Titel: | Aus der Geschichte des Journals. |
Autor: | W. Dietze |
Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 74 |
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Aus der Geschichte des Journals.
Aus der Geschichte des Journals.
100 Jahre – Dinglers polytechnisches Journal. Unwillkürlich wandern die Gedanken
in die Zeit zurück, in der die beiden Männer lebten, die dem Journal den Namen
gegeben haben, und rufen den Wunsch wach, sich von Vater und Sohn Dingler und ihrem
Wirken für das Journal ein Bild zu schaffen. Die von ihnen an ihre Verleger, die
Freiherren Cotta v. Cottendorf gerichteten Briefe, die mir die J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger gütigst zur Verfügung
gestellt hat, geben manche Kunde von ihrer Wesensart und ihrer Tätigkeit für das
Journal:
Dr. Johann Gottfried Dingler war am 2. Januar 1778 in Zweibrücken als Sohn eines
Leinewebers geboren. Er wurde Apotheker, gründete aber später in Augsburg eine
Fabrik chemischer Produkte und eine Kattundruckerei.
Textabbildung Bd. 335, S. 74
Dr. Johann Gottfried Dingler.
Textabbildung Bd. 335, S. 74
Dr. Emil Maximilian Dingler.
Am 27. Juni 1819 schrieb er an Johann Friedrich Cotta, den Verleger Goethes und
Schillers, nachstehenden Brief:
Sr. Hochwohlgebohrnen
Herrn Cotta von Cottendorf
k. preussischen Geheimen-Hof Rathe
pp.
franco.
Stuttgart
Hochwohlgebohrner Herr Geheime-Hofrath!
Noch zu keiner Zeit wurde das Bedürfnis zur Verallgemeinung
polytechnischer Kenntnisse als ein anerkanntes verlässliches Mittel zur Förderung
und Emporbringung der vaterländischen Industrie und Nazionalvermögens mehr gefühlt
als jetzt. Von dieser Wahrheit geleitet beeifern sich diejenigen Regierungen, welche
im Wohlstande ihrer Unterthanen auch den ihrigen gegründet sehen, um polytechnische
Schulen Institute und Vereine zu gründen und durch sie den herabgekommenen Wohlstand
der Industrie- und Gewerbs-Classen herbeizuführen.
Zur sichern und schnellern Erreichung dieser Zwecke dürfte
meinen Ansichten zu Folge eine gut redigirte polytechnische Zeitschrift das
förderlichste Mittel seyn, und ich würde mich entschliessen wenn sich mit dem
Verlage ein dem Unternehmen gewachsener Verleger befassen würde, Anfangs Januar 1820
ein hierauf berechnetes polytechnisches Journal in monatlichen Heften herauszugeben.
Die Tendenz desselben wäre alle gemeinnützige inn- und ausländische, auf Erfahrung
gegründete Erfindungen pp. in Künsten, Manufakturen, Fabriken, Gewerben pp. in einem
allen Ständen fasslichen Vortrage zu referiren. Die Benützung der dahin
einschlagenden englischen französischen und italienischen Literatur so wie meine und
meiner zahlreichen Freunde vielseitige eigenthümliche Arbeiten würden mich in Stand
setzen dieses noch ziemlich brach liegende Feld mit Früchte tragender Saat zu
bestellen und so eine Zeitschrift zu gründen, die, fern von aller
Ruhmredigkeit, bis jetzt noch keine Nazion aufzuweisen hat.
Den bisher erschienenen Schriften ähnlicher Art z.B. der
Gewerbsfreund, das Magazin aller neuen Erfindungen, das Kunst- und Gewerbsblatt,
Hermbstädts Bulletin und Museum u. d. gl. m. entsprechen keineswegs, diesen
Forderungen, weil ihre Herausgeber entweder nicht Polytechniker, oder nur des lieben
Honorars wegen ihre Zeitschriften mit Abhandlungen füllen, welche aus andern
Schriften mit der sorglosten Auswahl ohne Beurtheilung und Prüfung entlehnt sind.
Hierdurch geht auch selbst das Gemeinnützige, das sie zuweilen enthalten verlohren,
weil es nicht fasslich vorgetragen wird.
Von dem herauszugebenden Journale dessen Titel und Inhalt
ich noch näher bezeichnete, sollte alle Monate ein Heft zu 7 bis 8 Bogen in gr. 8°,
mit Kupfern begleitet, erscheinen.
Um sämtliche hier einschlagende inn- und ausländische
Literatur zur Benützung herbeizuschaffen, und um die Mitarbeiter gehörig zu
honoriren, auch um von Zeit zu Zeit einige unumgänglich nothwendige Versuche und
Prüfungen empfohlener Gegenstände zu veranstalten würde die Besorgung der Herausgabe
ein Honorar von f. 2500 erfordern, wobei mir, meinem Ueberschlage nach, noch kein
anderer Gewinn zu Theil würde als der Ehre und das Bewusstsein etwas bleibendes
Gemeinnützige gegründet zu haben.
Von diesem Vorhaben setze ich hiemit Ew. Hochwohlgebohrnen
zuerst in Kenntnis, und wenn sich Dieselben zum
Verlage dieses verdienstlichen Unternehmen geneigt erklären, so werde ich Ew. pp.
einen speziellem Contract einzusenden die Ehre haben.
