Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 178 |
Download: | XML |
Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Materialprüfung.
Neue Anwendungen des Wolframmetalls. Schon seit einer
Reihe von Jahren hat das Wolframmetall zur Herstellung von Schnelldrehstahl eine
große praktische Bedeutung erlangt ferner hat es sich infolge seines sehr hohen
Schmelzpunktes bei der Herstellung der elektrischen Glühlampen gut bewährt. Die
Anfertigung der feinen Glühfäden bereitete indessen eben wegen des hohen
Schmelzpunktes des Wolframs erhebliche Schwierigkeiten und war nur unter Anwendung
der verschiedensten Kunstgriffe möglich, weil man nicht imstande war, das Wolfram in
regulinischem geschmolzenem Zustande herzustellen. Dies ist kurze Zeit vor dem
Ausbruch des Krieges erst dem Ingenieur H. Lohmann in
Berlin gelungen, so daß nunmehr das Wolframmetall für alle technischen Zwecke
Verwendung finden kann. So kann man heute aus Wolfram Tiegel, Röhren und andere
chemische Geräte herstellen, die sich durch hohe Säure- und Temperaturbeständigkeit
auszeichnen. Infolge seiner großen Härte eignet sich das Wolframmetall auch zur
Anfertigung von Werkzeugen, wie Bohrern, Feilen und Sticheln, ferner kann man aus
dem gegossenen Metall Draht ziehen, der außer in der Glühlampentechnik auch noch in
anderen Industriezweigen Anwendung finden wird.
Während des Krieges konnte wegen Rohstoffmangels für die genannten Verwendungszwecke
noch kein Material hergestellt werden, dagegen hat sich, wie H. Lohmann in der „Elektrochemischen Zeitschrift“,
25. Jahrg., S. 141 bis 143 berichtet, das Wolframmetall bereits als Diamantersatz in
ziemlich weitem Umfang eingeführt. Bekanntlich werden von der Industrie alljährlich
für viele Millionen Mark Diamanten für Werkzeuge aller Art, so für Drahtziehsteine,
Besatz für Tiefbohrkronen, Gesteinsägen, Glasschneider, Abdrehwerkzeuge und andere
Zwecke mehr, verbraucht. Für alle diese Zwecke kann der Diamant, an dem bekanntlich
während des Krieges ein fühlbarer Mangel herrschte, durch Wolframkarbid ersetzt
werden. Denn das Wolframkarbid steht dem Diamanten an Härte nur sehr wenig nach. Die
Herstellung des Karbids und die Anfertigung von Werkzeugen daraus ist fertig
durchgearbeitet und es werden bereits Drahtziehsteine unter der Bezeichnung
„Volomit“-Ziehsteine in den Handel gebracht (D. R. P. 286 184,
289066), die für alle Metalle verwendbar sind und deren Preis erheblich niedriger
als der von Diamant-Ziehsteinen ist.
Sander.
Materialprüfung. Da nunmehr die Rücksicht auf eine
Geheimhaltung der Ergebnisse aller im militärischen Interesse durchgeführten
Versuche hinfällig ist, erscheint es wünschenswert, die wichtigsten Resultate
gesammelt unserer Industrie zur Verfügung zu stellen. (Jahresber. 1917 des
Materialprüfungsamtes Berlin-Lichterfelde.)
Es wurden 74 Riemen aus Zellstoff auf Zugfestigkeit und Dehnung geprüft. Sie
bestanden teils aus Tuchgewebe, das in zwei bis elf Lagen zusammengefaltet und längs
vernäht war, teils aus zwei oder drei aufeinander gelegten und vernähten Schläuchen,
teils waren sie durchgewebt; mehrere waren mit Drahteinlagen versehen. Die
ermittelten Zugfestigkeiten betrugen bei den drahtlosen
Tuchriemen
54–189, Mittel
=
118 kg/cm2
Schlauchriemen
72– 82, Mittel
=
77 kg/cm2
durchgewebten Riemen
56–125, Mittel
=
96 kg/cm2
mit Drahteinlage versehenen
Tuchriemen
104–200, Mittel
=
163 kg/cm2
Schlauchriemen
126–175, Mittel
=
149 kg/cm2
durchgewebten Riemen
321 kg/cm2.
Ein Urteil über den Einfluß des Aufbaues der Riemen gestatten diese Ergebnisse nicht,
da die untersuchten Riemen aus Garnen verschiedenen Ursprungs hergestellt waren. Um
Aufschluß über diese Frage zu erzielen, sind auf Anregung des Amtes durch die
Riemen-Freigabestelle systematische Versuche eingeleitet, die sich auch auf
Leistungsversuche erstrecken.
Bei Zugversuchen mit Nietverbindungen, bestehend aus je zwei durch Beiwinkel zur
Kreuzform vereinigten Winkeleisen von 100 × 100 × 10 mm, ergab sich das Einschalten
von Futterstücken zwischen den Winkeln als günstig für den Widerstand der
Verbindung. Das Gleiten der Hauptwinkel gegeneinander trat ein an den Proben ohne
Futterstücke bei 55500 kg, an denen mit Futterstücken erst bei 70800 kg.
