Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 337, Jahrgang 1922, S. 35 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Die physikalischen Eigenschaften des Porzellans. (Von
Dr.-Ing. Felix Singer und Dr.-Ing. Ernst Rosenthal, Berichte der Deutschen Keramischen Gesellschaft, Bd. 1,
Heft 3, und Elektrotechnische Zeitschrift 1920, Heft 36). Porzellan ist weder
chemisch noch physikalisch als ein einheitlicher Körper anzusprechen. Gargebranntes
Porzellan stellt sich im Dünnschliff unter dem Mikroskop meist als ein Gemenge von
glasiger Grundsubstanz, teilweise aufgelösten Quarzteilchen und zahllosen, ein
verfilztes Gerüst bildenden Sillimanitkristallen sowie zahlreichen kleinen
Luftbläschen vor. Die Ausbreitung von Verfahren zur Prüfung der mechanischen
Eigenschaften hat in neuester Zeit eine Reihe von Einzelresultaten gezeitigt, die
die Grundlage für Qualitätssteigerungen vom keramischen Standpunkt aus bilden. Die
Untersuchung und der Vergleich möglichst vieler verschiedener Porzellansorten
bezweckt die Ermittelung der Ursachen der Qualitätsunterschiede und damit einen
systematischen Aufbau von höchsten Qualitätsprodukten. Das spezifische Gewicht des
verglühten Porzellans beträgt etwa 2,60–2,62 und nimmt während des Garbrandes ab.
Bei gargebranntem Porzellan beträgt es je nach der Zusammensetzung 2,3–2,5. Der
Ausdehnungskoeffizient ist absolut kleiner als bei den üblichen Gläsern sowie bei
Steingut und verschiedenen hochfeuerfesten Massen, seine Zunahme mit der Temperatur
ist eine geringere als in den genannten Fällen. Gute Porzellangeräte vertragen daher
einen ziemlich schroffen Temperaturwechsel, ohne zu zerspringen. Weitere
Untersuchungen beziehen sich auf die Wärmeleitung, Wärmekapazität, Geschwindigkeit
der Wärmeaufnahme und die Wärmehaltung. Porzellan hält die Wärme etwa 50–60fach
besser fest als Eisen. Eingehende Messungen beziehen sich auf die Bestimmung des
Elastizitätsmoduls verschiedener Porzellansorten. Charakteristisch ist, daß
diejenigen Spezialsorten, die auch sonst in mechanischer Hinsicht höhere
Festigkeitszahlen ergeben, auch einen höheren Elastizitätsmodul besitzen. Ein
besonderes Interesse verdient die Untersuchung der Härte nach verschiedenen
Methoden. Die kubische Kompressibilität beträgt für Porzellan 1,4 . 10– 6 bis 1,8 . 10–
6. Auch Druckfestigkeit und Biegefestigkeit sind gemessen worden, ebenso
die Gasdichtigkeit. Die Farbe des Porzellans hängt von dem Gehalt an Eisen- und
Titanverbindungen und von der Art des Brennens ab. Das optische Verhalten wird durch
den Gehalt an Sillimanit charakterisiert, der eine hohe positive Doppelbrechung
besitzt. Hinzu treten die Untersuchungen über elektrisches Verhalten, nämlich über
Oberflächenleitfähigkeit, den spezifischen Leitwert, die Durchschlagsfestigkeit und
die Dielektrizitätskonstante. Auch hier sind viele interessante und wichtige
Ergebnisse zusammengestellt worden.
A. Baruch.
Bestimmung des Benzolgehalts in Leucht- und Kokereigas.
Infolge der zunehmenden technischen Bedeutung des Benzols hat die Bestimmung des
Benzol-Gehalts im Steinkohlengas nicht nur für Kokereien, sondern auch für Gaswerke
erhebliches Interesse. Die bisher für diesen Zweck vorgeschlagenen Methoden, nämlich
Ausfrieren bei – 22° oder Waschen des Gases mit Salpeter-Schwefelsäure bezw. mit
Paraffinöl, sind teils umständlich, teils ungenau. Nachdem bei dem sog.
Bayer-Verfahren im Großen mit Erfolg die aktive Kohle zur Bindung des Benzols
herangezogen worden ist, lag es nahe, das gleiche Hilfsmittel auch für die Zwecke
der Analyse zu benutzen. Berl, Andreß und Müller haben in dieser Richtung Versuche angestellt,
worüber sie in der Zeitschrift für angewandte Chemie 1921, S. 125 und 278, nähere
Mitteilungen machen. Die aktiven Kohlen, wie sie nach dem Chlorzinkverfahren (DRP.