Mit vorzüglicher Hochachtung und Verehrung
Ew. Hochwohlgebohrnen
ergebener
Dr. Joh.
Gottfr. Dingler.
Augsburg, den 27. Juny 1819.
Cotta erklärte sich zum Verlage bereit. Der Grundstein zu der ersten bedeutsamen
technischen Zeitschrift war damit gelegt. „Die Bedingungen“ heißt es in einem
Brief v. Juni 1819, „habe ich denenselben bereits schon angezeigt, nemlich fl.
2500 für die jährliche Redakzion, wofür Sie das Manuskript als auch die
Zeichnungen zu den Kupfern und selbst die zu gebenden natürlichen Zeugmuster
erhalten. Zu diesem Honorar erhalte ich noch 4 Exemplare des Journals auf feines
und 6 do auf Schreibpapier gratis. Der dem Journal beizugebende polytechnische
Anzeiger dürfte, wenn auch nicht ganz, doch einen Theil des Honorars
decken.“ Auch diese Bedingungen fanden Annahme, und die weiteren Briefe
behandelten nun die technischen Einzelheiten der Ausführung. Da wollte Dingler die
Kupfer in Augsburg: unter seinen Augen
gestochen haben. Er wollte sich gerne der Mühe unterziehen, „damit etwas
sehr vollständiges und fürs Leben brauchbares geliefert würde.“ Nach den
Kupfern anderer deutscher technischer Werke könne auch nicht ein Gegenstand mit
Verläßlichkeit ausgeführt werden; ein Fehler, in den er nicht gern fallen möchte.
Entscheidenden Wert legte er darauf, daß das Journal in der Augsburger Druckerei der
J. G. Cotta'schen Buchhandlung gedruckt werde. Hierüber schrieb er: „Es ist wegen
der bei solchen Werken unvermeidlichen Veränderungen, veranlaßt durch
eintreffende neue Erfindungen und Berichtigungen schlechterdings unmöglich, den
Druck nicht unter den Augen des Verfassers besorgen zu lassen. Es hat
Gelegenheiten gegeben, wo ich bei solchen Fällen einen Bogen Umdrucken oder
einen Karton einschalten ließ, um nicht eine Unkunde mit dem Allerneuesten zur
Schau zu tragen.“ Wenn Cotta darein nicht willigen sollte, wollte er
vorziehen, den Titel „polytechnisches Journal“ seinem schon bestehenden
MagazinEs handelt sich um das Magazin der Druck-, Färbe- u. Bleichkunst, das von
Dingler herausgegeben wurde. zu geben. Aber auch darein willigte
Cotta ebenso, wie er sich mit dem Versand des Journals von Augsburg aus
einverstanden erklärte, für den Dingler mit den Worten eintrat: „Es dürfte sich
wohl schwerlich außer Augsburg eine Stadt finden, die jede Woche durch Bothen
und Fuhrleute nach allen Richtungen der Welt Versendungen machen kann.“
Auch an einem größeren Papierformat als dem der von Cotta verlegten, in Augsburg
erscheinenden allgemeinen Zeitung, war ihm gelegen. Der Ballen eines solchen Papiers
kostete zwar fl. 28 bis 30, „aber“, so schrieb er, „da Sie nach den
Materialien, die für dieses, alle Stände in Anspruch nehmende Journal bestimmt
sind, auf einen bedeutenden Verschleiß zählen können, so dürfte diese
Kostenerhöhung von keinem Anstände seyn.“
Ende Januar 1820 – der Zeitpunkt läßt sich nicht mehr genau feststellen – erschien
das erste Heft. „Sachkenner werden mit dem Gehalte mehr als zufrieden sein; die
folgenden werden ihm in nichts nachstehen“, stellte der Herausgeber seinem
Verleger gegenüber fest. Das dauernd verspätete Erscheinen der Hefte verdroß ihn.
Ein Teil der Tafeln wurden nicht als Kupferstiche in Augsburg sondern als
Steindrucke in Stuttgart hergestellt. Da die Drucke nicht pünktlich eintrafen, sah
Dingler durch diese Verspätungen den Zweck und Plan des Journals aus dem Geleise
gerückt. Nur langsam konnte er auch in diesem Punkt zufrieden gestellt werden. Die
Auflage hat anscheinend zuerst etwa 700 Exemplare umfaßt. Doch muß der Absatz
geringer gewesen sein. Aus einem Briefe von 1821 ersehen wir, daß Cotta eine
Herabsetzung der Auflage in Erwägung zog, Dingler sich aber dagegen aussprach und
zur weiteren Verbreitung des Journals Anzeigen in nord- und süddeutschen Zeitungen
und Zeitschriften empfahl. Auch hoffte er, zu erreichen, daß die bayrische Regierung
die technischen Stellen für die Anschaffung und Berechnung des Journals
anweisen würde. Für diesen Fall hielt er es für angebracht, diesen Stellen die
Zeitschrift, die fl. 16 jährlich kostete, zu fl. 12 abzulassen. Auch bei der
preußischen und württembergischen Regierung muß er sich für die Verbreitung verwandt
haben, denn Anfang 1822 teilte er mit, daß das preußische und auch das
württembergische Ministerium das Journal den sämtlichen technischen Behörden
empfehlen würde.