Eine elektrisch geschweißte Kette aus Rundeisen von 27 mm streckte bei σS = 18,6 kg/mm2, bezogen auf den doppelten Eisenquerschnitt, und
riß bei einer Zugspannung σB
des Materials von 39,5 kg/mm2. Zugversuche mit
Probestäben ohne und mit Schweißnaht aus drei ungeprüften Kettengliedern entnommen,
teils warm gerade gerichtet und ½ Stunde bei 900° C geglüht, teils ohne Richten und
Glühen durch Abdrehen aus dem Vollen bearbeitet, ergaben an den ungeglühten Proben,
daß die Streckgrenze durch das Schweißen von 41,6 auf 36,5 kg/mm2 und die Bruchfestigkeit von 51,1 auf 50,3
kg/mm2 zurückgegangen war; die Bruchdehnung
betrug für die kalt bearbeiteten Stäbe mit und ohne Schweißnaht 12,5 v. H., für die
geglühten dagegen ohne Schweißnaht 30,6 v. H. und mit Schweißnaht nur 16,1 v. H. In
der geschweißten Kette war die Bruchfestigkeit des Materials nur mit 77 v. H.
ausgenutzt. Die metallographische Untersuchung ergab vollkommene Schweißung ohne
Anzeichen örtlicher Ueberhitzung.
Versuche mit Stahlrohren lieferten folgende Werte:
Rohr Nr.
1
2
3
Aeußerer Durchmesser mm
50
25
20
Wandstärke mm
1,0
1,0
1,0
Zug-ver-such
Streckgrenze kg/mm2Zugfestigkeit kg/mm2Dehnung v. H.
45,546,1 8,4
54,157,2 5,8
52,355,1 6,3
Biege-ver-such
Proportionalitätsgrenze kg/mm2Bruchfestigkeit kg/mm2Verhältnis von Zug- zu Biege-festigkeit v. H.
25,056,0121
36,276,8142
38,971,6137
Die Biegefestigkeit war demnach im Mittel um 33 v. H. größer als die
Zugfestigkeit.
Der Einfluß der Wärme und Kälte auf die Zugfestigkeit wurde an folgenden Metallen
untersucht:
a) Achsenstahl: durch Abkühlen auf – 25° C blieb die bei
Zimmerwärme beobachtete Streckgrenze σS unverändert = 28,5 kg/mm2, die Bruchfestigkeit σB stieg von 32 auf 46 kg/mm2, die Bruchdehnung δ11,3 betrug 30 gegen 31 v. H.
b) Schnelldrehstähle mit 10 und 16 v. H. Wolframgehalt
lieferten folgende Werte, wobei die in Klammern stehenden für 16 v. H. Wolfram
gelten.
Versuchstemperatur
C°
400
600
700
800
σ
S
–
28,1
(46,0)
9,1
(11,7)
6,5
(9,4)
σ
B
116,0
(–)
44,9
(53,7)
16,2
(21,5)
14,2
(19,9)
δ
11,3
–
21,1
(–)
49,8
(34,1)
65,1
(–)
Durch höheren Wolframgehalt war also die Widerstandsfähigkeit
der Festigkeit gegen die Wärme gesteigert worden.
c) Aluminium zeigte bei 20°, 100° und 150° folgende
Festigkeitseigenschaften: σS
= 8,4 – 7,5 – 6,5 kg/mm2, σB =
10,7 – 8,7 – 7,1 kg/mm2, δ11,3 = 23,9 – 36,3
– 51,1 v. H.
d) Zinkguß mit σB
= 12,7 kg/mm2 und
δ11,3 = 0 v. H.
zeigte die Höchstwerte für Festigkeit 16,3 kg/mm2 und Dehnung 1,2 v. H. bei 100° C, durch höheres Erwärmen nahmen
Festigkeit und Dehnung wieder ab.
Baumaterialprüfung: Der Beton eines Fundamentes war im
Laufe der Zeit stark zerstört und zum Teil weich geworden. Der Antragsteller
vermutete, daß das in der Baugrube stehende Wasser Bestandteile enthielt, die diese
Zerstörung hervorgerufen hätten. Diese Annahme erwies sich als zutreffend, denn das
Grundwasser entsprach einer gesättigten Gipslösung. Durch das lockere poröse Gefüge
des mageren Betons war der Zerstörungsvorgang begünstigt worden.
Eine in blauem Ton liegende Hohlgangsverbindung war mit Zementsteinen ausgemauert,
die nach einiger Zeit rissig wurden und sich zum Teil völlig zersetzten. Auch
hier war die Zerstörung aufs das mit der Ausmauerung in Berührung kommende
Grundwasser zurückzuführen, das, wie die Untersuchung ergab, einen hohen Gehalt an
schwefelsauren Salzen aufwies.
