Titel: | Erdung. |
Autor: | Karl Michalke |
Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 58 |
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Erdung.
Von Dr. Karl Michalke,
Charlottenburg.
MICHALKE: Erdung.
Die für die Entwicklung der Telegraphie so wichtige Erfindung, den Erdboden zur
Rückleitung der Telegraphieströme dienstbar zu machen, oder allgemein die
metallische Verbindung elektrisch leitender Teile mit dem Erdboden, kurz Erdung
genannt, ist von hoher Bedeutung auch für die Starkstromtechnik geworden. Es kann
die betriebsmäßig hergestellte Verbindung elektrischer Leitungen mit dem Erdboden
aber in manchen Fällen schädlich wirken. Die zur Rückleitung von Bahnströmen
dienenden Straßenbahnschienen entsenden Streuströme in die Erde, die den Gas- und
Wasserröhren gefährlich werden können. Im allgemeinen ist aber gut leitende
Verbindung mit dem Erdboden, das Erden, durch Erdplatten, Erdbänder, Röhren oder
sonstige elektrisch gut leitende Körper in der Erde, entsprechend den
Errichtungsvorschriften des Verbandes Deutscher Elektrotechniker ausgeführt, ein
bewährtes Hilfsmittel zum Schütze von Menschen, elektrischen Maschinen und
Apparaten.
Sowohl bei „Schutzerdung“, die zum Aufrechthalten des Betriebes nicht
unmittelbar, wohl aber zum Schütze von lebenden Wesen nötig ist, als bei der
„Betriebserdung“, die einen wesentlichen Teil betriebsmäßig
angeschlossener Einrichtungen darstellt, wird die Erdung gewöhnlich als
Uebergangswiderstand der Erdungsflächen gegen „Erde“ gerechnet. Es wird
hierbei angenommen, daß der Widerstand ein reiner Uebergangswiderstand unmittelbar
an den Erdflächen gegen den als bestleitend angenommenen Erdboden ist, etwa durch
eine schlecht leitende Schicht, wie sie bei unvollkommener Berührung auftreten kann.
Ausdrücke wie „an Erde legen“ können leicht falsche Anschauungen erwecken,
als ob es sich nur um ein mehr oder weniger widerstandsloses Anklemmen an einen gut
leitenden Körper handelt, wie an einen Metallblock. Im Nachfolgenden sei kurz
Betriebserdung mit B-Erdung, Schutzerdung mit S-Erdung bezeichnet.
Ob es sich um S- oder B-Erdung handelt, in jedem Falle muß die Erdung so vorgenommen
werden, daß sie wirklich ihren Zweck erfüllt und nicht etwa gar gefährlich
werden kann. Um die Zweckmäßigkeit der Ausführung beurteilen zu können, ist es
erforderlich, daß sich der Ausführende ein möglichst klares Bild macht über die
Spannungsverteilung, die bei etwaigen Betriebsunfällen auftritt, bei Körperschluß
oder Erdschluß, das ist unbeabsichtigte Verbindung eines Leiters mit dem
Metallgehäuse der Maschine oder der Apparate oder mit dem Erdboden. Fehlerhafte
Erdungen können zu Unfällen Veranlassung geben. In den nachfolgenden Ausführungen
sind einige Gesichtspunkte hervorgehoben, die für das Erden in Betracht kommen.
Nach den eingehenden Untersuchungen von Haber und Liese in Karlsruhe, die zur Klärung
von Streustromfragen angestellt wurden, ist bei reinen metallischen Flächen der
Uebergangswiderstand zwischen dem Metalle und dem Erdboden gering, so daß die
Erdplatten hiernach keinen unmittelbaren Uebergangswiderstand zum Erdboden, kurz
gewöhnlich „Erde“ genannt, haben. Es bildet sich demgemäß bei Stromaustritt
unmittelbar an den Erdungsflächen kein beträchtlicher Spannungsprung.
Es würde gleichgültig sein, festzustellen, wo beim Stromübergange von den Erdplatten
nach anderen Leitern der Widerstand sitzt, wenn nicht durch die falschen
Anschauungen leicht unzweckmäßige Maßnahmen zum vermeintlichen Schütze der Menschen
und der Anlagen getroffen werden können.