Textabbildung Bd. 335, S. 75
Einen interessanten Einblick in Dinglers Auffassung von den Aufgaben des Journals
gibt nachstehende Stelle aus einem Briefe v. 15. Nov. 1821:
„In ergebener Beantwortung dero Werthen vom 8. d. habe ich die Ehre zu erwidern,
daß ich im Besitze des Magaz. aller neuen Erfindungen bin, daß ich aber in
demselben durchaus alle Originalität vermiße und bisher auch nicht einen
einzigen Artikel darinnen fand, der sich zu den Abhandlungen des polyt. Journal,
als verträglichen Gesellschafter eignete. Das letzte Heft ist das No. 9 der
neuen Folge, welches ich besitze, und es würde mich freuen wenn die weitern
Folgehefte ein Mal etwas Neues und gründliches enthielten. Die Arbeiten des
Herrn Prof. Poppe, namentlich seine Uebersetzungen sind so elend und erbärmlich,
daß es schade um das gute Papier ist, das damit macularisirt wird. Ich habe von
ähnlichen Herren Vielschreibern eine Menge Beiträge f. d. polyt. Journal
erhalten, die ich sogar wohlstandshalber honorirte, von denen ich aber zur Ehre
des Journals nie Gebrauch machen werde. Gleicher Fall ist mit allen neuern
technologischen Schriften Journalen u.s.w. Alles längst bekanntes und
verunstaltet wieder gegebenes.
Meine große Reise in Sachsen Preußen pp. gab mir erneuerte Gelegenheit alte
Schreibelichter persönlich zu besuchen und sie für das polyt. Journal mit heuen
und eigenthümlichen Arbeiten zu intereßiren; ich fürchte aber, daß bei dem
besten Willen es doch keiner wagen wird, sich an daßelbe anzuschließen. Wir
wollen also wie bisher fortfahren, solche Materialien und Hülfsmittel zu
benuzen, die uns keinen Vorwurf des Kompiliren zuziehen, und uns streng an
Originalität oder gründliche Zusammenstellungen des beßeren und neuern
halten!“
In einem Briefe betont er, daß sich das Journal „nur mit den Gegenständen des
praktischen Wirken befaßt.“ In einem andern heißt es: „Gefasel kann dem
polytechnischen Journal nicht frommen,“ Großen Wert legte er auf die
Insichgeschlossenheit der einzelnen Hefte: „Abhandlungen in Fortsetzungen nehme
ich nicht auf.“ Von der Unparteilichkeit, mit der er an die Auswahl seiner
Mitarbeiter heranging, zeugen folgende Sätze eines Briefes v. 2. Juni 1822:
„Ew. Hochwohlgebohrnen
hatten die Güte mich auf einen
in allen Beziehungen intereßanten Mann aufmerksam zu machen, der als Mitarbeiter
des polyt. Journal von besonderem Werth für daßselbe wäre. Ich würde mich um so
mehr freuen, Originalarbeiten von demselben lesen zu können, weil er die
Arbeiten des Herrn Prof. Marechaux für Unsinn erklärt. Indeß kann ich nicht
unbemerkt laßen daß, so weit meine Nachrichten gehen, jedermann mit den im
polyt. Journal befindlichen Arbeiten des Herrn P. M. zufrieden ist. Es könnte
für jenen Gelehrten
eine sehr verdienstliche Arbeit sein, wenn er uns aus dem Irrthume heilte
und den Unsinn darthäte.
Wollen mich Ew. H. mit deßen Addreße bekannt machen, so werde ich ihm schreiben
und für das polyt. J. zu gewinnen suchen.“
Daß es ihm gelang, alle damals bestehenden technischen Blätter zu überflügeln,
stellte er mit dem Satze fest: „In Hinsicht der Neuheit ist das polytechnische
Journal vor allen andern stets um 6-8 Monate voraus.“
„Ich lasse keine Gelegenheit entgehen“, schrieb er 1823, „das
polytechnische Journal mit den interessantesten Nachrichten zu bereichern und
jedes Heft für Leser aller Stände interessant zu machen.“ Er besuchte die
Messe in Frankfurt, um dort zu sehen, „was es in der Industrie neues gibt, auf
was man hinarbeiten muß und was in dieser Beziehung fürs Journal auch zu thun
ist.“ Wie sehr dieses Bemühen, die Zeitschrift auszubauen, Dingler in
Anspruch nahm, zeigt uns der bedeutsame Vorschlag, das Journal in eine täglich
erscheinende Zeitung umzuwandeln, den er am 7. Oktober 1825 brieflich seinem
Verleger unterbreitete. Das Schreiben spiegelt so selten klar den kühnen Bekenner
und Verfechter technischen Schrifttums wieder, daß es eine ungekürzte Wiedergabe
verdient:
„Hochgebohrner Freiherr!
Vor allem meine Bewunderung über das Beharren zur Verallgemeinung der wichtigern
aller Erfindungen, der Dampfmaschinen Schiffahrt auf den deutschen Strömen! –
Stillstehen ist so viel wie Rückwärtsgehen, diß fühle ich leider zu sehr. Also
vorwärts, so lange man schaffen und wirken kann. Diß wünsche ich nun in Bezug
des polyt. Journals eintreten zu laßen, und harrte deßhalb lange auf dero
Hierherkunft. Da sich diese dennoch weiter hinaus ziehen dürfte, so erlaube ich
mir, denselben meine Meinung hier schriftlich mitzutheilen.