Mörtel, die nach einem besonderen Verfahren (Spritzverfahren) aufgebracht waren,
erwiesen sich als ziemlich dicht und fest.
Papier- und textiltechnische Prüfungen: Die schwierige
Lage der Papierindustrie hat sich noch weiter verschärft und unter anderem dazu
geführt, daß die „Bestimmungen über das von den Staatsbehörden zu verwendende
Papier“ noch weiter in der Richtung abgeändert werden mußten, daß Zellstoff
zum Teil durch Holzschliff ersetzt wurde. Auch hierbei handelt es sich wie bei der
Aenderung im Vorjahr, lediglich um Kriegsmaßnahmen, die nach Rückkehr normaler
Verhältnisse wieder aufgehoben werden.
Das Amt hat sich gegenüber allen Bestrebungen auf Beseitigung des Prüfungszwanges
ablehnend verhalten.
Zu der Behauptung, daß die Kontrollprüfungen zurzeit von geringem Wert seien, weil
die Behörden doch genötigt sind, auch nicht genügende Papiere zu behalten, da Ersatz
durch genügende kaum möglich sei, ist zu bemerken, daß nicht genügende Normalpapiere
während der ganzen Kriegsdauer bis hinein in die jüngste Zeit nur ausnahmsweise
vorgekommen sind. Sobald die Lieferanten mit der Kontrollprüfung nicht mehr zu
rechnen haben, tritt zweifellos ein starkes Sinken in der Güte der Normalpapiere ein
und in unsere Archive gelangen wieder Papiere, die mehr auf äußere Eigenschaften hin
gearbeitet sind und keine Gewähr für lange Lebensdauer bieten.
Eine Herabsetzung der Festigkeitseigenschaften der Normalpapiere ist nicht erfolgt
und der Verein deutscher Papierfabrikanten hat sich gegen Bestrebungen, die dahin
zielen, sehr energisch ausgesprochen; er ist auch ein entschiedener Gegner der
Lockerung oder gar Aufhebung des Prüfungszwanges während des Krieges.
Der Mangel an Kleingeld hat im Verlauf des Krieges verschiedene Kommunal verbände
veranlaßt, Notgeld einzuführen, um den im Verkehr wegen Mangel an Kleingeld
aufgetretenen Schwierigkeiten zu begegnen. Bei der Auswahl des Papiers zur
Herstellung des Notgeldes ist man nicht immer mit der nötigen Sorgfalt vorgegangen.
Es ist einleuchtend, daß nicht jedes Papier zur Herstellung von Papiergeld brauchbar
ist, und man darf sich bei der Herstellung von Notgeld nicht auf die Vorschläge der
liefernden Firmen über das zu verwendende Papier verlassen, es sei denn, daß es sich
um Druckereien handelt wie unsere Reichsdruckerei oder ähnliche Institute, die
selbstverständlich in der Lage sind, die Güte von Papier nach allen Richtungen hin
zu beurteilen.
Die Ansichten über die Brauchbarkeit geklebter Papiersäcke als Ersatz für Jute-,
Baumwoll- usw. Säcke gehen in vielen Industriezweigen noch sehr auseinander.
Die Ursache dieser verschiedenen Beurteilung liegt wohl einerseits in den
verschiedenen Ansprüchen, dann aber auch darin, daß teils sehr feste Papiere zu
Säcken verarbeitet werden, teils sehr wenig feste, die hierzu wenig oder gar nicht
geeignet sind. Um Besserung in diese Verhältnisse zu bringen, hat die
Reichssackstelle im Benehmen mit dem Materialprüfungsamt folgende Richtlinien für
die Festigkeitseigenschaften von Sackpapier aufgestellt:
Mittlere Reißlänge mindestens 4000,
Mittlerer Falzwiderstand mindestens 250 Doppelfalzungen nach
Schopper,
Quadratmetergewicht 70 bis 80 g.
Die Bestrebungen des Verbandes deutscher Dachpappenfabrikanten, im Anschluß an die
früher geschaffenen Normen für Rohdachpappe nunmehr auch Normen für fertige Dachpappe
aufzustellen, wurden durch den Kriegsausbruch unterbrochen; die Arbeiten sollen
jetzt gemeinsam mit dem Amt wieder aufgenommen werden.
Gemeinsam mit Behörden oder Kriegswirtschaftsgesellschaften werden unter anderen
folgende Fragen bearbeitet:
Für die Luftschiffer-Rohstoffabteilung sind planmäßige Untersuchungen an gummierten
Ballonstoffen im Gange, die die Frage klären sollen, ob diagonale oder parallele
Dublierung bei Stoffen für Feldballone vorzuziehen ist.
Im Auftrage der Reichssackstelle hat die Abteilung systematische Untersuchungen an
gewebten Papiersäcken begonnen, die über die vorteilhafteste Ausführung und
Anordnung der Nähte zwecks Erzielung möglichst hoher Festigkeit an den Nähten
Aufschluß geben sollen.
