Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | F. Wilcke |
Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 61 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszüge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Werkstattstechnik.
Die Normung von Hebezeugen, d.h. solchen
Lasthebevorrichtungen, die von Hand durch Haspelkette, Kurbel oder Hebel angetrieben
werden, wozu auch Tau- und Seilkloben, Schiffs- und Ankerwinden zu rechnen sind,
wird von Oberingenieur Karl Engel empfohlen. Gefordert
wird die Normung von:
1. Tragfähigkeit, bezw. Größenbezeichnung nach einer
geometrischen Reihe, z.B.:
1012,51620253240506480 t
2. Benennung der zulässigen Belastung. Vorgeschlagen werden die
Bezeichnungen „Nutzlast,“
„Bruchlast,“
„Prüflast“.
3. Ketten. Vorgeschlagen wird eine innere Baulänge l = 3 d,
eine Bruchanstrengung von 2700 kg/qcm anstatt 3000 kg/qcm in Berücksichtigung
der Schweißnähte.
4. Lasthaken (vom Nadi bereits in Angriff genommen), Traversen
dazu, lose Rollen, Laufrollen für Katzen und Winden, Kreuze zu losen Rollen,
Bremsen, Zahnstangen, Hörner, Kurbeln, Kurbelgriffe, Trommeldurchmesser,
Uebersetzungsverhältnisse, Beanspruchungen.
5. Spurweiten für Laufwinden. Vorgeschlagen für eine Nutzlast von
1 u. 1,25,1,6 u. 2,2,5 u. 3,2,4 u. 5,6,4 u. 8,10 u. 12,5 t––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––370425480550620700 mm Spurweite.Angeregt wird ferner die Normung von:
6. Trommeldurchmesser, Schraubenmasse der Schraubenwinden,
Bauhöhe der Laufkrane, Anfahrmasse, Lager, Laufschienen, Laufrollen für Krane,
zulässige Durchbiegung, Hubhöhen.
Die meisten Hebezeuge sind reif zur Normung, also sollte diese schnellstens
vorgenommen werden, um die Ausfuhr zu steigern.
Betrieb. Heft 16, September 1920.
Ernst Preger.
Prüfung der Bearbeitbarkeit von Metallen. Dr. A. Keßner veröffentlicht in den Mitteilungen aus dem
Institut für mechanische Technologie und Metallkunde an der technischen Hochschule
Berlin das Ergebnis tausender Versuche über den Zusammenhang zwischen
Bearbeitbarkeit und Festigkeitszahlen von Metallen. Die beiden für die
Bearbeitungsfähigkeit am meisten in Betracht kommenden Werte, die „Härte“ und
die „Bearbeitbarkeit“ lassen sich nicht ohne weiteres in Beziehung zu
einander bringen. Bei den vorliegenden Versuchen wurde die Härte nach der
Kugeldruckprobe Martens-Heyn,
die Bearbeitbarkeit durch die Eindringtiefe eines Spiral- oder eines Flachbohrers
bei 100 Umdrehungen auf der bekannten Keßnerschen Härtebohrmaschine bestimmt. Die
Zahlentafel gibt eine Gegenüberstellung der Kugeldruckhärte und der Bearbeitbarkeit
verschiedener Metalle. Bei gleicher Kugeldruckhärte ist das geschmeidigere und
zähere Metall schwerer zu bearbeiten, z.B. Nr. 1 und 2, 10 und 11, 14 und 15, wegen
der größeren Arbeit beim Abrollen des Spanes von der Werkzeugschneide.
Nr.
Härte
Metall
Bearbeitbarkeit
1
259,2
Flußeisen B. O. 5.
2,0
mm
2
249,1
Gußeisen N. G. 2.
4,59
„
3
243,5
Nickelstahl E. 220 J.
2,34
„
4
225,2
Gußeisen N. G. 1.
4,19
„
5
205,0
Flußeisen A. 3.
1,4
„
6
189,7
Flußeisen A. 2.
1,76
„
7
173,5
Flußeisen B. O. 3.
2,01
„
8
172,7
Messing M. 19.
1,25
„
9
169,4
Tombak T. 2.
1,095
„
10
143,0
Flußeisen B. O. 1.
1,68
„
11
141,6
Deltametall D. 1.
