Titel: | Einige Probleme der Porzellanindustrie im Wechsel der Zeiten. |
Autor: | Felix Singer |
Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 97 |
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Einige Probleme der Porzellanindustrie im Wechsel
der Zeiten.
Von Dr-Ing. Felix
Singer, Selb.
SINGER: Einige Probleme der Porzellanindustrie im Wechsel der
Zeiten.
Während die Vorläuferin der Porzellanindustrie, die Töpferei, zu den ältesten
Kulturerrungenschaften des Menschengeschlechtes gehört und viele hunderttausend
Jahre alt ist, verdankt die oberste Stufe keramischer Erzeugnisse, das Porzellan,
seine Entstehung wahrscheinlich einer verhältnismäßig späteren Zeit. Porzellan wurde
von den Chinesen durch Zufall entdeckt, seit dem 9. Jahrhundert n. Christi
fabriziert und zu großer Vollkommenheit gebracht. Nach Europa kam chinesisches
Porzellan zuerst durch den Venetianer Marco Polo im
Jahre 1295. Die allgemeine Bewunderung und außergewöhnliche Beachtung, die das
chinesische Porzellan im Laufe der nächsten Jahrhunderte in Europa fand, ist die
Ursache für die zahllosen Versuche zur Nachahmung dieses Produktes, die schließlich
im Jahre 1709 zu seiner Erfindung und Herstellung in Deutschland führten.
Porzellan ist die Bezeichnung für jene Tonwaren, die vollkommen gesinterten, dichten
Scherben mit
muscheligem Bruch, weiße Farbe und Transparenz, große Sprödigkeit und Härte,
sowie große chemische und mechanische Widerstandsfähigkeit besitzen. Porzellan
entsteht in erster Linie aus Kaolin, Quarz und Feldspat. Der in der Natur
vorkommende Rohkaolin wird geschlämmt und dadurch von seinen anhaftenden
Begleitmaterialien und Unreinigkeiten befreit; er ist das plastische und formbare
Material, das die Hälfte der ganzen Porzellanmasse ausmacht. Die andere Hälfte setzt
man aus gleichen Teilen von reinstem, möglichst eisenfreien Quarz und Feldspat
zusammen. Diese Rohstoffe werden auf geeigneten Maschinen feinst zerkleinert, naß
innig vermählen, das überschüssige Wasser durch Pressen bis auf einen Gehalt von
25-30 v. H. entfernt und die so entstandene Porzellanmasse durch Drehen in ihrer
plastischen Form, durch Gießen nach geeigneter Verflüssigung durch Zusatz von Wasser
und etwas Soda und durch Stanzen der ziemlich getrockneten und mit etwas Petroleum
und Oel angemachten Masse verarbeitet und so in die endgültig gewünschte Form
gebracht. Nach dem Trocknen, Verputzen usw. werden die Formstücke bei etwa 800° C
gebrannt („verglüht“). Die Porzellanmasse verliert durch die sich hierbei
vollziehende Abgabe des chemisch gebundenen Wassers ihre Plastizität und erhält eine
etwas größere Festigkeit. Immerhin aber bleibt die Masse noch außerordentlich
brüchig und porös (etwa 30 v. H.) und überzieht sich infolge dieser Porosität beim
Eintauchen des verglühten Stückes in eine wässerige Suspension des ungebrannten
Glasurpulvers mit einer gleichmäßig dünnen Schicht dieses Materials. Nun wird die
Glasur an der Fußstelle abgeputzt, die Stücke in Kapseln aus Schamotte eingefüllt
und bei etwa 1400° C gebrannt. Die Porzellanmasse schwindet hierdurch etwa 20 v. H.,
verdichtet sich und wird durchscheinend, während die dünne Glasurschicht hierbei
schmilzt und glasartigen Charakter annimmt.
Das Bestreben, dem chinesischen Porzellan gleiche bzw. ähnliche Produkte
herzustellen, führte zunächst in Holland in einer Nachahmung zum Ziel. In Delft
wurden bereits im 16. Jahrhundert Töpferwaren erzeugt, deren Gestalt und Dekoration
vielfach äußerlich getreue Abbilder der ostasiatischen Muster vorstellen. Die
Technik ist jedoch eine grundsätzlich verschiedene. Während Porzellan weißen,
dichten und transparenten Scherben besitzt, hat die Delfter Fayencemasse schmutzig
gelbe Farbe, ist porös und nicht durchscheinend. Sie erhält ihre äußerliche
Aehnlichkeit mit dem weißen Porzellan durch eine undurchsichtige, deckend weiße
Glasur. Die Delfter Töpfereien gewannen mit ihren Waren Weltruf und beherrschten
neben den asiatischen echten Porzellanen mit ihren Erzeugnissen den Markt bis zur
wirklichen Erfindung des Porzellans Anfang des 18. Jahrhunderts. Die Delfter
Industrie verfiel dann, und erst in der allerletzten Zeit wurde die geschilderte
Fayencetechnik, die künstlerisch hohen Wert besitzt, wieder speziell gepflegt.
