Titel: | Beitrag zur Theorie der Seilreibung. |
Autor: | Ramisch |
Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 204 |
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Beitrag zur Theorie der Seilreibung.
Von Professor Ramisch,
Breslau.
[Beitrag zur Theorie der Seilreibung.]
Wenn ein Seil mit dem Teile A1 A2 auf einem Kreiszylinder aufliegt und an den Enden
vor den Kräften P1 und P2 gespannt ist, wobei P1 größer als P2 sein soll, so gilt bekanntlich die Beziehung: P1 = P2 eμφ. Hierin
ist e = 2,718, μ die Reibungszahl und φ der Zentriwinkel zum Bogen A1 A2.
Textabbildung Bd. 336, S. 204
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 336, S. 204
Abb. 2.
Textabbildung Bd. 336, S. 204
Abb. 3.
Textabbildung Bd. 336, S. 204
Abb. 4.
Diese Beziehung gilt auch dann, wenn, wie in Abb. 1, der Umfang des Zylinders eine beliebige andere
Form hat. Hierbei ist φ der Winkel, welchen die Normalen in A1 und in A2 an dem
Umfang miteinander bilden. Dies rührt daher, daß die Formel unabhängig vom
Krümmungsradius an jeder Stelle des Umfanges ist. Sie gilt auch dann, wenn das Seil
nur teilweise, wie in Abb. 2 dargestellt ist,
aufliegt. Hier liegt das Seil auf zwischen den Bögen A1 B1 und A2 B2, wozu die Winkel φ1 und φ2 gehören;
dann ist P1 = P2 e μ
(φ1 + φ2).
Ferner, wenn, wie in Abb. 3, das Seil zwischen A1 B1, A2 B2, und A3 B3 aufliegt. Sind
die betreffenden Winkel φ1, φ2 und φ3, so ist
P1 = P2 e μ
(φ1 + φ2 + φ3). Auch dann gilt endlich die Formel, wenn, wie in
Abb. 4, das Seil vollständig ein oder mehrere mal
ein eckiges Polygon umschlingt; dann ist P1 = P2 e2k μ π, also
P1 = P2 e μ π
für ein einmaliges Aufliegen.