Umfangreiche Arbeiten wurden ferner vor allem in Fragen der neuen Waschmittel
ausgeführt. Infolge der allgemeinen Seifenknappheit ist die inländische
Wäschereitechnik völlig umgestellt worden und die gesetzgebenden Behörden im Verein
mit der Industrie und dem Handel waren bestrebt, brauchbare Seifenersatzstoffe zur
Verfügung zu stellen. Außer der Wasch- oder Reinigungswirkung der Waschmittel kommt
der etwaigen Faserschädigung durch die Waschmittel eine unter den heutigen
wirtschaftlichen Verhältnissen wesentlich erhöhte Bedeutung zu. In dieser Hinsicht
sind wichtige Beobachtungen gemacht worden. Es handelt sich vor allem um die
Schädigung der Wäsche durch Sauerstoffwaschmittel und Chlorlaugen (den sogenannten
Sauerstofffraß) bei Gegenwart gewisser Katalysatoren, wobei tausendstel mg Kupfer
bereits Durchlöcherungen der Wäsche erzeugen.
Metallographie: Mehrfach wurden wieder gebrochene
Stahlwellen aus Sonderstahl untersucht. Nächst. der chemischen Zusammensetzung ist
auf das Verhalten des Materials die vorausgegangene Wärmebehandlung von maßgebendem
Einfluß. Besonders deutlich kommt dieser Einfluß bei der Kerbschlagprobe zum
Ausdruck, wie folgende Versuche zeigen.
Kerbschlagversuche (10 mkg-Pendelschlagwerk) mit Wellen
material.
Behandlung der Probenvor der
Prüfung
Nickel-Chromstahlmit 0,5%
CSpezifischeSchlagarbeit
Nickel-Chromstalmit 0,15 %
CSpezifischeSchlagarbeit
Zustand der Einlieferung ins
Amt
7,5 mkg/cm2
5,7 mkg/cm2
¼ Stunde bei 900° C geglüht
undlangsam im Ofen abgekühlt
2,6 mkg/cm2
7,2 mkg/cm2
¼ Stunde bei 900° C
geglühtund in Oel von Zimmer-wärme abgeschreckt, dann1 Stunde
angelassen bei:
600° C
4,1 mkg/cm2
–
650° C
5,1 mkg/cm2
–
700°C
7,4 mkg/cm2
7,8 mkg/cm2
Während das kohlenstoffreichere Material mit 0,5 v. H. Kohlenstoff nach dem Ausglühen
mit darauffolgender langsamer Abkühlung nur noch sehr geringe Schlagfestigkeit
aufwies, die erst nach dem Vergüten und Anlassen bei 700° C auf den Anfangswert
gebracht werden konnte, wurde das Material mit niedrigem Kohlenstoffgehalt (0,15 v.
H.) durch das Ausglühen bereits erheblich zäher. Durch Vergüten und Anlassen bei
700° C konnte keine weitere wesentliche Wirkung erzielt werden.
Privatdozent Dr.-Ing. W. Müller.
Wärmekraftmaschinen und Brennstoffe.
Zur Frage der wirtschaftlichen Ausnutzung der Brennstoffe
liefert Dr. Karl Goldschmidt einen bemerkenswerten
Beitrag. Ausgehend von der Tatsache; daß wir im Jahre 1913 für 180 Mill. M Benzin,
Leucht- und Schmieröle sowie für den gleichen Betrag Salpeter und Ammoniumsulfat
eingeführt haben, erörtert er die Frage, ob wir diese aus dem Auslande bezogenen
Stoffe nicht aus unseren Stein- und Braunkohlen herstellen können und auf welchem
Wege dies möglich wäre. Er bespricht zunächst an Hand statistischer Angaben die
Entgasung der Kohle in Kokereien und Gaswerken, sodann die Vergasung der Kohle in
Generatoren. Während die Gaswerke und Kokereien Nebenprodukte im Wert von vielen
Millionen Mark liefern, hat man bei dem Betrieb der Generatoren erst recht spät der
Gewinnung von Nebenprodukten Beachtung geschenkt. Das Verfahren von Mond ermöglicht
es, den größten Teil des in den Brennstoffen enthaltenen Stickstoffs bei der
Erzeugung von Heiz- und Kraftgas als Ammoniak zu gewinnen, daneben hat man in
jüngster Zeit auch begonnen, den Generatorteer abzuscheiden und zu verwerten. Eine
weitere Art der Kohlenverwertung ist die Schwelung, die
hauptsächlich bei bituminösen Schiefern und Braunkohlen Verwendung findet. Der
Braunkohlenteer hat während des Krieges wegen seines Gehalts an Brenn- und
Schmierölen große Bedeutung erlangt, und es sind in Mitteldeutschland große Anlagen
zur Gewinnung von Braunkohlenteer errichtet worden. Allein die Anlagen der Deutschen Erdöl- A.-G. und der Rütgerswerke, A.-G., dürften zusammen etwa 300000 t Teer im Jahre
erzeugen. Auch Braunkohlen mit verhältnismäßig geringem Bitumengehalt, die man
früher nicht für schwelwürdig gehalten hat, hat man während des Krieges mit Erfolg
verarbeiten gelernt, und man wird künftig in dieser Richtung noch weitere
Fortschritte machen. Der Braunkohlenteer wird durch Destillation und Raffination
aufgearbeitet, wobei man Mineralöle, Paraffin und sogen, rote Produkte erhält.