Das erscheinen des Journals von Monat zu Monat und die Verspätungen die durch den
Versand eintreten, machen manchen Artikel durch den Zeitverlust unwerth. Oft ist
vor Erscheinen des Journals in Zeitungen oberflächlich von dem Gegenstand die
Rede, auch dann das Intereße schon gemindert. Der Materialien für Fabrikanten
und Gewerbsleute sind so viele daß sie das Journal bei schon überschrittener
Bogenzahl bei weitem nicht zu faßen vermag. Manches bleibt liegen und veraltert.
Vieles kann nicht ein Mal, des Raumes wegen benutzt werden. Diß brachte mich auf
den Gedanken mein Journal in eine täglich zu erscheinende Zeitung zu verwandeln.
Hierzu sind nun noch ein oder anderthalb Duzend Journale weiter nöthig und die
Sache ist, wie ich sie auszuführen gedenke, so gut wie gemacht, zumal ich ihr
dann, mit meinem von Göttingen zurückgekommenen Sohne, einen guten Theil der
Zeit widmen werde. Es fragt sich: ob dieselben diese Zeitung gleich mit der
allg. Zeitung verbinden wollen, und daß man sie den Abnehmern mit der allg.
Zeitung um wenige fl wohlfeiler gäbe als denjenigen, welche sie besonders
nehmen; oder ob solche unabhängig erscheinen soll?
Ferner ob dieselben sich in den Nuzen mit mir theilen wollen? denn auf ein
bestimmtes Honorar bin ich nicht gesonnen mich einzulaßen, weil ich einen
bedeutenden Absaz, in der Art wie das Blatt redigirt wird, entgegen sehe. Auch
muß der Preis so gestellt werden, daß das Blatt, denen, für die es zunächst
bestimmt ist, zugänglich ist. Der höchste Preis wäre f. 11. Die Avertistements
würden einen Theil der Kosten decken. Kupfer, in 4° würden beigegeben, und dazu
wäre ein eigener Kupferdrucker anzustellen. Mit den Kupferstechern wäre es so
weit vor, daß innerhalb 3 bis 4 Tagen von einem einzigen eine Platte fertig
würde.
Ich wünsche hierauf balde dero Ansichten zu vernehmen, und falls wenn die
Unternehmung denselben nicht zusagte, solche zeitlich genug für meine eigene
Rechnung einzuleiten.
Neue Ideen und Erfindungen müssen durch diese
Zeitung gleich einem Dampfschiff schnell die Welt durchsegeln, und dadurch den
Gewerbsleuten die Gewerbszeitung gleich den Politikern eine gute politische
Zeitung zugänglich werden. Ich glaube mich in diesem Unternehmen nicht zu
täuschen, oder es müßte alles was man mir über Gewerbs- und Industrie Eifer von
allen Polen her schreibt, gelogen seyn.
Beehren Sie mich bald thunlichst mit einer etwas mehrmals bestimmten Antwort und
genehmigen Sie die Versicherung meiner Bewunderung und unbegrenzten
Hochachtung
Ew. Hochwohlgb.
ergebener
Augsburg, den 7. Obr. 1825.
Dingler.“
Der Plan kam nicht zustande. Cotta wollte den Zeitschriftencharakter nicht aufgegeben
wissen. Man muß ihm damit recht geben. Auch heute in unserer so gründungslustigen
Zeit ist ein solcher Gedanke – zwar wohl wieder gefaßt – aber doch nicht
verwirklicht worden. Die technischen Neuerungen sind keine Tagesereignisse. Sie
müssen sorgfältig durchdacht sein, vielfach erfordern sie genau gezeichnete
Abbildungen. Dazu ist Muße nötig, mit der sich der hetzende Tageszeitungsbetrieb
nicht recht verträgt. Da es sich nicht um Dinge handelt, die am kommenden Tage schon
wieder durch neue Geschehnisse überholt sind, genügt es, sie in ein- oder
mehrwöchigen Abständen bekannt zu geben. Auf der Mittellinie zweimal monatlichen
Erscheinens wurde eine Einigung erzielt. Monatlich sollten 2, 3 und im Notfall
ausnahmsweise 4 Bogen mehr gegeben werden als bisher. Der Preis blieb unverändert.
Das Honorar wurde auf fl 3000 erhöht. In dieser Zeit betrug die Auflage 1250
Exemplare.
Den Bemühungen seines Herausgebers entsprechend fand das Journal immer größere
Beachtung. Bezeichnend ist, daß in einer Novelle aus damaliger Zeit: „Dr. Faust
am Riederberge“ der Verfasser Johann Gabriel Seidl einen jungen Studenten
als einzige Lektüre ein Heft von Dinglers polytechnischem Journal auf die
Wanderschaft mitnehmen läßt.
