Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 337, Jahrgang 1922, S. 43 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Neuerungen auf dem Gebiete des Lokomotivbaues. Den
steigenden Anforderungen entsprechend, die an die Zugkraft, die Verwendbarkeit und
nicht zum wenigsten an die Wirtschaftlichkeit der Lokomotive gestellt werden, hat
sowohl deren Antrieb als auch die Art der Krafterzeugung ständig Neuerungen
aufzuweisen. Wenn auch den Dampf noch keine andere Energieform aus dem Felde zu
schlagen vermochte, so macht sich in dieser Hinsicht doch ein ernsthafter Wettbewerb
mit anderen Energiequellen bemerkbar, dessen Ausgang heute noch nicht mit
Bestimmtheit zu übersehen ist.
Die heutige Kolbenlokomotive ist kaum noch wesentlicher Verbesserung fähig. Durch
Einführung der Dampfüberhitzung, des Verbundsystems und der Speisewasservorwärmung
ist es gelungen, die im Vergleich zu den ortfesten Maschinen immer noch recht
unwirtschaftlich arbeitende Lokomotive bereits weitgehend zu vervollkommnen. Weitere
Fortschritte zeitigt vielleicht die Verwendung hochgespannten Dampfes, da Versuche
ergeben haben, daß zur Steigerung der Spannung von 14 auf 60 atm nur etwa 5% der
aufgewandten Brennstoff menge mehr erforderlich sind. Die Erwartungen, die man auf
die Verwendung der Lentz'schen Ventilsteuerung setzte, bestätigten sich nicht; die
Wirtschaftlichkeit wurde dadurch nicht verändert. Infolgedessen ist die
Ventilsteuerung in größerem Umfange nur auf den Oldenburgischen Staatsbahnen zur
Anwendung gekommen. Versuche durch Kondensation an Antriebskraft zu gewinnen
brachten wenig Erfolg, da die Kondensationsmaschinen einen großen Teil der
gewonnenen Energie aufzehren. Die im Felde in Betrieb gewesenen
Schleppbahnlokomotiven mit Kondensation hatten vor allem den Zweck, die weithin dem
Feinde erkennbaren Wasserdampfwolken zu vermeiden und das Auspuffgeräusch zu
dämpfen. Erst durch die Einführung der Turbine in Verbindung mit weitgehender
Kondensation war ein neuer Schritt auf dem Gebiete der Wirtschaftlichkeit der
Dampflokomotive getan. Die erste Turbinenlokomotive lief kürzlich auf der
Strecke Stockholm–Upsala und wurde mit der höchstzulässigen Geschwindigkeit von 90
km in der Stunde gefahren. Sie heißt nach ihrem Erfinder, einem Turbineningenieur,
Lungströms Turbo-Kondensationslokomotive. Ferner ist vor kurzem nach dem Entwurf von
Dr. Zoelly eine 1 C-Kolbenlokomotive zu einer 2
C-Turbinenlokomotive für die Schweizer Bundesbahnen umgebaut worden. Wie bei den
ortfesten Turbinenanlagen geht der Dampf durch eine Hochdruckturbine mit
anschließender Oberflächenkondensation, deren Kühlwasser im Kreislauf durch eine
Rückkühlanlage geführt wird. Bei der Ausführung nach Dr. Zoelly befinden sich zwei Turbinen, je eine für Vor- und Rückwärtsgang,
auf gemeinsamer Welle, die quer zur Maschinenachse in einem Gehäuse vor der
Rauchkammer auf dem Rahmen angeordnet ist. Jede der beiden Turbinen wird durch ein
Ventil, das vom Führerstand aus mittels Handrad bedient wird, in Betrieb gesetzt.
Ein besonderes Zusatzventil dient zum Anfahren bzw. bei starker Steigung. Durch
Zahnradvorgelege treibt die Turbinenwelle eine Blindwelle an, die durch
Kuppelstangen mit den Triebaxen verbunden ist. Aus dem Turbinengehäuse tritt der
Dampf in einen Oberflächenkondensator, dessen Röhrensystem unter dem Kessel liegt.
Der Kondensatorrückkühler befindet sich auf dem Tender. Hier tritt das angewärmte
Wasser als feiner Sprühregen aus einem Rohrnetz und wird durch die Außenluft und den
während der Fahrt entstehenden Luftzug abgekühlt. Die besonderen Vorteile der
Turbo-Lokomotive liegen darin, daß nur etwa die Hälfte der sonst erforderlichen
Brennstoffmenge verbraucht wird. Ferner erzeugt die Maschine keine lästigen
Geräusche. Für die Kesselspeisung gewinnt man ein ölfreies Kondensat, das bereits
vorgewärmt ist und dem Kessel ohne kraftverzehrenden Reinigungsprozeß anstandslos
zugeführt werden kann. Die Verdampfungsziffer steigt, da sich kaum Kesselstein oder
Oelkrusten absetzen; das Kesselmaterial wird geschont,da das lästige Auswaschen
sowie Reparaturen fast unnötig werden. Zur Verminderung der Leitungsverluste kann
man die Ueberhitzung des Dampfes weitgehend steigern, ohne Gefahr zu laufen, daß
dadurch Anfressungen wie sonst bei Kolben und Schiebern auftreten. Der
Betriebswasservorrat erfährt nur geringe Verluste durch unvermeidliche
Undichtigkeiten, durch die Sicherheitsventile und das Gebläse zur Feueranfachung,
das hier mangels der Blasrohre mehr gebraucht wird als bei Kolbenmaschinen. Der
erforderliche Kühlwasservorrat beträgt nur die Hälfte des Speisewasservorrates der
Auspufflokomotiven. In Deutschland hat die Firma Krupp das alleinige
Ausführungsrecht der Turbolokomotiven erworben.