Veiten bei Berlin gilt als Zentrum dieser Industrie.
Neben, einer weiteren Nachahmung des chinesischen Porzellans in Frankreich durch
entglastes Glas (sogenanntes Reaumur-Porzellan), welches aber niemals praktische
Bedeutung erlangte, führten die Versuche zur Herstellung des gesuchten Produktes in
Frankreich zum „Frittenporzellan“. Die Grundlage dieser Masse bildet, wie in
China der plastische Kaolin, die Verdichtung dieses Rohstoffes bei der gegebenen
Brenntemperatur, erfolgte jedoch nicht wie beim ostasiatischen Porzellan durch die
natürlichen Gesteine, Feldspat und Quarz, sondern durch einen künstlichen Glasfuß,
eine „Fritte“. Dieses Fritten- oder Weichporzellan wurde künstlerisch zu
hoher Blüte gebracht, hat sich industriell jedoch nicht dauernd zu halten
vermocht. Lediglich für kunstgewerbliche Zwecke hat die französische
Staatsmanufaktur in Sevres die Fabrikation des Frittenporzellans vor einigen
Jahrzehnten wieder aufgenommen.
Wieder andere Wege ging die englische keramische Industrie. Hier erfand Wedgwood das Steingut, dessen weißer Scherben mit
durchsichtiger Glasur äußerlich den dem Porzellan ähnlichsten Eindruck erzeugt.
Qualitativ jedoch wird das Porzellan nicht vom Steingut erreicht, denn dieses
besitzt keinen dichten Scherben, sondern ist porös und dadurch leichter brüchig.
Auch ist die blei- und giftfreie Porzellanglasur erheblich härter, als die
Bleiglasur des Steinguts. – Künstlerisch die höchsten Effekte sind mit dem
englischen Knochenporzellan zu erzielen. Bei diesem bildet auch der plastische
Kaolin die Grundlage; die Verdichtung erfolgt aber wie beim französischen
Frittenporzellan nicht durch natürlich vorkommende Gesteine, sondern im vorliegenden
Fall durch gebrannte Knochen. Der Arbeitsgang ist etwas anders wie beim deutschen
Hartporzellan, denn das englische Produkt wird zuerst bei etwa 1300° C dicht und bis
zur Sinterung gebrannt und erst in diesem Zustand mit einer leichtflüssigen und im
Vergleich zur Härtporzellanglasur weichen Bleiglasur überzogen, die nun erst bei
verhältnismäßig niedriger Temperatur (etwa 800° C) glatt gebrannt wird.
Das qualitativ höchste Produkt, das europäische Hartporzellan, wurde im Jahre 1709
durch Böttcher in Meißen erfunden. Diese Erfindung der
Porzellanherstellung aus Kaolin, Quarz und Feldspat bildet die Grundlage dieser
gesamten Industrie. Von Meißen aus nahm diese Fabrikation ihren Ausgang, gelangte
1720 nach Wien, 1740 nach Höchst, 1743 nach Fürstenberg, 1750 nach Berlin, 1755 nach
Frankenthal, 1756 nach Petersburg, 1758 nach Nymphenburg, 1772 nach Kopenhagen
usw.
Zunächst wurde das Porzellan zur Nachahmung der chinesischen Vorbilder benutzt, und
es ist tatsächlich staunenswert, wie rasch alle Einzelheiten der Technik so
vollkommen beherrscht wurden, wie dies für die Genauigkeit der Nachbildung
erforderlich war. Das Abgehen von diesen Vorbildern und die Selbständigkeit der
europäischen Hartporzellantechnik sind die erste Entwicklungsstufe dieser Industrie
auf dem Wege der Vormachtstellung dieses Produktes unter allen keramischen
Erzeugnissen. Den Zeitansprüchen gemäß wurde Porzellan zuerst für kostbare
Tafelservice und Luxusgegenstände aller Art benutzt, sowie für figürliche Arbeiten
des Kunstgewerbes. Die Ansprüche an diese Porzellane sind neben den technischen
Bedingungen vor allem dekorativer- Art. Die Masse soll möglichst rein weiß sein und
große Transparenz besitzen. Die Verzierungen sollen sich in allen Farben durchführen
lassen und sich dabei vorteilhaft von der Färbe der Massen abheben. – Die Reinheit
der Farbe und die Nuancierung der Masse gehörten jahrzehntelang zu den wichtigsten
Aufgaben des Feinkeramikers. Es kam sowohl auf rein weiße Farbe an, als auch auf
gewisse Nebentöne, die dem Porzellan seinen besonderen Charakter geben. Während die
chinesischen Porzellane fast durchweg einen bläulichen, grünlichen bis
hellgraulichen Stich besitzen und man in Europa bei den ersteh Nachahmungen bemüht
war, diese Nuance originalgetreu wiederzugeben, ging man später selbständige Wege
und bemühte sich, einmal das Weiß so rein als möglich zu erzielen, andererseits
einen elfenbeingelben Ton hervorzubringen, auf dem die Farben vorteilhafter standen,
von dem sie sich nicht gar so hart und kalt abhoben, wie vom reinen Weiß. Die Lösung
dieser Massefarbfragen wurde nach zwei Methoden
durchgeführt, einmal durch das Brennverfahren, zweitens durch geeignete