1827 bekam Dingler von dem k. p. Minister v. Schuckmann die erste Abteilung der
Arbeiten der technischen Deputation in einer Prachtausgabe zum Geschenk und mit
Stolz konnte er feststellen, daß das Journal bei den Beschreibungen aller
Dampfmaschinen pp. durchgehend zitiert war, „was“, wie er schrieb,
„demselben zur Ehre gereicht“. Die damaligen Erscheinungen an
Konkurrenzblättern erweckten in ihm wenig Konkurrenzbefürchtung. Mit kühlen Worten
fertigte er sie ab: „Es sind wieder einige Gewerbs- und polytechnische Wochen-
und Monatsschriften aufgetaucht. Nach den erhaltenen Erstlingen zu schließen,
werden selbe wie ihre Vorgänger auch eben so schnell wieder untertauchen und
unsichtbar werden.“
Und in einem Briefe von 1834 an den Freiherrn Georg v. Cotta, den Sohn des 1832
gestorbenen Johann Friedrich, heißt es: „Der Erzspitzbube Hartmann hat nun das
Zeitblatt für Freunde der Gewerbe eingehen lassen. Es war in den meisten
Abhandlungen eine 2. Auflage unseres Journals. Viele Nachäffer unseres Journals
sind gleichen Todes gestorben.“
Ein interessantes Streiflicht auf die technischen Blätter der damaligen Zeit wirft
auch ein Abschnitt aus einem Briefe vom 24. März 1835:
„Das polytechnische Centralblatt habe ich bestellt aber noch nicht erhalten. Es
sind der Blätter dieser Art seit dem Bestehen des polytechnischen Journals 10
aufgetaucht und davon 9 untergegangen. Das übriggebliebene sind die Blätter für
Künstler und Handwerker
des Industriecomptoirs von denen jezt nur noch alle 2 bis 3 M. ein Bogen
als Lebens Zeichen erscheint. Das Magazin aller neuen Erfindungen von
Baumgartner hat sich vor 1½ Jahren neue Flügel angeschafft, ist aber gleich
wieder schachmatt geworden und kreißt nur noch vegetirend einher. Die sich durch
wunderschöne Kupferstiche auszeichnende Berliner Gewerbsverhandlungen leisten
für ihren beabsichtigenden Zweck gar nichts. Und so
ist es mit allen andern dahin einschlagenden: deutschen Journalen, an denen blos
das Papier und die Kupfer ausgezeichnet sind. Erst will ich sehen wie dieses
Centralblatt auftritt, wornach wir es entweder ganz ignorieren oder wenn es
groben Diebstahls überwiesen werden kann zum Tode verurtheilen.“
Gewiß mögen diese Urteile durch den Stolz auf die eigene Sache etwas gefärbt gewesen
sein. Aber der seiner Zeit weit vorausschauende Blick und die Rührigkeit dieses
Mannes zeugen für die grundsätzliche Berechtigung seines Urteils. Daß auch andere
ähnlich dachten, beweist ein Satz aus der Voigtschen „Neuen Nekrologie der
Deutschen“ (1832): „Noch immer ist Dinglers polytechnisches Journal in
Fülle und Gründlichkeit durch kein anderes Blatt der Art, so viele deren auch
auftauchen, übertroffen worden.“ Schon 1835 mühte sich Dingler darum, dem
polytechnischen Journal in Amerika Absatz zu verschaffen. Alle technischen
Neuheiten, die er in Erfahrung bringen konnte, suchte er sofort durch das Journal
bekanntzugeben. Wenn kurz vor der Drucklegung eines Heftes etwas höchst
Interessantes eintraf, so reihte er dies noch in das Heft ein und ließ etwas minder
Bedeutendes für das folgende Heft zurück. Einmal wollte ein ihm befreundeter
Fabrikant ihm unter dem Siegel der Verschwiegenheit ein neues
Zuckerbereitungsverfahren zeigen. Er lehnte das seine Wißbegierde lockende
Anerbieten im Interesse des Journals ab, damit ihm in darauf bezüglichen
Mitteilungen nicht die Hände gebunden wären. Ein Vorfall, der auch auf die Gesinnung
dieses Mannes ein schönes Licht wirft. 1838 faßte er den Plan, alle neuen
Erscheinungen der technischen Literatur im Journal besprechen zu lassen und gewann
mehrere Mitarbeiter dafür. Außerdem sollte alle zwei Monate über alle erscheinenden
Gewerbsblätter, Gewerbszeitungen und Journale eine strenge Heerschau gehalten
werden. Letztere Aufgabe übernahm Direktor Karmarsch in Hannover. 1839 berichtete er
über den Erfolg: „Die Kritik hat gut gewirkt, und die Herren Redakteure der
technischen Zeitschriften haben gleich angefangen, die Quelle ihres Raubes mehr
oder weniger kenntbar anzugeben. Herr Direktor Karmarsch soll nur schonungslos
so fortfahren, da dadurch der Gewinn ganz auf die Seite des technischen
Publikums fällt.“
Mit dieser für die Entwicklung der technischen Literatur in Deutschland sicherlich
sehr bedeutungsvollen Tat beendete Dr. Johann Gottfried Dingler seine Haupttätigkeit
für das Journal. 1840 zog er sich von der Leitung zurück. Er wurde zwar noch auf dem
Titel mitgeführt, sprach auch hier und da noch ein Wort mit. Die Herausgabe besorgte
aber in erster Linie sein Sohn Emil Maximilian. Am 19. Mai 1855 schied der Begründer
des Journals aus dem Leben. Im 138. Bande S. 396 ff. hat sein Sohn das Leben und die
Tätigkeit dieses bedeutenden Menschen, Technikers und Schriftstellers gewürdigt.
