Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 302 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Brennstofftechnik.
Wege und Ziele der deutschen Brennstoffwirtschaft. Aus
Veranlassung eines Preisausschreibens veröffentlichte Direktor Hermann Lwowski, Essen, in einer Sonderausgabe der Deutschen
Bergwerks-Zeitung folgende bemerkenswerte Betrachtungen. Die durchschnittliche
Tagesleistung eines Bergmannes betrug im Jahre 1913 0,89 t. Sie ist nach den
neuesten statistischen Angaben auf 0,6175 t zurückgegangen. Die bei der Festlegung
des Achtstundentages von den Arbeiterführern ausgesprochene Prophezeiung, daß
trotz der verkürzten Schicht die frühere Leistung erreicht werden würde, hat sich
also nicht bewahrheitet. Ein völlig klares Bild über den Verlauf der Förderung
ergeben die bei den Zechen aufgenommenen Luftdruckdiagramme. Sie zeigen, daß die
gegenwärtig übliche siebenstündige Schicht dazu führt, daß nur 5 ¼ bis 5 ½ Stunden
positive Arbeit geleistet wird. Die Bergleute führen diese Erscheinung auf die
mangelhafte Ernährung und die Minderwertigkeit der Betriebsmittel zurück. Die
letztgenannte Begründung hatte in der Tat während des Krieges vielfach ihre Berechtigung. Jetzt
trifft sie fraglos nur noch in den seltensten Fällen zu. Das die Verschlechterung
der Lebenshaltung ungünstig auf die Leistungsfähigkeit des Bergmannes einwirkt, ist
indessen nicht zu bestreiten. Leider wird man sich an sie gewöhnen müssen, solange
Deutschland in den Händen seiner unerbittlichen Feinde ist. Eine erhebliche
Verbesserung des Unterhaltes scheint jedenfalls in der nächsten Zukunft
ausgeschlossen. Vielleicht darf man hoffen, daß im Laufe der Jahre die Ausführung
der bestehenden Siedlungspläne in mancher Hinsicht einen wohltuenden Einfluß ausübt.
Bis dahin aber ist man genötigt, andere Mittel und Wege zu suchen, um die dauernde
Kohlennot zu beheben. An eine Verlängerung der Schichtzeit ist im Hinblick auf den
geschlossenen Widerstand der Arbeitnehmer nicht zu denken. Jedoch liegt die
Möglichkeit vor, in den kohlenverbrauchenden Anlagen zu sparen. In der maschinellen
Einrichtung der Elektrizitätswerke läßt sich beispielsweise ein Fortschritt erzielen
durch dauernde Erhaltung eines hohen Vakuums bei den Turbinenanlagen und durch
Schutz der Kondensatorrohre gegen Steinansatz vielleicht mit Hilfe des Balckeschen Impfverfahrens. Sehr bedeutende Ersparnisse
an Brenstoff könnten vor allem durch eine Verlegung der Schichten herbeigeführt
werden. Im rheinisch-westfälischen Industriegebiete wird beispielsweise allgemein
von 6 Uhr morgens bis 2 Uhr mittags durchgearbeitet. Während dieser 8 Stunden sind
die Kraftwerke zu außerordentlich angestrengtem, unwirtschaftlichem Betrieb
gezwungen. Nach 2 Uhr sinkt die Belastung sehr stark, um später während der
Hauptlichtzeit wieder etwas zu steigen. Es liegt nun fraglos durchaus kein Grund
dazu vor, daß alle industriellen Werke gleichzeitig mit der Arbeit beginnen und
aufhören. Es wäre daher sehr in Betracht zu ziehen, ob es sich nicht erreichen läßt,
daß 50 v. H. der Betriebe eine Schicht von 2 Uhr mittags bis 10 Uhr abends
einrichten. Um Schwierigkeiten mit der Belegschaft zu vermeiden, würde es sich
allerdings empfehlen, daß die Werke in gewissen Zeitabständen die Vor- und
Nachmittagsarbeit mit einander abwechseln ließen. Durch die angeregte Maßnahme ist
nicht nur eine gleichmäßigere Zentralenbelastung zu erreichen, sondern auch eine
wesentliche Verbesserung der Verkehrsverhältnisse. Die Beförderungsmittel brauchten
nämlich nicht mehr auf die hohen Spitzenbelastungen zugeschnitten zu sein, welche
heut durch den gleichmäßigen Beginn der Arbeit hervorgerufen werden. Eine Ersparnis
an Lokomotiven, Triebwagen usw. wäre die Folge davon. Als ein Schritt im Sinne des
Vorschlages von Lwowski ist es anzusehen, daß die
Siemens-Schuckert-Werke in Berlin die Frühstücks- und Vesperpausen in den einzelnen
Abteilungen auf verschiedene Zeiten verlegt haben. Durch Rabattgewährung bei
Strombezug innerhalb bestimmter Stunden könnten ferner im eigensten Interesse die
Elektrizitätswerke auf eine gleichmäßigere Belastung hinwirken. Am günstigsten würde
es natürlich sein, wenn manche Fabriken ihren Betrieb auf die Nachtstunden
verlegten. Dies dürfte sich aber infolge des Widerstandes der Arbeitnehmer als
undurchführbar erweisen. Eine weitere Gelegenheit zu Ersparnissen findet man bei
Betrachtung der elektrischen und maschinellen Einrichtung zahlreicher Zechen. Sie
lassen häufig viel zu wünschen übrig. Es sind z.B. 68 v. H. der Dampferzeuger im
Oberbergamtsbezirke Dortmund Flammrohrkessel mit Handbeschickung. Derartige
veraltete Anlagen besaßen eine gewisse Daseinsberechtigung zu einer Zeit, in welcher
der Kohlenpreis gegenüber den Anschaffungskosten des Kessels verschwand. Gegenwärtig
sind solche wenig sparsam arbeitenden Vorrichtungen vom Uebel. Bedauerlicherweise
gehen im Industriegebiete auch große Abdampfmengen unausgenutzt verloren. Es
sollte auf jeden Fall der Versuch gemacht werden, die Abwärme zur Fernheizung und
Warmwasserversorgung von Häusern heranzuziehen. Viel Brennstoff, die Anfuhr von
Kohle und der Abtransport von Asche läßt sich durch eine derartige Maßnahme sparen.
