Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 97 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Die Betriebsicherheit großer Dampfturbinen. Die
ständige Steigerung der Leistung von Turbinensätzen in den neuzeitlichen Kraftwerken
legt die Frage nahe, ob die Vereinigung so großer Leistungen wie 30 000 und mehr
Kilowatt nicht eine Gefährdung der Stromlieferung bedeutet. T. F. Johnson hat diese Frage geprüft und berichtet darüber in
Electrical World vom 28. Dezember 1918.
Ist bei gegebener Gesamtleistung die Zahl der Maschinensätze groß, die Einzelleistung
also klein, so werden die Stromkosten ungünstig beeinflußt, da die Unterhaltungs-
und Betriebskosten wachsen und der Wirkungsgrad gering ist. Infolge der
Vielgliederigkeit und Unübersichtlichkeit der Anlage leidet auch die
Betriebsicherheit. Anderseits können auch in Kraftwerken mit wenigen, sehr großen
Maschinensätzen die Stromkosten unzulässig hoch werden, weil dann große Maschinen
als Rückhalt vorgesehen sein müssen, und weil in Zeiten schwächeren Strombedarfs die
Maschinen nicht voll ausgenutzt werden können.
Ein sehr großes Kraftwerk mit einer Spitzenleistung von 600000 KW braucht, wenn
Einheiten von 20000 KW aufgestellt werden, 30 Hauptmaschinen und 6 Reservemaschinen.
Bei 30000-KW-Einheiten würden nur 20 Hauptmaschinen und 4 Reservemaschinen
erforderlich sein; also zusammen 24 gegen 36 Einheiten.
Für eine solche Anlage würde die 20000-KW-Einheit zu klein sein und Maschinensätze
von 40000 oder gar 60000 KW die günstigsten Ergebnisse bringen. Denn die gesamten
Anlage- und Betriebskosten würden wesentlich niedriger und der Wirkungsgrad
wesentlich höher sein. Die Betriebsicherheit ist bei wenigen großen Einheiten
schon aus dem Grunde größer, weit beim An- und Abstellen einer gewissen Leistung
weniger Handgriffe erforderlich sind, also entsprechend weniger Apparate in Anspruch
genommen zu werden brauchen, womit der Verschleiß und die Anzahl der Fehlerquellen
in gleichem Maße abnehmen.
In den Vereinigten Staaten sind zahlreiche Kraftanlagen von 200000 KW in Betrieb oder
im Bau, in denen durchweg Einheiten von 30000 KW arbeiten oder aufgestellt
werden.
Johnson widerlegt dann Bedenken gegen die
Betriebsicherheit so großer Einheiten durch Bekanntgabe der mit neun von
Westinghouse gelieferten Maschineneinheiten gemachten praktischen Erfahrungen.
Die behandelten Beispiele sind Maschinen von 30000 bis 70000 KW, die sämtlich
mehrjährigen Dauerbetieb hinter sich haben, ohne daß irgend welche Betriebstörungen
vorgekommen sind, deren Ursache mit der außergewöhnlichen Größe der Einheiten in
Zusammenhang stehen könnten. Nur in einem Falle war es nötig, einen wichtigen Teil
der Maschine zur Ausbesserung an die Fabrik zurückzuschicken, aber auch hier
handelte es sich um einen Schaden, der genau so gut an einer kleinen oder mittleren
Turbine hätte auftreten können.
Hbg.
––––––––––
Das englische Amt für Brennstofforschung. Die
Notwendigkeit, die Brennstoffvorräte möglichst wirtschaftlich zu verwerten und so
ihre Lebensdauer zu verlängern, hat während des Krieges in England ebenso wie bei
uns die große Bedeutung der wissenschaftlichen Erforschung der Brennstoffe dargetan
und zur Schaffung eines besonderen Amtes für Brennstofforschung Veranlassung gegeben.