Um die Vorzüge des Oelmotors für den Lokomotivbetrieb nutzbar zu machen, hat man seit
Jahren Versuche mit Diesellokomotiven gemacht. Zur Verwendung als direkte
Antriebsmaschine ist der Motor nicht geeignet, da er wegen seiner empfindlichen
Bauart den Anforderungen an die Leistungsveränderlichkeit, Umsteuerung und Stöße im
Betrieb nicht gewachsen ist. Bereits 1913 lief auf der preußisch-hessischen
Staatsbahn eine Diesellokomotive mit einem 1000-PS-Zweitaktmotor, der mittels
Kuppelstangen auf die Treibachsen wirkte. Das Anlassen erfolgte durch Druckluft, und
bei 10 km Geschwindigkeit schaltete man auf Brennstoff ein. Eine besondere
Hilfsdieselmaschine trieb den Kompressor für Anlaß und Einblaseluft sowie die
Spülpumpe an. Dies Verfahren ist äußerst umständlich. Man wird daher besser den
Motor anfangs leer laufen lassen und dann stufenweise auf die Treibachse schalten.
Hierzu ist das Flüssigkeitsgetriebe von Lentz geeignet und die Dampf-Dieselmaschine.
Bei letzterer erfolgt das Anfahren mittels einer Dampfmaschine, deren Dampf nach
Still durch Ausnutzung der Abgas- und Kühlwasserwärme gewonnen wird. Man erhofft
durch diese Kombination auf dem Gebiete der Brennstoffwirtschaft große Erfolge,
deren Möglichkeit in England ausgeführte Versuche bestätigt haben. Auf anderen Wegen
sucht man mittels Benzol-, elektrischen und Druckluft-Diesel-Lokomotiven die oben
genannten Schwierigkeiten zu umgehen. Bei ersterer treibt der Benzolmotor einen
Generator, dessen Energie den Treibachsenmotoren zugeführt wird. Wegen der
erforderlichen großen Aggregate wird man hierbei nicht über mittelschwere
Lokomotiven nicht hinauskommen. Die Verwendung der Druckluft als Antriebskraft ist
bereits aus dem Tunnelbau und dem Bergwerksbetriebe bekannt. Die hier verwendeten
Lokomotiven führen in Stahlflaschen oder -Kesseln einen Vorrat stark verdichteter
Luft mit sich und müssen nach dessen Verbrauch einer stationären Kompressoranlage
zum Auffüllen wieder zugeführt werden. Um für die Vollbahnen einen unabhängigen
Druckluftlokomotivbetrieb zu schaffen, schlägt Mentzenthin vor, auf der Lokomotive einen Dieselmotor mit direkt
gekuppeltem Kompressor aufzustellen, der ständig soviel Luft verdichtet, als die
Zylinder der Triebwerksmaschine verbrauchen. Er ordnet auf dem gewöhnlichen
Lokomotivrahmen einen Zweitaktmotor nach Art der Unterseebootsmotoren ohne
Umsteuerung an. Mit etwa 200 Umdrehungen in der Minute treibt dieser einen
zweistufigen Kompressor, dessen auf 14 atm gespannte Luft mehreren Behältern
zugeführt wird, die sich zwischen dem Rahmen befinden und aus denen sie durch einen
Ventilregler den Zylindern zuströmt. Der Motor erzeugt die nötige Druckluft von 75
atm zum Einspritzen des Brennstoffes in besonderem Kompressor mit Reservebehälter
und Hilfs-Benzolmotor. Diese zugleich beim Anlassen benötigte Luft kann auch als
Ergänzung der Triebwerksmaschine zugeführt werden. Zur Kühlung der
Motorzylinder und der Preßluft werden zwischen dem Rahmen 3 cbm Wasser mitgeführt,
das im Kreislauf durch einen an den Längsseiten des Führerstandes angeordneten
Kühler gedrückt wird. Der Treibölvorrat wird gleichfalls zwischen dem Rahmen
untergebracht. Die ganze Maschine ist nach Art der Personenwagen mit Durchgang
überbaut. Der Führerstand befindet sich rechts vorn in dem Wagen. An die Stelle des
Heizers tritt zur Bedienung der Motore ein Maschinist. Um die Auspuffgeräusche zu
verringern, münden die Auspuffrohre in einen Schalldämpfer, der unter dem Dach des
Wagens herläuft und am hinteren Ende mit einer Austrittsöffnung ins Freie mündet.
Die Diesel-Druckluftlokomotive zeichnet sich durch ständige Betriebsbereitschaft,
sparsamsten Brennstoffverbrauch und einfache Wartung aus.
Bedeutende Fortschritte hat die Verwendung der Elektrizität im Lokomotivbetriebe
gezeitigt. Sowohl auf den Schweizer Bundesbahnen als auch auf den Versuchsstrecken
der preußischen Staatsbahn-Niedersalzbrunn-Görlitz und Königszelt-Dittersbach – hat
man reiche Erfahrungen für alle zu stellenden Anforderungen gesammelt. In neuerer
Zeit ist der endgültige Betrieb auf mehreren Strecken im mitteldeutschen
Braunkohlengebiet aufgenommen worden. Bei der Wahl der Stromart hat man dem
einfachen Wechselstrom den Vorzug gegeben. Die elektrische Lokomotive befindet sich
noch im Stadium der Entwicklung. Die größte Schwierigkeit bereitete die Art der
Kraftübertragung von der Motorwelle zu den Triebachsen. Anfangs saßen die Motoren
unmittelbar auf den Achsen oder lagen unmittelbar daneben oder darüber und wirkten
durch Zahnradübertragung. Bei ersterer Anordnung war aber die Stärke des Motors
beschränkt wegen des begrenzten Raumes. Die Zahnradübertragung bietet zwar den
Vorteil, daß man Motoren mit höheren Umlaufzahlen verwenden kann, doch zehren die
Zwischenglieder einen Teil der Leistung auf und sind starker Beanspruchung
ausgesetzt. Man griff daher wieder auf den Kurbelantrieb der Dampflokomotiven zurück
und entrückte die Motoren dem Rahmen, indem man sie auf den abgefederten
Lokomotivteil setzte. Dadurch wurde die Stoßwirkung gedämpft und zugleich die
Beschränkung in der Größe der Motoren beseitigt. Die Kraftübertragung erfolgt
mittels Kurbelstangen unter Zwischenschaltung einer Blindwelle. Neben dem Umformer
finden sich bis zu drei Motoren angeordnet, die bei verschiedenen Ausführungen je
besondere Triebachsen mittels Zahngetriebe und Blindwellen antreiben. Die Anordnung
des Führerstandes zeigt große Verschiedenheiten. Die Entwicklung des elektrischen
Vollbahnbetriebes hat eine große Zukunft, doch wird es noch manches Jahr dauern, bis
so viele Kraftzentralen errichtet sind, daß ein nennenswerter Teil der Zugförderung
elektrisch betrieben werden kann.