Unbegreiflich erscheint es daher, daß heutzutage noch in den Kühltürmen der
Kondensationsanlagen, beim Kokslöschen und in Brikettfabriken ganz gewaltige
Wärmemengen vernichtet werden. Daß im Werke selbst kein Kilogramm Frischdampf zu
Heiz- und Badezwecken Verwendung finden darf, sollte für jede einigermaßen
umsichtige Betriebsleitung selbstverständlich sein. Empfehlenswert wäre auch der
Ersatz mancher veralteteten Fördermaschine. Zum mindesten müßte man die.
unwirtschaftlich arbeitenden Kulissensteuerungen in neuzeitliche Knappensteuerungen
umbauen. Diese Maßnahme hat meist einen recht beträchtlichen Rückgang des
Dampfverbrauches zur Folge. Der Ausbildung von Heizern sollte in Zukunft vielmehr
Sorgfalt gewidmet werden als bisher. Ein erster Schritt hierzu war die Einrichtung
von Kursen durch den Ueberwachungsverein in Essen. Sie haben sich sehr bewährt, und
man denkt jetzt sogar an die Gründung von Heizerschulen. Einen Anreiz zu
sorgfältiger Bedienung gibt auch die Aussicht auf eine Prämie bei geringem
Kohlenverbrauche. Ferner dürfte es günstig wirken, wenn man den Heizern für jeden
Prozent Kohlensäure zwischen 9 und 13 v. H. eine Belohnung gewährte. Minderwertige
Abfallprodukte, deren Beförderung nicht lohnt, sollten die Zechen zur Dampferzeugung
im eigenen Betriebe verwenden. Aussichtsreich erscheint das Vortrocknen von
Kohlenschlamm und die Benutzung des sich hierdurch ergebenden pulverförmigen
Brennstoffes für Kohlenstaubfeuerungen. Unter Umständen wird es auch wirtschaftlich
sein, bei der Vortrocknung nicht stehen zu bleiben, sondern zur Schwelung unter
Gewinnung von Urteer und zur Vergasung der Rückstände zum Zwecke der
Kraftgaserzeugung zu schreiten. Häufig kann man es beobachten, daß der Prüfung der
Rauchgase, der Isolation und der laufenden Feststellung der Speisewassertemperaturen
nicht die wünschenswerte Aufmerksamkeit gewidmet wird. Der Grund für diesen sowie
manchen anderen Mißstand ist darin zu suchen, daß sich die Leitung der
Bergwerksbetriebe um die Verhältnisse über Tage zu wenig kümmert. Nur der
unterirdische Betrieb pflegt den an der Spitze der Zechen stehenden Bergingenieuren
beachtenswert zu erscheinen. Seine Ausgestaltung nimmt ihre ganze Arbeitskraft in
Anspruch. Es ergibt sich hieraus die Forderung, daß der Tagesbetrieb einem
verantwortlichen Maschineningenieur unterstellt wird, der eine umfassende,
allgemeine Ausbildung genossen haben muß, da er mit den verschiedensten technischen
Gebieten in Berührung kommt. Die bisher übliche Anstellung von Maschinensteigern und
Werkmeistern genügt nicht. Dringend notwendig wäre es auch, daß der Chemiker den ihm
gebührenden Platz im Bergwerksbetriebe fände, denn seine Aufgabe ist die
Aufschließung der Kohle. Welche Schäden daraus erwachsen, daß an wichtigen Stellen
nicht immer Fachleute stehen, wird erkennbar, wenn man hört, daß in einer
staatlichen Grube die Kesselspeisewasser-Reinigungsanlage Jahr und Tag angeblich
wegen Sodamangels außer Betrieb war. Dort wurde ferner das Turbinenkondensat als
ungeeignet zur Wiederverdampfung erklärt und mit kaltem Wasser gespeist, das
ausdrücklich zu diesem Zwecke in Kühltürmen rückgekühlt wurde. An Stelle selbsttätig
beschickter Steil- oder Wasserrohrkessel kam eine lange Batterie von
Flammrohrkesseln zur Verwendung, für deren Bedienung eine große Zahl teuer bezahlter,
streiklüstener Heizer notwendig war.
Unzweifelhaft ließe sich auch auf gesetzlichem Wege Manches zur Verbesserung der
Brennstoffwirtschaft tun. Ein Fortschritt wäre es schon, wenn die Behörde nur dann
die Genehmigung zur Inbetriebsetzung einer Dampfanlage erteilte, sofern Vorwärmer,
Rauchgasprüfer und Speisewasser-Reinigungsanlage vorhanden sind. Ebenso würde es
sich sehr lohnen, die Ausrüstung jedes Kessels mit einer Art „Balteshahn“
vorzuschreiben, damit man in der Lage ist, alle Tage während des Betriebes gefahrlos
abzuschlämmen. Ferner könnte auf eine bessere Instandhaltung des Mauerwerkes und
tadellose Isolation hinge wirkt werden. Eine weitere Möglichkeit zur Kohlenersparnis
bietet die Verbesserung der Druckluftwirtschaft. Sie ist gegenwärtig vielfach so
unzweckmäßig eingerichtet, daß auf manchen Zechen auch an Sonn- und Festtagen zwei
Drittel bis drei Viertel der Kompressoren laufen müssen, obwohl kein Kilogramm Kohle
gewonnen wird. Durch trockene, elektromagnetische Aufbereitung, wie sie neuerdings
seitens der Grusonwerke, Magdeburg, vorgeschlagen wurde, lassen sich sicherlich
recht beträchtliche Mengen von brennbaren Bestandteilen aus der Asche
zurückgewinnen. Auch empfiehlt es sich, die schnell verschleißenden
Schlackenabstreifer bei selbsttätigen Feuerungen durch Stauer zu ersetzen. Diese
leicht vorzunehmende Auswechselung führt zu erfreulichen Ergebnissen.
Erfolgversprechend erscheint weiterhin der Versuch, als Küchenfeuerung Kohlenschlamm
zu verwenden. Im Saargebiete hat man bereits die ersten Schritte in dieser Richtung
getan. Es wird dort Schlamm unter Beimengung von Koksasche oder Feinkohle
brikettiert und an die Belegschaften der Zechen für den Hausbrand abgegeben. Die
hierbei gemachten Erfahrungen sind sehr günstig. Die Arbeiter kaufen die
Schlammbriketts gern, da sie eine gleichmäßige Hitze geben und erheblich billiger
sind als Steinkohle. Ihre Verwendung im Haushalte ist sauberer und angenehmer als
der Gebrauch der gewöhnlichen Förderkohle. Diese muß nämlich vor der Benutzung mit
vieler Mühe zerkleinert werden, wobei ein großer Prozentsatz von Grus verloren geht.
Beide Uebelstände kommen bei Benutzung von Briketts in Fortfall. Man sollte deren
Einführung daher auch im rheinisch-westfälischen Industriegebiete nach Möglichkeit
fördern.
Schmolke.
Verdampfversuche mit Rohbraunkohle. (Archiv für
Wärmewirtschaft 1921.) Vielfach werden da, wo sich für die Rohbraunkohle günstige
Frachtverhältnisse bieten, Sonderfeuerungen eingebaut, um eine recht hohe
Wärmebilanz zu erhalten. Es handelt sich um Kessel mit Stufen- und
Muldenrostfeuerungen. Um den Wirkungsgrad bei der Verfeuerung von Rohbraunkohle
festzustellen, haben die Dampfkessel-Ueberwachungsvereine Barmen, Berlin, Frankfurt
a. O., Halle und München Verdampfversuche angestellt, um einen Einblick in die
Abhängigkeit des Wirkungsgrades von der Rostbelastung einerseits und von der
Zusammensetzung und der Kornverschiedenheit der Braunkohle andrerseits zu
gewinnen.
