| Titel: | Die Ueberwachung von Dampfturbinen. | 
| Autor: | G. Quaink | 
| Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 226 | 
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                        Die Ueberwachung von Dampfturbinen.
                        Von G. Quaink,
                           									Berlin-Siemensstadt.
                        [QUAINK, Die Ueberwachung von Dampfturbinen.]
                        
                     
                        
                           Bei Dampfkraftanlagen haben die Ueberwachungseinrichtungen verschiedene Aufgaben
                              									zu erfüllen. Man benutzt sie zunächst dazu, das Personal im Maschinenhaus über die
                              									Schwankungen gewisser, für den Betrieb wichtiger Größen zu unterrichten und dadurch
                              									in den Stand zu setzen, notwendige Regelungen zweckmäßig vorzunehmen. Man verwendet
                              									sie aber auch, um die Aufmerksamkeit des Personals auf Vorgänge an solchen Stellen
                              									zu richten, die leicht weniger beachtet werden, aber für die Sicherheit des
                              									Betriebes doch große Bedeutung haben. Ueberwachungseinrichtungen geben endlich dem
                              									Betriebsleiter Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, ob die von ihm erlassenen
                              									Vorschriften durchgeführt sind, und sie ermöglichen es ihm, sich von den Vorgängen
                              									im Betriebe ein klares Bild zu verschaffen. Hierdurch erhält er oft Anregungen,
                              									Arbeiten ausführen zu lassen oder Veränderungen vorzunehmen, die ihm aus Rücksicht
                              									auf die Wirtschaftlichkeit des Betriebes geboten erscheinenj Die Beschaffung von
                              									Ueberwachungseinrichtungen macht sich in der Regel in kurzer Zeit bezahlt, weil
                              									unerwartete Betriebsstörungen nicht vorkommen können und deshalb die
                              									Betriebssicherheit ganz erheblich zunimmt. Sie lohnt sich auch deshalb, weil diese
                              									Einrichtungen Energieverlusten und Energieverschwendung vorbeugen, indem sie auf
                              									solche rechtzeitig aufmerksam machen.
                           Muß in einem Kraftwerk eine größere Dampfturbine plötzlich außer Betrieb gesetzt
                              									werden, ohne daß für eine betriebsbereite Ersatzmaschine gesorgt ist, so können
                              									empfindliche Störungen in der Stromabgabe eintreten. Das Kraftwerk Stettin hat
                              									deshalb eine größere Dampfturbinenanlage mit umfangreichen
                              									Ueberwachungseinrichtungen ausrüsten lassen. Die Einrichtungen wurden vom Wernerwerk
                              									der Siemens & Halske A.-G. geliefert.
                           Es ist infolgedessen in der Lage, Unregelmäßigkeiten, die mit Hilfe der
                              									Ueberwachungsinstrumente bemerkt werden, sofort abzustellen oder, wenn dies nicht
                              									möglich ist, rechtzeitig Ersatzmaschinen bereitzuhalten. Daß in dem Kraftwerke
                              									sämtliche elektrischen Größen, wie Strom, Spannung, Leistung und Phasenverschiebung
                              									des Netzes, mit registrierenden Instrumenten überwacht werden, entspricht nur
                              									dem, was auch in anderen neuzeitlichen Werken üblich ist. Bemerkenswert ist jedoch,
                              									daß diese Registrierung bei allen angeschlossenen Instrumenten durchaus synchron
                              									erfolgt, weil die Einrichtungen für den Papiervorschub von einer elektrischen
                              									Hauptuhr aus gemeinsam angetrieben werden. Das ist natürlich für die Untersuchung
                              									gewisser elektrischer Vorgänge, bei denen es darauf ankommt, daß die miteinander
                              									verglichenen Werte zeitlich genau zusammenfallen, sehr wertvoll. Trotzdem ist es
                              									möglich, die Papiergeschwindigkeit an den Registrierinstrumenten einzeln auf 20
                              									Millimeter, 60 Millimeter oder 120 Millimeter für die Stunde einzustellen. Um das
                              									Personal über die Vorgänge an dem Turbogenerator zu unterrichten, sind
                              									registrierende Instrumente nicht unbedingt nötig. Es genügt, wenn die Angestellten
                              									angehalten werden, die von ihnen zu beobachtenden nstrumente in kurzen
                              									Zwischenräumen abzulesen und die festgestellten Werte in das Betriebsjournal
                              									einzutragen. Diese Ablesungen werden bei dem erwähnten Kraftwerk viertelstündlich
                              									vorgenommen. Eine von der elektrischen Hauptuhr angetriebene Schlagwerkseinrichtung
                              									gibt durch Glockenschläge in den Betriebsräumen alle 15 Minuten dem Personal das
                              									Zeichen dazu.
