Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Michalke |
Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 317 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Kritik der Abwärmeverwertung. (Baurat de Grahl, Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft).
Man spricht allgemein von einer Abwärmeverwertung während bei jeder Feuerung noch
eine ganze Reihe anderer Verlustquellen vorhanden ist, die unter Umständen leichter
zu fassen sind. Eine Abwärmeverwertung, für Feuerungen, die unverbrannte Gase
erzeugen, ist zwecklos; denn der Verlust an unverbrannten Gasen kann viel
bedeutender sein als der Gewinn durch die Abwärmeverwertung. Es ist auch zu
bedenken, daß jede Vorrichtung zu diesem Zwecke Brennstoffe zu ihrer Herstellung
nötig hat und dementsprechend die Ersparnis der Abwärmeverwertung diesem
Anschaffungs-Kohlenäquivalent entsprechen muß. Was von der Feuerung gilt, hat auch
auf die Motoren Anwendung, die heiße Gase ausstoßen und in ihrem Kühlwasser große
Mengen von Wärme aufweisen. So kann man z.B. das Kühlwasser durch die Auspuffgase
erwärmen und für Heizungszwecke verwenden (Warmwasserheizung). Aber man kann auch
durch die Auspuffgase aus dem Kühlwasser Dampf erzeugen und diesen auch
überhitzen.
Wie wenig schaut z.B. aus der Abwärmeverwertung an einer Großgasmaschine heraus, wenn
der damit erzielte Dampf für Arbeitszwecke (z.B. in einer Dampfturbine) Verwendung
findet. Während die durch die Abwärmeverwertung gewonnene Kraftleistung den
thermischen Wirkungsgrad nur um etwa 3,6 % erhöht, erreicht man durch die Verbindung
der Kraftmaschine mit der Heizung einen um 22,6 % erhöhten Nutzeffekt. In der
Verbindung des Kraftbetriebs mit dem Heizbetrieb liegt noch eine Perspektive
lohnender Tätigkeit. Bei der Dimensionierung der Heizungskraftmaschine muß man indes
von dem Bedarf an Abwärme ausgehen und nicht umgekehrt. Für unterbrochenen Betrieb,
wie z.B. bei unsern Heizungsanlagen, kann sich nur die beste Isoliermasse bewähren;
denn je schlechter diese ist, desto dicker muß sie auf die Rohre aufgetragen werden,
desto länger dauert die Anheizzeit, weil die großen Isoliermassen erst mit Wärme
gesättigt werden müssen. Der größte Fehler in unserm ganzen Wirtschaftsleben ist die
Verschlechterung unserer Brennstoffe, weil Millionen und aber Millionen Mark für den
Transport von Ballaststoffen in der Kohle (Wasser, Schiefer, Asche) ausgegeben
werden müssen, die das deutsche Volk mit Rücksicht auf die Kohlensteuer obendrein
noch mit 1 Milliarde Mark versteuern muß. Der Fabrikbesitzer ist gezwungen, dem
schlechten Brennstoff entsprechend seine Rostanlage zu ändern, wodurch die Fabrikate
verteuert werden, während der Heizer durch die fortwährenden Plackereien beim
Schlacken des Feuers seine Gesundheit und Nerven früh verbraucht.
Zerstreut ausgestrahltes Licht. Die gebräuchlichen
Lichtquellen sind fast ausschließlich Temperaturstrahler, bei denen gesetzmäßig mit
der Temperatur bis zu einer Grenztemperatur die Leuchtstärke und auch die
Wirtschaftlichkeit steigt. Die Lichtstrahlung von jedem Flächenteilchen der
lichtstrahlenden Oberfläche erfolgt nach dem Cosinusgesetz, d.h. die Stärke der
Strahlung nimmt mit dem Cosinus des Neigungswinkels gegen die Lotrechte ab. Die
meisten Lichtquellen haben gekrümmte Strahlungsflächen, wie Kohlenkrater von
Bogenlampen oder gewundene wie der Glühlampendraht, so daß in der Gesamtwirkung der
verschieden gelegenen Flächenteile die Strahlung andere Gesetze befolgt. Jede
Lichtquelle hat ihre charakteristische Strahlungskurve, die bekannt sein muß, wenn
die durch sie erzeugte Beleuchtung berechnet werden soll.