3,84
„
12
128,0
Flußeisen A. 1.
1,17
„
13
124,5
Flußeisen B. R. E. 1.
3,09
„
14
120,7
Messing M. R. F. 1.
3,70
„
15
120,7
Messing M. R. H. 1.
4,45
„
16
110,0
Kupfer K. 3.
1,27
„
17
102,2
Messing M. R. D. 1
5,19
„
Keßner versuchte, ein Normalmetall ausfindig zu machen,
welches beim Bohrversuch stets die gleichen Werte ergibt. Gußeisen und Flußeisen
zeigten zu starke Schwankungen in der Bohrhärte; hingegen scheint Elektrolytkupfer
Aussicht auf Eignung als Normalmetall zu haben. – –
Bemerkenswert sind die Versuche über den Einfluß von Beimengungen in Metallen u.
Legierungen, sowie über den Einfluß der Abkühlung auf die Bearbeitbarkeit.
Textabbildung Bd. 336, S. 61
Abb. 1.
Abb. 1 gibt den Zusammenhang zwischen der Bearbeitbarkeit und der
Kugeldruckhärte und dem Bleigehalt einer Kupfer-Zink-Legierung mit dem Verhältnis Cu
: Zn = 2 : 1. Die Bearbeitbarkeit steigt dauernd, während die Kugeldruckhärte später
wieder fällt.
Textabbildung Bd. 336, S. 62
Abb. 2.
Abb. 2 zeigt, daß die Bearbeitbarkeit von Gußeisen mit
steigendem Siliziumgehalt wächst. Kugeldruckproben wurden nicht vorgenommen.
Textabbildung Bd. 336, S. 62
Abb. 3.
In Abb. 3 sind die Zahlen der Bearbeitbarkeit für
Gußeisenstäbe verschiedener Dicke, die aus der gleichen Pfanne gegossen wurden und
die Kugeldruckhärte eingetragen. Weitere Versuche bestätigen, daß die
Bearbeitbarkeit nicht von dem eigentlich en Kohlenstoff -gehalt abhängt, sondern
dort ihren höchsten Wert erhält, wo ein Maximum des Gesamtkohlenstoffgehaltes als
Graphit ausgeschieden ist.
Textabbildung Bd. 336, S. 62
Abb. 4.
Abb. 4 gibt die Zahlen für die Bearbeitbarkeit,
Dehnung und Kugeldruckhärte in Abhängigkeit von der Zerreißfestigkeit von Flußeisen.
Es ergibt sich, daß zwischen 0,1 und 0,6 v. H. Kohlenstoff die Bearbeitbarkeit
der Kugeldruckhärte und dem Kohlenstoffgehalt proportional ist.
Werkstattstechnik, 1920, Heft 24.
Ernst Preger.
Weicheisen. Chemisch reines Eisen ist schwer herzustellen,
deswegen teuer und wegen seiner großen Weichheit nicht als Baustoff in gewöhnlichem
Sinne zu gebrauchen. Elektrolytisch gewonnenes Eisen ist fast chemisch rein, konnte
aber bis heute noch nicht in Wettbewerb treten, weil sein Preis zu hoch ist. Der
Firma Friedr. Krupp A.-G., Essen-Ruhr, gelang es während
des Krieges, im Siemens-Martin-Ofen ein Eisen von besonders niedrigem
Kohlenstoffgehalt zu erzeugen, das sogenannte „Weicheisen.“ Es hat
durchschnittlich die Zusammensetzung
Kohlenstoff
0,057
v. H.
Silizium weniger als
0,01
v. H.
Mangan
0,097
v. H.
Phosphor weniger als
0,01
v. H.
Schwefel
0,021
v. H.
Die Festigkeitseigenschaften stellen sich durchschnittlich auf
Zerreißfestigkeit
3110 kg/qcm,
Elastizitätsgrenze
2200 kg/qcm
Bruchdehnung
36 v. H. bei l = 11,3 √F
47 v. H. bei l = 5,65 √F
Einschnürung
80 v. H.
