Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 226 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Werkstattstechnik.
Der Meinungsaustausch über Einheitsbohrung oder
Einheitswelle, über den auch in D. p. J. bereits mehrfach berichtet wurde,
scheint sich der Kärung zu nähern. Der Unterausschuß Kirner,
Klein, Knecht, Kühn, Schlesinger gab nach dem Besuche namhafter Firmen
einen Bericht an den Arbeitsausschuß für Passungen des Nadi. Die Hoffnung, sich auf
eines der beiden Systeme einigen zu können, muß aufgegeben werden. Die Umstellung
von einem System auf das andere ist besonders für solche Firmen, die schon früher
nach Grenzlehren arbeiteten, doch zu schwierig und kostspielig, da außer den Lehren,
die schon durch die neue Bezugstemperatur von 20° und die Nullinie als
Begrenzungslinie neu beschafft werden mußten, dann noch Werkzeuge, Zeichnungen, ja
selbst ganze Konstruktionen umgeändert werden müßten.
Es gibt „primäre“ Abmessungen (Bezeichnung von Kirner), die allein schon für
das eine oder andere System entscheidend wirken (Kugellager für Einheitsbohrung,
verdichtete oder gezogene Wellen für Einheitswelle). (Werkstattstechnik 1921, Heft
7.)
Preger.
Der Riementrieb mit Druckrollen. Ein Riementrieb für
Werkzeugmaschinen und dergl., der bei großer Uebersetzung den denkbar kürzesten
Achsenabstand gestattet, wird seit einiger Zeit von der Firma Koch & Cie. in Remscheid-Vieringhausen auf
den Markt gebracht. Er bietet noch den weiteren Vorteil, daß bei richtiger Anordnung
der Achsdruck ganz bedeutend kleiner ist als bei dem Spannrollentrieb, der ihm am
nächsten kommt. Das wesentliche Merkmal des neuen Triebes, der Anfang der 1880er
Jahre einen damals unbeachtet gebliebenen Vorläufer gehabt hat, ist, daß das
lose Trum ungespannt ist; es erhält nur die geringe Zusatzspannung, die der ganze
Riemen gleichmäßig durch die Zentrifugalkraft erfährt. Zwei Druckrollen, die oft an
demselben Hebel angebracht werden, drücken das lose Trum an jede Riemenscheibe an
und erzeugen so seine Anfangsspannung. Die Zeichnung einer Ausführung mit
verhältnismäßig weitem Achsenabstand gibt die nebenstehende Figur wieder. Das
Andrücken geschieht hier durch gewichtsbelastete Hebel in einfacher Weise.
Textabbildung Bd. 336, S. 226
Das System gestattet unter sonst gleichen Umständen mit einem wesentlich schmaleren
Riemen auszukommen, als die sonst gebräuchlichen Triebe erfordern, und ist noch
dadurch ausgezeichnet, daß die beiden Riemenscheiben bei beliebig großer Uebesetzung
auch die entgegengesetzte Drehrichtung haben können. Es wird das dadurch erreicht,
daß das lose Trum über die eine Druckrolle hinweggeführt wird. (Werkstattstechnik
1921, Heft 8.)
St.
Wegschleifen von Stanzgrat anstatt Feilarbeit. Der an
Eisenbahnschwellen beim Lochen auf der Unterseite entstehende Grat wurde bisher mit
Stumpffeilen, die in einen Bügel eingespannt waren, entfernt. Die Arbeit war
anstrengend und teuer. Als Ersatz werden Schleifscheiben auf die biegsamen Wellen
von 1½pferdigen Elektromotoren gesetzt. Letztere werden an einem auf Trägern unter
der Decke fahrenden Gestell montiert. Die Schleifscheibengehäuse werden mit zwei
Handgriffen geführt und sind an Drahtseilen mit Gegengewichten aufgehängt. Die
Einrichtung arbeitet billiger und ist beliebter als das frühere Feilen.
(Werkstattstechnik 1921, Heft 1.)
Preger.
Druckluftsteuerung an Brettfallhämmern erleichtert dem
Schmied das Niedertreten des Steuerhebels, zu dem gewöhnlich 30 bis 40 kg Druck
notwendig sind. Zum Betrieb dient Druckluft von etwa 6 kg/qcm Ueberdruck. Der
Luftverbrauch ist je nach der Größe der Steuerung 27–39 l/min, angesaugte Druckluft,
was einem Leistungsverbrauch von etwa 0,15–0,25 PS entspricht, die durch die
verursachte Mehrleistung des Schmiedes leicht wieder ausgeglichen wird.
(Werkstattstechnik 1921, Heft 6.)
Preger.
Elektrotechnik.