290656), aus Tierblut oder aus Sulfitablauge hergestellt werden, haben gegenüber
Benzolkohlenwasserstoffen ein besonders großes Adsorptionsvermögen, so daß das Gas
mit einer Geschwindigkeit von 250 l/st durch die Kohle hindurchgeleitet werden kann.
Die trockene aktive Kohle (30–40 g) wird zweckmäßig in ein gläsernes U-Rohr von 3 cm
lichter Weite eingefüllt, dessen beide Schenkel durch eingeschliffene Glashähne
verschließbar sind. Bei einem Benzolgehalt von 20 bis 25 ccm in 1 cbm Gas genügen
200–300 l Gas, bei benzolärmeren Gasen ist eine entsprechend größere Gasmenge durch
die Kohle hindurchzuleiten. Die Gasgeschwindigkeit kann noch über 250 l/st hinaus
gesteigert werden, wenn man die Kohlenschicht entsprechend länger wählt. Hinter das
U-Rohr schaltet man eine Gasuhr.
Nach beendetem Durchleiten des Gases wird das von der Kohle aufgenommene Benzol durch
Hindurchblasen von Wasserdampf abdestilliert, indem man das U-Rohr auf der
Gasaustrittseite mit einem Dampfentwickler, auf der Gaseintrittseite mit einem
absteigenden Kühler verbindet, der in eine Meßbürette mit Abflußhahn mündet. Das
U-Rohr wird während des Dampfdurchleitens in einem Salzbad auf 110 bis 120° erhitzt.
Das Durchblasen des Wasserdampfes wird so lange (etwa 30 min.) fortgesetzt, bis das
Benzolvolumen in der Vorlage nicht mehr zunimmt. An der Apparatur bleibt stets etwas
Benzol (ungefähr 0,2 ccm) haften, dessen Menge durch einen blinden Versuch mit einer
gemessenen Menge Benzol ermittelt und der gefundenen Benzolmenge zugezählt werden
muß. Nach beendeter Destillation wird die Kohlefüllung der U-Rohre getrocknet, indem
man, ohne die Erhitzung zu unterbrechen, den einen Hahn schließt und den anderen
Schenkel mit einer Wasserstrahlpumpe verbindet. Die Trocknung dauert etwa 30 min,
worauf das Rohr wieder gebrauchfertig ist.
Bei den Versuchen zeigte sich, daß die aktive Kohle etwa 20–25 v. H. ihres eigenen
Gewichts an Benzol aufzunehmen vermag. Ein mit 30 g Kohle gefülltes Rohr war nach
Durchlesen von 400 l Leuchtgas bereits mit Benzol nahezu gesättigt; aus diesem
Grunde empfiehlt es sich, bei normalem Benzolgehalt des Gases nicht mehr als 250 l
Gas hindurchzuleiten bezw. eine größere Kohlenmenge zu verwenden. Es ist nicht
angängig, den Benzolgehalt des Gases etwa durch direkte Wägung des mit Kohle
gefüllten Rohres vor und nach dem Durchleiten des Gases zu bestimmen, da von der
aktiven Kohle außer Benzol auch noch andere Gasbestandteile zurückgehalten werden.
Auf diese Weise wurde in dem Darmstädter Leuchtgas an verschiedenen Tagen ein
Benzolgehalt von 20,2–23,9 ccm in 1 cbm Gas gefunden. Das durch Wasserdampf
abgetriebene Leichtöl hatte ein spez. Gewicht von 0,866–0,872, die Siedegrenzen
lagen zwischen 40 und 115°, doch ging die Hauptmenge zwischen 80 und 90° über.
Vergleichende Bestimmungen mit der Dinitrobenzol- und Paraffinölmethode ergaben
wesentlich niedrigere Werte.
Diese Unterschiede bei der Anwendung von Paraffinöl einerseits und aktiver Kohle
anderseits erklären sich dadurch, daß die Dampfspannung von Benzol in Paraffinöl einen starken
Temperaturkoeffizenten hat, wogegen bei der Benzoladsorption durch aktive Kohle der
Temperaturkoeffizient verhältnismäßig klein ist. Da es sich im letzteren Falle um
einen typischen Adsorptionsvorgang handelt, nimmt aktive Kohle erheblich mehr Benzol
auf als Paraffinöl unter sonst gleichen Bedingungen. Bei 20° z.B. nimmt Paraffinöl
maximal 1,3 Gewichtprozente Benzol auf, aktive Kohle dagegen 31 Gewichtprozente. Die
Kohlemethode ist mit einfachen Hilfsmitteln leicht und rasch ausführbar, sie hat den
weiteren Vorteil, daß auch wasserdampfhaltige Gase ohne vorherige Trocknung
angewandt werden können und daß das aus dem Gase abgeschiedene Benzol, wie obiges
Beispiel zeigt, direkt auf seine Zusammensetzung geprüft werden kann.
