Titel: | Polytechnische und Zeitschriften-Schau. |
Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 19 |
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Polytechnische und
Zeitschriften-Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische und Zeitschriften-Schau
Wärmekraftmaschinen und Brennstoffe.
Treidel-Fahrzeug für Schiffe System Schneider. (Tracteur
automobile, système Schneider, pour le haulage des bateaux.) Génie Civil 1919, 1.
Nov., S. 432/34. Jll.
Hochleistungs-Gasmotoren. (High-Power Gas Engines.) Stead, W. Gas and Oil Power 1919, 3. April, S. 93/6.
Die heutigen ortsfesten englischen Dieselmotoren. (British
stationary Diesel engines of to-day.) Engineer 1919, 10. Okt., S. 349/51. Jll.
Die gegenwärtigen Bestrebungen in der
Automobil-Konstruktion. (Current tendencies in automobile design.) de Nomanville. Engineer 1919, 24. Okt., S. 406/09.
Jll.
Kraftwagen mit Leuchtgasbetrieb. (Gas traction.)
Engineering 1919, 15. Aug., S. 214/15. (Infolge von Benzinmangel.) D.
Kraftwagenbetrieb mit schweren Brennstoffen. Es ist
wiederholt versucht worden, Kraftwagenmotoren mit gewöhnlichem Lampenpetroleum und
noch schwereren Brennstoffen zu betreiben. Bis jetzt haben diese Versuche noch keine
befriedigende Ergebnisse gezeigt. Zwei französische Ingenieure Bellem und Brégéras haben nun ein neues
Verfahren angegeben, schwere Brennstoffe für Kraftwagenmotoren so zu verwenden, daß
die kalte Maschine mit dem schweren Brennstoff anspringt und bei voller Leistung nur
300 g/PS – Stunde verbraucht. Mit dem neuen Motor sind bereits umfassende
Bremsstandversuche und Probefahrten über 1000 km ausgeführt worden.
Bei dem neuen Verfahren wird der schwere Brennstoff durch verstärkten Saugzug fein
zerstäubt, wozu allerdings eine besondere und nicht einfache Zerstäubervorrichtung
notwendig ist. Das neuartige Verfahren hat eine gewisse Aehnlichkeit mit dem
Arbeitsverfahren der Dieselmaschine. Der Brennstoff wird im ersten Teil des
Saughubes mit geringem Ueberdruck in den Zylinder eingeführt. Im Zylinder herrscht
ein großer Unterdruck, da dabei die Hauptventile geschlossen bleiben. Der Brennstoff
wird durch ein Brennstoffventil mit feinen Oeffnungen eingespritzt und durch einen
mit großer Geschwindigkeit vorbeistreichenden Luftstrahl fein zerstäubt. Etwa
45° vor dem unteren Totpunkt öffnet sich das Einlaßventil und es tritt Luft in den
Zylinder ein. Auf diese Weise bildet sich ein genügend gutes Brennstoff-Luftgemisch,
das auf etwa 4 bis 5 at verdichtet in der bekannten Weise entzündet wird.
Textabbildung Bd. 335, S. 19
Abb. 1.
Die Abb. 1 zeigt einen solchen Motor. Das
Brennstoffventil a ist im Zylinderkopf eingebaut. Jeder
Zylynder hat seine eigene Brennstoffpumpe b. Die
Einlaßsteuerung öffnet etwa 45° vor dem unteren Totpunkt und schließt ebenso 45°
hinter dem unteren Totpunkt. Die Ansaugleitung enthält an ihrem freien Ende ein
Ventil, womit bei Leistungsverminderung die eintretende Verbrennungsluft
gedrosselt werden kann, entsprechend der verkleinerten Brennstofflieferung der
Pumpe. Das Brennstoffventil (Abb. 2) enthält in
seiner Längsachse die Brennstoffzuleitung a. Diese
mündet im hohlen Zerstäuberventil b, das dadurch mit
Brennstoff gefüllt wird. Die Feder c hält das Ventil
b auf seinem Sitz. Das Ventil wird durch den
Brennstoffdruck geöffnet, der durch die Brennstoffpumpe erzeugt wird. Im geöffneten
Zustand können dann durch die feinen Oeffnungen d
Brennstoffstrahlen austreten. Die Außenluft strömt durch die Oeffnungen e in das Brennstoffventil ein und zerstäubt am
Ventilkegel den Brennstoff.
Textabbildung Bd. 335, S. 20
Abb. 2.
Textabbildung Bd. 335, S. 20
Abb. 3.
Die Brennstoffpumpe (Abb. 3) ist in bekannter Weise so
gebaut, daß selbst bei großer Drehzahl die Brennstoffmenge bis zu den kleinsten
Werten geregelt werden kann. Der Pumpenkolben wird in der Hülse b geführt. Sein Hub ist wie bei den Brennstoffpumpen
der Dieselmaschinen unveränderlich. Der Pumpenkolben a
wird an seinem unteren Ende in der Hülse b geführt. Die
dünne Verlängerung des Kolbens a trägt die Hülse c,
welche mit Hanf usw. gefüllt ist. Die Hülse c ist also
nur mit starker Reibung auf dem dünnen Plungerkolben a
verschiebbar. Der untere Anschlag der Hülse c ist
begrenzt durch die Führungshülse b, welche durch eine
Verzahnung mittels Hebel g verstellt werden kann. Nach
oben ist der Durchmesser der Hülse c verkleinert. Sie
wird ständig vom Kolben c mitgenommen und nur in den
Totpunktslagen wird die Hülse angehalten, so daß sich der Kolben a gegen die Hülse c
verschieben kann. Vor dem oberen Totpunkt setzt sich die Hülse auf dem losen,
durchbohrten Ventil e dicht auf, so daß der weiter
schreitende Kolben a die notwendige Brennstoffmenge
durch das Rückschlagventil f drückt.
Bewegt sich nun der Kolben a nach abwärts, so nimmt er
die Hülse c wieder mit sich. Je weiter nun die Hülse
b nach unten verstellt wird, desto kleinere Mengen
an Brennstoff werden jedesmal in die Brennstoffleitung zum Brennstoffventil gepreßt.
Die Pumpe soll so genau arbeiten, daß auch der Leerlauf keine Schwierigkeiten
bereitet. Für eine Vierzylindermaschine sind demnach vier solche Pumpen
notwendig.