Daneben wird die Braunkohle auch durch Extraktion mit Benzol auf Montanwachs
verarbeitet, das im Kriege ebenfalls eine vielseitige Verwendung gefunden hat. Der
nach der Extraktion verbleibende Rückstand wird gewöhnlich zur Herstellung von
Briketts benutzt. Auch aus Steinkohle lassen sich durch Extraktion wertvolle Stoffe
gewinnen, doch hat dieses Verfahren in der Technik bisher noch keine Anwendung
gefunden.
Unsere starke Abhängigkeit vom Auslande bezüglich der Versorgung mit Benzin, Leucht-
und Schmierölen macht die Beschaffung erdölähnlicher Produkte aus einheimischen
Rohstoffen zu einer der wichtigsten Wirtschaftaufgaben der nächsten Zeit. Eine
Ausdehnung der Nebenproduktenkokerei bringt uns diesem Ziele nicht näher, wohl aber
könnte man daran denken, die Fabrikation von Braunkohlenbriketts einzuschränken und
statt dessen mehr Braunkohle als bisher zu verschwelen, da die Brikettfabrikation
unverhältnismäßig viel Feuerungsmaterial erfordert. Zur Herstellung unserer
jährlichen Briketterzeugung von rd. 20 Mill. t müssen nämlich etwa 17 Mill. t
Braunkohle verfeuert werden. Nimmt man den Bitumengehalt dieser 17 Mill. t
Braunkohle nur zu 2 v. H. an, so ließen sich allein aus dieser Kohlenmenge schon
mehr als 300000 t Braunkohlenteer gewinnen; der Schwelrückstand (Braunkohlenkoks)
könnte dann entweder als Brennstoff (an Stelle von Briketts oder Rohbraunkohle)
verfrachtet oder aber an Ort und Stelle vergast werden.
Eine weitere Möglichkeit, erdölähnliche Produkte aus Kohle zu gewinnen, bietet die
Anlagerung von Wasserstoff an Teerprodukte nach dem Bergin – Verfahren. Mit Hilfe dieses Verfahrens ist die Herstellung von
synthetischem Benzin, Leucht- und Treibölen von genau denselben chemischen Eigenschaften,
wie sie die aus Erdöl gewonnenen Produkte besitzen, möglich. Als Ausgangsmaterial
für diese Hydrierung kommen sowohl der Braunkohlenteer selbst, als auch seine
Destillationsprodukte sowie Rückstände der Teerdestillation, ferner Erdölgoudron und
auch Steinkohle in Betracht. Durch Verschwelen und Hydrierung eines Teiles unserer
Braunkohlenförderung können wir also hochwertige Oele, die wir bisher vom Ausland
bezogen haben, in großer Menge selbst herstellen. (Technik und Wirtschaft, XI.
Jahrgang, S. 290 bis 297.)
Sander.
Ein kleiner Motorpflug. Die böhmisch-mährische Maschinenfabrik in Prag baut einen neuen kleinen
Motorpflug, der besonders durch sein geringes Gewicht von rd. 1000 kg beachtenswert
ist. Das geringe Gewicht konnte nur durch eine Reihe baulicher Vereinfachungen
erreicht werden. Der in Abb. 1 bis 3 dargestellte Pflug besitzt einen Einzylindermotor
mit 105 mm Bohrung und 160 mm Hub, der bei Betrieb mit Schwerbenzin, Benzol oder
Benzol-Spiritus (1:1) etwa 10 PS bei 1100 Uml./min. leistet. Auf einer Seite der
Maschine sitzen die Steuerventile, deren Federn und Stößel sorgfältig eingekapselt
sind, wie es der häufig mit großer Staubentwicklung verbundene Ackerbetrieb
erfordert.
Textabbildung Bd. 334, S. 181
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 334, S. 181
Abb. 2.
Textabbildung Bd. 334, S. 181
Abb. 3.
Der dreirädrige Tragpflug ist so gebaut, daß das hinten angeordnete Lenkrad sich in
der aufgeworfenen Furche führt, wobei das rechte Treibrad (in der Fahrtrichtung
gesehen) auf dem Lande, das linke in der aufgeworfenen Furche läuft. Auf diese Weise
erhält man bei der geringen Rahmenbreite einen Furchenabstand von etwa 40 cm.
