Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Schmolke |
Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 294 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Wirtschaftsfragen.
Der „Wärmeingenieur“. Diesen Begriff hat die vom
Verein
deutscher Eisenhüttenleute
ins, Leben gerufene „Ueberwachungsstelle für
Brennstoff- und Energiewirtschaft auf Eisenwerken“ in Düsseldorf
geprägt. Sie versteht darunter Ingenieure, die auf größeren, mittleren oder Gruppen von
kleinen Werken angestellt sind und lediglich die Aufgabe haben, an Wärme und Energie
zu sparen. Eine Reihe von an die genannte Ueberwachungsstelle angeschlossenen Werken
hat bereits diese Einrichtung getroffen, um durch zielbewußte Ueberwachung sowohl
der einzelnen Feuerstelle als auch der ganzen wärmewirtschaftlichen
Werksorganisation an Kohle zu sparen. Die Düsseldorfer Ueberwachungsstelle rief
einen 14tägigen Ausbildungskursus ins Leben, der in Dortmund vom 20. Oktober bis 1.
November d. J. stattgefunden hat und von 100 Hörern aus allen Gauen Deutschlands
besucht war. Die Vorträge erstreckten sich auf „Wärmebilanzen“,
„Meßwerkzeuge“, deren Anwendung im Betrieb („Meßlehre“),
ausgewählte Abschnitte der Verbrennungslehre sowie einen grundlegenden Lehrgang der
Verbrennungslehre, ideale Wärmewirtschaft eines Hüttenwerkes, Normen für
Leistungsversuche, „Strahlung und Leistung“ und „Tabellenwesen“. Die
Uebungen bestanden in der Vornahme eines Kesselversuchs mit minderwertigen
Brennstoffen, der Untersuchung eines Walzwerkswärmeofens und Versuchen an einer
fehlerhaften Dampfmaschine, sowie Eichungen von Meßwerkzeugen und in Besichtigungen
der wärmewirtschaftlichen Einrichtungen der großen Dortmunder Werke.
Eröffnet wurde der Kursus durch einen Vortrag des Leiters der Wärmestelle,
Hüttendirektor Dr.-Ing. K. Rummel, über Deutschlands
Wärmesparwirtschaft. Zur Verfügung stehen uns heute kaum genügende Brennstoffmengen,
um unter unserer bisherigen Art des Verbrauches die Hälfte unserer Industrie
einschließlich der landwirtschaftlichen aufrecht zu erhalten.
Eine Steigerung der Kohlenförderung ist nur möglich durch den Willen der Arbeiter;
technische und finanzielle Fragen kommen weniger in Betracht, sie würden
hauptsächlich in dem Wohnungsbau für die Unterbringung größerer Arbeitermengen
liegen. Die Hebung der Leistung des einzelnen Arbeiters sowohl nach Menge als auch
nach Güte ist im wesentlichen eine psychologische Frage. Ersatzbrennstoffe stehen
uns wenig zur Verfügung: Naturgas haben wir nicht, Oel ist an sich zu wenig
vorhanden, namentlich nach Verlust des Elsasses; die Holzmengen, die herangezogen
werden können, sind viel zu gering. Torf haben wir zwar reichlich, auch ist die
technische Frage der Torfgasmaschine gut gelöst, aber nicht die wirtschaftliche;
hier macht das im Verhältnis zum Heizwert große Volumen des Torfes und sein
Wassergehalt Schwierigkeiten. Wir müssen uns daher nach anderen Quellen der
Ersparnis umsehen.
An Fremdquellen für Energie kommt vor allem die Ausnutzung unserer Wasserkräfte in
Betracht, durch die innerhalb der wirtschaftlichen Ausbaumöglichkeiten etwa 10 Mill.
t Steinkohle jährlich gespart werden könnten. Auf dem eigentlichen Gebiete der
Brennstoffwirtschaft könnten wohl im Laufe einiger Jahre durch technische
Umgestaltung Ersparnisse von gewaltigem Umfange gemacht werden, aber abgesehen von
der Zeit, die hierzu erforderlich wäre, müßten unbegrenzte Mittel zur Verfügung
stehen. In vielen Fällen dürfte auch nicht einmal im bisherigen Sinne nach der
Wirtschaftlichkeit des Ersatzes gefragt werden; d.h. es müßte zum Teil davon
abgesehen werden, die aufzuwendenden Kapitalien aus der Ersparnis in der üblichen
Weise zu verzinsen und zu tilgen. Auch an der Raumfrage, d.h. am Mangel von Platz
für den Umbau der Anlagen, scheitert oft, namentlich bei Abhitzeverwertungsanlagen,
die Möglichkeit des Umbaues.