Kaemmerer.
Neuzeitliche Betriebsführung in der
Lokomotivkessel-Ausbesserung. In der Mitgliederversammlung der Deutschen
Maschinentechnischen Gesellschaft am 17. Januar führte Regierungs- und Baurat Sussmann aus Frankfurt a. M. Folgendes aus:
Das Bestreben auf allen industriellen Gebieten, vor allem jedoch in den
Staatsbetrieben, muß jetzt darauf gerichtet sein, den Wirkungsgrad der Arbeit, den
eigentlichen Nutzeffekt, zu verbessern. Mittel zur Durchführung dieser Bestrebungen
sind: Aenderung der allgemeinen Organisation, und ferner: Verbesserung der
Betriebsführung im einzelnen und in allen ihren Phasen. Die erste Art, die der
Umstellung, ist zweifellos notwendig und wesentlich, demgegenüber darf jedoch die äußerlich
weniger lohnend erscheinende, mühevolle Methode der sachlichen Kleinarbeit nicht
vernachlässigt werden. Der Vortragende hat sich bemüht, auf einem begrenzten, aber
für die Erhaltung der Lokomotiven äußerst wichtigen Gebiet, der Kesselausbesserung,
die Verfahren einer neuzeitlichen Betriebsführung auszugestalten und durchzuführen,
und erläuterte diese Verfahren und die damit erzielten Erfolge an Abbildungen,
Kurven und Beispielen aus dem Lokomotivausbesserungswerk Nied (Direktionsbezirk
Frankfurt a. M).
Nachdem sich die im Kriege wegen Fehlens des Kupfers eingebauten eisernen
Feuerbuchsen im allgemeinen als so wenig haltbar erwiesen hatten, daß sie eine
Gefährdung des geordneten Betriebes bildeten, erwuchs für die Werkstätten die
Aufgabe, neben ihren übrigen Ausbesserungsarbeiten so schnell wie möglich kupferne
Feuerbuchsen einzubauen, die von der Metallindustrie in genügender Anzahl
herangeschafft werden konnten. In Nied ist durch die methodisch durchgeführten
Maßnahmen erreicht worden, daß regelmäßig 2 bis 3 Feuerbuchsen wöchentlich eingebaut
werden, außer der übrigen Kesselreparatur. Soweit die Verfahren in anderen
Kesselschmieden noch nicht Eingang gefunden haben, können sie mit verhältnismäßig
niedrigen Ausgaben, die hauptsächlich für Beschaffung einfacher Hilfsmaschinen und
Werkzeuge entstehen, auch in älteren weniger modern eingerichteten Werkstätten
eingeführt werden und deren Leistung erhöhen. Von Interesse waren besonders die
Abbildungen, die den weitgehenden Ersatz der Handarbeit durch Arbeit mit Preßluft
oder elektrischen Maschinen zeigten, ferner die Darstellungen, die die sorgfältige
Beobachtung der wichtigeren Arbeitsvorgänge in ihren einzelnen Phasen zeigten und
die dazu dienen, das für die betreffende Arbeit am besten geeignete Werkzeug zu
ermitteln, damit es als Werknormalie ausgebildet und in größerer Menge angefertigt
dem Arbeiter zur Verfügung gestellt werden kann. Die methodische Behandlung der
Werkzeuge sowie der Hilfsmaschinen, wie Preßlufthämmer, geht so weit, daß für jede
Arbeit das zu benutzende Werkzeug und der betreffende passende Hammer genau
vorgeschrieben und durch Arbeitsblätter festgelegt ist und daß eine willkürliche
Abänderung der Werkzeuge nicht stattfinden darf; allerdings werden auch Werkzeuge
bester Beschaffenheit in beliebiger Menge, soweit die Nachrechnung den notwendigen
Verbrauch ergibt, zur Verfügung gestellt. Bei einer Betriebsführung, die so weit in
die Tätigkeit des im Gedinge arbeitenden Arbeiters eingreift, wird es als besonders
wichtig hervorgehoben, daß alle Beteiligten, besonders Arbeiter, ständig zur
Unterrichtung über den Zweck der Maßnahmen, zur Beobachtung der Arbeitsvorgänge und
Information herangezogen werden und gern daran mitarbeiten. Alle diese Maßnahmen
führen zu dem für die Entwicklung des Wiederaufbaues im Eisenbahnwesen wichtigen
Ergebnis, daß es durch eindringliche Durcharbeitung aller Arbeitsgänge der
Kesselschmiede bereits jetzt gelingen muß, den Nutzeffekt der Ausbesserungsarbeit so
zu steigern, wie es auch der Privatindustrie nicht anders möglich sein würde.
Der Vortragende gibt zum Schluß der Erwartung Ausdruck, daß bei Ausdehnung dieser
Verfahren der neuzeitlichen Betriebsführung auch auf den übrigen Teil ces
Eisenbahnwerkstättenbetriebes der wirtschaftliche Nutzeffekt desselben in kurzer
Zeit wesentlich gehoben werden muß.