Durch den auf der Verlängerung der Kurbelwelle sitzenden Regler kann von Hand aus die
Drehzahl des Motors von 700 bis 1100 Uml./min. geregelt werden. Die Einrichtung
besteht in der Hauptsache darin, daß man die Federbelastung der Reglermuffe mit der
Hand innerhalb gewisser Grenzen verändern kann. Damit wird das Wechselgetriebe
entbehrlich, das man durch ein wesentlich einfacheres, billigeres Getriebe mit
fester Uebersetzung ersetzen kann. Dies geschieht aber auf Kosten der Zugkraft. In
der Steigerung der Zugkraft, und nicht allein in der Verminderung der
Fahrgeschwindigkeit, besteht aber die Hauptaufgabe des Wechselgetriebes.
An Hand von Zeichnungen werden noch Beschreibungen des bemerkenswerten
Umlaufgetriebes sowie der übrigen Konstruktionsteile gegeben. Wird der Pflug zur
Lastenförderung benutzt, so setzt man, nachdem man zweckmäßig die Schare samt ihrem
Träger entfernt hat, auf den Rahmen einen Kastenaufbau, der bis zu 500 kg aufnehmen
kann. Dabei reicht die Zugkraft noch für einen Anhänger von etwa 2000 kg. Vom
Schwungrad der Antriebmaschine aus kann man mittels Riemens Hilfsmaschinen
antreiben, so daß der Motorpflug allen Anforderungen kleinerer landwirtschaftlicher
Betriebe entspricht. (Z. d. V. d. I. 1919, S. 421–424.)
W.
Elektrotechnik.
Vorausberechnung der Tourenkurve bei
Gleichstrom-Reihenschlußmotoren. Unter den Polschuhen einer
Gleichstrommaschine tritt bekanntlich durch den Einfluß der quermagnetisierenden
Kraft der Anker-Amperewindungen eine Verzerrung des Feldes auf. Bei Motoren wird an
der Einlaufseite des Ankers bezogen auf die Drehrichtung das Feld verstärkt, an der
Auslaufseite geschwächt. Bei geringen Belastungen, also schwächstem Feld, wo noch
keine nennenswerte Eisensättigung vorhanden ist, ist die Feldschwächung der einen
Seite praktisch gleich der Feldverstärkung der anderen Seite, so daß der
Kraftlinienfluß in seiner Gesamtheit nicht geändert wird.
Anders bei größerer Belastung. Die Feldschwächung tritt natürlich ungehindert in
Erscheinung; eine gleich große Zunahme des Feldes an der anderen Seite ist aber
nicht möglich, weil die größere Sättigung des Eisens unverhältnismäßig viel mehr AW
verbraucht. Die gesamte Linienzahl wird also geringer sein als der reinen
Magnetisierung der Feldwicklung entspräche. Es wird daher zur Ableitung der
Umdrehungskurve 3 des Schaubildes nicht die allein den
Erregerwindungen der Magnetschenkel entsprechende Leerlaufscharakteristik 1 zugrunde gelegt, sondern die effektive Charakteristik
2. Die Ermittlung einer genügenden Anzahl von
Punkten für die Charakteristik 2 erfolgt in der Praxis
auf nicht einfachem rechnerischem Wege.
In „Elektrotechnik und Maschinenbau“ Heft 22 gibt K. Sachs ein allerdings auch nicht ganz einfaches
graphisches Verfahren an, das in dem Schaubilde dargestellt ist. Die Abszissen
entsprechen den AW eines Poles, die Ordinaten in diesem Falle der Luftinduktion B1. Es wird zunächst
die theoretische Magnetisierungslinie 1 aufgetragen;
einer Erregung OM entspräche eine ideelle Dichte B1
= 8000 (Schnittpunkt A der
Kurve). Es seien P = Länge des Polbogens in cm, A S die AW des Ankers für 1 cm Ankerumfang. Es könnten
auch die reinen Windungzahlen eingesetzt werden, da durch die Magnetwicklung der
gleiche Strom fließt wie durch die Ankerwicklung. Von den unter dem Pole liegenden
P • A S AW wirken nun
je \frac{P\,.\,A\,S}{2} positiv und negativ. Ihr Wert entspricht der Strecke ML bzw. MR; die
Schnittpunkte der Ordinaten mit Kurve 1, L' bzw. R' geben ein Maß für die Induktion B1 an der Aus- bzw.
Eintrittseite des Polschuhes. Wäre über die Länge des Polbogens LMR bzw. TAS im cm-Maß
gemessen die Induktion MA konstant, so würde die Fläche
LTSR dem gesamten Kraftflusse entsprechen. Da aber
B1 gemäß Kurve 1 variiert, so ist der tatsächliche Fluß gleich LL'AR'R. Es subtrahiert sich das Flächenstück TL'A und addiert sich ein kleineres Stück AR'S. Das mittlere B1, das den Rechnungen zugrunde gelegt wird, ist also
kleiner.
Textabbildung Bd. 334, S. 182
Man könnte nun, anders als der Verfasser, so vorgehen, daß man das tatsächliche
mittlere B1 sucht,
indem noch 2 bis 4
zwischen L und R liegende
Ordinaten abgegriffen und aus ihnen der Mittelwert gezogen würde. Dieser würde die
Höhe MA bis zum Schnittpunkte mit 2 darstellen. Die Kurve 2
ist natürlich noch nicht vorhanden, aber die gefundene Höhe, die kleiner als MA ist, würde einen Punkt derselben darstellen. Aus
drei oder vier anderen Werten von M lassen sich eben so
viele weitere Punkte der Kurve bestimmen und der Linienzug ist damit genügend
bestimmt.