Bei dem im Sommer 1918 veranstalteten Wettbewerb für Schweröl-Kraftwagenmaschinen in
Frankreich haben zwei Vierzylindermaschinen der Bauart Unic, die nach dem Verfahren
von Bellem und Brégéras
arbeiteten, die Preise der französischen Handelskammer und der
Petroleum-Industriellen im Werte von 50000 und 10000 Fr erhalten. Die Maschinen von
24/30 PS Leistung bei rd. 1800 Umdr./Min. haben einen Verbrauch von 300 g/PS-st
ergeben. Bei rd. 40 km/st Geschwindigkeit wurden 0,15 und 0,17 ltr/km verbraucht.
(Zeitschr. d. Vereines deutsch. Ing. 1919, S. 778–779.)
W.
Die Probleme der Oelmaschine und ihre Entwicklung auf der
Germania-Werft. Auf der 21. Hauptversammlung der Schiffbautechnischen
Gesellschaft hielt Oberingenieur A 11 einen Vortrag über die mechanischen,
thermischen, chemischen und technischen Probleme bei der Oelmaschine. Zu den
mechanischen Problemen gehört in erster Linie die Frage des Massenausgleiches, der
bei Schiffsdieselmaschinen eine große Rolle spielt. Man ist darüber längst im
klaren, unter welchen Bedingungen und bis zu welchem Grade ein Massenausgleich
erreicht werden kann. Von größerer Bedeutung ist die Bewältigung der
Drehschwingungseinflüsse. Hierüber konnte man während des Krieges
Betriebserfahrungen bei U-Bootsmaschinen sammeln. Durch richtige Bemessung der
Wellen und Schwungmassen hat man erreicht, die kritische Drehzahl so zu bestimmen,
daß sie sich genügend weit über der Betriebsdrehzahl befindet. Auch können durch
Dämpfungseinrichtungen die noch verbleibenden Schwingungen unschädlich gemacht
werden.
Von besonderer Wichtigkeit ist die Frage der zweckmäßigsten Spülung. Bei
Zweitaktmaschinen hat man mit der Schlitzspülung gute Erfahrungen gemacht. Die
Ventilspülung ist bei großen Maschinen weniger zweckmäßig. Von den verschiedenen
Arten der Brennstoffeinspritzung findet bis jetzt am häufigsten die
Drucklufteinspritzung Verwendung. Sie ergibt eine bessere Zerstäubung und Verteilung
und größere Geschwindigkeit des Brennstoffluftgemisches als das
Brennstoffeinspritzverfahren ohne Luft. Dieses wird in erster Linie bei
Glühkopfmotoren verwendet, im Vortrage wurde auch das aussichtsreiche Steinbecker-Verfahren erwähnt. Hierbei wird ein Teil des
Brennstoffes zunächst in einer besonderen Kammer entzündet, wobei der Ueberdruck in
ihr von 30 auf etwa 05 at steigt. Durch die Drucksteigerung in der Kammer wird der
Hauptteil des Brennstoffes schnell und gut in den Zylinder eingespritzt. Ein
Luftkompressor ist somit nicht notwendig.
Bei Besprechung der thermischen Probleme wurde darauf hingewiesen, daß eine
wesentliche Steigerung des Gesamtwirkungsgrades über den bisher erreichten
Höchstwert von 35 v. H. wegen der hohen Abgasverluste von 50 v. H. kaum möglich sein
wird. Für die Wärmebeanspruchung ist, wie bereits früher vorgeschlagen wurde, ein
Maß die stündlich durch 1 cm2 der
Verbrennungsoberfläche in das Kühlwasser übertretende Wärmemenge. Eine längere
Lebensdauer der durch Wärme beanspruchten Maschinenteile läßt sich durch Erhöhung
der üblichen Kühlwassergeschwindigkeit durch zwangläufige Führung des Kühlwassers
erzielen. Die Verbrennungskraftmaschinen können nur im geringen Maße überlastet
werden. Die Leistungserhöhung bei diesen Maschinen scheint theoretisch leicht
lösbar. Durch die dabei auftretende erhöhte Wärmebeanspruchung entstehen aber
erhebliche Schwierigkeiten im Betriebe. Am zweckmäßigsten ist die Leistungserhöhung
durch Steigerung des Anfangsdruckes. Dies kann durch Nachladen oder durch Aufladen
des Zylinders mit Luft von höherer Spannung erfolgen.
Zu den chemischen Problemen gehört die Frage der flüssigen Brennstoffe. Bei
geeigneter Temperatur kann jedes Treiböl verwendet werden, sofern die Beimischungen
an Wasser, Schwefel und unverbrennbaren Rückständen ein gewisses Maß nicht
überschreiten.
Auch die Frage, ob Zweitakt oder Viertakt zu wählen ist, ist noch nicht geklärt. Die
Germania-Werft beabsichtigt, nur für ganz große Leistungen Zweitaktmaschinen,
und zwar ventillose doppeltwirkende Oelmaschinen zu bauen, kleinere
Maschinenanlagen werden nach dem Viertaktsystem ausgeführt.
W.
Maschinentechnik.
Schwimmkran von 250 t der englischen Admiralität. (Grue
flottante de 250 t de l'amirauté britannique.) Génie Civil 1919, 25. Okt., S.
389/91. Jll. 1 Tafel. (Der Schwimmkörper des Krans hat eine Wasserverdrängung von
2830 t.
Versuche mitlandwirtschaftlichen Zugmaschinen.
(Agricultural tractor trials.) Engineer 1919, 26. Sept, S. 308; 3. Okt., S. 338/40;
10. Okt., S. 356/57; 17. Okt., S. 378/80. (Beschreibung von 15
Zugmaschinenarten.)
Entwicklung eines Instruments zum Registrieren von
Flugzeugstößen beim Landen. (Development of an airplane shock recorder.)
Zahn. Jl. Fraklin Inst. 1919., Aug., S. 237/44. Jll.
Amerikanische Maschinen zum Bearbeiten von
Eisenbahn-Schwellen. (American machines for dressing railway sleepers.)
Engineer 1919, 17. Okt., S. 392/93. Jll. (Fahrbare 100 PS-Maschine zum Sägen,
Bohren, Hobeln.)
Maschine zum Herstellen von Modelleh . (Patternmaking
maschine.) Engineering 1919, 15. Aug., Seite 221/22. Jll.
Innen-Zahnrad von Williams. (The W. internal gear.) Trautschold. Am. Mach. 1919, 25. Okt., S. 255/58. Jll.