Fällt Licht auf eine Fläche, so wird ein Teil zurückgeworfen. Bei glatter Fläche wird
in bestimmter Richtung eingestrahltes Licht in ganz bestimmter Richtung
zurückgeworfen. Ist die Oberfläche rauh, oder dringt das Licht tiefer ein, wobei es
durch fein verteilte Stoffe an der gradlinigen Fortpflanzung gehindert wird, so
tritt das Licht erst nach vielmaliger Rückwerfung aus. Es wird hierbei keine
Richtung bevorzugt. Nach allen Richtungen wird das Licht zurückgeworfen, es wird
zerstreut. In ähnlicher Weise kann das Licht beim Durchgang durch durchscheinende
Stoffe, wie dünne Marmorplatten, Alabaster, Milchglas, mattiertes Glas usw.
zerstreut werden.
Das von einer Fläche zerstreut zurückgestrahlte Licht befolgt das erwähnte
Cosinusgesetz. Ist In die Strahlung senkrecht zur
Strahlungsebene, so ist unter der Neigung φ gegen die Lotrechte die Strahlung In cos φ. Es ist naheliegend, diese das Licht
zurückwerfenden Flächen mittelbar als Lichtquellen anzusehen und mit ihnen zu
rechnen wie mit unmittelbaren Lichtquellen, die Eigenlicht ausstrahlen.
Fällt von einer Lichtquelle mit der Leuchtkraft I Liclt unter dem Winkel φ auf eine
Fläche, so ist bekanntlich die Beleuchtung
B=\frac{I\,cos\,\varphi}{r^2}. Ist die Leuchtstärke in
Hefnerkerzen, r in Metern eingesetzt, so erhält man die Beleuchtung B in Lux. Ein
Teil des auffallenden Lichts wird verschluckt, ein anderer zurückgeworfen. Ist der
letztere Anteil, die Rückstrahlungszahl μ, so ist μ B die Helligkeit der Fläche.
(Helligkeit ist nicht zu verwechseln mit Flächenhelle, die eine bedeutend größere
Einheit darstellt). Die Lichtstrahlung einer solchen beleuchteten, hellen Fläche ist
nur einseitig, hemisphärisch.
Geht der gesamte Lichtstrom einer Lichtquelle von der mittleren Leuchtkraft I auf
eine Fläche f über, so erhält diese eine Helligkeit
H=\frac{2\,\pi\,I}{t}. Es ist daher die mittlere
hemisphärische Leuchtkraft
I=\frac{H\,f}{2\,\pi}.
Hat eine Fläche f eine Helligkeit H, so ist seine Leuchtkraft
ohne weiteres nach dieser Formel zu berechnen. Ist H in Lux, f in m2 ausgedrückt, so erhält man I in Hefnerkerzen.
Die Strahlung In in einer Richtung senkrecht zur
Fläche ist
I_n=\frac{H\,f}{\pi}
In beliebiger Neigung φ zur Lotrechten ist die Strahlung
Iφ
I\varphi=I_n\,cos\,\varphi=\frac{H\,f\,cos\,\varphi}{\pi}.
Bei gekrümmten Flächen von gleichmäßiger Helligkeit kommt für
die Stärke der Strahlung die Projektion der gekrümmten Fläche auf eine Ebene
senkrecht zur Strahlung in Betracht.
