Titel: | Der Holzbeton. |
Autor: | Fritz Emperger |
Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 109 |
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Der Holzbeton.
Versuche und Vorschläge für seine Verwendung. Von
Dr.-Ing. Fritz Emperger, Oberbaurat, Wien.(Abdruck aus
der Festschrift zum hundertjährigen Bestehen der Zeitschrift.)
EMPERGER: Der Holzbeton.
Die Geschichte der Technik lehrt, wie nachteilig die Herrschaft von Schlagworten
dem technischen Fortschritt ist Der Eisenbeton wäre bereits im Jahre 1835 aus Grund
der Vorschläge von M. G. Brunel in Erscheinung getreten,
wenn man damals seine armierten Reservoire und BalkenBeton und Eisen 1913, S. 169. vorurteilsfrei beurteilt hätte. Es
galt aber in Fachkreisen für ausgemacht, daß das Eisen in Beton rostet und daher
blieben diese Vorschläge ein halbes Jahrhundert unbeachtet. Wenn wir heute über die
Rückständigkeit der englischen Fachleute von damals im Stillen lächeln, so dürfen
wir den Beweis nicht schuldig bleiben, daß wir auch tatsächlich vorurteilsfreiere
Fachleute sind.
Dies scheint mir nötig einleitend vorauszuschieben, wenn wir den wiederholt
aufgetauchten Vorschlag erörtern wollen, Beton mit Holz anstatt mit Eisen zu
armieren. Der Durchschnittsfachmann wird diesen Vorschlag damit erledigen, indem er
sagt, daß das Holz im Beton fault und daß selbst das Holz im trockenen Beton bei
Luftabschluß „stockt“ jedenfalls aber „arbeitet“ und so den Beton,
welcher das Holz umschließt entweder zerstört, sofern es selbst nicht zerstört wird.
Damit gilt diese Frage als abgetan und doch sind diese Behauptungen nur
bedingungsweise richtig, wie jene, daß das Eisen im Beton rostet, was keinesfalls
unrichtig ist. Wir werden in der Folge die Mittel und Wege angeben, unter welchen
das Zusammenarbeiten beider Materialien, Holz und Beton, möglich ist.
Ehe wir darauf näher eingehen, sei noch eines anderen Umstandes gedacht, welcher ein
wesentliches Bedenken gegen die Verwendung solcher Tragwerke im Hochbau beinhaltet
und um so wichtiger ist, als heute, nachdem uns Eisen wieder im höheren Ausmaß zur
Verfügung steht, ein Ersatz dafür doch nur dann in Frage kommen könnte, wenn er
ein gleichwertiges Produkt liefert. Es ist dies die Frage der Feuersicherheit des
Holzbeton verglichen mit Eisenbeton.