Die Kerbzähigkeit ist so groß, daß selbst scharf eingekerbte Probestäbe auf dem 150
mkg-Pendelhammer nicht durchgeschlagen werden. Technologische Biegeproben mit kalt
zusammengebogenen, eingekerbten und mit Gewinde versehenen Stäben ergaben die
bedeutend größere Zähigkeit des Weicheisens gegenüber dem weichsten bisher bekannten
Flußeisen. Die Dauerbiegeprobe ergab beinahe doppelt so viele Doppelbiegungen bis
zum Bruche als Stehbolzenkupfer.
Von Bedeutung ist also die außerordentlich hohe Zähigkeit des Weicheisens
hervorzuheben, die es zu Geschoßführungsbändern, zu Stehbolzen, Feuerbüchsenblechen,
Dichtungsringen usw. befähigen. Die Schweißbarkeit ist hervorragend.
(Betrieb, Heft 16, Septb. 1920, Kruppsche Monatshefte, Januar
1920.)
Ernst Preger.
Einfluß des Meßdruckes bei festen Lehren. Während beim
Messen von Wellen mit Rachenlehren die Berührung längs einer Linie stattfindet,
sowie eine gewisse Federung und der Meßdruck leicht zu messen sind (D. p. J. 1920,
Heft 13, S. 140), liegt beim Messen von Bohrungen mit dem Lehrdorn Flächenberührung
vor, Federungen finden kaum statt und ein Meßdruck läßt sich nicht in Kilogramm
angeben. Zur Vornahme von Versuchen wurden folgende Passungsgrade festgesetzt, die
sich von verschiedenen Personen ohne gegenseitige Fühlungnahme einhalten ließen.
A. Der Bolzen geht von Hand nicht mehr in die Bohrung,
schnäbelt höchstens noch etwas an, sodaß sich der zu messende Ring mit dem
Bolzen noch anheben läßt.
B. Der Bolzen läßt sich unter Zuhilfenahme von. feinstem
Rindertalg mit großer Mühe hinein und heraus drehen.
C. Der auf den Bolzen aufgesetzte Ring sinkt nach leichter
Einfettung beim Aufstoßen des Bolzen auf den Tisch herab.
D. Der Ring sinkt durch sein Eigengewicht von selbst
herab.
E. Der Ring fällt frei hindurch.
Ferner wurde angenommen, daß polierte Bolzen und Löcher beim Passungsgrad B
genau gleichen Durchmesser haben.
Textabbildung Bd. 336, S. 63
Bei den Versuchen wurden die Bohrungen mittelst eines Hirthschen Innen-Minimeters mit einer Bohrung verglichen, die die Passung
B mit einem Bolzen aufwiesen, der auf der Feinmeßmaschine den Durchmesser 30,00 mm
zeigte. Je nach dem auf diese Weise festgestellten Spiel bezw. Uebermaß ergaben sich
die in Abb. 1 zusammengestellten Passungen. Der
Uebergang von einem Passungsgrad zum anderen erfolgte um so eher, je glatter die
Wandungen waren, d.h. polierte Flächen sind empfindlicher als rauhe gegen
Passungsunterschiede. Der Unterschied im Spiel, der sich für den Uebergang von einem
Passungsgrad zum anderen ergibt, beläuft sich durchschnittlich bei geschliffenen
Bolzen und geriebenen Löchern auf 0,003 mm, polierten Bolzen und geriebenen Löchern
auf 0,002 mm, polierten Bolzen und polierten Löchern auf 0,001 mm. Als
Meßgenauigkeit ergibt sich bei Einhaltung der bekannten Werkstattregel „Die
Gutseite soll sich zwanglos einführen lassen, die Ausschußseite darf höchstens
leicht anschnäbeln“ und dem gelegentlichen Messen von blinden Löchern, bei
denen die eingeschlossene Luft den Meßdruck wesentlich beeinflussen kann, zu 0,002
bis 0,004 mm.
Die gefundenen Unterschiede der Spiele von einem Passungsgrad zum anderen waren bei
Durchmessern zwischen 6 und 30 mm unverändert. Da von Nadi wachsende Abmaße vorgesehen sind, ergibt sich innerhalb dieses
Bereiches mit wachsendem Durchmesser ein Festerwerden der Ruhesitze und ein
Lockererwerden der Laufsitze. Für Durchmesser über 30 mm widerspricht dieses
Ergebnis der Erfahrung bei Laufsitzen. Die Grenze, bis zu welcher die durch die
vorliegenden Versuche begründete Regel gilt, muß durch weitere Versuche noch
festgestellt werden.