Bei S-Erdungen sollen im wesentlichen an der Erdoberfläche und zwischen gleichzeitig
der Berührung zugänglichen metallischen Teilen keine gefährdenden Spannungen
auftreten. Bei den B-Erdungen sollen im wesentlichen Ströme möglichst gute
Rückleitung durch den Erdboden finden. Die Erdungsstelle ist bei der B-Erdung
zumeist gleichgültig, diese kann an beliebigen Stellen vorgenommen werden, wenn
hierbei gute Ueberleitung der Ströme in den Erdboden gesichert ist. Bei B-Erdungen
dürfen auch, wie bei der S-Erdung, an der Erdoberfläche keine gefährlichen Spannungen
auftreten, durch die Gefährdung von Menschen stattfinden kann. Die Anforderungen
sind also nicht völlig gleich, weshalb die Erdungen für die beiden Arten im
allgemeinen auch nach verschiedenen Grundsätzen vorzunehmen sind. Es genügt nicht
die Bestimmung, daß die Erdwiderstände, den Verhältnissen entsprechend, möglichst
klein sein sollen. Für die Praxis ist vielmehr maßgebend zu wissen, wo die
Widerstände sitzen und wo demnach größeres Spannungsgefälle bei Stromdurchgang zu
erwarten ist.
Erfolgt das Erden, um einen einfachsten Fall herauszugreifen, durch eine Kugel, so
sind, wenn von dem Einflüsse etwa unisolierter Zuleitungen zu den Erdungen abgesehen
wird, bei unendlicher Entfernung der Gegenelektrode die Stellen gleicher Spannung
konzentrische Kugeln. Die austretenden Ströme kommen scheinbar aus der Mitte der
Kugel als Quellpunkt und verlaufen in gradlinigen Bahnen nach allen Richtungen. Das
Spannungsgefälle nimmt bei Kugelflächen vom Ausgange der Stromlinien umgekehrt
proportional dem Quadrat der Radien, bei Zylinderflächen umgekehrt proportional dem
Radius ab.
Textabbildung Bd. 334, S. 58
Abb. 1.
Anders liegen die Verhältnisse, wenn die Gegenelektrode in endlicher Nähe sich
befindet. In bekannter Weise verschiebt sich dann der Quellpunkt, aus dem die
Stromlinien scheinbar heraustreten, von dem Mittelpunkte der Kugel in der Richtung
der Gegenelektrode der Oberfläche der Kugel oder der Zylinderfläche, und zwar um so
stärker, je näher die Gegenelektrode ist.
In Abb. 1 ist in bekannter Weise im Schnitt die Strom-
und Spannungsverteilung zwischen zwei parallelen Röhren in der Erde dargestellt. Die
Strombahnen kommen scheinbar von den beiden Quellpunkten Q1 und Q2. Die ausgezogenen Kreise enthalten Punkte gleicher
Spannung, die von den punktiert gezeichneten Stromlinien in Kreisen senkrecht
geschnitten werden, deren Mittelpunkte auf der durch die Mitte O von Q1
Q2 auf dieser
senkrechten Graden liegen.
Ist irgend einer der Gleichspannungskreise der Schnitt einer metallenen Röhre, aus
der die Erdströme senkrecht austreten, so stellen die strichpunktierten Linien den
Spannungsverlauf auf der Linie Q1
Q2 dar. Die Spannungen,
die als Ordinaten eingezeichnet sind, während die Q1
Q2
- Linie die Abszissenlinie darstellt, nehmen als
logarithmische Funktion des Verhältnisses der Abstände von Q1 und Q2 ab und zwar in der
Richtung der Gegenelektrode stärker als in entgegengesetzter Richtung, was auch aus
der dichteren Folge der Gleichspannungskreise erkenntlich ist. Hat die Röhre nur
geringen Durchmesser, so ist, wie aus Abb. 1
ersichtlich ist, das Spannungsgefälle in der Nähe der Röhre sehr groß, es wird
unendlich groß bei unendlich dünner Röhre. Die Werte gelten bei konstanter
Stromstärke. Ist der Erdboden nach allen Richtungen hin um die Elektrode gleich gut
leitend, so könnte aus dem Spannungsgefälle auf die Lage der Gegenelektrode
geschlossen werden.