Elektro-Ausstellung Essen. 1. Erzeugung elektrischer Energie: Die Maschinenfabrik Thyssen& Comp.,
A.-G., Mülheim-Ruhr, zeigt die Hälfte eines Ständers für einen Drehstrom-Generator
für 6150 Kwa. bei 94 Umdrehungen in der Minute zum Antrieb durch eine
Groß-Gasmaschine. Die Pohlbohrung dieses Gehäuses beträgt 8000 mm. Daneben steht zum
Vergleich von derselben Firma ein Turbogenerator von 8000 kW. bei 3000 U. p. M.,
dessen Polbohrung 820 mm beträgt. Im wesentlichen kommen heute als Stromerzeuger nur
noch sehr große Maschinen in Frage und deshalb haben, mit Rücksicht auf die
außerordentlich großen Transportschwierigkeiten, die übrigen Elektrizitätsfirmen,
die nicht wie Thyssen in der unmittelbaren Nachbarschaft beheimatet sind, von der
Ausstellung derartiger Teile Abstand genommen. Als kleine Spezialmaschine zur
Stromerzeugung zeigt die AEG noch einen Glühkopfmotor mit Gleichstromgenerator und
Bohn & Kahler kleine Dampf-Dynamos, wie sie wohl hauptsächlich auf Schiffen
benötigt werden.
2. Uebertragung und Verteilung der elektrischen Energie:
Das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk in Essen, welches neuerdings selbst
seine Fernleitungen ausbaut, zeigt an zwei im Mittelraum der Halle stehenden Masten
ein Ausführungsbeispiel für eine Leitung von 100000 Volt Betriebsspannung. Im
übrigen müssen sich die großen Elektrizitätsversorgungsgesellschaften unseres
Bezirkes, also das RWE und der Westfälische Elektrizitätsverband darauf beschränken,
in großen bildlichen Darstellungen ihr Leitungsnetz vorzuführen. Konstruktionen von
Transformatoren der Siemens-Schuckert-Werke, der AEG, der
Bergmann-Elektrizitätswerke und von Gebiet fallen besonders auf. Bemerkenswert sind
darunter Transformatorenstationen nach dem in jüngster Zeit eingeführten
Schnellbausystem. C. H. Jucho & Comp., Dortmund, zeigen sogenannte Streckmasten
für den Leitungsbau, Vohwinkel & Lautermann Masten mit Betonfüßen. Das
außerordentlich wichtige Kapitel des Ueberspannungs- und Ueberstrom-Schutzes,
welches die wissenschaftliche Technik in den letzten Jahren besonders
beschäftigt hat, wird seitens der AEG durch Petersen-Spulen und das
Kabelschutzsystem Pfannkuch, seitens der SSW durch den Lösch-Transformator von Bauch
und das Lypro-Kabelschutzsystem erläutert. Das Kabelwerk Duisburg zeigt Kabel und
Leitungsdrähte neuer Bauformen; außerdem ist seitens der Firma Meirowsky, der
Isolawerke, der Vereinigten Isolatorenwerke und anderer eine reichhaltige Sammlung
von Isolatoren aus Porzellan und sonstigen, der Isoliertechnik dienenden Baustoffen,
ausgestellt. Ein Gebiet, auf dem die Konstruktiv-Tätigkeit der letzten Jahre lebhaft
gewesen ist, ist das der Schalteinrichtungen. Die Ausstellung zeigt Schaltapparate
für Spannungen bis zu 100000 Volt, darunter Oelschalter sehr großer Abmessungen. Die
AEG führt einen solchen Schalter für 2000 Amp. und 6000 Volt vor, Dr. Paul Meyer
einen solchen für 2000 Amp. und 6500 Volt, die SSW einen druckfesten Oelschalter.
Allgemein fällt auf, daß bei Hoch- und Niederspannungsschaltanlagen der geschützte
Einbau aller Teile, also die Ausbreitung der gekapselten Schaltapparate ständig
weitere Fortschritte macht. Einen interessanten sebsttätigen Schalter führt die
Firma Krupp im Betriebe vor, während die SSW eine automatische
Parallelschaltvorrichtung ebenfalls im Betrieb zeigen.
3. Energieverbraucher: Als neue Motorenbauart erregt
besonders ein Doppelmotor mit Kurzschlußläufer und eigener Anlaßvorrichtung von
Brunken Interesse. Daneben ist eine der wichtigsten konstruktiven Neuerungen der
letzten Jahre der Kühlmantelmotor, den die SSW in mehreren Größen zeigen. Mehrere
Firmen, z.B. die Maschinenfabrik Eßlingen, die BEW, Dr. Max Levy und Garbe, Lahmeyer
& Comp. stellen Einanker-Umformer aus mit zum Teil recht bemerkenswerten
Bauarten; die letztgenannte einen solchen der die Frequenz von 50 auf 16⅔ Perioden
i. d. Sek. umformt und für eine Leistung von 500 kW. bemessen ist. Neben den
Umformern ist bekanntlich als eine der bedeutendsten Neuerungen der letzten Jahre
der Gleichrichter aufgetreten: die AEG, SSW und BBC führen eine Anzahl von
Gleichrichtern mit Glas- und Stahlgehäuse im Betrieb vor.