Am 1. November 1830 hatte Johann Gottfried seinen Sohn Dr. Emil Maximilan Dingler als
Teilhaber in sein Geschäft aufgenommen. Das Titelblatt des ersten Januarheftes 1831
nannte den Sohn zum ersten Male als Mitredakteur des Journals. Emil Maximilian war
1806 geboren. Er hatte in Landshut, Erfurt, Berlin und Göttingen Physik und Chemie
studiert, sich durch Lösung einer Preisaufgabe über Chlorkalk hervorgetan, 1829 in
Erlangen zum Dr. der Philosophie promoviert und war dann auf eine Studienreise
nach Frankreich, England und Holland gegangen, von der er im Spätherbste 1830
zurückkehrte. Er hatte diese Reise, ausgerüstet mit 150 Empfehlungsbriefen allein
für England unternommen, die ihm in alle bedeutenden industriellen Betriebe Einlaß
verschafften. Fl 1500 hatte er auf Literatur, Apparate, Modelle und Zeichnungen
verwandt, die anzuschaffen ihn sein Vater beauftragt hatte. Mit reichen, von
praktischen Erfahrungen befruchtetem Wissen war der junge Dingler an die Seite
seines Vaters getreten.
Seine erste bemerkenswerte Aeußerung über die Richtlinien der Schriftleitung findet
sich in einem an den Freiherrn Georg v. Cotta gerichteten Briefe vom 20. Februar
1834: „Sie schreiben meinem Vater, daß man Ihnen die Bemerkung gemacht hat, das
polytechnische Journal enthalte zu Viel nur für England Anwendbares. Ich glaube,
daß man von dem bisher befolgten Plane nicht abgehen kann, ohne den Werth dieser
Zeitschrift bedeutend zu schmälern. Sie ist die einzige in Deutschland, welche
alle englischen patentierten Erfindungen mittheilt und da man gegenwärtig gar
kein Journal – nicht einmal in Frankreich oder England – – besitzt, welches
dafür ein vollständiges Repertorium wäre, so sehen sich die deutschen
Schriftsteller über Technik genöthigt, stets das polytechnische Journal zu
citieren, um nicht auf ein Heer von fremden Zeitschriften verweisen zu müssen,
die man nicht einmal auf den Staatsbibliotheken vorfindet. Es ist übrigens sehr
schwer zu sagen, was nur für England paßt und nicht auch für Deutschland;
gewöhnlich meint man damit die Dampfmaschinen und die Eisenbahn; aber erstere
vermehren sich in Deutschland mit jedem Jahre und letztere gewinnen für uns ein
immer größeres Interesse. Auch kann man, wenn eine Maschine an und für sich in
Deutschland nicht anwendbar ist, deßwegen nicht behaupten, daß ein Mechaniker
aus ihrer Beschreibung keinen Nutzen zieht; er kann einzelne Theile derselben in
der Regel bei Maschinen zu anderen Zwecken benutzen, und sie wird ihm dadurch
wichtig. Dahin gehört zum Beispiel die compendiöse Einrichtung bei den Kesseln
der Dampf wagen etc.
Auch hat die Erfahrung gelehrt, daß bei diesem System das polytechnische Journal
auf die größte Verbreitung rechnen kann. Die preußischen Gewerbsverhandlungen,
welche nur bereits ausgeführte und in Deutschland unmittelbar anwendbare
Maschinen liefern, mit vortrefflichen Kupfern, habe ich noch in wenig Fabriken
und Lesecirkeln gefunden und sie können offenbar nur durch den Gewerbsverein
aufrecht erhalten werden. Das Magazin der neuesten Entdeckungen, welches im
vorigen Jahre nach einem ausgedehnten Plane bearbeitet wurde, scheint die
Concurrenz auch nicht in die Länge halten zu können. Erdmanns Journal für
technische Chemie, welches fast blos mehr hüttenmännische Abhandlungen lieferte,
soll jetzt mit Schweiggers Jahrbuch der theoretischen Chemie vereinigt werden;
und so sind noch viele andere in der letzteren Zeit begonnene technische
Zeitschriften am Absterben, während sich das polytechnische Journal einer so
großen Verbreitung erfreut.“ 1838 bereicherte er den Inhalt des
polytechnischen Journals durch regelmäßige Bearbeitung einer russischen technischen
Zeitschrift. Hierüber schrieb er: „Das russische Journal für Manufakturen wurde
mir von Dr. Widemann mitgeteilt; der uns auch das Brauchbare übersetzt, wobei
freilich eine bedeutende Revision nöthig ist, weil die russische Sprache
eigentlich keine fixe Nomenclatur für technische Gegenstände hat, indem es über
solche bis jetzt noch keine russischen Schriftsteller giebt. Es verspricht in
der Folge manche Ausbeute und durch dasselbe wird uns also eine neue Quelle
eröffnet, die nur wenigen zugänglich ist.
Im Jahre 1845 wünschte der Verleger für die Herstellung der Abbildungen eine
weitgehende Verwendung von Holzschnitten, die, anstatt wie Steindruck und Kupfer,
auf besonderen Tafeln gefertigt zu werden, dem Texte unmittelbar beigedruckt werden
sollten. Emil Maximilian Dingler antwortete darauf: „Hinsichtlich der
Holzschnitte bin ich bisher dem Grundsätze gefolgt, welchen alle gute, so wohl
technische als wissenchaftliche Zeitschriften in England und Frankreich
fortwährend beobachten. – Dieselben liefern nämlich nur solche Zeichnungen in
Holzschnitten, welche nicht sehr compliciert sind, worin keine große Genauigkeit
in den Dimensionen der Details beybehalten werden mus, kurz welche mehr
Ansichten der Gegenstände zur Verständigung derselben darzustellen haben und
deren Beschreibung den Raum einer Columne nicht
überschreitet, so daß der Leser der Abbildung die Beschreibung stets
gegenüber hat.