chemische Zusätze. Trotz aller Bemühungen, möglichst reine und farbstoffreie
Rohstoffe zur Massenherstellung zu benutzen, um eine gleichmäßig und rein weiße
Porzellanbrennfarbe zu erzielen, enthalten doch sowohl der Kaolin als auch der Quarz
und Feldspat stets geringe Mengen von Eisenoxyden. Im reduzierenden Brand wird
dasselbe in die graugrüne und verhältnismäßig helle Oxydulform übergeführt, so daß
das reduzierend gebrannte Porzellan im wesentlichen weiß erscheint, bzw. je nach der
Größe des Eisenoxydulgehaltes die farbigen Nuancen der ostasiatischen Porzellane
annimmt. Oxydierende Brennatmosphäre führt die Eisenverbindungen in die gelbe
Oxydform über, die dem Porzellan einen angenehmen Elfenbeinton verleiht. Während in
der Steingut- und Glasindustrie gewisse Nuancen durch den Zusatz der
Komplementärfarben kompensiert werden, ist dieses Verfahren in der
Porzellanindustrie nicht gebräuchlich, der Zusatz gewisser Metalloxyde verfolgt
vielmehr immer den Zweck der absichtlichen Massefärbung.
Die Porzellanglasur soll möglichst hohen Glanz besitzen, sehr durchsichtig sein und
reliefartige Verzierungen dev Porzellanmasse scharf erkennen lassen, Vertiefungen
also nicht durch Zusammenfließen in dickeren Schichten ausfüllen. Die Glasur ist
physikalisch als ein Glas anzusprechen, chemisch unterscheidet sie sich jedoch nicht
unbeträchtlich von den gebräuchlichen Gläsern. Gläser und Glasuren sind in gleicher
Weise Alkalierdalkalisilikate, während jedoch in den Gläsern die Alkalien und das
Erdalkali (Kalk) einander die Wage halten, überwiegen in den Porzellanglasuren die
Erdalkalien bei weitem, die zudem nicht nur aus Kalk, sondern häufig auch aus
Magnesia bestehen. In den Gläsern bleibt normaler Weise das Verhältnis von
Flußmitteln zu Kieselsäure ungefähr wie 1 zu 3, während in den Porzellanglasuren
häufig das Verhältnis 1 zu 10 erreicht wird und im Gegensatz zu den im wesentlichen
tonerdefreien oder -armen Gläsern beträchtliche Mengen von Tonerde in die feste
Lösung mit eintreten. Die verwendeten Flußmittel haben im Verlauf der
Porzellantechnik nicht unbeträchtliche Veränderungen erfahren. Während ursprünglich
reine Kalkglasuren Verwendung fanden, ersetzte man nachher und bis zum heutigen Tage
Teile des Kalkes durch Kali und Magnesia und erzielte dadurch die bessere
Entwicklung von Unterglasurfarben und eine größere Glasurtransparenz. Die
gelegentliche Verwendung von Zinkoxyd an Stelle von Kalk dient demselben Zweck,
erscheint aber heute angesichts der Metallknappheit unzweckmäßig. Mit der größeren
Verbreitung der Unterglasurfarben trat die Notwendigkeit der größeren
Durchsichtigkeit der Glasur besonders in den Vordergrund und ein Zusammenpassen mit
den Farben; diese müssen gut zur Entwicklung kommen, dürfen durch die Glasur, keine
ungünstige Veränderung ihrer Nuance erfahren und nicht austreten. – Wie dies bereits
der Name sagt, liegen die Unterglasurfarben unter der Glasur. Sie werden auf das
verglühte Porzellan durch Handmalerei, Schablone, Spritzen, Stahlstich, Buntdruck
usw. aufgebracht, nun die Glasur darüber gelegt und das ganze Stück in einem Brand
(bei etwa 1400° C) gebrannt. Bei dieser hohen Brenntemperatur und der reduzierenden
Brennatmosphäre sind nur die wenigsten Stoffe keramisch farbgebend. Man verfügt über
Blau durch Kobaltoxyd, Grün durch Chromoxyd, Schwarz durch Uranoxyd und Rosa durch
Gold. Will man lebhaftere Farben erzielen, so muß man das Verfahren der
Aufglasurtechnik benutzen.. Das bei 1400° C fertig weiß gebrannte Porzellan wird auf
der glatten, glänzenden Glasur mit geeigneten keramischen Farben bzw. Gold bemalt
(bespritzt, durch Buntdruck, Stahlstich, Stempel usw. verziert) und nun einem
neuen weiteren Brand bis etwa 800° C ausgesetzt. Bei dieser niedrigeren Temperatur
stehen dem Porzellanmaler alle gewünschten Nuancen zur Verfügung. Die
Hauptschwierigkeit ist hierbei ein gewisses Zusammenpassen von Masse, Glasur und
Farben, so daß keine inneren Spannungen entstehen, die durch die Bildung von
Glasurrissen, Farbrissen, Farbabblättern oder der Zertrümmerung des Gesamtscherbens
zur Auslösung kommen. Die auf der Glasur aufsitzenden Aufglasurfarben sind bis zu
einem gewissen Grade durch mechanische Beanspruchung abnutzbar. Aus diesem Grunde
ist die Unterglasurdekoration als die höherwertige anzusprechen. Ihrer allgemeinen
Verbreitung steht lediglich der geringe Umfang der verfügbaren Farbpalette im Wege.