Zur richtigen Beurteilung dieser Frage ist es nötig, die Behauptung, in wieweit der
Eisenbetonträger eine feuersichere Konstruktion darstellt auf seine Berechtigung zu
prüfen. Trotz der großen Empfindlichkeit des Eisens gegen Temperatureinflusse ist es
bekanntlich möglich, die Armaturen des Eisenbetonträgers mit einer so dicken
Betonschichte zu umgeben, daß das Eindringen der Temperatur bis zum Eisen mit dem
umgebenden Beton Schritt hält. Dies setzt natürlich eine vollständige Rißfreiheit in
der Betonhülle voraus. Kann die Temperatur durch die Lücke eines Risses zum Eisen,
so eilen die Dehnungen des eingeschlossenen Eisens der Umgebung so rasch voraus, daß
dieselbe binnen Kurzem gesprengt wird. Nähere Angaben finden sich diesbezüglich in
dem ausgezeichneten Kapitel des Handbuches für Eisen-Betonbau (2. Auflage, Band
VIII) von Professor Henne-Aachen. Im allgemeinen kann gesagt werden, daß der
Eisenbetonbalken eine für größere Hitze notwendige Schutzschicht nicht besitzt und
seine „Feuersicherheit“ verglichen mit dem Eisenträger darin zu suchen ist,
daß er bei einem Brand denselben überdauert und so den Abschluß gegen Nachbarräume
aufrecht erhält. Selbst wenn örtliche Beschädigungen eintreten, welche einen
späteren Umbau nötig machen, so bleibt doch der Rest des Gebäudes unberührt. Der
Wert der Eisenbetondecke bei Bränden liegt also nicht darin, daß sie den Brand
unbeschädigt überdauert, sondern darin, daß sie das Uebergreifen des Feuers
verhindert, eine Aufgabe, welcher das Eisentragwerk gar nicht, ein Holzwerk wegen
der Zwischenkonstruktion nur unvollkommen gewachsen erscheint. Von dem Standpunkt
der Feuersicherheit ist also eine entsprechend umhüllte Eisenkonstruktion oder ein
Holzboden mit massiver
Zwischenkonstruktion als gleichwertig mit einer Eisenbetondecke anzusehen. Das
Holz selbst besitzt bekanntlich eine Widerstandsfähigkeit gegen die Zerstörung durch
Feuer, die man insbesondere bei Holztreppen wohl zu würdigen weiß. Da der Holzbeton
diesen Bedingungen genügt, so können wir die Bedenken wegen seiner
Feuergefährlichkeit als beseitigt ansehen. Auf die Frage der Ausbesserung und
Verstärkung der Holzbetonträger wollen wir am Schluß zu sprechen kommen.
Wir wollen uns nunmehr mit dem statischen Zusammenarbeiten und den dabei in Betracht
kommenden praktischen Formen von Decken aus Holzbeton beschäftigen und dies an der
Hand von Versuchen tun, welche von dem Schreiber dieses zunächst allein, späterhin
im Auftrage des Oesterr. Eisenbeton-Ausschusses ausgeführt worden sind und über
welche ein ausführlicher Bericht noch aussteht. Hier sei nur der Gedankengang dieser
Untersuchung wiedergegeben, und wegen der Einzelheiten auf die in Aussicht stehende
Veröffentlichung des Oesterr. Eisenbeton-Ausschusses verwiesen.
Holzquerschnitt
cm2
Bruchlast
kg
Zuginanspruchnahme
kg/cm2
Haftinanspruchnahme
kg/cm2
Zunächst wurden Hand in Hand mit der Bestimmung der Materialfestigkeiten beider
Stoffe eine Reihe von Balkenversuchen ausgeführt, welche Aufschluß über die
Bruchursachen und die davon abhängigen Lasten und zulässigen Spannungen geben. Sie
dienten dazu, den Rechnungsgang zu überprüfen und die Verhältniszahl der Elastizität
von Holz und Beton zu bestimmen. Zu diesem Zwecke wurde mit einigen der untersuchten
Balken eine ausführliche Untersuchung über die „wahre, Größe“ ihres
Trägheitsmomentes angestellt. Es geschah dies auf Grund der vom Verfasser
angegebenen und wesentlich vereinfachten MethodeBeton und Eisen 1916, S. 58–131., aus den federnden Durchbiegungen
die letztgenannten Zahlen abzuleiten. Unter der üblichen Annahme der Geradheit des
Biegungsquerschnittes und der Gleichheit des Trägheitsmomentes für die ganze
Balkenlänge, also unter jenen Näherungen, wie sie unsere Rechnung immer einführt,
ergab die Unterstsuchung mit derselben Betonsorte bei Eisen
n=\frac{E\,e}{E\,b} ansteigend von n – 1 = 0 bis 10 beim Bruch und bei Holz
m=\frac{E\,h}{E\,b} ansteigend von m
– 1 = 0 bis 1 beim Bruch. Wir sehen also, daß der Genauigkeit der Rechnung
hinreichend Genüge geleistet ist, wenn wir neben dem üblichen n = 15 bei Eisen in der Rechnung m = 1 bei Holz für das Stadium II der Ausschaltung des Beton-Zugquerschnittes einführen. Als
Bruchursachen kommen die Zugfestigkeit des Holzes und der Verbund zwischen beiden
Baustoffen in Frage. Zur Sicherstellung der letzteren besteht bei Holz nicht die
Möglichkeit einer Abbiegung der Armaturen wie bei Eisen. Man muß sich auf
tunlichst gerade, durchlaufende Querschnitte beschränken. Die ausgeführten Versuche
mit anderen Hilfsmitteln, so insbesondere mit Bügeln haben ergeben, daß dieselben
nur als eine Rückversicherung in Frage kommen und die innige Verbindung an der
Berührungsstelle zwischen Holz und Beton das Wichtigste ist. Aus diesem Grunde
dürfen beim Holzbeton keine durch die Bearbeitung geglätteten Hölzer Verwendung
finden und ist eine rauhe Oberfläche das Beste.
