Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Sander |
Fundstelle: | Band 337, Jahrgang 1922, S. 24 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Eine neue Unterschubfeuerung. Die von der
Berlin-Anhaltischen Maschinenbau A.-G. in Dessau vor Jahren übernommene
Unterschubfeuerung der Underfeed Stoker Co., welche auch von Nyeboe & Nissen in Mannheim gebaut wird, erfuhr in letzter Zeit eine Anzahl von
Verbesserungen. Sie wird durch dieselben geeignet zur Verheizung von Abfallkohlen
und Rohbraunkohlen, deren Verwendung vielfach nicht umgangen werden kann. Während
bei den älteren Bamag-Feuerungen die Rostflächen zu beiden Seiten des Verschubtroges
lagen, so daß sich besonders in Flammrohren eine sehr gedrängte Bauart ergab,
befindet sich bei den neuen Verrichtungen der Rost an der Seite des Troges. In
diesem wird die Kohle vorgeschoben, allmählich über die Trogränder gehoben und
einseitig auf den Rost abgegeben. Obenauf liegt die Glut, durch deren
Rückwirkung der frische Brennstoff vorgetrocknet wird, während die sich
entwickelnden Schwelgase und Dämpfe in der glühenden Schicht verbrannt oder zersetzt
werden. Bei der durch die neue Anordnung des Rostes ereichten geräumigen Gestaltung
des Troges findet eine recht gründliche Vorwärmung statt, so daß auch die Zündung
gasarmer Heizstoffe gesichert ist und bei nasser Rohbraunkohle die Wirkung einer
Halbgasfeuerung erreicht wird. Unter Wasserrohrkesseln kann man zwei der neuen
Feuerungen so nebeneinander einbauen, daß die Vorschubtröge außen und die geneigten
Roste sich gegenüber innen liegen. Es empfiehlt sich, zwischen den letzteren einen
kippbaren Planrost anzuordnen. Hierdurch wird ein leichtes Entschlacken ermöglicht.
Die bisher zur Förderung benutzte Schnecke ist für Brennstoffe von ungleicher Stückgröße und hohem
Wassergehalte wenig geeignet. Sie wurde daher durch einen am Boden des im
Querschnitt rechteckigen Vorschubtroges hin- und herbewegten Flachschieber
ersetzt.
Textabbildung Bd. 337, S. 25
Der Rost besteht, wie die Abbildung zeigt, aus den
Düsenroststäben e. Solche befinden sich überdies auch auf der gegenüberliegenden
Seite des Kohlentroges. Sie sind mit e bezeichnet und sollen eine Entgasung und
Verbrennung des frisch zugeführten Heizstoffes bewirken. Die Beschickung erfolgt
durch den Trichter f. Von dort aus befördert der Schieber c die Kohle zur Feuerung.
Sobald dessen Rückwärtsbewegung eintritt, sperren die Riegel g den Kohlentrog ab.
Die innerhalb der Feuerung befindlichen Keilstücke o haben die Bestimmung, das Hin-
und Herwandern des Brennstoffes im Trog zu verhindern. Es kann sowohl Staub als auch
Stückkohle in einer Körnung von 1–50 mm zur Verwendung gelangen. Der Antrieb des
Schiebers geschieht mit Hilfe eines Schaltwerkes, das eine weitgehende Regelung der
Zufuhr gestattet. Ist man genötigt, minderwertigen Brennstoff zu verheizen, so muß
die in der Zeiteinheit aufgegebene Menge vergrößert werden. Außerdem ist es
angezeigt, die Brenngeschwindigkeit mit Hilfe von Unterwind zu erhöhen. Dessen
Anwendung ermöglicht der aus Düsenroststäben bestehende Rost. Die Erzeugung des
künstlichen Zuges kann durch einen Ventilator erfolgen. Im allgemeinen ist der Druck
an demselben 60–80 mm und im Aschenfallraum 25–30 mm W. S. Über dem Feuer soll ein
Zug von nicht mehr als 1–2 mm vorhanden sein. Dementsprechend ist die Regelklappe i
einzustellen. Hinter der Frontplatte des Feuergeschränkes befindet sich der
Windzuführungskanal k. Er steht durch die Öffnung 1 mit dem Feuerraume in Verbindung
und dient zur Zuführung von vorgewärmter Luft über dem Rost. Die genannte Öffnung
wird durch den Verschlußdeckel m beherrscht. Die Betätigung der Unterschubfeuerung
macht bei 60 Umdrehungen der Antriebswelle in der Minute ¾ bis 1 PS. erforderlich.