Deshalb war es stets das Bestreben der Keramiker, diese
Porzellanunterglasurfarbenpalette genügend zu erweitern. Zwei Wege führen zu diesem
Ziele. Einmal die Benutzung oxydierenden Feuers, das die Farben an sich stärker und
reicher zur Entwicklung bringt, als die reduzierende Flamme, zweitens die
Herabsetzung der Brenntemperatur (speziell in Kombination mit oxydierendem Brand).
Diese Lösung bedingte die Herstellung besonderer Massen, Glasuren usw. Der erste
wissenschaftliche Keramiker Deutschlands, Seger, hat sich
mit diesem Problem besonders eingehend beschäftigt, und Segerporzellan ist nach ihm
die Bezeichnung für das von ihm speziell hergestellte Weichporzellan, das einer
außerordentlich gesteigerteren künstlerischen und kunstgewerblichen Verwendung fähig
ist, wie das normale Hart-Porzellan.
Weit über 100 Jahre nach der europäischen Erfindung des Porzellans wurde dieses
Material ausschließlich für Luxusgeräte aller Art, Kunstfiguren, Tafelservice und
Gebrauchsgegenstände des täglichen Haushalts und ähnliche Verwendungszwecke benutzt.
Erst verhältnismäßig spät setzt die Porzellanbenutzung für technische Zwecke ein,
vor allem für elektrotechnischen und chemischen Gebrauch. Mit diesen neuen
Verwendungsgebieten treten vollkommen neue Aufgaben an den Keramiker heran, denn das
Material wird absolut anderen Ansprüchen unterworfen. Die geschmackliche Beurteilung
des Porzellans tritt vollkommen zurück; es ist gleichgültig, ob eine Porzellanmasse
für elektrische Isolatoren oder chemische Abdampfschalen rein weiß, elfenbeingelb
oder bläulich ist, ob die Glasur reine glasige Durchsichtigkeit oder eine geringe
Trübung besitzt, ob die Masse große Transparenz zeigt oder vollkommen
lichtundurchlässig ist, weder Unterglasur noch Aufglasurfarben gelangen zur
Verwendung. Dagegen treten folgende neue Beanspruchungen an das Material:
Temperaturwechselbeständigkeit, Widerstandsfähigkeit gegen chemische Reagentien,
elektrische Durchschlagsfestigkeit bzw. Isolierfähigkeit, mechanische
Beanspruchungen aller Art wie: Zugfestigkeit, Druckfestigkeit, Biegungs-, Torsions-,
Scherfestigkeit bei konstanter, sich allmählich steigender bzw. plötzlicher
stoßweiser Belastung. Infolge der großen Sprödigkeit des Materials ist gerade seine
wechselnde Widerstandsfähigkeit gegen plötzliche, stoßweise Beanspruchungen von
besonderem Interesse und sehr großer Bedeutung für die Technik.
Als chemische und elektrische Geräte benötigt wurden, für die aus allgemeinen Gründen
Porzellan als Werkstoff geeignet erschien, wurden zunächst auch für diese
Spezialzwecke ohne weiteres die bisher anderen Zwecken dienenden Massen verwendet
und die Anpassung derselben an die besonderen Ansprüche versucht. Für chemische
Zwecke, Laboratoriumsporzellan, erfolgte diese Spezialisierung ziemlich rasch und
erfolgreich. Massen mit verhältnismäßig niedrigem Ausdehnungskoeffizienten
und dazu passender Glasur besitzen eine sehr erhebliche Widerstandsfähigkeit
gegen plötzlichen Temperaturwechsel. Die Unangreifbarkeit der Glasur gegen chemische
Reagenzien, speziell Säuren und Basen, wurde durch eine Erhöhung der
Silizierungsstufe und des Tonerdegehaltes gefördert. Für Isolatoren werden zwar auch
besondere Massen benutzt, die sich praktisch bewähren, das Bewußtsein jedoch, daß
die Beanspruchungen auf diesem Gebiet mit der rasch vorwärts schreitenden
Entwicklung der Elektrizitäts-Industrie und der angrenzenden Gebiete der Technik
ständig wachsen und die Lösung der neu gestellten Anforderungen eine
Qualitätssteigerung bedingt, veranlaßt die Porzellanindustrie, in dieser Richtung zu
arbeiten. Die größte Schwierigkeit bieten hierbei die Prüfungsmethoden zur
Qualitätsunterscheidung. Während die Eigenschaften der Metalle und der meisten
Konstruktionsmaterialien der Technik genau bekannt und erforscht sind, ist dies beim
Porzellan noch nicht durchgehend der Fall. Sogar die in der Technik sonst üblichen
Prüfungsmethoden mechanischer Werkstoffeigenschaften, wie Zug und Druckprüfung usw.,
sind nicht ohne weiteres auf das spröde Porzellan übertragbar. Erst die letzte Zeit
hat die Ausarbeitung materialgerechter Prüfungsmethoden gebracht. Bisher existieren
in der Literatur über die mechanischen Eigenschaften des Porzellans drei Werte,
nämlich für die Zugfestigkeit 1300–2000 kg/cm2),
die Druckfestigkeit (4780 kg/cm2) und die
Biegefestigkeit (490 kg/cm2) bei konstanter bzw.