Da die Gutseite eines Lehrbolzens nach Passungsgrad C in die Bohrung gehen soll,
ergibt sich ein um etwa 0,003 mm größerer Durchmesser des Loches als der
Tabellenwert bei polierten Bolzen in geriebenen Löchern. Bei Rachenlehren hatte sich
volle Uebereinstimmung ergeben. Das in den DI-Normen angegebene kleinste
rechnerische Spiel stimmt mit dem wirklichen wirksamen kleinsten Spiel fast genau
überein.
Wenn, wie z.B. bei Kugellagern, außen der Passungsgrad C oder D, innen A oder B
gefordert wird, so müßte, weil die Passungsflächen geschliffen und poliert sein
müssen, eine Genauigkeit von 0,006 mm verlangt werden, die also die gleiche wie
diejenige der Lehren [ ist. Das ist praktisch kaum zu erreichen.
(Betrieb, Heft 16, September 1920.)
E. Preger.
Bergbau.
Die Technik des Broms. Eine Zusammenstellung der heutigen
Bromgewinnungsverfahren gibt Hüttner in der
„Chemischen Praxis.“ Er beschreibt das heute noch in vielen Bromfabriken
mit guten Erfolge arbeitende ununterbrochene Verfahren der Vereinigten Chemischen
Fabriken in Staßfurt, das auf der Austreibung des Broms durch Chlorgas aus den
Endlaugen der Kalifabriken beruht. Die Bromausbeute läßt sich bis auf 85 Prozent
steigern. Vervollkommnet worden ist das Verfahren durch Kubierschky, dessen „Kolonne“ so gebaut ist, daß der aufsteigende
Gasstrom teils in Gleich-, teils in Gegenstrom zur Lauge sich fortzubewegen
gezwungen ist. – Neuerdings hat man auch mehrfach versucht (Kossuth, Wünsche, Mehns, Rinek) das Brom auf elektrolytischem Wege zu
gewinnen. – Vor dem Kriege erzeugte Deutschland etwa 1 Mill. kg Brom, im Kriege
stieg die Erzeugung gewaltig infolge der Verwendung von Brom im Gaskampf. Leider
bestehen bei den deutschen Fabrikanten die früher in der „Bromkonvention“
vereinigt waren seit 1914 Uneinigkeiten, so daß der Stoff heute an das Ausland
verschleudert wird. (Chemische Praxis, Sonderteil der Chemiker Zeitung. 13. 1.
1921.)
K.
Ein neuer Kohlenoxydanzeiger. Prof. C. R. Hoover soll eine neue Vorrichtung zur Feststellung von
Kohlenoxyd erfunden haben, mit dem nicht nur das Vorhandensein, sondern auch die
Menge des Gases schnell und sicher nachzuweisen ist. Es handelt sich um ein kleines
Glasrohr, daß mit einem Jodsalz, Bimsstein und rauchender Schwefelsäure angefüllt
ist. Bringt man Kohlenoxyd in das Rohr, so verwandelt sich die Farbe des Gemisches
in grün. Die Tiefe der Färbung gibt ein Bild von dem Prozentgehalt des gefährlichen
Gases in der Grubenluft (Compressed Air Magazine, 1920, Nov., S.9882.).
K.
Ausschuß für Bergtechnik, Wärme- und Kraftwirtschaft für den
niederrheinisch-westfälischen Bergbau. Vom Verein für die bergbaulichen
Interessen und vom Dampfkesselüberwachungs-Verein der Zechen im Oberbergamtsbezirk
Dortmund in Essen ist der genannte Ausschuß zu dem Zweck gebildet worden, den
technischen Fortschritt im bergbaulichen Betrieb sowie in der Wärme- und
Kraftwirtschaft auf den Zechen zu fördern. Der Ausschuß soll ferner durch
Veranstaltung von Vorträgen aus diesen Gebieten und darangeknüpfte Ansprachen einen
Austausch der Meinungen und Erfahrungen herbeiführen. Eine weitere Aufgabe des
Ausschusses besteht in der Gemeinschaftsarbeit mit den Vertretungen anderer
Industriezweige, besonders mit dem Verein deutscher Eisenhüttenleute und seiner
Wärmestelle, zur möglichst weitgehenden Erzielung von Ersparnissen auf dem Gebiete
der Wärme- und Kältewirtschaft. (Glückauf 1920, S. 938.)