Elektrotechnik.
Erste elektrische Straßenbeleuchtung. (Aus Hermann Meyer,
Fünfzig Jahre bei Siemens.) Im September 1882 erhielt die Stadt Berlin die erste
elektrische Straßenbeleuchtung mit Differentiallampen. In der Leipziger Straße, von
der Friedrichstraße bis zum Potsdamer Tor, sowie auf dem Potsdamer Platz waren
sechsunddreißig Kandelaber mit je einer Laterne aufgestellt. Die Laternen
hatten die gewöhnliche sechskantige Form mit Abschluß durch Mattglasscheiben. Die
Lampen wurden von oben eingesetzt und ruhten auf einem durch Porzellanköpfe
isolierten Metallring. In den Sockeln der Kandelaber befanden sich die Ausschalter,
an die die Erdkabel angeschlossen waren. Von diesen führten Verbindungskabel zu den
Lampen. Die Maschinenanlage war auf einem Grundstück an der Ecke der Wilhelm- und
Prinz-Albrecht-Straße errichtet. Es waren vier zwölfpferdige Gasmotoren aufgestellt,
von denen jeder eine Gleichstrommaschine Modell D0 zum Speisen von zwölf Bogenlampen
für 11 Ampere mittels Riemen antrieb. Die Lampen waren in drei Stromkreise geteilt.
Vom Maschinenhause bis zu den Lampen führten sechs Bleikabel; je zwei Kabel gehörten
zu einem Stromkreis.
Nachdem die Straßenbeleuchtung in Betrieb gesetzt war, zeigten sich erst die Mucken
der Maschinen und Lampen, die bei den vorher im Versuchssaal vorgenommenen Prüfungen
nicht so merklich hervorgetreten waren. Die Lampen hatten die Eigenschaft, wenn sie
kurze Zeit ruhig gebrannt hatten, ohne erkennbare äußere Ursache plötzlich zu
erlöschen, um dann nach einigen Sekunden wieder von selbst zu brennen. Ein solcher
Vorgang wirkte bei einer Straßenbeleuchtung besonders störend, hauptsächlich auf der
Strecke zwischen der Wilhelm- und Friedrichstraße, weil die hier angeordneten Lampen
in einem gemeinsamen Stromkreise lagen. Die Leute auf der Straße belustigten sich
natürlich über diese unbeabsichtigten Lichteffekte.
Ueber die Ursache der Lichtschwankungen entstanden verschiedene Meinungen. Allgemein
wurde zunächst angenommen, daß der Fehler in den Bleikabeln liegen müsse; denn die
Herstellung war noch zu neu, und es mangelten die Erfahrungen. Andere waren der
Meinung, daß hin und wieder auftretende und wieder verschwindende Erdschlüsse die
Ursache sein könnten. Um die vermuteten Fehler festzustellen, wurde das Kabelwerk in
Bewegung gesetzt. Eines Morgens erschienen drei Kabelmeßwagen und die mit den
Messungen vertrauten Elektriker (Meßpriester genannt) mit ihren Anlegern in der
Leipziger Straße. Die Messungen wurden den ganzen Tag über fortgesetzt. Es wurde
auch einmal gemeldet, daß ein Erdschluß gefunden sei, als aber die Stelle bestimmt
werden sollte, war er wieder verschwunden. Hier und da wurden auch einige
Kabelstücke ausgewechselt, weil sie angeblich schadhaft waren. Als am Abend mit dem
Betriebe wieder begonnen wurde, ergab sich als ganzer Erfolg der Messungen, daß
mehrere Lampen mit falschen Polen brannten, und die Lampem eines Stromkreises
überhaupt nicht brennen konnten, weil der Stromkreis unterbrochen war. Nun mußte ich
auf der Straße herumtraben, um die Lampen in Ordnung zu bringen. Hinter mir liefen
zwei von meinen Leuten, welche die zum Besteigen der Laternenpfosten nötigen Leitern
trugen.
Die Arbeiten mußten aus Betriebsrücksichten unter Strom ausgeführt werden. Es war da
nicht zu vermeiden, daß man bei einer unvorsichtigen Handbewegung spannungführende
Teile berührte, so daß man einen ordentlichen Hieb erhielt, der zur Aufmunterung
diente. Die elektrischen Schläge von Gleichstromkreisen für 500 Volt, wie sie bei
der Straßenbeleuchtung benutzt wurden, äußerten sich empfindlicher als solche von
Wechseltrommaschinen, an die wir damaligen Elektriker schon gewöhnt waren. Während
man bei Wechselstrom das mit Herzbeklemmung verbundene Gefühl hatte, als ob die
Eingeweide mit einem Quirl umgerührt würden, hatten wir bei Gleichstromschlägen die
Empfindung, als ob
man mit einer Keule einen Schlag auf die Armmuskeln erhielte. Gleichzeitig knickte
man zusammen und schnellte wieder empor.
Nach etwa einer Stunde wilder Arbeit waren die richtigen Verbindungen wieder
hergestellt, und die Lampen brannten nach den vorgenommenen Kabelmessungen – ebenso
schlecht wie vorher.
Da die städtischen Behörden allmählich ungeduldig wurden und Abhilfe oder Beseitigung
der Anlage verlangten, mußte etwas Gründliches geschehen. An einem der nächsten
Abende besprachen Geheimrat Werner Siemens, v. Hefner und Vogel an Ort und Stelle
die Angelegenheit. Sie standen an der Ecke der Leipziger und Wilhelmstraße und
beobachteten das Licht, v. Hefner hatte wenig Hoffnung, daß eine Besserung des
Lichtes in kurzer Zeit zu erwarten sei. Er machte den Vorschlag, die ganze Anlage
schnell fortzunehmen. Dieser Vorschlag gefiel Geheimrat Siemens nicht recht. Er
fragte mich nach meiner Meinung. Ich erwiderte, daß die Lichtschwankungen nur durch
die Empfindlichkeit der Lampen hervorgerufen würden, und daß nach meinem Dafürhalten
eine Besserung zu erreichen sei, wenn man in die Dämpfungspumpe Pufferfedern
einsetzte und kleine Gewichte an die Zahnstange der Lampen hinge, um die Lichtbogen
auf die zulässig kleinste Länge einzustellen. Dieser letzte Versuch sollte noch
gemacht werden.