Das Abschlacken erfolgt im allgemeinen durch die Feuertür. Bei der erwähnten
Doppeltroganordnung mit mittlerem Schlackenrost kann letzterer kippbar angelegt
werden. Es lassen sich in diesem Falle die Verbrennungsrückstände unmittelbar
in den Aschensack stürzen. Dessen Entleerung in untergefahrene Wagen erfolgt
sodann durch die Ziehöffnungen im Aschenkeller. Die Barnag-Unterschubfeuerung
gewährleistet eine gute Rauchverbrennung und eine erhebliche Steigerung der
Rostbelastung. Man kann mit ihrer Hilfe geringwertige Brennstoffe mit befriedigender
Nutzleistung verbrennen. Bei Verwendung guter Kohle lassen sich hohe Dampfleistungen
erreichen und eine Überlastung des Kessels ermöglichen. Versuche, an zwei
Einflammrohrkesseln der Schultheiß-Patzenhofer-Brauerei Abt. II, Berlin,
Lichterfelder Straße, hatten nachstehende Ergebnisse. Durch ein Gemisch von etwa
einem Teile Steinkohle mit 3 Teilen Braunkohle von 2200 W. E. wurde eine 3,5 fache
Verdampfung erzielt bei 20 kg st. Dampf je 1 m2
Kesselheizfläche und 535 kg/st. Belastung auf 1 m-Rostfläche. Bei ausschließlicher
Benutzung von Steinkohle hatte man 8 fache Verdampfung, während sich durch
gebrochenen Stückkoks 7,2fache Verdampfung erreichen ließ. (Pradel in Heft 37 der
Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb.)
Schmolke.
Entstehen von Spannungen bei der Wärmebehandlung. In
seinem Werke über „Elastizität und Festigkeit“ beweist Bach, daß in einem gezogenen oder gedrückten Stabe neben den primären
Spannungen in der Längsrichtung auch Querspannungen auftreten. Diese rufen, wie
Prof. W. Tafel, Breslau, in der Abhandlung „Das
Fließen und die inneren Spannungen in gezogenen und gedrückten Stäben“
zeigt, wiederum sekundäre Achsialspannungen hervor. Dieselben Erscheinungen machen
sich auch bei jedem der Erwärmung oder Abkühlung unterworfenem Stabe bemerkbar.
Erhitzt man z.B. einen prismatischen Körper von außen, so zeigt seine Schale infolge
der Volumenvergrößerung die Neigung, sich vom Kerne loszulösen. Dies ist nicht
möglich, wenn alle Teile zusammenhängen. Es saugt vielmehr der Kern die Schale
gewissermaßen an. Der Umfang der letzteren wird kleiner als er bei ungehinderter
Ausdehnung werden würde, und die Dicke des Mantels nimmt infolgedessen zu. Wenn die
erwähnten Formänderungen elastischer Natur sind, so besteht das Bestreben, sie
rückgängig zu machen. Es treten daher Zugspannungen zwischen Kern und Schale auf und
Druckspannungen zwischen den sich aneinander drängenden Teilen des Mantels. Wenn nun
nach Bach bei Zug- und Druckbelastungen die
Querspannungen sekundäre achsiale Spannungen auslösen, so muß naturgemäß bei
erwärmten oder abgekühlten Körpern dasselbe geschehen.