Wie dem ersten Berichte dieses Amtes zu entnehmen ist, besteht das Ziel seiner
Tätigkeit erstens in der Aufnahme der Kohlenflöze in den verschiedenen
Bergbaugebieten auf Grund chemischer und physikalischer Untersuchungen im
Laboratorium, zweitens in Untersuchungen, darüber, wie ein erheblicher Teil der
bisher direkt verfeuerten Kohle künftig durch Verkokung oder Vergasung nutzbar-
gemacht werden kann. Als Vorbereitung für die erste Aufgabe wurden die üblichen
Verfahren der Kohlenuntersuchung im Laboratorium einer Neubearbeitung unterzogen,
namentlich wurde das Verhalten der Kohle bei Temperaturen von 500 bis 600° näher
untersucht und ein Verfahren ausgearbeitet, das die Ausbeute an Gas, Teer,
wässerigem Destillat und Rückstand bei einer bestimmten Temperatur zu ermitteln
gestattet. Mit dieser einfachen Vorrichtung soll das Fortschreiten der Destillation
von Anfang bis zu Ende verfolgt werden können, ferner sollen die dabei erhaltenen
Stoffe unmittelbar gewogen oder gemessen, sowie zu weiteren Untersuchungen benutzt
werden können.
Ueber die Verkokung der Steinkohle bei Temperaturen oberhalb 900° liegen hinreichende
zuverlässige Erfahrungen vor, die als Grundlage für neue wirtschaftliche
Möglichkeiten verwendet werden können; ebenso ist die Destillation der schottischen
Oelschiefer gut durchgebildet. Anders ist es hinsichtlich der Verkokung bei
niedriger Temperatur; hier liegen nur einzelne Erfahrungen vor und es sind noch
besondere Einrichtungen zu schaffen, um diese Art der Verkokung in wirtschaftlicher
Weise durchzuführen. Vor allem ist zu untersuchen, ob mit derartigen Einrichtungen
Erzeugnisse erhalten werden können, deren Gesamtwert größer ist als der Wert der
ursprünglichen Kohle, so daß die Kosten der Verkokung und sonstigen
Arbeitsleistungen gedeckt werden. Erst dann wird man einen Ueberblick über die
wirtschaftlichen Möglichkeiten gewinnen und die Lösung dieser Grundfragen wird eine
nähere Prüfung der folgenden Fragen gestatten:
1. Können die alljährlich verfeuerten 35 bis 40 Mill. t Hausbrandkohle ganz oder
teilweise durch rauchlose Brennstoffe in fester oder gasförmiger Form ersetzt
werden, die man durch Verkokung der Kohle gewinnt?
2. Können ausreichende Mengen flüssiger Brennstoffe für die Marine gewonnen werden
durch Verkokung derjenigen Kohlenmengen, die bisher in Industrie und Haushaltungen
direkt verfeuert werden?
3. Können die Steinkohlengasmengen in wirtschaftlicherer oder zweckmäßigerer Weise
erhalten werden, als dies heute in den Gaswerken geschieht?
4. Kann elektrische Kraft billiger gewonnen werden, wenn die zur Dampferzeugung
dienende Kohle zuerst verkokt oder vergast wird?
5. Würden bei der wissenschaftlichen Entwicklung der Brennstoffgewinnung und
-Verwertung auch die Torflager Englands für die Industrie in Betracht kommen?
6. Kann die Verwendung von gasförmigen Brennstoffen in der Industrie durch
wissenschaftliche Bearbeitung der Verbrennungsvorgänge in Oefen, Muffeln usw. in der
Metallurgie, der keramischen und chemischen Industrie gefördert werden? Die
Antworten auf alle diese Fragen lassen sich nur durch gemeinsame Untersuchungen auf
Grund eines durchgearbeiteten umfangreichen Planes geben, wobei auch die Industrie
die Bestrebungen des Amtes nach Kräften unterstützen muß. Kein neues
Verkokungsverfahren kann wirtschaftlich gerechtfertigt werden, wenn es nur den
bereits bestehenden Industrien unmittelbaren Wettbewerb macht, es handelt sich
vielmehr darum, für alle Erzeugnisse auch wirtschaftliche Absatzmöglichkeiten zu
finden. Da das Amt für Brennstoffforschung in naher Beziehung zur Admiralität,
zum Munitionsministerium, zum Handelsamt und anderen Behörden steht, ist es die
geeignetste Stelle, Vorschläge für günstige Absatzmöglichkeiten für neue und alte
Erzeugnisse zu fördern. Die Admiralität zum Beispiel legt großen Wert auf die
Gewinnung flüssiger Brennstoffe aus inländischen Rohstoffen und könnte sämtliche
flüssigen Brennstoffe, die durch Verkokung von vielen Millionen Tonnen Steinkohle
jährlich gewonnen werden, verwenden. Diese Tatsache allein läßt die Ausdehnung der
Kokerei nach verschiedenen bisher noch nicht erprobten Richtungen in einem neuen
Licht erscheinen. Zur Gewinnung von 1 Mill. t flüssigen
Brennstoffen für die Marine müssen 20 Mill. t Kohle
verkokt werden, wobei etwa 15 Mill. t Koks entstehen. Die Verwertung dieser
großen Koksmengen zu günstigem Preise entscheidet natürlich über die
Durchführbarkeit der Verkokung bei niedriger Temperatur, falls dieses Verfahren auf
einer gesunden wirtschaftlichen Grundlage beruht. Die Forschungspläne sind daher
nach drei Richtungen hin auszugestalten: Erstens ist die Verwendbarkeit und der Wert
des Kokses für die unmittelbare Feuerung bei Kraftanlagen zu prüfen, zweitens müssen
Untersuchungen über die Brauchbarkeit des Kokses in Kraftgasgeneratoren mit
Ammoniakgewinnung angestellt werden, und drittens über die Verwendung des Kokses als
Brennstoff in Industrie und Haushalt.
