Titel: | Parallel-Endmaße aus Stahl, Glas und Quarz. |
Autor: | G. Berndt |
Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 186 |
Download: | XML |
Parallel-Endmaße aus Stahl, Glas und
Quarz.
Von Prof. Dr. G. Berndt.
BERNDT, Parallel-Endmaße aus Stahl, Glas und Quarz.
An das für Endmaße geeignete Material sind eine Reihe von Anforderungen zu
stellen: es muß homogen, gut polierfähig und leicht zu bearbeiten sein, dabei aber
doch eine genügende Härte aufweisen, um der Abnutzung einen möglichst großen
Widerstand entgegenzusetzen; ferner soll es von den Atmosphärilien, vor allem dem
Wasserdampf der Luft, sowie auch von dem Hautschweiß nicht angegriffen werden, also
rostsicher sein. Selbstverständlich muß es auch einen Ausdehnungskoeffizienten
besitzen, der praktisch gleich dem des Eisens und des Stahles ist, da – von
verschwindenden Ausnahmen abgesehen – alle mit Endmaßen zu kontrollierenden
Meß-Werkzeuge aus diesem Rohstoff bestehen. Es ist deshalb geradezu unverständlich,
daß man immer wieder noch Anpreisungen findet, bei welchen rühmend hervorgehoben
wird, daß zu den Endmaßen ein Material von möglichst geringer Wärmeausdehnung
verwendet ist.
Namentlich aus dem zuletzt genannten Grunde kommt anscheinend für Endmaße
ausschließlich Stahl in Frage und zwar, um auch den übrigen Bedingungen zu genügen,
nur im gehärteten Zustande.Nur für selten benutzte Urnormale nimmt man gelegentlich auch ungehärteten
Stahl, um sicher zu sein, daß sich ihre Längen nicht ändern. Der
chemischen Zusammensetzung des Stahles kommt dabei nur eine sekundäre Bedeutung zu,
doch wird man einen Stahl mit 1 bis 1,5 v. H. Chrom, wie er nach den Untersuchungen
des Bureau of Standards von Johannsson verwendet wird,H. L. van Keuren, Z. f. Mschbau, 8, S. 291, 1919.
Nach Irons (Amer. Mach., 53, 1144, 1921) sollen
die Johansson-Endmaße dagegen kein Chrom enthalten. vorziehen,
weil er weniger leicht korrodiert und auch trotz größerer Härte nicht so leicht zu
Härterissen neigt. Nun stellte sich aber heraus, daß derartige Endmaße ihre Länge
nicht beibehielten, sondern sie im Laufe der Zeit zunächst rasch und dann langsam
änderten, und zwar im allgemeinen proportional der Länge.A. Leman und A. Werner,
Werkst.-Techn. 1911, Heft 8; D. Mech. Ztg, 1911, 107.H. Stadthagen, V. D. I. 1911. 1525. In
der Regel erfolgt dabei eine Verkürzung, doch sind auch Verlängerungen beobachtet
worden. So wurden an zwei Stäben von 100 mm Länge in der Reichsanstalt für Maß
und Gewicht Zusammenziehungen von 42 bezw. 65 μ in 2½ Jahren festgestellt.Mtlg. d. K. Normaleichungs-Kommission, 1, 13, 1886–93. Noch
stärker werden die Verkürzungen, wenn die Maße größeren Temperaturschwankungen
unterworfen sind.H. Stadthagen, l. c.
Für diese Aenderungen hat man in erster Linie die durch die plötzliche Abschreckung
bedingten inneren Spannungen verantwortlich gemacht. Wichtiger sind indessen die bei
der Härtung auftretenden Gefügeänderungen. Der sich hierbei bildende Martensit ist
ein unbeständiges Gefüge, das in das stabile des Perlits überzugehen strebt. Nach
neueren UntersuchungenT. Matsushita, Sc. Rep. Tôhoku Univ., 7, 43,
1918. trennt sich ein Teil des Zementits aus der festen Lösung
(des Martensits); seine vollständige Ablösung erfordert bei gewöhnlicher Temperatur
viele Monate und selbst Jahre, läßt sich aber durch Erwärmung auf 100° soweit
beschleunigen, daß sie in wenigen Stunden beendet ist. Nach den von Leman und
WernerA. Leman und A. Werner
l. c. in der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt ausgeführten
Versuchen ist dazu eine 12 stündige Erwärmung im Oelbade bei 150° und Abkühlung in
ihm notwendig. Durch diese künstliche Alterung wird die Härte noch nicht wesentlich
beeinflußt; wie weit hierdurch aber nun die Längenänderungen wirklich aufgehoben
werden, ist bisher nicht systematisch untersucht. Von vielen Seiten steht man dieser
Frage sehr zweifelhaft gegenüberMtlg. d. K. Normaleichungs-Kommission, 1, 13, 1886–93. und von
amerikanischen Firmen ist bekannt, daß sie außer der erwähnten Dauererwärmung auf
konstante Temperatur auch einen Temperaturwechsel vornehmen.