Eine der wesentlichsten Aufgaben für die Umgestaltung der Ausnutzung ist die Vergasungsfrage, d.h. Abkehr von der unmittelbaren
Verfeuerung und Verwendung des Gases als Wärmeträger mit oder ohne
Urteergewinnung. Es würden sich, wenn alle jetzt unmittelbar verbrannte Kohle
vergast würde, mindestens 12 Mill. t Steinkohle jährlich sparen lassen. Aber eine so
allgemeine Umstellung ist nicht durchführbar; auch sind, wenigstens bei der
Urteerfrage, weder die technischen noch die wirtschaftlichen Fragen heute vollkommen
gelöst. Auf dem ganzen Gebiet der Vergasung herrscht aber schon eine fieberhafte
Tätigkeit.
Ein weiteres wesentliches Gebiet für die Möglichkeit von Ersparnissen ist das der
Abhitze in ihren verschiedenen Formen als Abgas, Abdampf und Zwischendampf. Allein
durch Erhöhung des Bruttonutzeffektes infolge Steigerung des Wärmegefälles bei nur
200° geringerer Abgastemperatur ließen sich aus industriellen Feuerungen mehrere
Millionen Tonnen jährlich an Steinkohle sparen; vielfach hindert aber die
Platzfrage; auch die zweckmäßigste Form der Ausnutzung ist umstritten.
Für die Ausnutzung von Ab- und Zwischendampf bieten sich noch viele Möglichkeiten. Es
wird leider viel zu wenig beachtet, daß keine andere Form der Wärmeausnutzung auch
nur entfernt die günstigen Ausnutzungsziffern des Brennstoffes ergibt wie die
Dampfwirtschaft bei Ausnutzung der Kondensationswärme des Dampfes zu Heiz- oder
ähnlichen Zwecken. Dabei ist der Bedarf an Heizdampf gar nicht so gering, wie man
anzunehmen scheint. Selbst auf industriellen Werken sind für Büro- und
Werkstattbeheizung nicht unerhebliche Wärmemengen nötig; dann wird zum Eindampfen,
Trocknen, in der Beizerei usw. heute noch manche Wärmeeinheit unnötig verstocht.
Ihre Bedeutung gewinnt die Angelegenheit aber erst durch die Koppelung der
Abdampfwirtschaft (im weiteren Sinne der Abwärme) der industriellen Werke mit
Fernheizwerken für die Heizung von Büros, Krankenanstalten und Wohnhäusern und der
Abgase von Heißwasser an andere Industrien. Hier lassen sich viele Millionen von
Tonnen Steinkohle jährlich sparen; beispielsweise könnte der ganze Heizkohlenbedarf
der Industriestädte bei restloser Durchführung der Aufgaben gespart werden.
Natürlich wechselt hier die Größe der Wirtschaftlichkeit bei der Verschiedenheit des
Bedarfes und der Eigenart der Betriebe stark, so daß in jedem Einzelfall eine
Sonderbehandlung durch Fachleute erforderlich ist.
Aber alle diese Möglichkeiten lassen sich nicht so schnell in die Praxis umsetzen;
wir können damit der Not des Tages nicht steuern. Sofort hilft uns nur die
Organisation, die Einführung von allen Maßnahmen, die eine Vergeudung von Wärme
unterbinden. Ein vielgliederiger Aufbau einer solchen Organisation ist möglich und
notwendig. Zunächst muß jede Feuerstelle bis in die Haushaltungen hinein für sich
einer Untersuchung und ständiger Ueberwachung unterzogen werden; darüber baut sich
die Sparwirtschaft der einzelnen Betriebe. Selbständige hauptamtliche Wärmebüros,
wie sie auf großen Werken von der Düsseldorfer Wärmestelle eingerichtet wurden,
haben sich als nächst höhere Stufe glänzend bewährt. Darüber stehen Organisationen,
die ganze Industrien beraten und überwachen, wie gerade die erwähnte Düsseldorfer
Einrichtung für die Eisenindustrie. Schließlich lassen sich alle diese Einrichtungen
in dem Sachverständigenrat des Reichskohlenrates zu gemeinsamer Arbeit
zusammenfassen.