Neben der Ausbildung neuer Einrichtungen und Verfahren zu solcher Vollkommenheit, daß
mit Sicherheit gleichbleibende Leistungen erzielt werden, müssen vor allem auch die
Brennstoffverbraucher mit den neuen Verfahren so vertraut gemacht werden, daß sie
sie vollkommen verstehen und auch benutzen. Dies wird am besten mit Hilfe eines
Stabes von Sachverständigen erreicht werden, die in einer besonderen Versuchsanstalt
ausgebildet sind. Trotzdem die Verwendung von Leuchtgas für Heizzwecke in der
Industrie in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht hat, bleibt die
Gasheizung doch noch weit hinter den Idealen der Wirtschaftlichkeit und
Leistungsfähigkeit zurück, so daß noch viel Raum für wertvolle Verbesserungen
vorhanden ist. Auch bezüglich der Anwendung des Kraftgases von geringem Heizwert
sind noch viele Aufgaben zu lösen; so bedarf zum Beispiel die Frage eine gründliche
Bearbeitung, wie sich die Gestehungskosten des elektrischen Stromes je nach der
Verwendung von Kohle, Koks oder Heizgas für die Dampfkesselfeuerung stellen.
Zur Bearbeitung aller dieser Fragen ist die Schaffung einer besonderen Versuchsanlage
notwendig, in der diese Untersuchungen in industriellem Maßstabe durchgeführt werden
können. Die South Metropolitan Gas Co. hat dem Amt auf
ihrem East Greenwich-Gaswerk ein Grundstück zur Errichtung einer solchen
Versuchsanlage zur Verfügung gestellt und hat sich ferner bereit erklärt, die
Ausarbeitung der Pläne und die Ausführung des Baues selbst zu übernehmen, sowie auch
die erforderlichen Kohlen und sonstigen Hilfsstoffe für die Untersuchungen zu
liefern. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1918, S. 453 bis 455.)
Sander.
––––––––––
Erfahrungen mit Schiffs-Zahnradvorgelegen. Bekanntlich
sind in England und namentlich in den Vereinigten Staaten zahlreiche Schiffsantriebe
ausgeführt worden, bei denen zwischen Schraube und Dampfturbine ein
drehzahlminderndes Zahnradvorgelege eingeschaltet ist.
Francis Hodgkinson hat am 14. Nov. 1918 vor der Society of
Naval Architects and Marine Engineers in Philadelphia über Fortschritte im
Schiffsturb nenantrieb gesprochen und dabei auch wertvolle Angaben über
Hochleistungs-Vorgelege auf Schiffen gemacht.
Wir entnehmen einem Bericht des EngineeringEngg.
10. und 17. Januar 1919. über diesen Teil des Vortrags
Folgendes:
Die Ansicht, daß diese Vorgelege zu. einer großen Zahl
von Betriebsstörungen Anlaß gegeben haben, will der Vortragende durch nachstehende
Tafel entkräften.
Sämtliche aufgeführten Schiffe sind in den Vereinigten Staaten gebaut, haben
Westinghouse-Turbine und Vorgelege (Bauart Westinghouse) mit sogenanntem
Schweberahmen.