Das außerordentlich wichtige Gebiet der Anlaßapparate wird ebenfalls in zahlreichen
Neukonstruktionen vorgeführt, so von einer Schützensteuerung mit Oelkühlung für
große Leistungen und Schalthäufigkeiten.
4. Bergbau: Große Wasserhaltungsmotoren werden von Thyssen
und den SSW gezeigt; erstere Firma zeigt Motoren von 2000 und 1000 PS, letztere eine
vollständige Wasserhaltungsanlage, also einen Motor direkt gekuppelt mit einer
Zentrifugalpumpe von Jaeger. Grubenlokomotiven sind bei der AEG und den SSW zu
sehen, bei den letzteren gleich in einer Hebevorrichtung hängend. Schüttelrutschen
mit elektrischem Antrieb zeigt die Firma Hinselmann, die Demag
Gesteins-Bohrmaschinen und Schrämm-Maschinen. Bei den SSW sind neuartige kleine
Förderhäpsel zu sehen, welche diese zusammen mit Eickhoff-Bochum, entwickelt haben.
Spezialausführungen über Grubenbahnleitungsmaterial, Schienenverbinder und dergl.
findet man bei Dümpelmann und anderen. Elektrische Grubenlampen mit den zugehörigen
Ladestationen stellt die Concordia, Düsseldorf, aus.
5. Hüttenwerke: Zum Antrieb eines Walzwerkes durch einen
schnellaufenden Elektromotor dient das große Zahnradvorgelege, welches auf dem
Stande der Firma Krupp zu sehen ist. Es ist geeignet zur Uebertragung einer Leistung
von etwa 3500 PS. Die Uebersetzung beträgt 1 : 6. Bei Krupp sind außerdem
Lasthebemagneten zu sehen, die sich alle auf dem Stande der Demag befinden. Die
Demag zeigt auch eine Reihe von Spezialhebezangen mit elektrischem Antrieb für den
Hüttenwerksbetrieb. Verwandte Bauarten sind auch bei der allgemeinen
Transportanlagen-Gesellschaft in Leipzig zu sehen. Im Stand der Sachsenwerke fallen
Rollgangsmotoren für Hüttenwerkszwecke auf. Börnicke & Borchardt zeigen
elektrische Blockkopfheizungseinrichtungen; Reinecke in Bochum den elektrischen
Antrieb seines bekannten Gasdruckreglers, Bamberg einen neuartigen
Kontaktgasdruckmesser. Magnetische Erzschneider sind auf dem Kruppschen Stand und
beim Magnetwerk Eisenach zu sehen.
K.
Temperaturschutzpatrone für Lasthebemagnete.
Die meisten Störungen an Lasthebemagneten werden durch unzulässig langes Stomgeben
hervorgerufen. Der Kranführer vergißt zuweilen den Magneten über Nacht oder während
längerer Betriebspausen auszuschalten. Dadurch erwärmt sich die Magnetspule so
stark, daß die Isolation verkohlt und erneuert werden muß. Die Erneuerung nimmt
meist längere Zeit in Anspruch und ist vor allem äußerst kostspielig. So kostet die
Instandsetzung der Spule eines größeren Magneten, wie er zum Schrottverladen benutzt
wird, selbst bei Verwendung des Altmaterials mindestens 15–20000 Mark.
Um derartig kostspielige Betriebsstörungen selbsttätig zu verhüten, stellt die Demag,
Duisburg, eine neuartige Wärmeschutzpatrone (D. R.-P. ang.) her. Sie wird so in den
Magneten geschraubt, daß sie die Spule berührt, wodurch die Wärme der Spule
unmittelbar auf die Patrone übertragen wird. Steigt die Außenwärme der Spule auf 70
bis 75°, was einer Innenwärme von etwa 100 bis 120° entspricht, so unterbricht die
Patrone die Stromzuführung und verhindert so ein weiteres Ansteigen der
Spulentemperatur. Nach Einsetzen einer neuen Patrone in den genügend abgekühlten
Magneten kann der Betrieb wieder aufgenommen werden.