Sander.
Gewerbliche Vergiftungen durch Benzol und gechlorte
Kohlenwasserstoffe. Benzol und gechlorte Kohlenwasserstoffe werden heute in
großem Umfang als Lösungsmittel sowie zur Extraktion von Oelen, Fetten und Harzen
verwendet; infolgedessen sind Vergiftungen durch die genannten Stoffe nicht gerade
selten. Derartige Vergiftungsfälle kommen, wie Obermedizinalrat Dr. Koelsch in der Zeitschrift für angewandte Chemie näher
ausführt, vornehmlich i* kleinen Betrieben vor, wo den Arbeitern die Giftigkeit der
Stoffe, mit denen sie täglich umgehen, häufig garnicht bekannt ist. Die Aufnahme des
Giftes in den Körper kann sowohl durch Einatmen des Dampfes als auch durch
Hautresorption erfolgen; die Krankheiterscheinungen sind je nach der Dauer und
Massigkeit der Giftwirkung verschieden. Bei vorübergehender Einatmung kleiner
Benzolmengen tritt in der Regel nur ein rauschähnlicher Zustand ein, während die
kurze Einatmung großer Benzolmengen den Tod herbeiführen kann. Bei chronischen
Benzolvergiftungen treten neben nervösen Störungen namentlich Blutungen auf, ferner
bei lokaler Einwirkung örtliche Reizerscheinungen der Schleimhäute und schließlich
mehr oder minder tiefgreifende nervöse Nachkrankheiten. Die Erscheinungen sind
verschieden je nach der Qualität und Reinheit der Benzole sowie je nach der
Empfindlichkeit der erkrankten Personen; besonders empfindlich gegenüber Benzol
erwiesen sich Anämische, Alkoholiker sowie Personen mit Organstörungen verschiedener
Art.
Auch bei den Chlorverbindungen der aliphatischen Kohlenwasserstoffe wurden in der
Praxis interessante Beobachtungen gemacht. So zeigte das vielfach als Benzinersatz
zur chemischen Reinigung sowie als Lösung- und Extraktionsmittel benutzte
Tetrachlormethan (auch Tetrachlorkohlenstoff und Benzinoform genannt) eine leicht
narkotische Wirkung, ähnlich dem Chloroform, mit rascher Erholung an frischer Luft.
Bei chronischer Vergiftung durch Tetrachlormethan zeigen sich Erbrechen,
Magendrücken, Verstopfung, Gelbsucht sowie Druckempfindlichkeit in der Lebergegend.
Wesentlich gefährlicher sind Vergiftungen durch Tetrachloräthan
(Azetylentetrachlorid), das hauptsächlich als Lösungsmittel für Azetylzellulose
benutzt wird und infolgedessen bei der Herstellung von Filmen und Flugzeuglacken
vielfach Verwendung findet. Beim Lackieren von Flugzeugen kamen bereits im Frühjahr
1914 in Berlin-Johannistal 14 Vergiftungen mit zwei Todesfällen vor, ein ähnlicher
Fall ereignete sich zu Beginn des Krieges in einem Münchener Flugzeugbetrieb, wo 9
Vergiftungen mit 1 Todesfall zu verzeichnen waren. Die Vergiftung durch
Tetrachloräthan äußert sich durch Rauschzustand, Kopfschmerzen, Uebelkeit,
Magendarmstörungen mit Gelbsucht und Leberschwellung, bisweilen auch durch
nervöse Symptome, wie Lähmung und Gefühlstörungen. Alle diese Fälle wurden
anfangs verkannt und als gewöhnliche Gelbsucht oder Bleikolik gedeutet, bis die
Häufung der Erkrankungen zeigte, daß die Ursache in der Giftigkeit des
Tetrachloräthans zu suchen war. Auch beim Arbeiten mit Trichloräthylen wurde
Rauschwirkung beobachtet. Alle in diese Gruppe gehörenden Verbindungen zeigen nahezu
die gleiche Wirkung, jedoch mit graduellen Unterschieden.
