Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 213 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der'Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Fabrikorganisation und Werkstattbetrieb.
Der Ausgleich von Belastungsspitzen in Kraftwerken ist in amerikanischen Kraftwerken, die mit
minderwertiger Kohle betrieben werden, mit Erfolg versucht worden durch zeitweises
Verbrennen hochwertiger Kohle unter den Kesseln. Es ist gelungen, die Leistung
zeitweilig bis auf 175 v. H. zu steigern. Das Verfahren hat den Vorzug, keine
Vergrößerung der Kraftanlage zu erfordern, da die Ueberlastung der Kessel ohne
weiteres möglich ist; als Anlagekosten kommen lediglich die Bunker für die
höherwertige Kohle in Betracht. (Weltwirtschafts-Zeitung 1919, Heft 30.)
Beseitigung und Verwendung von Spänen in
Metallbearbeitungswerkstätten. 100 kg der lockigen Späne, wie sie an der
Drehbank fallen, nehmen einen Raum von fast 2 m3
ein. Sie füllen daher die Sammelkästen und die Transportgefäße nur sehr
unvorteilhaft aus. Selbst bei lockerem Zusammendrücken, wie es in Kästen und
Transportkarren möglich ist, können höchstens 200 kg in 1 m3 untergebracht werden. Die Aufbewahrung in
Sammelkästen inmitten der Werkstatt erfordert daher viel kostbaren Raum, während zur
Fortschaffung viele Wege erforderlich sind, weil eine Karrenladung nur eine
unbedeutende Gewichtsmenge fassen kann. Außerdem ist die Handhabung des sperrigen
Gutes sehr mühsam. Eine Anfüllung der Hohlräume durch kurze Späne (insbesondere
Frässpäne) ermöglicht wohl eine bessere Ausnutzung des Raumes, ist aber aus Mangel
an solchen kurzen Spänen selten durchführbar, weil die grobe Drehbankarbeit
naturgemäß im allgemeinen größere Spanmengen ergibt als die Fräsarbeit. Auch bietet
das räumliche Zusammenbringen der verschiedenen Spansorten häufig Schwierigkeiten.
Die Beseitigung der Späne bedingt folgende Kosten:
1. Löhne für das Sammeln in Transportgefäße, Karren u.
dgl.,
2. Löhne für das Fahren des Gefäßes zum Stapelplatz und
zurück,
3. Löhne für die Verstauung der Späne im Stapelraum,
4. Löhne für die Verladung vom Stapelraum auf das
Fuhrwerk,
5. Löhne für das Umladen vom Fuhrwerk auf den
Eisenbahnwagen,
6. Wagenstandgeld.
Diese sämtlichen Aufwendungen können vermindert werden, wenn die sperrigen Späne
unmittelbar nach ihrem Entstehen zerkleinert werden. Es ist eine Frage der Ersparnis
an den genannten sechs Kostengruppen, ob die Aufstellung einer besonderen
Zerkleinerungsanlage wirtschaftlich ist.
Zerkleinerungsanlagen werden hergestellt für Spanleistungen von 100 bis 800
kg/st bei einem Leistungsaufwand von rd. 3 kW, der bis rd. 8 kW schwankt, größere
Modelle für 2000 bis 3000 kg/st Spanleistung bei einem durchschnittlichen
Leistungsbedarf von 13 kW. Die Kosten der Zerkleinerung werden (Anfang 1915) mit rd.
1 M/1000 kg angegeben, hierbei ist der Hauptanteil der Kraftverbrauch und Löhne für
die Zu- und Abfuhr, während Abnutzung und Ersatzteile der Maschinen kaum eine Rolle
spielen. Nähere Angaben über die Spanzerkleinerungsmaschinen, die im wesentlichen
aus einer Schlagkreuzmühle und einem Walzwerk bestehen, insbesondere auch über ihre
Entwicklung, enthält die Z. d. V. d. I. 1915, Heft 47.
Die zerkleinerten Späne haben nur noch einen Raumbedarf von etwa 0,05 m3/100 kg; es ist dann, allerdings nur unter
Beifügung von Blech- und Drahtabfällen, möglich, die Späne zu Briketts
zusammenzupressen, wodurch der Rauminhalt auf 0,014 m3/100 kg verkleinert wird. Auch für die Entölung der Späne ist die
zerkleinerte Form wesentlich vorteilhafter.
Rechenschieber zur Ermittelung der wirtschaftlichsten
Einstellung von Werkzeugmaschinen. Die vorteilhafteste
Schnittgeschwindigkeit für die Bearbeitung verschiedener Metalle ändert sich in weit
höherem Maße mit den abgenommenen Spannquerschnitten, als man im allgemeinen
annimmt. Ein Abweichen von ihr macht sich in einer bedeutend abgekürzten Lebensdauer
bzw. Schneidhaltigkeit der Schneidstähle bemerkbar, die bei einer Ueberschreitung
der wirtschaftlichsten Schnittgeschwindigkeit um nur 20 v. H, auf die Hälfte, bei 30
v. H. auf ein Viertel bis ein Fünftel sinken kann. Von Einfluß ist dabei nicht nur
die Fläche des abgenommenen Spanes, sondern das Verhältnis von Spantiefe zu Vorschub
spielt eine weitere, wichtige Rolle. Auf der anderen Seite darf eine
Werkzeugmaschine, die wirtschaftlich arbeiten soll, nicht mit weniger als ihrer
Höchstleistung belastet werden, d.h. das Verhältnis von Schnittgeschwindigkeit und
Spanquerschnitt muß stets so eingestellt werden, daß die aus Schnittgeschwindigkeit
und Schnittwiderstand (Stahldruck) sich ergebende Leistung stets der Höchstleistung
der Maschine entspricht.