Ueber Wälzlager in Schiffsmaschinen macht Ayasse in Nr. 7 des „Schiffbau“ einige Angaben,
insbesondere hinsichtlich deren Anwendung für das Drucklager der
Schraubenwelle. Das bisher übliche Kammlager mag bei gleichmäßigen
Betriebsverhältnissen befriedigend arbeiten; bei großen Betriebsschwankungen
verteilt sich der Achsialschub aber ungleichmäßig auf die einzelnen Kämme und die
Folge ist ein starker Oelverbrauch, um übermäßige Erwärmung zu vermeiden. Eine
weitere Eigenschaft des Kammlagers ist es, daß nur infolge der bei Antrieb durch
Kolbenmaschinen auftretenden Schwingungen eine ausreichende Oelmenge zwischen die
Kämme zu treten vermag, bei Turbinenantrieb mit gleichmäßigem Druck jedoch nicht.
Eine Verbesserung gegenüber den gewöhnlichen Kammlagern bedeutet allerdings das
Michel-Lager, bei dem infolge seiner besonderen Konstruktion reine
Flüssigkeitsreibung erzielt wird. Seine Nachteile bestehen darin, daß während des
Betriebes sorgfältige dauernde Kühlung des Oeles oder gleichmäßiger Oelumlauf durch
eine Oelpumpe gesichert sein muß, und daß Instandsetzungen ebenso mühsam sind wie
bei gewöhnlichen Kammlagern.
Textabbildung Bd. 337, S. 45
Im Gegensatz zu den Eigenschaften der Kammlarer haben die Wälzlager folgende
Vorteile:
1. Geringe Reibung (s. Zusammenstellung weiter unten).
2. Leichte Einstellbarkeit; diese ist deswegen von besonderer Bedeutung, weil am
Schiffskörper Formänderungen eintreten, denen sich die Lager der Schraubenwelle
anpassen müssen. Bei Wälzlagern in der Ausführung nach Abbildung geschieht die
Einstellung selbsttätig, was bei Kammlagern nur mit großen Schwierigkeiten und
Kosten zu erreichen ist.
3. Kleiner Raumbedarf; wenn auch noch die Traglager durch Wälzlager ersetzt werden,
ergibt sich gegenüber der Ausführung mit Kammlagern eine Ersparnis an Baulänge von
etwa 50 v. H.
4. Vollständig selbstätige einfache Schmierung und sparsamer Schmiermittelverbrauch,
indem nur bei Aufenthalt im Hafen starres Fett in die Gehäuse gefüllt zu werden
braucht; Materialbedarf ⅛ bis 1/10 desjenigen von Kammlagern.
5. Leichte Auswechselbarkeit. Bei Unregelmäßigkeiten im Gange können die Wälzlager in
Betrieb bleiben, bis Gelegenheit zur Auswechselung gegeben ist; diese geschieht dann
sehr leicht und schnell.
Die Ueberlegenheit der Wälzlager hinsichtlich der Reibungsverluste zeigt nachfolgende
Zusammenstellung.
1. Kammlager. Versuche von Woodbury ergaben bei 2,8 kg cm2
Flächendruck, 0,7 m/sek mittlerer Gleitgeschwindigkeit und 20 bis 30° C eine
Reibungszahl μ = 0,02; Versuche von Tower bei 3,5 kg/cm2 Flächendruck, 0,85 bis 2,3 m/sek mittlerer Gleitgeschwindigkeit und
weichem Stahl auf Kanonenbronze μ = 0,036. Wegen ungleicher Druckverteilung im
Kammlager und höherer Temperaturen ist im Mittel anzunehmen μ = 0,05 bis 0,06.
2. Michel-Lager. Im Laboratorium ergab sich μ = 0,0015;
für Dauerbetrieb ist anzunehmen μ = 0,0020 bis 0,0025.
3. Kugeldrucklager. Versuche von Goodman ergaben bei einem Lager mit 14 Kugeln von je 1'', n = 220 und
einem Gesamtdruck von 1140 auf 5650 kg steigend eine Reibungszahl von μ = 0,001 auf
μ = 0,0009 abnehmend; Versuche im Laboratorium der S.
K. F.-Norma ergaben bei 23° C μ = 0,0012, bei 32° C μ = 0,0010. Im Mittel ist
anzunehmen μ = 0,0010 bis μ = 0,0012.
Ritter.
Die Entropietafeln von W. Schüle und die Gasturbine. Die
Entwicklung der Gasturbine ist gegenwärtig soweit fortgeschritten, daß die
Einführung dieser Maschine in die Praxis in absehbarer Zeit bevorzustehen scheint.
Sehr umfangreiche Arbeiten mußten ausgeführt werden, ehe sich aus der Fülle der
verschiedenartigsten Ideen ein Gedanke entwickelte, dessen Verwirklichung nichts im
Wege stand. Dipl.-Ing. Hans Holzwarth war es beschieden,
diese schöpferische Tat zu vollbringen. Für das deutsche Unternehmertum ist es ein
gutes Zeugnis, daß es die Mittel zur Verfügung stellte, derer man bedurfte, um die
kostspieligen Vorarbeiten zu leisten, welche eine Voraussetzung für die Ueberwindung
der zahllosen beim Bau von Gasturbinen auftretenden Schwierigkeiten waren. Mit
weitschauendem Blick hat es seit 1913 die Firma Thyssen & Co., Mülheim a. Ruhr,
übernommen, die Gedanken Holzwarths in großzügiger Form in die Wirklichkeit
umzusetzen. Der Erfolg ist nicht ausgeblieben. Die Gasturbine hat hinsichtlich des
Wirkungsgrades bereits die Dampfturbine erreicht und wird sie voraussichtlich bald
übertreffen. Ebenso dürfte die Betriebssicherheit in naher Zukunft nichts mehr zu
wünschen übrig lassen. Sogar eine Oelturbine für schwer verdampfende Brennstoffe
wurde bereits gebaut und scheint zu weitgehenden Hoffnungen zu berechtigen, obwohl
sie noch im Versuchsstadium ist. Auch die deutsche Wissenschaft hat an der Aufgabe,
eine neue Wärmekraftmaschine zu schaffen, in ausschlaggebender Weise mitgearbeitet.