Wird ein Raum nicht unmittelbar durch Selbstleuchter erhellt, sondern mittelbar durch
aufgehellte Wände, von außen durch mattierte Glasscheiben, durch Teile des
Himmelsgewölbes u. dgl., so können di Formeln, die Helligkeiten von Flächen gegebener Größe
in gleichwertige Lichtquellen umwandeln, gute Dienste leisten. Es können durch
Vermittlung der Formeln in sonst umständlicher Weise vorzunehmende Untersuchungen
und Rechnungen in leichter und übersichtlicher Weise durchgeführt werden. Es kann so
z.B. die Rückstrahlungszahl d. i. das Verhältnis des zurückgeworfenen Lichtes zu dem
auf eine Fläche auffallenden Licht ermittelt werden, der Wirkungsgrad von
Reflektoren bestimmt werden usw.
Textabbildung Bd. 336, S. 318
Das Lambertsche Grundgesetz, nach dem die Strahlung von einer Fläche auf eine andere
berechnet wird, erhält unter Zugrundelegung obiger Formeln für die Beleuchtung B
Abbild, einer Fläche df' durch eine Fläche df von der Helligkeit H, wenn φ und φ die
entsprechenden Neigungswinkel sind, die Form:
B=\frac{H\,df\,cos\,\varphi\,cos\,\varphi}{\pi\,r^2}.
Bund H sind in gleichen Einheiten (in Lux) zu werten. Lambert
schrieb die Formeln ohne den Faktor π im Nenner. In dieser Gestaltung ist die Formel
in die meisten Lehrbücher übergegangen. In dieser Form sind aber B und H nicht mehr
in gleichen Einheiten zu werten.
Ist die Strahlung, die von einer Fläche ausgeht, durch eine andere teilweise oder
ganz behindert, so kann das auf letztere geworfene Licht bei entsprechender
Oberflächenbeschaffenheit wieder zerstreut zurückgeworfen werden. Trifft dieses
zurückgeworfene Licht wieder die erste Fläche, so verstärkt sie die Helligkeit
dieser Fläche. Durch wiederholte Rückstrahlung kann eine wesentliche Verstärkung der
Helligkeit eintreten. In Zimmern mit hellen Wänden muß dies berücksichtigt werden,
wenn die Beleuchtung der einzelnen Plätze errechnet werden soll. In hohem Maße tritt
diese Verstärkung im Innern einer innen weiß gestrichenen Kugel ein, wie dies bei
Ulbricht'schen Photometerkugeln der Fall ist. Alle diese Vorgänge lassen sich bei
der entwickelten Rechnungsart leicht übersehen und rechnerisch durchführen.
Wird das Licht beim Zurückwerfen von Flächen oder beim Durchgang durch dünne Stoffe
nur unvollkommen zerstreut, wird also ein Teil des Lichtes spiegelnd zurückgeworfen
oder unzerstreut durch den Stoff hindurch gelassen, so gilt das erwähnte Lambertsche
Gesetz nur für den einen Teil des Lichts, der zerstreut wird. Ist der Anteil des
unzerstreuten Lichtes groß, so gestalten sich die Rechnungen nicht mehr so einfach,
wie oben angegeben. Es müßten die beiden Anteile, das zerstreute und das
unzerstreute Licht, getrennt berücksichtigt werden. (Wissenschaftliche
Veröffentlichungen aus dem Siemens-Konzern I Bd., 2. Heft 1921).
Dr. Michalke.