Die Produktionsgemeinschaften. Neue Formen industrieller
Zusammenarbeit. Die Entwicklung geht neuerdings vielfach nach der Richtung, daß
Betriebe nicht mehr zu völlig einheitlichen Unternehmungen verschmolzen werden,
sondern sich nur bis zu einem gewissen Grade zusammenschließen und eine
Zusammenarbeit und Zentralisierung nur soweit durchführen, wie die besonderen
Verhältnisse es jeweils zweckmäßig erscheinen lassen. Mehrere Betriebe teilen sich so in die
Herstellung verschiedener Erzeugnisse, daß jeder Betrieb ein oder mehrere bestimmte
Erzeugnisse, die von keinem andern der beteiligten Betriebe hergestellt werden, als
Spezialität fertigt. Der Kreis der zusammengefaßten Erzeugnisse oder Fabriken wird
dabei so gewählt, daß eine bestimmte geschlossene Produktionsaufgabe möglichst gut
durchgeführt werden kann, z.B. die Herstellung gewisser vollständiger Anlagen (etwa
einer Zuckerfabrik, einer Transportanlage o. dgl.), oder die Herstellung
verschiedener von einem bestimmten Abnehmerkreis gebrauchter Erzeugnisse (z.B.
verschiedener landwirtschaftlicher Maschinen oder verschiedener Typen von
Kraftwagen, Ventilatoren o. dgl.) oder die Herstellung der verschiedenen Einzelteile
eines Erzeugnisses (z.B. einer Taschenuhr einer Schreibmaschine o. dgl.) Man strebt
danach, aus Spezialfabriken, die jede für sich nur eine bestimmte Teilaufgabe in
bestmöglicher Weise ausführen können, durch Zusammenschluß einen vollkommeneren,
leistungs- und wettbewerbsfähigeren Produktionsorganismus zu bilden. Daher die
Bezeichnung Produktionsgemeinschaft. Um diesen Zweck voll zu erreichen, verständigen
sich die Betriebe nicht bloß über die Herstellung, sondern auch vor allem über den
Vertrieb, etwa dahingehend,
daß die an der Gemeinschaft beteiligten Firmen sich Anfragen oder
Aufträge auf ihre Spezialitäten gegenseitig überweisen,
oder ihre Spezialitäten voneinander zum Wiederkauf beziehen und
sich hierfür die Meistbegünstigung einräumen,
oder daß eine der beteiligten Firmen, die über eine ausgedehnte
Vertriebsorganisation verfügt, den Vertrieb für alle anderen Firmen mitbesorgt,
oder daß eine besondere gemeinsame Vertriebsstelle eingerichtet
wird.
Zu diesen Maßnahmen kommt dann vielfach noch die gemeinsame Unterhaltung von
Verkaufsvertretern, von Muster- und Ersatzteillagern, Richt- und
Ausbesserungswerkstätten und dergl., ferner:
der gemeinsame Einkauf,
die gemeinsame Anstellung gewisser erstklassiger Kräfte, z.B.
Konstrukteure, Betriebsorganisatoren, Propagandisten o. dergl.
die gemeinsame Vornahme von Versuchen,
der gemeinsame Erwerb von Patenten usw.
Kurz, man ahmt die Organisation und Arbeitsweise des Großbetriebs nach und trachtet
so, dessen Vorzüge zu erlangen, sucht andererseits aber die aus der Zentralisierung
und Zusammenballung entspringenden bekannten Nachteile des Großbetriebs, die
Schematisierung und Bürokratisierung und das Uebermaß von Kontrolleinrichtungen
dadurch zu vermeiden, daß man, wo immer möglich, die Dezentralisierung beibehält.
Vor allem bleibt die Unternehmer Initiative in den einzelnen Betrieben erhalten, und
gerade bei der Fabrikation, auf deren Verbilligung es hauptsächlich ankommt, kann
diese Initiative sich in den einzelnen Betrieben voll entfalten.
Zusammenschlüsse auf dieser Grundlage sind neuerdings in verschiedenen
Industriezweigen entstanden, so für Werkzeugmaschinen, Transportanlagen,
Papierverarbeitungsmaschinen, landwirtschaftliche Maschinen, Textilmaschinen,
Kraftwagen, Metallwaren, Emaillewaren, in der Ziegel-, Textil-, Oel- und anderen
Industrien.
Auch im Auslande scheint diese Organisationsform in rascher Entwicklung begriffen zu
sein. So haben sich in England derartige Organisationen für die Herstellung und den
Vertrieb von Werkzeugmaschinen, elektrischen Maschinen, Stahlwerkserzeugnissen u.a.
gebildet. Auch aus Frankreich, Schweden, Dänemark, Holland, der Schweiz wird über
gleichartige Bestrebungen berichtet. In Amerika wird ein ähnlicher Weg ja seit
langem schon in den Trusts beschriften. Die Trusts bezwecken zwar in erster Linie
die Ausschaltung des Wettbewerbs und die Regelung der Preise, betonen aber doch
stets die Verbesserung und Verbilligung der Herstellung und des Vertriebs durch
Spezialisierung der Trustbetriebe, durch Zentralisierung des Ein- und Verkaufs und
dgl. mehr. Und viele Trusts haben ja in dieser Hinsicht große Erfolge gehabt. Ein
Unterschied zwischen Trust und Produktionsgemeinschaft besteht übrigens auch darin,
daß die Produktionsgemeinschaft die kapitalistische Verschmelzung, wie sie in den
Trusts vorliegt, vermeidet, und daß sie die Unternehmer – Initiative des einzelnen
Fabrikanten möglichst voll erhalten wollen.