allmählich steigender Belastung. Von diesen Werten ist mindestens die erste Zahl
falsch, d.h. etwa zehnmal zu hoch. Die gegenwärtigen AusarbeitungenDr.-Ing. Ernst Rosenthal: „Die mechanischen
Eigenschaften keramischer Massen und exakte Prüfungsmethoden
derselben“ (Berichte der technisch-wissenschaftlichen Abteilung des
Verbandes keramischer Gewerke in Deutschland, Heft 5, 1919, S.
23). der Prüfungsverfahren feinkeramischer Materialien benutzen,
soweit es sich um die obengenannten Bestimmungen bei konstanter Belastung handelt,
die im Materialprüfungswesen hierfür allgemein bekannten Maschinen benutzt: die
hydraulischen Zug- und Druckpressen zur Bestimmung von Zug- und Druckfestigkeit,
während die Biegefestigkeit und Elastizität an Porzellanstäben und ihrer
Durchbiegung mittels Hebelübersetzung festgestellt wird. Die Schwierigkeiten dieser
Prüfungen liegen nicht in der bereits allgemein bewährten Maschinerie, sondern in
der Herstellung der hierfür benötigten Porzellanprobekörper. Die außerordentliche
Sprödigkeit des Materials und sein Herstellungsprozeß bedingen häufig statt der zu
prüfenden einfachen Eigenschaften zusätzliche Beanspruchungen, die das
Prüfungsergebnis maßgebend zu beeinflussen vermögen und sich nur durch besondere
Vorsichtsmaßregeln ausschalten lassen. Unter diesen Voraussetzungen erhält man für
die konstanten Belastungen von Porzellan sehr günstige Festigkeitsziffern, die zum
Teile die Werte für Gußeisen erreichen. Die einzelnen Porzellansorten unterscheiden
sich bei diesen Prüfungen wohl deutlich voneinander, man kann hierdurch jedoch nicht
die charakteristischen und prinzipiellen Abweichungen erklären, die die
verschiedenen Massen im praktischen Gebrauch unzweifelhaft erkennen lassen.
Dieselben haben ihre Ursache in der wechselnden Zähigkeit der Materialien und ihrer
verschiedenen Widerstandsfähigkeit gegen plötzliche Beanspruchungen, gegen momentan
auftretenden Stoß oder Biegung. Ein grundsätzlicher Zusammenhang zwischen den
Prüfungsziffern für konstante Belastung und den Ergebnissen der Schlagprüfungen ist
noch nicht erwiesen, vielmehr kommen gelegentlich Massen vor, die bei sonst guter
Druckfestigkeit sehr ungünstige Schlagdruckzifern, bei guter und normaler.
Durchbiegungsfestigkeit große Schlagbiegefestigkeit besitzen und dergleichen, Da
ganz allgemein die Prüfungsziffern für die Schlagbeanspruchungen vor den
Festigkeitszahlen für konstante Belastungen das größere Interesse besitzen, ist das
wechselnde Verhältnis der Schlagprüfungszahlen untereinander besonders
beachtenswert. Es gibt Massen, die die durchschnittliche Schlagbiegefestigkeit
übertreffen und gleichzeitig eine Schlagdruckfestigkeit besitzen, die tief unter dem
Normalen steht. Da aber die beiden Schlagbelastungen für das Porzellan gleich
wichtig sind, stellen nur die Spezialmassen eine wirkliche Qualitätssteigerung vor,
deren Schlagbiege- und Schlagdruckfestigkeit gleichzeitig den normalen Durchschnitt
der allgemeinen Porzellaneigenschaften charakteristisch übertreffen. Von besonderem
Interesse ist hierbei, daß diese Spezialmassen scheinbar auch bei konstanter
Belastung die höchsten Werte ergeben. Durch die Reihe systematischer
UntersuchungenDr.-Ing. Ernst Rosenthal, Selb, und Dr.-Ing. Felix Singer, Selb: „Die mechanischen
Eigenschaften des Porzellans und exakte Prüfungsmethoden zu ihrer
Bestimmung“ (in der Elektrotechnischen Zeitschrift 1920).
wird eine prinzipielle Qualitätssteigerung nach jeder Richtung erstrebt.