Die Eötvössche Torsionswage. (Prof. Dr. W. Schwaydar, Z. f. Instrumentenkunde S. 175, 1921.) In den
letzten Jahren hat das Interesse an der Messung der kleinen Unterschiede der
Schwerkraft längs der Erdoberfläche zur Erkenntnis des geologischen Baues der
obersten Erdschichten und Feststellung wertvoller Bodenschätze zugenommen. Diese
auch wirtschaftlich bedeutsame Aufgabe stellt große Anforderungen an die
Methoden und die Genauigkeit der notwendigen Apparate, die im Gelände unter
ungünstigen äußeren Bedingungen sehr kleine Größen zuverlässig anzeigen sollen. Die
bisher allgemein gebräuchliche Methode der Schweremessung verwendet kurze Pendel von
rund ½ Sekunde Schwingungszeit, mit denen man aus der Aenderung der Schwingungszeit
von Ort zu Ort die Unterschiede der Schwerkraft erhält. Diese Messungen haben in den
letzten Dezennien ein reiches Material geliefert, das zu ganz neuen Gesichtspunkten
über den Aufbau der Erdrinde geführt hat. Für die Feststellung eng begrenzter
Massenstörungen und unterirdischer Faltungen unter kleineren Gebieten reicht die
Genauigkeit dieser Methode nicht aus. Bei sehr sorgfältiger Ausführung vermögen die
Pendel eine Aenderung der Schwerebeschleunigung von höchstens 0,001 cm/sek
anzuzeigen. Die von Eötvös angegebene Torsionswage ist
dem Pendel weit überlegen. Sie mißt nicht den Wert der Schwerebeschleunigung,
sondern die horizontalen Gradienten der Schwere und gewisse Größen, die zur
Beurteilung der Gestalt der Niveauflächen der Schwere dienen. Diese Größen stehen im
Zusammenhang mit der Form und Begrenzung der Massenverteilung. Unter günstigen
Temperaturverhältnissen gibt die Wage die Gradienten auf etwa 1 × 10–9 c. g. s. genau an. Die horizontalen Gradienten
der Schwere sind über den Rändern der oben beschriebenen Massenstörung etwa 88 ×
10–9 c. g. s. Die Wage würde demnach sehr
leicht die Lage der Masse angeben können. Die Wage wird geeignet sein, Faltungen der
Gesteinsschichten unter den Aufschüttungen einer Ebene nachzuweisen, die Grenzen von
Anhäufungen bestimmter Massen, wie Salz und Erzen und ähnliche Massenanordnungen
anzudeuten. Das Prinzip der Torsionswage ist folgendes: An einem 0,04 mm starken
Platin-Iridiumdraht von etwa 56 cm Länge hängt wagerecht ein 40 cm langes
Aluminiumrohr, das an beiden Enden Belastungsgewichte von je 30 g trägt; eines der
Belastungsgewichte ist mittels eines etwa 60 cm langen dünnen Drahtes
aufgehängt.
Aus seiner Ruhe herausgedreht, wird das System infolge der Torsionskraft des
Aufhängedrahtes des Aluminiumrohres in horizontale Schwingungen versetzt. Der
Torsionskoeffizient des Drahtes ist etwa 0,4 c. g. s., das Trägheitsmoment des
Wagearmes etwa 23000 c. g. s. und die ganze Schwingungsperiode etwa 24 Minuten.
Aeußerst geringe Kräfte werden genügen, um den beruhigten Wagearm aus seiner
Ruhelage zu bringen. Zum Schutz gegen Luftströmungen und stärkere
Temperaturschwankungen ist der Wagearm nebst Torsionsdraht und hängendem Gewicht in
einem dreifachen Metallgehäuse eingeschlossen. Dieses Gehäuse ist um eine vertikale
Achse drehbar, so daß der Wagearm in seiner Ruhelage in jede beliebige Richtung
gebracht werden kann. Aufgabe der Messung ist es, die Ruhelage des Armes relativ zu
einer mit dem Schutzkasten fest verbundenen Marke in bestimmten Richtungen des
drehbaren Schutzkastens festzustellen. Hierzu dienen ein mit dem Wagearm fest
verbundener Spiegel. und ein am Schutzkasten fest angebrachtes Fernrohr nebst Skala
oder eine photographische Registriereinrichtung. Würden die Schwerkräfte in der
Umgebung der Wage gleich und parallel sein, so würde keine Drillung des Drahtes und
Drehung des Armes eintreten; der Arm würde in allen Richtungen zu der mit dem
Schutzkasten fest verbundenen Marke dieselbe Stellung einnehmen. Dasselbe würde
eintreten, wenn die Niveaufläche der Schwere Kugelgestalt hätte; dann liegen die
Schwerkräfte in der Ebene, die den Draht und den Arm enthält, und können keine
Drillung des Drahtes hervorrufen. Wegen der allgemeinen Erdgestalt und der Massenstörungen
oberhalb und unterhalb der Erdoberfläche sind die Schwerkräfte auf die Länge des
Wagearmes weder parallel noch gleich; die Niveaufläche weicht an jedem Ort mehr oder
minder von der Kugelgestalt ab. Die Wirkung der Kräfte auf das Gehänge ist
äquivalent einer Einzelkraft, die wir uns im Schwerpunkt angreifend denken können
und die durch den Zug des Fadens aufgehoben wird, und einem Kräftepaar, dessen Ebene
senkrecht zur Einzelkraft steht und welches das Wagerohr dreht. Die Größe des
Drehmomentes wird in den verschiedenen Richtungen des Armes verschieden sein und
somit die Stellung des Armes zu der festen Marke variieren. Aus Messungen in
verschiedenen Lagen des Armes wird man die torsionslose Lage und die oben
angedeuteten Größen berechnen können.