Der Widerstand zwischen zwei parallelen Röhren mit den Halbmessern r1 und r2 im Abstand a bei einem spez. Widerstande c des Erdbodens und der Länge l des
Rohrstückes ist
w=\frac{c}{2\,\pi\,l}\,\mbox{log}\,\frac{\sqrt{(a+2\,r_1)\,(a+2\,r_2)}+\sqrt{a\,(a+2\,r_1+2\,r_2)}}{\sqrt{(a+2\,r_1)\,(a+2\,r_2)}-\sqrt{a\,(a+2\,r_1+2\,r_2)}}
Vgl. Archiv der Mathematik und Physik III, Reihe XII, Heft 1, Seite 51.
Die Formeln haben streng genommen selbstverständlich nur Bedeutung, wenn der Boden
gleichförmig ist, das heißt nach allen Richtungen hin gleich gut leitet. Andernfalls
können nur genaue Messungen richtigen Aufschluß geben. Unter Annahme gleichförmiger
Leitfähigkeit erhält man aus der Formel eine Anschauung über Strom-, Spannung- und
Widerstandsverhältnisse, während praktische Messungen meist nur örtlich gültige
Schlüsse zulassen.
Es hat also der Widerstand eines Erdungskörpers keinen eindeutigen Wert, er ist
vielmehr von der Entfernung und Art der Gegenelektrode abhängig. Ein
Uebergangswiderstand unmittelbar an der Elektrode etwa infolge einer Luftschicht an
der Berührungsstelle von Erdplatte und Erdboden, mangelhafter Berührung von
Metallfläche und leitender Erdschicht kommt nicht in Betracht, falls nicht etwa eine
starke, schlecht leitende Rostschicht diesen Widerstand hervorruft. Wie aus der Abb. 1 zu ersehen, ist die Stromdichte in der Nähe der
Erdungsfläche am stärksten, und zwar um so stärker, je kleinflächiger der
Erdungskörper ist. In der Nähe der Elektrode ist auch der Querschnitt für die
Strombahn klein, während in einiger Entfernung wegen der großen Ausbreitung der
Widerstand in der Erde verschwindend ist. Geringer Durchmesser von Rohrelektroden
verursacht großes Spannungsgefälle am Rohr in logarithmischem Verlaufe, große Fläche
der Erdelektrode vermindert die Stromdichte und demnach das Spannungsgefälle
proportional der Flächenvergrößerung. Der Widerstand zwischen den Elektroden sitzt
also zumeist in deren Nähe unabhängig von der Leitfähigkeit des Erdbodens. In vielen
Fällen, wie auch praktische Messungen von Behrend und Meyer-Wülfing gezeigt haben,
ist die Stromausbreitung schon in 6 bis 10 m Abstand von der Elektrode genügend
groß, so daß in dieser Entfernung das Spannungsgefälle schon stark geschwächt ist.
Man könnte daher als Erdungswiderstand etwa den Widerstand in der Erde rings um die
Elektrode bis zu einem Abstande von 6 bis 10 m rechnen.
Anders liegen die Verhältnisse, wenn noch der Einfluß der gewöhnlich blank verlegten
Zuleitung zu einer Erdplatte auf den Verlauf der Strombahnen und insbesondere des
Spannungsgefälles in der Erde mit berücksichtigt wird. Rings um die Zuleitungen
bilden sich Gleichspannungsflächen aus. Durch die gleichzeitige Wirkung von Platte
und Zuleitung bildet sich der Behrendsche
Spannungstrichter (Elektrotechnische Zeitschrift 1917, Heft 25) aus, der an der Erdoberfläche
gefährlich werden kann.