Alle elektrischen Hochspannungszwecken dienenden Porzellanisolatoren werden gemäß
Spezialvereinbarungen der Verbraucher und Erzeuger vor Uebernahme nach bestimmten
Normen durch Wechselstrom geprüft, um hierdurch eventuell vorhandene Fehlstücke
festzustellen und auszuschalten. Die Bestrebungen der letzten Zeit gehen auf Ersatz
der Wechselstromprüfung durch eine neuartige Gleichstromstoßprüfung. Audi diese
Ausarbeitung eines neuen Prüfungsverfahrens verfolgt den Zweck der
Qualitätssteigerung.
Auftretende Fehler an mehrteiligen, mittels Zement miteinander verbundenen
Hochspannungsisolatoren führte zu der Erkenntnis, daß bereits der an sich so
außerordentlich geringe Unterschied der Wävmeausdehnungskoeffizienten (Prozellan
0,00000379, Zement 0,00001100) bei großen Temperaturunterschieden bzw. raschem
Temperaturwechsel zu einer Sprengung einzelner Isolatoren führen kann und damit zu
der Problemstellung: Anpassung des Zementausdehnungskoeffizienten an die Größe des
Porzellanausdehnungskoeffizienten. Verschiedene Patentanmeldungen auf diesem Gebiet
lassen die Versuche zur Lösung dieser Frage erkennen.
Ganz allgemein stellte der Weltkrieg Deutschland spezielle technische Probleme, so
auch der Porzellanindustrie (vgl. Dr.-Ing. Felix Singer „Die Porzellan-Industrie
im Kriege“, Sonderabdruck aus dem „Deutschen Kriegswirtschaftsmuseum“
in Leipzig). Bald nach Kriegsbeginn war die deutsche Porzellanindustrie vor die
Aufgabe gestellt, ihre bisher in nicht unerheblichem Umfang aus dem feindlichen
Ausland bezogenen Rohmaterialien durch einheimische zu ersetzen. Dies ist vollkommen
geglückt. Zunächst wurde der vor dem Kriege bezogene englische Kaolin durch deutsche
Rohstoffe ersetzt. In gleicher Weise gelang es, die anderen fremdländischen
Hilfsfabrikate, wie keramische Farben vollkommen durch deutsche zu ersetzen, so daß
irgendwelche Fabrikationsveränderungen nicht entstanden sind. Die technische
Durcharbeitung der hierbei auftretenden Fragen ermöglichte gleichzeitig durch
besondere Berücksichtigung der deutschen Spezialansprüche so weitgehende
Verbesserungen, daß die Kriegseinführungen dauernden Wert besitzen. – Während in
zahlreichen deutschen Industrien eine vollkommene Fabrikationsumstellung für
Kriegszwecke erfolgen mußte, ist dieser weitgehende Wechsel in der
Porzellanindustrie die Ausnahme, in der Regel erfolgte nur eine Umstellung der
Porzellanfabrikate, denn einerseits stieg der Heeresbedarf an elektrischem
Isoliermaterial, besonders Posttelegraphenglocken ständig, andererseits speziell
durch den stets 'wachsenden Mangel an Bronzen, Marmor, Glas und Luxusgeräten aller
Art die Nachfrage nach Luxusporzellanen. Daneben wurde die Fabrikation von sehr
zahlreichen Artikeln aufgenommen, die früher ganz oder überwiegend aus anderem
Material hergestellt wurden, wie Türklinken, Fenstergriffe, Gewichte, Mörser,
Lampenfüße, Raschigs-Ringe usw. Ein spezielles Interesse hat die Fabrikation von
Dewarschen Gefäßen aus Porzellan. Der außerordentliche Kriegsbedarf an
Sprengstoffen, der sich dauernd steigerte und den auch die ununterbrochen
vergrößerten Sprengstoffabriken nicht bewältigen konnten, führte dazu,
Ersatzsprengstoffe einzuführen. Neben zahlreichen neuen bzw. wieder aufgenommenen
Sprengstoffen gewann das Sprengverfahren mit flüssiger Luft und Kohlepatronen für
viele Spezialzwecke, besonders in zahlreichen Bergwerken, sehr große Verbreitung.
Die diesem Zweck dienenden „Tauch- und Transportgefäße“ wurden vor
Kriegsausbruch vor allem aus Glas und Metall hergestellt, während Porzellangefäße
früher für diesen Zweck nicht fabriziert wurden. Die Herstellung dieser
doppelwandigen Gefäße aus Porzellan, die innen luftleer gepumpt werden, bedingt
bereits an sich ein außerordentlich temperatur-wechselbeständiges Material (die
Temperatur der flüssigen Luft beträgt bekanntlich –190° C), dessen Beanspruchung
noch gesteigert wird dadurch, daß nach dem Luftleerpumpen das Evakuationsröhrchen
zugeschmolzen werden muß. Diese Verarbeitung des Porzellans nach glastechnischen
Methoden bedingt eine genaue Uebereinstimmung der Ausdehnungskoeffizienten von
Porzellanmasse und daraus erschmolzenem Glas, sowie sämtliche Zwischenstufe Die
ebenfalls versuchte Herstellung von Handgranaten aus Porzellan ist nicht
geglückt.