Am nächsten Morgen begann ich schon um sechs Uhr mit zwei Monteuren mit der
Aenderung. Nachmittags um vier Uhr war ich damit fertig, trotzdem im Laufe des
Vormittags einer der beiden Monteure von einem Schutzmann zur Polizeiwache
mitgenommen und zwei Stunden festgehalten wurde, weil er mit einer Leiter über der
Schulter über den Bürgersteig gegangen war. Den Monteur konnte ich die kurze Zeit
schon entbehren, aber die Leiter, die als corpus delicti auch arretiert wurde,
fehlte mir. Um halb sechs Uhr mußten die Lampen bestimmungsgemäß eingeschaltet
werden. Im Maschinenhause hatte ich in jeden Lampenstromkreis noch t einige Drahtspiralen als Beruhigungswiderstand
eingebaut, von dem aber vorläufig nichts erwähnt werden durfte; denn ein Widerstand
galt immer als Quelle von Arbeitsverlusten.
Die Herren waren pünktlich abends erschienen und erwarteten das Ergebnis meiner
Arbeit. Kurz nach dem Einschalten brannten einige Lampen etwa zehn bis fünfzehn
Minuten etwas dunkler, weil sich die Lichtbogen, da die Zahnstange beschwert war,
langsamer bildeten. Die Gasmotoren mußten jetzt beinahe eine Pferdestärke mehr
leisten als früher und liefen deshalb anfangs mit geringerer Drehzahl. Nachdem sich
die Lampen erholt hatten, brannten sie sämtlich ohne Schwankungen. Etwa um acht Uhr
lautete das allgemeine Urteil: „Heute ist an dem Lichte nichts auszusetzen; wenn
es so bleibt, können wir zufrieden sein.“ Es wurde noch ein Beobachtungsgang
bis zum Potsdamer Tor unternommen. Darauf verabschiedeten sich die Herren.
Jetzt herrschte allgemeine Zufriedenheit mit der Straßenbeleuchtung. Die Gasmotoren
keuchten zwar manchmal unter der Last, besonders, wenn der Gasdruck nachgelassen
hatte. Die für solche Fälle vorgesehenen Gummibeutel zur Regelung des Gasdrucks
erfüllten aber ihren Zweck noch nicht vollständig. Da größere geeignete Gasmotoren
nicht zu haben waren, wurde später ein Dampfmaschinenantrieb eingerichtet. Vom
ersten Tage ab arbeitete die Anlage einwandfrei.
Zur Geschichte des Spannungsbegriffs. Im Januar 1881
erschienen zwei kurze Arbeiten von William Petrie(D.
p. J. 119, 1881, S. 424 und 426). Die erste ist überschrieben „Ueber das
elektrodynamische Aequivalent und über eine feste Skale für die
elektromotorische Kraft in der Galvanometrie,“ die zweite „Die
Elektrizität und die Wärme als bewegende Kräfte.“ Hier wird zum erstenmal
klar ausgesprochen, daß die Zugkraft eines Elektromotors (mit permanenten oder fremd
erregten Magneten) nur vom Strom, seine Geschwindigkeit nur von der Spannung
abhängt. – Zweifellos haben wir in diesen beiden Arbeiten eines der wichtigsten
Dokumente zur Geschichte der Starkstromtechnik vor uns. Anscheinend ist damals die
Wichtigkeit der hier mitgeteilten Erkenntnisse nicht recht gewürdigt worden. Sie
kamen zu früh. Sonst wären Petries Arbeiten schwerlich in Vergessenheit geraten.
(Prof. Dr.-Ing. F. Emde, E. T. Z. 1921.)
Metalltechnik.
Ueber „Metallüberzüge als Rostschutzmittel“
berichtet Dr. W. Lange-Berlin in einem Aufsatz im
Juniheft, Jahrgang 1921 der Zeitschrift für Metallkunde und zwar auf Grund von
Versuchen, die während des Krieges im Auftrage des Militärversuchsamtes durchgeführt
wurden.
Verbleite Gegenstände haben z.B. verzinkten gegenüber den
Vorteil besserer Widerstandsfähigkeit gegen die Einflüsse von Salzlösungen und
Säuren; die Widerstandfähigkeit einer gut ausgeführten Verbleiung gegen
Witterungseinflüsse ist gleichfalls gut. Bei einem galvanisch erzeugten Bleiüberzug
hängt die Widerstandsfähigkeit von der Dichte desselben ab; gröbere, nicht durchweg
zusammenhängende Kristalle sind zu vermeiden, ebenso eine schwammige,
feinkristallinische Schicht. Bei der sog. Sudverbleiung mit nachfolgender
galvanischer Verbleiung wird ein von den Erfindern geheim gehaltenes Verfahren
angewandt; sie soll einen dichteren und besser haftenden Bleiüberzug ergeben, als
die galvanische Verbleiung allein. Versuche ergaben, daß die Sudverbleiung allein
keinen, auch nur den bescheidensten Ansprüchen genügenden Schutz gewährt. Die im
alkalischen Bad galvanisch nachverbleiten Teile waren bezüglich Rostschutz ebenfalls
ungenügend, bei den im sauren Bad nachverbleiten Gegenständen hingegen war der
erzielte Schutz bei der Untersuchung in einer Kochsalzlösung und bei der Lagerung im
Freien sehr gut, bei der Untersuchung in Leitungswasser und in destilliertem Wasser
schlechter. Bei der Spritzverbleiung nach Schoop gilt als
Regel, daß vor der Verbleiung ein hauchdünner Zink- oder Zinnbelag aufgespritzt
wird, weil ein Spritzüberzug von Blei auf Eisen nicht genügend haftet; das Verfahren
wird somit durch die Einschaltung eines weiteren Arbeitsorganes etwas umständlicher.
Die Spritzverbleiung im alkalischen Bad zeigte Ueberlegenheit, gegenüber derjenigen
im sauren Bad war sie teils besser, teils schlechter; besonders machte sich ein sehr
gutes Verhalten der spritzverbleiten Gegenstände gegenüber Leitungswasser
bemerkbar.
Weiter wurden Versuche mit galvanisch verzinnten und mit
feuerverzinnten Teilen angestellt. Das erste Verfahren kommt hauptsächlich für die
Kleineisenindustrie in Frage und kann hier infolge der zu erzielenden Zinnersparnis
eine ausschlaggebende Bedeutung erlangen, wenn es gelingt, einen völlig dichten
Ueberzug zu erzielen. Denn das Zinn hat ähnlich wie Blei große Neigung, in
grobkristallinischer oder schwammiger Form aufzutreten, wobei der Zinnüberzug nicht
dicht ist. Feuerverzinnte Stahlrohre, deren Schutzschicht recht scharfen Bedingungen
unterworfen wurde, genügten den gestellten Anforderungen nicht. Andererseits ist
aber allgemein bekannt, daß eine gute Feuerverzinnung einen sicheren Rostschutz
gewährt, es muß dabei nur darauf geachtet werden, daß die Schicht völlig dicht
ist.
