Titel: | Druckknopfsteuerung bei Werkzeugmaschinen. |
Autor: | Meller |
Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 144 |
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Druckknopfsteuerung bei
Werkzeugmaschinen.
Von Oberingenieur Meller, Berlin-Siemensstadt.
MELLER: Druckknopfsteuerung bei Werkzeugmaschinen.
Die wirtschaftliche Ausnutzung einer Werkzeugmaschine ist in hohem Maße von der
möglichst genauen und möglichst raschen Einstellung der, dem jeweiligen
Arbeitsvorgang entsprechenden Schnittgeschwindigkeit abhängig. Ist die genaue
Einstellung der günstigsten Schnittgeschwindigkeit nicht möglich, weil die
Schaltstufen zu weit auseinander liegen, so wird, sobald an Stelle der gewünschten
Geschwindigkeit die nächst geringere gewählt wird, die Leistungsfähigkeit der
Werkzeugmaschine verringert. Die Wahl der nächst höheren Geschwindigkeit würde ein
unzulässig schnelles Verbrauchen des Stahles verursachen. Um die Anpassungsfähigkeit
zu erreichen, wird daher bei modernen Werkzeugmaschinen eine möglichst zweckmäßige
Abstufung der einstellbaren Geschwindigkeiten angestrebt. Am meisten gebräuchlich
ist eine gleichmäßige geometrische Abstufung der Drehzahlen bei einem Sprung von
etwa 25 v. H. zwischen den einzelnen Stufen.
Soll die gute Anpassungsfähigkeit, die sich durch diese Abstufung erreichen läßt,
voll zur Wirkung kommen, so muß noch die weitere Bedingung erfüllt werden, nämlich
den Geschwindigkeitswechsel rasch und mit geringstem Kraftaufwand ohne große
Inanspruchnahme des Arbeiters vornehmen zu können.
Solange es sich um kleine Werkzeugmaschinen handelt, bei denen nur wenige
Schaltstufen vorhanden sind und die Handgriffe für die Betätigung sich in der
Reichweite des Arbeiters befinden, wird auch bei der üblichen Anordnung der
Drehzahleinstellung mittels umschaltbarem Vorgelege eine wirtschaftliche Ausnutzung
der Werkzeugmaschine möglich sein. Riemenwechsel bei Stufenscheibenantrieb erschwert
bereits die Umschaltung. Noch ungünstiger werden die Verhältnisse bei größeren
Maschien, bei denen der Arbeiter seinen Standort verlassen muß, um die Umschaltung
vorzunehmen. Es ist dann die Gefahr vorhanden, daß der Arbeiter es unterläßt, einen
sonst erwünschten Geschwindigkeitswechsel vorzunehmen. Die Arbeitsmaschine läuft
dann, obzwar die Aenderung des Arbeitsvorganges eine andere Einstellung der
Drehzahl verlangt, mit der gleichen Drehzahl weiter, wodurch, falls eine höhere
Geschwindigkeit in Frage käme, sie nicht genügend ausgenutzt wird oder falls die
Geschwindigkeit zu hoch ist, der Stahl in kurzer Zeit verdorben wird. Das rasche und
einfache Einstellen der Drehzahl vom Standort des Arbeiters ist also eine wichtige
Vorbedingung für die wirtschaftliche Ausnutzung der Werkzeugmaschine. Eine weitere
Vorbedingung für die wirtschaftliche Ausnutzung besteht aber auch darin, daß es,
besonders bei aussetzendem Betrieb, möglich sein muß, die Werkzeugmaschine schnell
stillzusetzen und ebenso schnell mit wenigen Handgriffen wieder auf die gewünschte
Drehzahl anzulassen. Die Ersparnisse, die durch die jeweilige Stillsetzung des
Antriebs erzielt werden, können oft erheblich werden, zeigten doch durchgeführte
Messungen, daß sich je nach der Werkzeugmaschine und dem vorliegenden Arbeitspogramm
die Arbeitszeit zur Ruhezeit innerhalb einer achtstündigen Schicht oft wie 1 : 2, ja
sogar wie 1 : 5 verhält. Alle diese Bedingungen, einfaches und rasches Stillsetzen
sowie Inbetriebsetzen der Arbeitsmaschine, ferner einfaches und leichtes Einstellen
der jeweils gewünschten Drehzahl vom jeweiligen Standort des Arbeiters ermöglicht
der elektrische Einzelantrieb in Verbindung mit der elektrischen
Druckknopfsteuerung.