NamedesSchiffes
Pferdestärken
InBetriebseit
Durch-laufeneStreckeetwaMeilen(ameri-kanisch)
Be-triebs-störung.amGetriebe
Bemerkungen
Melville
4000
XI. 15
7000
keine
Neptune
6500
XII. 15
128000
s. A
Bekohlungsdampfer
Malmanger
2900
III. 17
2500
keine
Gesunken III. 17.
Westwood
2500
III. 17
16000
„
Maui
10000
IV. 17
60000
s. B
Golaa
2900
VII. 17
36000
s. C
Hisko
2900
XII. 17
25000
keine
Coronado
2400
I. 18
27000
„
Yosemite
2400
II. 18
27000
„
Westerley
2500
II. 18
7600
„
Gesunken IV. 18
Sudbury
2900
III. 18
15000
s. D
West Eagle
2500
IV. 18
11000
keine
Yellowstone
2400
IV. 18
22000
„
Overbrook
2900
IV. 18
16000
„
Oakland
2750
V. 18
12000
„
Accomac
3000
VI. 18
12000
„
Avondale
2900
VI. 18
6000
„
Wakulla
3000
VI. 18
–
„
West Ford
2750
VI. 18
8000
„
Wampum
3000
VII. 18
–
„
Wassiac
3000
VII. 18
–
„
Montrolite
2500
VIII. 18
5000
„
West Galoc
3000
VIII. 18
–
„
West Gleata
3000
IX. 18
–
„
Polar Sea
1800
IX. 18
–
„
Phoenix
2900
IX. 18
–
„
PennsylvaniaArizonaMississippi
3200 4000 3000
? ? ?
???
„s. Ekeine
SchlachtschiffMarschturbine
HenleyMayrant
1400013500
? ?
??
„„
Torpedoboots-zerstörer
A. „Neptune“. Dieses Schiff war mit zwei Maschinensätzen ausgestattet mit je
einem einfachen Vorgelege. Die Turbinen stellten eine versuchsweise Sonderbauart dar
und versagten, während die Getriebe zu keiner Störung Anlaß gaben. Die Turbinen
wurden durch andere mit höherer Drehzahl ersetzt; infolgedessen mußten auch die
Vorgelege gegen solche mit höherem Uebersetzungsverhältnis ausgetauscht werden.
Es traten erhebliche Betriebstörungen auf, da die Zähne stark abgenutzt wurden; nur
durch Anwendung von Fettschmierung konnte dem Verschleiß Einhalt geboten werden.
Seit dieser Zeit (November 1915) hat die Anlage einwandfrei gearbeitet, und bei der
letzten Besichtigung soll an den Zähnen keine Spur einer Abnutzung zu bemerken
gewesen sein.
B. „Maui“ Infolge verspäteter Fertigstellung konnten mit dem Getriebe vor
Indienstellung des Schiffes keine Versuche gemacht werden. Um sicher zu gehen wurde
daher bei den ersten beiden Reisen mit Fett geschmiert, danach mit Mineralöl. Nach
der achten Fahrt stellte man in Honolulu Abnutzung der Zähne infolge von
mangelhafter Schmierung fest. Nach Ueberprüfung der gesamten Schmiervorrichtung
kehrte das Schiff nach San Franzisco zurück.
Dort wurden die Getriebe in der Weise umgekehrt, daß die bei Vorwärtsgang
beanspruchte Zahnflanke nun bei Rückwärtsgang zum Eingriff kam und umgekehrt.
Bei der nächsten Fahrt trat ein Schaden am Oelkühler ein, so daß Seewasser in die
Schmierleitungen trat. In Baltimore mußte daher die ganze Anlage überholt werden.
Auf der Fahrt von hier nach New-York zeigte sich wieder Abnutzung der Zähne,
angeblich infolge ungeeigneten Oels und abermaligen Versagens des Oelkühlers. Das
Schiff machte dann eine Reise nach Europa, wobei besseres Oel verwendet wurde und
kehrte mit Turbinenschaden, aber ohne Versagen der Getriebe nach New-York
zurück.
C. „Golaa“. Auf der letzten Rückreise von Europa brachen einige Zähne des
Steuerbord-Ritzels; das Schiff erreichte nur mit der Niederdruck-Turbine fahrend den
Hafen. Die Untersuchung ergab, daß keine Abnutzung eingetreten war; die Last war
gleichmäßig auf alle im Eingriff befindlichen Zähne verteilt. Man nahm daher einen
Fehler im Baustoff als Ursache für den Bruch an.