Daß diese Zweifel durchaus berechtigt sind, beweist die Untersuchung eines nur sehr
wenig benutzten Satzes von Endmaßen aus einem 1,1 v. H. Kohlenstoff enthaltenden
Stahl, welcher in der in Deutschland üblichen Weise gealtert war. Er war dreimal von
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt und zwar in Zwischenräumen von 1 und 5
Jahren geprüft. Hierbei zeigten sämtliche Stücke eine deutliche Verkürzung, die man
innerhalb
der Meßgenauigkeit als proportional ihrer Länge (wie bei dem gehärteten und
nicht getemperten Stahle) ansetzen kann. Als Mittelwert ergibt sich dann eine
Zusammenziehung von 0,6 μ in einem und 2,0 μ in sechs Jahren auf je 100 mm Meßlänge.
Trotz der künstlichen Alterung nimmt also die Länge erst im Verlaufe beträchtlicher
Zeiträume, und zwar wahrscheinlich asymptotisch, einen definitiven Wert an.
Aehnliche Ergebnisse haben auch zahlreiche Messungen im Bureau of StandardsC. G. Peters und H. S. Boyd, Amer. Mach. 53, 627, 674,1920. geliefert; dabei
sind aber nicht nur Verkürzungen, sondern vereinzelt auch Verlängerungen beobachtet
worden, und zwar betragen die Aenderungn bis zu 5 μ auf 100 mm im ersten Jahre.
Textabbildung Bd. 336, S. 186
Abb. 1.
Die Beobachtungen sind (und zwar auf 100 mm umgerechnet) in Abb. 1 dargestellt; dabei beziehen sich die Nummern 1–3 auf Endmaße von
1'', 4 und 5 auf 2'', 6 und 7 auf 3'', 8 bis 10 auf 4''. Leider ist über das
Material und die Art der Alterung nichts Näheres angegeben. Man ersieht aus der
Zusammenstellung, wie verschieden – der Art und dem Betrage nach – die
Längenänderungen getemperter Stahlendmaße sein können.
Deshalb ist es durchaus notwendig, neue Endmaße zunächst alljährlich, später in
längeren Zwischenräumen wieder prüfen zu lassen. Nach etwa 5 Jahren wird man sich
mit einem fünfjährigen Zwischenraum für die Nachprüfung zufrieden geben können. Bei
starker Benutzung ist aber naturgemäß der etwaigen Abnutzung wegen ein häufigerer
Anschluß an die Normalen notwendig.
Es ist deshalb verständlich, wenn man nach einem besseren Rohstoffe für Endmaße
gesucht hat. Schwierigkeiten bereitete dabei aber immer die Erfüllung der Forderung
gleicher Ausdehnung mit dem Stahl. Das Bureau of Standards glaubt in dem Stellit
einen geeigneten Ersatz gefunden zu haben.A. S. van Keuren, Amer. Mach. 52, 1045,