Im einzelnen sind die Aufgaben wie auch die äußere Form der Produktionsgemeinschaften
sehr verschieden. Einige verfolgen nur einen Teil der oben erwähnten Aufgaben,
andere sogar noch mehr. Einige haben die Form eines Vereins, andere die einer
Gesellschaft (Aktien-Gesellschaft, Ges. m. b. H., Kommanditgesellschaft), wieder
andere beruhen lediglich auf einem Vertrag usw. Abgesehen von verschiedenen
Entwicklungsstufen hängen Aufgaben und Form natürlich von den besonderen
Verhältnissen ab. Bei manchen Organisationen ist auch die Befürchtung nicht zu
unterdrücken, daß sie ihre Ziele zu weit gesteckt haben, wenigstens für den Anfang,
oder, daß sie nicht den zweckmäßigsten Weg zur Durchführung ihrer Aufgaben
eingeschlagen haben.
Die Entstehung der Produktionsgemeinschaften zeigt, wie die Wirtschaften aus sich
selbst, ohne gewaltsame konstruierende Eingriffe von außen und von oben herab die
notwendigen Neugestaltungen organisch entwickelt. Die Produktionsgemeinschaften
bringen gewissermaßen die Planwirtschaft von unten her, indem sie zunächst die
Zusammenarbeit der Einzelbetriebe als Grundlage der Wirtschaft planmäßiger,
sachlicher gestalten. Die einzelnen Produktionsgemeinschaften wieder werden sich in
Verbänden, Kartellen oder anderen Organisationsformen zu zweckmäßiger Zusammenarbeit
vereinigen müssen, soweit sie sich nicht von vornherein, wie bisher vielfach,
innerhalb der bestehenden Verbände bilden. Auf jeden Fall wird der Gedanke des
Zusammenschlusses der Einzelbetriebe zu Produktionsgemeinschaften beim Wiederaufbau
unserer Wirtschaft eine wichtige Rolle spielen. (Ausschuß für wirtschaftliche
Fertigung.)
Schiffbau.
Englischer Motorschiffbau. Die bekannte englische
Schiffsgesellschaft „Glen-Line“ hat neuerdings
weitere vier 13000 t-Motorschiffe in Auftrag gegeben. Vor kurzem wurden für diese
Gesellschaft das Motorschiff „Glenariffe“ von Stapel gelassen, während das
Motorschiff „Glenade“ bereits seine Versuchsfahrten erledigt hat. Für die
Glen-Line sind bereits die Motorschiffe „Glengyle“, „Glenanoy“,
„Glenapp“ und „Glenartney“ gebaut. Das letztgenannte Motorschiff
ist im Kriege gesunken.
Zurzeit hat die genannte Schiffahrtsgesellschaft insgesamt sieben Motorschiffe in
Auftrag gegeben, wovon drei als Schwesterschiffe zur „Glenariffe“, während
die vier anderen Schiffe größer und zwar, wie bereits erwähnt, als 13000 t-Schiffe
ausgeführt werden. Die vier genannten Schiffe werden als Doppelschraubenschiffe
gebaut mit einer gesamten Motorleistung von 6600 PSi. Dies sind die größten Motorschiffe, die bis jetzt gebaut wurden und
gleichen den Motorschiffen, welche in Kopenhagen für die „Ostasiatische
Gesellschaft“ gebaut werden. Die gesamte Motorleistung der Schiffe der
Ostasiatischen Gesellschaft ist aber nur 4500 PSi.
Es werden je zwei Sechszylinder-Viertaktmaschinen hierfür verwendet. Die
Dieselmaschinen für die 13000 t-Motorschiffe der Glen-Line dagegen werden als
Achtzylindermaschinen ausgeführt mit 750 mm und 1100 mm Hub. Bei
120-Uml/min. ist die Leistung einer Maschine 3200 PSi.
Die „Glenariffe“ ist 436 Fuß lang, die gesamte Wasserverdrängung beträgt 10300
t. Die Dieselmaschinen werden von der Firma Harland &
Wolff geliefert. Die Zylinder haben 670 mm und 1000 mm Hub. Bei 125
Uml./min. leistet jede Maschine 1800 PSi. Die
Durchschnittsgeschwindigkeit ist 10 ¾ kn. Der dreistufige Luftverdichter wird von
der Kurbelwelle unmittelbar angetrieben. Der Hilfskompressor wird elektrisch
angetrieben. Die großen Dieselmaschinen mit 3200 PSi
haben zwei dreistufige Luftverdichter. (The Motor Ship and Motor Boat 1919, S.