Diese verwickelten Verhältnisse kann natürlich weder der Arbeiter noch der
Betriebsingenieur ohne weheres übersehen; wenn die Bänke lediglich nach dem Gefühl
oder der „Erfahrung“ eingestellt werden, so ist die Wahrscheinlichkeit
wirtschaftlichster Ausnutzung nur sehr gering. Es bleibt also nichts übrig, als den
günstigsten Arbeitsvorgang jeweils für den einzelnen Fall zu berechnen und dem
Arbeiter vorzuschreiben.
Zur Erleichterung dieser Arbeit hat schon Taylor einen
Rechenschieber benutzt, der indessen in der Praxis keine rechte Einführung gefunden
hat. Ferner hat Friedrich eine Vorrichtung unter der
Bezeichnung „Schnellschnittanzeiger“ angegeben (D. R. G. M. 490855, siehe
auch Z. d. V. d. I. 1914, S. 380), die mit einem Zeiger und Teilungen versehen ist,
woran man das Material, den Werkstückdurchmesser, die Drehzahl, den Vorschub, die
Schnittiefe und die Maschinenhebeleinstellung für die vorteilhafteste
Schnittgeschwindigkeit einstellen bzw. ablesen kann. Aus diesem
Schnellschnittanzeiger von Friedrich ist nun durch
Mitarbeit von Hippler ein verhältnismäßig einfacher
Rechenschieber entstanden, der die zweckmäßigste Einstellung der Werkzeugmaschine
einfach und schnell aus den verschiedenen maßgebenden Faktoren ermitteln läßt.
(„Der praktische Maschinenkonstrukteur“ 1919, Heft 26, auch „Der
Betrieb“ 1919, Heft 11.) Der Rechenschieber besteht wie die bekannten
Rechenschieber des täglichen Gebrauchs aus drei Teilen einem festen Teil, einer
Zunge und einem Läufer; am genannten Ort ist eine Beschreibung und die Durchrechnung
einiger Beispiele gegeben. Die Handhabung ist einfach, so daß angenommen werden
kann, daß ein beschaffter solcher Schieber auch benutzt werden wird (was ja bei
derartigen Einrichtungen nur gar zu oft fraglich ist!); auch ist trotz des recht
hohen Preises (240 M) immerhin durch eine gebesserte Ausnutzung der Maschinen und
Schneidstähle auf eine Rentabilität zu rechnen.
Ein elektrischer Signierapparat zum Kennzeichnen von
Werkzeugen, Maschinenteilen und dergleichen wird von J. Sauer im Juniheft der AEG.-Mitteilungen beschrieben. Die Vorrichtung soll
das sonst übliche Stempeln mittels Buchstabenstempeln ersetzen, das die recht
teueren Stahlstempel erfordert und trotz des sehr mühsamen Verfahrens niemals recht
sauber wird, außerdem häufig die gekennzeichneten Gegenstände stark beschädigt (man
denke z.B. an die in der Literatur wiederholt beschriebenen, infolge der
Materialschwächung durch das Stempeln geplatzten Wasserstoffflaschen). Auch das
Aufätzen von Bezeichnungen ist in vielen Fällen sehr unbequem. Das elektrische
Signieren geschieht mit Hilfe eines kupfernen Schreibstiftes, von dem aus man einen
Funken auf die zu beschreibende Fläche überspringen läßt. Dieser bewirkt ein
Herausschmelzen bzw. Herausreißen von Metallteilchen, so daß ein deutlicher
Schriftzug herstellbar ist. Durch Regelung der Spannung und der Stromstärke kann man
die Schrift mehr oder weniger tief in die Oberfläche eindringen lassen. Die
Vorrichtung ist sehr einfach und ähnelt den elektrischen Schweißeinrichtungen. In
einem Transformator, der für 1 kW Leistung ausgeführt, wird und an jede Spannung bis
zu 500 Volt gelegt werden kann, wird die Spannung auf etwa 1,5 Volt herabgesetzt, so
daß die Handhabung des Schreibstiftes, der in einem gegen Wärme schützenden Griff
steckt, gänzlich ungefährlich ist. Die zu bezeichnenden Stücke werden auf eine
Platte gelegt, an die der andere Pol des Transformators angeschlossen ist. Der Stift
ermöglicht ein richtiges Schreiben, so daß auch die Eigenart der Handschrift zur
Geltung kommt.
Nummerbezeichnungen der Fabrikgebäude und -Räume. Durch
die Aeußerlichkeit einer sorgfältig durchdachten und durchgeführten Bezeichnung der
einzelnen Gebäude, Höfe und Räume einer Fabrikanlage kann viel an Uebersichtlichkeit
gewonnen und viel überflüssiges Suchen, mühsame Beschreibungen und Mißverständnisse
vermieden werden. Die Robert Bosch - A.-G., die auch auf
anderen Gebieten der Organisation vorbildlich vorgegangen ist, beschreibt in ihrer
Werkzeitschrift „Der Bosch-Zünder“ (1919, Heft 4) die in ihren Werken
durchgeführte planmäßige Bezifferung. Alle Höfe, Gebäude und Schuppen werden durch
deutlich angeschriebene, zweistellige Nummern bezeichnet. Durch die Ziffern 0, 1, 2
usw., die an diese Nummern angehängt werden, wird alsdann das Stockwerk bezeichnet,
die einzelnen Räume in den Stockwerken erhalten dann noch einen Kennbuchstaben, so
daß z.B. „243 f“ den Raum f im dritten Stock des Gebäudes 24 bedeutet.