1920. Dies ist eine Legierung von 60–75 v. H. Kobalt, 10–20 v. H.
Chrom und 0–25 v. H. Wolfram, deren Ausdehnungskoeffizient je nach der
Zusammensetzung 10,1–12,1 . 10–6 beträgt. Es ist
also möglich, eine Legierung zu finden, welche nahezu die Ausdehnung des Stahles von
11,5 . 10–6 besitzt. Stellit hat schon in
gegossenem Zustande eine außerordentliche Härte, ist dadurch gegen Abnutzung etwa
5mal widerstandsfähiger als anderer Stahl und wird auch von den meisten Säuren nicht
angegriffen; seine Bearbeitung ist indessen außerordentlich schwierig, sodaß sie nur
durch Schleifen erfolgen kann. Es ist deshalb auch vorgeschlagen, an die Enden der
Endmaße für die Meßfläche Stellit anzuschmelzen. Da er nicht gehärtet zu werden
braucht, so glaubt das Bureau of Standards, daß Endmaße aus diesem Rohstoffe ihre
Länge nicht ändern werden, doch sind Versuche bei jener Behörde erst im Gange. Da
nun aber Stellit ein Gußmaterial ist und es gerade vom Gußeisen bekannt ist, daß es
sehr starke Aenderungen im Laufe der. ersten Zeit erleidet, so bestehen doch
begründete Bedenken, ob Stellit das in dieser Hinsicht geeignete Material für
Endmaße darstellt. Störend wirkt auch noch seine Porosität, falls die Meßflächen
durch mehr oder minder große Hohlräume hindurchgehen. Eigene Versuche haben ergeben,
daß dünne Endmaße hieraus von etwa 1 mm Dicke sich genau so verziehen wie solche aus
Stahl (s. Abb. 2), was deutlich das Vorhandensein
innerer Spannungen auch bei Stellit beweist. Die an dieses Material geknüpften
Hoffnungen dürften sich also nicht erfüllen.
Frei von allen diesen Uebelständen wird man dagegen bei zwei anderen Stoffen, nämlich
Glas und Quarz. Nun besitzt das gewöhnliche Glas nur einen Ausdehnungskoeffizienten
von 8 . 10–6 und kommt deshalb nicht in Frage. Es
bereitet aber keine Schwierigkeiten, auch Glassorten mit der Ausdehnung des Eisens
herzustellen. Dieses Glas erfüllt alle eingangs aufgestellten Bedingungen, ist hart,
gut polierfähig und rostet nicht; auch Bedenken gegen eine allmählige Aenderung der
Länge liegen nicht vor, falls es durch den bei den optischen Gläsern üblichen
Kühlprozeß von den bei der Herstellung auftretenden inneren Spannungen befreit ist;
es muß aber vor größeren Temperaturschwankungen geschützt werden, da es nach
Rückkehr auf die ursprüngliche Temperatur nicht sofort die anfängliche Länge l0 wieder annimmt, sondern sich dieser erst
asymptotisch nähert. Nach einer Erwärmung um to und Wiederabkühlung hat es zunächst
eine Länge
l = l0 . (1 + H . t),
wo die sogenannte Hysteresis
H = A + B . t
ist; dabei bedeuten A und B zwei dem betreffenden Stoffe
eigentümliche Konstanten. Es ist also die Längenänderung
δ l = l0 . H . t.
Nachstehend sind nach Beobachtungen von Thiessen & ScheelAus den Beobachtungen von M. Thiessen, K. Scheel und L. Sell
(Wiss. Abhdlg. d. Phys.-Techn. Reichsanstalt 2, 73, 1895) berechnet von G.
W. C. Kaye (Proc. Roy. Soc. 85, 430, 1911). einige Werte von H
und der Längenänderungen δ l10) und δ l10 in μ für 1 m und 10 cm Länge bei
Temperaturschwankungen von ± 10° angegeben, wobei als Ausgangstemperatur 20°
angenommen ist:
Glasart
H
δ l100
δ l10
Jenaer Thermometer Glas 59III
(27 – 0,08 . t) . 10–9
0,25
0,025
Jenaer Thermometer Glas 16III
(34 + 0,16 . t) . 10–9
0,37
0,037
Franz. Thermometerglas verve dur
(53 + 0,05 t)10–9
0,54
0,054
Glas mit α =11,5 . 10–6
ca 4 . 10–6`
4
0,4
Während also die thermische Hysteresis bei den guten Thermometergläsern überhaupt
keine Rolle spielt, muß sie bei dem Spezialglase beachtet werden. Sie ist aber
völlig zu vernachlässigen, wenn man die Temperaturschwankungen kurz vor der Messung
auf ± 5° beschränkt.