(Große Eingriffdauer und billige Fertigung.
D.
Gastechnik.
Verbrennung und Rauchgas-Analyse. (Combustion and Flue Gas
Analysis.) Dept of the Interior des Bureau of Mines, techn. Vortrag Nr. 219. 12
Seiten. 6 Abb. (Die Anwendung von Meß-Instrumenten wird empfohlen.)
D.
Edelgaslampen. A. Steinhaqs
weist zunächst auf die hemmenden Wirkungen des Krieges in bezug auf die Schaffung
von Neuerungen hin. Dennoch sind eine Reihe von Fortschritten zu verzeichnen, so
namentlich bei den gasgefüllten Lampen, die ursprünglich nur für hohe Kerzenstärken,
heute aber auch für kleinere Leistungen gebaut werden. Als Füllung dieser Lampen
kommen mit Rücksicht auf geringe Leitfähigkeit nicht nur Stickstoff, sondern auch
Edelgase, besonders eine Mischung von Stickstoff und Argon in Betracht (D. R. P.
289543). Die Bezeichnung „Halbwattlampe“ wurde für diese kleinen Typen fallen
gelassen, da der spezifische Wattverbrauch diese Bezeichnung nicht rechtfertigt. Für
ausgesprochene Starklichtbeleuchtung werden die gasgefüllten Lampen mit hoher
Lichtstärke die Bogenlampen allmählich ganz verdrängen, für Innenbeleuchtung großer
Räume sowie für Theaterbeleuchtung usw. werden sie heute bereits vielfach
verwendet.
Trotz aller bisherigen Erfolge ist der Wirkungsgrad dieser Lampen immer noch sehr
niedrig und kann auch bei reinen Temperaturstrahlern aus theoretischen Gründen nicht
all zu hoch werden. Eine wirtschaftlichere Lichterzeugung gestatten die
Luminiszenzlampen, als deren frühere Vertreter das Moore-Licht und die Quecksilberdampflampe zu nennen sind. Verfasser erwähnt
ferner die Salzdampflampe von Prof. Nernst und geht dann
näher auf die Neon-Bogenlampe ein, bei denen eine Neon-Helium-Gassäule unter 1 mm Druck zum Leuchten
gebracht wird. Als Elektrode dient hier metallisches Thallium, das mit Cadmium
legiert ist. Die Lampen weiden für Gleichstrom von 220 Volt und Stromstärken von 0,8
bis 2 Amp. herrgestellt, ihr Stromverbrauch für 1 HK, senkrecht zur Achse der
etwa 0,5 m langen Leuchtröhre gemessen, beträgt ½ Watt. Durch seine gelbrote Farbe
ist das Neon-Licht nur für besondere Zwecke verwendbar.
Neben der Neon-Bogenlampe, die eine Starklichtquelle ist,
wird noch die Neon-Glimmlampe hergestellt, die eine
niedrigkerzige Glühlampe von geringem Wattverbrauch (5 Watt) ist und auch in ihren
Abmessungen der gewöhnlichen Glühlampe entspricht. Die Lichtwirkung dieser Lampe
beruht darauf, daß ein bestimmtes Neon-Heliumgemisch zwischen einer großflächigen
Kathode und einer Eisenanode zu einer orangefarbenen Glimmentladung von sehr
geringer Lichtstärke und Flächenhelle gebracht wird. Diese Glimmlampen können die
niedrigkerzigen Metalldrahtlampen von 5 HK in vielen Fällen, wo es sich um
Signalbeleuchtung, Markierung von Notausgängen usw. handelt, ersetzen. Die Lampen
wirken bei unsymmetrischer Anordnung der Elektroden als Gleichrichter und können
daher auch zum Laden kleiner Elemente dienen. Da die Glimmentladung beim Eintritt
von Luft oder der geringsten Spur eines anderen Gases aussetzt und kein Innenteil
der Lampe auf hohe Temperatur erhitzt wird, so ist diese Lampe auch in Betrieben mit
Schlagwettergefahr verwendbar. (Elektrotechn. Zeitschr. 1919, S. 149).
Kohlenoxydfreies Leuchtgas. Bei der Verwendung von
verdichtetem Steinkohlengas zur Beleuchtung der Eisenbahnwagen haben sich anfangs
mancherlei Schwierigkeiten ergeben, namentlich zeigten die Glühkörper schon nach
kurzer Betriebdauer rote Flecken, die die Glühkörper bald unbrauchbar machten und
deren Entstehung man sich zuerst nicht recht erklären konnte. Durch umfangreiche
Untersuchungen wurde jedoch festgestellt, daß bei der Verdichtung des
Steinkohlengases auf 15 at das in dem Gas enthaltene Kohlenoxyd sich mit dem Eisen
der Behälter zu Eisencarbonyl verbindet. Dies ist eine recht unerwünschte
Erscheinung, denn das Eisencarbonyl ist eine leicht flüchtige Verbindung, die von
dem Gase mitgeführt und in der heißen Flamme wieder in seine Bestandteile Kohlenoxyd
und Eisen gespalten wird. Während das Kohlenoxyd verbrennt, setzt sich das
dampfförmige Eisen an den kühleren Teilen des Glühkörpers als feiner Staub ab und
verwandelt sich allmählich in rotes Eisenoxydn
Das einfachste Mittel zur Verhütung dieser Störung ist die Entfernung des Kohlenoxyds
aus dem Gas. Im kleinen gelingt dies durch Waschen des Gases mit
Kupferchlorürlösung, im großen bereitet diese Methode jedoch mancherlei
Schwierigkeiten, namentlich wegen des Azetylengehaltes des Gases, denn das Azetylen
bildet beim Zusammentreffen mit Kupfer eine sehr explosive Verbindung. Nach einem
neuen der Badischen Anilin- und Sodafabrik geschützten
Verfahren (D. R. P. 300236) kann man jedoch das Kohlenoxyd auf einfache Weise
entfernen, wenn man das kohlenoxydhaltige Leuchtgas zusammen mit Wasserdampf (etwa
0,3 kg Dampf auf 1 m3 Gas) bei einer Temperatur
von etwa 500° über eine aktivierte Eisenoxydkontaktmasse leitet. Hierbei wird das
Kohlenoxyd durch den Wasserdampf zu Kohlensäure oxydiert und es entsteht zugleich
eine dem Kohlenoxyd äquivalente Menge Wasserstoff. Das so behandelte Gas wird nach
Abscheidung der Kohlensäure und des überschüssigen Wasserdampfes verdichtet und kann
nun unbedenklich in Glühkörpern verbrannt werden. Zugleich wird dem Gas bei dieser
Behandlung die Giftigkeit genommen.