Die Vorteile des Systems für das Zurechtfinden innerhalb des Werkes, ferner für die
Führung von Inventarverzeichnissen, für Inventuraufnahmen usw. liegen auf der
Hand.
Bedenklich an dem mitgeteilten Verfahren ist nur, daß bei größeren Bureau- und
Verwaltungsgebäuden häufig die Buchstabenzahl nicht ausreichen wird, um alle Räume
zu unterscheiden. Man wird daher in solchen Fällen besser einer vielerorts
gebräuchlichen Umkehrung des Verfahrens den Vorzug geben, daß man nämlich die
Gebäude mit Buchstaben (und wenn das nicht ausreichen sollte, mit Doppelbuchstaben)
bezeichnet und die Raumbezeichnungen nur mit Ziffern vornimmt. Auch hierbei kann man
die Stockwerke unterscheiden, indem man ihnen die Hundertzahlen zuweist; man hat
dabei außerdem den sehr angenehmen Vorteil, übereinander, in den einzelnen Stockwerken also an
der gleichen Stelle liegende Räume mit den gleichen Zehner- und Einerziffern
bezeichnen zu können, so daß also z.B. 156 ein bestimmter Raum im ersten Stock, 256
der dar überliegen de im zweiten Stock, 56 der darunterliegende im Erdgeschoß ist.
Die so für jedes Geschoß verfügbaren 99 bzw. 100 Ziffern werden in den meisten
Fällen ausreichen; bei sehr ausgedehnten Gebäuden wird man zweckmäßig für einzelne
Flügel besondere, etwa durch vorgesetzte Kennbuchstaben unterschiedene Nummerreihen
verwenden.
Unfallverhütung. Um ihre Arbeiter zur Beachtung der
Unfallverhütungsvorschriften anzuhalten, namentlich sie zur Benutzung der
Schutzbrillen im Gießereibetrieb zu veranlassen, die vom Werk frei geliefert, von
den Arbeitern aber aus Leichtsinn ungern benutzt werden, hat die Pratt & Letchworth Co.,
Buffalo, die eigenartige Einrichtung getroffen (The Iron Age, 12. 6. 19), an einer
allen Arbeitern zugänglichen Stelle einen Schaukasten aufzustellen, in dem die im
Betriebe beschädigten Schutzbrillen zusammen mit dem Lichtbild ihres Trägers und mit
einer Beschreibung des Vorganges ausgestellt werden, bei dem sie eine Beschädigung
des Arbeiters verhindert haben. Auch bei anderen Unfällen wird ein Bericht über den
Einfluß, die die Beachtung oder Nichtbeachtung der Unfallverhütungsvorschriften
dabei gehabt hat, stets mit dem Lichtbild und dem Namen der an dem Ereignis
beteiligten Arbeiter ausgestellt. Ebenso werden die Folgen z.B. der Vernachlässigung
von zunächst unbedeutenden Verletzungen im Bilde unter Namennennung gezeigt. Wohl
mit Recht wird angenommen, daß die Anteilnahme der Arbeiter durch die Bilder ihrer
Arbeitsgenossen und die Bekanntgabe der Begleitumstände ihrer Gefährdung durch
Unfälle besonders angeregt wird.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
Wärmekraftmaschinen und Brennstoffe.
Leuchtgasbetrieb für Motorwagen. Wie die „Deutsche
Bergwerkszeitung“, Essen vom 5. Juni 1919 berichtet, findet das
Steinkohlengas in England fortgesetzt Verwendung als Treibmittel für Motoren. Da man
hiervon nur geringe Mengen auf dem Wagen selbst mitführen kann, und demgemäß
Ladestellen zur Ergänzung des Brennstoffes eingerichtet werden müssen, eignet sich
diese Betriebsart weniger für kleine Motorwagen und große Fahrstrecken. Bei
Motoromnibuslinien für Stadt- und Fernverkehr hat sich diese Neuerung aber gut
bewährt und wird sogar mit Vorteil auf der 200 km langen Strecke zwischen Eastburne
und London angewendet, wo von 20 zu 20 km Ladestellen vorgesehen sind. In gasdichten
Säcken führen diese Wagen das Gas auf den Wagendächern mit, und von diesem Behälter
aus führt eine Zuleitung zum Mischventil des Motors. Treten aus irgend einem Grunde
Gasverluste ein, so kann ohne weiteres auf Benzinbetrieb umgeschaltet werden. Die
Wagen führen zu diesem Zwecke stets einen gewissen Benzinvorrat mit sich. Bei
Leuchtgasbetrieb nimmt die Motorleistung um etwa 15 v. H. gegenüber der Leistung mit
Benzinbetrieb ab. In England ist man in neuester Zeit auch zu Versuchen mit
Stahlflaschen übergegangen, die das Steinkohlengas als Preßgas in größter Menge
mitzuführen gestatten und so auch kleineren Wagen mit beliebigen Fahrstrecken die
Anwendung dieses Treibmittels ermöglichen. Ob bei uns auch, die Verwendung des
Steinkohlengases für Motorwagenbetrieb in Frage kommen kann, hängt in erster Linie
von unseren Brennstoffvorräten und ihren Preisen ab. Es sind bereits auch bei uns
dementsprechende Versuche ausgeführt worden. Es hat sich aber gezeigt, daß
Steinkohlengas in erheblichem Umfange nicht bei uns als Benzin- oder Benzolersatz in
Frage kommen kann.