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Zementbetonen; Magnesiabeton.
Zur Feststellung der erwähnten Eigenschaften dienen die folgenden Versuche mit und
ohne Bügel. Das verwendete Holz hatte eine durch einzelne Stäbe nachgewiesene
Zugfestigkeit von 500–600 kg/cm2. Bei dem Balken
Abb. 1. ist der.
Armierungsstab bei dort nachgewiesener Zugspannung tatsächlich gerissen und sehen
wir beim Balken Abb. 2
ein hinreichend genaues proportionales Ansteigen der Last und- Erreichen derselben
Zugspannung. Mit Rücksicht auf die sonstigen Verhältnisse ergäbe sich für diese
Anordnung eine zulässige Inanspruchnahme von 100 kg/cm2, welche Zahl bereits durch eine höhere Sicherheit der geringeren
Zuverlässigkeit des Holzes Rechnung trägt.
Bei der weiteren Erhöhung der Holzmenge in Abb. 3 war es nicht mehr
möglich, seine Zugfestigkeit vollständig auszunutzen. Der maßgebende Einfluß war in
diesem Fall die Haftfestigkeit, deren Höhe bei Abb. 3 und 4a mit etwa 4,5 ermittelt
wurde. Diese niedere Ziffer erklärt sich damit, weil der bei Holz eingeschlagene
Vorgang der Vereinigung beider Materialien eine abweichende Handhabung als bei Eisen
fordert. Während man das Eisen einfach in den Beton hinein verlegt und auf diese
Weise die gewünschte Haftfestigkeit erzielt, so bedarf das Holz einer gewissen
Vorbereitung seiner Oberfläche, damit der Zement seine Poren entsprechend
durchdringt. Bei Holzbeton ist es nötig, die Zementoberfläche mit einem Zementbrei
vorher zu bestreichen, ehe man den Beton aufbringt, weil sonst die Sand- und
Kieselkörner sich unmittelbar an das Holz anlegen und auf diese Weise die
Verbundwirkung, herabsetzen. Bei Einschaltung dieses Vorganges kann man die
Haftfestigkeit wesentlich vermehren. Dieselbe erfährt jedoch eine andere Begrenzung
dadurch, daß die Scherfestigkeit des Holzes selbst keine große ist, so daß bei den
weicheren, für diese Aufgabe am besten geeigneten Holzsorten kaum mehr wie 12–15
kg/cm2 zu erreichen sein wird. Um diese und
die folgende Aufgabe der Imprägnierung des Holzes am einfachsten zu erreichen,
bedient man- sich eines Breies von Magnesia-Zement und wurden aus diesem Grunde die
weiteren Versuche (Abb.