Rohes Gaswasser zu Düngezwecken bespricht Dr. Kayser im Journal für Gasbeleuchtung, Bd. 61, S. 121.
Durch den Schwefelsäuremangel während des Krieges wurde die Frage nahegelegt, ob das
rohe Gaswasser
nicht direkt zum Düngen verwendbar sei. Es ist hierbei zu berücksichtigen, daß
das rohe Gaswasser eine Reihe von Stoffen enthält, die den Pflanzen schädlich sind,
wie z.B. Rhodan- und Cyansalze, Phenole, Pyridinbasen und Naphthalin. Letzteres ist
an sich zwar ein neutraler Körper, doch verstopft es die Poren der Pflanzen. Von
nützlichen Bestandteilen des Gaswassers ist in erster Linie das Ammoniak zu nennen,
ferner die Kohlensäure, die die allzu rasche Verflüchtigung des Ammoniaks verzögert,
und schließlich die verschiedenen Schwefelverbindungen, die im Boden letzten Endes
alle zu Sulfat oxydiert werden. Die schädlichen Stoffe, namentlich das
Rhodanammonium, sind, trotzdem sie nur in sehr geringer Menge im Gaswasser
vorkommen, nicht außer Acht zu lassen. Infolgedessen darf rohes Gaswasser nicht zur
Düngung der Pflanzen, sondern ähnlich wie auch die Jauche, nur zur Düngung
unbebauten Bodens verwendet werden. Ferner kommt es für die Wiesendüngung nach dem
letzten Schnitt in Frage. Schließlich kann man auch das Gaswasser mit trockenem Torf
zusammen oder mit anderen Materialen auf Mischdünger verarbeiten, doch sind hiermit
erhebliche Ammoniakverluste verbunden. Der Erfolg der Düngung mit rohem Gaswasser
hängt noch von einer Reihe anderer Faktoren ab, so von der Art des Bodens und von
dem Wetter. Die schädlichen Bestandteile des Gaswassers wirken übrigens auch auf das
Ungeziefer im Boden giftig ein und können so nützlich wirken.
Ueber Verstopfungen von Gasrohrleitungen, ihre Ursachen und
ihre Verhütung macht Dr. Dollinger nähere
Mitteilungen. Im Gasrohrnetz der Stadt Wien traten im Laufe vorigen Jahres
umfangreiche Rohr Verstopfungen ein, als deren Ursache zunächst ein unzulässig hoher
Gehalt des Gases an Schwefelwasserstoff angesehen wurde, da im vergangenen Winter
infolge großen Mangels an Arbeitskräften die rechtzeitige Erneuerung der
Gasreinigungsmasse mehrfach unmöglich war und infolgedessen zeitweise
schwefelwasserstoffhaltiges Gas zur Abgabe gelangen mußte. Die Untersuchung der in
verstopften Rohren enthaltenen festen Masse ergab denn auch einen Schwefelgehalt bis
zu 2,5 v. H., hauptsächlich aber bestand die Masse aus Rost und Berlinerblau, so daß
die Bildung der Verstopfungen jedenfalls auch auf das Zyan des Gases sowie auf den
darin enthaltenen Wasserdampf zurückzuführen war. Diese Vermutung wurde durch
Versuche im Laboratorium bestätigt. Der Wasserdampfgehalt des Gases bewirkt in den
Rohrleitungen einen Ansatz von Rost und das so entstandene Eisenhydroxyd nimmt aus
dem Gas Zyan auf, während der Schwefelwasserstoffgehalt des Gases ohne Einfluß ist.
Letzten Endes ist diese Erscheinung auf die Entbenzolierung des Gases
zurückzuführen, die während des Krieges auf behördliche Anordnung in allen größeren
Gaswerken eingeführt worden ist. Durch das Auswaschen des Benzols aus dem Gase wird
nämlich an der Innenwand der Rohrleitungen der von früher her anhaftende fettige
Ueberzug entfernt und so das Rosten der Rohre ermöglicht.
Da jedoch die Auswaschung der Benzolkohlenwasserstoffe aus dem Gas auch in Zukunft
beibehalten werden wird, so müssen Mittel und Wege gefunden werden, um derartige
Störungen in Zukunft hintanzuhalten. Im Gaswerk Wien-Simmering wurden daher
systematische Laboratoriumversuche über die Beziehungen des Benzolgehaltes des Gases
zur Entstehung der Fettschicht in den Rohrleitungen angestellt. Es zeigte sich
hierbei, daß ein Gemisch von gleichen Teilen benzolhaltigem und benzolfreiem Gas
noch eine deutliche Fettschicht in den Rohren absetzt, daß diese Fettschicht aber
bei einem Gemisch aus zwei Teilen benzolfreiem und einem Teile benzolhaltigem Gas
bereits sehr gering und kaum sichtbar ist. Da an der Bildung dieser Fettschicht
in den Rohren sicherlich höhersiedende Kohlenwasserstoffe und nicht das Benzol
selbst beteiligt ist, wurde ferner versucht, benzolfreis Gas vor dem Eintritt in das
Rohrnetz mit Solventnaphtha zu sättigen. Abgesehen von den hohen Kosten der
Solventnaphtha hatten diese Versuche keinerlei Erfolg, denn es bildete sich in den
Rohren kein schützender Ueberzug. (Ztschr. Verein d. Gas- u. Wasserfachm. in
Oest.-Ung. 1919, S. 197 bis 200).
Sander.
Elektrotechnik.
Einfluß des Geschwindigkeitsverlaufes auf die Belastung des
Walzenmotors bei Umkehrstraßen. (Stahl und Eisen 1919, Heft 43.) Elektrisch
angetriebene Umkehrstraßen, die nach der bekannten Leonard-Schaltung ausgeführt sind, lassen sich außerordentlich genau
steuern, da die Drehzahl der Walzen fast eindeutig von der Stellung des Steuerhebels
abhängt. Dadurch läßt sich auch der Geschwindigkeitsverlauf während der einzelnen
Stiche genau regeln. Die Frage, ob und wie weit durch die willkürliche Aenderung des
Geschwindigkeitsverlaufes während eines Stiches die Belastung des Walzmotors
beeinflußt werden kann, ist naturgemäß von erheblichem Interesse. Ist eine
Abhängigkeit gegeben, dann besteht die Gefahr, daß durch nicht richtiges Steuern der
Walzmotor unzulässig hoch belastet wird. Wird andererseits die eindeutige
Abhängigkeit der Belastung des Walzmotors von dem Verlauf der Geschwindigkeit
ermittelt, so ist die Möglichkeit gegeben, bei einer vorhandenen Motorgröße durch
richtiges Steuern die höchstmögliche Leistung der Straße zu erreichen.