Brennstoffkostenersparnis bei Motorschiffen.
Dampfschiffe, die durch den Panamakanal fahren, haben dort in den meisten Fällen
ihren Kohlenvorrat zu ergänzen. Der Kohlenpreis ist dort zurzeit 2 £ 15 s für die
Tonne, während Dieselmaschinentreiböl für 3 £ 10 s bis 4 £ 10 s dort zu haben ist.
Die meisten Schiffe, die durch den Panamakanal gehen, sind 10 000 t-Schiffe mit
einer Maschinenleistung von etwa 3000 bis 3500 PS. Für ein Motorschiff dieser Größe
ist der tägliche Treibölverbrauch, die Hilfsmaschinen mitgerechnet, 11 bis 12 t. Ein
gleich großes Dampfschiff dagegen verbraucht täglich 45 t Kohle. Die täglichen
Brennstoffkosten beim Motorschiff sind etwa 54 £, beim Dampfschiff dagegen 124 £.
Mit dem Motorschiff können somit täglich 70 £ an Brennstoff kosten erspart
werden.
Die Panama-Linie ist aber keineswegs die günstigste Linie für Motorschiffe, obwohl
jedes Dampfschiff, das durch den Panamakanal fährt, dort kohlen muß, und das
Motorschiff dagegen seine Fahrt bis San Francisko fortsetzen kann, um sich dort mit
billigem Treiböl zu versorgen. Weit ungünstiger gestalten sich die Brennstoffkosten
für Dampfschiffe, die nach dem Osten fahren. Die Dampfschiffe müssen dann bei ihrer
Fahrt durch den Suezkanal in Port Said oder in Suez Kohlen aufnehmen. Die
Bunkerkohle kostet dort zurzeit 6 bis 7 £. Damit berechnen sich die täglichen
Brennstoffkosten des Dampfschiffes der angegebenen Größe zu 270 £. Ein Motorschiff
dagegen reicht bei seiner Fahrt nach dem Osten mit seinem Treiböl Vorrat bis
Singapore oder Bombay. Der Preis des Treiböles in diesen Häfen ist dagegen 3 bis 4
£. Damit bestimmt sich die tägliche Brennstoffersparnis des Motorschiffes zu 220 £
bei seiner Fahrt vom Suezkanal nach dem Osten.
Bunkerkohle kostet zur Cardiff und Swansea 37 bis 40 s. Bei einem täglichen
Brennstoffverbrauch von 45 t Kohle und einem Durchschnittspreis von 40 s ergeben
sich täglich 90 £ Brennstoffkosten. Diese geringen Brennstoffkosten gelten nur bis
zur Fahrt zum Suezkanal oder Panamakanal. Für den zweiten Teil der Reise kommen dann
die hohen Brennstoffkosten in Betracht. Deshalb ist für Dampfschiffe mit einem
Durchschnittspreise der Kohle von 3 £ zu rechnen. Für einen 10000 t-Dampfer bei 11 ½
Knoten Geschwindigkeit bestimmt sich somit die durchschnittliche Ausgabe zu 135 £.
Das Motorschiff dagegen ist auf seiner Fahrt unabhängig von den hohen
Brennstoffpreisen. Es kann so große Oelvorräte mit sich führen, um stets in einem
Hafen mit billigem Treiböl seinen Vorrat zu erneuern. Der Durchschnittspreis des
Treiböles kann deshalb zu 3 bis 4 £ angenommen werden. Beim Preise von 4 £ bestimmt
sich bei einem Brennstoffverbrauch von 12 t die Tagesausgabe zu 87 £. Damit
berechnet sich die tägliche Brennstoffkostenersparnis zugunsten des Motorschiffes zu
87 £.
Da die Frachtpreise zurzeit sehr hoch sind, haben die Brennstoffkosten keinen so
großen Einfluß auf die Rentabilität des Schiffes. Es ist naturgemäß anzunehmen, daß
der durch den Krieg hervorgerufene Schiffsmangel durch beschleunigte
Schiffsneubauten sich schnell verringern wird. Dann werden auch die Frachtpreise
fallen. In einigen Jahren werden dann wieder die Brennstoffkosten für die Schiffahrt
von großem Einfluß sein. Das Motorschiff wird bei niedrigen Frachtsätzen noch eine
gute Rentabilität aufweisen, während beim Dampf schiff betrieb kein Gewinn mehr zu
erzielen ist.
Diese Verhältnisse werden in englischen Schiffahrtskreisen bereits eingehend
besprochen, und der Bau zahlreicher Motorschiffe ist bereits begonnen. Außerdem muß
noch mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß die Kohlenpreise durch die
fortgesetzten Lohnsteigerungen noch weiterhin ansteigen, während von den Oelpreisen
angenommen
werden kann, daß sie fallen werden. (Motorship und Motorboat, Mai 1919.)
W.
Elektrotechnik.