Ein mit einer solchen Schutzvorrichtung ausgerüsteter Magnet kann genau wie ein
gewöhnlicher Magnet mittels eines zweipoligen Steckkontaktes an jedes für
Magnetbetrieb eingerichtete Hebezeug angeschlossen werden. Besondere Leitungen oder
außerhalb des Magneten liegende Vorrichtungen, die die Anwendung der
Schutzvorrichtung erschweren könnten, sind nicht erforderlich.
Der Preis einer solchen Schutzpatrone ist gering. Im Vergleich zum Schaden den sie
verhütet, fällt er garnicht ins Gewicht, umsomehr als die verbrauchte Patrone
teilweise wieder verwandt werden kann. Da sie sich in alle Lasthebemagnete einbauen
lässt, ist die Möglichkeit geboten, den Magnetbetrieb von der Zuverlässigkeit und
dem guten Willen des Kranführers unabhängig zu machen.
Motortechnik.
Vierzylinder-Motorrad. Da zur Zeit der Anschaffungspreis
auch kleiner Automobile ein sehr hoher ist, werden in Deutschland und auch in
anderen Ländern vorzugsweise Motorräder und Fahrräder mit Hilfsmotoren hergestellt.
Für Motorräder kommen Ein-, Zwei- und Vierzylindermotoren in Betracht, die im
Viertaktverfahren arbeiten. Für Fahrräder mit Hilfsmotoren wird naturgemäß der
Einzylindermotor verwendet, da eine größere Leistung als 2 PS hier nicht
erforderlich ist. Bei diesen Motoren ist es noch nicht entschieden, ob dem Viertakt-
oder dem Zweitaktverfahren der Vorzug gegeben werden soll.
In Dänemark hat nun nach dem Vorbild des belgischen Motorrades Fabrique Nationale die
Firma Fisker und Nielsen in Kopenhagen ebenfalls ein Vierzylinder-Motorrad
geschaffen. Die Zylinderbohrung ist 60 mm, der Hub 66 mm. Dementsprechend berechnet
sich das gesamte Hubvolumen zu 750 cm3. Als
Bremsleistung wird 7 PS angegeben. Nach Angabe der Zeitschrift „Der
Motorwagen“ 1921, Seite 277–278 ist der Rahmen teilweise aus kräftigen
Blechen hergestellt, ähnlich dem Deutschen Marsmotorrad. Der Brennstoffbehälter ist
als Teil des Rahmens ausgebildet. Der Radstand beträgt 1400 mm. Der untere
horizontale Teil der Rahmenrohre bildet das Motorfundament. Vorder- und Hinterrad
wird durch starke Spiralfedern gegen dem Rahmen abgefedert. Die Räder haben 26 ×
2½'' Hauptabmessungen, doch empfiehlt es sich bei der großen Beanspruchung, die
Fellgenabmessungen 28 × 3'' zu verwenden.
Das Kurbelgehäuse ist mit dem Getriebegehäuse aus einem Stück gegossen. Das
Schwungrad und die Kupplung ist dabei auch eingekapselt. Das Kurbelgehäuse-Unterteil
ist, weil das Gehäuse-Oberteil unter der Kurbelwellenmitte endet, als etwas
gewölbter Deckel ausgebildet. Die Zylinder sind aus Gußeisen hergestellt und haben
wagerechte Kühlrippen. Die Ein- und Auslaßventile sind seitlich angeordnet. Die
Einlaßventilgehäuse mit hängenden Einlaßventilen sind besonders hergestellt und
bestehen für 2 benachbarte Zylinder aus einem Stück. Die Kurbelwelle ist in 3
Weißmetallagern gelagert, ebenso die Pleuelstangen mit Weißmetall ausgegossen. Für
die Kolbenbolzen sind Bronzebüchsen vorgesehen.
Die Steuerwelle whd von der Kurbelwelle durch Zwischenrad angetrieben, sie ist mit
den Nocken aus einem Stück hergestellt und läuft in Kugellagern.
Beim Vergaser ist, um gute Regulierfähigkeit und sparsamen Brennstoffverbrauch zu
erreichen, sowohl der Spritzdüsenquerschnitt als auch die Lufteintrittsöffnung
während der Fahrt einstellbar. Die Saugrohrleitung ist so ausgebildet, daß die
Entfernung vom Vergaser bis zum Einlaßventil für alle vier Zylinder vollkommen
gleich ist. Auf diese Weise wird ein möglichst gleichmäßiges Arbeiten aller vier
Zylinder erreicht. Die Schmierung des Motors ist vollkommen selbsttätig, wie beim
Kraftwagenmotor, das Kurbelgehäuse dient als Oelbehälter mit 3 Liter Inhalt. Das
Getriebe hat 3 Uebersetzungen 1 :4,33, 1 : 6,5, 1 : 10,11. Die Kraftübertragung auf
das Hinterrad geschieht mittels Kardanwelle. Die Kegelräder sind dabei staubsicher
eingekapselt. Der Brennstoffvorrat ist 9 kg. Das Gesamtgewicht des Rades beträgt 130
kg.