Im August 1918 ereilte das neu eingebaute Ritzel dasselbe Schicksal. Die Untersuchung
über die Veranlassung zu diesem neuen Schaden war zur Zeit von Hodgkinsons -Bericht
noch nicht abgeschlossen.
D. „Sudbury“. Bei der ersten Rückreise dieses Frachtdampfers von Frankreich
brachen einige Zähne des Steuerbord-Ritzels. Das Schiff erreichte New-York mit der
Niederdruckturbine. Genaue Prüfung führte auch in diesem Falle zu dem Ergebnis, daß
der Fehler nicht im System, sondern in dem verwendeten Stahl lag, der teilweise
verbrannt war. Es stellte sich heraus, daß auch im Backbordgetriebe einige Zähne des
Ritzels gebrochen waren, ohne daß dadurch eine Betriebsstörung veranlaßt wurde.
Beide Ritzel waren gleichzeitig in derselben Hitze behandelt worden.
E. „Arizona“. Auf einer Fahrt dieses Kriegsschiffes von Cuba nach den
Vereinigten Staaten wurde durch Geräusche in einem der Marschturbinen-Getriebe eine
Betriebstörung angezeigt. Man fand, daß die Oelpumpe versagt hatte. Die Zähne wurden
nachgearbeitet und die Reise ohne weiteren Schaden fortgesetzt.
Diese Zusammenstellung läßt erkennen, daß die Hochleistungs-Zahnradvorgelege die
vielfach von deutscher Seite geäußerten Befürchtungen nicht bewahrheitet haben. Man
darf annehmen, daß durch besonders sorgfältige Auswahl und Behandlung des Baustoffs
und durch Vervollkommnung der Schmiervorrichtung die jetzt schon geringe Zahl der
Betriebstörungen noch weiter vermindert werden wird.
Es wäre im höchsten Grade erwünscht, wenn die deutsche Fachwelt jetzt auch über
unsere eigenen Leistungen auf diesem Gebiet aufgeklärt werden würde.
– tz –
––––––––––
Ueber die Wirtschaftlichkeit der Stromerzeugung in
Dampfkraftwerken teilen wir aus einem Berichte der Hydro-Electric Power
Commission in Ontario nach The Engineer vom 7. II. 19 einige bemerkenswerte
Ergebnisse mit.
Von 73 Dampfkraftwerken mit 650 bis 149000 KW Leistung, in denen Kohle als
Betriebstoff verwendet wird, hat der genannte Ausschuß Betriebsergebnisse gesammelt.
Berücksichtigt wurden nur neuzeitliche Anlagen, die mindestens drei Jahre in Betrieb
gewesen und nicht älter als sechs Jahre sind.
Der Wärme-Wirkungsgrad der kleineren Anlagen war im Mittel gleich 3,5 v. H., während
er bei den größten auf 13,1 v. H. stieg. Allerdings muß berücksichtigt werden, daß
den großen Werken eine um 8 v. H. bessere Kohle zur Verfügung stand. Der
Belastungsfaktor der kleinsten Anlage (650 KW) betrug 29,3 v. H., der der größten
(149000 KW) dagegen 44,7 v. H.
Aus der Abbildung geht hervor, daß der Kohlenverbrauch für die Kilowattstunde
bei den kleinen Kraftwerken sehr viel schneller abnimmt mit Verbesserung des
Belastungsfaktors, als dies bei den Kraftwerken mit großer Leistung der Fall ist.
Beispielsweise ist der Kohlenverbrauch einer 500 KW-Anlage bei einem
Belastungsfaktor von 90 v. H. ebenso groß wie der einer 2000 KW-Anlage bei einem
Belastungsfaktor von 50 v. H.
85 v. H. war der günstigste bei den untersuchten Werken festgestellte
Belastungsfaktor.
Textabbildung Bd. 334, S. 100
Wird der Belastungsfaktor nicht in Rechnung gezogen, so ergiebt sich, daß der
Kohlenverbrauch für die Kilowattstunde mit wachsender Größe der Anlage schnell
sinkt. Dies gilt bis zu einer Leistung von etwa 50000 KW, während bei Leistungen von
mehr als 150000 KW kaum noch eine weitere Verbesserung des Wirkungsgrades mit
steigender Größe der Anlage festgestellt werden kann.