Eine sorgfältig ausführte Spritzveraluminierung brachte
besonders günstige Ergebnisse, und zwar sowohl bei der Untersuchung im destillierten
Wasser wie auch in einer Kochsalzlösung. Versuche mit nach einem besonderen
Verfahren von der Krefelder Maschinen-Fabrik veraluminierten Teilen ergaben
ungünstige Resultate.
Scht.
Wärmewirtschaft.
Ratschläge zur Verbesserung der Wärmewirtschaft. Eine
Hauptbedingung für die sparsame Bewirtschaftung der Steinkohle ist eine sorgfältige
Ueberwachung des Dampfkesselbetriebes. Die angefahrene Kohle soll möglichst trocken
gelagert werden. Nässe setzt den Heizwert insbesondere bei Koks und Braunkohle stark
herab. Es muß nicht nur auf sachgemäße Beschickung, sondern auch auf die richtige
Mischung von Mager- und Fettkohlen, sowie von Koks und Braunkohlen geachtet werden.
Das Abschlacken der Roste geschieht vielfach zu selten, und aus wärmetechnischen
Gründen ist es unbedingt geboten, ein Sinken des Kesseldruckes und der
Heißdampftemperatur zu vermeiden, wenn man hohe Wirkungsgrade erzielen will.
Registrierende Druckanzeiger, Zugmesser, Rauchgasprüfer, Heißdampfthermometer,
Kohlenwagen und Speisewassermesser sind Vorrichtungen, die für eine wirtschaftliche
Betriebsführung dringend benötigt werden und dennoch häufig fehlen. Oft findet man
auch mangelhafte Isolation der Dampfleitung, und nicht selten weist das
Indikatordiagramm nach, daß der Admissionsdruck mit der Zeit gesunken ist, weil die
Steuerungsorgane nicht dicht halten und die Dampfverteilung unrichtig erfolgt,
beispielsweise die Voreinströmung mangelt. Eine gute Luftleere im Kondensator hebt
besonders bei Turbinen den Wirkungsgrad. Wenn Abdampfbetrieb vorhanden ist, sind
Speisewasser-Vorwärmer und bei Abdampfheizung Entöler anzulegen. Ein Wechsel von
Kondensation und Auspuff ist vielfach am Platze, besonders dort, wo sich im Winter
Gelegenheit bietet, den Abdampf für Heizzwecke zu verwenden. Eine sehr weitgehende
Ausnutzung der Rauchgase im Economiser läßt sich erreichen, wenn man zum künstlichen
Zug übergeht und dadurch von der Rücksichtnahme auf den Auftrieb im Schornsteine
entbunden wird. Ferner empfiehlt es sich, nicht nur die Abhitze von Dampfkesseln
auszunutzen, sondern auch die aus Oefen aller Art entweichende Wärme zu verwerten.
Sie ist in der Glas- und Zinkindustrie sowie in Schmieden und Stahlwerken oft so
groß, daß außer Vorwärmern auch Dampfkessel und Ueberhitzer eingebaut werden können.
In gleicher Weise läßt sich auch in Gasanstalten die Abhitze der Retorten nutzbar
machen. Gute Erfolge wurden weiterhin erzielt durch Verwertung der Abgase von
Großgasmaschinen. Es sind beispielsweise in Buer i. W. auf Schacht Bergmannsglück im
Anschluß an ein Gaskraftwerk Abwärmeverwerter, Baurat Nürnberg, in Betrieb, welche
aus je 2 wagerechten, ausziehbaren Röhrenkesseln, einem Vorwärmer und einem
Dampfkessel nebst Ueberhitzer bestehen. Eine derartige Anlage vermag 1 kg Heißdampf
von 7 at und 350° C. auf eine k.W.-Stunde zu erzeugen. Infolgedessen sinkt der
Wärmeverbrauch der Gesamtanlage von 3500 auf 3100 W.E./K.W.h Dies entspricht einem
Wirkungsgrade von 28 v. H. Auf je 8000 k.W. in den Gasmaschinen kommt eine neue
1000-k.W.-Turbine aus der Abhitze. Unter Umständen bieten sich ganz besonders
günstige Möglichkeiten für die Ausnutzung von Abgasen. Sie können z.B. zum Trocknen
von Lohe verwendet werden, die in großer Menge in Gerbereien abfällt und mit einem
Drittel guter Steinkohle vermischt auf Treppenrosten verheizt wird. Es besitst nun
die vorgepreßte Lohe etwa 70 v. H. Feuchtigkeitsgehalt. Gelingt es, ihn auf 20–30 v.
H. herabzusetzen, so kann der Heizwert von 1000 auf 3000–3500 W. E./kg erhöht
werden. Die Trocknung der Lohe erfolgt in Silos oder Trommeln, durch die unter
Benutzung eines Saugzug-Ventilators die Abgase von Dampfkesseln geleitet werden
können. Auf diesem Wege läßt sich eine Kohlenersparnis von 30–40 v. H. erreichen.
Während in Brauereien, Leder-, Papier- und Zellstoff- Fabriken sowie in Webereien
und Spinnereien die Abwärmeverwertung bereits ziemlich weit fortgeschritten ist,
entweicht bei den Dampfhämmern der Schmieden fast stets der Abdampf unausgenutztzt
ins Freie. Dieselbe Vergeudung findet man auch häufig bei Fördermaschinen, obgleich
gerade hier der Anschluß von Zweidruckturbinen, die teils mit Abdampf, teils mit
Zusatz-Frischdampf arbeiten, sehr nahe liegt. Wo diese Maßnahme getroffen worden
ist, hat man gute Erfahrungen gemacht. Gewöhnlich wurden die Turbinen mit
Luftkompressoren gekuppelt. Sofern man größere Dampf mengen von 3–4 at Druck zum
Kochen und Heizen braucht, empfiehlt sich die Aufstellung von Turbinen mit
Zwischendampfentnahme.