W.
Kompressorlose Dieselmaschinen. Solche Maschinen sind
bereits früher in Deutschland hergestellt worden, ohne daß sie eine weitere
Verbreitung gefunden haben. Auch in Amerika wird nun versucht, den wenig
betriebssicheren Hochdruckkompressor entbehrlich zu machen und den Brennstoff ohne
Druckluft zu zerstäuben. Die bekannte Motorenfabrik De La Vergue Machine Co in
New-York baut nun liegende einfach wirkende Viertakt-Zwillingsmaschinen von 200 PS
nach dieser Arbeitsweise. Dabei sind zwei Brennstoffdüsen so angeordnet, daß ihre
Brennstoffstrahlen in der Mitte des Verbrennungsraumes aufeinander prallen, so daß
auf diese Weise ohne Verwendung hochgespannter Druckluft eine gute Zerstäubung des
eingespritzten Brennstoffs erreicht wird. Außerdem soll dadurch vermieden werden,
daß sich Oeltropfen an der Zylinderwand bilden können. Die nicht gesteuerten
Brennstoffdüsen haben Rückschlagventile und werden durch hohen Pumpendruck geöffnet.
Der Brennstoff strömt dabei mit hoher Geschwindigkeit durch schraubenförmig
angeordnete Kanäle hindurch. Der Motor arbeitet dementsprechend nicht vollkommen
nach dem Gleichdruckverfahren, da eine mehr explosionsartige Verbrennung des
eingesprizten Brennstoffes eintritt, wie dies auch die Indikatordiagramme
beweisen.
Der Verbrennungsraum ist so ausgebildet, daß die heißen Verbrennungsgase nur einen
kleinen Teil der Kolbenfläche treffen können, so daß eine starke und schädliche
Erhitzung des Kolbenbodens nicht eintritt.
Da bei der Gemischbildung keine Abkühlung durch die expandierende Einspritzluft
eintritt, kann die Endspannung der Verdichtung niedrig bleiben, um noch
Selbstzündung zu erreichen. Der Höchstdruck der Verdichtung beträgt deshalb etwa 23
at. Der Brennstoff wird mit einem Druck, der 140 at nicht überschreitet,
eingespritzt. Der Höchstdruck der Verbrennung wird bei Vollast zu 35 bis 38 at
angegeben. An einer Zweizylindermaschine von 200 PS mit 432 mm Zylinderdmr. und 700
mm Hub wurde folgender Brennstoffverbrauch festgestellt:
Belastungv. H.
NutzleistungPS
Uml./min.
Brennstoff-verbrauch
110
224
200
195
100
203
200
194
75
153
202
190
50
101
204
212
Verwendet wurde Treiböl von 0,854 spez. Gewicht. Hieraus bestimmt sich im günstigsten
Fall der Wirkungsgrad zu 32,50 v. H. bei der Annahme des Heizwertes zu 10650 WE.
(Power 28. Dezember 1920.)
W.
Motorpflug. Der von der Firma Benz-Sendling Motorpflüge,
G. m. b. H., Berlin, hergestellte Schlepp-Pflug wird für drei- bis vierscharige
Kulturpflüge verwendet. Die Zugmaschine kann auch beliebige Lasten schleppen, oder
mittels Riemenscheibe Dreschmaschinen usw. antreiben. Bei der Zugmaschine ist ein
Zweizylindermotor von 135 mm Bohrung und 180 mm Hub verwendet, der bei 800 Uml./min.
20–25 PS leistet. Je nach dem Brennstoff beträgt der Verbrauch 4–6 kg/Std. Die
Zugmaschine hat ein Gewicht von 2000 kg. Das breite Antriebrad hat leicht
verstellbare Greifer. Die Fahrgeschwindigkeiten betragen 3–4 km/Std. je nach
Bodenart. Die Zugkraft am Zughaken beträgt je nach der Geschwindigkeit 1000 bis 1200
kg.
Als Leistung in 10 Std. werden angegeben:
4scharig bei 10 bis 20 cm Arbeitstiefe etwa 4 ha leichter
Boden,
3scharig bei 20 bis 25 cm Arbeitstiefe etwa 3 ha mittlerer
Boden,
2scharig bei 30 cm Arbeitstiefe etwa 2 ha schwerer Boden.