Je nach den Bedingungen, die im einzelnen an die Steuerung gestellt werden, gibt es
verschiedene Ausführungen der Druckknopfsteuerung. Die einfachste Bedingung ist
diejenige, bei welcher nur das Anlassen und Stillsetzen des elektrischen Antriebes
durch Betätigung der Druckknöpfe erfolgen soll. Diese Anordnung würde in erster
Linie für die Antriebe in Frage kommen, bei welchen ein nicht regelbarer, also mit
gleicher Drehzahl durchlaufender Antriebsmotor verwendet wird und bei welchem ein
häufiges Stillsetzen und Wiederanlassen des Motors erforderlich ist.
Die Durchbildung der Steuerung richtet sich danach, ob ein Gleichstrom- oder ein
Drehstrommotor zum Antrieb verwendet wird. Das Anlassen von Gleichstrommotoren
erfolgt bekanntlich in der Weise, daß beim Einschalten ein Widerstand dem Anker
vorgeschaltet wird, der mit zunehmender Drehzahl in mehreren Stufen allmählich bis
lauf Null verringert wird. Bei Asynchron-Drehstrommotoren mit Schleifringrotor wird
beim Anlassen ein entsprechender Rotorwiderstand allmählich ausgeschaltet. Außer der
Aenderung des Anlaß Widerstandes ist es noch erforderlich, beim Stillsetzen den
Motor allpolig vom Netz abzuschalten. Bei der Drückknopfsteuerung verwendet man
verschieden durchgebildete Apparate. Gebräuchlich ist z.B. die Relais- oder
Schützensteuerung, bei welcher der Widerstand, wenn die Motorleistung nicht zu groß
ist und der Anlauf möglichst unbelastet erfolgt, in etwa zwei bis drei Stufen
abgeschaltet wird. Außerdem ist bei der einfachen Ausführung, wo eine Umschaltung
nicht in Frage kommt, für die Hauptausschaltung ein Schütz und, falls Umschaltung in
Frage kommt, zwei Umschaltschütze erforderlich. Abb.
1 zeigt die Schaltung einer Druckknopfsteuerung bei Gleichstrom ohne
Umkehrung der Drehrichtung. Die Schütze selbst werden zweckmäßig auf einem
gemeinsamen Rahmen zusammengebaut, der entweder unmittelbar an die Werkzeugmaschine
selbst angebaut werden kann, oder auch getrennt davon, falls besondere Gründe, z.B.
starke Erschütterung der Werkzeugmaschine, staubiger Betrieb, für besondere
Aufstellung der Anlaß Vorrichtung sprechen würden.
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Abb. 1. Schützensteuerung.
Eine andere Ausführung der Selbstanlasser besteht darin, daß eine Steuerwalze oder
ein Flachbahnanlasser durch einen Magneten oder Motor bestätigt wird, wodurch dann
das Abschalten des Anlaßwiderstandes erfolgt. Wird der Anlasser durch einen Magneten
betätigt, so ist ein besonderes Hemmwerk erforderlich, damit das Anlassen nicht
unzulässig schnell erfolgt. Die Hemmwerke können als Windflügelhemmung, als Luft-
oder Oel-Dämpfungspumpe ausgeführt werden, und sind meist einstellbar, um einen
möglichst kurzen aber dabei stoßfreien Anlauf zu erzielen.
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Abb. 2. Anlasser mit magnetischer Betätigung.
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Abb. 3. Anlasser mit motorischer Betätigung.
Abb. 2 zeigt eine Ausführung der Siemens-Schuckertwerke.
Erfolgt der Antrieb durch einen Motor, so ist meist eine Dämpfung nicht erforderlich,
da der kleine Antriebsmotor zur Betätigung des Anlassers eine entsprechende
Zeit benötigt, die meist auch einstellbar ist. Abb.
3 zeigt einen entsprechend durchgebildeten Selbstanlasser der SSW.