Textabbildung Bd. 335, S. 22
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 335, S. 22
Abb. 2.
An Hand eines an einer Walzenstraße aufgenommenen Drehzahl- und Belastungs-Diagrammes
des Walzmotors und an Hand der betreffenden technischen Daten der Walzenstraße wird
zuerst ermittelt, welche Faktoren auf die Leistung und das Drehmoment des Walzmotors
von Einfluß sind. Diese Faktoren sind:
1. die sogenannte reine Walzarbeit, unter der man die zum
Auswalzen erforderliche Energie versteht. (Hierin sind die Verluste für die
Beschleunigungs- und Leerlaufarbeit
der Walzenstraße, sowie die Verluste des Motors nicht enthalten),
2. die Leerlaufsarbeit der Straße,
3. die Arbeit für die Beschleunigung und Verzögerung der gesamten
beweglichen Teile der Walzenstraße.
Diese letzten Werte sind, wie nachgewiesen wird, von der Größe der Beschleunigung und
Verzögerung, also von dem Verlauf der Geschwindigkeit abhängig.
Wird für die Form des Geschwindigkeitsverlaufes ein Dreieck angenommen, was besonders
bei kürzeren Stichen den tatsächlichen Verhältnissen entsprechen dürfte, so lassen
sich bei gleichbleibender Stichzeit ta, wie Abb. 1 zeigt, eine große Zahl Diagramme (z.B. a, b, c) wählen.
Untersucht man den Einfluß, den die verschiedenen Werte der Beschleunigungzeit auf
die Belastung des Walzmotors ausüben, so ergibt sich für die gewählten Verhältnisse
das in Abb. 2 wiedergegebene Diagramm. Der geringste
Wert für die Belastung (das effektive Drehmoment) des Walzmotors ist deutlich bei
einer Beschleunigungszeit von etwa 3 Sekunden zu ersehen.
Textabbildung Bd. 335, S. 23
Abb. 3.
Mit Hilfe der analytischen Ableitung wird dann ermittelt, daß allgemein die geringste
Belastung des Walzmotors erreicht wird, wenn die Beschleunigungzeit gleich der
Verzögerungzeit wird, also dann, wenn das Geschwindigkeitsdiagramm (Abb. 1) ein gleichschenkliges Dreieck wird.
Weiter wird untersucht, wie sich die Belastung des Walzmotors ändert, wenn bei dem
gleichschenkligen Geschwindigkeitsdiagramm die Zeit des Stiches durch Wahl einer
höheren oder niedrigeren Höchstgeschwindigkeit verändert wird. Auch hierbei ergibt
sich, wie Abb. 3 zeigt, bei einer bestimmten
Geschwindigkeit die günstigste Belastung des Walzmotors.
Meller.
Hüttentechnik.
Die Schmierung von Luft-Kompressoren. (Lubrication of Air
Compressors.) Conrad. Coal Age 1919, 17. April, S.
704/06. 1 Abb.
Rasches Verfahren und Apparate zur Kontrolle von selbsttätigen
Feuerungen. (Méthode rapide et appareils de controle des foyers à
chargement automatique.) Chopin. Génie Civil 1919, 1.
Nov., S. 421/25. Jll.
Einige Bemerkungen über die Warmbehandlung von Stahl und ihre
Anwendung auf die Behandlung von Stahlen für Flugzeugmotoren. (Some remarks
concerning the heat treatment of steel and their application to the treatment
of steels user for airplane motors.) Sauveur. Jl.
Franklin Inst. 1919, Aug., S. 189/97. Jll.
Zinn: ein idealer pyrometrischer Stoff. (Tin: an ideal
pyrometric substance.) Northrups. Engineering 1919, 5.
Sept., S. 309/18.
D.
Werkstattstechnik.
Wieder-Nutzbarmachen kleiner Werkzeuge in der
Maschinen-Werkstatt. (Salvaging small tools in the machine shop. Grag. Am. Mach. 1919, 26. Juli, S. 965/66.
D.
Materialprüfung.
Ueber eine Ursache des Bruchs von Eisenbahnschienen und ein
Mittel zur Verhütung. Sur une cause de rupture des rails et un moyen de la
supprimer.) Charpy und Durand.
Génie Civil 1919, 18. Okt., S. 377/78. Jll. Vorheriges Glühen der Oberfläche
mittelst fahrbarer Vorrichtung.)
Maschine zur Vornahme von Ermüdungsversuchen an geschweißten
Stäben. (A fatigue testing machine.) Am. Mach. 1919, 1. Nov., S. 271/73.
Jll.
Zahnräder-Stahle. (Gear steel.) Packer. Am. Mach. 1919, 2. Aug., S. 1007/09. (Vor- und Nachteile
vergüteter Stahle für Kraftwagen.)
Prüfung der Werkstoffe durch Röntgen-Strahlen. (The X-ray
examination of materials.) Am. Mach. 1919, 2. Aug., S. 122/26. Jll.
D.
Wirtschaftliches.
Brennstoff-Wirtschaft und Verbrauch in der Darstellung von
Eisen und Stahl. (Fuel economy and consumptions in the manufacture of iron
and steel.) Engineer 1919, 26. Sept., S. 316/17; 30. Okt., S. 341/43. Jll. (Angaben
von Hochofen- und Stahlwerken.)
Normung der amerikanischen Lokomotiven. (Standardisation
of American Locomotives.) Engineer 1919, 24. Okt., S, 415.
Die nationale Ersparnis an Brennstoffen und Kraft.
(National Saving of Fuel and Power.) White, A. Canadian
Engeneer 1919, 13. März, S. 299/303. (Die Arbeiten der kanadischen Kommission.)
D.