Textabbildung Bd. 335, S. 78
Dr. Kast.
Textabbildung Bd. 335, S. 78
Prof. Zeman.
Textabbildung Bd. 335, S. 78
Prof. Dr. Engler, Exzellenz.
Während daher auch in England Lehrbücher der Physik, Chemie, Mechanik pp.
ausschließlich mit Holzschnitten versehen, in Menge erschienen sind, deren
Abbildungen zu diesem Zweck sich vollkommen eignen, weil die Figuren nur
sogenannte Aufrisse der Apparate vorzustellen haben, wie es auch in sämtlichen
bey Vieweg erschienenen derartigen Werken der Fall ist, – enthalten dagegen die
guten engl. technischen und wissenschaftlichen Zeitschriften verhältnismäßig
sehr wenig Holzschnitte. Einerseits sind nämlich die meisten Abbildungen zu
compliciert als daß sie in kleinem Maaßstab als Holzschnitt noch deutlich genug
bleiben, andrerseits nimmt die Beschreibung derselben oft 5 bis-8 Columnen ein,
so daß dem Leser die Vergleichung mit der Figur ungemein erschwert würde,
während er die Abbildung auf einer herausgeschlagenen Lithographierten Tafel
stets vor Augen behält. Endlich kommt die Ausführung einer so großen Anzahl von
kleinen Figuren, wie sie auf einer Lithogr. Platte vereinigt werden können, in
Holzschnitten, unverhältnismäßig hoch zu stehen, während bey denselben die
Schärfe und Reinheit der Lithograph. Zeichnung doch nie erreicht wird.
Das Mechanics-Magazine ist die einzige mir bekannte Zeitschrift, welche alle
Abbildungen in Holzschnitt liefert; dieselbe ist der Tummelplatz der engl.
kleinen Mechaniker und Gewerbsleute, denen großenteils wissenschaftliche
Kenntnisse fehlen und enthält daher ein Gemisch von praktisch Brauchbarem, mit
viel mehr mittelmäßigem und ganz Schlechtem. Die Holzschnitte sind darin so roh,
daß ein deutsches Publikum sich schwerlich damit begnügen würde.“
1862 schlug Cotta dem Herausgeber vor, in einer Begleitnote des ersten
Januarheftes, von seiner Seite eine Erklärung abzugeben, daß er fortwährend bemüht
sein werde, das Journal seinem Zwecke entsprechend auszustatten. Dingler erklärte:
„Ihrem bestgemeinten Vorschlage vermag ich nicht beizustimmen, denn ich würde
dadurch einen sehr befremdenden Eindruck bei den sachverständigen Lesern des
Journals hervorrufen, welche alle recht wohl wissen, daß ich einerseits keinen
litterarischen Rückschritt mache und andererseits stets mit vollen Segeln fahre,
wie es bei einem Fachjournal die litterarische Ehre gebietet.“
In der Tat hatte sich auch die Auflage stets erhöht. 1843 betrug sie 1400 Exemplare.
Das Honorar der Herausgeber, mit dem sie wie bisher alle Kosten der Schriftleitung
bestreiten mußten, war auf fl 5000 festgesetzt worden. 1855 war die Auflage 1700.
Für das Honorar wurde eine neue Berechnung vereinbart: bei einer Auflage von, 1700
Exemplaren erhielt Dingler fl 6000 und für jedes weitere oder fehlende Exemplar
wurden fl 3
zu oder abgerechnet. 1863 war der Absatz um weitere 200 Exemplare gestiegen.
In diesem Jahre starb Georg v. Cotta. Die Geschäftsleitung ging auf seinen Sohn Carl
über.
1873 beabsichtigte der Verlag, den Bezugspreis wegen der gesteigerten Drucklöhne,
Papierpreise etc. auf 12 Thlr. (fl 21) zu erhöhen. Dingler erklärte sein
Einverständnis, weil er den Preis von 12 Thlrn mit dem Preise der zunächst
konkurrierenden technischen Zeitschriften bezüglich Bogenzahl und Figurentafeln in
angemessenem Verhältnis stehend fand. Zwei Aufzeichnungen, von 1825 und 1855, bieten
einen Einblick in die Entwicklung der Herstellungspreise. Ich glaube, es ist
interessant, auch hierüber etwas zu erfahren. Zum Vergleiche will ich die Preise der
jüngsten Vergangenheit heranziehen und dabei das Format von 1825 und 1855 der
Berechnung zu Grunde legen. Es kosteten:
1000 Bogen Papier Gr. 8°
1825
1855
1913
am 1. 3. 1920
fl 6,40 = M 10,85
fl 8,20 = M 13,94
M 6,–
M 120,–
Satz und Druck eines Bogens
1825
1855
1913
am 1. 3. 1920
fl 10,– = M 17,–
fl 15,87 = M 26,97
M 66,10
M 388,34.