Vereinheitlichungen im Zählerbau. In den „Mitteilungen
der Vereinigung der Elektrizitätswerke“ 1919 Seite 138 teilt Direktor Ely, Nürnberg, eine Anzahl Vorschläge mit, die auf
Veranlassung der Vereinigung der Elektrizitätswerke für Vereinheitlichungen im
Zählerbau ausgearbeitet wurden. Die Anregungen beziehen sich auf die
Vereinheitlichung der Abstände für die Befestigungslöcher und Klemmen der
Zählergrundplatten und auf die Vereinheitlichung der Schaltbilder und der
Klemmenanordnung. Eine Maßskizze für die Grundplatten von Gleichstromampere- und
Wechselstromwattstundenzählern (im ganzen 21) zeigt, daß die Klemmenanschlüsse mit
nur drei Ausnahmen sehr eng beieinander liegen und einer Vereinheitlichung also
keine Schwierigkeiten entgegenstehen würden. Die Maßskizze für die Grundplatten von
acht Gleichstromwattstundenzahlen zeigt dagegen große Unterschiede für die
Anschlußklemmen, ebenso die Maßskizze für die Grundplatten von neun
Drehstromzählern. Ely teilt mit, daß die meisten
Zählerfabriken die Vorschläge für normale Grundplatten, die auf den Daten der
Maßskizzen aufgebaut sind, gut geheißen haben und unter der Bedingung neue
Konstruktionen vornehmen wollen, daß die Elektrizitätswerke als Besteller sich
verpflichten, ausschließlich Zähler nach diesen Maßen zu verlangen.
Für die Anordnung und Reihenfolge der Klemmen hat man dagegen noch nicht völlige
Uebereinstimmung erzielen können. In der Hauptsache bei Drehstromzählern gehen die
Meinungen auseinander. Es fragt sich dabei, ob man die Reihenfolge 1, 2, 3, 3, 2, 1
oder 1, 1, 2, 2, 3, 3 wählen soll. Der ersteren Anordnung ist bei unmittelbarer
Einschaltung des Zählers in die Leitung der Vorzug zu geben, weil dabei keine
Kreuzungen der Leitungen vorkommen. Die letztere Anordnung dagegen ist praktischer,
wenn man die Zähler in Verbindung mit Wandlern verwendet. Von der
Physikalisch-Technischen Reichsanstalt sind ferner zum Anschluß der Meßwandler an
die Zähler siebenadrige Leitungen vorgeschlagen worden, welche Adern verschiedener
Farbe enthalten, so daß eine Verwechselung beim Anschließen unmöglich ist. Am Schluß
seiner Ausführungen schlägt Ely noch eine große Anzahl
von Vereinheitlichungen vor, die er in acht Punkten für Klemmenanordnungen,
Schalter, Konstruktionen und Ausführungen und in sechs Punkten für allgemein zu
erstrebende Vereinheitlichungen (Drehrichtung, Zifferblätter usw.) zusammenfaßt.
Es wäre sehr zu begrüßen, wenn die Vereinheitlichung der Grundplatte und der
Schaltbilder vorläufig durchgeführt werden könnte. Es würden sich dadurch in jeder
Hinsicht Erleichterungen nicht nur für das Elektrizitätswerk, sondern auch für den
Fabrikanten ergeben. Die meisten Firmen haben innerhalb ihrer Betriebe schon
derartige Vereinheitlichungen durchgeführt, die viele Vorteile gezeitigt haben. Ob
man die Normalisierung noch weitertreiben soll, erscheint fraglich; heute ist man
leicht geneigt, darin etwas zu weit zu gehen. Wenn man vorerst die grundlegenden
Maße und Anordnungen festlegte, würde man schon einen Fortschritt erzielen, der in
jeder Beziehung befriedigen würde, ohne dabei die Bewegungsfreiheit für
Neukonstruktionen zu behindern.
Schml.
Elektrische oder Druckluftbremsung bei
Straßenbahnwagen?Siehe auch Heft 4,
Seite 42. In „Elektr. Kraftbetriebe und Bahnen“ Heft 30,
36, Jahrg. 1918 und Heft 16, 21, Jahrg. 1919 hat, angeregt durch E. Volkers, der als Vertreter der Richtung: „Rein
elektrische Bremsung“ auftrat, eine ausgiebige Auseinandersetzung
darüber stattgefunden, ob der elektrischen Bremsung der Vorzug gebühre. Die gegen
die Preßluftbremsung gerichteten Haupteinwände Volkers
sind der angeblich hohe Fahrtwiderstand, der durch die ständig mitlaufende Pumpe für
die Bremsluft sowie durch schlecht eingestellte, schleifende Bremsklötze verursacht
wird. Volkers bringt nach eigenen Beobachtungen
Zahlenwerte, die zu einem großen Teile seine Ansicht stützen. Dazu kommen dann noch
die höheren Unterhaltungskosten für Abnutzung von Bremsklötzen, Rädern und
Bremsgestänge.
. Unbestreitbar wirkt gegenüber dem bei der Preßluftbremsung benötigten Apparate die
elektrische Bremsung unter Kurzschließen des Motors außerordentlich bestechend durch
seine Einfachheit. Daß diese Art der Bremsung trotzdem nicht allgemeine Anwendung
finden konnte, hat naturgemäß auch seine Gründe.
H. Sauveur als Wortführer der Preßluftrichtung gibt zu,
daß allerdings die Kurzschlußbremsung bei größeren Fahrgeschwindigkeiten durch
energischere Bremswirkung, also kurzen Bremsweg, der Preßluftbremsung überlegen sei.