Frei auch von diesem Uebelstande ist der kristallisierte Quarz,Für den geschmolzenen Quarz gilt dies nicht, da er seine Länge,
wahrscheinlich infolge innerer Spannungen, allmählich ändert und auch einen
ganz ungeeigneten Ausdehnungskoeffizienten besitzt. der als
Kristall gewissermaßen ein Riesenmolekül bildet, womit jeder Grund zum Auftreten innerer
Spannungen oder für Gefügeänderungen in Fortfall kommt. Indessen scheint auch gegen
ihn das Bedenken vorzuliegen, daß seine Längenänderung mit der Temperatur von der
des Eisens verschieden ist. Die Werte für seinen Ausdehnungskoeffizienten α (sowie
seinen Elastizitätsmodul E) parallel und senkrecht zur Achse sind nachstehend
aufgeführt und denen des Stahles gegenübergestellt.Nach H. Buisson, (Compt. Rend 142, 881, 1906,
siehe auch Z. f. Instrkd. 27, 24, 1907), weichen auch die
Ausdehnungskoeffizienten verschiedener Quarzkristalle etwas voneinander ab.
Die Unterschiede sind aber wesentlich geringer wie die Schwankungen des
Ausdehnungskoeffizienten beim Eisen, wo selbst bei Endmaßen Werte von etwa
11,0–13,5 . 10–6 beobachtet
sind.
α
E
Quarz
|| Achse⊥ Achse
13,7 . 10–6 7,4 . 10–6
0,8 . 1061 . 106
Stahl
11,5 . 10–6
2 . 106
Wenn man nun aber Stücke so herausschneidet, daß ihre Längsrichtung unter einem
Winkel von 65¼° zur Kristallachse verläuft (und die Meßflächen senkrecht hierzu
stehen), so stimmt die Ausdehnung in dieser Richtung mit der des Eisens überein.
Durch Temperaturänderungen wird auch der ursprünglich vorhanden gewesene
Parallelismus der beiden Meßflächen nicht geändert,s. H. Groth, Physikalische
Kristallographie. dagegen bleiben sie nicht genau senkrecht zu den
Längskanten. Weicht aber die Meßtemperatur um nicht mehr als ± 5° von der
Ausgangstemperatur von 20° ab, so betragen die Winkeländerungen höchstens ± 10'',
was für die Messung praktisch ohne jede Bedeutung ist. Da der Quarz eine große Härte
besitzt, gut Politur annimmt und auch von den meisten Säuren nicht angegriffen wird,
so dürfte er in dieser Form ein sehr geeignetes Material für Urnormalen von Endmaßen
darstellen. Nur gegen den Angriff von Alkalien muß die Meßfläche geschützt werden;
außerdem ist seines geringen Wärmeleitvermöges wegen bei der Messung auf möglichst
gleichmäßige Temperatur zu achten. Man könnte nun noch den Einwand erheben, daß
seine elastische Zusammendrückung auf der Meßmaschine eine andere ist als die der
mit ihm zu vergleichenden gebräuchlichen stählernen Endmaßen. Bei einem Druck von 1
kg und dem üblichen Querschnitt von etwa 3 qcm beträgt der Unterschied in der
Verkürzung beider bei Stücken von 100 mm Länge, wie sich leicht aus dem Hookeschen
Gesetz ergibt, nur 3 . 10–2 μ, ist also
vollständig zu vernachlässigen.
Textabbildung Bd. 336, S. 187
Abb. 2.
Bei kleineren Endmaßen ist es übrigens nicht erforderlich, die Meßflächen unter dem
angegebenen Winkel zu schneiden, man kann sie dabei vielmehr unbedenklich senkrecht
zur Achse legen. Bei Meßtemperaturen von 15–20° würde der durch die Verschiedenheit
der Ausdehnungskoeffizienten bedingten Fehler bei Stücken von 5 mm Länge nur 0,1 μ
betragen und somit vollständig innerhalb der gebräuchlichen Fehlergrenzen liegen.
Die Endmaße aus Quarz haben gegenüber denen aus Stahl nicht nur den Vorteil, ihre
Länge für alle Zeiten unverändert beizubehalten, sondern auch den weiteren, ihre
Form zu bewahren. Dünne Parallel-Endmaße aus Stahl, bis zu etwa 2,5 mm Dicke,
verziehen sich infolge der inneren Spannung allmählich, wie die Interferenzaufnahme,
Abb. 2, eines Stückes von 0,5 m Dicke beweist.