Der zunehmende Benzinverbrauch und seine Deckung. Während
des Krieges herrschte nicht nur bei uns, sondern in fast allen Ländern der Welt ein
starker Benzinmangel, sogar in den Vereinigten Staaten von Amerika, die ja wie
bekannt unter den Benzin erzeugenden Ländern an erster Stelle stehen. Es scheint,
daß auch künftighin mit einem Benzinmangel zu rechnen sein wird, denn die Verwendung
dieses Brennstoffes hat mit der Ausdehnung des Kraftwagenverkehrs und des Flugwesens
allenthalben ganz außerordentlich zugenommen. In England stieg der Benzinverbrauch
von 203700 t im Jahre 1911 auf 428300 t im Jahre 1916, also um mehr als 100 v. H. In
Deutschland betrug der Benzinverbrauch im Jahre 1911 etwa 195000 t, in der ersten
Hälfte des Jahres 1914 dagegen 130000 t. Am stärksten stieg jedoch der
Benzinverbrauch in den Vereinigten Staaten von Amerika, wie folgende der
„Chemischen Industrie 1919, S. 17“ entnommene Zusammenstellung zeigt. Die
Angaben bedeuten Millionen Barrels, und zwar enthält 1 Barrel 42 Gallonen zu je 3,78
Liter.
Erzeugung
Eigenverbrauch
Ausfuhr
1899
6,68
6,38
0,30
1904
6,92
6,32
0,60
1909
12,90
11,26
1,64
1914
34,92
29,92
5,00
Im Jahre 1918 soll die Erzeugung auf über 60 Mill. Barrels gestiegen sein. Hand
in Hand mit dieser riesigen Entwicklung der Benzinerzeugung und des Eigenverbrauchs
in Amerika geht die Zunahme der Kraftwagenzahl, die jährlich 40 v. H. beträgt. Nach
einer amtlichen Zählung waren am 1. Juli 1918 in den Vereinigten Staaten 5466931
Kraftwagen und 192000 Motorräder in Benutzung. Hierzu kommen noch über 30000
Motorboote, 45000 Benzinmotoren in der Industrie und 30000 in der
Landwirtschaft.
Nimmt man den jährlichen Verbrauch eines Kraftwagens zu 10 Barrels (= rund 1600
Liter) an, so ergibt sich, daß der Benzinverbrauch Amerikas in kürzester Zeit durch
die eigene Erzeugung nicht mehr gedeckt werden kann. Hieraus erklären sich auch die
zahlreichen Versuche, aus hochsiedenden Mineralölen durch sogenanntes
„Kracken“ Benzin zu erzeugen. Da alle diese Verfahren jedoch ziemlich
unwirtschaftlich sind, wird man in Amerika ebenso wie bei uns mehr und mehr zur
Verwendung von Benzol an Stelle von Benzin übergehen.
S.
Der Weltschiffbau und seine Verschiebung durch den Krieg.
Der unglückliche Ausgang des Krieges hat gelehrt, wie falsch wir über die
Auslandskräfte, über die industriellen Möglichkeiten unserer Gegner unterrichtet
waren. Nach Lloyd's Register of Shipping, das seit fünf Jahren zum ersten Male jetzt
wieder zensurfrei erschienen ist, betrug Ende Juni 1919 der Weltdampferfrachtraum
47897000 Br.-Reg.-T., gegenüber 45404000 Br.-Reg.-T. Juni 1914. Die Verluste durch
den U-Bootkrieg sind also nicht nur ausgeglichen worden, es ist sogar ein
Mehrbestand an Frachtdampferraum von 2½ Millionen Br.-Reg.-T. vorhanden! Welche
Veränderungen haben sich während des Krieges auf dem Gebiete des Weltschiffbaues
vollzogen, und welche Aussichten wird der deutsche Schiffbau in Zukunft auf dem
Weltmarkte haben? Auf diese Fragen antwortet ein Vortrag, den Prof. Laas von der Technischen Hochschule Berlin am 20.
November 1919 vor der Schiffbautechnischen Gesellschaft gehalten hat.
In Großbritannien und Irland ist die Entwicklung des Schiffbaus während des Krieges
verhältnismäßig gering gewesen. Die Anzahl der Werften mit einer Jahreserzeugung von
1000 Br.-Reg.-T. und darüber ist zwar von 101 auf 120 gestiegen; die Gesamtleistung
im Handelsschiffbau ist aber in den Kriegsjahren infolge des gesteigerten
Kriegsschiffbaues erheblich hinter der Friedensleistung zurückgeblieben.
Bemerkenswert ist der Versuch in England, während des Krieges Staatswerften für
Handelsschiffbau in Betrieb zu setzen. In Chepstow und Beachley am Bristol-Kanal
sind für 4 bis 5 Millionen Pfund Sterling große Anlagen geschaffen worden. Zur
Fertigstellung eines Schiffes ist es aber nicht gekommen. Unter Berücksichtigung der
zu erwartenden Beschränkung im Kriegschiffbau, sowie der vergrößerten alten und der
neugegründeten Werften kann aber die theoretische Leistungsmöglichkeit des
englischen Schiffbaus auf 3 Millionen Br.-Reg.-T. geschätzt werden.
Die wirkliche Leistungsfähigkeit ist aber noch von Faktoren abhängig, die außerhalb
der Werften liegen, von der Versorgung mit Walzmaterial, mit Maschinen und Kesseln,
mit den notwendigen Arbeitskräften usw. Die Zahl der Leistungsmöglichkeit ist also
mit einem Einschränkungsfaktor zu multiplizieren, um die wirkliche
Leistungsfähigkeit zu erhalten, die bei Ausschaltungen aller Störungen, wie
Materialmangel, Streiks und Verkehrschwierigkeiten zu erwarten ist. Dieser
Leistungsfaktor, der bei den einzelnen Ländern verschieden sein wird und vor allem
abhängt von der augenblicklichen und künftigen Kohlennot, von der Arbeitsunlust und
von dem Mangel an Facharbeitern, wird für Großbritannien und Irland auf 0,8
geschätzt. Die voraussichtliche Jahreserzeugung in den nächsten Jahren würde
demnach 2400000 Br.-Reg.-T. sein, gegenüber einer größten Friedensproduktion von
1932 153 Br.-Reg.-T. im Jahre 1913.