Um die Gefahren durch das Spannungsgefälle auf der Erdoberfläche in der Nähe der
Erdung bei starken Erdströmen, wie sie in ausgedehnten Anlagen im Betriebe schon
durch die Ladeströme hervorgerufen werden können, zu verhindern, ist es naheliegend,
das Spannungsgefälle zu vermindern und auf unschädliche Stellen zu verlegen.
Ersteres wird erreicht, wenn die Erdungskörper, was ja sowieso schon immer erstrebt
wird, möglichst großflächig sind, um durch recht geringe Stromdichte an den
Erdungskörpern kein starkes Spannungsgefälle in der Erde zu erzeugen. Handelt es
sich einzig darum, an einer B-Erdung die etwa bei einem Erdschlusse auftretenden
Ströme in den Erdboden abzuführen, ohne daß auf der Erdoberfläche gefährdende
Spannungen auftreten, so kann man dies dadurch verhüten, daß die Erdplatten so tief
wie möglich verlegt werden. Der Einfluß der Zuleitungen kann durch deren Isolierung
beseitigt werden. In vielen Fällen soll allerdings die B-Erdung gleichzeitig
S-Erdung sein. In solchen Fällen müssen die örtlichen Verhältnisse besonders
berücksichtigt werden, ebenso, wenn durch die Erdung gleichzeitig verhütet werden
soll, daß beim Herabfallen von Leitungen gefährliche Spannungen an der Erdoberfläche
auftreten. In besonderen Fällen, zum Beispiel wenn bei geerdetem Nullpunkte der
Maschine und Erdschluß sofort selbsttätig der Maschinenstrom abgestellt werden soll,
um gefährliche Spannungen auf der Erdoberfläche zu verhüten, sind besondere
Maßnahmen zu treffen.
Schwieriger noch als die B-Erdung läßt sich die S-Erdung sinngemäß herstellen. Hier
ist nicht das Erden an sich der eigentliche Zweck, sondern es handelt sich im
wesentlichen darum, alle für die menschlichen Körper der gleichzeitigen Berührung
zugänglichen Stellen, insbesondere alle betriebsmäßig nicht unter Spannung stehenden
Metallteile von Apparaten und Maschinen an gemeinsame Leitung anzuschließen, so daß
zwischen ihnen keine gefährliche Spannung auftritt. Es ist also gleiches Potential
für alle diese gleichzeitig zugänglichen und zu schützenden Stellen zu schaffen. Auf
die Höhe des Potentials, auf dem sich alle die metallisch zu verbindenden Teile
befinden sollen, kommt es nicht unbedingt an, wenn es auch in den meisten Fällen
erforderlich erscheinen wird, das Potential möglichst dem des Erdbodens in der Nähe
der zu erdenden Metallteile gleich zu machen. Eine sogenannte gute, aber weit
hergeholte Erdung kann sogar in vielen Fällen lebensgefährlich sein, wenn hierdurch
ein von dem Potential der zu erdenden Teile stark abweichendes herangeholt wird,
während die Erdoberfläche in der Nähe dieser Teile ein anderes Potential hat. Besser
als im Grundwasser versenkte „gut geerdete“ Platten ist in diesem Fall eine
weit verzweigte Oberflächenerdung. Hierfür sind zum Beispiel gewissermaßen als
ideale Erdungen von der Erdungsstelle nach den verschiedenen Seiten ausgehende, wie
die Wurzeln eines Baumes verzweigt angeordnete Drähte oder Bänder zweckmäßig, die
sich in etwa 10 m Entfernung in der Tiefe von 6 m verlieren, falls die hohen Kosten
nicht ins Gewicht fallen und die örtlichen Verhältnisse die Ausführung zulassen. Bei
sehr hohen Spannungen müßten die Erdleitungen sich weit ausdehnen, wenn jede
gefährliche Spannung an der Erdoberfläche verhindert werden soll.