K.
Verfahren von Dwight-Lloyd zum Rösten und Sintern sulfidischer
Bleierze. Ueber die genannten Verfahren und ihre Ausgestaltung durch von
Schlippenbach berichtet Wüster im Glückauf. Nach eingehender Erörterung der den an sich einen
großen Fortschritt gegen früher bedeutenden Verblase-Verfahren von Hunlington-Heberlein,
Savelsberg, Carmichael-Bradfordanhaftenden Mängel, werden die einzelnen Dwight-Lloyd-Verfahren
besprochen und ihre Wirkungsweise erläutert. Daran schließt sich eine Besprechung
der zum einwandfreien Arbeiten erforderlichen Vorbedingungen. Den Schluß bildet eine
Zusammenstellung der durch die Einführung des Dwight-Lloyd-Verfahren erzielten Vorteile, die hauptsächlich in
erhöhter Leistungsfähigkeit, Menschenersparnis, Gesundheitsunschädlichkeit,
Verminderung der Betriebskosten und Metallverluste, ununterbrochenem Betrieb,
Verbesserung des Röstgutes usw. bestehen. Bei der Bauart Dwight-Lloyd-von Schlippenbach kommt noch die Möglichkeit der Nutzbarmachung der
entweichenden SO2-Gase zur Schwefelsäuredarstellung
hinzu.
Nach der im Aufsatz mitgeteilten Liste ist das Verfahren in Amerika und Europa,
namentlich Deutschland, vielfach zum Sintern von Blei-, Kupfer- und Eisenerzen in
Anwendung. (Glückauf 1921, S. 69 ff und 93 ff.)
K.
Anwendung von Kohlensäure in Kohlensilos. Zur Verhütung
der Selbsterhitzung von lagernder Kohle sind schon zahlreiche Maßnahmen
vorgeschlagen worden. Das sicherste Mittel, um Kohlenbrände zu verhüten sowie die
durch die Einwirkung des Luftsauerstoffs verursachte Wertminderung der Kohle
hintanzuhalten, ist ihre Lagerung in großen Bassins, die vollständig mit Wasser
gefüllt sind. In der Tat bestehen in Amerika einige derartige Anlagen; bei uns hat
man indessen bisher von diesem Verfahren noch keinen Gebrauch gemacht, teils mit
Rücksicht auf die hohen Baukosten, teils weil die Kohle bei dieser Art der Lagerung
ziemlich viel Wasser aufnimmt.
Man beschränkt sich vielmehr in der Regel darauf, die Kohlenlager oder Silos
möglichst luftdicht abzuschließen, um die Bildung von Luftströmungen im Innern zu
verhindern, und die Temperatur der einzelnen Kohlenhaufen sorgfältig zu überwachen.
Am besten geschieht dies mit Hilfe einer elektrischen Fernthermometeranlage, die oft
auch mit einer Registriervorrichtung versehen ist. Sobald sich bei einem
Kohlenhaufen eine stärkere Temperaturerhöhung bemerkbar macht, muß der betreffende
Teil des Lagers ausgeräumt werden, damit sich die Erhitzung der Kohle nicht bis zur
Selbstentzündung steigert.
Es liegt nun nahe, diese Unannehmlichkeit dadurch zu umgehen, daß man einfach den
Sauerstoff in den Kohlenlagern ganz ausschaltet, indem man die Luft durch
Kohlensäure oder Rauchgase verdrängt. Dieses Verfahren ist bei Anlagen, die ganz
geschlossen sind und lediglich eine Einfüllöffnung besitzen, ohne große
Schwierigkeiten anwendbar, da die Kohlensäure infolge ihrer Schwere in den
Lagerbehältern zu Boden sinkt. Für größere Anlagen dieser Art, namentlich für
solche, die dem Umschlagverkehr dienen, hat die Firma A. Klönne in Dortmund vor
längerer Zeit bereits einen Entwurf ausgearbeitet, nach dem drei genietete,
zylindrische Eisenbehälter, die oben und unten kugelig begrenzt sind und je 2500 t
Kohle fassen, vorgesehen werden. Jeder Behälter enthält eine endlose Kratzerrinne,
die es ermöglicht, die zu stapelnden Kohlen von oben einzufüllen und die zu
verladenden Kohlen unten abzuzapfen. Mit Hilfe eines kleinen Zwischenbehälters wird
die ununterbrochene Beschickung der Förderanlage gewährleistet. (Zeitschr. f.