Der geringste durchschnittliche Kohlenverbrauch wurde bei dem größten untersuchten
Werk zu 0,87 kg für die Kilowattstunde ermittelt.
In dem Berichte wird der Schluß gezogen, daß der Wirtschaftlichkeit mehr gedient
wird, wenn man dahin zielt, den Belastungsfaktor der mittleren Kraftwerke (50000 KW)
zu verbessern, als wenn man ungeheuer große Anlagen schafft mit nur unwesentlich
besserem Wirkungsgrade.
Hbg.
––––––––––
Der verstellbare Lochmesser. Der neue Lochmesser (DRP.
310483, Patentinhaber: A. H. Tureczek, Berlin) besteht im
wesentlichen aus dem hohlen Hauptkörper a (Abb. 1 bis 4), dem
Stellbolzen b und den Tastkörpern c und c1.
Textabbildung Bd. 334, S. 100
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 334, S. 100
Abb. 2.
Textabbildung Bd. 334, S. 100
Abb. 3.
Textabbildung Bd. 334, S. 100
Abb. 4.
Die Tastkörper liegen übereinander in einem durchgehenden
Schlitz des Hauptkörpers a und sind mit schrägen
Schlitzen d und d1 versehen. Der Stellbolzen b ist an seinem unteren Ende gegabelt. Die Gabelzinken greifen über die
Tastkörper und tragen einen Zapfen e, der in die
Schlitze d und dl der Tastkörper eingreift. Der mittlere Teil des
Stellbolzens b ist mit einem Gewinde f versehen, auf welchem eine im Hauptkörper a frei drehbare Mutter g
sitzt. Durch den an der Mutter g vorgesehenen Bund h und die Ueberwurfmutter i wird die Mutter g im Hauptkörper a drehbar, aber unverschiebbar gehalten.
Durch die mit der Mutter g verbundene Kappe k wird die Mutter g
gedreht und dadurch der Stellbolzen b im Hauptkörper
a auf und ab bewegt. Durch die achsiale
Verschiebung des von dem Stellbolzen b getragenen und
in die schrägen Schlitze d und d1 der Tastkörper eingreifenden Zapfens
e werden die Tastkörper senkrecht zur Achse des
Hauptkörpers a symmetrisch verstellt.
Die grobe Einstellung der Tastkörper (auf Millimeter) erfolgt durch die vom
Stellbolzen b an seinem oberen Ende getragene Skala m, während die feine Einstellung der Tastkörper (auf
Hundertstel Millimeter) an der Skala n abgelesen wird,
welche von einem auf der Mutter g feststellbaren Ring
p getragen wird.
Um stets eine genaue Führung der Tastkörper zu gewährleisten, ist ein nachstellbarer
Keil vorgesehen.
Mit diesem Lochmesser, der infolge seines verhältnismäßig großen Meßbereichs eine
größere Anzahl Kaliber ersetzt, soll ein Verbohren des
Werkstücks vermieden werden, indem er dem Arbeiter die Möglichkeit gibt, jederzeit
auf ein Hundertstel Millimeter genau festzustellen, wie weit er in seiner Arbeit
fortgeschritten ist, d.h. wie viel er noch im gebohrten Loch aus bezw. nachzureiben
hat.
Durch Drehen des Lochmessers um seine Längsachse kann festgestellt werden, ob das
gebohrte Loch auch durchweg kreisrund ist, bezw. ob und wie viel an bestimmten
Stellen wegzureiben ist.
Nutzen sich die Meßflächen durch längeren Gebrauch etwas ab, so kann der Lochmesser
durch eine entsprechende Verstellung des die Skala n
tragenden Ringes p wieder eingestellt werden.
Dipl.-Ing. O. Cracoanu.
––––––––––
Elektrisch geschweißte Schiffe. Im Juni 1918 wurde in
England ein für den Kanaldienst bestimmtes Boot von Stapel gelassen, das keine
Nieten enthält, sondern vollkommen geschweißt ist. Der Schiffskörper hat
rechteckigen Querschnitt, der nur in der Bilge abgerundet ist. Die ¼ und 5/16'' starken
Platten der Außenhaut sind sämtlich überlappt geschweißt.