Ein sehr wirksames Mittel zur Einschränkung des Steinkohlenbedarfes ist die
Zuhilfenahme minderwertiger Brennstoffe. Es dürfte beispielsweise möglich sein, zwei
Drittel Kohle und ein Drittel Koks unter Dampfkesseln zu verbrennen, ohne daß die
Leistung sinkt. Soll der Koksanteil noch vergrößert werden, so ist die Verwendung
eines Unterwindgebläses sowie ein Zusatz von Dampf zur Losung der Schlacke
notwendig. Bei Lokomotiven ist die ausschließliche Benutzung von Koks zulässig. Bei
geringerer Kesselleistung verfeuert man mit Vorteil eine Mischung von Koks und
Braunkohlenbriketts oder stückiger Braunkohle unter geringem Dampfzusatze. Zur
Verminderung der Beförderungskosten für Brennstoff trägt es bei, wenn Zechen- und
Gaskoks stärker zur Heizung herangezogen werden. Sie haben ein geringes Gewicht, und
überdies wurden ihnen bereits die gegenwärtig außerordentlich im Preise gestiegenen
Nebenprodukte entzogen. Größere Schwierigkeiten verursacht die Nutzbarmachung von
Kohlen- und Koksgrieß, Schlammkohle, Rohbraunkohle sowie Koksasche. Ihre Verbrennung
setzt stets die Verwendung von künstlichem Zug voraus. Es kommt Unterwind und
Saugzug in Frage. Ersterer verursacht infolge der hohen auftretenden
Luftgeschwindigkeiten oft einen recht unerwünschten Auswurf von Flugkoks. Dieser
Uebelstand wird bei Saugzug vermieden. Auch gestattet die letztgenannte Art des
künstlichen Zuges eine bessere Ausnutzung der Abwärme in Economisern. Diesem Vorzuge
steht jedoch der Nachteil eines höheren Kraftbedarfes gegenüber, Eine andere
Möglichkeit zur Verwertung von Fettschlammkohle ist durch die Brikettierung in Hand-
oder Maschinenpressen unter Zusatz von 7 v. H. Pech gegeben. Das Erzeugnis läßt sich
vorzüglich auf Planrosten verfeuern, besonders nach Mischung mit Magerkohlengrieß.
Es ist außerdem für Generatoren brauchbar. Auch Kohlenstaub, welcher fein gemahlen
wurde, eignet sich zur Heizung. Die von den Barbarossawerken in Kaiserslautern
gebauten Staubfeuerungen lieferten Verbrennungsgase mit 18 v. H. Kohlensäuregehalt
und einer Temperatur von 1600°. Braunkohlenbriketts kann man nicht nur für
Zimmeröfen, sondern auch für Zentralheizung gebrauchen. Die Firma Hager &
Weidmann, Bergisch-Gladbach, bringt zu diesem Zwecke bestimmte Vorrichtungen auf den
Markt. Die leichte Entzündbarkeit und die lange Flamme der Briketts macht diese für
die Ringofenstreufeuer im Ziegeleibetriebe geeignet. Sie können überdies auch zum
Trocknen von Formen und Kernen in Gießereien verwendet werden. Bei Kesselfeuerungen
empfiehlt sich die Benutzung von Rundbriketts. Für solche baut die Firma Seyboth
& Co., Düsseldorf, und das Kölner Eisenwerk in Brühl sogar automatische
Wurffeuerungen. Wander- und Kettenroste sind für Brikettfeuerung passend, wenn eine
große freie Rostfläche vorhanden ist und der Abstreicher das Bestehen einer hohen
Brennstoffschicht ermöglicht. Die Verheizung von Rohbraunkohle in
Treppenrostvorfeuerungen ist in Großbetrieben am Platze, sofern für eine bequeme
Anfuhr des Brennstoffes und leichte Abfuhr der Schlacke gesorgt ist. Anderenfalls
werden die Frachtkosten zu hoch. Auch darf man nicht übersehen, daß bei dem
genannten Heizmaterial große Mengen von Kohle zu schaufeln sind. Gut bewährt hat
sich für Rohbraunkohle die Halbgasfeuerung von Keilmann & Völcker, Bernburg. Es
wurden bei einem Heizwerte von 1875 W. E. und 60 v. H. Feuchtigkeitsgehalte
Kesselwirkungsgrade von 65 v. H. erzielt. Einfacher als Treppenroste ist der
Muldenrost, der aus einem ebenen Teile mit seitlicher, schräg geneigter Zuführung
des Brennstoffes besteht. Diese Feuerung verlangt ein häufiges Schüren mit der Hand.
Oberluftzufuhr ist sehr wünschenswert. Mit Unterwind lassen sich Feinkohlen, deren
Heizwert 1500 W.E. nicht erreicht, auf dem Muldenroste verbrennen. Torf kann im
Notfalle auf einem Planroste verheizt werden. Empfehlenswerter sind Schrägroste und
vor allem die Schachtfeuerung der Firma W. Schmidt & Co., Berlin. In derselben
findet der Reihe nach Vortrocknen, Entgasen und Verbrennen des Torfes statt. Wenn
dieser 25–30 v. H. Wassergehalt und einen Heizwert von 3500 W.E. besitzt, so kann
ein Wirkungsgrad des Kessels von 62–70 v. H. erreicht werden. Bei Holz mit 3250 W.E.
ließen sich in der genannten Feuerung 67 v. H. der Wärme ausnutzen.
Die Vergasung von Braunkohlenbriketts liefert keineswegs schlechtere Ergebnisse als
die Steinkohlenvergasung. Die Bedienung des Generators ist sogar wegen der geringen
Schlackenbildung einfacher. Vielfach steigt der Heizwert von Brikettgas auf 1560
W.E./m3, während er bei Steinkohlengas aus
Kohlen mit 7500 W.E./kg den Wert von 1250 W.E./m3
nicht überschreitet. Diese Gasarten unterscheiden sich durch den größeren Gehalt an
Kohlenoxyd und schweren Kohlenwasserstoffen auf Seiten des Brikettgases und den
höheren Prozentsatz von Stickstoff bei dem aus Steinkohlen gewonnenen Erzeugnis. Der
Wirkungsgrad der Generatoren kann bei Brikettvergasung auf 85 v. H. steigen, da der
Luftüberschuß nur gering zu sein braucht. Der Verwendung von Drehrosten zur
selbsttätigen Abschlackung steht nichts im Wege. Für Motoren gebraucht man vor allem
teerfreies Gas, durch welches die Rohrleitungen nicht verstopft werden.
Infolgedessen schritt man zur Vergasung des wenig schädliche Bestandteile
enthaltenden Anthrazits. Es lassen sich jedoch zu motorischen Zwecken auch
Braunkohlenbriketts verwenden, wenn man Doppel-Generatoren benutzt. Bei diesen
erfolgt das Absaugen in der Mitte des Generators. Hierdurch werden die Teergase
gezwungen, die Brennzone zu durchströmen, wobei sie sich in nicht kondensierbare,
permanente Gase verwandeln. Allerdings sinkt infolge der Verbrennung des Teeres
der Heizwert etwas. Auch für Torfsoden wurde durch die Görlitzer Maschinenbauanstalt
und Eisengießerei A.-G. ein guter Generator auf den Markt gebracht, bei dem die
Verbrennungsluft durch die Ausstrahlungen der Vorrichtung, die abziehenden Gase und
das Skrubberwasser stark vorgewärmt wird. Die sich entwickelnden schädlichen
Wasserdämpfe leitet man durch ein Rohr nach oben fort. Der Wirkungsgrad übersteigt
90 v. H. Durch einen vom Schlesischen Verein zur Ueberwachung von Dampfkesseln
ausgeführten Versuch wurde festgestellt, daß bei einem Gasmotor, der nur zu 2
Drittel belastet war und hierbei 183 P. S. leistete, ein Torfverbrauch von 1,16
kg/Ps h stattfand. Der Heizwert des benutzten Brennstoffes war 2363 W.E./kg und der
Feuchtigkeitsgehalt 45 v. H. Bei Berücksichtigung der ungünstigen Belastung der
Kraftmaschine kann dies Ergebnis als sehr befriedigt bezeichnet werden. Ein weiterer
Fortschritt ist die Vortrocknung der Torfsoden auf 5–10 v. H. Feuchtigkeitsgehalt
mit den Abgasen des Motors nach dem Verfahren von Asmus Jabs in Zürich. Auch die
Vergasung von Braunkohle nach vorheriger Wasserentziehung führte zu guten Erfolgen,
besonders wenn entsprechend dem Vorschlage von Dr.-Ing. Eckardt der beim Trocknen enstehende Wasserdampf unter den Generator
geleitet wird. (4. Sonderausgabe der Deutschen Bergwerks-Zeitung.)