Ihr Hauptnachteil ist aber ihr vollständiges Versagen bei geringen
Fahrgeschwindigkeiten von etwa 10 km/st abwärts, da dann der Motor keinen genügenden
Bremsstrom entwickeln kann. Auch in der Nähe dieser Geschwindigkeit ist die
Bremswirkung noch fraglich, da der Motor sich zu langsam erregt. Jedenfalls ist eine
Handbremse – die ja auch Vorschrift ist – nicht entbehrlich. Dann aber treffen diese
– abgesehen von der Umständlichkeit der Bedienung zweier Bremsen –
selbstverständlich die gleichen Einwände, die hinsichtlich mangelhaft eingestellter
Bremsklötze der Preßluftbremsung gemacht wurden.
Die von Volkers ermittelten Zahlenwerte hält Sauveur an sich, wenigstens für neuere Bremsen, für viel
zu hoch. Auch ein Vereisen bzw. Einfrieren soll bei neueren Bauarten nicht zu
befürchten sein. Allerdings wird zugegeben, daß die Preßluftbremseinrichtung einer
gewissen Ueberwachung und Unterhaltung bedürfe, daß sie dann aber eine vom Gefühl
des Fahrers unabhängige, zuverlässige Bremswirkung ergibt, da ja der Bremsdruck,
entsprechend dem konstant gehaltenen Luftdruck immer sich gleich bleibt, während bei
der Kurzschlußbremsung eine gewisse im Gefahrmoment nicht immer vorhandene
Gefühlssicherheit des Fahrers erforderlich ist, um den Kontrollerhebel unmittelbar
auf diejenige Stellung zu bringen, bei der die Bremsung wohl noch sicher anspricht,
anderseits aber auch nicht überbremst wird, was weniger des auftretenden Stoßes
wegen bedenklich wäre, als vielmehr um der Gefahr zu entgehen, daß die Räder
festgehalten werden und der Wagen in das so gefährliche Gleiten kommen kann.
Da in den beteiligten Kreisen überwiegend wohl die Auffassung besteht, daß die
bestehenden Bremssysteme im wesentlichen gleichwertig sind, und daß, je nach den
bestehenden Verhältnissen sowohl die elektrische Bremsung wie die Luftbremse und
ebenso die Handbremse ihre eigentümlichen Vorzüge haben, so bringt, da neue Gründe
nicht vorgebracht wurden, auch diese Aussprache keine Entscheidung nach der einen
oder anderen Richrung.
Müller.
Gasindustrie.
Die Luftstickstoffindustrie in Amerika. Bis zum Ausbruch
des Krieges war die Luftstickstoffindustrie in den Vereinigten Staaten von Amerika
recht unbedeutend, sie hat aber in den letzten drei Jahren große Fortschritte
gemacht. Ebenso wie bei uns hat die Luftverbrennung im elektrischen Flammenbogen
auch in Amerika keine weitere Verbreitung erlangt, sondern man hat auch dort dem
Kalkstickstoffverfahren und dem Ammoniakverfahren von Haber, das in Amerika in abgeänderter Form zur Anwendung gelangen soll,
den Vorzug gegeben und das so gewonnene Ammoniak auf katalytischem Wege in
Salpetersäure verwandelt, für die im Zusammenhang mit dem großen Bedarf an Munition
eine starke Nachfrage herrschte. Die Gesamterzeugung dieser Anlagen, deren Ausbau im
Frühjahr beendet sein sollte, beträgt 225000 t Salpetersäure (100 prozentig), das
ist zweiundeinhalbmal so viel, als die gesamte Salpetersäureerzeugung der
Vereinigten Staaten im Jahre 1914 ausmachte.
Die erste Anlage zur katalytischen Oxydation von Ammoniak wurde im Jahre 1916 von der
American Cyanamide Co. in Warners, N. J., mit sechs
Katalysiereinheiten errichtet. Diese Anlage sollte stündlich 14 Pfund Salpetersäure
liefern, doch wurde diese Leistung durch Verbesserung der Apparatur und der
Arbeitsweise auf über 40 Pfund in der Stunde erhöht. Als Katalysator wird ein
Platingazegewebe von etwa 2 Quadratfuß Fläche benutzt, das elektrisch geheizt wird.
Das Ammoniak wird direkt den Autoklappen entnommen, in denen der Kalkstickstoff
zersetzt wird; sie liefern etwa 30 t Ammoniakgas im Tage, das in der Hauptsache auf
verdichtetes Ammoniakwasser verarbeitet und in dieser Form an die anderen
Salpetersäurefabriken verfrachtet wird. Ende 1917 wurde die Air Nitrates Corporation gegründet, mit dem Zweck, für Rechnung der
Regierung den Bau und Betrieb von Anlagen zur Gewinnung von Ammoniumnitrat aus
Kalkstickstoff zu übernehmen. Diese Gesellschaft hat drei Fabriken errichtet, eine
in Muscle Shoals, Alabama, eine weitere in Cincinnati und die dritte bei Toledo,
Ohio.
Die Baukosten für diese Anlagen betrugen 75 Mill. Dollar, das Kapital für den Bau und
den Betrieb dieser Fabriken hat die amerikanische Regierung zur Verfügung gestellt.