Dampfkessel u. Maschinen- betr., 1919 42. Jahrg., S. 133).
Sander.
Brennstofftechnik.
Zukunft des Erdöls. Ein fesselndes Ergebnis hatte eine
Rundfrage in Amerika, über das brennendste Problem in der Petroleum-Industrie.
Geologen, Direktoren und öffentliche Beamte sind sich darüber einig, daß die
Erzeugung an Erdöl den Höhepunkt überschritten hat und daß der Tag nicht fern ist,
an dem das Angebot der Nachfrage nachsteht. Das richtigste ist, möglichst
schnell neue ergiebige Quellen aufzuschließen, damit nicht in der Versorgung der
Welt mit Erdöl eine Stockung eintritt, die ein erneutes Ansteigen der Preise zur
Folge haben würde. (Eng. Min. Journal 1920, 27. März.)
K.
Torfsachverständige. Bei der wachsenden Bedeutung der
Nutzbarmachung unserer deutschen Torfvorräte dürfte eine Zusammenstellung von
Torfsachverständigen – aufgestellt vom Reichsverband deutscher Brenntorfhändler E.
V. – in weiteren Kreisen Aufmerksamkeit verdienen, namentlich, als in letzter Zeit
viele wertlose Torfvorkommen zu Spekulationszwecken ausgenutzt worden.
Berlin: Franz Heilgendorff, Berlin W
57, Yorckstr. 35.
Braunschweig: Dr. Nehring,
Braunschweig, Bismarckstraße 7.
Geestemünde: A. Tüshaus,
Geestemünde, Lutherstraße 5. – W. Schwarting i. Fa. Schwarting & Beyer,
Geestemünde.
Hannover: Dr. F. W. Schmidt,
Hannover, Fundstr. 29.
Lübeck: Paul Ihde i. Fa. Possehls
Eisen- und Kohlenhandel G. m. b. H., Lübeck. – Johs. Kahns i. Fa. Johs. N. C. Kahns,
Lübeck. – Hans Reuter i. Fa. Lübecker Kohlen-Großhandel G. m. b. H., Lübeck.
Magdeburg: Heinrich Mühlenbrock,
Magdeburg, Hohepfortestraße 23, I.
München: Alois Kienle, München,
Kaulbachstraße 20.
Osnabrück: Wilhelm Schweppe,
Osnabrück.
Stettin: Heinrich Evertz, Direktor
der Hedwigshütte A.-G., Stettin. – Heinrich Köser i. Fa. Hugo Stinnes G. m. b. H.,
Stettin. – Erich Rudolph i. Fa. G. Dantzers Nachf., Stettin. – Hans Sehl i. Fa.
Gustav Sehl, Stettin, Mittwochstr. 18-20. – Bruno Stillert, Stettin, Grabower Straße
35. – Wilhelm Ziegler i. Fa. Ballowitz & Ziegler, Stettin. – Hermann Pichlmayr,
Direktor des Brikettvertriebes Pommern, Stettin, Bismarckstraße 28.
(Deutsche Kohlenzeitung 1920, Heft 1.)
K.
Maschinentechnik.
Für das Trägheits- bezw. Widerstandsmoment dünnwandiger
Rohre von verhältnismäßig großem Durchmesser gibt Dr.-Ing. L. Billeb, Brücherhof, angenäherte Formeln, die eine recht
gute Uebereinstimmung mit den genauen Formelwerten zeigen.
Seine Formeln lauten:
1. Trägheitsmoment Jx = δ .
r3m . π [δ
= Wandstärke, rm = mittlerer
Radius] Jx netto (δ –
δ1) . r2m π
2. Widerstandsmoment:
W_x=\frac{J_x\,\mbox{netto}}{r_m}=(\delta-\delta_1)\,.\,{r_m}^2\,\pi
wobei \delta_1=\frac{\delta\,.\,d_n}{t}, d.h. innerhalb einer
Nietteilung, t ist die Verschwächung durch ein Niet gleich δ . dn, wobei dn =
Nietdurchmesser.