4b und 5) mit
diesen fortgesetzt und hiebei von der Einbettung der Holzstäbe nach dem Muster des
Eisenbetons abgesehen, nachdem die Haftung an der oberen Brettseite genügt
hat, um ein einheitliches Zusammenarbeiten sicher zu stellen. Damit war auch
die Frage des Werfens bzw. des „Arbeitens“ des Holzes leichter zu erledigen
als bei den ganz in Beton eingeschlossenen größeren Querschnitten, wie sie bei
Tragwerken notwendig sind. Wir ersehen daraus, daß nur verhältnismäßig kleine
Holzstäbe in Beton eingebettet Verwendung finden können und sich diese Art des
Holzbetons nur für leichte Lasten eignet.
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Abb. 6.
Mit Rücksicht auf die Wirtschaftlichkeit erscheint es daher
vorteilhaft die Armatur in Form von Brettern anzubringen, welche zugleich die untere
Schalung des Betonbalkens abgeben. Durch diese Anordnung wird aber die dem Verbund
dienende Berührungsfläche weiteren herabgesetzt und scheint es daher doppelt nötig,
zu Anordnungen zu greifen, welche eine höhere Haftfestigkeit besitzen. Während as
bei den eingangs gezeigten Versuchen mit gewöhnlichem Beton, welcher unmittelbar auf
das Holz aufgebracht wurde, nur möglich war eine Holzarmatur von 10 v. H.
auszunutzen, so gelang es auf diese Weise, eine Holzarmatur bestehend aus Brettern
von über 20 v. H. Querschnitt mit ihrer Zugfestigkeit nutzbar zu machen.
Sobald die Versuche bis zu dieser Erkenntnis gediehen waren, ergab sich der Vergleich
mit dem Holzbalken von gleichem Querschnitt von selbst Durch Versuch und Rechnung
wurde nachgewiesen, daß ein Holzbalken und Holzbetonbalken, sonst gleicher
Abmessung, sobald der letztere ein Brett von 20 v. H. Querschnitt als Armatur
besitzt, nahezu dieselbe Bruchlast besitzen. Die Versuche, welche ursprünglich als
Ersatz für den Eisenbetonbalken gedacht waren, führen uns also zu einer
Ersatzkonstruktion für den Holzbalken, was eine Lösung von der gleichen
volkswirtschaftlichen Bedeutung darstellt, und einer Art Kreislauf, da der
Eisenbetonbalken bisher vergeblichversuchte, die Bedeutung des Holzbalkens im
Hochbau zu erreichen, was ihm bisher aus einer ganzen Reihe. von Gründen nicht
möglich war.
Hand in Hand mit diesen statischen Untersuchungen wurden besondere Versuche
ausgeführt, welche den Zweck hatten nachzuweisen, inwieweit es möglich ist, Holz mit
Eigenschaften auszustatten, welche es ihm gestatten im Beton zu verbleiben, ohne
durch Fäulnis oder Verlust an Zugfestigkeit seine Aufabe als Armatur einzubüßen. Die
diesbezüglichen Vorarbeiten erstrecken steh nach drei Richtungen. Zunächst mußte
ermittelt werden, ob die verschiedenen Imprägnierungsmittel, welche die organischen
Bestandteile des Holzes unschädlich machen sollen, dasselbe nicht auch zerstören
oder doch wenigstens seiner Zugfestigkeit berauben. Zweitens müßte versucht werden,
ob das so imprägnierte Holz sich mit dem später aufgebrachten Zement verträgt, und
schließlich müßten die Haftfestigkeiten bestimmt werden, welche sich zwischen
dem so behandelten Holz und den verschiedenen Zementmörteln ergeben. Auch dieser
umfangreichen Aufgabe gegenüber können die Arbeiten des Oesterr.