In der Zeitschrift „Technik in der Landwirtschaft,“ Heft 7, 1921 wird über
Versuche mit einem Anhängepflug mit 3 Scharen von je 30 cm Schnittbreipe und 540 kg
Gesamtgewicht berichtet. Der Bodenwiderstand wurde dabei zu 31 kg/cbm2 bestimmt. Bei 3,7 km/Std. Fahrgeschwindigkeit
betrug die Zugkraft am Zughaken 510 kg, die Motorleistung 6,94 PS. Der
Brennstoffverbrauch (Benzol mit etwas Benzin, spez. Gewicht 0,86) betrug 1,6 kg/km
oder 8,9 kg für je 1000 m3 gewendetes Erdreich.
Eine Schlüpfung des Triebrades von 1400 mm Durchmesser trat dabei nicht ein.
W.
Dieselelektrische Triebwagen. Während des Krieges
wurden in Schweden Versuche mit verschiedenen Triebwagen durchgeführt. Die
Dieselmaschinen werden durch eine Akkumulatorbatterie angelassen, die in bekannter
Art unter dem Wagenkasten angebaut ist. Für die Bremse ist ein Kompressor für 6 at
Druck vorgesehen. Die Gleichstromdynamomaschine mit 550 Volt Spannung ist mit der
Dieselmaschine durch eine elektrische Kupplung verbunden.
Nach der Zeitschrift Génie Civil 1920 führte Prof. M. Hubendick im Februar 1919 Versuchsfahrten mit einem dieselelektrischen Zug
aus:
Triebwagen
32,8
t
Wagen mit Drehgestellen
23,8
„
Wagen mit zwei Achsen
16,0
„
140 Fahrgäste
10,4
„
–––––––
83,0
t
Die Versuchsfahrten wurden auf der Strecke Stockholm–Vesteras ausgeführt:
Entfernung
111,0
km
Laufzeit des Zuges
3,0
Std.
Laufzeit der Dieselmaschine
2,0
Std.
Verhältnis der beiden Laufzeiten
65,5
v. H.
Mittlere Stundengeschwindigkeit
36,8
km
Verbrauch an Treiböl für 1 km
428,0
gr
„ „ „ „ 1 t/km
5,33
gr
Verbrauch an Schmieröl für 1 km
11,3
gr
Spez. Gewicht des Treiböles
0,820
gr
Sechs mit 75-PS-Dieselmaschinen ausgestattete Triebwagen haben am Ende 1919 mehr als
1 Mill. km durchfahren und haben allen Anforderungen entsprochen. Während des
Krieges beliefen sich, mit Berücksichtigung der hohen Kohlenpreise, die
Brennstoffkosten des dieselelektrisch betriebenen Zuges nur auf 6 v. H. der des
Dampfzuges. Es werden jetzt schon Dieselmaschinen mit 250 PS für Züge mit 300
Reisenden gebaut. Die Dieselmaschinen werden von der schwedischen
Atlas-Dieselgesellchaft geliefert.
W.
Gastechnik.
Die Entstaubung des Kalkstickstoffs. Der Kalkstickstoff,
der während des Krieges als einziges Stickstoffdüngemittel unserer Landwirtschaft in
größeren Mengen zur Verfügung stand, hat die unangenehme Eigenschaft, beim
Ausstreuen stark zu stäuben, weshalb er sich bei den Landwirten nicht der gleichen
Beliebtheit erfreut wie etwa das Ammoniumsulfat. Die staubenden und ätzenden
Eigenschaften des Kalkstickstoffs sind zweifellos auf seinen Gehalt an unverändertem
Kalziumkarbid sowie an Aetzkalk zurückzuführen. Zur Beseitigung dieses Uebelstandes
sind schon zahlreiche Vorschläge gemacht worden, namentlich hat ein im Kriege vom
Preussischen Landwirtschaftsministerium erlassenes Preisausschreiben die
Erfindertätigkeit auf diesem Gebiete stark angeregt. Trotzdem zahlreiche Antworten
auf dieses Preisausschreiben eingingen, fiel das Ergebnis doch, wie Prof. Dr. Caro
in der Chemiker-Zeitung eingehend begründet, leider negativ aus, da keiner der
gemachten Vorschläge die gestellte Aufgabe vollständig löst.
Es liegt nahe, den Kalkstickstoff zur Beseitigung der Staubbildung mit Wasser zu
vermischen; hierbei wird zwar das im Kalkstickstoff enthaltene Karbid zersetzt, der
freie Kalk aber nur zum kleinen Teil in Kalkhydrat verwandelt. Zugleich findet aber
auch eine teilweise Zersetzung des Kalkstickstoffs selbst statt, wodurch sein
Düngewert und sein Stickstoffgehalt verringert werden. Auch die Herstellung von
Preßlingen unter hohem Druck nach vorherigem Wasserzusatz sowie die Körnung des
Kalkstickstoffs hatten nicht den gewünschten Erfolg. Ebensowenig führte der Zusatz
von kolloiden Stoffen in trockenem oder feuchtem Zustand bzw. das Vermischen des
Kalkstickstoffs mit Torfmull, wie dies früher in Amerika ausgeführt wurde, zum
Ziele. Lediglich ein Zusatz von 3–4 % schwerem Teeröl beseitigt die Staubbildung,
indem die Staubteilchen hierbei agglomeriert werden, wobei aber die ätzende Wirkung
des Kalkstickstoffs bestehen bleibt. Das verwendete Oel muß übrigens frei von
Phenolen sein, weil sonst die Bodenbakterien ungünstig beeinflußt werden; aus diesem
Gründe ist ein Vermengen des Kalkstickstoffs mit rohem Teer nicht zulässig.