Der Kriegsmangel an Bäumwolle veranlaßte den Verband keramischer Gewerke zu einem
Preisausschreiben, zur Ersparung der bisher in den üblichen Filterpressen benutzten
Filtertücher. Diese interessante Aufgabe wurde auf verschiedene Weise gelöst:
Entfernung des in der breiigen Prozellanmasse überschüssigen Wassers durch die
beliebig eng zu gestaltenden Spalten zwischen parallelen Metallamellen (Schneider),
Benutzung der Filterpressen mit Papierfiltertüchern einer besonderen Webart
(Zoellner), Einschaltung von porösen keramischen Filterplatten anstelle der
bisherigen Baumwollgewebe in die Filterpressen (Schwarz) und Trockenaufbereitung und
Anmachung mit der Jeweils wirklich benötigten Wassermenge, im Gegensatz zu der heute
gebräuchlichen Naßaufbereitung mit überschüssigem Wasser (Rosenthal). Keines dieser
Verfahren hat sich bisher dauernd industriell durchzusetzen vermocht. Die
ununterbrochen steigenden Baumwollpreise werden vielleicht auch hier zu Neuerungen
zwingen.
Die in der deutschen Industrie während des Krieges allgemein einsetzende
Normalisierung hat auch für die Porzellanindustrie Bedeutung erhalten (vgl. Dr.-Ing.
Felix Singer „Ueber die Normalisierung der deutschen Industrie und ihre Bedeutung
für die Keramik“, Vortrag, gehalten in der Hauptversammlung des Verbandes
keramischer Gewerke in Deutschland am 21. Juni 1918 in Berlin). Die
elektrotechnischen Zwecken dienenden Porzellane sind in weitgehender Weise
vereinheitlicht worden, und diese Arbeiten nehmen dauernden Fortgang, die analogen
Bestrebungen für chemische Porzellane haben begonnen, nur auf dem Gebiete der
Luxusporzellane ist jede Normalisierung ausgeschlossen, weil hier lediglich
Geschmacksentscheidungen zu treffen sind. Das Grenzgebiet zwischen Luxus- und
Gebrauchsgegenständen, die Fabrikation der Tafelporzellane, ermöglicht gewisse
Normalisierungen, die von ganz besonderem Wert wären. Die Vereinheitlichung der
beiden wichtigsten Geschirre, nämlich Teller und Tasse, erscheint zwar mit
außerordentlich großen Schwierigkeiten verknüpft, aber auch besonders dankbar und
lohnend, vor allem wenn es sich hierbei nicht nur um eine Normalisierung der äußeren
Formen handelt, sondern auch durch Austausch aller Fabrikationsmethoden eine
Vereinheitlichung im Herstellungsverfahren zustande käme, die den zurzeit
verhältnismäßig großen Ausfall in der Fabrikation der genannten Waren zu verringern
geeignet ist. Hierdurch würde nicht nur eine beträchtliche Verbilligung zu erzielen
sein, sonderj auch eine erhebliche Produktionssteigerung.
Das Gebiet der hochfeuerfesten Massen ist nur zum Teil der Porzellanindustrie
zuzuzählen. Normales Porzellan schmilzt bei etwa 1500° C, Spezialporzellanmassen
erreichen eine Schmelztemperatur von 1700° C. Die in der Technik in immer höherem
Umfang benutzten hohen Temperaturen ließen jedoch das Bedürfnis an hochfeuerfesten
keramischen Stoffen immer wachsen. Die bekannteste Masse auf diesem Gebiet, die
Marquardtsche Masse mit einem Schmelzpunkt von 1850° C, ist nicht mehr als Porzellan
anzusprechen, denn sie ist weder ganz dicht, noch transparent, noch weiß. In
gleicher Weise zeigen die Stoffe mit noch höherem Schmelzpunkt (Tonerde = 2050° C,
Siliziumkarbid = 2500° C, Magnesia = 2800° C, Zirkonoxyd = 2950° C, Bornitrid = über
3000° C) keinen porzellanartigen Charakter.
Eines der zurzeit wichtigsten Probleme der Porzellanindustrie, wie des deutschen
Wirtschaftslebens überhaupt ist die Frage der Brennstoffersparnis. Seit Jahrzehnten
bereits wird das Brennstoffproblem der keramischen Industrie von der Seite der
Ofenkonstrukteure aus bearbeitet. Größtenteils sind in der Porzellanindustrie
Etagenrundöfen mit überschlagender Flamme im Gebrauch, die periodisch gefüllt,
gebrannt und entleen werden. Die Feuerung mit Steinkohle ist eine direkte. Die
ersten Bestrebungen der Kohlenersparnis führten zu Spezialkonstruktionen mit
Rauchverbrennung; dieselben vermochten sich jedoch kein weites Anwendungsfeld zu
erobern. Dagegen hat eine Halbgasfeuerung, die ein sehr rauchschwaches Brennen
gestattet, große Bedeutung erlangt, besonders, da sie auch Kohlenersparnisse bis zu
einem Drittel der Geamtmenge ermöglicht. – Die vom Ofen getrennte und vollkommene
Vergasung des Brennstoffes und das nun folgende Porzellanbrennen mit Gas hat in
verschiedener Form Anwendung gefunden, sowohl bei Einzelrundöfen als auch bei
Kammerringöfen.