Hier war es vor allem Prof. W. Schüle, Görlitz, der die
Gasturbinentheorie entwickelte und die Grundlagen schuf, welche es gestatten, die
sich in dieser Maschine abspielenden Vorgänge in übersichtlicher Weise zu verfolgen.
Zu diesem Zwecke erwies es sich in erster Linie als notwendig, Entropietafeln zu
entwerfen, die es erlauben, für die verschiedenartigsten durch Verbrennung mit
größerem oder geringerem Luftüberschuß entstandenen Gase die Werte zu finden, welche
für die Berechnung von Wichtigkeit sind. Bei dem Versuche, diese Aufgabe zu lösen,
muß unbedingt vermieden werden, daß ein praktisch nicht benutzbares Gewirr von
zahllosen Linien entsteht. Schüle vermeidet diese
Schwierigkeiten, indem er nachweist, daß die Druck- und Volumenkurven eines
bestimmten Gases im Entropiediagramme unter einander kongruent sind. Es läßt sich
somit aus einem einzigen in das Schaubild eingetragenen Linienzuge jede andere
gewünschte Kurve finden, sofern man einen Verschiebemaßstab besitzt, der anzeigt, um
wieviel die ursprüngliche Linie zu rücken ist, wenn sich Spannung oder Rauminhalt um
einen runden Wert ändern. Ferner zeigte Schüle, daß man
für sämtliche Gase denselben Verschiebemaßstab verwenden kann, wenn man die
Berechnung der Entropie auf 1 m3 bei 0° und 760 mm
Druck bezieht, wodurch sich eine neue wesentliche Vereinfachung des Schaubildes
erzielen läßt. Endlich trägt es zur Erhöhung der Uebersichtlichkeit des Diagrammes
bei, daß man erfahrungsgemäß einerseits für zweiatomige Gase und Luft,
andererseits für die verschiedenen bei einer Verbrennung mit der theoretischen
Luftmenge entstehenden Feuergase mit demselben mathematischen Ausdruck für die
spezifischen Molekularwärmen auskommt. Auf Grund dieser Erwägungen war es möglich,
überaus umfassende und dennoch klare Entropietafeln zu entwerfen, welche die Druck-
und Volumenkurven für Luft, Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff, Kohlenoxyd,
Feuergase, gasförmigen Wasserdampf und Kohlensäure enthalten. Aus den Linienzügen
für Luft und reines Feuergas findet man auf Grund folgender Ueberlegung die Kurven
für verdünnte Gase. Es bezeichne vg deren Gas- und
v1 deren Luftgehalt. Dann ist die Molekularwärme
des Gemisches mc = vgmgcg + v1m1c1, und
die Entropieänderung eines Kubikmeters wird
d\,S=\frac{m\,c\,d\,T}{22,4\,T}=v_g\,\frac{m_g\,c_g}{22,4\,T}\,d\,T+v_1\,\frac{m_1\,c_1}{22,4\,T}\,d\,T.
Hieraus folgt S = vgSg + v1S1 oder, da vg = 1 –
v1 ist, S = Sg –
v1(Sg – S1). Es stellt nun der Klammerwert die
Abszissenstrecke zwischen den Kurven für reines Feuergas und Luft dar. Will man
daher von ersterer zu der Drucklinie für Verbrennungsprodukte mit dem Luftgehalte
v1 gelangen, so muß man auf der erwähnten
Strecke von der Gaskurve ausgehend v1 Bruchteile
abtragen. Der so gefundene Punkt gehört dem gesuchten Linienzuge an.
Textabbildung Bd. 337, S. 46
Leider herrscht auch noch gegenwärtig in vielen Ingenieurkreisen eine Abneigung gegen
die Benutzung der Entropiediagramme. Es sei daher ein Beispiel gegeben, das
einerseits zeigt, wie Schüle bei der Entwicklung seiner
Turbinentheorie die analytische Lösung von Aufgaben vornimmt, und andererseits
erkennen läßt, wie einfach sich beim Vorhandensein einwandfreier Entropietafeln die
zeichnerische Behandlung gestaltet. Es soll die Ausströmungsenergie bestimmt werden,
welche frei wird, wenn das Gas aus der Explosionskammer einer Holzwarth-Turbine ohne
Wärmeaustausch mit der Umgebung in das Gehäuse tritt, welches das Laufrad enthält.
Nach bekannten Regeln der Mechanik wäre die Bewegungsenergie der in der Zeit dt
ausströmenden Gasmenge d\,L=\frac{d\,G}{2\,g}\,.\,w^2. Es bezeichnet hierin w die Geschwindigkeit, g die
Erdbeschleunigung und G das Gewicht des Gases. Nennt man ferner den Druck und das
Volumen bei Beginn des Zeitelementes pi bzw. vi sowie das Arbeitsgefälle, bezogen
auf 1 kg, in demselben Augenblick Li, so erhält man zunächst Li=\frac{w^2}{2\,g} und durch
Einsetzen in die erste Gleichung dL = Li dG. Nun sei das Volumen der Kammer V und
der spezifische Rauminhalt beim Anfang des Ausströmens v1. Es ist daher bis zum Beginn des Zeitelementes das Gewicht G=\frac{V}{v_1}-\frac{V}{v_1}
auszutreten. Hieraus folgt d\,G=-V\,d\,\frac{1}{v_1} oder durch Einführung dieses Wertes in die
Formel für die Energie d\,L=-V\,Li\,d\,\frac{1}{v_1} beziehungsweise L\,∣_1^i=-V\,\int\limits_{p_1}^{pi}\,L_i\,d\,\frac{1}{v_i}. Jetzt kann man nach
dem Verfahren der teilweisen Integration \int\,Li\,d\,\frac{1}{v_i}=\frac{Li}{v_1}-\int\,\frac{d\,Li}{v_1} setzen. Ferner wäre d Li = vi d pi, und man darf somit schreiben
\int\,L_i\,d\,\frac{1}{v_1}=\frac{Li}{v_1}-p_i oder \int\limits_{p_1}^{pi}\,Li\,d\,\frac{1}{v_i}=\left(\frac{Li}{v_i}-p_i\right)-\left(\frac{L_1}{v_1}-p_1\right),
wobei L1 die
Ausströmungsenergie beim Anfangsdrucke p1 darstellt.