Eötvös hat die Zahl der notwendigen Messungen dadurch auf
3 reduziert, daß er eine Doppelwage anwandte. Diese enthält zwei parallel
nebeneinander so montierte Wagen, daß die beiden hängenden Belastungsgewichte sich
an den entgegengesetzten Seiten befinden
O. Hecker hat statt der visuellen Ablesevorrichtung die
photographische Registrierung und die automatische Drehung des Apparates von einem
Azimut zum andern eingeführt. Die Registriervorrichtung hat jedoch zu einer
unsymmetrischen Verteilung der Massen Anlaß gegeben, und diese Unsymmetrie kann
leicht unter besonderen Umständen zu Fehlern in der Messung führen. Auch fehlt bei
diesem Instrument die unerläßliche Registrierung der Temperaturschwankungen im
Schwingungsraum. Prof. Dr. Schwaydar hat daher ein neues
Modell der Drehwage konstruiert und die photographische Registrierung so getroffen,
daß die Massensymmetrie im Instrument wie bei der visuellen Methode von Eötvös streng gewahrt bleibt und die Aufzeichnung der
Temperatur mit erfolgt.
Hanomag-Nachrichten. Mit den Erfolgen des bekannten
Heißdampfingenieurs Dr.-Ing. Schmidt
(Kassel-Wilhelmshöhe), dem es nach ausgedehnten Versuchen gelungen ist, die
Wärmewirtschaftlichkeit der Dampfmaschine durch Verwendung von sehr hochgespanntem
Dampf zu verbessern, beschäftigt sich das Augustheft der Hanomag-Nachrichten in
seinem Leitartikel: „Hochdruckdampf bis 60 at Dampfdruck in der Kraft- und Wärme
Wirtschaft.“ Der Aufsatz zeigt uns die von der Hanomag (Hannoversche
Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft, vormals Georg Egestorff) Hannover-Linden gebaute
Versuchsmaschine im Bild in Grundriß und Ansicht, bringt die Dampfdiagramme der
Versuchsmaschine und eine tabellarische Uebersicht über einen von Professor Hermann
Franke, Hannover, ausgeführten Versuch. Im Anschluß
an diesen Aufsatz wird eine von der Hanomag gebaute Dampflokomotive für 20 at
Kesseldruck beschrieben. Ein weiterer Aufsatz zeigt in Wort und Bild die
Schleudermaschine, Bauart „ter Meer,“ zum Trennen fester Stoffe von
Flüssigkeiten.
Die Volkswirtschaftliche Beilage zu diesem Heft enthält interessante Aufsätze und
Bilder: Angestellten-Erfindungen, Einfallstore in den Harz, Bilder vom Bau der
Bagdadbahn usw.
