Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 28 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Ueber die Verwendung von Paraffinöl undSteinkohlenteerölim Dieselmotor. Bei der großen Bedeutung, die Braun- und
Steinkohlenteeröle als Treibmittel des Dieselmotors gewonnen haben, darf ein
Vergleich dieser Brennstoffe hinsichtlich ihrer Verwendbarkeit die Aufmerksamkeit
des Ingenieurs beanspruchen. Ein solcher wird von Prof. K. Neumann- Dresden in Heft 41, 42 und 44 der Zeitschrift des Vereins
deutscher Ingenieure angestellt mit besonderer Berücksichtigung der Vorgänge bei der
Verdampfung der in den Zylinder der Maschine eingespritzten Flüssigkeit. Der
Kompressionsenddruck pc beträgt in dem betrachteten Beispiele 30
at abs. Der Einblasedruck pe ist 54 at abs., die Temperatur des Oeles
vor dem Einspritzen t' = 30°, die Temperatur der Luft im Zylinder nach dem
Zusammenpressen tc
= 550°, während die Gewichtsverhältnisse des
Brennstoffes B, der Einspritzluft E und der Ladeluft L durch
die Beziehungen \alpha=\frac{E}{L}=\frac{1}{7} und \beta=\frac{B}{E+L}=\frac{1}{20} bestimmt sind. Um die beim Verdampfen
eines Brennstoffes aufzuwendende Wärmemenge festzustellen, müßte die
Temperaturabnahme während dieses Vorganges berechnet werden. Es tritt zunächst beim
Einspritzen eine Abkühlung ein, die vom Druckverhältnis \frac{p_e}{p_c}, dem
Gewichtsverhältnis α und dem Werte t' abhängt. Nimmt man an, daß die Einblaseluft
adiabatisch bis auf den Kompressionsenddruck expandiert, so sinkt hierdurch die
Temperatur bis auf den Wert t_e=\frac{\alpha}{1+\alpha}\,\frac{t'}{\left(\frac{p_e}{p_c}\right)^{\frac{k-1}{k}}}+\frac{1}{1+\alpha}\,t_c, wo K der
Exponent der Adiabate ist. Den Wärmegrad nach der Verdampfung tv bestimmt man
aus der Beziehung t_v=\frac{c_p}{\beta}\,(t_e-t_v)=c\,(t_v-t')+R, in der cp und c die
spezifische Wärme der Luft bzw. des flüssigen Oeles, R
die Verdampfungswärme für die Gewichtseinheit bezeichnet. Die Berechnung von tc
– tv ergibt für
den zugrunde gelegten Sonderfall bei Steinkohlenteerölen eine um 23,5 bis 32,5 v. H.
größere Temperaturabnahme als bei Paraffinöl. Dementsprechend steigt der
Wärmeaufwand beim Verdampfen des erstgenannten Brennstoffes.
Ebenso ungünstig ist das Ergebnis für Steinkohlenteeröle, wenn man die
Verdampfungszeit Z betrachtet. In D. p. J. Band 334, Heft 2 S. 18 wurde bereits auf
deren Bedeutung für den Verbrennungsvorgang hingewiesen und die Formel Z=\frac{s\,\Delta\,r\,.\,(T_e-T_v)}{k\,(p_s-p_d)\,\left(\frac{\partial\,T}{\partial\,r}\right)_{\mbox{T}_v}}
entwickelt, wo die Dichte eines Oeltropfens vom Radius r1 nach der Zerstäubung und Δr die Dicke des diesen Tropfen umgebenden Dampfmantels
ist, in dem der Dampfdruck infolge Diffusion vom Sättigungsdruck ps auf pd sinkt. Mit T werden die absoluten Temperaturen bezeichnet.
\left(\frac{\partial\,T}{\partial\,r}\right)_{\mbox{T}_v} ist der radiale Temperaturabfall und k die
Diffusionszahl. Diese darf gleich C\,.\,\frac{T^2}{p} gesetzt werden, wo C ein Festwert, p der
Gesamtdruck im Dampfluftgemische ist. Da man ferner \left(\frac{\partial\,T}{\partial\,r}\right)_{\mbox{T}_v} durch \frac{T_e-T_v}{r_1}
ersetzen kann, folgt Z=C\,\frac{p\,s\,r_1\,\Delta\,r}{T^2\,(p_s-p_d)}. In der so vereinfachten Gleichung
wäre die mittlere Temperatur T=\frac{T_e+T_v}{2} und der Teildruck des Oeldampfes in der
Verbrennungsluft p_d=p\,.\,\frac{V_d}{V_d+V_e}, wo Vd und Ve die Teilvolumina von Dampf und Luft bezeichnen. Da
ferner nach der Gasgleichung PVd
= B RdT und PVe
= (E + L) ReT ist, wird (mit Rd
~ Re) \frac{V_e}{V_d}=\frac{E+L}{B}=\frac{1}{\beta}.