Zuweilen, zum Beispiel bei Körperschluß von Maschinen und Apparaten, sind auch bei
S-Erdung starke Ströme in den Erdboden abzuleiten. Es muß auch in solchen Fällen
verhütet werden, daß eine Berührung der geerdeten Metallteile gefährlich wird, etwa
weil wegen des Widerstandes des Erdbodens in der Nähe der Erdungskörper eine große
Spannung auf dem Erdboden oder zwischen Erdboden und irgend welchen der Berührung
zugänglichen Teilen auftritt. Doppeltes Erden kann hierbei, wenn dies die
erhöhten Kosten gestatten, von Vorteil sein. Die eine Erdung als S-Erdung wird
hierbei als Oberflächenerdung verlegt, während die andere als B-Erdung als tiefe
Erdung ausgeführt wird. Die B-Erdung muß großflächig sein, damit sie den bei
Erdschluß auftretenden Erdstrom ohne nennenswerten Spannungsstau überführen
kann.
Bei den B-Erdungen kann durch große Uebergangsflächen und durch gute Leitfähigkeit in
der Nähe der Erdungskörper Stromdichte und Spannungsgefälle vermindert werden. Es
ist daher jede Wasseranhäufung oder Salz, das im Erdboden gelöst die Leitfähigkeit
erhöht, von Vorteil. Die von Einzelnen bekämpfte Anordnung, durch eine
wasserundurchlässige Lehmmulde in ausreichender Tiefe die Umgebung des
Erdungskörpers oberhalb dieser Mulde feucht zu halten, ist daher von Vorteil (Abb. 2).
Textabbildung Bd. 334, S. 59
Abb. 2.
Bei Anlagen einer S-Erdung muß verhütet werden, daß durch irgend welche metallischen
Leitungen, wie zum Beispiel Gas- und Wasserrohre, Kabelbewehrungen usw., abweichende
Potentiale aus der Ferne verschleppt werden, die an bestimmten Stellen zu Spannungen
gegen benachbarte Metallteile Veranlassung geben können. Diese verschleppten
Potentiale spielen vielfach im praktischen Betriebe, zum Beispiel in Gruben mit
elektrisch betriebenen Grubenbahnen, eine große Rolle. Diese Potentiale können lose
oder fest sein. Die losen Potentiale sind solche, die zwischen ihrem Auftrittsort
und der Erzeugerstelle einen großen Widerstand haben. Ist dieser Widerstand so groß,
daß selbst bei einer unmittelbar leitenden Verbindung aller Metallteile im Umkreise
des Potentialortes nur Ströme von höchstens einigen hundertstel Amp. auftreten, so
können diese losen Potentiale, die durch die erwähnten metallischen Verbindungen
wesentlich herabgesetzt werden, als ungefährlich gelten. Verschleppte feste
Potentiale, die auch bei Verbindung mit Metallteilen ihren Wert aufrechterhalten und
zu stärkeren Strömen Veranlassung geben können, sind jedoch gefährlich.
Zur Beurteilung, ob ein Erdungskörper völlig zweckentsprechend verlegt ist, muß der
höchste, durch die Erdleitungen fließende Strom in Rechnung gezogen werden, der von
Größe und Kapazität der Anlage, Höhe der Spannung usw. abhängt. Je größer dieser
mögliche Erdstrom ist, um so sorgfältiger muß der Erdungskörper verlegt und um so
großflächiger muß er sein. Die Erdungsflächen sollen ferner um so größer sein, je
schlechter leitend der Boden ist und je näher die Gegenelektrode liegt, da bei naher
Gegenelektrode die Stromverteilung entsprechend den Eingangsdarlegungen ungünstig
ist.
Wenn auch die Leitfähigkeit des Erdbodens durch Feuchtigkeit im Erdboden erhöht wird,
darf andererseits die Leitfähigkeit der Grundwasser führenden Erdschichten nicht
überschätzt werden. Die Anschauung, daß Erdplatten im Grundwasser verlegt fast
widerstandslos wie an einen Metallkörper, kurz Erde genannt, angeschlossen anzusehen
sind, ist unrichtig. Das Wasser ist im Verhältnis zum Metall schlecht leitend, und
die Strombahn ist durch die festen, nicht leitenden Körper des Erdbodens beengt.