Der Verlauf der primären achsialen Spannungen in einem von außen erhitzten und danach
schroff abgeschrekten zylindrischen Stahlkörper gestaltet sich nach E. Heyn folgendermaßen: Die Schale wird zunächst wärmer als
der Kern. Sie längt sich und versucht den Kern zu strecken. Dieser wiederum hat das
Bestreben, die Schale zurückzuhalten. Da nun letztere plastischer als der Kern ist,
so ist auch ihre Nachgiebigkeit größer, und ihre Höhe wird demnach geringer als sie
wäre, wenn Mantel und Kern nicht zusammenhingen. Haben sich plastische
Formänderungen vollzogen, so ist nach der Beendigung der beschriebenen Vorgänge der Kern mit
einer Schale verbunden, die kürzer ist, als ihrer Temperatur entspricht. Er wird nun
selber warm, dehnt sich aus und versucht, den Mantel mit sich zu ziehen. Dies
gelingt ihm aber nur in geringem Maße, da er inzwischen weich geworden ist. Demnach
verschwindet die Streckung während der zweiten Periode gegenüber der Stauchung
während der ersten. Kühlt man jetzt plötzlich ab, so wird die Schale starr,
schrumpft und zieht den wenig widerstandsfähigen Kern kräftig zusammen. Es tritt
also wiederum infolge der Verbindung beider Teile eine Verkürzung gegenüber der Höhe
ein, welche bei völliger Bewegungsfreiheit jedes einzelnen dem Zylinder zukäme.
Dieselbe Wirkung hat das jetzt folgende allmähliche Erkalten des Kernes. Derselbe
zieht sich zusammen und nötigt die abgekühlte Schale, zum Teile diese Bewegung
mitzumachen. Man gelangt infolgedessen zu dem Schluß, daß das Endergebnis der
geschilderten Vorgänge eine Verkürzung des Körpers sein muß. Diese Folgerung
widerspricht indessen der Erfahrung, welche lehrt, daß beim Härten meist eine
Längung eintritt. Es erklärt sich dies durch die oben erwähnten, von den
Querspannungen hervorgerufenen sekundären achsialen Spannungen, wie die Betrachtung
eines der Wärmebehandlung unterworfenen Zylinders erkennen läßt. Stellt man sich
z.B. vor, daß seine Schale ihre ursprüngliche Temperatur beibehält, während der Kern
abkühlt und schwindet, so wird letzterer den Mantel nach innen ziehen. Die Länge von
dessen Abwicklung Dπ erfährt somit eine Verkürzung. Da nun das Produkt aus Länge und
Querschnitt (s . h . Dπ) praktisch unverändert bleibt, muß die Höhe h und die Dicke
s wachsen. Diese Wirkung zeigt sich um so deutlicher, je weiter man sich von der
Mitte entfernt. Eine Einsenkung der Stirnflächen ist die Folge davon. Tritt
demgegenüber eine Aufweitung der Schale durch den Kern ein, so findet man die
entgegengesetzte Wirkung. Es schrumpft nämlich der Mantel, während sich die weniger
widerstandsfähigen Stirnflächen wölben. Bleibt der Kern unverändert bei sinkender
Temperatur der Schale, so bleiben auch die auf der angenommenen Innenfläche der
letzteren liegenden Massenteile unbeweglich. Alle übrigen drängen infolge der
Volumenverminderung nach dem Innern. Es tritt eine Abnahme der Dicke s ein. Die
beiden anderen Dimensionen h und Dπ nehmen zu. Sofern schließlich der Mantel wärmer
wird, aber seine lichte Weite behält, da er mit dem Kern zusammengewachsen ist und
dieser unverändert bleibt, so wird die Länge der Schalenabwicklung Dπ geringer als
deren Wärmegrade entspricht. Es wächst infolgedessen h und s. Wie man sieht,
bewirken in 3 von den 4 betrachteten Fällen die sekundären achsialen Spannungen eine
Vergrößerung der Mantelhöhe h. Diese Erscheinung ist in erster Linie der Grund
dafür, daß gehärtete, zylindrische Stahlkörper sich in den meisten Fällen längen und
nicht verkürzen, wie angenommen werden müßte, wenn man voraussetzt, daß die primären
Spannungen allein wirksam wären. (W. Tafel in Nr. 38 von „Stahl und
Eisen“).