26.)
Das größte Tauchschiff der Welt. Der im Jahre 1918
fertiggestellte Tauchkreuzer U 142 ist das größte bisher fertiggestellte Tauchboot.
Es mußte ebenfalls an die Entente abgeliefert werden. Das Schiff ist von der
Germaniawerft in Kiel hergestellt und hat im untergetauchten Zustande einen
Wasserverdrang von 2790 t, im ausgetauchten Zustande einen Verdräng von 2160 t. In
den Hauptabmessungen kommt der Tauchkreuzer unseren älteren kleinen Kreuzern nahe.
Das Tauchboot ist 97,5 m lang und 9,6 m breit und hat einen Tiefgang von 5,4 m. Der
Antrieb erfolgt bei Fahrt über Wasser durch zwei Sechszylinder-Dieselmaschinen von
je 3000 PS und eine kleine Dieselmaschine von 550 PS. Die Höchstgeschwindigkeit
beträgt 18 km. Für die Fahrt unter Wasser hat das Tauchboot zwei Elektromotoren von
je 1300 PS, womit es eine Geschwindigkeit von 8 ½ kn erreicht. Der Oelvorrat des
Bootes ist 450 t. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6 km kann es mit diesem
Oelvorrat 20000 Sm zurücklegen. Der Fahrkreis von den größten Tauchbooten war noch
vor wenigen Jahren nur 1000 Sm. Der Tauchkreuzer hat eine Besatzung von 83 Mann,
wovon mehr als die Hälfte zur Wartung der Maschinenanlage diente. Das Boot ist mit
sechs Torpedorohren und 19 Torpedos ausgerüstet und hat zwei 15 cm-Geschütze. Die
englischen U-Boote haben mit wenigen Ausnahmen nicht mehr als 1000 t Wasserverdrang.
Das größte englische Tauchboot, das erst gegen Kriegsende fertiggestellt wurde, hat
einen Wassenverdrang von 1500 t. (Hansa Nr. 33, 16. 8. 1919.)
Wimplinger.
Wärmekraftmaschinen.
Das Groß-Kraftwerk der Bayerischen Stickstoffwerke. Das in
Tacherting an der Alz (Oberbayern) von den Siemens-
Schuckertwerken errichtete Kraftwerk der Bayerischen Stickstoffwerke
verfügt über ein mittleres Nutzgefälle von 18 m. Das Krafthaus enthält vier
Generatorturbinen und eine Erregerturbine, die von den Firmen Briegleb, Hansen & Co. und J. M. Voith
gebaut sind. Die Generatorturbinen leisten bei 18 m Gefälle und 300 Umdrehungen in
der Minute je 2400 PS, die Erregerturbine liefert bei demselben Gefälle und bei 400
Umdrehungen in der Minute 150 PS; die Aufstellung einer fünften Generatorturbine ist
für später vorgesehen. Ein Vorzug der hier verwendeten Zwillings-Kesselturbinen mit
Wasserzuführung von oben ist, daß sämtliche Wellenlager auch während des Betriebs
jederzeit leicht zugänglich sind und daß der hintere Leitapparat sehr schnell
ausgebaut werden kann. Besondere Aufmerksamkeit wurde der selbsttätigen
Geschwindigkeitregelung der Turbinen gewidmet. Der Regler besitzt deshalb ein
liegendes Fliehkraftpendel mit mechanischem Steuerwerk sowie ein sehr kräftig
vorgesteuertes Steuerventil. Hierdurch wird erreicht, daß bei plötzlicher voller
Entlastung der vollbelasteten Turbine die Geschwindigkeit eine vorübergehende
Steigerung von nur 6 v. H. erfährt, bei plötzlicher Entlastung um 60 v. H.
beträgt diese Geschwindigkeitsteigerung nur 3 v. H. und bei plötzlicher Entlastung
um 40 v. H. L nur 2 v. H. Die kleine Erregerturbine besitzt ein Fliehkraftpendel von
genau der gleichen Art und Größe wie die Generatorturbinen. Die Generatorturbinen
wurden zur Prüfung der Regelanlage auf ihre Leistungsfähigkeit zwölfmal kurz
hintereinander voll belastet und hierauf völlig entlastet; hierbei trat jedesmal
schon nach wenigen Sekunden der normale Beharrungszustand ein. (Bayer. Ind.- u.
Gewerbebl. 1919, S. 180.)
Wimplinger.
Beton.
Verwendung von Beton für Kleinwohnungen. (Armierter Beton,
1919, Heft VI und VII.) Der Gedanke, Beton für Wohngebäude zu verwenden, ist nicht
neu. Infolge der zurzeit herrschenden Wohnungsnot, namentlich infolge des
außerordentlichen Bedarfes an Kleinwohnungen wird Beton für diese Zwecke in weit
höherem Maße als bisher zur Anwendung gelangen müssen. Dies um so mehr, als Beton
gegenwärtig noch leichter als andere Baustoffe beschafft und verarbeitet werden
kann.