Eisenbeton-Ausschusses nur den Charakter einer Voruntersuchung haben, deren
Wiedergabe hier um so leichter unterbleiben kann, weil eines der untersuchten
Mittel, das in Magnesia-Zement enthaltene Chlor-Magnesium, allen den gestellten
Anforderungen entsprochen hat. Es wurden noch vier weitere Tränkungsverfahren, wie
sie aus dem Eisenbahnbau bekannt geworden sind, untersucht und sei diesbezüglich auf
den Ausschußbericht verwiesen. Der Hinweis auf den Magnesia-Zement ist umso
weittragender, weil umfangreiche Bauausführungen mit diesem Verbundstoff vorliegen
und somit auch der Beweis erbracht ist, daß das Zusammenleben von mit
Chlor-Magnesium imprägnierten Holz und Beton auf längere Zeiträume hinaus gesichert
erscheint. Ohne mit diesem Hinweis die historische Seite der Frage zu erschöpfen, da
der erste Gedanke, Holz und Beton zu vereinen, viel weiter zurückliegt, sei
hervorgehoben, daß das deutsche Reichspatent von Baurat K. Hengerer, Stuttgart, 1908, diese Frage zum Gegenstand hat, mit folgendem
Patentanspruch:
„Kunstholzbauteile mit in der Zugzone liegenden Naturholzeinlagen dadurch
gekennzeichnet, daß die letzteren durch ein kittartiges Bindemittel in der
Kunstholzmasse festgehalten sind.“ Der Text läßt ersehen, daß sich der
Erfinder schon damals bewußt war, daß die Herstellung eines den Verbund sichernden
Zwischenmittels wegen der Haftfestigkeit zwischen Holz und Beton wichtig ist.
Textabbildung Bd. 335, S. 111
Abb. 7.
Textabbildung Bd. 335, S. 111
Abb. 8.
Nach diesem kurzen Ueberblick über den Stand der Frage wollen wir nun einen
Ueberblick über die bisherigen Anwendungen des Holzbetons im Bauwesen geben und
daran anknüpfend auch die neuesten Vorschläge aus diesem Gebiete anführen, soweit
sie bekannt geworden sind. In erster Linie wäre neuerlich die vorerwähnte Bauweise
von Hengerer anzuführen, deren Patentinhaber
die „Deutschen Stemholzwerke“ in Berlin sind, welche sie unter dem Namen
Teckton in den Handel bringen (Abb. 6). Die
Tecktonfliesen sind von den verschiedenen Ausstellungen durch die dort ausgeführten
Brand-Belastungen und Dauerproben hinreichend bekannt und als Dachdeckungsmaterial
erst in jüngster Zeit im größeren Maßstabe in Anwendung gekommen. Eine weitere
Firma, die sich mit diesem Material im großen Maßstabe befaßt hat, ist Rudolf Grimm-Wien, welche damit hauptsächlich kleine
Wartehäuschen erbaut, jedoch bereits auch eine Reihe von größeren Bauten, wie
Wartehallen und Autogaragen, ausgeführt hat.Beton und Eisen 1919, S. 46.
Diese Bauten bilden insbesondere einen Beweis für die Wetterbeständigkeit des
Verbundes. Wir wollen schließlich noch des in Schweden erbauten Schiffes
„Linea“Beton und Eisen 1819, S. 132. Erwähnung tun und hervorheben, daß
dort die Imprägnierung des Holzes mit Chlormagnesium in einfachster Weise so
durchgeführt wurde, daß man das Bauholz längere Zeit im Meerwasser belassen hat.
Von den bekannt gewordenen Vorschlägen, Holz in Verbindung mit Beton zu verwenden,
sei zunächst eine Deckenkonstruktion von Paul Müller
angeführt. Derselbe verwendet schwächere, jedoch selbsttragende Holzbalken (Abb. 7) und verstärkt dieselben durch eine
aufbetonierte Platte. Bezüglich weiterer Einzelheiten sei auf die von ihm veranlaßte
Veröffentlichung verwiesen.Zement 1919, S. 243.
Eine zweite Deckenkonstruktion aus Holzbeton zeigt die Abb.