Die American Cyanamide Co. erhält für die Ausnutzung
ihrer Patente eine Lizenzgebühr; diese Gesellschaft hatte im Geschäftsjahr 1918/19
Aufträge für etwa 6 Mill. Dollar. Da in Amerika außerdem noch riesige Mengen
Chilesalpeter in den letzten Kriegsjahren verarbeitet wurden, kann man sich einen
ungefähren Begriff machen von den gewaltigen Munitionsmengen, die Amerika für seine
Armee gebraucht und seinen Verbündeten geliefert hat. Die Anlage in Muscle Shoals
ist für eine jährliche Erzeugung von 90000 t hundertprozentiger Salpetersäure
berechnet, die beiden anderen Anlagen liefern zusammen eben so viel. Alle drei
Fabriken benutzen als Katalysatoren für die Ammoniakverbrennung Platingazegewebe,
die elektrisch geheizt werden. Daneben arbeitete noch eine Versuchsanlage der
Regierung in Sheffield, Ala., die unter dem Namen Nitrate
Co. Nr. I bekannt ist und jährlich etwa 15000 t Salpetersäure liefert.
Weiter besitzt die Semet-Solvay Co. eine
Ammoniakverbrennungsanlage in Syracuse. Diese beiden Anlagen verwenden Platingaze,
die in Zylinderform gewalzt ist und durch äußere Erhitzung auf die
Reaktionstemperatur gebracht wird. Diese Anordnung soll ein erheblich rascheres
Durchleiten der Gase gestatten als die elektrisch geheizten Siebe. Nachdem die
Oxydation des Ammoniaks durch äußere Erhitzung eingeleitet ist, soll die Temperatur
durch die Reaktionswärme von selbst aufrecht erhalten werden. Schließlich hat noch
die Marineverwaltung in Indianhead, M., eine Ammoniakfabrik errichtet, die nach dem
abgeänderten Verfahren von Haber arbeitet. Auch das hier gewonnene Ammoniak wird in
Salpetersäure verwandelt, die Erzeugung dieser Anlage soll 30 000 t Salpetersäure
jährlich betragen. (Chem. Ind. 1919, S. 50.)
Gewinnung von Mineralöl in England. In weit größerem
Umfang als Deutschland ist bekanntlich England für die Versorgung mit Heiz- und
Treibölen vom Ausland abhängig. Diese Abhängigkeit hat sich infolge des
Frachtraummangels während des Krieges recht stark bemerkbar gemacht, und es wurde
daher auf Veranlassung des Munitionministeriums ein Ausschuß gebildet, dem die
Auffindung einheimischer Rohstoffe für die Oelgewinnung oblag, um den wachsenden
Bedarf der Marine und Industrie decken zu können. Dieser Ausschuß hat seine
Aufmerksamkeit zunächst den Oelschiefern zugewendet, die ja in Schottland schon seit
mehreren Jahrzehnten mit Erfolg ausgebeutet werden. Die Gewinnung von Oelschiefer in
Schottland betrug im Jahre 1916 etwas über 3 Mill. t gegenüber 3,28 Mill. t im Jahre
1913, die Gewinnung ist also im Kriege etwas zurückgegangen. Der schottische
Oelschiefer, der an der Grube einen Wert von 5 sh. für die Tonne hat, liefert bei
der Verarbeitung im Durchschnitt 20 Gall. Oel und 45 engl. Pfund Ammoniak für die
Tonne.
In England selbst finden sich, wie die „Chemische Industrie“ 1919, S. 55
mitteilt, Oelschiefer in den Grafschaften Derby und Dorset (Kimmeridge) und man hat
im Kriege auch die Verwertung dieser Vorkommen ins Auge gefaßt, obwohl der hohe
Gehalt an Schwefelverbindungen, die nur schwer zu entfernen sind, die Verarbeitung
des englischen Schiefers sehr erschwert. Zur Verwertung dieser Schiefervorkommen
wurde eine neue Gesellschaft, The English Oilfields,
Ltd., gegründet, die zunächst mit der Ausbeutung eines auf 5 Mill. t
geschätzten Vorkommens von Oelschiefer bei Kings Lynn begonnen hat. Bei diesem Lager
soll sich der Schiefer nur wenige Fuß unter der Erdoberfläche finden und man rechnet
mit einer Ausbeute von 30 Gall. Oel aus einer Tonne. Da dies erheblich mehr ist, als
aus den schottischen Schiefern gewonnen wird, so bleibt abzuwarten, ob diese
günstigen Berechnungen in der Tat zutreffen.
Neben dem bituminösen Schiefer hat man auch den Torf zur Gewinnung von Oelen
herangezogen. Man hat berechnet, daß die englischen Torflager eine Ausdehnung von
2,5 Mill. ha haben und etwa 1800 Mill. t getrockneten Torf liefern könnten. Hieraus
ließen sich durch Destillation 244 Mill. t rohes Schweröl und etwa 630 Mill. t Koks
gewinnen. Aehnlich liegen die Verhältnisse in Irland, das ebenfalls ausgedehnte
Torfmoore besitzt. Dort hat man bereits vor dem Krieg versucht, den getrockneten
Torf, der aber immer noch 25 v. H. Wasser enthält, in Generatoren mit
Nebenproduktengewinnung zu vergasen und das Torfgas zum Betrieb von Motoren sowie
als Kochgas zu verwenden. So wurden z.B. im Jahre 1912 in einer irischen Weberei
drei Torfgasmotoren von zusammen 400 PS in Betrieb genommen, doch scheint dieser
kleine Versuch infolge des verhältnismäßig hohen Preises für den Torf (1 t stellte
sich auf 6 sh.) nicht zur Errichtung größerer Anlagen ermutigt zu haben. Nachdem
aber die Methoden der Torfvergasung inzwischen erheblich vervollkommnet worden sind,
wurde im Jahre 1917 die Errichtung von Gaszentralen mit Oel- und Paraffingewinnung
in Irland in Aussicht genommen; das Torfgas sollte dabei zur Erzeugung von
elektrischer Energie dienen. In welchem Umfang dieses Projekt zur Ausführung
gekommen ist und mit welchem Erfolg, darüber liegen nähere Angaben noch nicht vor.