Verschiedentlich ist die Eignung des Betonhauses für Wohnzwecke besprochen und
behandelt worden. Seine fast unbegrenzte Feuersicherheit, seine Schwammsicherheit
und die Verhütung der Ungezieferbildung sind gebührend hervorgehoben worden. Auch
die Frage des Kälte- und Wärmeschutzes durch Einschalten von Luftschichten dürfte
befriedigend gelöst worden sein. (Regbmstr. Amos, Beton
und Eisen 1917, Heft XII und XIII.)
Während des Krieges hat man sich auch in Amerika für diese Fragen lebhaft
interessiert und mehrere Ausschüsse zu ihrem Studium eingesetzt. Die Ergebnisse
treffen zum Teil auch für deutsche Verhältnisse zu.
Es ist zu unterscheiden zwischen Häusern, die ganz aus Beton bestehen und solchen,
bei denen nur die tragenden Teile aus diesem Baustoffe hergestellt sind. Bei beiden
Ausführungsarten sind die dem Beton eigentümlichen Eigenschaften mehr oder minder
vorhanden. Der Vorwurf, daß Betonwände feucht sind, muß zurückgewiesen werden;
jedenfalls kann die Durchlässigkeit gegen Nässe vermieden werden, wenn durch eine
Zwischenlage zwischen Wand und Putz eine trennende Luftschicht eingefügt wird.
Die Herstellung eines Betonhauses kann in verschiedener Weise erfolgen, zunächst
durch Verwendung fabrikmäßig hergestellter Teile, was aber nur dann zweckmäßig ist,
wenn eine erhebliche Anzahl von Häusern nach einem und demselben Entwürfe ausgeführt
wird. Die Herstellung in einem Guß scheint sich jedoch besser zu bewähren, also die
Ausführung als Monolith. Voraussetzung ist dabei, daß die hölzerne Schalung durch
eine eiserne ersetzt wird. Die größte Wirtschaftlichkeit läßt sich aber nur
erreichen, wenn sowohl die Herstellung des Betons durch entsprechende Maschinen- und
Materialverwendung als auch durch konsequenteste Arbeitsweise nach den Grundsätzen
Taylors erfolgt. Hierin sind die Amerikaner in
verdienstlicher Weise vorgegangen.
Das von den Amerikanern geübte Verfahren kam bei einer Kolonie in den Pittsburger
Industriegebieten beim Bau von 156 Arbeiterwohnungen in großzügiger Weise zur
Ausführung. Für diese große Anzahl von Häusern wurden nur zwei Profile E-Eisen von
22,86 und 20,3 cm Höhe in drei Längen verwendet, wobei die Profile immer wieder
gebraucht werden konnten. Interessant waren auch die Erfahrungen, die mit dem
Betonieren von verhältnismäßig kleinen Mengen gemacht wurden, wie sie ein Geschoß
mit Decke nötig machte. Durch die Verwendung kleiner, leicht beweglicher
Mischmaschinen und leichter Schwenkkrane wurde ein Betonierungssystem geschaffen, das sich als
recht wirtschaftlich erwies. Auch die Arbeitskräfte wurden nach dem System
strengster Arbeitsteilung organisiert; eine Gruppe von Arbeitern hatte mit denselben
Materialien immer dieselben Handgriffe auszuführen, wodurch ein hoher Nutzeffekt
sich ergab.
Auf diese Weise war es möglich, alle drei Wochen 12 Häuser herzustellen. Auch für
deutsche Verhältnisse würde sich so ein nicht unerheblicher Vorteil gegenüber der
Holzeinschalung oder dem Mauerwerksbau ergeben können. Voraussetzung ist allerdings,
daß die Anzahl der Bauten mindestens etwa 60 bis 70 beträgt.
Welche Teile eines Hauses in Beton hergestellt werden, ist eine noch offene
Frage.
Daß Betonfußböden kalt und unbehaglich sind, ist bekannt, also empfiehlt es sich,
Betondecken mit anderen Stoffen zu belegen. Für die Wandflächen sind Platten mit
einer netzförmigen, an den Rändern überstehenden Eiseneinlage verwendet worden. Für
Deckenträger wurde die I-Form gewählt. Aeußerlich kann
eine gute Wirkung durch Vorsatzbeton erzielt werden. (Armierter Beton 1919, Heft 6
und 7.)
A. Marx, Dipl.-Ing.
Werkstattstechnik.