In Skandinavien ist die Entwicklung wesentlich schneller vor sich gegangen. Durch
Erweiterungen und Neugründungen ist die Zahl der Werften gestiegen, in Norwegen von
11 auf 30, in Schweden von 7 auf 17, in Dänemark von 5 auf 15. Die
Gesamtleistungsmöglichkeit der jetzt bestehenden Werften kann auf 400000 Br.-Reg.-T.
geschätzt werden, und zwar in Norwegen auf 200000 Br.-Reg.-T., in Schweden und
Dänemark auf je 100000 Br.-Reg.-T. Bei der Annahme eines Leistungsfaktors von 0,5
für Norwegen und 0,6 für Schweden und Dänemark ergibt sich eine voraussichtliche
künftige Jahresproduktion von 100000 Br.-Reg.-T. für Norwegen und je 60000
Br.-Reg.-T. für Schweden und Dänemark. Die größte Jahreserzeugung betrug vor dem
Kriege in Norwegen 57556 Br.-Reg.-T. (1907), in Schweden 18524 Br.-Reg.-T. (1913)
und in Dänemark 40932 Br.-Reg.-T. (1913).
In Holland ist die Zahl der Werften mit 1000 Br.-Reg.-T. und darüber von 33 auf 50
gestiegen mit einer Gesamtleistungsmöglichkeit von 150000 Br.-Reg.-T. Holland wird
ebenso wie die skandinavischen Länder künftig nicht genügend Kohle, Eisen und
Facharbeiter haben und wird für die Ausrüstungsteile auf die Einfuhr angewiesen
sein. Der Leistungsfaktor wird daher nicht größer sein als 0,6. Die künftige
Jahresproduktion wird daher etwa 90000 Br.-Reg.-T. betragen, gegenüber einer größten
Jahreserzeugung im Frieden (1914) von 118153 Br.-Reg.-T.
Frankreich hat während des Krieges durch Neugründungen die Zahl seiner Werften von 13
auf 20 erhöht, deren Gesamtleistungsmöglichkeit auf 300000 Br.-Reg.-T. geschätzt
werden kann. Bei einem Leistungsfaktor von 0,3 würde die voraussichtliche
Jahresproduktion 90000 Br.-Reg.-T. betragen, gegenüber 176095 Br.-Reg.-T. im Jahre
1913.
Italien und Oesterreich-Ungarn besaßen vor dem Kriege 13 bzw. 11 Werften. Durch 7
Neugründungen und durch die 5 österreich-ungarische Werften an der Adria ist die
Zahl der größeren italienischen Werften auf 23 gestiegen, deren
Gesamtleistungsmöglichkeit etwa 200000 Br.-Reg.-T. betragen wird. Bei einem
Leistungsfaktor von 0,3 würde sich die voraussichtliche Jahreserzeugung zu 60000
Br.-Reg.-T. ergeben. Die größte Friedensproduktion betrug für Italien 67522
Br.-Reg.-T. im Jahre 1900, für Oesterreich-Ungarn 61737 Br.-Reg.-T. im Jahre
1913.
Einen großen Aufschwung hat die Schiffbauindustrie in Japan genommen. Die Zahl der
Werften hat sich von 8 auf 30 erhöht. Die theoretische Leistungsmöglichkeit kann mit
1000000 Br.-Reg.-T. angenommen werden. Bei einem Leistungsfaktor von 0,5 würde sich
eine voraussichtliche Jahresproduktion von 500000 Br.-Reg.-T. ergeben, gegenüber
85861 Br.-Reg.-T. im Jahre 1914.
An die Spitze aller Schiffbauländer sind aber während des Krieges die Vereinigten
Staaten von Nordamerika getreten, wo der Schiffbau mit einer erstaunlichen Tatkraft
gefördert worden ist. Nicht weniger als 372 Werften sind hier neugegründet und
vergrößert worden, so daß die Zahl der Werften von 45 auf 417 gestiegen ist. Unter
ihnen befinden sich Werften von einem Umfange, wie man sie vor dem Kriege nicht für
möglich hielt, z.B. die American International Shipbuilding Co. in Hog-Island bei
Philadelphia mit 50 Hellingen und einer jährlichen Leistungsmöglichkeit von 600000
Br.-Reg.-T., die Submarine Boat Corporation in Newark, N. J. mit 28 Hellingen und
einer Leistungsmöglichkeit von 200000 Br.-Reg.-T- jährlich und die New York
Shipbuilding Corporation in Bristol, Pa. mit 24 Hellingen und ebenfalls
200000 Br.-Reg.-T. jährlicher Leistungsfähigkeit. Zum Aufbau der beiden ersten,
sowie einer dritten, der Merchant-Shipbuilding Corporation in Bristol, Pa., hat der
Staat unbeschränkte Mittel zur Verfügung gestellt. Für den Stahlschiffbau sind
ferner die Eisenwerkstätten des Binnenlandes mit Erfolg herangezogen worden, die die
einzelnen Bauteile den Werften, besonders den oben genannten Staatswerften fertig
bearbeitet liefern, wo sie zu den „fabricated ships“ zusammengesetzt werden.
Die Werft ist in diesem Fall nur der Montageplatz für die gelieferten Teile. Neben
dem Stahlschiffbau ist außerdem der Holzschiffbau und der Eisenbetonschiffbau in
großem Umfange auch für große Schiffe aufgenommen worden. Die
Gesamtleistungsmöglichkeit der amerikanischen Werften kann auf rund 7 Millionen
Br.-Reg.-T. geschätzt werden. Schwierig ist die Einschätzung des Leistungsfaktors
für Nordamerika. Einerseits steht dort wie im Kriege die ganze reiche Industrie mit
allen Hilfsmitteln an Material, Betriebseinrichtungen und Arbeitern im Bedarfsfalle
zur Verfügung. Andererseits hat der Krieg zweifellos eine große Zahl ungesunder
Gründungen geschaffen. Bei Einsetzung eines Mittelwertes von 0,5 würde die
voraussichtliche Jahresproduktion etwa 3,5 Millionen Br.-Reg.-T. betragen, gegenüber
einer größten Friedensproduktion von 474675 Br.-Reg.-T. im Jahre 1907.
Die voraussichtliche Jahreserzeugung der übrigen Länder kann etwa auf 80000
Br.-Reg.-T. geschätzt werden.