Schmolke.
Kraftwagen mit Gebläsemotoren. Um die Wechselräder bei
Kraftwagen in Fortfall zu bringen, muß die Motorleistung in weiten Grenzen
veränderlich gemacht werden können. Dies kann durch folgende Mittel erreicht
werden:
1. Verwendung überbemessener und hoch verdichtender Motoren
(z.B. Maybach- und Bayern-Motor).
2. Verwendung von Motoren mit veränderlichem Kolbenhub
bzw. Kompressionsraum.
3. Verwendung von Motoren mit Gebläse zur Erhöhung des
Füllungsgrades der Zylinder durch Vorverdichtung der Ladung bei steigender
Belastung.
Die unter 1. genannten Motoren sind bereits im Flugmotorenbau verwendet worden. Die
unter 2. genannten Motoren bedingen komplizierte Mechanismen und eignen sich nicht
für Kraftwagen. Neuerdings versucht man den unter 3. genannten Gebläsemotor im
Kraftwagenbau Eingang zu verschaffen. Es ist bereits bei ortfesten
Verbrennungskraftmaschinen bekannt, die Ladung mit einem gewissen geringen
Ueberdruck in die Zylinder einzuführen. Bei Kraftwagenmotoren hat man dies erst in
letzter Zeit versucht. In der Zeitschrift „Der Motorwagen“ 1921, S. 663–665,
wird darauf hingewiesen, daß in England der bekannte Konstrukteur Roots im Jahre
1915 ein Patent auf einen Kraftwagen mit Gebläsemotor erhielt, nach Abb. 1. A ist der Motor, B der Vergaser mit
Schwimmergehäuse C. Zwischen Vergaser B und der Ansaugeleitung H ist das
Zentrifugalgebläse D angeordnet, das gegebenenfalls durch einen Elektromotor F
angetrieben werden kann. Die Leitung G führt zum Schaltkasten W. Mit einem
Schalthebel auf dem Steuerrad x kann die Drehzahl des Elektromotors geändert bzw.
kann er ganz ausgeschaltet werden. Dann saugt der Motor durch Vergaser B und
Ansaugungsrohr H die Luft an. Bei notwendiger Leistungserhöhung wird der
Elektromotor F eingeschaltet, wodurch das Gasgemisch unter Druck in die Zylinder
geführt wird. Der Grad der Vorverdichtung kann durch die Drehzahl des Elektromotors
geregelt werden. Entsprechend der Verdichtung ändert sich auch die
Motorleistung.
Textabbildung Bd. 337, S. 26
Abb. 1.Gebläse-Motorwagen von Roots.
Textabbildung Bd. 337, S. 26
Abb. 2.Patent Nr. 341485 der Daimler-Motoren-Gesellschaft.
Das Zentrifugalgebläse kann auch unmittelbar von der Kurbelwelle angetrieben werden.
Das Schaufelrad des Gebläses ist dann mit der Motorwelle durch eine
Freilaufeinrichtung verbunden, die gestattet, daß das Schaufelrad bei normalem Lauf
des Motors von der Kurbelwelle angetrieben wird, dagegen bei Ueberlastung schneller
angetrieben werden kann durch einen besonderen Elektromotor. Auf solche Weise arbeitet der von der
Daimler-Motoren-Gesellschaft nach Patent Nr. 341485 hergestellte Motor, auf den die
genannte Gesellschaft große Hoffnungen gesetzt hat. Nach Abb. 2 treibt der Motor a das Wechselräderwerk c an. Das Motorschwungrad
ist im Gehäuse d eingeschlossen und als Gebläse ausgebildet. Das Gehäuse d steht
durch die Leitung f mit dem Vergaser g in Verbindung. Für einen solchen Motor genügt
ein Wechselgetriebe mit nur zwei Geschwindigkeitstufen, weil es möglich ist, für
jede einzelne Geschwindigkeitstufe noch eine weitere Leistungsregelung durch den
Vorverdichter zu erhalten. Die zur Gemischbildung notwendige Verbrennungsluft kann
in bekannter Weise vom Motor angesaugt werden, oder ganz oder zum Teil durch den
Vorverdichter dem Motor zugeführt werden. Am zweckmäßigsten ist bei solchen Motoren
die Anordnung, bei der die Vorverdichtung der Ladung nur allmählich mit der
Motorbelastung zunimmt. (DRP 298825). Auf diese Weise wird erreicht, daß nur der
unbedingt notwendige größte Verbrennungsdruck im Motor eintritt und zu große
Beanspruchung des Getriebes vermieden wird. (Der Motorwagen 1921, S. 663–665).