Durch Verwendung der gefundenen Beziehung ergibt sich nun schnell
L\,∣_1^i=V\,\left(\frac{L_1}{v_1}-p_1-\frac{Li}{v_i}+p_i\right)=\frac{V}{v_1}\,\left[L_1-L_i\,\frac{v_1}{v_i}-v_1\,\left(p_1-p_i\right)\right].
Hieraus folgt für die bis zur Entleerung frei werdende Energie
L\,∣_1^2=G_1\,\left[L_1-v_1\,\left(p_1-p_2\right)\right], da \frac{V}{v_1}=G_1 ist und Li = 0 wird, wenn man den Enddruck p2 erreicht hat. Sehr leicht läßt sich der, wie man
sieht, nicht ganz einfach zu berechnende Wert von L mit Hülfe der Entropietafeln
bestimmen, was die Abbildung zeigt. In derselben stellt die Linie gleichen
Rauminhaltes A'B' die Explosion in der Kammer dar. B'C' veranschaulicht die
adiabatische Ausdehnung und die Druckkurve C'E' das Absaugen der Gase, welches
notwendig ist, da hinter dem Turbinenrad Unterdruck herrscht. A'E' ist schließlich
die Fortsetzung der Volumenkurve durch A' bis zum tiefsten Druck. Die Fläche B'C'E'
wäre somit der gesuchte gesamte Arbeitsgewinn. Sie entspricht der im pv-Diagramm
unter der Expansionslinie liegenden Fläche. Die Anzahl der Beispiele, welche die
Vorteile der Verwendung der Entropietafel bei der Berechnung von Gasmaschinen
zeigen, ließe sich ohne Schwierigkeit vornehmen. Es sei daher darauf hingewiesen,
daß dieses Schaubild, welches dem II. Band der Thermodynamik von Schüle beigegeben ist, auch einzeln vom Verlage Julius
Springer, Berlin, abgegeben wird. Daß Schüle nicht nur
theoretisch, sondern auch durch Vornahme praktischer Versuche an den in Mülheim a.
Ruhr laufenden Maschinen das Gasturbinenproblem förderte, möge nicht unerwähnt
bleiben.
Schmolke.
Ueber „Die Gleichstromdampfmaschine“ von Prof. Stumpf sprach im Aachener B. V. des Vereines deutscher
Ingenieure Prof. Bon in. Die Bedeutung der Gleichstromdampfmaschine zeigen dabei
folgende Betrachtungen:
Bei einer gewöhnlichen Kolbendampfmaschine (Wechselstromdampfmaschine) wird der
günstigste Arbeitsvorgang durch den „Rankine-Prozess“ dargestellt: Eintritt
einer bestimmten Dampfmenge in einen vom schädlichen Raume freien Dampfzylinder ohne
Drosselung bei konstantem Kesseldruck, Expansion ohne Wärmeabgabe nach außen bis auf
den Gegendruck, Ausstoßen durch den rückgehenden Kolben ohne Drosselung bei
gleichbleibendem Gegendruck der Atmosphäre oder des Kondensators. Demgegenüber
treten im wirklichen Betriebe nachstehende Verluste ein:
1. der von Stumpf als „Flächenschaden“ benannte
Verlust durch Wärmeaustausch mit den Wandungen von Zylinder, Kolben und
Steuerorganen;
2. der Verlust durch unvollständige Expansion infolge Verringerung des Hubvolumens
zur Ersparnis von Baulänge und damit der Kosten der Maschine;
3. der Verlust durch den schädlichen Raum;
4. die Drosselverluste am Uebertritt vom Kessel in den Zylinder und vom Zylinder in
den Kondensator oder den Auspuff, weil die Form der Steuerorgane eine Rückumsetzung
der Dampfgeschwindigkeit in Druck verhindert;
5. die Undichtigkeitsverluste an den Steuerorganen und dem Kolben;
Textabbildung Bd. 337, S. 47
Abb. 1.
6. die Verluste durch Wärmeleitung und Strahlung (gering);
7. die Verluste durch Reibung (gering).
Bei einer Gleichstromdampfmaschine sind nun die Verluste unter 1.–5. auf ein
Mindestmaß herabzusetzen, während die unter 6. und 7. genannten ebenfalls gering
bleiben.
Textabbildung Bd. 337, S. 47
Abb. 2.
Zu 1.: Als Mittel zur Verlustminderung dient möglichste Kleinhaltung der schädlichen
Flächen (bereits von van den Kerchhove angewandt) und
Gleichstromwirkung. Ersteres ist durch Fortfall der Auslaßventile erleichtert. Der
Gleichstrom hat hierfür folgende Bedeutung: Der Wärmeaustausch zwischen Dampf und
Wandungen hängt außer von der Größe der Flächen von dem Strömungzustande des Dampfes
ab. Bei Wechselstromdampfmaschinen streicht der kalte Abdampf in der
Vorauslaßperiode an den Ausströmungsorganen mit großer Geschwindigkeit (bis 400
m/sek.) vorbei, was einen großen Wärmeaustausch bedingt. Bei der
Gleichstromdampfmaschine ist die Geschwindigkeit, selbst wenn sie in der
Austrittsöffnung ebenso groß ist, wenige Zentimeter davor nur 20 bis 15 m sek.