Günstig wirkt das Einlegen in Grundwasser auf alle Fälle, weil dadurch das bei
dauerndem Stromdurchgange den Uebergangswiderstand erhöhende Austrocknen an der
Erdungsfläche ausgeschlossen ist. Zur Beurteilung der Güte einer Erdung ist die
Kenntnis der Leitfähigkeit des Erdbodens in der Nähe des Erdungskörpers von Vorteil.
Mit den gleichen Meßgeräten, mit denen der Widerstand zwischen zwei Erdungskörpern
gemessen wird, kann auch die Leitfähigkeit des Bodens bestimmt werden, wenn nach dem
Vorgange von Haber etwa eine passend bemessene Kiste, an
den Endflächen mit Metallplatten versehen, mit dem frisch ausgehobenen Boden gefüllt
wird, wobei zu beachten ist, daß die Dichte des ausgehobenen Erdbodens im Kasten die
gleiche ist, wie vorher in der Erde.
Wenn man sich auch bei Beurteilung der Güte einer Erdungsfläche von der Bestimmung
des Erdwiderstandes nicht frei machen kann, so muß doch dabei stets beachtet werden,
daß bei Angabe in Ohm die Erdung nicht genügend gekennzeichnet wird, insbesondere
nicht, wenn nicht bekannt ist, wie der Widerstand gemessen wurde. Man könnte etwa
den Erdwiderstand der Erdungsfläche als den Widerstand gegen eine in unendlicher
Entfernung befindliche, unendlich ausgedehnte Fläche bezeichnen. Diesem Werte nähert
man sich, wenn man den Widerstand mittels einer großflächigen Hilfserde in
hinreichend großem Abstande von der Erdungsfläche bestimmt. Der Widerstand zwischen
einem Rohrstücke vom Halbmesser r und von der Länge l und einer großen Fläche im Abstande a ist
w=\frac{c}{2\,\pi\,l}\,\mbox{log nat}\,\frac{\sqrt{a+2\,r}+\sqrt{a}}{\sqrt{a+2\,r}-\sqrt{a}},
er ist also noch vom Abstande a der Gegenelektrode abhängig. Praktisch könnte man sich auch mit der
Kennzeichnung begnügen, als Erdwiderstand den Widerstand in der Erde im Umkreise von
6 bis 10 m vom Erdungskörper zu rechnen.
Die Erdwiderstände sind in Starkstromanlagen weniger nach dem Ohm'schen Widerstände
in der Erde, als nach der Spannungsverteilung bei Stromdurchgang zu bewerten, und
nach dieser Richtung zu prüfen. Bei Prüfung ihrer Güte ist bei bestimmtem Strom die
Spannungsverteilung in der Umgebung der Erdungsplatte und an sonstigen etwa
gefährdeten Stellen zu messen. Durch Umrechnen auf die mögliche Höchststromstärke
ist zu ersehen, ob im Betriebe gefährdende Spannungen auftreten können. Bei
Wechselstrombetrieb können praktisch hinreichend genau die an den einzelnen Stellen
auftretenden Spannungen proportional den Prüfströmen gesetzt werden, bei Gleichstrom
ist noch die Polarisation zu berücksichtigen, falls nur mit kleiner Spannung
gemessen wurde. Die betreffenden Messungen sind, wenn sich das gefahrlos ermöglichen
läßt, mit möglichst starken Strömen auszuführen, um etwaige Gefahren durch
Austrocknen des Bodens in der Nähe der Erdungsplatten aufzufinden. Des weiteren ist
der Einfluß verzweigter metallischer Leitungen in der Erde zu berücksichtigen.
Durchziehen metallische Leitungen den Erdboden in der Nähe der Erdungskörper, zum
Beispiel Gas- und Wasserröhren, Kabelarmaturen usw., die mit den Erdplatten
verbunden oder in deren unmittelbaren Nähe unverbunden verlaufen, so ist bei Prüfung
der Erdung mit Starkstrom zu untersuchen, ob durch die metallischen Leitungen in der
Erde Potentiale in gefährdender Weise verschleppt werden.