Schmolke
Gastechnik.
Das Erdöl als Grundlage einer chemischen Industrie in
Polen. Die Grundlage für die organische Großindustrie bilden in der
Hauptsache die im Steinkohlenteer enthaltenen aromatischen Kohlenwasserstoffe, man
ist aber während des Krieges in allen denjenigen Ländern, die keine hochentwickelte
Kokereiindustrie besitzen, zur Deckung des großen Bedarfs an aromatischen
Kohlenwasserstoffen für die Sprengstofffabrikation dazu übergegangen, auch aus dem
Erdöl aromatische Kohlenwasserstoffe zu gewinnen. So hat Frankreich große Mengen von
Borneo-Benzin eingeführt, das bekanntlich 30–40 v. H. aromatische Kohlenwasserstoffe
enthält, und ebenso hat man in Oesterreich zur Gewinnung von Benzol und Toluol das
galizische Benzin benutzt, das 10–15 v. H. aromatische Kohlenwasserstoffe enthält.
In anderen Ländern, wo das zur Verfügung stehende Erdöl nur wenig aromatische
Kohlenwasserstoffe enthält, wie z.B. in Nordamerika, hat man durch pyrogene
Zersetzung des Erdöls, durch den sog. Krackprozeß, auf künstlichem Wege Benzol und
Toluol gewonnen.
Schwieriger lagen die Verhältnisse in Rußland, wo bereits im Jahre 1915 auf
Veranlassung von Smolenski Versuche angestellt wurden,
das Erdöl von Baku für die Zwecke der Sprengstoffindustrie nutzbar zu machen; Er
arbeitete ein Verfahren aus, nach dem aus Erdöl gewonnenes Gasöl in Retorten auf
750° erhitzt wurde, wobei neben gasförmigen Kohlenwasserstoffen ein hauptsächlich
aromatische Verbindungen enthaltender Teer erhalten wurde, aus dem etwa 5000 t
Benzol und Toluol hergestellt wurden. Dieses Verfahren wird neuerdings auch auf das
galizische Erdöl angewandt, wobei sich ergab, daß dieses Material in gleicher Weise
wie das Baku-Oel zur Gewinnung von aromatischen Verbindungen verwendbar ist und daß
aus ihm durch Rektifikation und die übliche Reinigung der Zersetzungsprodukte
Benzol, Toluol und Naphthalin von hoher Reinheit gewonnen werden können. Aus 100 kg
Erdöl erhält man, wie die Zeitschrift „Die chemische Industrie“ 1921, S. 171, berichtet,
nach dem Verfahren von Smolenski eine Ausbeute von 6–8 kg
Benzol, 3–4 kg Toluol, 1–2 kg Xylol, etwa 3 kg Naphthalin sowie etwa 0,5 kg
Anthrazen von hoher Reinheit. Daneben entstehen 12–15 kg Pech, 10 kg andere Oele
sowie 50–60 cbm Gas, das infolge seines hohen Gehaltes an Methan, Aethan und
Aethylen sehr heizkräftig ist (8000 bis 10000 WE). Ferner soll dieses Gas in
beträchtlicher Menge auch Erythren enthalten, das zur Gewinnung von synthetischem
Kautschuk dienen könnte. Diese Zersetzung des Erdöls soll nach dem Plane Smolenskis
in Gasanstalten ausgeführt werden, wobei an eine Verdünnung des hochwertigen Gases
mit Wassergas gedacht ist. Eine Anlage von der Größe des Warschauer Gaswerks könnte
etwa 5000 t Benzol und Toluol jährlich liefern, die für die Bedürfnisse der
künftigen chemischen Industrie Polens ausreichen dürften.
Sander.
Meßtechnik.
Temperaturüberwachung in Kraftwerken. (Von Oberingenieur
Dr.-Ing. Georg Keinath, E. T. Z. 1921, Heft 18). Die
Ueberwachung der Temperaturen in Kraftwerken ist eine Notwendigkeit geworden, seit
wir gezwungen sind, mit dem geringsten Verbrauch an Brennstoffen und Rohmaterialien
die gröstmögliche Leistung zu erzielen. Sie ist eine Einrichtung, deren Beschaffung
nicht nur im Interesse der Gesamtwirtschaft liegt, sondern auch für den einzelnen in
einer kurzen Zeitspanne ganz gewaltige Ersparnisse allein an Brennstoff bringt, die
um ein vielfaches höher sind als die Anschaffung oder gär die Verzinsung und
Abschreibung der Temperaturmeßeinrichtungen. Als solche sind bisher am
verbreitetsten Quecksilberthermometer gewesen. Während
ihr oberer Meßbereich zwar meist für Dampferzeugungsanlagen ausreicht, bedürfen sie
indessen einer dauernden Kontrolle und sind im allgemeinen unzuverlässig, besonders
für Fernablesung. Von diesen Nachteilen frei sind die elektrischen Temperaturmeßgeräte, die in den letzten Jahren
außerordentlich vervollkommnet worden sind. Hierfür kommen zwei Arten in Betracht,
die Widerstandsthermometer, die die Temperaturen durch
Aenderung eines Widerstandes aus Reinmetall, der in einem Zweige einer
Wheatstonischen Brücke liegt, anzeigen, und Thermoelemente. Mit ersteren kann man sehr genau messen, sie erfordern
aber eine besondere Stromquelle, einen Hilfsakkumulator, und dieser eine gewisse
Ueberwachung; die letzteren erfordern keine besondere Hilfsstromquelle und sind
dadurch in gewisser Hinsicht den Widerstandsthermometern überlegen, sie ergeben aber
eine Unsicherheit von einigen Graden. Beide Arten sind von der Siemens & Halske A.-G. ausgeführt worden.
Ihren vollen Wert erhält die Temperaturkontrolle erst durch die selbsttätige Registrierung. Auch hierfür gibt es ausgezeichnete
Apparate, die die gleichzeitige Aufzeichung einer Anzahl verschiedener Temperaturen
in verschiedenen Typen oder Farben ermöglichen.