                           Das Feststellen der für den Turbinenbetrieb wichtigen Temperaturen wird dadurch sehr
                              									vereinfacht, daß sie alle an einem einzigen Temperaturzeiger abgelesen werden, auf
                              									den die an den verschiedenen Meßstellen untergebrachten Thermometer mit Hilfe eines
                              									Druckknopf-Tastenschalters nacheinander geschaltet werden. Der Maschinenführer hat
                              									im ganzen 15 Meßstellen zu beobachten. Zu diesen gehören vor allen Dingen die beiden
                              									Hauptlager der Dampfturbine und die beiden des Generators. Hat doch das Heißlaufen
                              									eines dieser Lager zur Folge, daß das gesamte Aggregat aus dem Betrieb gezogen
                              									werden muß. Da man dem Heißlaufen der Lager um so besser vorbeugen kann, je
                              									zuverlässiger die Schmierung arbeitet, so wird selbstverständlich auch die
                              									selbsttätige Schmiereinrichtung sorgfältig überwacht. Man beschränkt sich nicht nur
                              									auf das Messen der Oeltemperatur hinter dem Oelkühler. Diese ist deshalb wichtig,
                              									weil das durch den Kühler gegangene Oel von neuem den Lagern zugeführt wird; sondern man mißt auch die
                              									Temperatur des Kühlwassers vor und hinter dem Kühler, um die Gewißheit zu haben, daß
                              									dieser vorschriftsmäßig arbeitet und nicht etwa durch Verschmutzen der Kühlfläche
                              									eine mangelhafte Kühlung herbeigeführt wird.
                           Von wirtschaftlichen Gesichtspunkten aus ist das Arbeiten der Kondensationsanlage
                              									besonders wichtig. Je höher das erreichte Vakuum ist, um so geringer ist der
                              									Dampfverbrauch, um so größer die Kohlenersparnis. Das zuverlässige Arbeiten der
                              									Kondensation hängt aber wesentlich von der Temperatur des Kühlwassers und davon ab,
                              									daß eine niedrige Kühlwassertemperatur möglichst vollkommen zur Geltung kommt. Man
                              									mißt deshalb außer der Temperatur des Kondensats auch die Temperaturen des
                              									Kühlwassers vor und hinter dem Kondensator und gewinnt durch ein Vergleichen dieser
                              									beiden Temperaturen gleichzeitig Anhaltspunkte, ob ein Reinigen des Kondensators
                              									notwendig ist. Außerdem werden noch die Temperatur des Kühlwassers an der
                              									Vakuumpumpe, die Temperatur der von dieser Pumpe geförderten Luft und die Temperatur
                              									des Frischdampfes gemessen.
                           Zwei weitere Meßstellen dienen zur Ueberwachung des Generators, indem die
                              									Temperaturen der Kühlluft vor und hinter ihm und damit die Erwärmung des Generators
                              									beobachtet werden.
                           Es könnte auffallend erscheinen, daß die Temperatur des in die Turbine eintretenden
                              									Heißdampfes nicht gleichzeitig mit der Frischdampftemperatur gemessen wird.
                              									Kann doch zu heißer Dampf einen schnellen Verschleiß der Schaufeln zur Folge haben,
                              									während zu kalter Dampf den Dampfverbrauch unnötig steigert. Diesem Umstand ist aber
                              									dadurch Rechnung getragen, daß ein besonderer Temperaturschreiber aufgestellt ist,
                              									der fortlaufend die Temperatur des in die Turbine eintretenden überhitzten Dampfes
                              									aufzeichnet. Rücksichten auf die Wirtschaftlichkeit des Betriebes ließen es auch
                              									geboten erscheinen, sich für die Ueberwachung der Temperatur des aus der
                              									Kondensation austretenden Kühlwassers nicht mit den Aufzeichnungen des
                              									Betriebspersonals zu begnügen, sondern auch hierfür einen besonderen
                              									Registrierapparat aufzustellen. Das Kraftwerk Stettin entnimmt das Kühlwasser der
                              									Oder, deren Wasserhöhe schwankt. Man hat sich deshalb entschlossen, besondere
                              									Wasserstands-Fernmeldeeinrichtungen aufzustellen, die die Wasserstände in den Zu-
                              									und Abflußkanälen des Kühlwassers sowie in der Oder selbst anzeigen und
                              									registrieren. Besondere Bedeutung haben diese Wasserstands-Fernmeldeanlagen, sobald
                              									Eisgang oder Hochwasser die Kühlwasserversorgung des Kraftwerkes ungünstig
                              									beeinflussen können.
                           Schließlich mag noch erwähnt sein, daß die elektrische Hauptuhr nicht nur für den
                              									Antrieb der Registrierapparate und zur Anzeige der Eintragungszeiten benutzt wird,
                              									sondern auch dazu dient, sämtliche im Kraftwerke befindlichen Uhren auf gleicher
                              									Zeit zu halten und eine Pausensignalanlage zu betreiben, durch die Beginn und Schluß
                              									der einzelnen Arbeitsschichten bekannt gegeben werden.