Anlasser, Widerstand und Motor sind in einem gemeinsamen Kasten zusammengebaut. Da
bei den vorerwähnten Steuerungen eine Regelung der Drehzahl nicht in Frage kommt, so
ist die Anwendung in erster Linie bei solchen Arbeitsmaschinen angebracht, bei
welchen ein häufiges Anlassen und Stillsetzen ohne erhebliche Inanspruchnahme des
Arbeiters vorkommt. So z.B. haben sich bei Drucklufthämmern die Selbstanlasser sehr
gut bewährt, da das Inbetriebsetzen des Hammers in einfacher Weise durch die
Betätigung des Druckknopfes „ein“, die Stillsetzung in gleicher Weise durch
Betätigung des Druckknopfes „aus“ erfolgen kann. Abb. 4 zeigt einen entsprechenden Einzelantrieb eines Drucklufthammers
mit Druckknopfsteuerung. Die Druckknöpfe sind in handlicher Nähe an der
Arbeitsmaschine angebracht, wohingegen der Selbstanlasser in unmittelbarer Nähe des
Hammers oder auch getrennt davon aufgestellt werden kann. Die Anwendung der
Druckknopfsteuerung fuhrt dazu, daß der Motor während der Betriebspausen tatsächlich
abgestellt wird, im Gegensatz zu den üblichen Anlaßvorrichtungen, bei welchen wegen
der zeitraubenden und umständlichen Handhabung der Anlaß Vorrichtung das Abstellen
des Motors meist unterlassen wird. Vorteilhaft ist die Druckknopfsteuerung ohne
Drehzahlregelung auch bei solchen Arbeitsmaschinen, bei denen es möglich sein muß,
von verschiedenen Stellen aus die Werkzeugmaschine schnell und einfach anzulassen
oder stillzusetzen. Hierzu würden z.B. Drehbänke gehören, die durch einen
Drehstrom-Asynchron-Motor angetrieben werden und die mehrere Supporte haben, von
denen aus das Anlassen und Stillsetzen möglich sein soll. Sehr zweckmäßig ist die
Schaltung auch bei größeren Werkzeugmaschinen, bei welchen eine elektrische
Schnellverstellung der Supporte erwünscht ist. So hat sich diese Ausführung bei
größeren Karussel-Drehbänken bewährt, wo die beiden Supporte je einen getrennten
Motor mit Druckknopfsteuerungen erhielten. Die Druckknöpfe wurden vereinigt zu einer
Druckknopftafel, von denen je eine sowohl auf. jedem Support als auch an einer
besonderen Bedienungsstelle vorgesehen sind. (Vergl. Abb.
8, hierbei ist die gleiche Anordnung bei einem größeren Fräswerke zu
sehen.)
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Abb. 4. Hammer mit Druckknopfsteuerung.
Besonders vorteilhaft wird die Druckknopfsteuerung dann, wenn zum Antrieb der
Arbeitsmaschine ein regelbarer Motor verwendet wird. Als regelbarer Motor kommt
zurzeit fast nur der Gleichstrom-Nebenschlußmotor in Betracht, welcher durch
Aenderung des Feldes innerhalb des Drehzahlbereiches von 1 : 2 bis 1 : 5 praktisch
verlustlos geregelt werden kann. Bei einem Motor mit der Höchstdrehzahl von 2100 und
dem Regelbereich von 1 : 3 würde z.B. die sogenannte Grunddrehzahl 700 betragen. Bis
zu dieser Drehzahl wird der Motor in der üblichen Weise durch
Ankervorschaltwiderstände angelassen. Innerhalb des Drehzahlbereiches von 700 bis
2100 erfolgt die weitere Drehzahlerhöhung durch Schwächen des Feldes, was durch
stufenweises Einschalten von Vorschaltwiderständen in den Erregerstromkreis erfolgt.
Wird nicht die höchste Drehzahl gewünscht, sondern eine geringere, so darf die
Feldschwächung nur teilweise erfolgen. Der Anlasser wird demnach nicht bis in seine
Endstellung gedreht, sondern wird auf einen entsprechenden Zwischenkontakt, welcher
der gewünschten Drehzahl entspricht, gestellt.
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Abb. 5. Druckknopfsteuerung mit motorisch betätigtem Anlasser und getrenntem
Drehzahlregler.
Die Zahl der Regelstufen entspricht der Zahl der einstellbaren Geschwindigkeit. Die
Abstufung kann ohne weiteres so vorgenommen werden, daß die Drehzahlen der
gewünschten geometrischen Drehzahlabstufung von beispielsweise 25 v. H. Spannung
entsprechen.