W.
Preisausschreiben. Von der Schiffshilfsmaschinenfabrik
„Hafa“ in Düsseldorf ist ein Wettbewerb um die beste konstruktive Lösung
eines Verbrennungsmotors zum Antrieb einer 3-t-Ladewinde ausgeschrieben worden.
Es ist ein Windemotor zu schaffen, der als Antriebsorgan einer Schiffsladewinde mit
doppelter Uebersetzung von 3 t Maximalleistung bei der üblichen Lastgeschwindigkeit
geeignet ist und den in diesem besonderen Betriebe gestellten Anforderungen gut
entspricht.
Die bisherigen Mängel der Ladewinden-Antriebsmotoren liegen vor allem darin, daß
einmal der Leerlauf des Motors, der durch den Ladebetrieb bedingt wird, nicht sicher
und wirtschaftlich genug ist, und daß ferner nach einer gewissen Leerlaufzeit der
plötzliche Uebergang bei voller Belastung nicht einwandfrei durchgeführt werden
kann. Diese für den Ladebetrieb besonders wichtigen Anforderungen sollen durch
geeignete Konstruktionen oder Maßnahmen in erster Linie erfüllt werden.
Der Antriebsmotor ist unter offener Bekanntgabe des Absenders an die
Schiffshilfsmaschinenfabrik „Hafa“ in Düsseldorf einzusenden, die als
Spezialfabrik für Windenbau eine 3-t-Schiffswinde mit doppelter Uebersetzung in
mehreren gleichen Exemplaren herstellt und an die eingelieferten Motoren anschließt.
Vertreter der Wettbewerber haben das Recht, Einfluß auf die Montage zu nehmen und
den Prüfungen anzuwohnen. Die Einlieferungen haben bis zum 1. Juli 1922 zu
erfolgen.
Die Prüfung erfolgt auf dem Prüfstand der „Hafa“ in Düsseldorf, wozu das
Preisgericht geladen wird. Die Prüfung erstreckt sich auf:
1. Bauart: Bewertung hinsichtlich Einfachheit, Zweckmäßigkeit, Reparaturmöglichkeit,
Kühlwasser- und Oelversorgung, Erschütterungen im Betriebe, Schutz gegen
Witterungseinflüsse.
2. Der Brennstoff soll einen Flammpunkt nicht unter 50° C haben, muß handelsübliche
Ware und überall in ähnlicher Beschaffenheit zu haben sein. Die Erprobung der
Motoren mit gleichem Arbeitsverfahren erfolgt mit dem gleichen Brennstoff, der vom
Preisrichterkollegium nach obiger Bedingung ausgesucht wird. Brennstoffverbrauch und
Schmierölverbrauch werden bei der Erprobung vergleichsweise festgestellt.