Als Gesamterzeugung des Auslandes im Handelsschiffbau ist demnach für die nächsten
Jahre der hohe Betrag von rund 7 Millionen Br.-Reg.-T. zu erwarten, also rund
doppelt so viel, als die Höchstleistung des Weltschiffbaues einschließlich
Deutschlands im Jahre 1913 betrug! Wenn man berücksichtigt, daß, wie oben erwähnt,
bereits schon jetzt 2½ Millionen mehr Br.-Reg.-T. an Frachtdampferraum vorhanden
sind als 1914, so ergibt sich, daß im Auslande in kurzer Zeit eine Ueberproduktion
an Schiffsraum eintreten muß. Es wird in absehbarer Zeit nicht möglich sein, auch
nur die besteingerichteten und wirtschaftlichst arbeitenden Werften des Auslandes
mit Handelsschiffbau voll zu beschäftigen.
Wie stellen sich die Aussichten Deutschlands bei dieser Lage des Weltschiffbaues? Die
deutschen Werften können, soweit nur ihre Anlagen an Hellingen, Werkstätten und ihre
Betriebsmittel in Frage kommen, rund 700000 Br.-Reg.-T. jährlich liefern. Selbst
nach Abzug der laut Friedensvertrag für die Dauer von fünf Jahren an die Feinde zu
liefernden 200000 Br.-Reg.-T. bestände demnach die Möglichkeit, die verlorenen rund
4 Mill. Br.-Reg.-T. Schiffsraum in acht Jahren durch deutsche Neubauten zu ersetzen,
wenn, wie nach dem Stande des Weltschiffbaues anzunehmen ist, die Feinde in
absehbarer Zeit auf Lieferung neuer Schiffe von Deutschland verzichten. Allerdings
ist für die nächste Zeit mit einer starken Einschränkung infolge des Mangels an
Material und Hilfsmaschinen und wegen der Verminderung der Leistungsfähigkeit der
Arbeiter zu rechnen. Wahrscheinlich werden nicht nur England, sondern auch
Nordamerika und Japan und vielleicht auch Holland und Skandinavien bald billiger
bauen können als Deutschland. Dem deutschen Schiffbau, der trotz augenblicklicher
Ueberfülle an Aufträgen vor einer sorgenvoll schweren Zeit steht, muß der Bedarf der
deutschen Schiffahrt gesichert werden. Das Gesetz über die Wiederherstellung der
deutschen Handelsflotte enthält leider keine Bestimmung, die es unmöglich macht, daß
mit Reichsunterstützung Schiffe im Ausland gekauft werden. Grundbedingung dafür, daß
der deutsche Schiffbau auf dem Weltmarkte wettbewerbsfähig bleibt, sind
billiges Material und geringe Lohn- und Betriebskosten, d.h. in erster Linie mehr
Leistung der Arbeiter auf allen Gebieten, in Erz- und Kohlengruben, Walzwerken,
Hilfsindustrien und Werften!
Wie vor dem Kriege muß ferner auch weiterhin der deutsche Schiffbau, ebenso wie die
ganze deutsche Auslandsindustrie, sich zur Aufgabe machen, nur Qualitätsarbeit zu
liefern. Nur durch die Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkte wird es möglich sein,
den deutschen Schiffbau in seinem heutigen Umfang zu erhalten.
Dipl.-Ing. Kliemchen.
Sparsame Wärmewirtschaft. Die im Verein deutscher
Ingenieure in der Zeit vom 29. Oktober bis 1. November 1919 über sparsame
Wärmewirtschaft gehaltenen Vorträge sollen in 5 Heften mit zahlreichen Zahlentafeln
und Schaubildern veröffentlicht werden:
Heft 1: Geh. Reg.-Rat Josse, Berlin: Mittel und Wege zur
besseren Ausnutzung unserer Brennstoffe. Baurat de Grahl,
Berlin: Kohlenkrisis und Transportfrage. Direktor Frenkler, Berlin: Grundlegende Betrachtungen zur Brennstoffkunde. Die
Nutzbarmachung minderwertiger Brennstoffe durch Vergasung. Aussprache.
Heft 2: Obering. Gehrke, M. A. N., Nürnberg: Verbesserung
der Wärmewirtschaft durch Abdampf Verwertung bei Dampfkraftanlagen. Direktor
Heilmann, Magdeburg: Der Einfluß von Schwankungen im Kraft- und Wärmebedarf auf die
Wirtschaftlichkeit der Abwärmeausnützung und die vorteilhafteste Bauart und
Betriebsweise von Dampfkraftmaschinen mit Abwärmeverwertung. Aussprache. Obering.
Meyer, Nürnberg: Verbesserung der Wärmewirtschaft
durch Abwärmeverwertung bei Verbrennungskraftanlagen und industriellen Feuerungen.
Aussprache.
Heft 3: Betriebsing. Quack, Bitterfeld: Wärmemessung und
Betriebskontrolle bei Dampfkraftanlagen-Obering. Nies,
Hamburg: Betriebskontrolle im Kesselhaus. Aussprache. Dipl.-Ing. Rades, Hamburg; Feuerung und Verwertung minderwertiger
Brennstoffe (Behelfsbrennstoffe). Aussprache.
Heft 4: Ingenieur O. Schmidt, Charlottenburg:
Wärmefortleitung durch Dampf, Warmwasser, Druckheißwasser. Aussprache. Obering. A.
Schulze, Dresden: Die Wärmewirtschaft in Städten,
Dr.-Ing. Reutlinger, Köln: Wärmewirtschaftliche Kupplung
städtischer Werke und privater Fabrikbetriebe. Aussprache.
Heft 5: Professor Dr. Brabbee, Berlin; Beitrag zur
Brennstoffwirtschaft im Haushalt. Aussprache.
Die Hefte erscheinen in der Reihenfolge ihrer Fertigstellung. Vorbestellungen sind an
den Verlag des Vereins deutscher Ingenieure, Berlin NW7, Sommerstraße 4a, zu
richten.
Aufgabe für die Bewerber um das Stipendium der
Louis-Boissonnet-Stiftung für 1920, vorgeschlagen vom Kollegium der
Abteilung für Bau-Ingenieurwesen der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg.
Es sind die deutschen gemischten Reibungs- und Zahnbahnen zu studieren, ihre
Bauarten und Betriebsweisen kritisch zu beleuchten und Vorschläge zu machen über
zweckmäßigen Bau und Betrieb künftiger gemischter Bahnen.
Von dem Stipendienbetrage von 3000 M werden 2000 M kurz vor Antritt der Reise, 500 M
nach Einreichung und Gutheißung des Reiseberichts und der Restbetrag nach
Ablieferung von 20 Sonderabdrucken (Pflichtexemplaren) dieses Berichts an die
Technische Hochschule zu Berlin gezahlt.