Nunmehr kann eine Vergleichsrechnung bezüglich der Verdampfungszeiten zweier Tropfen
verschiedenartigen Oeles stattfinden, wobei vorausgesetzt werden muß, daß Δr und r1 bei beiden Tropfen gleich sind. Bezeichnet dm die Anzahl der verdampfenden Mole, so erhält man
\frac{\frac{d\,m_1}{d\,z}}{\frac{d\,m_2}{d\,z}}=\frac{s_2\,(p\,s_1-p\,d)}{s_1\,(p\,s_2-p\,d)}\,\left(\frac{T_1}{T_2}\right)^2. Die zahlenmäßige Durchführung der Rechnung für die obengenannten
Verhältnisse lehrt, daß die Verdampfungsgeschwindigkeit schwerer siedender
Steinkohlenteeröle nur etwa 28 bis 55 v. H. von der des Paraffinöles ist. Dieses
Ergebnis darf bei schnellaufenden Motoren nicht unberücksichtigt bleiben.
Besonders hingewiesen sei auf die beachtenswerten Verfahren, de
Neumann bei der Bestimmung der thermischen Größen einschlägt, deren
Kenntnis er zur Durchführung der angedeuteten Rechnung bedarf. So stellt er z. ß.
die Verdampfungswärme R aus der von Nernst angegebenen Formel \frac{\mu\,R}{T\,s}=9,5 log Ts – 0,007 Ts fest,
nachdem er das mittlere Molekulargewicht μ des Oeles
durch Messen der Gefrierpunkterniedrigung unter Benutzung des Raoultschen Gesetzes und den mittleren Siedepunkt Ts durch zeichnerische Integration der über der Temperatur als Abszisse
aufgezeichneten, experimentell bestimmten Verdampfungskurve gefunden hat.
Schmolke.
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Schwindung von Zementmörteln an der Luft. (Deutscher
Ausschuß für Eisenbeton. Heft 42, II. Bericht über Versuche im Kgl.
Materialprüfungsamt Berlin-Lichterfelde-West, erstattet von Geh. Regierungsrat
Professor Dr.-Ing. E. H. M. Gary.) Die in Heft 35
berichteten Vorversuche ließen vermuten, daß die beobachtete, verschieden große
Neigung zur Raumveränderung bei den verschiedenen Zementen in Wasser und in Luft auf
das Herstellungsverfahren zurückzuführen ist, indem das Brennen im Schachtofen mit
dem damit unvermeidlich verbundenen Schwachbrand, vielleicht in Verbindung mit
feiner Mahlung die Neigung zur Schwindung begünstigt. Die neuen Ergänzungsversuche
erstreckten sich auf die Klärung der Frage einer Beeinflussung des Schwindens
weicher Mörtel
a) durch die Art der Aufbereitung des Zementes,
b) durch die Beschaffenheit des Zuschlagmaterials, und zwarα) durch die
mineralogische Zusammensetzung der Sande,ß) durch die Dichtigkeit
des Haufwerkes.
Die Schwindung von fetter und magerer Mörtelmischung sollte an je drei Stäben mit dem
Bauschingerschen Tastapparat ermittelt werden, und
zwar nach 1, 3, 7, 28 und 90 Tagen Erhärtung an der Luft, wobei die Proben bis zum
Versuch am dritten Tage mit feuchten Tüchern bedeckt waren. Als Materialien
wurden
a) Portlandzement1. Schachtofenzement aus Klinkern, die bereits durch
Aussuchen vom größten Teil des Schwachbrandes befreit sind; bez.
„Z1“,2. dasselbe Material unter Zusatz von 10 v. H.
Schwachbrand der gleichen Fabrik; bez. Z2,3. Drehrohrofenzement aus reinen Klinkern; bez.
R,
b) Eisenportlandzement, gemahlen aus Klinkern, Schlacke und
Gips in dem von der Fabrik angegebenen Mischungsverhältnis; bez. K,
c) Hochofenzement, gemahlen aus Schlacke, Klinkern und Gips in
dem von der Fabrik angegebenen Mischungsverhältnis; bez. B,
d) Freienwalder Rohsand,
e) Isarsand,
f) Rheinsand
verwendet, wobei die Sande nach Absiebung auf einem Sieb von
vier Maschen/qcm in vier Körnungen entsprechend 1, 2 und 3 mm Maschenweite zerlegt
wurden. Das Mischungsverhältnis betrug
1. 1 Rtl. Bindemittel: 5 Rtl. Sand,
2. 1 Rtl. Bindemittel: soviel Rtl. Sand, wie zur Ausfüllung
seiner Hohlräume mit dem Bindemittel nötig sind.
Für den Rheinsand kamen noch folgende Versuchsbedingungen in Betracht;
A) das durch das 1 mm-Sieb fallende Material soll auf feineren
Sieben von 120, 324 und 900 Maschen auf 1 cm2
abgesiebt werden. Nötigenfalls ist feinstes Korn durch Mahlung
herzustellen. Von diesen feinsten Körnungen ist dem Ursande soviel
zuzusetzen, daß ein möglichst dichtes Gemisch entsteht.