Betriebserprobung: Diese umfaßt: a) Zeit für das Klarmachen, b) Bedienung der
Winde durch ungeübtes Personal und dem Klarmachen des Motors, c) Die Antriebsmotoren
müssen wiederholt (mindestens dreimal) einen Leerlauf von 10 Minuten Dauer machen
und werden dann auf Vollast (3 t Last, gemessen im Windenläufe) gebracht. Dabei wird
die Hubgeschwindigkeit festgestellt. d) Verhalten bei Ueberlast (Hinterhaken usw.).
e) Verhalten beim Aussetzen des Motors mit schwebender Last (3 t). f) Dauerbetrieb
von 4 Std. mit Heben und Senken um je 5 m mit 1 t Last, entsprechend den
Verhältnissen beim Laden und Löschen, wobei Feststellung des Brennstoff- und
Schmierölverbrauchs, g) Nach dem Dauerbetrieb innere Besichtigung des Motors.
Das Urteil wird am 1. Oktober 1922 bekanntgegeben. Für die beste Lösung ist ein Preis
von 30000 Mk., für die zweitbeste Lösung ein Preis von 20000 Mk. und für die
drittbeste ein solcher von 10000 Mk. bestimmt. Liegen weniger als drei Bewerbungen
vor, so können die Preise zusammengelegt werden. Die ganze Summe muß aber, auch wenn
nur ein Bewerber einsendet, voll ausbezahlt werden, sofern das Preisgericht in der
eingelieferten Konstruktion einen befriedigenden Fortschritt sieht und nicht zu
einer Neuausschreibung schreiten will.
Dem Wettbewerber verbleiben uneingeschränkt alle Rechte aus dieser Konstruktion.
W.
Elektrischer Schiffsantrieb. In Deutschland hat man
bereits versucht, Dampfturbinen mit hydraulischem Uebersetzungsgetriebe zum
Schiffsantrieb zu verwenden, neuerdings verwendet man auch hier Zahnradvorgelege. Im
Ausland, besonders in Amerika, hat der elektrische Schiffsantrieb wesentliche
Fortschritte gemacht. In der Zeitschrift „Bulletin technique du Bureau
Veritas“ 1921, S. 235, wird besonders auf das 12000-t-Schiff
„Victorious“ und auf das für die japanische Marine bestimmte Frachtschiff
„Biyo-Maru“ aufmerksam gemacht. Die Zeitschrift Shipbuilding and
„Shipping Record“ 1921, S. 332, bringt eine Liste der bisher gebauten
amerikanischen Kriegsund Handelsschiffe mit elektrischem Antrieb und weist darauf
hin, daß 154080 t Gesamtverdrängung bereits im Dienst und etwa 820600 t im Bau
begriffen sind. In der gleichen Zeitschrift, Seite 435, wird hervorgehoben, daß
große Oekonomie und Einfachheit der Steuerung des Schiffes die Vorteile des
elektrischen Schiffsantriebes sind. Beachtenswert, besonders bei Frachtdampfern, ist
neuerdings die Unterbringung der Motoren im Hinterschiff. Die Wellentunnel kommen
dadurch in Wegfall. Bis jetzt hat man diese Anordnung vermieden, weil die Motoren
weniger gut zu beaufsichtigen waren. Der von der Firma Workman, Clark und Co in
Belfast erbaute Frachtdampfer ist das erste Schiff mit hinten eingebautem
elektrischem Antriebe. Die Maschinenanordnung wurde von der British Houston Co,
Rugby, ausgeführt.
Wimplinger.
Unfälle beim Ausbessern eiserner Benzinfässer. Beim Löten
und Schweißen von eisernen Fässern, die zum Versand von Benzin, Benzol, Teeröl,
Petroleum oder Spiritus benutzt werden, sind schon wiederholt folgenschwere
Explosionen vorgekommen, die darauf zurückzuführen sind, daß in dem Eisenfaß noch
Reste der brennbaren Flüssigkeit enthalten waren. Beim Erhitzen der Faßwandungen mit
dem Schweißbrenner verdampfen diese Oelreste und bilden mit der in dem Faß
enthaltenen Luft ein explosives Gemisch, das sich beim Ausströmen durch die
auszubessernde Oeffnung an der Flamme des Löt- oder Schweißbrenners bezw. an der hocherhitzten
Faßwand entzündet. Durch die Gewalt der Explosion wird in diesem Falle gewöhnlich
der Boden des Fasses herausgeschleudert und meist beträchtlicher Sachschaden
angerichtet, nicht selten wurden bei derartigen Unfällen auch die die Reparatur
ausführenden Arbeiter tödlich verletzt. Infolgedessen ist bei der Ausführung solcher
Reparaturarbeiten die größte Vorsicht geboten und es sollten niemals junge,
unerfahrene Arbeiter mit der Ausführung einer derartigen Ausbesserung betraut
werden.