Die Regelung des Motors und somit die Regelung der Drehzahl der Arbeitsmaschine muß,
falls die Vorteile der Steuerung ganz zur Geltung kommen sollen, so erfolgen, daß
der Arbeiter hierbei seinen Standort nicht zu verlassen braucht. Eine
Ausführungsmöglichkeit besteht darin, daß für das Anlassen ein Selbstanlasser, wie
bei den bisherigen Schaltungen, verwendet wird, nur mit dem Unterschied, daß für die
in Frage kommende Feldschwächung des Motors noch besondere Kontakte vorgesehen
werden. Die Regelung, also die Einstellung der Drehzahl selbst erfolgt durch einen
besonderen Nebenschlußregler, welcher zu den Feldschwächstufen des selbsttätigen
Anlassers parallel geschaltet wird. Durch diesen Anlasser erfolgt dann die
Einstellung der Drehzahl innerhalb des durch die Feldschwächung erzielbaren
Regelbereichs des Motors. Abb. 5 zeigt schematisch
die Schaltung. Das Einschalten und Stillsetzen des Motors erfolgt in gleicher Weise
wie bei der Steuerung ohne Drehzahlregelung durch Druckknöpfe, das Einstellen des
Nebenschlußreglers von Hand. Hierbei kann der Nebenschlußregler bei kleineren
Leistungen unmittelbar am Standort des Arbeiters angebaut werden. Bei größeren
Werkzeugmaschinen oder bei solchen, bei denen sich der Standort des Arbeiters
ändert, z.B. bei langen Drehbänken, ist ein mechanisches Gestänge zwischen Support
und dem Anlasser, der am zweckmäßigsten in der Nähe des Motors angebaut wird,
erforderlich. Die Anordnung hat den Vorteil, daß der Arbeiter in der Lage ist, die
jeweils gewünschte Drehzahl bereits Vor der Inbetriebsetzung einzustellen. Um
dann beim Anlassen auf die gewünschte Drehzahl zu kommen, ist es nur erforderlich,
den Einschalt-Druckknopf zu betätigen, worauf der Motor selbständig bis zu der
gewünschten Drehzahl anläuft und diese Drehzahl so lange beibehält, bis eine
Verstellung des Nebenschlußreglers erfolgt. Diese Verstellung kann ohne weiteres
während des Laufes vorgenommen werden. Das Stillsetzen des Antriebes erfolgt in der
üblichen Weise durch die Betätigung des Druckknopfes „halt“. Diese
Druckknopfsteuerung eignet sich besonders für solche Werkzeugmaschinen, die öfter
stillgesetzt werden und bei denen meist nach erfolgtem Anlassen immer mit der einmal
eingestellten Drehzahl gearbeitet wird, wobei bei mehreren Arbeitsperioden
hintereinander immer dieselbe Drehzahl in Frage kommt. Beispielsweise wäre dies bei
Bohrmaschinen der Fall, bei denen eine größere Anzahl Löcher von gleichem
Durchmesser in dasselbe Werkstuck gebohrt werden sollen.
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Abb. 6. Motorisch betätigter Anlasser und Regier.
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Abb. 7. Steuerapparat für Anlassen, Drehzahlregeln, Umsteuern und
Bremsen.
Hierbei ist es dann von wesentlichem Vorteil, daß der Arbeiter
nicht bei jedem Anlassen darauf achten muß, daß er den Motor auf die richtige
Drehzahl hinaufregelt, sondern daß er nur einen Druckknopf oder Handhebel für das
Anlassen zu betätigen braucht, worauf dann der Motor selbständig bis auf die
eingestellte Drehzahl anläuft. Bei der beschriebenen Schaltung ist die Umkehrung der
Drehrichtung des Motors vom Standort des Arbeiters aus nicht möglich. Wird die
Umkehrung der Drehrichtung nicht betriebsmäßig gewünscht, soll sie aber trotzdem
vorgenommen werden können, so genügt es, in die Ankerleitung einen zweipoligen
Hebelumschalter einzuschalten, der dann von Hand nach Bedarf umgelegt werden kann..
Allerdings wird dann, da der Umschalter zweckmäßig in der Nähe des Motors
anzubringen ist, der Arbeiter seinen Standort unter Umständen verlassen müssen.