Wie „General Electric Review“ vom Dezember 1918 aus New York berichtet, fährt
schon seit mehr als zwei Jahren auf dem Erie-See ein ebenfalls elektrisch
geschweißtes Boot von ungefähr 14 m Länge. Im Gegensatz zu dem englischen Schiff
sind bei diesem älteren amerikanischen Boot die Nähte stumpf geschweißt. Auch die
einzelnen Teile des Kiels sind untereinander und mit den Steven verschweißt, während
die Außenhaut mit dem Kiel und den Spanten in der üblichen Weise vernietet ist. Die
Platten haben nur eine Stärke von 3/16'' .
Die zusammenstoßenden Platten wurden zugeschärft, so daß eine V-förmige Nut für die
Schweißung entstand, die mit einem Strom von 150 Ampere und 50 Volt ausgeführt
wurde. In der Stunde wurden ungefähr 60 cm Schweißnaht hergestellt.
Es scheint, daß das Boot im Betriebe die Absicht des Erbauers vollauf erfüllt hat,
die dahin ging, auf wirtschaftliche Weise eine starke und unbedingt wasserdichte
Außenhaut herzustellen.
Das Boot trägt eine elektrische Schweißeinrichtung an Bord, die dazu benutzt wird, um
an anderen Schiffen Ausbesserungsarbeiten vorzunehmenvorzunehmeu.
Bei verschiedenen Gelegenheiten, hat das Boot in schwierigen Lagen Beweise für seine
hervorragenden Festigkeitseigenschaften geliefert. Es hat lange Fahrten durch Treibeis gemacht, ist
unter den schwierigsten Verhältnissen als Eisbrecher benutzt worden und wurde einmal
von einem abtreibenden Erzdampfer gegen ein anderes großes Schiff gequetscht. Wenn
es bei diesen Beanspruchungen auch kleine Beschädigungen erlitten hat, so standen
diese doch stets in Zusammenhang mit den vorhandenen Nietlöchern, während trotz der
außergewöhnlich geringen Dicke der Platten diese nur Einbeulungen aufwiesen, ohne
daß eine der Schweißnähte im geringsten verletzt war.
Der Erbauer des amerikanischen Bootes hat erklärt, daß er auf Grund dieser günstigen
Erfahrungen das nächste Boot vollkommen geschweißt und ohne jedes Niet herstellen
würde.
– tz. –
––––––––––
Zur Umgestaltung der Technischen Hochschulen. In der Riedlerschen Denkschrift (vgl. Z. d. V. d. I. Bd. 63 Heft
14 und D. p. J. Bd. 334 Heft 8) wird an erster Stelle die Forderung nach einer
grundlegenden, vielseitigen wissenschaftlichen Ausbildung
des Studierenden, die nicht nach Fachabteilungen abgegrenzt ist, erhoben. Daneben
soll die Hochschule auf den Sondergebieten neue vertiefte
Ausbildung gewähren und Forschungsstätten auf allen wichtigen Gebieten erhalten. In
diesem Sinne sollen die Vorlesungen über Mathematik und über Mechanik so
gehalten werden, daß ihre Begriffe und Ergebnisse unmittelbar auf die Aufgaben der
Technik angewandt werden, damit der Studierende diese Begriffe und Ergebnisse
anschaulich erfasse und frühzeitig erfahre, nach welcher Richtung sie in praxi zur
Verwendung kommen.
Jhk.
––––––––––
Die Mitteilungen des Normenausschusses bringen die
endgültig genehmigten Blätter 4 und 5 über Zeichnungen, die zweiten Entwürfe über
Passungen, DJ-Normblatt 17 bis 26, wo die bisher erhobenen Einwände Berücksichtigung
finden, desgleichen die Schraubenblätter, DJ-Normblatt 61 bis 69 und 74 bis 88, die
auch die lagermäßigen Schraubenlängen und alle Abmessungen für die Sechskant-,
Fasson- und Stiftschrauben enthalten; weiter die DJ-Normblätter 39 und 98 über die
Bedienungselemente; das DJ-Normblatt 102 über die Bezugstemperatur; Fachnormen für
das Bauwesen: Fenster des Kleinhauses, in den DJ-Normblättern 109, 110, 113; vom
Transmissionsbau die Scheibenkupplungen und die Stehlager in den DJ-Normblättern
116, 118; die einfachen und doppelten Schraubenschlüssel in den DJ-Normblättern 129,
130, 132; die ersten Entwürfe über die Keilquerschnitte in DJ-Normblatt 141 bis 144
und über die Lagerbuchsen in DJ-Normblatt 146, 147.