Da es wohl sicher Brennstoffersparnis ermöglicht, zeigt seine bisher geringe
Verbreitung, die große Schwierigkeit seiner Einführung. Mit noch größerer
Brennstoffersparnis, aber auch noch weit beträchtlicheren Einführungsschwierigkeiten
verbunden ist das System der Tunnelöfen. Hier wird eine zentrale Stelle des Ofens
unter ständigem Feuer gehalten und die zu brennende Ware durch den Tunnel
durchgeschoben.
Das ursprüngliche Porzellanbrennmaterial war Holz, nachher hat Kohle allgemeine
Verbreitung gefunden, derart, daß man das „Vorfeuer“ (bis etwa 900° C) mit
Braunkohle ausführte und für das „Scharffeuer“ (bis 1400° C) Steinkohle
benutzte. Die ständig wachsende Kohlennot und die unter Umständen leichtere
Beschaffungsmöglichkeit für Braunkohle führte zu einer interessanten
Spezialkonstruktion einer Halbgasgeneratorfeuerung an periodischen Rundöfen, die es
ermöglicht, auch mit der geringwertigeren Braunkohle allein die genannte
Endtemperatur zu erreichen und dabei fast vollkommen rauchfrei zu brennen und
mindestens ein Drittel Brennmaterial zu ersparen. Der immer größer werdende Mangel
an Kohlen ließ die Porzellanindustrie teilweise zu
ihrem ursprünglichen Brennstoff, dem Holz zurückkehren. Während jedoch früher
mit Holz nur sehr kleine Oefen gebrannt wurden, faßt der Ofeninhalt der heutigen
Konstruktionen ein Raumvielfaches der früheren. Die hierdurch der Holzfeuerung
entstehenden Schwierigkeiten konnten rasch überwunden werden.
Während die geschilderten Bestrebungen der Ofenkonstrukteure in der
Porzellanindustrie noch keine allgemeine Brennstoffersparnis herbeizuführen
vermochten, versuchen die Chemiker die Lösung dieses so ungemein wichtigen Problems
durch eine Herabsetzung der Brenntemperatur auf dem Wege des Weichporzellans. Nur
gilt heute noch die allgemeine Ansicht nach Seger, das
Weichporzellan sei nicht nur schwierig zu verarbeiten, sondern auch besonders spröde
und verhältnismäßig porös und leicht brüchig. Aber erst die jetzt ausgearbeiteten
Prüfungsmethoden der mechanischen Eigenschäften werden exakte Vergleiche überhaupt
ermöglichen und feststellen lassen, ob die so erwünschte Herabsetzung der
Porzellanbrenntemperatur und die dadurch bedingte wesentliche Brennstoffersparnis
erzielbar ist. Hierbei kommt es nicht nur auf die zu ersparende Brennstoffmenge
allein an, so wichtig diese auch bereits an sich, aus den allgemein bekannten
Gründen, ist, sondern gleichzeitig auf die hierdurch mögliche bedeutende
Zeitersparnis durch Verkürzung der Brenndauer, die in diesem Teile der Fabrikation
geeignet ist, die wesentliche Verschlechterung der Produktionsbedingungen durch die
Verkürzung der Arbeitszeit auszugleichen. Die Ersparung an Brennmaterial und Zeit
würde es auch ermöglichen, mit den zugeteilten bzw. vorhandenen Kohlenmengen eine
größere Anzahl von Bränden auszuführen. Hierdurch wäre auch eine volle Ausnutzung
der übrigen Teile der Fabriken wie Dreherei, Gießerei, Stanzerei usw. durchführbar,
die vom Frieden her auf eine ganz erheblich größere Anzahl von Bränden abgestimmt
sind. Dadurch ließe sich die so notwendige Produktionssteigerung erzielen.
Selbstverständlich bleibt hierbei Grundbedingung, daß die Qualität in keinem
Einzelpunkt herabgesetzt werden darf, denn die Porzellanindustrie, die alle ihre
Rohstoffe aus dem Inland bezieht und von jedem Rohstoffimport vollkommen unabhängig
ist, stellt eine der wichtigsten Exportindustrien vor und vermag sich am Weltmarkt
selbstverständlich nur mit erstklassiger Qualitätsware dauernd zu behaupten.
So sind die zurzeit wichtigsten technischen Probleme der Porzellanindustrie:
Normalisierung, Produktions- und Qualitätssteigerung, sowie Brennstoffersparnis.