Aus diesem Grunde ist es notwendig, bei längerer oder gar ständiger Verwendung der
gechlorten Kohlenwasserstoffe der Fettreihe die Gesundheitsverhältnisse der Arbeiter
zu überwachen, zumal beim Arbeiten mit Tetrachloräthan, das oft schon nach kurzer
Zeit tödlich verlaufende Erkrankungen verursacht. Die Vergiftung durch die genannten
Stoffe wird durch Anämie, Fettsucht und namentlich durch gleichzeitigen Alkoholgenuß
in hohem Maße begünstigt. Schließlich weist Koelsch
darauf hin, daß es sich bei Lacken und technischen Lösungmitteln häufig um
kombinierte Vergiftungen handelt, da den Lacken gewöhnlich noch andere Stoffe, wie
Azeton, Amylazetat, Benzol, Toluol usw. beigemengt sind, die ja alle nicht ganz
harmlos sind und unter Umständen ebenfalls Gesundheitschädigungen verursachen
können. (Zeitschr. f. angew. Chem., Bd. 33, I, S. 3–5.)
Sander.
Erdöl- und Erdgasvorkommen an der unteren Elbe. In
unmittelbarer Nähe von Harburg sind vor einiger Zeit, wie die Zeitschrift „Rauch
und Staub“ 1921, S. 111, berichtet, von dem Tiefbohringenieur Wisbar große Erdöllager entdeckt worden, deren Oel von
besserer Beschaffenheit sein soll als das sämtlicher bisher erbohrten deutschen
Oelquellen. Wisbar beobachtete an jener Stelle, daß alle
Bäume eines kleinen Waldes weiße Salzauswitterungen hatten, was er zunächst auf das
Vorhandensein von Salzstöcken zurückführte. Er stellte denn auch zwei umfangreiche
Salzlager in jener Gegend fest. Da in Verbindung mit Salzlagern häufig auch Erdöl
vorkommt, schürfte er weiter und fand in der Tat große Oeladern, die anscheinend mit
der bekannten Erdgasquelle von Neuengamme in Zusammenhang stehen. Es ist
wahrscheinlich, daß diese im Jahre 1910 erbohrte Erdgasquelle ihren Ursprung in den
nunmehr aufgefundenen Erdöllagern hat, bei denen das Oel mehrfach offen zutage
tritt. Bei Probeschächten, die unter Aufsicht des Direktors des Hamburger
mineralogischgeologischen Instituts gegraben wurden, konnte man beobachten, wie das
Oel von allen Seiten in die Oeffnungen eindrang. Eine Probedestillation ergab 30 v.
H. Leuchtöl, etwa 45 v. H. gutes Schmieröl und 25 v. H. andere verwendbare
Bestandteile. Es ist zu erwarten, daß dieser Fund die Entstehung einer Oelindustrie
im Süden von Harburg veranlassen wird.
Auch die Auffindung weiterer Erdgasquellen in der Gegend von Harburg liegt durchaus
im Bereich der Möglichkeit, wie schon daraus hervorgeht, daß die zweite in
Neuengamme erbohrte Gasquelle einen höheren Druck hat als die erste Quelle, die über
acht Jahre hindurch große Gasmengen geliefert hat. Die Tatsache, daß auch in
Holstein, Oldenburg, Westfalen sowie in Holland kleinere Erdgasquellen vorhanden
sind, die zum Teil schon seit vielen Jahren in primitiver Weise ausgenutzt werden,
deutet darauf hin, daß in diesem Gebiete ein großer, noch lange nicht vollständig
erschlossener Vorrat dieses wertvollen Naturgeschenkes ruht, dessen möglichst
restlose Erfassung und Verwertung bei der heutigen Kohlennot von der größten
volkswirtschaftlichen Bedeutung ist.
Sander.
Dampfturbinen-Lokomotive. Ortfeste Dampfmaschinen
werden in der Regel mit Kondensationsanlagen ausgeführt. Bei Kolbendampflokomotiven
hat bis jetzt die Kondensation keine Anwendung gefunden. Es hat sich gezeigt, daß
hierbei nur dann Vorteile erreicht werden, wenn die Zylindervolumen so groß gewählt
werden, daß mit Füllungen von 7–10 v. H. gearbeitet werden kann. Solche Zylinder
können aber bei Lokomotiven wegen ihren großen Abmessungen nicht verwendet werden.
Auch die Verbundanordnung gibt keine günstigen Verhältnisse für die Verwendung der
Kondensation, da der Abdampf nicht genügend gut entölt werden kann.