Ende März 1874 – wenige Monate vor seinem Tode – legte Dingler die Schriftleitung
nieder. Um seinen und seines Vaters Namen auf immer mit dem Journal zu verbinden,
wurde es unter dem Titel „Dinglers polytechnisches Journal“ fortgeführt. Am
9. Oktober
1874 starb er. R. Karmarsch hat ihm am Anfang des 214. Bandes einen warm
empfundenen Nachruf gewidmet.
Von Dingler ging die Leitung des Journals auf Johann Zeman und Dr. Ferdinand
Fischer-Hannover über. Zeman ging zunächst nach Augsburg und übte die Schriftleitung
im Hauptberuf aus. 1881 folgte er aber einem Rufe nach Stuttgart als Professor für
mechanische Technologie. Seitdem wurde das Journal in Stuttgart hergestellt. 1886
schied Dr. Fischer aus. An seine Stelle trat Dozent Dr. Hermann Käst in Karlsruhe.
Der derselben Hochschule angehörende Hofrat – jetzige Exzellenz – Professor Dr. C.
Engler wirkte bei der Herausgabe des Journals mit. 1887 trat Prof. Zeman zurück, und
für ihn wurde der Ingenieur Hollenberg gewonnen, der von Oktober 1898 an mit Prof.
W. Pickersgill-Stuttgart zusammen die Herausgabe leitete, die von 1899 letzterer
allein übernahm. Im Jahre 1891 wurde das kleine Format aufgegeben und das jetzige
eingeführt. Die fortgeschrittene Technik der Wiedergabe von Abbildungen ermöglichte,
dem Text gute, auch in Einzelheiten klare Bilder beizudrucken, so daß auf die Tafeln
verzichtet werden konnte. Die Abbildungen wurden jetzt mit dem Text vereint, im
Interesse der Klarheit der Darstellungen und der Gegenüberstellung von Bild und Text
aber das Format vergrößert.
Textabbildung Bd. 335, S. 79
Ingenieur Hollenberg.
1897 war die Zeitschrift aus der Cotta'schen Buchhandlung auf Arnold Bergsträsser in
Stuttgart übergegangen. Der Preis wurde 1891 auf M 24 ermäßigt. Am 1. Oktober 1902
kam das Journal nach Berlin in den Verlag Richard Dietze, in dem es heute seinen
100jährigen Geburtstag feiert. Dieser Uebergang nach Berlin veranlaßte auch einen
Wechsel der Schriftleitung. Sie übernahm Geheimrat Prof. Rudeloff, der Direktor des
Materialprüfungsamts Berlin-Lichterfelde. 1911 wurde Geheimrat Prof. Romberg sein
Nachfolger, aus dessen Händen die Herausgabe des Journals am 1. Oktober 1912 an
Geheimrat Prof. Dr. Eugen Jahnke, den jetzigen Rektor der Technischen Hochschule
Berlin-Charlottenburg, überging. Von ihm wird unter Mitwirkung des Oberingenieurs
August Rotth das Journal noch heute herausgegeben.
Textabbildung Bd. 335, S. 79
Prof. Pickersgill.
Textabbildung Bd. 335, S. 79
Prof. Dr. E. h. Rudeloff, Geh. Reg.-Rat.
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Prof. Romberg, Geh. Reg.-Rat.
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Prof. Dr. Jahnke, Geh. Berg-Rat.
Allen den Männern, die in den 100 Jahren im Namen technischer Wissenschaft treu dem
Journale gedient haben, sind wir heute wärmsten Dank schuldig. Sie haben vielen
viel, jedem etwas gegeben. Wenn heute die deutsche technische Wissenschaft in einer
von der Technik der ganzen Welt anerkannten Bedeutung dasteht, so ist es nicht
unbescheiden, dem Journal und den Männern, die es geleitet haben, einen bedeutenden
Teil des Verdienstes um die Entwicklung zuzuschreiben. Eine Umfrage anläßlich des
100-Jahr-Festes hat ergeben, einer wie weiten Verbreitung Dinglers polytechnisches
Journal sich erfreut. Kaum in einer großen Bibliothek dürfte es fehlen. Die meisten
besitzen es in ununterbrochener Reihe seit 1820. In zahlreichen technischen Schulen
des In- und Auslandes wird das Journal gelesen. Viele nach 1820 gegründete Schulen
schrieben, daß sie die früheren Jahrgänge nachträglich angeschafft hätten. Die
dauernd bei dem Verlage eingehenden Bestellungen auf Hefte älterer Bände legen
beredtes Zeugnis davon ab, daß das Journal noch heute für jeden Techniker eine
Fundgrube wissenschaftlicher Erkenntnis ist. Ich hätte gerne eine statistische
Aufstellung über seine Verbreitung diesem Aufsatze beigefügt, aber dazu waren viele
Antworten nicht genau genug, viele auch ganz ausgeblieben, so daß sich ein klares
Bild nicht ergeben hätte.
Möge sich das Journal in seinem zweiten Jahrhundert zu seinen alten neue Freunde
erwerben, möge es blühen im Dienste der technischen Wissenschaft, getreu dem Worte
Emil Maximilian Dinglers: „Die Wissenschaft ist der Leitstern der Praktik und
diese, ohne jene, verirrt sich leicht im düsteren und unbegrenzten Reiche der
Möglichkeit.
W. Dietze.