Herstellung von Schraubenelementen. In einem Aufsatze
dieses Titels werden u.a. als gute, wenn auch nicht durchaus genaue Kontrolle von
Muttergewinden Lehrbolzen nach Abb. 1 empfohlen, die
nur 1 ½ bis 2 Gewindegänge haben. Die Gänge haben zum Prüfen des Flankenwinkels des
Bolzens die Form nach Abb. 2, des äußeren
Gewindedurchmessers die Form Abb. 3, der
Abrundungsradien die Form Abb. 4 und 5, des sogenannten Flankendurchmessers die Form Abb. 6. Die Gewindebolzen sind für den
Werkstattgebrauch bestimmt und liefern Prüfungsergebnisse, die in den meisten Fällen
für die Praxis genügen. (Werkzeugmaschine 1919, Heft 23.)
Textabbildung Bd. 334, S. 298
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 334, S. 298
Abb. 2.
Textabbildung Bd. 334, S. 298
Abb. 3.
Textabbildung Bd. 334, S. 298
Abb. 4.
Textabbildung Bd. 334, S. 298
Abb. 5.
Textabbildung Bd. 334, S. 298
Abb. 6.
Anzeige heißlaufender Lager. Um aus größerer Entfernung
erkennen zu können, ob ein Lager warm läuft, empfiehlt sich ein Anstrich aus 85 v.
H. Kupfer-Quecksilber-Jodid und 15 v. H. Silber-Quecksilber-Jodid. Dieses Gemisch
hat bei gewöhnlicher Temperatur eine rosenrote, bei einer Erwärmung von 80 bis 100°
eine schwarze Farbe. Beim Abkühlen nimmt es seine alte Farbe wieder an. In der
genannten Notiz wird die Herstellung der Jodide beschrieben. Auf das Lager malt man
einen weißen Kreisring und füllt das Innere mit der Jodidfarbe aus. Auf Wellen malt
man einen rings herum laufenden Jodidstreifen zwischen zwei weiße Streifen. Ein
Lacküberzug empfiehlt sich in beiden Fällen, um das Verwischen der Zeichnung zu
verhüten. (Werkzeugmaschine 1919, Heft 24.)
Preger.
Bergbau.
Neue Grubenarmaturen. In den meisten Gruben und Bergwerken
werden die ausgebauten Strecken mit lebhaftem Verkehr elektrisch beleuchtet. Nur für
die wenig begangenen Stollen und für die Arbeit „vor Ort“ ist der Bergmann
auf seine tragbare Sicherheitslampe angewiesen. An die fest verlegten elektrischen
Grubenlampen werden besondere Anforderungen gestellt. Sie müssen wasserdicht sein,
um Kurz- und Erdschlüsse durch die stets vorhandene Feuchtigkeit zu vermeiden.
Ferner müssen Grubenarmaturen dort, wo schlagende Wetter auftreten, auch
explosionssicher sein. Zu diesem Zwecke werden die Glühlampen (Bogenlampen sind in
Gruben unzulässig) in Glasglocken luftdicht eingeschlossen und diese mit einem
Schutzkorb versehen.
Solcher Schutz ist weitgehend, aber nicht absolut. Denn es ist denkbar, obgleich
wenig wahrscheinlich, daß durch äußere Einflüsse trotz des Schutzkorbes die
Glasglocke zertrümmert und gleichzeitig der Ballon der Glühlampe zerbrochen wird.
Die Glühlampe brennt dann zwar sogleich durch, aber in diesem kurzen Augenblick kann
die mit Kohlengas oder Kohlenstaub geschwängerte Luft sich an dem glühenden
Leuchtkörper der Bogenlampe entzünden.
Man hat daher vorgeschlagen, die Schutzglocke mit Luft oder einem nicht brennbaren
Gas von höherem als Atmosphärendruck zu füllen. Die Armatur erthält eine
automatische Schaltvorrichtung, die den Strom unterbricht, sobald infolge einer
Beschädigung der Glocke der Ueberdruck der eingeschlossenen Luft aufhört. Dieser
automatische Luftdruckschalter und die Notwendigkeit, einen Ueberdruck im Innern der
Armatur zu erzeugen und aufrecht zu erhalten, vermindern pracktisch wieder die
Zuverlässigkeit dieser Vorrichtungen, und sie haben sich aus diesem Grunde nicht
einzuführen vermocht.
Die Wahrscheinlichkeit einer Schlagwetterentzündung in der Glühlampe nach Bruch
beider Gläser ist in der Tat sehr gering. Es lohnt sich, eher eine andere
Gefahrenquelle zu beseitigen, darin bestehend, daß beim Auswechseln durchgebrannter
Glühlampen die neue Lampe zum Brennen kommt, ehe die Glocke wieder gasdicht
geschlossen ist.