Die Firma Escher, Wyß & Co.
in Zürich ging deshalb zum Bau einer Dampfturbinen-Lokomotive mit Kondensation über.
Neben dem Vorteil der Kondensation wird auch ölfreies Speisewasser erhalten. Die
lästige Kesselreinigung und die häufigen Kesselausbesserungen werden dadurch
vermieden. Bei der umgebauten 2 C-Lokomotive sind zwei Turbinen vorgesehen, eine
Vorwärts- und eine Rückwärtsturbine. Sie sind auf einer gemeinsamen, quer zur
Maschinenachse liegenden Welle in einem Gehäuse angeordnet, das vor der Rauchkammer
auf dem Rahmen befestigt ist. Die Turbinen arbeiten durch Zahnradvorgelege auf eine
Blindwelle. Durch Treib- und Kuppelstangen werden in bekannter Art die Räder
angetrieben. Die Steuerung besteht aus drei Ventilen: eines für die Vorwärtsfahrt,
eines für die Rückwärtsfahrt und das dritte zum Anfahren oder zur Ueberwindung
starker Steigungen. Der Oberflächenkondensator befindet sich hinter den Turbinen
unterhalb des Kessels. Das Kühlwasser wird auf dem Tender mitgeführt, auf dem sich
auch die Rückkühlanlage und der Kohlenvorrat befindet. Auch das Zusatzwasser zum
Ersatz der geringen Speisewasserverluste ist am Tender in einem besonderen Behälter
vorhanden.
Die Rückkühlanlage besteht aus einer Anzahl von Röhren, die dachförmig über dem
Tender angeordnet sind. Das Kühlwasser tritt aus den durchlöcherten Röhren aus und
wird im Luftstrom rückgekühlt. Dabei geht ein Teil des Kühlwassers, das wieder zu
ersetzen ist, verloren. Das Kondensat hat eine Temperatur von 50° und wird auf 120°
vorgewärmt, dadurch wird der Kessel sehr geschont. Es wird mit der Lokomotive 20 v.
H. Kohlenersparnis erreicht. Bei Kolbenmaschinen ist eine Ueberhitzung bis 350°
zulässig, bei Dampfturbinenlokomotiven kann die Ueberhitzung noch wesentlich
gesteigert werden, wodurch noch eine weitere Brennstoffersparnis erreicht werden
kann. Die Firma Krupp A.-G. hat das Ausführungsrecht für Deutschland erworben.
(Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1921, S. 1293 bis 1294.)
W.
Motorschiff „Odin“. Der alte Küstenpanzer
„Odin“, im Jahre 1896 erbaut, wurde von den Deutschen Werken, A.-G.,
Rüstringen, Kir die Reederei Arnold Bernstein, Hamburg, umgebaut. Am 26. Juli 1921
fand die Probefahrt statt.
Das Schiff ist 79,10 m lang, 15,45 m breit, und hat bei einer Wasserverdrängung von
4150 t einen Tiefgang von 5,3 m. Odin war mit zwei Dreifachexpansionsmaschinen
(zusammen 5500 PS) ausgerüstet. Die Höchstgeschwindigkeit betrug etwa 15 Knoten.
Das Kriegsschiff mußte gründlich umgebaut werden, das Panzerdeck wurde in das
Hauptdeck umgewandelt. Infolge seiner Form hat das Schiff eine große Stabilität und
ist deshalb für die Aufnahme von Deckladung besonders geeignet. Durch fünf
wasserdichte Querschotte ist das Schiff in drei große Laderäume unterteilt. Bei
4,51 m ist die Wasserverdrängung 3430, die Tragfähigkeit 2000 t. Der Inhalt der
Laderäume ist 3130 m3.
An Stelle der Dampfmaschinenanlage wurden zwei im Viertakt arbeitende, unmittelbar
umsteuerbare, sechszylindrige Dieselmaschinen mit 350 mm Zylinderbohrung und 350 mm
Hub eingebaut. Diese ursprünglich für U-Boote bestimmte Oelmaschinen mit je 550 PSe
bei 450 Umdrehungen in der Minute ergeben bei 350 Umdrehungen im Motorschiff nur 400
PSe. Die Oelmaschinen haben besonders leistungsfähige Verdichter. Der Luftüberschuß
wird deshalb zum Betriebe der Rudermaschine, der Pfeife, der Lenz- und Treibölpumpen
verwendet. Durch Vorwärmerschlangen, die in den Auspufftöpfen angeordnet sind, kann
die Luft auf etwa 130° C vorgewärmt werden. Die Betriebstemperatur der Rudermaschine
ist dann bei Dampf- und Luftbetrieb die gleiche. Der Brennstoffvorrat beträgt 100 t
Oel, von dem 80 t im Doppelboden und 20 t in zwei im Maschinenraum befindlichen
Behältern untergebracht sind. Die Schiffsgeschwindigkeit beträgt jetzt 10 Knoten.