Infolgedessen ist
der Wärmeaustausch mit dem Kolbenrand hier wesentlich geringer als bei den
Auslaßventilen normaler Maschinen, zumal die Austrittsöffnungen während der
Füllungsperiode vom eintretenden Dampf durch die Kolbenringe getrennt sind. Eine
sorgfältige konstruktive Ausbildung des Zylinders ist dabei natürlich
erforderlich.
Zu 2.: Eine Verringerung des Verlustes durch unvollständige Expansion ist dadurch
möglich, daß die lebendige Kraft des ausströmenden Dampfes während des Rückganges
des Kolbens einen Unterdruck im Zylinder erzeugt. Bei der Wechselstrommaschine sind
die Formen der notwendigen Auslaßorgane hierfür ein Hindernis, während die gut
abgerundeten Auslaßöffnungen der Gleichstromdampfmaschine dafür sehr geeignet sind.
Eine für die Preußische Staatsbahn im Jahre 1920 bei Borsig gebaute 5/5
Heißdampf-Güterzug-Lokomotive, Serie G 10, soll beim Rückgang des Kolbens einen
Unterdruck statt des sonst eintretenden Ueberdruckes ergeben haben.
Zu 3.: Der schädliche Raum ist infolge Fehlens der Auslaßventile bis auf 2 v. H. und
weniger vermindert.
Zu 4.: Die Drosselverluste sind abhängig von dem gesamten in den Zylinder
eintretenden Dampfgewicht einschl. des durch den Flächenschaden kondensierten
Dampfes. Da letzterer bei der Gleichstromdampfmaschine klein ist, so sind auch die
Drosselverluste kleiner oder es können bei Zulassung gleicher Drosselverluste wie
beider Wechselstromdampfmaschine kleinere Steuerquerschnitte vorgesehen werden. Die
geringe Füllung der Gleichstromdampfmaschine bringt freilich den Nachteil
außerordentlich kleiner Eröffnungspfeilhöhen im normalen Exzenterantriebe. Zur
Vermeidung dessen läßt aber Prof. Stumpf die Steuerwelle mit der doppelten Drehzahl
der Maschine laufen, wodurch sich eine Verdoppelung des Oeffnungsbogens und eine
Vervierfachung der Oeffnungspfeilhöhe ergibt. Damit für dieselbe Zylinderseite nicht
2 Eröffnungen während einer Umdrehung erfolgen, ist ein Zwischengetriebe vorhanden,
das den Eröffnungshub einmal verstärkt, einmal unterdrückt.
Zu 5.: Zur Verringerung der Undichtigkeitsverluste verwendet Prof. Stumpf Ventile mit elastischem unteren Sitz oder mit
elastischer oberer Dichtungsfläche, um die sonst bei einem Doppelsitzventil
unmögliche Abdichtung sicher zu erreichen. Der für diese Konstruktion erforderliche
große Hub bedeutet keine Schwierigkeit bei Verwendung der vorerwähnten besonderen
Steuerung und infolge der durch die große Kompression der Gleichstrommaschine im
Augenblick der Eröffnung bedingten Entlastung.
Der Aufbau der Gleichstromdampfmaschine ist einfach, zumal nur eine Einlaßsteuerung
vorzusehen ist. Hierzu dient entweder eine durch Achsenregler beeinflußte über dem
Zylinder angebrachte Rollenstange mit Bewegungsübertragung durch an den Ventilen
angebrachte Nocken oder besser durch eine neben der Maschine liegende Steuerwelle
mit Kurvenschubsteuerung. Auch Anwendung von Ventilen mit wagerechter Achse mit
Betätigung des Rollennockenhebels durch einen Achsenregler oder (bei Lokomotiven)
die Heusingersteuerung. Auch Schiebersteuerung mit Corliß-Hähnen oder entlasteten
Kolbenschiebern ist möglich. Bei Ausbildung als Auspuffmaschine ist infolge langer
Kompression ein großer schädlicher Raum vorhanden. Zur Vermeidung dadurch
entstehender Verluste kann man Hilfsauslaßorgane anwenden, durch die während des
Kolbenrückganges eine Kompressionsverminderung stattfindet. Derartige Maschinen
werden insbesondere von Ehrhard & Sehmer als
Umkehr-Walzenzugmaschinen ausgeführt. Sie besitzen gegenüber den
Mehrfachexpansionsmaschinen den Vorteil einer Ueberlastungsfähigkeit um 100 v. H.
(Zeitschrft. f. Dampfk.- u. Masch.-Betr. 16, 17).
Ritter.
Drohende Oelkrise in Amerika. Bei der Abhängigkeit
zahlreicher europäischer Staaten von der Lieferung von Benzin, Petroleum und
Schmieröl durch die Vereinigten Staaten von Amerika verdienen die in letzter Zeit
wiederholt von amtlichen amerikanischen Stellen erhobenen Warnungen auch bei uns
volle Beachtung. So hat neuerdings der Leiter des Geologischen Landesamtes in
Washington erklärt, daß die Vereinigten Staaten den Höhepunkt ihrer Oelerzeugung
erreicht haben. Diese Tatsache sei eine ernste Gefahr für das Land, weshalb man sich
so schnell wie möglich ausländische Oelreserven sichern müsse. Geschehe dies nicht,
so werde man bald vor einem Oelmangel stehen.