Es ist jedoch kaum anzunehmen, daß die Torf Vergasung die in sie gesetzten hohen
Erwartungen erfüllt hat, wenn man sich erinnnert, daß ein gleichartiger Versuch in
Deutschland, die Torfgaszentrale im Schweeger Moor bei Osnabrück, vor acht Jahren
sich als ein Fehlschlag erwiesen hat.
Von sonstigen einheimischen Rohstoffen zur Oelgewinnung hat man in England noch die
Kännelkohle, den Torbanit sowie den Kohleneisenstein herangezogen. Der Torbanit ist
ein der Kännelkohle ähnliches und zusammen mit dieser sich findendes Mineral, das in
vielen englischen
Kohlengegenden vorkommt und reich an Bitumen (Kerogen) ist. Der Kohleneisenstein
(Blackband) ist ein bituminöser Spateisenstein, der sich verschwelen läßt und
hierbei neben Oelen auch Ammoniak liefert. Der verbleibende Rückstand gelangt zur
Verhüttung im Hochofen.
Sander.
Wirtschaft.
Die Ausnutzung der Wasserkräfte in Norwegen hat in den
letzten 15 Jahren namentlich durch die starke Entwicklung der elektrochemischen
Industrie sehr große Fortschritte gemacht. Die „Chemische Industrie“ 1919, S.
94, veröffentlicht eine sehr interessante Zahlentafel, aus der das Ueberwiegen der
Wasserkraftwerke gegenüber den Dampfkraftanlagen in Norwegen deutlich
hervorgeht.
Jahr
WasserkraftPS
DampfkraftPS
Zunahme derWasserkraft PS
1905
201591
70778
–
1906
216480
70379
etwa 15000
1907
300193
73201
„ 84000
1908
343845
77051
„ 44000
1909
369647
72932
„ 26000
1910
435047
98330
„ 65000
1911
465087
102784
„ 30000
1912
662905
106738
„ 198000
1913
763060
117793
„ 100000
1914
807559
131117
„ 44000
1915
1064581
138549
„ 257000
Die ausgenutzten Wasserkräfte haben sich somit in dem Zeitraum von 1905 bis 1915 um
etwa 863000 PS vermehrt; diese Zunahme, die in erster Linie auf die erfolgreiche
Entwicklung der Luftstickstoffindustrie zurückzuführen ist, war seit dem Jahre 1912
besonders groß. Durch den Ausbruch des Krieges trat im Jahre 1914 offenbar eine
Verlangsamung im Ausbau der Wasserkräfte ein, dafür war jedoch im Jahre darauf
die Zunahme um so stärker. Auch im Jahre 1917 wurden neue Anlagen für ungefähr
250000 PS erbaut, die indessen nur zum Teil in Betrieb gesetzt werden konnten, da
die Beschaffung der dazu notwendigen Materialien große Schwierigkeiten
bereitete.
Sander.
Die Turbinentechnische Gesellschaft in Berlin
beabsichtigt, in der Woche vom 13. bis 18. Oktober eine Vortragsreihe aus
Sondergebieten des Maschinenbaues abzuhalten, zu denen namhafte Fachleute ihre
Mitwirkung zugesagt haben. Die Vorträge betreffen: Dampfturbinen, Wasserturbinen,
Kreiselpumpen, Gasturbinen, moderne Wärmeprobleme, Elektrotechnik. Insgesamt dürften
die Vorträge 30 bis 40 Stunden umfassen. An Gebühren wären für die Vortragsstunde 3
M, für den ganzen Cyklus 80 M zu entrichten. Die Vorträge finden in der Technischen
Hochschule Charlottenburg statt. Voranmeldungen erbeten an den Vorsitzenden der
Turbinentechnischen Gesellschaft, Herrn Prof. Krainer,
Techn. Hochschule, Charlottenburg.
Vergaserbewerb der K. P. K. und des A. D. A. C. Zur
Kleinmotor-Vergaserprüfung haben bisher gemeldet: Spar-Vergaser-Ges. (Tuto-Vergaser), Lyma-Vergaser-Fabrik Dietz & Co. (Lyma-Vergaser), „Homa“ -Fabrik für Apparate- und Maschinenbau
(Homa-Vergaser), Pallas-Zenith-Ges. (Pallas- und
Zenith-Vergaser).
In einer Verfügung weist das Kriegsministerium darauf hin, daß die Ergebnisse des
Vergaserbewerbes für die Heeresverwaltung als Unterlage für die Ausrüstung des
späteren Friedensheeres dienen sollen.
Ad.
Persönliches.
Der Geheime Kommerzienrat Dr.-Ing. E.h. Richard Pintsch
ist am 6. September im 80. Lebensjahre gestorben.