Demgegenüber hält Verfasser an dem gedachten B1 fest. Um die linke Dreieckfläche gleich der
rechten zu machen, denkt er sich LT und RR' so weit verschoben, daß AT1L'' =
AR''S1 ist. Die erforderlichen Schenkel-AW
wären dann OM1. Genau
genommen müßten dann aber auch ML bzw. M\,R=\frac{P\,.\,A\,S}{2}
geändert werden, wodurch wieder die Flächeninhalte des linken und rechten Dreiecks
ungleich würden.
Weiter gebraucht der Verfasser folgenden nicht gerade einfach zu nennenden
Gedankengang. Er ermittelt von der Leerlauflinie 1
zunächst die Integralkurve F, deren Ordinaten dem
Flächeninhalte des von der Kurve 1 und der
Abszissenachse eingeschlossenen Flächenstückes proportional sind. Der durch die
Fläche L1L''T1S1R1L1
= L1L''AR''R1L1 dargestellte
Kraftfluß folgt aus der Subtraktion der Integralordinaten = R1N – L1P, bzw. ist er bei
Horizontalprojektion von P nach Q unmittelbar gleich der Strecke NQ. Die
Integralkurve wird nun zugleich um die Strecke PQ
parallel verschoben. Trägt man dann die Strecke R1Q unterhalb N ab, so liegt der Punkt R2 auf einer Kurve F'', die sich durch Subtraktion der Kurve F'
von F ergibt. Man geht mit dem Produkte P\,.\,A\,S\,.\,B_1=\overline{L_1\,R_1}\,.\,M\,A als
Ordinate in die Kurve F1 ein und erhält dazu die Abszisse OR1. Wird endlich von R1 die Strecke \frac{P\,.\,A\,S}{2}=R_1\,M_1 nach links
abgetragen, so ergibt die in M1 errichtete Senkrechte mit der durch A gezogenen Horizontalen den Schnittpunkt A1.
In gleicher Weise wird noch für eine Anzahl anderer Werte auf der Abszissenachse
verfahren und durch die gefundenen A1-Punkte der Linienzug 2 gelegt.
Das ganze Rechnungsverfahren hat noch zur Voraussetzung, daß in Joch und Polkernen
nicht sehr viel AW verbraucht werden, da sonst die Rechnung zu ungenau wird. Oder es
müssen die entsprechenden AW für jeden Belastungzustand vorher in Abschlag gebracht
werden, weil ja für den betrachteten Vorgang die magnetischen Verhältnisse des
Querkreises allein eine Rolle spielen.
Rich. Müller.
Textabbildung Bd. 334, S. 182
Registrierinstrumente mit rechtwinkligen Koordinaten.
Registrierinstrumente mit rechtwinkligen Koordinaten waren bisher nur in geringer
Anzahl auf dem Markt. An und für sich ergibt sich aus der kreisförmigen Bahn, die
die Spitze des Zeigers des Meßinstrumentes beschreibt, auch für die Registrierung
eine Kreisbahn, wenn man auf die Spitze des Zeigers ein kleines Schreibgefäß
aufsetzt. Als erste Firma brachte wohl Hartmann &
Braun ein Registrierinstrument mit rechtwinkligen Koordinaten heraus, bei
dem der Zeiger mit einem Solenoidkern verbunden war, der senkrecht auf- und abwärts
bewegt wurde. Später folgten andere Firmen mit solchen Meßinstrumenten nach, bei
denen die kreisförmige Bewegung des Zeigers durch Lenker in eine geradlinige
übergeführt wird. In der E. T. Z. 1919, S. 271 wird nun ein neues
Registrierinstrument mit rechtwinkligen Koordinaten der Firma Dr. Siegfr. Guggenheimer, Nürnberg, beschrieben, das auf einem völlig anderen
Prinzip beruht. Die Drehbewegung wird, wie die Abbildung zeigt, durch einen über
kreisförmige Scheiben a a gelegten Coconfaden B in eine geradlinige übergeführt. Der Faden B ist mit einem Zeiger C
gekuppelt, der auf einem Stahlstab F befestigt wird,
der seinerseits auf Rollenlagern EE1 gleiten kann und mit einer Dämpfung G versehen ist. Die Rollenlager sind zwischen Spitzen
in Steinen gelagert. Die Schreibvorrichtung ist in üblicher Weise ausgebildet und
besteht aus einer Kapillare, die in einen Tintenbehälter eintaucht. Meist werden
zwei Systeme mit je einer Schnurscheibe in dem Instrument angebracht und arbeiten,
wie die Abbildung zeigt, auf einen Zeiger. Der Zeiger wird also mit ziemlich großer
Kraft über das Papier gezogen. Für Drehstrominstrumente werden drei Systeme
angeordnet, und je zwei Scheiben untereinander durch Coconfäden verbunden. Ueber die
Meßgenauigkeit der Instrumente sind keine Angaben gemacht.