Die alte Wellenleitung wurde beibehalten. Die neuen dreiflügeligen Schiffsschrauben
haben 1,54 m Durchmesser und 1,23 m Steigung. Der Schraubenhub wird durch ein
Kugeldrucklager aufgenommen.
Der Hilfsluftverdichter wird unmittelbar von einem 5-PS-Glühkopfmotor angetrieben.
Die stündlich angesaugte Luftmenge von 15 m3 kann
auf 115 at verdichtet werden. Für die elektrische Lichtanlage dient ebenfalls ein
mit einem Gleichstromnebenschlußdynamo unmittelbar gekuppelter Glühkopfmotor.
Das Motorschiff ist hauptsächlich für den Lokomotivtransport bestimmt, besonders für
die im Auftrage Rußlands in Deutschland im Bau befindlichen Lokomotiven und Tender.
Das Schiff kann neun Lokomotiven mit Tender aufnehmen, außerdem noch 1000 t Ladung.
(Werft und Reederei 1921, S. 726–729.)
W.
Ausstellungen und Messen im Jahre 1922. Die Leipziger Mustermessen werden zweimal im Jahre
abgehalten. Die Frühjahrsmesse beginnt regelmäßig am Sonntag vor dem ersten Montag
im März, die Herbstmesse am letzten Sonntag im August. Die Allgemeine Mustermesse
und die Baumesse dauern je eine Woche, die Technische Messe im kommenden Frühjahr
drei Tage länger. Demnach beginnt die Leipziger Frühjahrsmesse 1922 am 5. März, die
Herbstmesse 1922 am 27. August.
Die Frankfurter allgemeine Frühjahrsmesse findet dieses Jahr einen Monat später als die Leipziger
statt, und zwar vom 2.–8. April 1922.
2. Die Breslauer Messegesellschaft m. b. H. schreibt
uns:
Entgegen den bisherigen Mitteilungen ist von den zuständigen Instanzen nunmehr
endgültig als Termin für die Abhaltung des diesjährigen Landwirtschaftlichen
Maschinenmarktes die Zeit vom 18.–20. Mai bestimmt worden. In der gleichen Zeit wird
wiederum eine Technische Messe und eine Baumesse abgehalten; im Rahmen der ersteren
werden nach den bisherigen Voranmeldungen namentlich die elektro-technische Gruppe,
die Abteilungen für Werkzeuge und Werkzeugmaschinen und die Abteilungen für Holz-
und Metallbearbeitung besonders reich beschickt sein. Am Freitag, dem 19. und
Sonnabend, dem 20. Mai, findet ein Zuchtviehmarkt und eine Zuchtviehausstellung
statt, die zahlreiche Landwirte nach Breslau führen werden. Von Seiten des
Maschinenausschusses der Landwirtschaftskamm er werden maschinentechnische Lehrgänge
mit Besichtigungen während des Maschinenmarktes in Aussicht genommen.
Im Ausstellungsgebäude wird wieder eine umfangreiche Ausstellung neuzeitlicher
Büromaschinen und Büroeinrichtungen das besondere Interesse der Besucher
erwecken.
Zweite deutsche Erfindungsmesse Mannheim. Der durch seine
diesjährige Erfindermesse in weiteren Kreisen bestens bekannte Reichsverband für das
Erfinderwesen E. V. Mannheim veranstaltet 1922 in sämtlichen Räumen des Mannheimer
Rosengartens die zweite deutsche Erfindungs- und Neuheitenmesse während der
beliebten Mannheimer Maimesse (vom 28. April bis 4. Mai 1922). Diese wird, nach
Geschäftszweigen geordnet, eine Uebersicht über die letzten technischen Erfindungen
und Neuheiten in Modellen und Mustern, die von Interessenten auch erworben werden
können, enthalten. Die näheren Bedingungen sind auf Anfrage mit Rückpostgeld von der
Geschäftsstelle des Reichsverbandes für das Erfinderwesen E. V. in Mannheim, K. 3,
3, zu erfahren. Zahlreiche bedeutende Firmen haben sich bereits als Aussteller
angemeldet.