8, bei welcher auf den auf ein Brett a
aufgebrachten Zementbrei b anstatt des in den älteren
Versuchen benutzten Betons ein fertiger Hohlstein c
beliebiger Form, wie er gerade in dem Bau Anwendung findet, aufgesetzt wird, welcher
der Rückversicherung wegen mit einem das Ganze umschnürenden Eisenbügel d nach Bedarf angeschnürt wird. In Abb. 8 ist die Verwendung dieses Systems in einem
Bauwerk, aus sog. n-Steinen, dargestellt. Es wurde demnach auch der Balken aus einem
solchen halben Hohlstein erzeugt. Die so hergestellten Balken können vorher
fertiggestellt als Rippen einer Decke benutzt werden oder es kann auch auf dem
Holzbrett der Aufbau der Balkenkonstruktion an Ort und Stelle durchgeführt
werden.
Schließlich sei noch ein Vorschlag der Firma Kell &
Löser (Abb. 9)
angeführt, welcher bei der Wohnungsausstellung in Dresden vorgeführt worden ist und
bei welcher das Holz zur Verstärkung des Druckgurtes dient. Die Vorteile des
Vorschlages liegen darin, daß dieser hölzerne Druckgurt gleichzeitig als Polsterholz
für den Fußboden nutzbar gemacht werden kann, wählend bei der erstgenannten Methode
das nach unten zu gelegene Holz die Schalung spart und die Anbringung einer einfach
wagerechten Untersicht ermöglicht.
Allen diesen Formen ist im Vergleich mit Eisenbeton das eine gemeinsam, daß sie
auf jenes innige Durcheinander, wie es mittels der abgebogenen Grundeisen erzielt
werden kann, Verzicht leisten und ein Nebeneinander darstellen, bei welchem die
beiden Bauteile nur an einer Berührungsfläche zusammenhängen. Es ergibt dies einen
wichtigen Vorteil. Die leichte Möglichkeit, Verstärkungen anzubringen und
Rekonstruktionen durch Auswechslung der Holzteile aufzuführen, sowie auch die
Rückgewinnung beim Abbruch.
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Abb. 9.
Der Holzbeton muß, wie jede Aenderung unserer Baumethoden, seine Anwendung durch
Wirtschaftlichkeit begründen. Die Schwierigkeiten unseres jetzigen Wirtschaftslebens
liegen nicht nur in der Teuerung und in dem Mangel an Eisen, sondern hauptsächlich
in der riesigen Preissteigerung des Schalungholzes, welches der Eisenbeton bei
Deckenherstellung benötigt. Wollen wir daher wirtschaftlich bei der Herstellung von
Decken verfahren, so müssen wir trachten, durch Gebrauch von fertigen Konstruktionen
oder solchen, welche wenig oder gar keiner Schalung bedürfen, uns von diesen Kosten
unabhängig machen und das Holz, welches wir verwenden, doppelt auszunutzen,
gleichzeitig als Schalung und Armatur bzw. als Armatur und Polsterholz. Diese
wirtschaftlichen Motive greifen in das jetzt so wichtige Gebiet der
Kleinstadtwohnungen ein. Sie fordern nur dann Beachtung, wenn das Gebotene etwas
Gleichwertiges oder etwas Besseres darstellt, als unsere bisherigen Baumethoden. So
traurig unsere wirtschaftlichen Verhältnisse sind, so tief herabsinken kann ein Volk
nie, daß es nicht bei seinen Wohnbedürfnissen gewisse Ansprüche an Wohnlichkeit
stellt, welche man nicht als einen Luxus bezeichnen darf, weil sie ein dem Menschen
unserer heutigen Kulturepoche innewohnendes Bedürfnis sind. Innerhalb dieser
Forderungen kann der Holzbeton Platz finden, ohne zu jenen kläglichen Ersatzstoffen
gezählt zu werden, die den Namen „Ersatz“ in Verruf gebracht haben.