Ueber die Explosion eines Benzinfasses, die dem Schweißer das Leben gekostet hat,
berichtete kürzlich die Zeitschrift des Bayerischen Revision-Vereins 1921, S. 156,
und erörterte im Anschluß daran die Maßnahmen, die zur Verhütung derartiger Unfälle
zu treffen sind. Die Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie schreibt in ihren
Unfallverhütungsvorschriften vor, daß eiserne Behälter für Benzin sowie für andere
leicht entzündliche Flüssigkeiten, ehe Schweißarbeiten daran vorgenommen werden
dürfen, entweder auszudampfen oder mit Wasser bis zum Ueberlaufen zu füllen sind. Da
nun aber zum Ausdämpfen ein Dampfkessel erforderlich ist, der in Schlossereien
gewöhnlich nicht vorhanden ist, so wird man sich in den meisten Fällen wohl mit dem
Füllen des Fasses mit Wasser begnügen müssen. Es kann hierbei jedoch vorkommen, daß
die Schweißstelle durch das Wasser zu stark abgekühlt und hierdurch die Arbeit
erschwert wird, so daß das Wasser wieder ausgeleert wird. Da nun Benzol und Benzin
in Wasser unlöslich sind, so ist die Gefahr dann nicht beseitigt, zumal das Benzin
oder Oel an den Wandungen des Fasses haften bleibt. Das Ausspülen mit Wasser würde
also nur dann Erfolg haben, wenn sich in dem Faß Spiritus befunden hat, da nur
dieser in Wasser löslich ist. Um aber auch Benzin- und Benzolfässer ohne Gefahr
ausbessern zu können, hat Gewerberat Morgner in Chemnitz
die Verwendung von Kohlensäure empfohlen, die in Stahlflaschen heute fast überall zu
haben ist. Wenn das Innere des auszubessernden Fasses mit Kohlensäure gefüllt ist,
kann natürlich keine Explosion eintreten, dabei ist aber unerläßliche Vorbedingung,
daß nicht etwa aus Sparsamkeit zu wenig Kohlensäure angewandt wird.
Daß nicht nur niedrigsiedende Kohlenwasserstoffe, wie Benzol und Benzin, sondern auch
von den Leichtölen befreiter Steinkohlenteer, der erst bei etwa 200° zu sieden
beginnt, zu den oben erwähnten Explosionen Veranlassung geben kann, lehrt ein Fall,
der sich vor drei Jahren in einer Dresdener Werkstätte ereignete und den Verlust
eines Menschenlebens zur Folge hatte. (Vgl. Pharmaz. Zentralhalle 1919, S. 155.) Der
betr. Schlosser hatte das leere Teerfaß nach Entfernung des eingeschraubten Spundes
auf die eine ebene Bodenfläche gestellt und darauf die andere Bodenfläche mit dem
Schweißbrenner erhitzt, wobei nach wenigen Minuten unter starkem Knall der Boden des
Fasses herausflog und den Schlosser zu Boden warf, so daß er an den erlittenen
Brandwunden starb. Es ist ohne weiteres klar, daß durch die hohe Temperatur der
Schweißflamme und durch die starke Erhitzung der Schweißstelle auch hochsiedende
Flüssigkeiten, wie z.B. schwere Teeröle, zur Verdampfung gebracht werden, so daß
explosive Gemische entstehen können, sofern nicht die Luft aus dem Faß durch Wasser
oder durch Kohlensäure verdrängt worden ist.