Wasserbau- u. Binnenschiffahrtsausstellung Essen 1922. Vom
31. März bis 30. April 1922 findet eine Wasserbau- und Schiffahrtsausstellung in
Essen statt. Sie umfaßt folgende Abteilungen:
1. Bestehende und geplante Wasserstraßen.
2. Darstellungen von Einrichtungen des Wasserbaues, z.B. Fluß-
und Kanalbauten, Schleusen- und Hebeanlagen, Wasserkraftbauten usw.
3. Verkehrseinrichtungen bei Wasserstraßen wie Hafen- und
Verkehrsanlagen, Hebe- und Transporteinrichtungen, Verladungs-, Ausladungs- und
Lagerungseinrichtungen.
4. Schiffahrtsbetrieb auf Binnenwasserstraßen.
Das Arbeitsprogramm der Mitteldeutschen Ausstellung 1922
in Magdeburg. Nach großzügig angelegtem Organisationsplan
findet vom Juni bis September 1922 einschließlich in Magdeburg die große Ausstellung
des Wiederaufbaues statt. Die Miama wird in ihrer ersten Abteilung
„Siedelung“ ein Mustergut, sowie Musteranlagen in Siedelungs- und
Kleinwohnungsbau, ferner vorbildliche gewerbliche Bauten und gartenwirtsschaftliche
Anlagen schaffen. Das Baugewerbe wird durch bauindustrielle Maschinen und Geräte
vertreten sein. – Die „Sozialfürsorge“ umfaßt alles Wesentliche von der
Säuglingsfürsorge bis zur Kriegsbeschädigten-Fürsorge, das Versicherungswesen, das
Heilwesen einschl. der medizinisch-technischen Industrie, weiterhin die Nahrungs-
und Genußmittelkontrolle, sowie spezielle Volkswohlfahrtspflege
(Volksspeiseanstalten, Herbergen, Volkshochschulen, Volksbibliotheken,
Sozialpädagogik usw.).
Die 3. Abteilung „Arbeit“ wird sowohl nach der theoretischen Seite hin (u.a.
Betriebswissenschaft), als auch nach der praktischen Seite hin für die gesamte
deutsche Arbeit ausgebaut. Das Programm gliedert sich in Rohstoff Wirtschaft,
Verkehrswesen, Kommunalwirtschaft und Industrie. Was die Industrie anbetrifft, so
bleibt die Ausstellung lediglich auf das mitteldeutsche Wirtschaftsgebiet
beschränkt. Industrierohstoffe, Haibund Fertigfabrikate erscheinen nach Branchen
geordnet. Die eigentliche Rohstoff Wirtschaft wird durch Land- und Forstwirtschaft,
Berg-, Hütten- und Salinenwesen, Energiewirtschaft (Wasser, Luft, Wärme,
Elektrizität), chemische Industrie und – was heute der besonderen Beachtung wert ist
– Abfallverwertung gekennzeichnet. Das Verkehrswesen erstreckt sich auf Modelle und
Anschauungsmaterial in Binnenschiffahrt, Eisenbahn- und Straßenbahnwesen, Kraft-,
Luft- und Postverkehr.
Die Abteilung „Kommunalwesen“ bezieht Straßen- und Kanalisationsanlagen,
gewerbliche Einrichtungen, (städtische Wasser-, Gas- und Elektrizitätswerke, sowie
deren Betriebsmittel), Feuerlöschwesen, Kommunalbildungswesen,
Kommunallebensmittelversorgung (Markthallen, Schlachthäuser usw.) ein. Die
Sonderausstellung erstreckt sich auf die verschiedensten Gebiete, wie „Das
Handwerk“, „Kunst- und Kunstgewerbe“, „Dorf- und Waldschule“,
„Friedhofskunst“, „Sport und Spiel“, „Die Reklame“ und auf
die Interessengebiete der Frau in einer Sonderveranstaltung „Die Frau“.
Deutsche Gewerbeschau München 1922 (Mai bis Oktober). In
Würdigung der großen wirtschaftlichen Bedeutung der Deutschen Gewerbeschau München
1922 richtet das preußische Ministerium für Handel und Gewerbe einen Aufruf zur
Beteiligung an die Handelsvertretungen und Handwerkskammern. Der Erlaß faßt das
Wichtigste über Wesen und Ziele der Deutschen Gewerbeschau und ihre Organisation
kurz zusammen und schließt mit der warmen Empfehlung einer regen Beteiligung an der
Ausstellung, die dem Absatz der Qualitätsarbeit des Handwerks neue Bahnen eröffnen
soll. Besonderen Wert gewinnt der Aufruf noch dadurch, daß hier von einer hohen
amtlichen Stelle außerhalb Bayerns nachdrücklich darauf hingewiesen wird, daß die
Deutsche Gewerbeschau keine Münchener und keine bayerische, sondern eine große
deutsche Veranstaltung ist.