Bei solchen Maschinen, bei denen jedoch ein häufiges betriebsmäßiges Umschalten
der Drehrichtung in Frage kommt, wird es mit Rücksicht auf eine möglichst hohe
Leistungsfähigkeit, der Werkzeugmaschine erwünscht sein, die Umkehrung vorzunehmen,
ohne daß der Arbeiter seinen Standort zu verlassen braucht. Bei diesen Antrieben
kann die vorerwähnte Anordnung beibehalten werden, nur daß das Umschalten der
Ankerleistung durch besondere Umschaltschütze erfolgt. Die Druckknopftafel für die
Betätigung erhält dann drei Druckknöpfe, so daß bei Betätigung des einen
Druckknopfes (vorwärts) der Motor bis zu der eingestellten Drehzahl in der einen
Richtung, beim Drücken des zweiten Druckknopfes (rückwärts) der Motor bis zu der
eingestellten Drehzahl in der entgegengesetzten Richtung anläuft. Die Stillsetzung
erfolgt dann durch den dritten Druckknopf (halt).
Abb. 6 zeigt einen für diese Ausführung
durchgebildeten Anlasser der Siemens-Schuckertwerke mit
dahinter angebrachtem Anlaßwiderstand. Der Anlasser kann außer durch den kleinen
Motor noch von Hand durch das kleine Handrad (in der Mitte des Anlassers) betätigt
werden. Betriebsmäßig ist der Anlasser mit einer Blechabdeckung ähnlich der
Ausführung nach Abb. 7 versehen.
Bei manchen Werkzeugmaschinen, vor allem bei langen Drehbänken mit mehreren
Supporten, wird es schwierig sein, den Nebenschlußregler in leicht erreichbarer Nähe
aufzustellen bzw. seine mechanische Betätigung durchzuführen. Für solche Fälle ist
eine Druckknopfsteuerung sehr erwünscht, bei welcher das Anlassen sowie das
Einstellen der Geschwindigkeit selbst in leichter Weise von beliebig vielen Stellen
aus lediglich durch die Betätigung von Druckknöpfen erreicht werden kann. Die Siemens-Schuckertwerke haben für diese Schaltung einen
besonderen Selbstanlasser durchgebildet, der in Abb.
7 wiedergegeben ist. Die Anordnung ist so getroffen, daß beim Drücken des
Druckknopfes „vorwärts schneller“ der Motor bis zu seiner Grunddrehzahl
anläuft. Wird der Druckknopf nach Erreichung dieser Drehzahl wieder betätigt, so
wird die Drehzahl weiter erhöht, und zwar solange wie die Betätigung dauert. Nach
Erreichung der Höchstdrehzahl wird der Anlasser stillgesetzt. Eine weitere
Betätigung des Druckknopfes „vorwärts schneller“ ist dann auf den Anlasser
ohne Einfluß. Soll die Drehzahl innerhalb des Regelbereichs erniedrigt werden, so
wird dies durch das Drücken des Druckknopfes „langsamer“ erreicht. Durch die
entsprechende Betätigung dieser beiden Druckknöpfe kann demnach die Drehzahl
innerhalb des Regelbereiches des Motors beliebig eingestellt werden. Eine
Stillsetzung des Antriebes erfolgt in der üblichen Weise durch die Betätigung des
Druckknopfes „halt“. Im Falle der Motor auch durch Druckknöpfe umgesteuert
werden soll, erhält die Druckknopftafel noch einen Druckknopf „rückwärts
schneller“. Durch Betätigung dieses Druckknopfes wird der Motor in analoger
Weise wie bei der Betätigung des Druckknopfes „vorwärts schneller“ in
entgegengesetzter Richtung bis zur Grunddrehzahl angelassen und innerhalb des
Regelbereiches des Motors geregelt. Die Verringerung der Drehzahl erfolgt in
gleicher Weise durch Betätigung des Druckknopfes „langsamer“. Bei dieser
Schaltung erhält die Druckknopftafel demnach vier Druckknöpfe, nämlich „vorwärts
schneller“, „rückwärts schneller“, „langsamer“ und
„halt“.
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Abb. 8. Anordnung der Druckknopftafeln bei einer Fräsmaschine mit 3
Spindeln.