In diesem Zusammenhang verdient noch ein Urteil des Oberlandesgerichts Celle vom
9. Juli 1919 Beachtung, worin ausgeführt wird, daß zwar die Feuergefährlichkeit von
Benzin und Benzol bekannt sei, daß es aber dem Laien nicht bekannt sein könne, daß
ein leeres Benzolfaß, selbst wenn es mit Wasser ausgespült sei, noch Gefahr in sich
berge, wenn man ihm eine Flamme nähere. Eine Firma, die sich mit dem Vertrieb und
dem Umfüllen von Benzol befasse, müsse sich über die erforderlichen.
Vorsichtsmaßregeln selbst unterrichten oder zur Leitung des Betriebs einen Fachmann
anstellen. Ein einfacher Klempnermeister könne dagegen in der Behandlung von
Benzolfässern keine Erfahrungen haben, so daß der Klage des letzteren auf
Schadenersatz sowie auf Zahlung einer Rente stattgegeben wurde.
Sander.
Die deutsche Industrie der verdichteten Gase. Ueber diesen
Gegenstand machte Direktor A. Morgenstern in einer
Sitzung der Gesellschaft für Sauerstoff- und Stickstoffindustrie in Berlin
interessante Mitteilungen, denen wir nach der Zeitschrift „Karbid und
Azetylen“ folgendes entnehmen. Das erste Gas, das in verdichtetem Zustand
auf den Markt kam, war die flüssige Kohlensäure; zu ihrem Versand wurden bis zum
Jahre 1889 Flaschen aus Schmiedeeisen verwendet, die in der Längsnaht sowie am Boden
und Hals geschweißt waren. In dem gleichen Jahre unternahm Dr. Elkan in Berlin den Versuch, verdichteten Sauerstoff in den Handel zu
bringen, der bis dahin fast nur von wissenschaftlichen Laboratorien benutzt und
zumeist von diesen selbst hergestellt wurde. Infolgedessen war, als diese erste
Sauerstoffabrik ihren Betrieb aufnahm, die Nachfrage. zunächst gleich Null und die
ersten Proben mußten, um das neue Erzeugnis einzuführen, an die
Hochschullaboratorien kostenlos abgegeben werden. Die Fabrik von Elkan war für eine
tägliche Erzeugung von 100 cbm gebaut und besaß einen Gasbehälter von 300 cbm
Inhalt. Bis zum Jahre 1898 machte der Sauerstoffabsatz trotz großer Anstrengungen
nur geringe Fortschritte und die Anlage konnte daher nur 9 Monate im Jahre im
Betrieb erhalten werden. Im Jahre 1900 hatte sich der Verbrauch an verdichtetem
Sauerstoff jedoch bereits auf 95000 cbm gehoben und ein weiterer großer Aufschwung
erfolgte vom Jahre 1902 ab, als die Gewinnung von Sauerstoff aus flüssiger Luft nach
dem Verfahren von Linde in die Praxis umgesetzt wurde und
als durch die Erfindung von Fouché die autogene
Schweißung aufkam. Heute wird der Versand von Sauerstoff in Stahlflaschen in
Deutschland auf 15–18 Mill. cbm. geschätzt, wozu noch die gewaltigen
Sauerstoffmengen kommen, die am Orte ihrer Erzeugung unmittelbar verbraucht werden.
Die deutsche Sauerstoffindustrie verfügt heute über rund 300000 Stahlflaschen, die
Kohlensäureindustrie dagegen, die etwa 50 Mill. kg flüssige Kohlensäure jährlich
erzeugt, über rund 1,5 Mill. Stahlflaschen. Diese selbst werden aus nahtlos
gezogenem Stahl nach dem Verfahren von Mannesmann
hergestellt. Von weiteren Gasen, die in verdichtetem Zustand in den Handel kommen,
sind noch das aus Mineralöl hergestellte Blaugas zu nennen, das zur Beleuchtung und
Heizung dient, sowie das gelöste Azetylen, dessen Erzeugung auf 2–3 Mill. cbm
jährlich gestiegen ist. (Karbid und Azetylen 1921, S. 81.)
Sander.