Welche Temperaturen sollen nun in einem Kraftwerk überwacht werden? Die
Verbrennungstemperatur des Feuerungsmaterials wird man in der Regel nur bei
Einzelversuchen, nicht aber im Betriebe messen, dafür wird man aber die Rauchgase umso genauer und dauernd nach Zusammensetzung
und Temperatur überwachen. Die Temperatur des Kesselspeisewassers ist an folgenden Stellen zu messen: 1. Das
Rohwasser vor dem Wasserreiniger oder Verdampfer, 2. das Zusatzwasser hinter
dem Wasserreiniger oder Verdampfer, 3. das Turbinenkondensat hinter den
Kondensatpumpen oder am Eingang in den Speisewasser-Hauptbehälter, 4. das
Speisewasser vor Eintritt in jeden Kessel und 5. am Austritt aus dem Wärmefang. Von
besonderer Wichtigkeit ist die Messung der
Dampftemperatur. Man wird vom rein wärmetechnischen Standpunkt aus die
Ueberhitzung so hoch wie möglich zu treiben suchen, weil sich damit der
Kohlenverbrauch erheblich vermindert. Andererseits unterliegen aber die Ueberhitzer
und die Dampfturbinen bei zu hoher Temperatur einem zu schnellen Verschleiß. Die
Garantien der Hersteller beziehen sich daher meist auf die zulässige
Höchsttemperatur, die im Betriebe nicht überschritten werden darf. Man wird auch die
Dampftemperatur nicht allein unmittelbar hinter dem Ueberhitzer, sondern auch noch
vor der Turbine messen, um auf diese Weise den Wärmeverlust in der Rohrleitung zu
kennen. Schließlich wird man noch an der Kondensationsanlage die Temperatur des Kühlwassers messen durch ein Widerstandsthermometer mit
engem Meßbereich, so daß auch kleine Temperaturänderungen abgelesen werden
können.
Auch bei der elektrischen Einrichtung eines Kraftwerkes
kann durch die Temperaturbeobachtung eine wesentliche Ersparnis und zugleich eine
Erhöhung der Betriebssicherheit erzielt werden. Diese erstreckt sich auf die Temperaturüberwachung der Wicklung durch Ermittlung des
Widerstandes der Wicklung aus einer Strom- und Spannungsmessung. Hierfür ist von der
Siemens & Halske A.-G. ein Kreuzspulinstrument
erbaut worden. Eine rohe Schätzung der mittleren Maschinentemperatur im Betriebe
kann auch durch die Messung der Temperatur der austretenden Kühlluft erfolgen. Von Wichtigkeit ist ferner die dauernde
Betriebskontrolle der heißen Wicklungsstellen, sie birgt aber bei der praktischen
Ausführung die größten Schwierigkeiten. Ihnen wird durch ein Widerstandsthermometer
begegnet, das nicht mit Gleichstrom, sondern mit Wechselstrom gespeist wird. Auch
die Ueberwachung der Temperatur von Maschinenlagern ist
für den Betrieb von größter Wichtigkeit. Man kann dabei mit Widerstandsthermometern
die Temperatur des Oeles oder unmittelbar die der Lagerschalen messen mittels ins
Lagermetall eingesetzter Thermometer. Zuletzt sei noch auf die Temperaturüberwachung
von Hochspannungs-Trennschaltern, von Verbindungsstellen, insbesondere solchen aus
Ersatzmetall u. dgl. hingewiesen, die sich zuweilen stark überhitzen und
Betriebsunterbrechungen einleiten können. Für diese Zwecke baut die Siemens & Halske A.-G. die
sogenannte Temperaturmeßstange, die aus einem kräftig gefaßten Thermoelement
besteht, das an der Spitze einer Isolierstange mit geerdetem Handgriff sitzt. Dieses
Gerät gestattet eine bisher allen Ansprüchen genügend genaue
Temperaturbestimmung.
A. Baruch.
Wirtschaft.
Stickstoffwerk Oppau. Einen gewaltigen Verlust hat die
deutsche Industrie durch die Vernichtung des Stickstoffwerkes in Oppau erlitten. Die
Zahl der vernichteten Menschenleben ist erschütternd; und die Höhe der zerstörten
Sachwerte wird voraussichtlich in der deutschen Kunstdüngerherstellung recht fühlbar
werden. Das Werk Oppau gehörte zusammen mit dem Leunawerk bei Merseburg zu der vom
Anilin-Konzern gegründeten G. m. b. H. Ammoniakwerke Merseburg-Oppau. Die
Kapitalkraft des Anilin-Konzerns wird selbst eine so ungeheure Katastrophe
überwinden, so daß die Stickstoffversorgung unserer Landwirtschaft hoffentlich keine
erhebliche Einbuße erfahren wird.
Die Deutsche Keramische Gesellschaft hat am 26. bis 28.
September in Bonn unter dem Vorsitz von Professor Dr. H. Reisenegger (Charlottenburg) und Fabrikdirektor Dr. M. Heine (Bonn) ihre 2. Hauptversammlung abgehalten.
Zunächst berichteten über ihre Tätigkeit die Wärmewirtschaftsstelle der D. K. G.
(Dr.-Ing. E. Reutlinger), das Ingenieurbüro (Dipl.-Ing.
U. Sauer), der „Bleiausschuß“ (E. Cramer), der sich mit der Frage der Verwendung von
Bleiverbindungen für Glasuren und Farben beschäftigt, sowie der Ausschuß für
gewerblichen Rechtsschutz (Dr.-Ing. J. Derfner).
Vorträge hielten P. Bartel: Die neueste Literatur betr.
„Bleifrage“; Dr. Goldschmidt: Brennstoff und
Verbrennung; G. Tostmann: Kaltglasuren und
Keramentplatten im Vergleich mit keramischen Platten; F. Kraze: Studien über Porzellan Vergoldung; Zirkonfluoridglasuren; Dr. W.
Funk: Ueber die Anwendung der Farbenlehre in der
Porzellanmalerei; Dr. R. Rieke: Die rationelle Analyse
als Betriebsskontrolle; Dr. W. Steger: Kapselmassen, und
ihre Prüfung. An die Vorträge knüpfte sich eine lebhafte Ausprache.
Die Helmholtz-Gesellschaft zur Förderung der
physikalisch-technischen Forschung hat in den Septembertagen, wo wir des 100.
Geburtstages von Helmholtz gedenken, ihre erste Tagung in Jena gehabt. In der
gleichen Weise wie die Notgemeinschaft deutscher Wissenschaft für die gesamte
Wissenschaft aller Gebiete sorgen will, hat sich die Helmholtz-Gesellschaft zur
besonderen Förderung die physikalisch-technische Forschung ausersehen. Vorsitzender
der Gesellschaft ist Gen.-Direktor Dr. Vögler, die
Geschäftsführung liegt in den Händen von Dr. Petersen,
des Geschäftsführers des Vereins deutscher Eisenhüttenleute.