Einige Aussicht auf Erfolg hat vielleicht auch die Zumischung zuckerhaltiger
Lösungen, wie Melasse oder Zellstoffablauge, die den Kalk in nichtstäubende und
nichtätzende Verbindungen verwandeln und ferner den Vorteil zeigen, daß sie die
Entwicklung nützlicher Bodenbakterien begünstigen; immerhin wird auch in diesem
Falle dem Kalkstickstoff Wasser zugeführt, so daß bei längerer Lagerung des
Produktes die oben erwähnten schädlichen Zersetzungen nicht ganz ausgeschlossen
sind. Endlich hat man auch mit Erfolg versucht, den Kalkstickstoff mit anderen
Düngemitteln, wie Kalisalzen oder Thomasmehl, vor dem Ausstreuen zu vermischen,
wobei die Staubbildung gleichfalls sehr vermindert wird, (Chem.-Ztg. 1920, S.
53–56).
Sander.
Metalltechnik.
Einfluß des Cers auf die Eigenschaften des Aluminiums. Bei
Untersuchungen über den Einfluß geringer Cer-Zusätze auf die physikalischen
Eigenschaften von Aluminium und aluminiumreichen Legierungen sowie auf Elektrometall
zeigte sich, daß bei Aluminium Al-Legierungen mit 3 v. H. Cu und Al-Legierungen mit
3,3 v. H. Mg eine wesentliche Steigerung der Dehnung bei praktisch gleichbleibender
Festigkeit und Leitfähigkeit auftritt. Bei einer Legierung von Aluminium mit 4 v. H.
Ni und bei Elektrometall war kein Unterschied festzustellen. Bei Al-Legierungen mit
25 v. H. Zu und bei einer Legierung von Cu mit 10 v. H. Al und bei reinem Kupfer war
das Ergebnis negativ. Der günstige Einfluß des Cers beruht auf der Vertreibung des
als Nitrid vorhandenen Stickstoffs. Diese günstige Wirkung scheint durch Zusatz
bereits geringer Mengen fremder Metalle stark beeinträchtigt zu werden. (Dipl.-Ing.
J. Schulte in Metall und Erz 1921, S. 236.)
K.
Hüttentechnik.
Der Gebläsebeton unter besonderer Berücksichtigung seiner
Anwendung bei den Gießereien (Reg.-Baumeister Fränkel, Hauptversammlung Deutscher Gießereifachleute). Es handelt sich um
ein Verfahren, daß sowohl zur Herstellung von Bauten sowie zur Rekonstruktion von
hölzernen, eisernen und steinernen Bauteilen geeignet ist. Der Beton wird durch
Gummischläuche mittels einer kleinen fahrbaren Maschine bis zu fast jeder beliebigen
Entfernung und Höhe gepreßt und auf die Unterlage geschleudert, wodurch in der
Ausführung eine außerordentliche Schnelligkeit der Arbeiten und Ersparnis an
Rüstungen und Schalungen erzielt wird. Die Qualität des Materials wird ferner
durch den Druck der Preßluft in bezug auf Dichte, Festigkeit und
Wasserundurchlässigkeit wesentlich gegenüber den normalen Beton verbessert.
Hierdurch und durch die große Haftfestigkeit an jedem Material werden dem Betonbau
eine Reihe von neuen Anwendungsgebieten erschlossen, die erhoffen lassen, daß das
Betonspritzverfahren in der Zukunft eine große Rolle im Bauwesen spielt. Das
Torkretverfahren ist das erste Bauverfahren, das sämtliche Zwischenstufen zwischen
Rohmaterial und fertiger Arbeit auf maschinellem Wege überwindet.