Beispiel: Gegeben ein Rohr von 750 mm innerem und 762 mm
äußerem Durchmesser; also δ = 0,6 cm, rm = 37,8 cm,
\frac{r}{\delta}\,\sim\,63..
J_x=\frac{38,1^4-37,5^4}{4}\,.\,\pi=\sim\,101761\mbox{
cm}^4 und
W_x=\frac{101761}{38,1}=\sim\,2670\mbox{
cm}^3..
Nach den Formeln von Dr.-Ing. Billeb ist
Jx = 0,6 . 37,83 . π = ~ 101755 cm4 und
Wx = 0,6 . 37,82 . π = ~ 2692 cm3. Abweichung gleich ~ + 0,97 %.
Formel 1 liefert brauchbare Werte für \frac{r_m}{\delta}>5;
Formel 2 für \frac{r_m}{\delta}\,\geq\,20, und Formel
W_x=(\delta-\delta_1). \frac{D^2}{8}\,\pi
für \frac{r_m}{\delta}>5.
Diese Formeln bringen m. E. eine bedeutende Verminderung der Rechenarbeit und ist
daher deren Gebrauch nur zu empfehlen. [Der Eisenbau 1920, Heft 18].
Prof. Marx.
Betontechnik.
Betonbauten. Die Zeitschrift „Beton und Eisen“Verlag, Wilh. Ernst & Sohn, Berlin W 66. enthält in Heft I,
1921 (XX. Jahrgang) wiederum eine Reihe von Artikeln, die auch für weitere Kreise
von Interesse sein dürften.
So bespricht Ingenieur Elwitz, Düsseldorf, die
„Sicherung eines Kirchenneubaues gegen Bergschäden.“ (Liebfrauenkirche in
Hamborn-Bruckhausen). Da die Gegend unter den Nachwirkungen des Bergbaues stark zu
leiden hat, werden hier schon bei kleineren Wohnhäusern bauliche Schutzmaßnahmen
getroffen; um so mehr mußten solche bei einem öffentlichen Bau vorgesehen werden. Um
den bei Bodensenkungen aѵftretenden Wechsel der inneren Spannungen aufzunehmen,
eignet sich das Eisen am besten; wird jedoch die Eisenbetonkonstruktion mit
beiderseitiger Eiseneinlage ausgeführt, so fällt die Wahl zugunsten des Eisenbetons
aus, umsomehr als dann auch die Mauer als tragendes Element mit ausgenutzt werden
kann.
Der Turm und die eigentliche Kirche stehen auf von einander getrennten Fundierungen
in Eisenbeton. Der Turm wurde als Rahmenträger von 3 Stockwerken auf einen steifen
Kasten aufgesetzt und ist mit Leichtsteinen ausgemauert. Der Turmhelm aus sperrigem
Holzwerk ist mit dem obersten Rahmenstockwerk gut verankert. Die Kirche sitzt
ebenfalls auf Eisenbetonfundamenten. Die eisernen Binder ruhen auf Gleitlagern mit
Spielraum und Nasen auf beiden Seiten. So kann der ganze Bau etwaigen Bodensenkungen
folgen. Schäden irgendwelcher Art konnten an der 1914 erstellten Kirche bis heute
nicht festgestellt werden.
Ferner beschreibt Ing. Otto Schlich einige
„Neuzeitliche Fabrikneubauten in den Vereinigten Staaten von
Nordamerika,“ namentlich die statische Berechnung und baulichen Einzelheiten
der Pilzdecken.
Ingenieur Max Gensbaur, Kladow, berichtet über
„Eisenbahnwagenkasten aus Eisenbeton“An späterer Stelle des D. P. J. soll darauf näher eingegangen
werden. und über seine Versuche und Studien auf diesem Gebiete.
Interessante Abbildungen unterstützen seine Darlegungen. Jedenfalls haben schon die
bisherigen Erfahrungen die technische und wirtschaftliche Verwendbarkeit des
Eisenbetons für Wagenkasten bewiesen.
Oberbaurat Fritz von Emperger behandelt die
Druckfestigkeit von Voll- und Hohlsteinen; eine Frage, deren Beantwortung gerade in
unserer Zeit der Baustoff- und Kohlennot von Wichtigkeit ist.