B) Aus dem Ursande ist das Feinste auf einem Siebe von 1 mm
Maschenweite zu entfernen.
Von den Gemischen A und B ist der Undichtigkeitsgrad festzustellen. Die beiden so
gewonnenen Sande, dichter und undichter, sollen mit soviel Zement versetzt werden,
daß die Hohlräume der Sande eben noch ausgefüllt werden. Dazu sind die Bindemittel a
1 und a 2 zu verwenden.
Einige Körper sollten mit Rundeisenstäbchen versehen werden, um die Veränderung des
Probekörpers im Vergleich zu den Körpern aus gleicher Mischung ohne Eiseneinlagen zu
beobachten. Es wurde vermutet, daß die Schwindung an den Körpern mit Eiseneinlagen
anders verlaufen würde als die Schwindung ohne Eisen.
Durch die Versuche wurden folgende früheren Beobachtungen bestätigt gefunden:
1. An der Luft schwinden alle Zementmörtel umso stärker, je fetter die angewendete
Mischung ist. Das Höchstmaß der Schwindung wird aber im allgemeinen nur von mageren
Mischungen schon nach drei Monaten erreicht. Fettere Mischungen, namentlich solche
aus Zementen, die infolge Schwachbrandes an sich stärkere Schwindneigung haben,
schwinden noch weiter, teilweise recht beträchtlich bis zu sechs Monaten Alter und
darüber hinaus.
2. Die Schwindung erreicht das Mindestmaß, sobald die Mischung so mager ist, daß die
Hohlräume des Sandes nicht mehr ausgefüllt sind. Die mittlere Schwindung beträgt bei
der mageren Mischung 1:5 bis zu sechs Monaten Alter 0,42 mm bis 0,58 mm, bei der
fetten und dichten Mischung 0,78 mm bis 1,02 mm auf 1 m Baulänge. Das Maß wechselt,
je nachdem die Körper längere oder kürzere Zeit nach dem Entformen feucht gehalten
werden.
3. In der mageren Mischung ist der Einfluß der Art des Sandes beträchtlich größer als
in der fetten. In magerer Mischung hat der dichte kalkige Isarsand wieder erheblich
stärkere Schwindung ergeben, als der lockere Freienwalder Quarzsand.
4. Die Neigung der Zemente zum Schwinden wird zwar bei Zusatz von Sand
beträchtlich vermindert, die charakteristischen Unterschiede der Zemente in bezug
auf Schwindneigung bleiben aber namentlich in der dichten Mischung noch
erkennbar.
Die, fetten Mörtel schwinden vom ersten Tage der Messung an erheblich und verkürzen
sich bis zum 180. Tage ziemlich gleichmäßig fortlaufend und anscheinend weiter. Nur
für den Drehrohrofenzement R und den Eisenportlandzement K tritt nach 180 Tagen
nahezu Stillstand im Schwinden ein.
Die mageren Mörtel schwinden anfangs in ähnlicher Form, wenn auch nicht so erheblich.
Aber schön nach 30 Tagen tritt eine wesentliche Beruhigung ein und die Schwindung
schreitet nur noch langsam fort, bis sie nach 180 Tagen fast ganz zum Stilfstand
gekommen ist.
Der am meisten scharf gebrannten Klinker enthaltende Drehrohrofenzement R erleidet in
fetter wie in magerer Mischung die geringste Schwindung.
Nicht unerwähnt darf bleiben, daß die mit den fetten Mörteln der vorliegenden
Versuche erzielten Schwindungen die größten sein dürften, die praktisch möglich
sind, weil die fetten Mischungen die größtmögliche Dichte der einzelnen Mörtel
aufweisen, d.h. so viel Zement enthalten, als die Sande in sich überhaupt
aufzunehmen vermögen. Die Ergebnisse lassen sich in folgende Sätze
zusammenfassen:
Durch Verwendung scharf gebrannter, nicht übertrieben fein gemahlener Zemente und
nicht zu dichten, wenig Wasser aufsaugenden Sandes ist es bei tunlichst langer
Feuchthaltung möglich, die Schwindung der in der Praxis üblichen Mörtel und – da der
Mörtel der Träger des Betons ist – damit auch des Betons auf ein Mindestmaß
herabzudrücken. Die Entfernung des feinsten Staubes aus dem Sande durch Waschen oder
Absieben kann auch an sich wenig geeigneten Sanden einen Teil ihrer Schwindneigung
nehmen.
Durch Einlegen von Eisen ist dem Auftreten der Schwindrisse auch in fetter, an sich
sehr zum Schwinden neigender Mörtelmischung erfolgreich entgegenzuwirken.
Privatdozent Dr.-Ing. W. Müller.
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Mustermesse in Leipzig. Frühjahrsmesse soll vom 27. April
bis 3. Mai stattfinden.