An Lichtbildern wurden gezeigt die Ausbesserung eines eisernen Schornsteines in
Berlin, die Herstellung des ersten Eisenbetonschwimmdockes in Minden, die
Ausbesserung schadhaft gewordener Kanalböschungen in Bayern, Stollen und
Tunnelauskleidungen in der Schweiz, die Ausbesserung von Kappen einer
Eisenbahnbrücke in Berlin u.a.m. Der Vorteil des Spritzverfahrens liegt besonders
darin, daß industrielle Werke schnellbauliche Reparaturen und Eisenmantelungen
selbst ausführen können. Ueber die Anwendbarkeit des Spritzverfahrens zur
Ausbesserung von Kupolöfen, Martinöfen, Bessemerbirnen usw. durch Schamotte, Domclit
und sonstiges feuerfestes Material, sind eingehende Versuche im Gange.
Sander.
Ein neues Formkastensystem von Dr.-Ing. Schmauser, (Hauptversammlung Deutscher
Gießereifachleute). Die Anforderungen, die an einen guten Formkasten gestellt
werden, lassen sich dahin zusammen fassen, daß der Formkasten an jedes Modell leicht
anzupassen ist, daß er eine große Stabilität bei möglichst leichtem Gewicht besitzt,
daß er rasch zusammensetzbar und zerlegbar ist, daß er auf dem Lagerplatz möglicht
wenig Raum einnimmt, und daß man mit möglichst geringem Vorrat an Formkasten
auskommt. Der in Lichtbild vorgeführte Universalformkasten besteht aus je zwei
Seiten und Kopfteilen, die durch Bolzen und Keile zusammengehalten werden. Kopf und
Seitenteile sind außerdem mit Feder und Nut versehen, die schräge Seitenflächen
besitzen, wodurch eine Entlastung der Verbindung durch Bolzen und Keile eintritt.
Das Zusammensetzen und Zerlegen geschieht auf die einfachste Weise, wozu ein Hammer
als Werkzeug genügt. Die Befestigung der Schoren ist äußerst einfach und derart
durchgebildet, daß sie quergelegt gleichzeitig als Unterlageplatten für den
Unterkasten verwendet werden können.
Sander.
Betontechnik.
Neue Versuche mit Eisenbeton. Zur Verbesserung „der
Gütevorschriften für Beton“ sind auf Anregung von B. Löser, Dozent an der Technischen Hochschule Dresden, neue
Eisenbetonversuche ausgeführt worden. Die nach § 18 der jetzt geltenden amtlichen
Bestimmungen zu erreichenden Mindestfestigkeiten für Beton sind sowohl für
erdfeuchten als auch für flüssig angemachten Beton nachzuweisen, wobei zur
Herstellung der Probekörper eiserne Würfelformen von 20 cm Seitenlänge zu verwenden
sind. Wie viele Versuche und auch langjährige praktische Erfahrungen dartun, läßt
sich diese geforderte Würfelfestigkeit mit weichem Beton, wie er bei
Eisenbetonbauten hauptsächlich verwendet wird, nur sehr schwer erreichen. Es gibt
also nur 2 Dinge: entweder sind „fas alle unsere Bauwerke minderwertig,“ oder
aber „das Prüfungsverfahren ist für weichen und flüssigen Beton ungeeignet und führt
zu Trugschlüssen“.
Tatsächlich haben diese neuen Versuche, bei denen 6 Reihen Balken auf Biegung geprüft
wurden (unter Anwendung von 2 Mischungsverhältnissen und 2 Feuchtigkeitsgraden), zu
interessanten, für die Praxis höchst wertvollen Feststellungen geführt. Es haben
nämlich die Balken eine Biegedruckfestigkeit beim Bruch der Balken von 188 kg/cm2 im Mittel ergeben. Gleichzeitig wurde mit Beton
von den gleichen Mischungsverhältnissen und Feuchtigkeitsgraden eine weit geringere
Würfelfestigkeit gefunden, nämlich bei weichem Beton etwa 150 kg/cm2, bei flüssigem nur 98 kg/cm2; die Würfelfestigkeit des erdfeuchten Betons
ergab sich zu 258 kg/cm2 im Mittel. Daraus folgt,
daß „die mit flüssigem und weichem Beton hergestellten Bauteile ausreichende
Festigkeit besitzen,“ das geforderte Prüfungsverfahren also ungeeignet
ist. Es wird daher vorgeschlagen, zur Betonprüfung „nur Würfel aus erdfeuchtem
Beton zu verwenden.“ (Der Bauingenieur 1921, Heft 9.)
Marx.
Persönliches.
Die Technische Hochschule Karlsruhe hat dem Generaldirektor der weltbekannten Pumpen-
und Armaturenfabrik Klein, Schanzlin u. Becker, A.-G., Frankenthal-Pfalz, Herrn
Kommerzienrat Jakob Klein, den Ehrendoktor verliehen. In
einer einfachen schlichten Feier wurde die Ehrenurkunde von dem Vertreter der
technischen Hochschule, Herrn Geheimrat Professor Benoit, übergeben.