Irreführende Wortbildungen. Wie neue Wortbildungen, die
für die neuartigen Erzeugnisse der Elektrotechnik, Einheiten usw. erwünscht sind,
entstehen und sich einbürgern, dem nachzugehen, wäre ganz lehrreich, und nicht
bloß für die Sprachforscher von Vorteil. Es würden so leichter Mittel und Wege
gefunden werden, neuen Wortbildungen schnellen Eingang zu schaffen, die nicht das
Wesen des Gegenstandes voll zu erfassen brauchen, aber vor allem nicht die
Verständlichkeit erschweren oder gar verwirrend wirken dürfen. Die führenden
Zeitschriften, vor allem aber die Preislisten und Werbedruck Schriften der einzelnen
Firmen sind von großer Bedeutung für die Einführung sprachrichtiger Ausdrücke.
Verlegenheitsausdrücke, mit denen gelegentlich in der Werkstatt neue Apparate
bezeichnet werden, sollten erst nachgeprüft werden, ehe sie in Tausenden von
Drucksachen der Allgemeinheit vorgeführt werden. Welche Unklarheiten mit der
Einführung „Kraft“ anstelle von „Arbeit“ in verschiedenen
Zusammensetzungen geschaffen wird, wurde in dieser Zeitschrift 1920 Heft 26 schon
dargelegt. Man kann die Anzahl der Bezeichnungen, die der Wirkung der Erzeugnisse
nicht entsprechen, noch weit vermehren. So werden vielfach die Wörter
„Aus'öser“ und „Relais“ in gleichem Sinne gebraucht. Ein Relais
ist nur ein Vermittler, der durch Erregen, Verstärken oder Schwächen oder
Unterbrechen eines magnetischen Stromkreises einen zweiten Stromkreis schließt oder
öffnet. Unter Auslöser versteht man einen Elektromagneten, der die Sperrklinke, die
einen Schalter entgegen der Wirkung einer Feder in der Geschlossenstellung festhält,
aushebt und den Schalter für die Ausschaltung freigibt. Ein Auslöser in der
Verbindung mit einer Dose wird kurz als Dosenauslöser bezeichnet, während er
richtiger als Auslöser mit Dosenhemmwerk zu bezeichnen ist.
Allgemein eingebürgert sind die Wortbildungen Maximalschalter, Minimalschalter,
erstere können verdeutscht als Höchststromschalter bezeichnet werden. Besser nennt
man diese Schalter „Ueberstrom-Selbstschalter, Tiefstrom-Selbstschalter.“
Durch falsche Bezeichnungen können falsche Anschauungen erweckt werden, die zu
Gefährdungen führen können. Dies ist z.B. bei dem Gebrauch des Wortes „Erden“
und „Erdwiderstand“ der Fall. Das gibt leicht die Vorstellung, als ob es sich
ähnlich wie bei der Verbindung mit einer gut leitenden Kupferplatte handle, wobei
nur an der Verbindungsstelle ein Widerstand, ein Uebergangswiderstand auftrete,
während sonst auf der ganzen Erdoberfläche ein gleicher Spannungszustand sich
einstellt. Eine zutreffende Bezeichnungsweise, die nicht so leicht zu falschen
Auffassungen führen kann, ist zu erstreben.
Wie nachträglich Irrtümer in der Bezeichnungsweise erkannt und berichtigt wurden,
zeigen Wörter wie „Oberspannung“ und „Unterspannung“ für die höhere
und die niedrigere Spannung bei Transformatoren. Vielfach wurde in der ersten Zeit
die niedrigere Spannung als Niederspannung, die höhere als Hochspannung bezeichnet,
obwohl diese Bezeichnungen für Spannungen unter oder über 250 Volt (gegen Erde)
festgelegt waren. So kam es, daß z.B. auf einem Zusatztransformator, der die
Spannung von 10000 auf 20000 hinaufsetzte, auf der 10000-Volt-Seite die Aufschrift
„Niederspannung“ trug, was den Unkundigen leicht zu der Ansicht bringen
konnte, daß die Berührung der Klemmen nicht gefahrbringend sei, während sie doch
lebensgefährlich ist. Leider findet man auch jetzt zuweilen noch für die
„niedrigere“ Spannung das Wort „Niederspannung.“
Dr. Michalke.