In Kohlenbergwerken wird daher vielfach eine Grubenarmatur verwandt, deren
Glockenverschluß mit einem doppelpoligen Schalter derart verriegelt ist, daß vor dem
Oeffnen der Glocke der Srom ausgeschaltet werden muß. Umgekehrt soll auch die Glocke
geschlossen werden, ehe der Schalter betätigt werden kann. Nun ist es trotzdem
möglich, daß der Monteur, in der Absicht, zu versuchen, ob die neu eingesetzte Lampe
brennt, den Strom einschaltet, ehe die Glocke der Armatur geschlossen ist. In diesem
Falle könnte bei fehlerhafter Beschaffenheit der Lampe oder durch ungenügenden
Kontakt ein Funke entstehen, welcher etwa vorhandene Schlagwetter entzündet.
Beachtung verdient daher eine neue Konstruktion der Dr.-Ing. Schneider & Co. in Frankfurt a. M., auf die vor kurzem ein deutsches
Reichspatent erteilt wurde, und bei der das Oeffnen der Glocke und die Unterbrechung
des Stromkreises derart miteinander verbunden sind, daß beim Oeffnen der Glocke
zunächst, ehe explosive Gase eintreten können, die Lampe ausgeschaltet wird, die
dann im weiteren Verlauf des Oeffnens zwecks Auswechslung zugänglich wird. Bei
dieser Bauart ist es nicht möglich, eine neu eingesetzte Glühlampe zu probieren,
bevor die Glocke soweit geschlossen ist, daß die Dichtungsringe miteinander in
Berührung kommen. Hierdurch wird nicht nur die Bedienung vereinfacht, sondern auch
ein besserer Schutz gegen unüberlegte Manipulationen gewährt.
Derartige Grubenarmaturen dürften gerade in dieser Zeit, in der vielfach, mit
neueingestelltem Bedienungspersonal gerechnet werden muß, besonders geeignet sein,
einem vorhandenen Bedürfnis abzuhelfen und die Sicherheit des Grubenbetriebes zu
erhöhen. (Lichttechnische Korrespondenz 1919, Nr. 4.)
Festigkeitslehre.
Beitrag zur Berechnung von kegeligen Hülsen. Bisher blieb
die Ringspannung, welche auftritt, wenn ein konischer Bolzen in eine Hülse
hineingepreßt wird, meist unberücksichtigt. Es verdient daher eine einfache, von
Prof. Bonte, Karlsruhe, aufgestellte Formel Beachtung,
mit deren Hilfe die Berechnung einer Verbindung der gekennzeichneten Art ohne
Vernachlässigung der Sprengkraft möglich ist. Allerdings wurde bei Aufstellung der
Gleichung die ungleichmäßige Verteilung der Spannungen über den in Frage kommenden
Querschnitt, die Beanspruchung der Hülse durch achsiale Kräfte und die
Veränderlichkeit der Elastizitätsziffer bei Gußeisen nicht in Betracht gezogen. Bonte setzt zunächst unter Annahme reibungslosen Gleitens
die virtuellen Arbeiten der beim Eindringen des Bolzens in die Hülse wirkenden
Kräfte gleich. Wenn dessen Steigungswinkel α ist und er
durch den Druck P um die Strecke dx in die Hülse hineingepreßt wird, so muß sich jeder
Durchmesser der Hülse um 2 dx tg α erweitern und der Umfang um 2 πdx tg α entgegen der Zugkraft S zunehmen. Es ist somit Pdx
= 2 πSdx tg α
bzw. S=f\,\sigma=\frac{P}{2\,\pi\,\mbox{tg}\,\alpha}, wo der tragende Querschnitt, σ die
Spannung in kg/cm2 ist. Berücksichtigt man die
Reibung und ist ρ der Reibungswinkel, welcher durch
Versuche festgestellt werden kann, so gilt \sigma=\frac{P}{2\,\pi\,f\,\mbox{tg}\,(\varrho+\alpha)}. Auf experimentellem Wege fand
Bonte ferner, daß die zulässige Beanspruchung k ≧ σ für Gußeisen gleich
240 bis 270 kg/cm2, für mittelguten Stahlguß
gleich 800 kg/cm2 gesetzt werden kann bei völlig
ausreichendem Sicherheitsgrade. Welcher Bruchteil des Gesamtquerschnitts als tragend
angenommen wird, liegt im Ermessen des Konstrukteurs. Häufig ziehen die Monteure
Verbindungen der beschriebenen Art mit größerer Kraft an, als den im Betriebe zu
erwartenden Beanspruchungen entspricht. Man kann diese Tatsache dadurch
berücksichtigen, daß man in die Formel anstatt der Stangenkraft deren 1,25 fachen
Wert einsetzt. (Heft 38 der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure.)
Schmolke.