Aehnlich äußerte sich ein Beamter des staatlichen Bergbauamtes in einem Vortrag vor
dem Verband amerikanischer Berg- und Hütteningenieure. Die heimische Erzeugung könne
mit dem wachsenden Verbrauche nicht mehr Schritt halten. Die hervorragendsten
Ingenieure sagten einen Rückgang der Ausbeute bei den amerikanischen Oelquellen
voraus, während der Bedarf dauernd zunehme. Die einzige Hilfe seien ausländische
Oelfelder, von denen aber eine große Zahl infolge der nationalistischen Politik
einzelner Länder für die Vereinigten Staaten schon gesperrt sei. So bestehe die
Gefahr, daß Amerika aus einer herrschenden in eine abhängige Stellung gerate,
während es bisher einen großen Teil des Weltbedarfs an Oel gedeckt habe. Die
Oelerzeugung Amerikas betrug 1918 356 Mill. Barrels, der Verbrauch dagegen 406 Mill.
Barrels. Im Jahre 1919 lagen die Verhältnisse etwas günstiger, da die Oelquellen von
Texas eine reichliche Ausbeute lieferten; diese sind aber inzwischen auch stark
aufgebraucht worden. Die noch unausgenutzten, aber gewinnbaren Oelvorräte wurden
1919 von dem Geologischen Landesamt auf 6740 Mill. Barrels geschätzt, eine Menge,
die den Bedarf nur für etwa 20 Jahre zu decken vermag. Selbst wenn diese Berechnung
etwas zu ungünstig sein sollte kann man die Lage des Landes nicht als befriedigend
bezeichnen. Man wendet sich daher jetzt in Amerika der Ausbeutung der riesigen
Oelschieferlager zu, die sich im Westen des Landes finden und deren Oelgehalt noch
größer ist als der ursprüngliche Vorrat sämtlicher Oelquellen. (Bayer. Industrie- u.
Gewerbebl. 1921, S. 255).
Sander.
Technisch-wissenschaftliche Lehrmittel-Zentrale. Am 5.
Januar fand eine Sitzung des aus einer Anzahl führender Herren der Industrie und
Wissenschaft bestehenden Kuratoriums der Technisch-wissenschaftlichen
Lehrmittel-Zentrale beim Deutschen Verband Technischwissenschaftlicher Vereine
statt. Die Lehrmittel-Zentrale, die den Bemühungen von Dr.-Ing. e. h. Lasche, Direktor der AEG, ihr Entstehen verdankt und für
welche die Industrie die erforderlichen Mittel zur Verfügung stellt, ist ein
gemeinnütziges Unternehmen und verfolgt den Zweck, die Ergebnisse der technischen
Wissenschaft und Praxis in einer für Vortrags- und Lehrzwecke ganz besonders
geeigneten Form den vortragenden Lehrern und Hörern zugänglich zu machen, und zwar
in knappen, sehr sorgfältig durchgearbeiteten Einzeldarstellungen, die nach Bedarf
beliebig im Unterricht verwandt werden können, sodaß die individuelle Richtung des
einzelnen Lehrers voll gewahrt bleibt. Bezweckt wird damit ein wirtschaftliches Arbeiten
auf technisch-wissenschaftlichem Gebiete, eine Entlastung einerseits für die Lehrer,
anderseits für die Industrie, deren durch Versuche und durch praktische Erfahrung
gewonnenen Ergebnisse nunmehr durch eine Zentralstelle für die Ausbildung des
Nachwuchses nutzbar gemacht werden können.
Die Durcharbeitung der Lehrmittel kann bei dieser Zentralisierung viel gründlicher
geschehen als wenn, wie bisher, an vielen verschiedenen Stellen die gleiche Arbeit
geleistet werden muß. Notwendig ist natürlich die Mitarbeit der ganzen
technisch-wissenschaftlichen Welt ebenso wie der gesamten Industrie. Die Pläne der
Lehrmittel-Zentrale sind auf das wärmste zu begrüßen, da wir in bezug auf die
technische Ausbildung gegenüber anderen Ländern, namentlich gegenüber Amerika mit
seinen riesigen Hilfsmitteln, bald ins Hintertreffen geraten werden, wenn bei uns
nicht alles geschieht, um die Ausbildung zu fördern. Eine ausführliche Darstellung
der Ziele des neuen Instituts erschien in der Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure vom 7. Januar 1922.
Die Kuratoriumssitzung behandelte u.a. eingehend die Ausbildung, die Herstellung und
den Vertrieb der Lehrmittel, die Gewinnung von Mitarbeitern und die Frage des
Zusammengehens mit den anderen Körperschaften, die verwandte Bestrebungen
verfolgen.
Es ist in Aussicht genommen, Lehrmittel in folgender. Form herzustellen.
Diapositive in farbiger Ausführung nach den vom Technisch-wissenschaftlichen
Vortragswesen Berlin aufgestellten Leitsätzen.
Textblätter mit Zeichnungen oder Abbildungen. Die Blätter werden nach dem
internationalen Dezimal-Klassifikationssystem bezeichnet, sodaß eine planmäßige
Gliederung nach Sondergebieten und das Einreihen neuer Blätter in die Sammlung ohne
weiteres möglich ist. Kartothekkästen zum Aufbewahren der Blätter werden gleichfalls
von der Lehrmittel-Zentrale geschaffen.
Tafeln zum Aushängen in den Räumen der Lehranstalten oder in technischen Büros. Die
Tafeln sollen enthalten vergrößerte Wiedergaben der auf den Textblättern zur
Darstellung gebrachten Zeichnungen, nach Möglichkeit in farbiger Ausführung, sowie
photographische Wiedergaben einzelner besonders wichtiger und sich häufig
wiederholender Konstruktionsteile.
Konstruktionsvorlagen in Form von Textblättern mit aufgeklebten photographischen
Wiedergaben von Werkstattzeichnungen.
Es soll versucht werden, die Herstellungskosten soweit herunterzusetzen, daß auch
unter den heutigen Verhältnissen der einzelne Studierende sich eine Sammlung des für
ihn wertvollen Materials hinlegen kann.