Dabei bleiben aber die beiden durch die Deformation gekrümmten Meßflächen einander
nahezu parallel. Auch nach dem Ansprengen an ein gut ebenes längeres Endmaß ist
die Deformation noch nicht völlig verschwunden, wie Abb.
3 zeigt. Mit einem Endmaß aus Quarz von 1 mm Dicke wurde nun folgender
Versuch angestellt: es wurde freitragend mehrere Stunden lang mit etwa ½ kg belastet
und hierdurch merklich durchgebogen. Aus Abb. 4, der
unmittelbar nach Aufhebung der Belastung erfolgten Interferenzaufnahme, sieht man,
daß die Interferenzstreifen (abgehen von dem unvermeidlichen Randabfalle) völlig
eben u. äquidistant verlaufen, was beweist, daß das Stück trotz der äußeren Kräfte
seine ursprüngliche Form wieder angenommen hat und die Meßflächen völlig eben
geblieben sind. Aus diesem Grunde dürfte sich der Gebrauch namentlich kleiner
Endmaße aus Quarz für Urnormalen empfehlen. Für den allgemeinen Gebrauch kommen sie
indessen nicht in Frage, weil die Bearbeitung des Quarzes wesentlich schwieriger
ist, so daß sie sich ganz beträchtlich höher im Preise stellen würden als Endmaße
aus Stahl. Für die Werkstatt und die Revision scheiden sie vor allem wegen ihres
schlechten Wärmeleitvermögens und ihres geringen Widerstandes gegen mechanische
Beschädigungen (Splittern beim Hinfallen oder sonstigen Stößen) aus.
Zusammenfassung.
Textabbildung Bd. 336, S. 187
Abb. 3.
Textabbildung Bd. 336, S. 187
Abb. 4.
Auch vorschriftsmäßig 12 Stunden bei 150° getemperte Endmaße aus gehärtetem Stahl
haben eine allmähliche Verkürzung von 0,6 μ in einem und 2,0 μ in 6 Jahren auf je
100 mm Länge erlitten, während bei auf andere Weise behandelten Aenderungen von – 5
bis + 5 μ in einem Jahre beobachtet sind. Stellit scheint sich für Endmaße nicht zu
bewähren, da wegen seiner Gußstruktur auch bei ihm innere Spannungen auftreten, die
das Verziehen dünner Endmaße beweist.
Frei hiervon und den sonstigen Ansprüchen genügend sind Endmaße aus einer Glasart,
deren Ausdehnungskoeffizient gleich 11,5 . 10–6
und somit gleich den des Eisens ist. Wegen der thermischen Hysteresis müssen sie
aber einige Zeit vor der Messung vor größeren Temperaturschwankungen (von m!hr als ±
5°) bewahrt werden.
Frei auch von diesem Uebelstande sind Endmaße aus kristallisiertem Quarz, welche die
Ausdehnung des Eisens haben, wenn man die Meßflächen senkrecht zu einer Linie legt,
die mit der Hauptachse einen Winkel von 65¼° einschließt; sie können beliebigen
Temperaturschwankungen unterworfen werden. Selbst bei Stücken von mehr als 100 mm
Länge ist nur bei (auch sonst unzulässigem) starkem Druck der Meßmaschine auf den
Unterschied der elastischen Zusammendrückung von Quarz und Stahl Rücksicht zu
nehmen.
Falls die Meßtemperatur zwischen 15 und 25° liegt, kann man bei Stücken bis zu 5 mm
Länge die Meßflächen auch senkrecht zur Hauptachse legen.
Selbst beliebig dünne Endmaße aus Quarz erleiden, im Gegensatz zu solchen aus Stahl,
weder durch äußere noch durch innere Kräfte dauernde Deformationen, so daß ihre
Meßflächen stets eben bleiben. Diese Vorteile machen sie zwar zu (behördlichen)
Urnormalen geeignet; für die in der Industrie Verwendung findenden Endmaße bleibt
aber der gehärtete Stahl – trotz seiner nicht abzuleugnenden Mängel – z. Z. das
einzig brauchbare Material. Aufgabe der weiteren Forschung kann es nur sein, durch
Aenderung der chemischen Zusammensetzung und noch mehr des Feingefüges (das durch
entsprechende Behandlung weitgehend zu beeinflussen ist), einen möglichst
volumenbeständigen und dabei auch allen anderen Ansprüchen genügenden Stahl zu
finden.