Bei manchen Werkzeugmaschinen ist es erwünscht, beim Einrichten eine besonders
niedrige Drehzahl einstellen zu können bzw. nur ganz kurze Bewegung auszuführen. Die
von den Siemens-Schuckertwerken durchgebildeten
Steuerungen ermöglichen dies, sobald noch ein besonderer Druckknopf (einrichten)
vorgesehen wird.
Bei fast allen Werkzeugmaschinen ist es erwünscht, das Stillsetzen so schnell wie
möglich vorzunehmen. Wird der Motor bei seiner höchsten Drehzahl lediglich
abgeschaltet, so wird die Werkzeugmaschine infolge ihrer Massenenergie noch mehr
oder weniger lange laufen, ehe sie zum Stillstand gelangt. Bei den von den Siemens-Schuckertwerken durchgebildeten Steuerungen wird
daher für das Stillsetzen, sofern ein Gleichstrommotor vorhanden ist, eine
Ankerbremsung vorgesehen. Zu dem Zwecke wird der Motor, sobald er vom Netz
abgeschaltet ist, unmittelbar über einen Widerstand kurzgeschlossen und dadurch ein
außerordentlich rasches Stillsetzen und Abbremsen der Werkzeugmaschine erreicht. Bei
Antrieben mit asynchronem Drehstrommotor kann das rasche Stillsetzen durch das
Einfallen einer Gewichtsbremse erreicht
werden, die während des Betriebes durch einen besonderen Bremsmagnet gelüftet
wird.
Die Druckknopfsteuerung ist auch außerordentlich vorteilhaft bei denjenigen
Werkzeugmaschinen, bei denen mehrere Motoren vorhanden sind, deren Ein- und
Ausschalten in eine gewisse Abhängigkeit voneinander gebracht werden soll.
Beispielsweise ist diese Abhängigkeit erwünscht bei Fräsmaschinen, bei denen der
Antrieb des Vorschubes durch je einen Motor erfolgt. Hierbei darf der Vorschubmotor
nur dann eingeschaltet werden, wenn der Fräser arbeitet, also der betreffende
Antriebsmotor läuft. Eine entsprechende Ausführung ist von der Firma Schieß zusammen
mit den Siemens-Schuckertwerken bei einem großen Fräswerk
durchgebildet wordenEin neuzeitiges großes Fräswerk und seine elektrische Einrichtung. Von
Obering. Weil. Z. d. V. d. I. 1919, S. 1141
ff.. Abb. 8 zeigt eine Ansicht der
Fräsmaschine. Der Antrieb erfolgt insgesamt durch sieben Motoren. Hiervon dienen
drei Motoren von etwa je 20 PS für die drei Fräserspindeln, ferner drei von etwa 3½
PS für die Antriebe der Vorschübe dieser Spindeln und ferner ein Motor von etwa 20
PS für den Vorschub des Tisches. Aus der Zeichnung ist die Anordnung der
Druckknopftafel ersichtlich, und zwar wird durch die Betätigung der Druckknöpfe
auf der Tafel D. A. a. der Spindelmotor und der Vorschubmotor des linken Fräsers,
durch diejenige der Tafel D. B. b. der Spindel und Vorschubmotor des rechten Fräsers
gesteuert. Die Druckknopftafeln sind, wie die Abbildung zeigt, sowohl auf dem
beweglichen Fräsersupport als auch an jedem Ende des Querbalkens vorgesehen. Für die
dritte Fräserspindel, und zwar wieder für den Spindelmotor und für den Vorschubmotor
dient die Druckknopftafel D. C. c.
Zum Schluß wäre noch bezüglich der Verbindungsleitungen zu sagen, daß bei der
Druckknopfsteuerung, da es sich nur um schwache Ströme handelt, die Leitungen zu der
Druckknopftafel selbst nur einen sehr geringen Querschnitt haben. Es ist daher die
Verwendung von mehradrigen flexiblen Leitungen ohne weiteres möglich. Bei größeren
Verschiebelängen der Druckknopftafeln ist es zweckmäßig, Schleifleitungen
anzuordnen, auf deren Anbau zweckmäßigerweise bereits bei der Ausführung der
Werkzeugmaschinen Rücksicht zu nehmen ist. Bei bereits vorhandenen
Werkzeugmaschinen, bei denen nachträglich der Einbau einer Druckknopfsteuerung
vorgesehen werden soll, können die Schleifleitungen auch in einem entsprechenden
Kanal im Fußboden längs der Werkzeugmaschine verlegt werden.