„Flia“, große deutsche
Fachausstellung (Ausstellungsbüro: Stuttgart, Heusteigstr. 27 a), umfassend
die gesamte Metallindustrie, das Flaschnergewerbe (Klempner- und Spenglergewerbe),
sanitäre Einrichtungen, Gas-, Wasser- und elektrotechnische Installation, sowie das
Heizungs-, Lüftungs- und Beleuchtungswesen. Veranstaltet vom Verband der
Flaschnermeister und Installateure Württembergs E. V., in der Gewerbehalle zu
Stuttgart vom 3.–20. Juni 1922.
Wärmetechnische Veranstaltungen. Die Hauptstelle für
Wärmewirtschaft wird im Laufe der Monate Februar und März in Frankfurt a. M. und
Darmstadt verschiedene wärmetechnische Veranstaltungen zur Durchführung bringen und
zwar
1) einen allgemeinen wärmetechnischen Kurs für
Betriebsbeamte,
2) einen Kurs für Betriebsbeamte der Papierindustrie,
3) eine wärmetechnische Vortragsreihe unter Führung des
Frankfurter Bezirksvereines des V. d. I. und unter Beteiligung der übrigen
technischen Vereinigungen.
In Darmstadt wird eine Ausstellung wärmetechnischer Meßinstrumente veranstaltet, die
von den Teilnehmern an den Kursen und den Vorträgen besichtigt wird.
Anzeigen mit genauer Zeiteinteilung werden folgen.
Persönliches. Veränderungen im
Siemens-Konzern. Der Aufsichtsrat der Siemens & Halske A.-G. hat Herrn
Dr. Adolf Franke den Vorsitz im Vorstande der
Gesellschaft übertragen.
Ebenso ist vom Aufsichtsrat der Siemens-Schuckertwerke, G. m. b. H., Herr Dr.-Ing. e.
h. Carl Köttgen zum Vorsitzenden des Direktoriums dieser
Gesellschaft ernannt worden.
Der Leiter des Nürnberger Werkes der Siemens-Schuckertwerke, Herr Winter-Günther, ist zum Mitgliede des Vorstandes der
Gesellschaft ernannt.
Der Nestor der deutschen Chemiker, Geh. Rat Dr. Karl Engler hat in Karlsruhe sein 80. Lebensjahr
vollendet. Die preußische Akademie der Wissenschaften und die Deutsche Chemische
Gesellschaft waren unter den zahlreichen Gratulierenden, ebenso der Großherzog und die
Großherzogin Luise, Reichskanzler Dr. Wirth, der badische Staatspräsident und
Kultusminister Dr. Hummel, der preußische Kultusminister, die Hochschulen, deren
Ehrendoktorwürde Engler trägt, und die deutsche chemische Industrie. Der Jubilar war
in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts Mitherausgeber dieser Zeitschrift.
In der im April 1920 erschienenen Festschrift brachten wir sein Bildnis.
Am 11. Januar 1922 beging Oberbaurat Dr.-Ing. Fritz v.
Emperger, Wien, sein 60. Wiegenfest. Emperger ist ein Pionier des
Eisenbetons nicht nur in Oesterreich, sondern auch in Deutschland und in den
Vereinigten Staaten. Außer in seiner engen Heimat hat er in den Jahren 1893–97,
also bereits vor fünfundzwanzig Jahren, in Nordamerika die ersten Bogenbrücken aus
Eisenbeton selbst erbaut. Seit nunmehr 20 Jahren gibt er im Verlage von Wilhelm
Ernst & Sohn, Berlin, die Zeitschrift „Beton und Eisen“ heraus, die
seither der Brennpunkt dieses Wissensgebietes in der ganzen zivilisierten Welt
führend geblieben ist. Diese Umstände haben seine engeren Fachkollegen zu einer in
ihrer Art vorbildlichen Ehrung veranlaßt, indem sie für die ersten Hefte des 21.
Jahrgangs von „Beton und Eisen“ Beiträge eingesendet haben, die eine
Uebersicht des unter Führung Empergers auf diesem Gebiete
innerhalb eines Vierteljahrhunderts Geleisteten geben.