Schml.
Wirtschaft.
Zusammenschluß der deutschen Stickstoffwerke. Nachdem der
Plan eines Stickstoff-Handelsmonopols im Jahre 1915 an dem Widerstand der chemischen
Industrie sowie des Düngemittelhandels gescheitert ist, hat das Reichsschatzamt
nunmehr ein Syndikat sämtlicher Stickstoffwerke ins Leben gerufen, dessen Bildung
Anfang Mai erfolgt ist. Das neue Stickstoff-Syndikat,
Ges. m. b. H. umfaßt sowohl die den Luftstickstoff verarbeitenden Werke als auch die
Kokereien und Gasanstalten. Von der ersten Gruppe sind daran beteiligt die Badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen, die Bayerischen Stickstoffwerke in München und Berlin sowie
die Gesellschaft für Stickstoffdünger in Knapsack, von
der zweiten Gruppe die Deutsche
Ammoniak-Verkauf-Vereinigung in Bochum, die Oberschlesischen Kokswerke und Chemischen
Fabriken, A.-G., in Berlin sowie die Wirtschaftliche
Vereinigung Deutscher Gaswerke in Köln.
Der Einfluß des Reiches, das bekanntlich während des Krieges für die Vergrößerung
unserer Kalkstickstoff- und Ammoniakerzeugung viele Millionen aufgewendet hat, ist
durch die Zusammensetzung des aus 11 Mitgliedern bestehenden Verwaltungsrats sowie
der aus 4 Mitgliedern bestehenden Geschäftführung in weitgehender Weise gesichert.
Die Geschäftführung des Syndikats besteht aus Dr. Brückner (Reichsfiskus), Dr. Bueb (Anilin- und
Soda-Fabrik), Direktor Sohn
(Ammoniak-Verkauf-Vereinigung) und Prof. Dr. Caro
(Kalkstickstoffindustrie). Die Dauer der Gesellschaft ist zunächst auf vier Jahre
vorgesehen. Von dem Stammkapital im Betrag von 360000 M haben das Reich 110000 M,
die Badische Anilin- und Soda-Fabrik 150000 M, die Kalkstickstoffwerke 50000 M und
schließlich die Kokereien und Gasanstalten zusammen 50000 M Anteile übernommen. Das
Reich hat den Vorsitz im Verwaltungsrat inne und besitzt ferner ein Vetorecht bei
der Festsetzung der Preise. Die Gesellschafter haben vertraglich auf den
selbständigen Verkauf ihrer Erzeugnisse verzichtet und eine Abstufung der Preise für
die Stickstoffeinheit im Kalkstickstoff, Ammoniumsulfat und Natriumsalpeter im
Verhältnis 8:9:10 festgesetzt. Dabei wird nach beendetem Ausbau der im Kriege neu
errichteten Fabriken eine Gesamterzeugung von 500000 t (auf Stickstoff berechnet) zu
Grunde gelegt, die sich folgendermaßen verteilt:
Bad. Anilin- u. Soda-Fabrik(Werke in Oppau
undMerseburg zusammen)
1500000
t Ammoniumsulfat =300000 t Stickstoff,
Kokereien und Gaswerke
500000
t Ammoniumsulfat =100000 t Stickstoff,
Kalkstickstoffwerke
500000
t Kalkstickstoff =100000 t Stickstoff.
Demgegenüber betrug unsere Erzeugung vor dem Kriege nur rd. 110000 t Stickstoff, wozu
noch zur Deckung unseres Bedarfs eine Einfuhr von 116000 t Stickstoff in Form von
750000 t Chilesalpeter hinzukam. Unsere inländische Stickstofferzeugung hat sich
somit im Kriege nahezu verfünffacht und ist heute mehr
als doppelt so groß gegenüber dem Stickstoffverbrauch im Jahre 1913. Besonders
bemerkenswert ist bei diesen Zahlen die außerordentlich rasche Entwicklung des Haber
sehen Ammoniakverfahrens, das erst im Jahre 1913 in die Technik eingeführt wurde.
Damit eröffnen sich für unsere Landwirtschaft, niedrige Preise für den
Stickstoffdünger vorausgesetzt, für die Zukunft die günstigsten Aussichten, denn es
ist geplant, neun Zehntel der Stickstofferzeugung der Landwirtschaft zur Verfügung
zu stellen und den ausländischen Wettbewerb durch Maßnahmen des Reiches weitgehend
auszuschalten.
Sander.
Persönliches.
Am 15. Juli d. J. starb Exzellenz Dr. Dr.-Ing. E. h. Emil
Fischer, Ordinarius für Chemie an der Universität Berlin, im 67.
Lebensjahre, einer der erfolgreichsten Forscher auf dem Gebiete der organischen
Synthese.