaschinen
übertragen lassen.
Schmolke.
Textabbildung Bd. 332, S. 359
–––––
Die umfassendste Gleichung der Thermodynamik. Infolge ihres weiten
Gültigkeitsbereiches verdienen die drei Wärmesätze die größte Beachtung. Nicht nur
der Physiker, auch der wissenschaftlich arbeitende Techniker wird sich eingehend mit
ihnen beschäftigen müssen. Daher dürfte es von Interesse sein, auf eine Gleichung
hinzuweisen, die die thermodynamischen Grundanschauungen zusammenfaßt. Bekanntlich
ergibt sich durch Vereinigung der Formel U = A – Q, d.h. des Satzes von der
Erhaltung der Energie, mit der die Verwandelbarkeit der Wärme in Arbeit
kennzeichnenden Beziehung d\,A=Q\,\frac{d\,T}{T} nach Elimination von Q die Gleichung A-U=T\,\frac{d\,A}{d\,T}, wo A die bei
einem Vorgange geleistete äußere Arbeit, Q die
währenddessen aufgenommene Wärmemenge, U die
Veränderung der gesamten Energie, zu deren Berechnung die Kenntnis der spezifischen
Wärmen erwünscht ist, und T die absolute Temperatur
bedeuten. Da die durch Anwendung der beiden ersten Wärmesätze entstandene Gleichung
die Form einer Differentialgleichung, hat, bleibt eine Frage unbeantwortet, denn,
multipliziert man zum Zwecke der Integration beide Seiten mit d T und teilt durch T2, so folgt \frac{U\,d\,T}{T^2}=\frac{A\,d\,T-T\,d\,A}{T^2}=-d\,\left(\frac{A}{T}\right) oder A=-T\,\int\,\frac{U\,d\,T}{T^2}+J\,T wo J die
Integrationskonstante ist. Diese müßte man aber kennen, wenn die Aufgabe vorliegt,
A aus U zu berechnen,
das heißt der absolute Wert der äußeren Arbeit ist zunächst thermodynamisch
unbestimmt, oder, was auf dasselbe hinauskommt, zu einem UT-Schaubilde gehört eine Schar unendlich vieler A-Kurven (vgl. Abb.). Aus der Gleichung für A –
U läßt sich nun folgern, daß im absoluten Nullpunkt A = U
ist, das heißt alle Kurven müssen in einem Punkte der Ordinatenachse
zusammentreffen. Völlige Klarheit schafft der dritte Wärmesatz \mbox{lim}\,\frac{d\,A}{d\,T}=\mbox{lim}\,\frac{d\,U}{d\,T}\,(\mbox{für}\,T=0). Er
besagt, daß die Veränderungen der Gesamtenergie und der äußeren Arbeit bei Zunahme
der Temperatur in unmittelbarer Nähe des absoluten Nullpunktes gleich sind. Es
müssen sich somit dort die A Kurve und die U-Kurve berühren. Hierdurch ist unter der Schar der
Kurven, die die Abhängigkeit der äußeren Arbeit von der Temperatur mit gleicher
Berechtigung zu kennzeichnen schienen, eine einzige festgelegt worden, die den
Anforderungen aller Wärmesätze entspricht.
Textabbildung Bd. 332, S. 360
Diese lassen sich in einer Formel vereinigen, wenn man die
Aenderung der gesamten Energie U gleich U0 + f(T), das heißt
gleich ihrem Werte nahe bei dem absoluten Nullpunkte zuzüglich einer Funktion der
absoluten Temperatur setzt, was bei festen oder flüssigen Stoffen unbedingt zulässig
ist. Dabei muß f(T) für T
= 0 verschwinden. Ferner würde durch Differentiation der Gleichung A-U=T\,\frac{d\,A}{d\,T} für
T = 0 folgen \underset{T=0}{\mbox{lim}}\,\left(\frac{d\,U}{d\,T}\right)=-\underset{T=0}{\mbox{lim}}\,\left(T\,\frac{d^2\,A}{d\,T^2}\right). Hieraus ergibt sich
unter der Annahme, daß \underset{T=0}{\mbox{lim}}\,\frac{d\,A}{d\,T} irgend einen endlichen Wert besitzt oder = 0 ist,
\underset{T=0}{\mbox{lim}}\,\int\,\frac{d\,U}{d\,T}=0, und auf Grund des dritten Wärmesatzes kann man somit auch schreiben
\underset{T=0}{\mbox{lim}}\,\frac{d\,A}{d\,T}=0. Führt man jetzt in die oben gefundene Gleichung für A den Wert von U ein, so
folgt A=U_0-T\,\int\,\frac{f\,(T)\,d\,T}{T^2}+J\,T und durch Bildung des Differentialquotienten \frac{d\,A}{d\,T}=-\int\,\frac{f\,(T)\,d\,T}{T^2}-\frac{f\,(T)}{T}+J. Wenn die
linke Seite dieser Gleichung für T = 0, entsprechend
der soeben abgeleiteten neuen Form des dritten Wärmsatzes, gleich Null gesetzt wird,
ergäbe sich -\underset{T=0}{\mbox{lim}}\,\int\,\frac{f\,(T)\,d\,T}{T^2}-\underset{T=0}{\mbox{lim}}\,\frac{f\,(T)}{T}+J=0. Da im absoluten Nullpunkte auch \frac{d\,U}{d\,T}=f'\,(T) verschwindet,
fällt das Glied \underset{T=0}{\mbox{lim}}\,\frac{f\,(T)}{T} fort. Dasselbe gilt für \underset{T=0}{\mbox{lim}}\,\int\,\frac{f\,(T)\,d\,T}{T^2}, und somit wird
endlich gefunden, daß für kondensierte Systeme J = 0
ist. Sofern aber die maximale Arbeit, die man bekanntlich als ein Maß der Affinität
auffassen muß, für die feste oder flüssige Phase bestimmt wurde, läßt sich A auch für die Gasphase berechnen, wenn ausreichende
Messungen des Dampfdruckes der in Frage kommenden Stoffe vorliegen. Man könnte daher
wohl die für kondensierte Systeme geltende Beziehung A=-T^{T}\,\int\,\frac{U\,d\,T}{T^2} als die allgemeinste
Gleichung der Thermodynamik auffassen.
Die gebrachte Abbildung ist einer sehr lesenswerten Darstellung des dritten
Wärmesatzes durch Pollitzer entnommen. An diese sowie an
Vorträge von Nernst lehnen sich die gebrachten
Ausführungen an.
Schmolke.