„Ueber Winkelstützmauern“ gibt Prof. A. Ostenfeld,
Kopenhagen, einige Ausführungen, auf die erst eingegangen werden soll, wenn sie
vollständig vorliegen.
Im Gegensatz zu früheren VeröffentlichungenBeton und Eisen 1920, Heft VII/VIII.
„über die Schubbewehrung von Eisenbetonbalken mit beweglicher Belastung“
berechnet Dr. Ing. W. Hohmann, Essen, die anzuordnende
Schubbewehrung nach „der in jedem einzelnen Querschnitte möglichen größten
Querkraft“.
Privatdozent Prof. Dr. Ing. Birkenstock, Berlin, gibt
einige Erläuterungen über die Berechnung der Schubspannung und Schubbewehrung nach
den deutschen „Vorschriften“ und den preußischen
„Musterbeispielen“.
Zahlreiche Fachleute wird wohl der Artikel über den „Stapellauf des ersten
deutschen Eisenbeton-Motorseglers“ interessieren. Dieser ist am 20. November
1920 auf der Rendsburger Werft der Kieler Eisenbeton-Werft A.-G. glatt erfolgt. Das
Schiff hat eine Länge von 33,5 m, eine Breite von 8 m und eine Seitenhöhe von 3,35
m, eine Tragfähigkeit von etwa 220 t.
Der nach Berechnungen und Untersuchungen von Prof. Dr. Ing. Kleinlogel, Darmstadt, erbaute Segler ist nach Genehmigung der
eingereichten Berechnungen durch den Germanischen Lloyd für große Küstenfahrt
bestimmt. Heft I bringt darüber eingehende Mitteilungen mit zahlreichen lehrreichen
Abbildungen.
So enthält das erste Heft des neuen Jahrgangs von „Beton und Eisen“
außerordentlich viel des Interessanten und Nützlichen.
Dipl.-Ing. Prof. Marx.
Wirtschaft.
Anpassung, eine Notwendigkeit für den deutschen
Maschinenbau. Wer erkennen will, was der deutsche Maschinenbau zu tun hat,
um sich den durch den Weltkrieg so völlig veränderten Verhältnissen anzupassen, der
besehe sich die Schrottlagerung unserer Maschinenfabriken. Welche Unmasse noch gut
verwendbarer Blech- und Formeisenabfälle lagern da unbenutzt und verrosten. Was
würde sich aus ihnen in der Werkstatt des Kleinmeisters nicht noch alles fertigen
lassen?
Man durchschreite weiter eine unserer Werkstätten und beobachte das Arbeiten in
dieser. Nur in den wenigsten Teilen wird man feststellen können, daß das Werkstück
die Werkstatt in einem geordneten Arbeitsgange durchläuft. Man betrachte weiter die
in der Werkstatt aufgestellten Arbeitsmaschinen. Nur in gut eingerichteten wird man
da ein gewisses System in der Gruppierung erkennen.
Aehnliches gilt von den Transporteinrichtungen. Nur in den größeren Werkstätten
findet man neben einem Schmalspurgleise einige Drehkrane nahe den besonders schweren
Arbeitsmaschinen und vielleicht noch einen Laufkran für die Verladung der fertigen
Stücke in den Waggon.
Und nun gar die Arbeitsmaschinen und Werkzeuge selbst.
Eine Neuorientierung ist natürlich nur möglich bei einer Bekanntschaft mit den
neuesten Maschinen und Vorrichtungen. Diese aber kann man sich auf einfachste Weise
durch den Besuch der Mustermesse in Leipzig verschaffen.
Dort finden sich bewährte und neue Maschinen, Apparate, Werkzeuge und sonstige
Hilfseinrichtungen, Transportmittel und Motoren jeder Art, dort hat man Gelegenheit,
sich mit deren Herstellern, daneben aber auch mit den Berufsgenossen auszusprechen.
Durch den Besuch der Leipziger Mustermessen vermeidet der Fabrikant unfruchtbaren
und langatmigen Briefwechsel und spart kostspielige Information3reisen, daneben
findet er dort auch seine Abnehmer, kann also auch seine Interessen als Verkäufer in
Ruhe wahrnehmen.
F.
Wilcke.